Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

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Spalter
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Spalter »

Wolfgang Walk hat geschrieben: 25. Jan 2019, 12:50
Weil a) meine Argumente wo genau schon vorweggenommen wurden? Und b) Argumente ja ein Verfallsdatum von Rohmilch haben und nach einer Woche weggeschüttet werden müssen?
Als freier Journalist hab ich vermutlich eine andere Sicht als du ;)

Ok, das war vielleicht sehr verkürzt. Lass es mich ausführen.

Eine Kolumne bezieht sich auf aktuelle Ereignisse. Am besten direkt oder zumindest im Zeitraum weniger Tage. Nach 2 Wochen ist das Thema durch. Das macht deine Ansichten nicht falsch oder "kaputt". Es fehlt nur der passende Bezug. Dieses Dilemma wäre eben mit einer Diskussion mit - in diesem Fall - Nikolas Freund aufhebbar. Ist es für dich denn befriedigend, deine Argumente in den virtuell leeren Raum rauszuposaunen? Wäre es nicht viel besser, mit der "anderen Seite" darüber zu sprechen?
Zuletzt geändert von Spalter am 25. Jan 2019, 13:06, insgesamt 1-mal geändert.
Wolfgang Walk
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Wolfgang Walk »

Du solltest vielleicht nicht die wirtschaftliche Verwertbarkeit von Argumenten innerhalb einer begrenzten Plattform des Kulturjournalismus mit der sachlichen Gültigkeit von Argumenten verwechseln.
Denn erstere ist halt u.a. auf dieser Podcast-Plattform offenkundig noch gegeben, wie die Diskussion zeigt - und letztere existiert komplett unabhängig von wirtschaftlicher Verwertbarkeit. Die Schwerkraft existiert ja auch, obwohl das als Zeitungsmeldung schwer verkäuflich sein dürfte.
Spalter
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Spalter »

Es würde mich freuen, wenn du auch auf andere Bereiche, die ich angeführt habe (nicht erst beim Edit oben), eingehen könntest.

Dunning und Kruger sind stark in mir, help me Obi Wan Walk!
Wolfgang Walk
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Wolfgang Walk »

Herr Freund hat jede Gelegenheit der Welt sich zu melden. Ich überlasse ihm gerne meine nächste Kolumne für eine Antwort. Er kann mich auch gerne bitten, in einem Podcast (beispielsweise Walkthrough) mit mir zu diskutieren.

Aber warum er in einem kommerziellen Medium veröffentlichen darf, ohne dass er MIR den Artikel schickt (so dass ich auf der Seite der Sueddeutschen unter DEREN kommerziellen Bedingungen zu lesen gezwungen bin) - und er aber sich nicht einmal die Mühe machen muss, UNSERE kommerziellen Bedingungne zu akzeptieren, das ist irgendwo nicht einzusehen.

Wenn er Interesse an dieser Diskussion hätte, hätte er sich bereits gemeldet. Ihm wurde, wie mir zugetragen wurde, auf mehreren Kanälen von meinem Beitrag berichtet. Seine Reaktion war - nun - erheblich desinteressiert.
Spalter
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Spalter »

Es ist nun doch ein erheblicher Unterschied, ob ein Autor sich allgemein äußert, oder er direkt angesprochen wird.

Es ändert auch nichts daran, dass ein Diskurs förderlicher wäre als diese Grabenkriege. Ich dachte es wäre in deinem Sinne, eben diese beizulegen.
Wolfgang Walk
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Wolfgang Walk »

Es ist in meinem Sinne, die fundamentalen Missverständnisse in Bezug auf Games zu überwinden. Das geht nur, wenn man fundamental und ausführlich argumentieren kann, was erfahrungsgemäß in einem Gespräch eher nicht so möglich ist. Ich brauchte für meine Argumentation 25 nicht unterbrochene Minuten. Wenn jemand das genauso dicht schneller hinkriegt, kann er gerne vortreten.
Aber für ein Gespräch mit dem Herrn sollte der meine Argumentation kennen und sorgfältig abgeklopft haben. Was soll ein Ich sage-der sagt Gespräch, in dem keiner den anderen verstehen kann, weil niemand die zugrunde liegenden Konzepte ausführlich genug argumentiert bekommt?
Spalter
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Spalter »

Wow...ok...

Du sagst also, dass du nicht in der Lage bist, ein argumentatives Gespräch zu führen. Das tut mir leid :(
Wolfgang Walk
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Wolfgang Walk »

Spalter hat geschrieben: 25. Jan 2019, 13:31 Wow...ok...

Du sagst also, dass du nicht in der Lage bist, ein argumentatives Gespräch zu führen. Das tut mir leid :(
Du zumindest willst offenbar keines, denn sonst würdest du dich nicht dümmer stellen als du bist..
Spalter
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Spalter »

Sehr gut^^
Ich kann dir zumindest zugute halten, dass du mich für klug hälst ;)

Dennoch würde ich jetzt dafür plädieren, dir eine aufn Deckel zu geben für diese Beleidigung.
Stuttgarter
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Stuttgarter »

Spalter hat geschrieben: 25. Jan 2019, 12:55

Als freier Journalist hab ich vermutlich eine andere Sicht als du ;)

Ok, das war vielleicht sehr verkürzt. Lass es mich ausführen.

Eine Kolumne bezieht sich auf aktuelle Ereignisse. Am besten direkt oder zumindest im Zeitraum weniger Tage. Nach 2 Wochen ist das Thema durch. Das macht deine Ansichten nicht falsch oder "kaputt". Es fehlt nur der passende Bezug. Dieses Dilemma wäre eben mit einer Diskussion mit - in diesem Fall - Nikolas Freund aufhebbar. Ist es für dich denn befriedigend, deine Argumente in den virtuell leeren Raum rauszuposaunen? Wäre es nicht viel besser, mit der "anderen Seite" darüber zu sprechen?
Einspruch von einem "Nurleser". Abgesehen davon, dass ich durch Wolfgang überhaupt erst auf das Thema aufmerksam wurde: Grundsätzliche Betrachtungen sind nie veraltet. Was Donald Trump heut morgen schon wieder getwittert hat (ich gehe davon aus, dass er hat) ist im Zweifel übermorgen irrelevant. (Außer, er hat den Nordkoreanern den Krieg erklärt oder covfefe.) Deshalb kann man aber dennoch in zwei Wochen eine Kolumne über das Twitterverhalten des US-Präsidenten schreiben, in der dann evtl. auch der heutige Tweet relevant sein kann. Covfefe.

Dazu kommt, dass Wolfgang erkennbar sehr viel Gedankenarbeit in seine Texte steckt. Das braucht nunmal Zeit - und stellt dafür sicher, dass nicht ein unüberlegter Schnellschuss das Licht der Welt erblickt.

Zu guter letzt - wahrscheinlich bin ich auch da wieder altmodisch. Aber diese ganze "So schnell wie möglich"-Mentalität der heutigen Zeit kotzt mich einfach nur an. Führt es doch dazu, dass der eine "Journalist" nur vom anderen abschreibt, alternative Fakten erstmal massiv in Umlauf gebracht werden, die irgendwann dann mühsam wieder korrigiert werden müssen (und bei einem Teil der Konsumenten sicher trotzdem in den Köpfen bleibt) und nebenbei auch eine sprachliche Schludrigkeit Einzug hält, für die sich vor 20 Jahren noch jeder Journalist in Grund und Boden geschämt hätte.

Da ist mir eine Kolumne, die unfassbarerweise erst zwei Wochen nach der thematisierten Begebenheit erscheint, doch wesentlich lieber.

Das bezieht sich alles rein aufs Thema "Erscheinungstermin" - rein gar nicht auf das Thema "Mit einander reden statt gegeneinander".
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Sebastian Solidwork
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Spalter hat geschrieben: 25. Jan 2019, 12:55 Eine Kolumne bezieht sich auf aktuelle Ereignisse. Am besten direkt oder zumindest im Zeitraum weniger Tage. Nach 2 Wochen ist das Thema durch.
Ich hätte die Kolumne von Wolfgang nicht verpassen wollen, nur weil der ursprüngliche Artikel gerade 2 Wochen her ist.
Ich sehe sie, wie auch den SZ-Artikel, als Teil eine viel größeren jahr(zehnt)e andauernden Diskussion. Da darf und soll jeder Schritt gemacht. Egal wann, er ist selten zu spät. Eine aktuelle (Nicht-mehr-)Präsenz in den Medien sehe ich dafür nicht als wichtig ein.
Ein Feuer, dass gerade nur noch als Glut glimmt, kann zu jedem Zeitpunkt wieder entfacht werden.
Und vielleicht ist manchmal etwas Abstand auch nicht ganz schlecht. Um sowohl emotional eine gewisse Distanz (bzw. ein tiefergehende Beziehung als den ersten Schreck), wie auch mehr Informationen gewonnen zu haben.
Wolfgang Walk hat geschrieben: 25. Jan 2019, 12:49 Es geht hier nicht um eine beleidigte Industrie, sondern um ein Feuilleton, das seiner gesamtgesellschaftlichen Aufgabe nicht nachkommt.
Hier frage ich mich allgemein wie den das so mit dem Feuilleton bzw. den konkreten Redakteuren so ist. Wo kommen die her? Ich vermute mal entweder am Hobby interessiert Laien oder jemand der eine Kulturwissenschaft studiert hat? Oder auch gar gelernte und arbeitende Regisseure und Autoren?
Und warum gibt es kaum jemanden aus dem Gaming, der den gleichen Weg geht? Ich weiß, das Medium steht noch ziemlich am Anfang und die dazugehörigen Wissenschaften sind auch noch ziemlich am Anfang.

Wenn jemand z.B. im Film seine Wurzeln hat, wie sehr kann man ihm dann vorwerfen Spiele aus Sicht des Films zu betrachten?
Soll so jemand überhaupt dediziert über Spiele schreiben, im Sinne, dass er ein gesamtgesellschaftlichen Urteil abgibt ?
Wäre jemand mit einem Spiele-Hintergrund dafür nicht besser geeignet? Dafür könnten sowohl die Verantwortlichen nach suchen, wie auch Leute sich aktiv anbieten.
Wie wäre es, wenn ein paar Spieleredakteure ins Feuilleton wechseln? Entsprechendes Interesse und Akzeptanz der Verantwortlichen vorausgesetzt.

Ich befürchte (Achtung, meine subjektive Wahrnehmung!), dass der Feuilleton verschiedener Medien immer mehr an gesamtgesellschaftlichen Aufgaben verliert.
Schon die "generell Gaming-Interest"-Medien (Klassiker Gamestar) haben in meiner Wahrnehmung Schwierigkeiten die immer größere Vielfalt und Anzahl an Spielen zu bewältigen. In der "Nische" tun sich gigantische "Nischen" auf (siehe kein ESport bei ThePod).
Wenn schon Gaming-Redaktionen mit der Fülle an Spielen überfordert sind, wie sollen dann allgemein z.B. eine SZ damit zu recht kommen?

Von welcher gesamtgesellschaftlichen Bedeutung ist den der Feuilletonteil eines Mediums?
Von dem Gaming-Medien habe ich den Eindruck sie seien der ausgelagerte Feuilletonteil. Passiert wo anders, die Leute finden es.
„Schönheit ist auch immer ethisches Empfinden.“

Umweltschutz beginnt im Geldsystem.
Fix the system!

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Alienloeffel
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Alienloeffel »

Spalter hat geschrieben: 25. Jan 2019, 12:55
Wolfgang Walk hat geschrieben: 25. Jan 2019, 12:50
Weil a) meine Argumente wo genau schon vorweggenommen wurden? Und b) Argumente ja ein Verfallsdatum von Rohmilch haben und nach einer Woche weggeschüttet werden müssen?
Als freier Journalist hab ich vermutlich eine andere Sicht als du ;)

Ok, das war vielleicht sehr verkürzt. Lass es mich ausführen.

Eine Kolumne bezieht sich auf aktuelle Ereignisse. Am besten direkt oder zumindest im Zeitraum weniger Tage. Nach 2 Wochen ist das Thema durch. Das macht deine Ansichten nicht falsch oder "kaputt". Es fehlt nur der passende Bezug. Dieses Dilemma wäre eben mit einer Diskussion mit - in diesem Fall - Nikolas Freund aufhebbar. Ist es für dich denn befriedigend, deine Argumente in den virtuell leeren Raum rauszuposaunen? Wäre es nicht viel besser, mit der "anderen Seite" darüber zu sprechen?

Das ist aber wirklich nicht universell einsetzbar. Als Journalist muss man das wohl so sehen, aber den Anspruch hat die Kolumne (soweit ich das verstehe) ja einfach nicht. Der Bezug ist ja durchaus da, es braucht ja auch Zeit bis sowas bei mehr Leuten ankommt.
Außerdem ist es ja kein virtueller, leerer Raum, dass dieses Publikum exisitert ist ja bekannt.
Ein Text der einen anderen thematisiert und diskutiert braucht ja nicht immer eine Antwort um gut zu sein.
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Andre Peschke
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Andre Peschke »

Spalter hat geschrieben: 25. Jan 2019, 13:36 Sehr gut^^
Ich kann dir zumindest zugute halten, dass du mich für klug hälst ;)

Dennoch würde ich jetzt dafür plädieren, dir eine aufn Deckel zu geben für diese Beleidigung.
Na, komm. Du willst die Sperre, du sollst sie haben.

Andre
Phazonis
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Phazonis »

Ironic Maiden hat geschrieben: 24. Jan 2019, 16:35 Was ich allerdings in der Kolumne zu pauschal und verkürzt fand, war das Argument, dass Spieleschaffende ihren Beitrag zu Debatten allein schon durch die Veröffentlichung ihres Spieles leisten würden, und es daher nicht nötig wäre, dass sie auch noch in der Öffentlichkeit aufträten, um über ihre Werke zu diskutieren. Hier fehlt meiner Meinung nach die Unterscheidung zwischen dem, was innerhalb des Spieles passiert, und den äußeren Umständen und Erwägungen, die dazu führen, dass jemand genau dieses Spiel gemacht hat und warum. Wieso wurde genau dieses Sujet für relevant genug gehalten, um massig Zeit, Geld und Herzblut in die Entwicklung eines Spieles zu stecken? Warum nicht ein völlig anderes Thema? Welche Inspirationen, Ideen, Vorbilder gibt es? Wie sieht man das Spiel im Kontext anderer Spiele? Alle diese Fragen kann man nicht nur durch das Spielen des Spiels beantworten, es sind aber genau solche Aspekte, die oft und gerne im Feuilleton durchgekaut werden.
All diese Fragen sind aber sehr irrelevant. Warum ist es von Belang warum das Spiel gemacht wurde? Ebenso die Frage warum nicht ein anderes Thema... weil es die Spielschaffenden interessiert hat? Das wäre so als ob du zu einem Film über Rassismus gehst und fragst warum nicht das Thema Feminismus oder irgendetwas anderes ist. Ebenso Inspirationen und andere Spiele, warum braucht man das? Ich meine gut andere spiele sehe ich vielleicht noch entfernt als Vergleich wie sich andere Autoren einem Thema annähern und ob es da Unterschiede gibt, aber alles andere braucht man doch nicht um die im Spiel aufgeworfenen Themen, Motive oder ähnliches zu diskutieren.
Das ganze riecht halt viel eher nach dem typischen leigitimieren einer Interpretation. Man versucht solange, durch ausquetschen des Autors und seiner Umgebung, an Informationen zu kommen bis sich eine Interpretation als die "wahrscheinlichste" oder vom Autor gewollte herrauskristallisiert, um dann ihr eine Art Allgemeingültigkeit zu verpassen.
Oder am Beispiel: Ich kann in Tetris eine sehr autoritäre Weltsicht hineininterpretieren. Allein, weil ich um zu gewinnen Linien verschwinden lassen muss und um das zu schaffen jedes Teil sich fein brav in das große Ganze eingliedern muss. Ist diese Sicht in irgendeiner Weise vom Autor gestützt wahrscheinlich nicht, aber das macht sie ja nicht minder wertvoll.
Ironic Maiden hat geschrieben: 24. Jan 2019, 16:35 Klar, kein Entwickler muss durch die Kulturmagazine tingeln und sein Spiel erklären. Regisseure wie z.B. Michael Haneke geben in Interviews auch selten Musterinterpretationen zu ihren Werken ab, aber sie nehmen trotzdem an gesellschaftlichen und kulturellen Debatten teil. Andere Regisseure tun das nicht, was auch nicht schlimm ist, aber wenn kein namhafter Regisseur jemals irgendwo über die Kontexte seiner Werke gesprochen hätte, wäre Film als Gattung vermutlich auch nicht so präsent im kulturellen Diskurs. Wenn Spiele hier stärker berücksichtigt werden wollen, müssen vielleicht auch mehr von den Verantwortlichen den Mumm haben, Positionen zu beziehen, die über das bloße Marketing hinausgehen. Nicht alle, aber zumindest ein paar.
Das halte ich halt für relativ unnötig in der Form Spiel, weil ich die Position durch den Möglichkeitenraum der mir eröffnet, oder auch nicht eröffnet wird, klar ablesen kann. Deswegen wüsste ich nicht, was da ein Autor noch beizutragen hätte, außer ob die Aussagen gewollt sind, aber das sollte keine Rolle spielen.
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Phazonis »

Alienloeffel hat geschrieben: 23. Jan 2019, 23:12
Wolfgang Walk hat geschrieben: 23. Jan 2019, 21:28
Alienloeffel hat geschrieben: 23. Jan 2019, 20:31 Hörenswerte Kolumne mit ein paar sehr netten Gedankengängen. Ein paar Punkte sind auch angenehm streitbar, insbesondere bei einer Sache möchte ich widersprechen bzw hinterfragen:
Erwartet jeder Autor/jedes Spiel eine Lösung oder Antwort auf eine Frage die das Spiel selbst stellt?
Wenn ich in Doom in herausragendem Detail Dämonen mit den bloßen Händen zerreiße, ist die Antwort dann, das ich als Spieler die Möglichkeit wahrnehme das zu tun?
Ja.
...

Ich behaupte einfach, dass die mögliche Frage nicht immer das Hauptanliegen ist. In dem konkreten Fall ist doch das Vergnügen vollkommener, folgenloser Eskalation das Angebot das der Spieler dort wahrnehmen kann weil die Autoren dieses Spiels im Bewusstsein dieses Reizes entwickelt haben. Ich verstehe dein Argument so, dass das Hautpanliegen eines Spiels der eröffnete Diskurs des Autors ist. Natürlich lässt sich vieles als Antwort auf ungestellte Fragen deuten, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das immer die Intention ist.
Ich würde auch hier wieder sagen es ist einfach unerheblich,ob der Diskurs gewollt ist oder nicht der sich aus einem Spiel ergibt. So erzeugt jedes spiel ob gewollt oder ungewollt durch seine Möglichkeiten gerne mal einen Diskurs. In deinem Beispiel: Warum verwehrt mir das Spiel zum beispiel sehr oft die Möglichkeit Gegner einfach zu ignorieren (Doom Reboot jetzt)? Oder warum kann ich auch einen latenten Antiintellekutalismus aus der Geschichte lesen? Die Eierköpfe habens mal wieder versaut und keiner von ihnen konnte die Folgen seiner Taten erahnen. Dafür brauchte es erst den Doom Marine.
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Ironic Maiden
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Ironic Maiden »

Phazonis hat geschrieben: 25. Jan 2019, 20:42
All diese Fragen sind aber sehr irrelevant. Warum ist es von Belang warum das Spiel gemacht wurde? Ebenso die Frage warum nicht ein anderes Thema... weil es die Spielschaffenden interessiert hat? Das wäre so als ob du zu einem Film über Rassismus gehst und fragst warum nicht das Thema Feminismus oder irgendetwas anderes ist. Ebenso Inspirationen und andere Spiele, warum braucht man das? Ich meine gut andere spiele sehe ich vielleicht noch entfernt als Vergleich wie sich andere Autoren einem Thema annähern und ob es da Unterschiede gibt, aber alles andere braucht man doch nicht um die im Spiel aufgeworfenen Themen, Motive oder ähnliches zu diskutieren.
Das ganze riecht halt viel eher nach dem typischen leigitimieren einer Interpretation. Man versucht solange, durch ausquetschen des Autors und seiner Umgebung, an Informationen zu kommen bis sich eine Interpretation als die "wahrscheinlichste" oder vom Autor gewollte herrauskristallisiert, um dann ihr eine Art Allgemeingültigkeit zu verpassen.
Die Fragen sind dann irrelevant, wenn man sich nicht für den Kontext, in dem das Spiel steht, interessiert. Das ist für mich auch völlig legitim, aber es ging ja auch um die Frage, warum Spiele im Feuilleton so selten in Erscheinung treten. Und in diesem Zusammenhang sind die Aspekte, die von außen herangetragen werden, eben doch wichtig. Gerade solche Punkte werden eben auch in der Kulturpresse verhandelt. Wenn man mal einen Blick in die etablierten Kulturseiten wirft, dann nehmen dort - unter vielen anderen Themen - Kulturschaffende eben auch zu solchen Fragen Stellung. Der Feuilleton besteht eben nicht nur daraus, dass Journalisten ihre persönlichen Interpretationen abgeben und da vielleicht noch ein paar Rezensionen dazwischen sind. Und wenn man als Medium Teil dieses Diskurses sein möchte, dann muss man sich auch an die Gegebenheiten dieses Diskurses anpassen.

Im übrigen sollte sich eine gute Interpretation aus sich selbst heraus, durch schlüssige Argumentation und Belege aus dem Text legitimieren. Das hat nichts mit "Legitimation durch Ausquetschen des Autors zu tun". Aber nur weil man die Sichtweise des Autors für die eigene Interpretation für irrelevant hält, kann man sich ja dennoch für dessen Aussagen interessieren. Bewusst Informationen nicht bekommen zu wollen ist nicht der Königsweg zu einer guten Interpretation.

Und wenn ich einen Film über Rassismus gesehen habe, würde ich nicht fragen, warum er nicht über Feminismus ist. Ich würde mich aber schon dafür interessieren, warum dieser Regisseur/ Drehbuchautor/ Produzent gerade diesen Film gemacht hat. Sich für Gründe zu interessieren hat erstmal niichts mit dem berüchtigten whataboutism zu tun, der hier unterstellt wird.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
Phazonis
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Phazonis »

Ironic Maiden hat geschrieben: 25. Jan 2019, 21:10 Im übrigen sollte sich eine gute Interpretation aus sich selbst heraus, durch schlüssige Argumentation und Belege aus dem Text legitimieren. Das hat nichts mit "Legitimation durch Ausquetschen des Autors zu tun". Aber nur weil man die Sichtweise des Autors für die eigene Interpretation für irrelevant hält, kann man sich ja dennoch für dessen Aussagen interessieren. Bewusst Informationen nicht bekommen zu wollen ist nicht der Königsweg zu einer guten Interpretation.
Oh das möchte ich auch gar nicht verneinen. Natürlich muss eine Interpretation sich schlüssig aus dem Werk ergeben, nur sind viele der bekanntesten Werke so geschrieben dass sie meist mehrere zulassen. Gerade auch ältere Werke erlauben vielleicht zum Teil durch eine moderne Linse sehr viele neue Interpretationen, die natürlich vom Autor gar nicht gewollt sein können, weil sie von nach seiner Lebensrealität nicht möglich wären.
Aber genau da sollte man eben auch aufhören, denn ab dort beginnt für mich ein Gebiet, in demich noch nie etwas Fruchtbares habe draus entstehen sehen. Sicher kann auch der Autor seine eigene Meinung zu einer Interpretation geben und sagen wie er sie findet, aber dass wird eben sehr häufig dafür genutzt einige Interpretationen als besser oder schlechter zu bezeichnen. Und da beginnt für mich das bekannte Ausquetschen des Autors. Es wird versucht Interpretationsfreiräume zu schliessen, um irgendwie an einer oder einigen wenigen "wahren" Interpretationen herrauszukommen.
Und in dem Fall würde ich sagen ja Informationen auszulassen würde zu einer besseren und reichhaltigeren Interpretationsszene führen, denn alles was durch das Werk nicht verneint wird sollte interpretatorisch möglich sein und dafür ist kein Autor nötig.
Ironic Maiden hat geschrieben: 25. Jan 2019, 21:10 Und wenn ich einen Film über Rassismus gesehen habe, würde ich nicht fragen, warum er nicht über Feminismus ist. Ich würde mich aber schon dafür interessieren, warum dieser Regisseur/ Drehbuchautor/ Produzent gerade diesen Film gemacht hat. Sich für Gründe zu interessieren hat erstmal niichts mit dem berüchtigten whataboutism zu tun, der hier unterstellt wird.
Interesse, Gute Verkäufe,... Die Frage wäre ändert die Intention mit der ein Werk geschrieben wurde dessen Aussage oder versuchst du ähnlich wie oben damit gewissen Interpretationen die näher am Grund für das Entstehen des Werkes einen höheren Wert zu geben als anderen die sich komplett davon entfernen? Und könnte sowas nicht auch deinen Blick auf ein Werk zu sehr einfärben, wenn du die Intention dahinter wissen musst, als einfach zu lesen was im Werk vorhanden ist?
Ironic Maiden hat geschrieben: 25. Jan 2019, 21:10 Die Fragen sind dann irrelevant, wenn man sich nicht für den Kontext, in dem das Spiel steht, interessiert. Das ist für mich auch völlig legitim, aber es ging ja auch um die Frage, warum Spiele im Feuilleton so selten in Erscheinung treten. Und in diesem Zusammenhang sind die Aspekte, die von außen herangetragen werden, eben doch wichtig. Gerade solche Punkte werden eben auch in der Kulturpresse verhandelt. Wenn man mal einen Blick in die etablierten Kulturseiten wirft, dann nehmen dort - unter vielen anderen Themen - Kulturschaffende eben auch zu solchen Fragen Stellung. Der Feuilleton besteht eben nicht nur daraus, dass Journalisten ihre persönlichen Interpretationen abgeben und da vielleicht noch ein paar Rezensionen dazwischen sind. Und wenn man als Medium Teil dieses Diskurses sein möchte, dann muss man sich auch an die Gegebenheiten dieses Diskurses anpassen.
Wie oben beschrieben ist der Prozess selbst natürlich kritisierbar. Und Spiele werden sich der Diskussion eben nicht anpassen. Aber dann wird halt aus einer Position der Arroganz gesagt, dass man deswegen spiele halt nicht behandelt, weil man ja den Modus Operandi ändern müsste und das ist halt intellektuell faul. Dann fehlt eben die Betrachtung durch den Autor und? Macht das die Interpretation automatisch schlecht oder wertlos?
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Ironic Maiden
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Ironic Maiden »

Ich glaube, wir reden hier auf zwei Ebenen aneinander vorbei.
Erstmal zum Thema "Spiele im öffentlichen Diskurs"/ in den Kulturmedien:
Phazonis hat geschrieben: 25. Jan 2019, 21:36
Ironic Maiden hat geschrieben: 25. Jan 2019, 21:10 Die Fragen sind dann irrelevant, wenn man sich nicht für den Kontext, in dem das Spiel steht, interessiert. Das ist für mich auch völlig legitim, aber es ging ja auch um die Frage, warum Spiele im Feuilleton so selten in Erscheinung treten. Und in diesem Zusammenhang sind die Aspekte, die von außen herangetragen werden, eben doch wichtig. Gerade solche Punkte werden eben auch in der Kulturpresse verhandelt. Wenn man mal einen Blick in die etablierten Kulturseiten wirft, dann nehmen dort - unter vielen anderen Themen - Kulturschaffende eben auch zu solchen Fragen Stellung. Der Feuilleton besteht eben nicht nur daraus, dass Journalisten ihre persönlichen Interpretationen abgeben und da vielleicht noch ein paar Rezensionen dazwischen sind. Und wenn man als Medium Teil dieses Diskurses sein möchte, dann muss man sich auch an die Gegebenheiten dieses Diskurses anpassen.
Wie oben beschrieben ist der Prozess selbst natürlich kritisierbar. Und Spiele werden sich der Diskussion eben nicht anpassen. Aber dann wird halt aus einer Position der Arroganz gesagt, dass man deswegen spiele halt nicht behandelt, weil man ja den Modus Operandi ändern müsste und das ist halt intellektuell faul. Dann fehlt eben die Betrachtung durch den Autor und? Macht das die Interpretation automatisch schlecht oder wertlos?
Im Feuilleton und auf den Kulturseiten geht es aber mitnichten immer um Interpretationen. Günter Grass, Martin Walser usw. sind ja nicht deswegen in den Medien so präsent gewesen, weil jede Woche neue Interpretationen ihrer Werke in der "Zeit" abgedruckt wurden, sondern weil sie zu ihren Werken, ihrer Position im Kulturwesen, der Gesellschaft usw. Stellung bezogen und an der Welt teilgenommen haben. Klar, wie auch in der Kolumne zu hören war, sind viele dieser Leute auf die Dauer nervtötende Besserwisser, aber von diesen Debatten lebt der Kulturteil. Und natürlich kann man sich dann darüber beschweren, dass das nicht geändert wird, aber ich glaube nicht, dass das passieren wird. Spiele sind mMn zwar eine Kunstform, aber auch nur eine unter vielen anderen.

Und jetzt noch zum Thema "Interpretationen":
Phazonis hat geschrieben: 25. Jan 2019, 21:36
Ironic Maiden hat geschrieben: 25. Jan 2019, 21:10 Im übrigen sollte sich eine gute Interpretation aus sich selbst heraus, durch schlüssige Argumentation und Belege aus dem Text legitimieren. Das hat nichts mit "Legitimation durch Ausquetschen des Autors zu tun". Aber nur weil man die Sichtweise des Autors für die eigene Interpretation für irrelevant hält, kann man sich ja dennoch für dessen Aussagen interessieren. Bewusst Informationen nicht bekommen zu wollen ist nicht der Königsweg zu einer guten Interpretation.
Oh das möchte ich auch gar nicht verneinen. Natürlich muss eine Interpretation sich schlüssig aus dem Werk ergeben, nur sind viele der bekanntesten Werke so geschrieben dass sie meist mehrere zulassen. Gerade auch ältere Werke erlauben vielleicht zum Teil durch eine moderne Linse sehr viele neue Interpretationen, die natürlich vom Autor gar nicht gewollt sein können, weil sie von nach seiner Lebensrealität nicht möglich wären.
Aber genau da sollte man eben auch aufhören, denn ab dort beginnt für mich ein Gebiet, in demich noch nie etwas Fruchtbares habe draus entstehen sehen. Sicher kann auch der Autor seine eigene Meinung zu einer Interpretation geben und sagen wie er sie findet, aber dass wird eben sehr häufig dafür genutzt einige Interpretationen als besser oder schlechter zu bezeichnen.
Es tut mir wirklich leid, wenn du schon vielen Leuten begegnet bist, die der Meinung waren, dass ihre Interpretationen "besser" waren, weil sie die Intention des Autors besser erraten konnten. Dann sind das aber keine Menschen, mit denen man sich abgeben sollte, wenn man ernsthafte intelligente Debatten führen will. Mir sind solche Menschen sowohl im Studium als auch danach kaum jemals begegnet. (Höchstens bei Ingenieuren und Maschinenbauern im Bekanntenkreis, die ihr Vorgehen aus diesen Disziplinen auf Literaturanalyse übertragen wollten...).
Aber man kann doch schlecht sagen, dass man keine Interviews mit Künstlern mehr führen sollte, weil die Menschen dieses gefährliche Wissen missbrauchen, um ihre faulen Interpretationen zu rechtfertigen?
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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Puschkin
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Puschkin »

Spalter hat geschrieben: 25. Jan 2019, 11:03

Das war ein Scherz^^
Oh Gott, ich bin so scheiße im Scherze verstehen. In Realife und im Internet :ugly:
Do not play devil’s advocate unless you have passed the bar
and are currently representing Satan in a court of law.
Stuttgarter
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Stuttgarter »

Phazonis hat geschrieben: 25. Jan 2019, 21:36
[...]
Ich such mir keine einzelne Stelle zum Zitieren raus, sondern antworte mal allgemein:

Es ist ja Dein gutes Recht, keinerlei Interesse an den Menschen hinter einem Spiel zu haben. Es gibt auch genügend Menschen, die mit Sicherheit keinerlei Interesse an den Personen Spielberg, Springsteen, Steinbeck haben - obwohl sie deren Filme, Musik, Bücher mögen. Gleichwohl beschäftigt sich nicht nur das Feuilleton mit den Herrschaften, sondern es gibt (bzw. gab zumindest) gleich mehrere Fachzeitschriften, die sich mit den Urhebern beschäftigt haben. Im (Pop-)Musikbereich ist eins der prominentesten Beispiele mit Sicherheit der "Rolling Stone". Der seit seiner ersten Ausgabe Hintergrundberichte veröffentlicht - Interviews mit Musikern, Essays, in denen einzelne Alben und Strömungen kulturell eingeordnet werden, Kurzbiografien einzelner Musiker, Berichte über Plattenlabels und und und. Du musst das als Musikfan nicht lesen. Aber Du kannst.

Das dürfte durchaus seinen Anteil daran haben, dass die Popmusik heute nicht mehr als "seichte Unterhaltungsmusik" angesehen wird, sondern die Künstler gesellschaftlich als eben solche wahrgenommen werden. Aber selbst wenn es den Effekt nicht hätte - es gibt nunmal Fans, die auch Hintergründe wissen wollen. Und die auch interessiert, was Künstler abseits der Musik so denken und machen. Bei einem langen Interview mit Bono, Sting oder Campino wird natürlich nicht nur über die Musik geredet - es geht garantiert auch (beispielsweise) um Politik. Vermutlich findest Du das dann wieder uninteressant - aber andere interessiert es nunmal. Bei einem Robbie Williams wird es auf jeden Fall darum gehen, warum sein neuestes Album so klingt, wie es klingt - der Kerl hat mittlerweile ja paar Stile durchprobiert, um letztlich wieder ziemlich am Anfang seiner Entwicklung zu landen. Manche Fans interessiert nunmal, warum er das so gemacht hat.

Gleiches kann man auf Regisseure, Autoren, Maler, Tänzer, Schauspieler übertragen - "Warum haben Sie sich dieses Thema ausgesucht? Wie war die Arbeit an diesem sperrigen Thema? Haben Sie dabei etwas über sich selbst herausgefunden? Gab es Probleme mit Ihrem Geldgeber/Verleger?" etc. Wenn mich als Konsument diese Hintergründe interessieren, habe ich mehrere Anlaufstellen, wo ich etwas darüber erfahren kann.

Außer bei Spielen. Spieleentwickler sind aber genauso kreative Menschen wie Schriftsteller, Musiker, Filmemacher. Die sich garantiert etwas bei ihrem Spiel gedacht haben. Die Biografien abseits der Spieleentwicklung haben. Die Meinungen zu anderen Themen haben. (Erfahrungsgemäß sind kreative Menschen häufig sehr vielseitig interessiert und haben sich zu einer Menge Themen Gedanken gemacht, weil sie früher oder später zwangsläufig in ihrer Kreativität Bezugspunkte der realen Welt tangieren.)

Es wäre wünschenswert, dass Spieler, die es interessiert, die Möglichkeit hätten, sich auf die gleiche Art über Spieleentwickler zu informieren, wie es der Filmfan über Spielberg kann.

Letztes Jahr gab es übrigens ein sehr deutliches Beispiel dafür, dass das auch dringend notwendig ist - die Figur Daniel Vavra. Die wochenlange Diskussion hat deutlich gezeigt, dass zumindest ein Teil der Spielerschaft sehr wohl wissen will, was für Menschen hinter einem Spiel stecken. Um einordnen zu können, wie bestimmte Aussagen eines Spiels zu werten sind. Und das hat auch nichts mit übersteigerter "political correctness" und dem Ruf nach Verboten etc. zu tun - der Bestsellerautor Tom Clancy war ein reaktionärer konservativer Drecksack. Deshalb kann man seine Romane dennoch gern lesen. Aber das Wissen um Clancys politische Überzeugungen hilft bei der Einordnung seines Werks.

Edit: Lustigerweise führen wir die Diskussion in einem Forum zu einem journalistischen Format, das tatsächlich diesen Weg bereits einschlägt. Einerseits dadurch, dass vergleichsweise viele Schaffende hier zu Wort kommen. Andererseits dadurch, dass Metathemen sehr viel Raum einnehmen. Und zuguterletzt vor allem dadurch, dass jemand wie Wolfgang Walk hier (zum Glück!) extrem viel Gelegenheit bekommt, seine Sicht auf Spieleerschaffung, gesellschaftlichen Kontext und noch ganz andere Themen darzulegen. Und - es scheint die Spieler zu interessieren. ;)

Edit 2: Verkürzt gesagt, The Pod macht klassisches Feuilleton, angewandt auf Spiele.
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