Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?
Verfasst: 4. Jul 2020, 23:57
Parasite
Parasite gehört zu den wenigen Filmen, die es schaffen, dass man auch im täglichen Leben einen Bezug zu ihm aufbauen kann. Die klare moralische Botschaft, dass Chefs und Eliten ihre Untergebenen mit dem gleichen Respekt behandeln sollten, wie sie auch gerne behandelt werden möchten, wird durch viele Nuancen glaubwürdiger und auch nachvollziehbarer gemacht.
Ich sehe die Kritik nicht gegen den Kapitalismus gerichtet (die manche Kritiker in Parasite sehen), weil das (un)respektvolle Miteinander für alle Gesellschaftsformen eine essentielle Bedeutung hat. Sie betrifft uns alle. Nur freundlich sein reicht nicht. So sagt die arme Mutter: "Wenn ich so reich wäre, würde ich noch viel netter sein [als die reiche Mutter]!". Es geht viel mehr darum, wie man eine von Umständen niedriger gestellte Person tatsächlich behandelt.
Ein weiterer interessanter Aspekt des Films ist die Genrevielfalt, die er gut verknüpfen kann. Irgendwo las ich "Benenne ein Filmgenre, es ist in Parasite enthalten", was zwar etwas übertrieben ist, aber im Grunde stimmt: Komödie, Farce/Heist und Tragödie passen sehr gut zusammen.
Auf Wikipedia wird auf eine Kritikerin verwiesen, die den Titel, also "Parasite" kritisiert (https://de.wikipedia.org/wiki/Parasite_(Film)#Kritik).
Hartspoiler zur Erklärung:
Viele weitere Stellen regen zum Nachdenken an. Direkt nach dem Film hätte ich "nur" eine 8 oder 8,5 vergeben.
Jetzt, einige Tage später, bekommt er von eine sensationelle
9,5/10.
Bester Film 2019.
Parasite gehört zu den wenigen Filmen, die es schaffen, dass man auch im täglichen Leben einen Bezug zu ihm aufbauen kann. Die klare moralische Botschaft, dass Chefs und Eliten ihre Untergebenen mit dem gleichen Respekt behandeln sollten, wie sie auch gerne behandelt werden möchten, wird durch viele Nuancen glaubwürdiger und auch nachvollziehbarer gemacht.
Ich sehe die Kritik nicht gegen den Kapitalismus gerichtet (die manche Kritiker in Parasite sehen), weil das (un)respektvolle Miteinander für alle Gesellschaftsformen eine essentielle Bedeutung hat. Sie betrifft uns alle. Nur freundlich sein reicht nicht. So sagt die arme Mutter: "Wenn ich so reich wäre, würde ich noch viel netter sein [als die reiche Mutter]!". Es geht viel mehr darum, wie man eine von Umständen niedriger gestellte Person tatsächlich behandelt.
Ein weiterer interessanter Aspekt des Films ist die Genrevielfalt, die er gut verknüpfen kann. Irgendwo las ich "Benenne ein Filmgenre, es ist in Parasite enthalten", was zwar etwas übertrieben ist, aber im Grunde stimmt: Komödie, Farce/Heist und Tragödie passen sehr gut zusammen.
Auf Wikipedia wird auf eine Kritikerin verwiesen, die den Titel, also "Parasite" kritisiert (https://de.wikipedia.org/wiki/Parasite_(Film)#Kritik).
Die Art ihrer Kritik lässt aber schließen, dass sie nicht verstanden hat, wieso der Film "Parasite" heißt. Mir fiel es auch erst am folgenden Tag ein und halte die Namensgebung seitdem für genial.Wikipedia hat geschrieben:Bernadette Grubner lobt in der Konkret den Regisseur dafür, dass er in seinem Werk zeige, „worauf die Neurosen der Oberschicht und des gesellschaftlichen Zusammenhangs beruhen: auf dem Verdrängten (dem Proletariat als symptomatischem Punkt einer Gesellschaft, die formale Gleichheit postuliert, wo ökonomische Zwänge herrschen) und seiner Wiederkehr.“ Gleichzeitig kritisiert sie aber die Wahl des Titels, da die „Parasitenmetapher“ das „Schema Arm gegen Reich“ bediene, „das es den Zuschauern allzu leicht macht, sich weder hier noch dort zu verorten – also sich überhaupt nicht gemeint zu fühlen.”
Hartspoiler zur Erklärung:
SpoilerShow
Der Titel suggeriert, dass mit Parasite, die arme Familie gemeint ist und intendiert damit, dass der Zuschauer auf Distanz zur armen Familie geht (wobei die Distanz zur reichen Familie durch die Handlung geschaffen wird). Diese ist aber nicht der Parasite, weil sie in symbiose mit der reichen Familie lebt (beide Familien profitieren von einander). Der Parasite ist der Bewohner des Bunkers, der nichts weiter macht, als Strom, Wasser und Essen von den Hausbewohnern zu "klauen". Er wird aber durch gesellschaftspolitischen Gründen (er bekommt keine Chance mehr am öffentlichen Leben teilzunehmen) zum Leben als "Parasite" gezwungen und wird letzten Endes zur Katastrophe des Wirts - wie ein echter Parasit.
Das geniale dabei ist, dass der Zuschauer durch den Titel eine andere Betrachtungsweise des Films erhält, um diese dann zum Ende des Film zu hinterfragen. Durch unsere gesellschaftliche Erziehung betrachten wir die arme Familie mit argwohn, obwohl sie im ganzen Film nichts macht, was einem Parasiten gleichkäme, nämlich den Wirt zu schädigen. Alle ihre Betrügereien richten sich gegen Gleichgestellte, oder gegen den Staat (Urkundenfälchung).
Der Vater der armen Familie erkennt das eigentliche übel, welches in der Gesellschaft der Eliten liegt und nicht im Parasiten, durchbricht durch seinen Akt die Schwelle zwischen Gebieter und Hörigen.
Er kann aber nicht die Gesellschaft besiegen und wird so zum neuen Parasiten. Eine neue Familie zieht ins Haus ein, nichts hat sich geändert. Der Sohn sieht die Erlösung im eigenen Aufstieg innerhalb der Gesellschaft.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Parasitismus)Wikipedia hat geschrieben: Parasitismus (auch Schmarotzertum genannt) bezeichnet innerhalb der Tier- und Pflanzenwelt das Phänomen, dass ein Organismus oder Virus (Parasit) einen in der Regel erheblich größeren Organismus einer anderen Art als Wirt missbraucht. Der Wirt dient dem Parasiten für die Nahrungsversorgung (meist in Form von Blut oder anderen Körpersekreten) und in einigen Fällen darüber hinaus auch längerfristig als Lebensraum. Der Wirt wird dabei vom Parasiten gesundheitlich geschädigt, bleibt in der Regel jedoch am Leben. Die Folgen von parasitärem Befall reichen neben der Stich- bzw. Bissverletzung von massiven körperlichen Beschwerden über schwere Infektionskrankheiten bishin zum Tod in Extremfällen.
Das geniale dabei ist, dass der Zuschauer durch den Titel eine andere Betrachtungsweise des Films erhält, um diese dann zum Ende des Film zu hinterfragen. Durch unsere gesellschaftliche Erziehung betrachten wir die arme Familie mit argwohn, obwohl sie im ganzen Film nichts macht, was einem Parasiten gleichkäme, nämlich den Wirt zu schädigen. Alle ihre Betrügereien richten sich gegen Gleichgestellte, oder gegen den Staat (Urkundenfälchung).
Der Vater der armen Familie erkennt das eigentliche übel, welches in der Gesellschaft der Eliten liegt und nicht im Parasiten, durchbricht durch seinen Akt die Schwelle zwischen Gebieter und Hörigen.
Er kann aber nicht die Gesellschaft besiegen und wird so zum neuen Parasiten. Eine neue Familie zieht ins Haus ein, nichts hat sich geändert. Der Sohn sieht die Erlösung im eigenen Aufstieg innerhalb der Gesellschaft.
Jetzt, einige Tage später, bekommt er von eine sensationelle
9,5/10.
Bester Film 2019.