Andre Peschke hat geschrieben: ↑26. Jul 2019, 16:56
Es ist durch den Kontext erkennbar, dass wir hier lediglich über die Mängel der Erzählung und Cages Griff zu den Extremen herziehen.
Dann ist es aber trotzdem ein falsches Beispiel. Etwa wenn Nina süffisant sagt, dass die Person in einer Depression „nicht mehr kochen könne“. Das ist ja leider das Tückische: Als gesunder Mensch kann man das nicht nachvollziehen was die Auswirkungen von Depressionen sind. Man hat häufig diese Klischeevorstellung, dass die Person nur traurig wäre oder so.
Es ist jedoch so, dass genau diese Antriebslosigkeit sehr häufig die Begleiterscheinung von einer schweren Depression, wie auch von einer posttraumatischen Belastungsstörung ist. Und das ist echt schlimm: Allein aufzustehen kann zu einer riesigen Herausforderung werden. Einfachste Dinge des Alltags werden zu einer übergroßen Aufgabe, die man in dem Moment nicht mehr bewältigen kann. Und da gehört das Aufräumen dazu, einkaufen, essen machen. Ich habe selber diese Phasen. Ich bin auch schon mal ins Krankenhaus aufgrund eines Schwächeanfalls gekommen, weil ich drei Tage nichts gegessen und getrunken habe. Und sämtliche Leute aus unserer Selbsthilfegruppe haben diese scheiße ebenfalls immer wieder. Auch nach Jahren mit der Krankheit, obwohl man eigentlich die nötigen Strategien hat. Es ist ein dauerhafter Kampf, unterbrochen von Phasen wo es mal besser läuft.
Ich habe Heavy Rain nie gespielt. Wenn aber genau das so dargestellt wird, ist das keine erzählerische Extreme, sondern sogar sehr realistisch. Auch wenn man das als gesunder Mensch vielleicht nicht nachvollziehen kann. Durch das Betiteln solcher Dinge als „erzählerische Extreme“ - also Fiktion - werden auch die gesellschaftlichen Stereotypen und Vorurteile aufrecht erhalten, die das Leben mit dieser Krankheit immer nur zusätzlich erschwert.