Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

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Ingoknito
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von Ingoknito »

Decius hat geschrieben: 1. Sep 2023, 07:56 Finde es auch nicht extrem überraschend, dass keine 40 Jahre nach dem Deutschland (und Österreich) mal eben ganz Europa mit einem Angriffskrieg und Genozid überzogen hat, die Leute da noch eher Bedenken zu Kriegsspielen und Gewalt in Spielen hatten. Viele der damaligen Entscheidungsträger und vermutlich sogar einige der Redakteure haben den Krieg und die Nachkriegszeit noch selbst mitbekommen. Es war die Zeit der Wiederbewaffnung und der NATO-Raketendiskussion. Der Kalte Krieg war auch mal wieder extrem nahe dran heiß zu werden.

Beim Erotikspiel kann man sicher Sexismus, Objektivierung, Ausbeutung und fremdschämige Dialoge etc. kritisieren, aber Sex und Erotik ist im Grunde was Positives und nicht Negatives und daher vor allem im Lichte der spätern 80er im Vergleich eine völlig anders eingestufte Sache.
Gab es damals überhaupt diese Bedenken bezüglich Kriegsverheerlichung etc in Spielen?. Wenn dann doch nur aus einer konservativen Ablehnung gegenüber jeglicher Darstellung von Gewalt. Ganz ähnlich zu der konservativen Ablehnung von Nacktheit und allen sexuellen Inhalten.
GoodLord
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von GoodLord »

Würde definitiv gerne ne weiter Folge hören, wenn das Forschungsthema weiter vorangekommen ist.
Oder auch mal mit nem anderen Schwerpunkt. Gibt ja bestimmt noch mehr Aspekte in denen sich die Vorlieben und Einstellungen der Spielerschaft über die Jahre geändert haben und die man anhand von Magazinen nachvollziehen kann.
Rigolax
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von Rigolax »

Ingoknito hat geschrieben: 1. Sep 2023, 19:19 Gab es damals überhaupt diese Bedenken bezüglich Kriegsverheerlichung etc in Spielen?. Wenn dann doch nur aus einer konservativen Ablehnung gegenüber jeglicher Darstellung von Gewalt. Ganz ähnlich zu der konservativen Ablehnung von Nacktheit und allen sexuellen Inhalten.
Ich kenne das zumindest im Kontext des Indizierungswesens der BPjM (bzw. damals BPjS), River Raid oder Command and Conquer noch später etc. River Raid als ja gerne gewähltes Beispiel zwecks (vermeintlicher) Desavouierung der damaligen jugendschutzrechtlichen Zustände, bekanntermaßen später mit einer USK-Kennzeichnung "ab 0 Jahren" durchgewunken. Damals rekurrierte das indizierende Gremium im Wesentlichen allerdings auf eine Kriegsverherrlichung, siehe etwa: https://fragdenstaat.de/anfrage/indizie ... isiert.pdf Seite 18 u.a. (EDIT: bzw. im PDF eigentlich S. 23)

Potentiell als Gesprächspartner interessant künftig im Übrigen: https://artes.phil-fak.uni-koeln.de/for ... en-it/4203 Nils Bühler (bezieht sich nicht nur auf etwaige "Kriegsverherrlichung"): "Mein Dissertationsprojekt setzt sich zum einen mit den Institutionen in Deutschland auseinander, die im 20. Jahrhundert aufgrund dieses Verdachts agierten und Computerspiele verboten oder anderweitig repressiv kontrollierten, angefangen mit der Ordnungspolizei des Kaiserreichs, über die Gewerbekontrolle unter den Nationalsozialisten, in der Bundesrepublik und der DDR, bis hin zur Computerspielkontrolle durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS) in der BRD und (in geringerem Maße) durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in der DDR. Zum anderen untersuche ich die diskursiven Bedingungen für deren Praktiken: Welche Moraldiskurse begründeten die Notwendigkeit eines Verbots? Auf welches Wissen bezogen sich die Kontrollinstitutionen bei ihren Entscheidungen? Das Ziel dieser Analyse ist, historische Spielkontrolle zu verstehen, nicht pauschal zu be- oder verurteilen."

EDIT: Wait, Computerspiele im Kaiserreich. Übrigens bin ich darauf gekommen wegen der IFG-Anfrage zu River Raid, die ich verlinkt habe; die wurde offenbar von dem Autor des Dissertationsprojekts erstellt.
Zuletzt geändert von Rigolax am 1. Sep 2023, 23:10, insgesamt 3-mal geändert.
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kami
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von kami »

Rigolax hat geschrieben: 1. Sep 2023, 19:05 Ca. 1:27:00 finde ich interessant, die Stelle, bei der es um die Pornoanzeigen in den "Joker"-Heften geht. Dahingehend würde ich fragen, ob Twitch nicht dann auch frauenfeindlich/misogyn ist, weil "Hot Tub"-Inhalte etc. ja recht gängig sind (Amouranth etc.), strukturell erwünscht, damit Millionen verdient wird, oft gekoppelt mit Onlyfans. Wobei diese Form der (fast-)pornografischen Angebote im Gaming-Kontext von deutlich progressiven Seiten wie bzw. Autoren bei Kotaku oder Polygon etc. m.E. eher verteidigt wird, als empowerend verstanden wird, und eher reaktionäre Kräfte dagegen agitieren.
Fand das Erstaunen angesichts der Anzeigen auch befremdlich, wurde auch wieder beim interpretieren gleich einiges unterstellt.
Zuletzt geändert von kami am 2. Sep 2023, 10:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Felidae
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von Felidae »

kami hat geschrieben: 1. Sep 2023, 20:02 Fand das Erstaunen angesichts der Anzeigen auch befremdlich, wurde auch wieder beim interpretieren gleich einiges unterstellt.
Ich hab das nicht als Unterstellung gesehen - eher als den fassungslosen Versuch zweier vergleichsweise junger Menschen, den offenen Sexismus und die offene Frauenverachtung von vor 30, 40 Jahren irgendwie nachvollziehen zu können.
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kami
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von kami »

Felidae hat geschrieben: 2. Sep 2023, 09:52
kami hat geschrieben: 1. Sep 2023, 20:02 Fand das Erstaunen angesichts der Anzeigen auch befremdlich, wurde auch wieder beim interpretieren gleich einiges unterstellt.
Ich hab das nicht als Unterstellung gesehen - eher als den fassungslosen Versuch zweier vergleichsweise junger Menschen, den offenen Sexismus und die offene Frauenverachtung von vor 30, 40 Jahren irgendwie nachvollziehen zu können.
Beide beschäftigen sich beruflich mit der Vergangenheit, ich nehme ihnen diese Fassungslosigkeit einfach nicht ab. Dass frühere Jahrzehnte und Jahrhunderte sexistischer als die Gegenwart waren, sollte selbst für Laien kein Geheimnis sein.
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von Rigolax »

Na ja, dass man diese Anzeigen in der Amiga Joker nicht zwingend als frauenfeindlich auffassen muss, wird ja deutlich im Podcast. Worauf ich allerdings mit dem Twitch-Beispiel hinauswollte: Sich jetzt "progressiv" gerierende (Ex-)Kotaku-Autoren, die das dortige "Hot Tub"- und mittelbar OnlyFans-Wesen verteidigen, könnten in einigen Jahren als reaktionäre Sexisten dastehen, weil sie einer nur vordergründig emanzipatorischen, selbstbestimmten, empowernden Form von "Sex Work" journalistisch apologetisch beigestanden haben; in Wahrheit basieren ja auch diese Angebote auf Twitch, wenn man so will, auf Ausbeutung kapitalistischer Natur, nur dass gewissermaßen die Mittelsmänner (Betonung auf Männer) fehlen, dort also Frauen eher mit gesichtslosen Großkonzernen interagieren. Dass die Pornoanzeigen schaltenden Firmen zu Zeiten von Amiga Joker (auch) mit Vorsicht zu genießen sind, möchte ich nicht in Abrede stellen.

Bzgl. Fassungslosigkeit: Zugegeben, verwundert mich auch manchmal. Die eigentlich m.E. typische Distanziertheit und der Hang zum Relativismus, der eigentlich oft einsetzt, wenn man sich einigermaßen mit anderen gesellschaftlichen Vorstellungen und Konzepten auseinandersetzt, insb. vergangener Natur, also dagegen scheint man heutzutage recht gut anzukommen, vermutlich aufgrund eines starken moralischen Realismus.
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von maverick21 »

Carlos hat geschrieben: 1. Sep 2023, 10:44 Ich bin jetzt bei dem Kapitel zur Amiga und seit zwei Minuten redet ihr über das Bild aber keine Angabe zur Ausgabennummer. Podcast ist nunmal ein Medium in dem man schlecht durch die Timeline scrubben kann um Infos zu finden, also gut möglich dass es später kommt. Aber so wäre es halt hilfreich gleich zu beginn als Hörer zu wissen was ist euch konkret anguckt.
Zwischen Minute 6:00 bis 6:20 werden die konkreten Ausgaben der Magazine genannt.
Das sind:
- TeleMatch 4/84
- Amiga Joker 12/90
- GameStar 8/23

Auch im folgenden Talk wurden die Ausgaben IMO nochmal genannt. Aber das kann man natürlich schnell überhören. Insofern wäre es sicherlich besser gewesen entweder Screenshots der jeweiligen Ausgabe in der mp3-Datei anzuzeigen und/oder auf der Website die genauen Ausgaben anzugeben.

So war das tatsächlich etwas unübersichtlich. Ich musste auch zurückspulen, um mir die Ausgabennummern zu notieren. Dann habe ich danach gesucht und bin auf folgenden Seiten fündig geworden:
archive.org
kultboy.com
kultpower.de

Da kann man komplette Scans der Telematch und Amiga Joker Ausgaben durchblättern, was ich während des Gesprächs auch gemacht habe. Es war auf jeden Fall sehr bereichernd, sich während des Podcasts die tatsächlichen Bilder und Texte anschauen zu können.
maverick21
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von maverick21 »

Felidae hat geschrieben: 29. Aug 2023, 10:17 Nur ganz kurz: Breaking Bad wäre für mich zwei Folgen früher perfekt beendet gewesen - als White in das Auto steigt und wegfährt. Dass der Typ stirbt, war eh klar - der ganze Actionkladderadatsch der letzten Folge war absolut überflüssig bei der Serie.
Ich verstehe, was du meinst. Ozymandias ist sicherlich der emotionale Höhepunkt der Serie, in dem alle Fäden zusammenlaufen, die vorher über 5 Staffeln aufgebaut wurden. Es ist für mich eine der besten, wenn nicht die beste, Einzel-Episode einer Serie, was die emotionale Wucht angeht.

Trotzdem finde ich die beiden letzten Folgen sehr wichtig für das Gesamtbild, insbesondere zur Reflektion von all dem, was vorher passiert ist. Dies gilt vor allem für Walter, der erst jetzt endgültig erkennt, dass er die ganze Zeit nicht im Sinne seiner Familie, sondern aus rein egoistischen Motiven gehandelt hat. Dazu sind bspw. die Szenen in der Schneehütte wichtig, in denen er nur mit dem Geldfass für sich alleine ist. Er erkennt, dass er alles verloren hat, was ihm eigentlich wichtig war. Dies führt dazu, dass er sich im Gegensatz zu Saul gegen eine Flucht entscheidet und stattdessen am Ende seines Lebens doch noch eine wirklich uneigennützige Tat vollführt, in dem er seinen alten Rivalen "überzeugt" das Geld anonym seiner Familie zukommen zulassen, damit es nicht von FBI/ATF konfisziert wird. Soviel zu Walter.

Außerdem hätte ich es sehr unbefriedigend gefunden, wenn es überhaupt keinen Abschluss für Jesse gegeben hätte. Dazu fand ich seine Story, wie er von den Nazis als "Sklave" gehalten wurde und wie seine Freundin nach dem Fluchtversuch vor seinen Augen kaltblütig erschossen wurde, herzzerreißend. Jesse hat es IMO verdient von Walter befreit zu werden, auch wenn er als gebrochener Mann aus der Serie herausgeht.

Ich stimme dir aber zu, dass die letzten Szenen mit Walter, dem MG und seinem Tod anders gelöst werden könnten. Der Tod von Walter als letzter heroischer Akt fand ich auch etwas übertrieben. Es war quasi der einfachste Ausweg für ihn. Da hätte ich mir mehr Konsequenzen für ihn gewünscht. Das ist für mich aber nur ein kleiner Kritikpunkt. Insgesamt sehe ich die letzten drei Folgen als ein großes Finale an, welches verschiedene Phasen durchläuft und sich so von vielen anderen Serien positiv abhebt, da eben auch die Folgen bzw. Konsequenzen des eigentlichen emotionalen Höhepunkts (Ozymandias) gezeigt werden.

Felidae hat geschrieben: 29. Aug 2023, 10:17 Und zu "The Wire" - da sind es exakt fünf Minuten, die das ganze für mich ruiniert haben. Nämlich die Montageszene, in der zu kitschiger Musik für alle Protagonisten eine positive Zukunft gezeigt wird. Und das bei ner Serie, die davor fünf Staffeln lang wieder und wieder und wieder gezeigt hat, dass alle Versuche, etwas positives zu erreichen, krachend scheitern? Echt jetzt? Ich weiß, das ist ein Steckenpferd linker Autor:innen, am Ende die Utopie zu zeigen.
Du meinst die abschließende Montage-Sequenz der fünften Staffel?

Das sehe ich dann (fast) komplett anders. Ich habe mir die Szene gerade nochmal auf YT angeschaut, um zu prüfen, ob ich das falsch in Erinnerung habe.

Zunächst: Welche kitschige Musik? Es wird der Intro-Song aus der ersten Staffel gespielt (Way Down in The Hole von The Blind Boys of Alabama, welcher in jeder Staffel von anderen Interpreten neu interpretiert wird). Den Song finde ich alles andere als kitschig, sondern als sehr passend, außerdem wird damit der Bogen zur ersten Staffel gezogen.

Du hast durchaus Recht, dass der Grundtenor dieser letzten Montage (es gibt ja in jeder Staffel eine) eher positiv ausfällt. Ich sehe das aber in keinster Weise als Utopie an, im Sinne von "Jetzt ist alles gut", sondern eher als eine kurze Momentaufnahme, die zeigt, dass einige der Charaktere einen positiven Ausstieg aus dem "Moloch" der strukturellen Diskriminierung und Korruption geschafft haben. Insofern kann ich deine Wahrnehmung ein Stück weit nachvollziehen.

Während der Montage werden aber nicht nur die positiven Folgen gezeigt. Es gibt eine Szene, in der sich einer der Jungs aus Staffel 4 einen Schuss setzt. Er wird sozusagen zum neuen Bubbles. Dieser hat zwar den Ausstieg geschafft und ist clean, aber man sieht allein an dieser kleinen Szenen mit seinem "Nachfolger", dass der Teufelskreis aus Drogen und Kriminalität nicht durchbrochen ist, sondern sich weiter fortsetzt. Dazu sieht man Szenen aus dem Gefängnis oder eines jungen Cornerboys, der von der Polizei abgeführt wird.
Außerdem muss man beachten, dass im Laufe der fünf Staffeln sehr viele Charaktere es eben nicht geschafft haben, sondern in diesem System untergangen und elendlich verreckt sind. Nur ein kleiner Teil hat es am Ende geschafft.


Insofern interpretiere ich die Abschluss-Montage wie folgt:
Ja, einige der Charaktere haben (zunächst) einen positiven Abschluss gefunden. Dies erzeugt ein gewisses Gefühl des Optimismus, dass dies auch unter diesen Umständen möglich ist. Gleichzeitig wird IMO aber auch gezeigt, dass das grundsätzliche "System" nicht durchbrochen werden konnte und sich der Teufelskreis aus Drogen, Gewalt, Diskriminierung, Korruption in den nächsten Generationen weiter fortsetzen wird.
Für mich insgesamt ein sehr gelungener Abschluss einer Serie, die für mich vermutlich für immer eine der besten und vielschichtigsten Serien aller Zeiten bleiben wird. Ähnlich, wenn auch auf andere Weise, Serien wie Sopranos, Breaking Bad und mittlerweile auch Better Call Saul.


Apropos Better Call Saul: Hast du die gesehen? Wenn ja, wie ordnest du das Finale im Vergleich zu Breaking Bad ein?

Ich finde das Finale von BCS in seiner Gesamtheit sogar besser als von BB, auch wenn Ozymandias für mich einer der emotionalsten Film/Serien-Momente aller Zeiten bleiben wird. Bei BCS finde ich aber den (finalen) Umgang mit der Figur Saul Goodman/ Jimmy McGill besser, da hier die Konsequenzen seiner Taten besser verhandelt werden, was ich bei Walter White ja bemängelt habe. Das Finale von BCS hat mich mit einem ganz besonderen emotionalen, bittersüßen Zwiespalt aus Optimismus und Traurigkeit hinterlassen, was IMO perfekt zu dieser Figur passt und ich in dieser Form noch nicht erlebt habe.

Insgesamt ist BCS für mich eine der besten Serien, was Charakterzeichnung, dezentes aber sehr effektives Foreshadowing und technische Umsetzung betrifft, bspw. Kameraarbeit, Schnitt, Farbgebung usw. Da stecken unendlich viele kleine Details drin, die man analysieren kann. Bei den Charakteren war auch Kim Wexler ein absolutes Highlight, sowohl allein für sich stehend als auch in der dysfunktionalen Beziehung zu Jimmy. Allein die Szene im Bus gegen Ende der Serie hat mich gebrochen, eine sensationelle schauspielerische Leistung von Rhea Seehorn.

Insgesamt hat es BCS als Prequel IMO perfekt geschafft, sowohl als eigenständiges Projekt zu funktionieren als auch BB zusätzliche Relevanz zu geben, indem es einige Charaktere aus BB noch weiter vertieft und deren Motivation noch schärfer zeichnet.
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tanair
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von tanair »

maverick21 hat geschrieben: 2. Sep 2023, 19:46
Carlos hat geschrieben: 1. Sep 2023, 10:44 Ich bin jetzt bei dem Kapitel zur Amiga und seit zwei Minuten redet ihr über das Bild aber keine Angabe zur Ausgabennummer. Podcast ist nunmal ein Medium in dem man schlecht durch die Timeline scrubben kann um Infos zu finden, also gut möglich dass es später kommt. Aber so wäre es halt hilfreich gleich zu beginn als Hörer zu wissen was ist euch konkret anguckt.
Zwischen Minute 6:00 bis 6:20 werden die konkreten Ausgaben der Magazine genannt.
Das sind:
- TeleMatch 4/84
- Amiga Joker 12/90
- GameStar 8/23

Auch im folgenden Talk wurden die Ausgaben IMO nochmal genannt. Aber das kann man natürlich schnell überhören. Insofern wäre es sicherlich besser gewesen entweder Screenshots der jeweiligen Ausgabe in der mp3-Datei anzuzeigen und/oder auf der Website die genauen Ausgaben anzugeben.

So war das tatsächlich etwas unübersichtlich. Ich musste auch zurückspulen, um mir die Ausgabennummern zu notieren. Dann habe ich danach gesucht und bin auf folgenden Seiten fündig geworden:
archive.org
kultboy.com
kultpower.de

Da kann man komplette Scans der Telematch und Amiga Joker Ausgaben durchblättern, was ich während des Gesprächs auch gemacht habe. Es war auf jeden Fall sehr bereichernd, sich während des Podcasts die tatsächlichen Bilder und Texte anschauen zu können.
Danke! HIer die LInks:
Amiga Joker 12/1990: https://archive.org/details/AmigaJoker1 ... 9/mode/2up
TeleMatch 4/1984: https://archive.org/details/Telematch_Issue8404
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Felidae
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von Felidae »

maverick21 hat geschrieben: 2. Sep 2023, 21:18
[...]
Nur ganz kurz zu jedem Punkt noch ne Antwort, weil das echt übelst OT hier ist. :D
BB: Ich sag ja nicht, dass jede einzelne Szene in den letzten beiden Folgen überflüssig ist - aber das hätte man anders lösen können, ohne Actiongewitter, dann wärs für mich stärker gewesen. So, wie sie es gemacht haben, hätte ich die letzten beiden Folgen nicht gebraucht - aber die von Dir genannten Szenen hätten sie sehr gern in Folge14 irgendwie einbauen können. Oder sogar: Allerletztes Bild Walter mit seinem Fass. DAS hätte dann fast schon Sopranos-Qualität. :)
BCS: Hab ich tatsächlich noch nicht weiter als Staffel 1 gesehen - aber ich weiß, dass die Serie mittlerweile den Ruf hat, besser als BB zu sein. Insofern - kommt noch. :)
WIRE: Da sieht man mal, wie unterschiedlich man Dinge wahrnehmen kann - ich hätte schwören können, dass bei der Schlussmontage ein kitschiger Popsong drunter läuft und nur Friede Freude Eierkuchen-Bilder gezeigt werden. :D Mich hat es echt richtig gestört, weil ich an der Serie bis dahin eben so richtig geil fand, dass sie sich getraut haben, alle ständig scheitern zu lassen.
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von maverick21 »

Felidae hat geschrieben: 2. Sep 2023, 22:47 WIRE: Da sieht man mal, wie unterschiedlich man Dinge wahrnehmen kann - ich hätte schwören können, dass bei der Schlussmontage ein kitschiger Popsong drunter läuft und nur Friede Freude Eierkuchen-Bilder gezeigt werden. :D Mich hat es echt richtig gestört, weil ich an der Serie bis dahin eben so richtig geil fand, dass sie sich getraut haben, alle ständig scheitern zu lassen.
Auch nur kurz, da OT wie du sagst. Aber ein paar Worte zur Ending-Montage von S5 The Wire sind mir noch wichtig. Ich habe es mir nochmal angeschaut. Das ist IMO alles andere als Friede, Freude Eierkuchen, teilweise auch subtil dargestellt, bspw.:
- The Greek macht weiter seine Geschäfte
- auf den Straßen werden weiter (nahezu frei) Drogen verkauft
- Die inhaftierten Drogendealer leiten aus dem Gefängnis weiter die Drogengeschäfte
- Kinder/Jugendliche, die aufgrund des kaputten Bildungssystems kaum Chancen auf Aufstieg haben, werden kriminell und/oder drogenabhängig
- Der korrupte Journalist aus S5, der zum eigenen Karrierevorteil ausgedachte Stories schreibt, erhält einen Preis (Claas Relotius anyone?)
- Dann die "Jubel-Bilder" aus Polizei- und Politik-PKS. Die wirken auf den ersten Blick vielleicht nach "Jetzt ist alles gut", aber das Gegenteil ist IMO der Fall. Vielmehr zeigen sie, dass die Korruption und Vetternwirtschaft uneingeschränkt weitergeht. Der einst idealistische Bürgermeister-Kandidat Carcetti, der ehrlich die Kriminalität bekämpfen wollte, wird korrumpiert und opfert seinen Idealismus dem Karriereaufstieg, indem er u.a. mit dem korrupten Polizeichef Rawls gemeinsame Sache macht, wodurch er letztlich zum Governor of Maryland aufsteigt.
- Andere korrupte Polizisten steigen weiter im Rang auf und festigen so das System (Commissioner Valchek).

All das sieht man in der Ending-Montage, was IMO eindeutig zeigt, dass die Korruption infolge der eigenen Interessen der mächtigen Personen uneingeschränkt weitergeht und sich an den eigentlichen Problemen der (sozial benachteiligten) Bevölkerung nichts ändern wird.

Die einzigen wirklich positiven Bilder sind von einigen Leuten der Polizei-Einheit, die überlebt und den Absprung aus dieser korrupten Welt geschafft haben (z.B. Freamon, Herc, Kima), letztlich aber kaum etwas erreichen konnten. Sie konnten vielleicht etwas persönliches Glück erreichen, aber die Probleme, gegen die sie über die fünf Staffeln gekämpft haben, bleiben weiterhin bestehen. Auch dies hat IMO etwas bittersüßes, denn dieses persönliche Glück konnten sie erst erreichen, nachdem sie aus dem Polizeidienst gedrängt oder degradiert wurden, weil sie nicht bereit waren ihre Ideale zu opfern. Das ist für mich letztlich ebenfalls ein Zeichen dafür, dass sich an den eigentlichen Problemen nichts geändert hat.

Vielleicht schaust du dir die Endsequenz nochmal an (auch wegen der Musik):
youtube.com/watch?v=3Xpxl_tSYiQ


Sorry wegen OT, aber das war mir noch wichtig.
Carlos
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von Carlos »

tanair hat geschrieben: 2. Sep 2023, 22:15
maverick21 hat geschrieben: 2. Sep 2023, 19:46
Carlos hat geschrieben: 1. Sep 2023, 10:44 Ich bin jetzt bei dem Kapitel zur Amiga und seit zwei Minuten redet ihr über das Bild aber keine Angabe zur Ausgabennummer. Podcast ist nunmal ein Medium in dem man schlecht durch die Timeline scrubben kann um Infos zu finden, also gut möglich dass es später kommt. Aber so wäre es halt hilfreich gleich zu beginn als Hörer zu wissen was ist euch konkret anguckt.
Zwischen Minute 6:00 bis 6:20 werden die konkreten Ausgaben der Magazine genannt.
Das sind:
- TeleMatch 4/84
- Amiga Joker 12/90
- GameStar 8/23

Auch im folgenden Talk wurden die Ausgaben IMO nochmal genannt. Aber das kann man natürlich schnell überhören. Insofern wäre es sicherlich besser gewesen entweder Screenshots der jeweiligen Ausgabe in der mp3-Datei anzuzeigen und/oder auf der Website die genauen Ausgaben anzugeben.

So war das tatsächlich etwas unübersichtlich. Ich musste auch zurückspulen, um mir die Ausgabennummern zu notieren. Dann habe ich danach gesucht und bin auf folgenden Seiten fündig geworden:
archive.org
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Da kann man komplette Scans der Telematch und Amiga Joker Ausgaben durchblättern, was ich während des Gesprächs auch gemacht habe. Es war auf jeden Fall sehr bereichernd, sich während des Podcasts die tatsächlichen Bilder und Texte anschauen zu können.
Danke! HIer die LInks:
Amiga Joker 12/1990: https://archive.org/details/AmigaJoker1 ... 9/mode/2up
TeleMatch 4/1984: https://archive.org/details/Telematch_Issue8404
danke sehr für das Service announcement . Das wären im Prinzip genau die Shownotes gewesen die ich gerne zum Zeitpunkt des Podcast-Hörens gehabt hätte =)
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von meieiro »

Rigolax hat geschrieben: 2. Sep 2023, 10:52 Na ja, dass man diese Anzeigen in der Amiga Joker nicht zwingend als frauenfeindlich auffassen muss, wird ja deutlich im Podcast. Worauf ich allerdings mit dem Twitch-Beispiel hinauswollte: Sich jetzt "progressiv" gerierende (Ex-)Kotaku-Autoren, die das dortige "Hot Tub"- und mittelbar OnlyFans-Wesen verteidigen, könnten in einigen Jahren als reaktionäre Sexisten dastehen, weil sie einer nur vordergründig emanzipatorischen, selbstbestimmten, empowernden Form von "Sex Work" journalistisch apologetisch beigestanden haben; in Wahrheit basieren ja auch diese Angebote auf Twitch, wenn man so will, auf Ausbeutung kapitalistischer Natur, nur dass gewissermaßen die Mittelsmänner (Betonung auf Männer) fehlen, dort also Frauen eher mit gesichtslosen Großkonzernen interagieren. Dass die Pornoanzeigen schaltenden Firmen zu Zeiten von Amiga Joker (auch) mit Vorsicht zu genießen sind, möchte ich nicht in Abrede stellen.
Der große Unterschied ist eben, dass die Frauen mit den gesichtslosen Großkonzernen interagieren. Also die Frauen entscheiden hier selbstbestimmt welche Inhalte, wie verbreitet werden.
Das Empowerment ist ja, dass die Frau die kapitalistischer Natur für sich selbst ausnutzt
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von skade »

Ingoknito hat geschrieben: 1. Sep 2023, 19:19 Gab es damals überhaupt diese Bedenken bezüglich Kriegsverheerlichung etc in Spielen?. Wenn dann doch nur aus einer konservativen Ablehnung gegenüber jeglicher Darstellung von Gewalt. Ganz ähnlich zu der konservativen Ablehnung von Nacktheit und allen sexuellen Inhalten.
Ich kann die Stay Forever-Folge zu Silent Service da sehr empfehlen. (Ab rund Minute 107)

Hier ein Beispiel https://www.kultboy.com/index.php?site=t&id=21476
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von Asifluencer »

meieiro hat geschrieben: 4. Sep 2023, 08:24
Rigolax hat geschrieben: 2. Sep 2023, 10:52 Na ja, dass man diese Anzeigen in der Amiga Joker nicht zwingend als frauenfeindlich auffassen muss, wird ja deutlich im Podcast. Worauf ich allerdings mit dem Twitch-Beispiel hinauswollte: Sich jetzt "progressiv" gerierende (Ex-)Kotaku-Autoren, die das dortige "Hot Tub"- und mittelbar OnlyFans-Wesen verteidigen, könnten in einigen Jahren als reaktionäre Sexisten dastehen, weil sie einer nur vordergründig emanzipatorischen, selbstbestimmten, empowernden Form von "Sex Work" journalistisch apologetisch beigestanden haben; in Wahrheit basieren ja auch diese Angebote auf Twitch, wenn man so will, auf Ausbeutung kapitalistischer Natur, nur dass gewissermaßen die Mittelsmänner (Betonung auf Männer) fehlen, dort also Frauen eher mit gesichtslosen Großkonzernen interagieren. Dass die Pornoanzeigen schaltenden Firmen zu Zeiten von Amiga Joker (auch) mit Vorsicht zu genießen sind, möchte ich nicht in Abrede stellen.
Der große Unterschied ist eben, dass die Frauen mit den gesichtslosen Großkonzernen interagieren. Also die Frauen entscheiden hier selbstbestimmt welche Inhalte, wie verbreitet werden.
Das Empowerment ist ja, dass die Frau die kapitalistischer Natur für sich selbst ausnutzt
Das ist die liberale Deutung, ich lehne meine lieber an Bourdieu an:

Im Kapitalismus hängt die Abhängigkeit von Sachzwängen, die Menschen in bestimmte Handlungen zwingen, direkt mit der Akkumulation von sozialem, kulturellem und ökonomischen Kapital zusammen.

Anders ausgedrückt: wie "frei" deine Entscheidung wirklich ist, hängt von dem Grad deiner Privilegien ab.
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von Crenshaw »

Asifluencer hat geschrieben: 4. Sep 2023, 11:07
meieiro hat geschrieben: 4. Sep 2023, 08:24
Rigolax hat geschrieben: 2. Sep 2023, 10:52 Na ja, dass man diese Anzeigen in der Amiga Joker nicht zwingend als frauenfeindlich auffassen muss, wird ja deutlich im Podcast. Worauf ich allerdings mit dem Twitch-Beispiel hinauswollte: Sich jetzt "progressiv" gerierende (Ex-)Kotaku-Autoren, die das dortige "Hot Tub"- und mittelbar OnlyFans-Wesen verteidigen, könnten in einigen Jahren als reaktionäre Sexisten dastehen, weil sie einer nur vordergründig emanzipatorischen, selbstbestimmten, empowernden Form von "Sex Work" journalistisch apologetisch beigestanden haben; in Wahrheit basieren ja auch diese Angebote auf Twitch, wenn man so will, auf Ausbeutung kapitalistischer Natur, nur dass gewissermaßen die Mittelsmänner (Betonung auf Männer) fehlen, dort also Frauen eher mit gesichtslosen Großkonzernen interagieren. Dass die Pornoanzeigen schaltenden Firmen zu Zeiten von Amiga Joker (auch) mit Vorsicht zu genießen sind, möchte ich nicht in Abrede stellen.
Der große Unterschied ist eben, dass die Frauen mit den gesichtslosen Großkonzernen interagieren. Also die Frauen entscheiden hier selbstbestimmt welche Inhalte, wie verbreitet werden.
Das Empowerment ist ja, dass die Frau die kapitalistischer Natur für sich selbst ausnutzt
Das ist die liberale Deutung, ich lehne meine lieber an Bourdieu an:

Im Kapitalismus hängt die Abhängigkeit von Sachzwängen, die Menschen in bestimmte Handlungen zwingen, direkt mit der Akkumulation von sozialem, kulturellem und ökonomischen Kapital zusammen.

Anders ausgedrückt: wie "frei" deine Entscheidung wirklich ist, hängt von dem Grad deiner Privilegien ab.
heißt im Umkehrschluss aber auch, das jeder der primär des Geldes wegen arbeitet (also fast alle), dies nicht wirklich freiwillig macht
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von Asifluencer »

Crenshaw hat geschrieben: 4. Sep 2023, 15:39
Asifluencer hat geschrieben: 4. Sep 2023, 11:07
meieiro hat geschrieben: 4. Sep 2023, 08:24

Der große Unterschied ist eben, dass die Frauen mit den gesichtslosen Großkonzernen interagieren. Also die Frauen entscheiden hier selbstbestimmt welche Inhalte, wie verbreitet werden.
Das Empowerment ist ja, dass die Frau die kapitalistischer Natur für sich selbst ausnutzt
Das ist die liberale Deutung, ich lehne meine lieber an Bourdieu an:

Im Kapitalismus hängt die Abhängigkeit von Sachzwängen, die Menschen in bestimmte Handlungen zwingen, direkt mit der Akkumulation von sozialem, kulturellem und ökonomischen Kapital zusammen.

Anders ausgedrückt: wie "frei" deine Entscheidung wirklich ist, hängt von dem Grad deiner Privilegien ab.
heißt im Umkehrschluss aber auch, das jeder der primär des Geldes wegen arbeitet (also fast alle), dies nicht wirklich freiwillig macht
Das ist zumindest eine Komponente der Lohnarbeit, korrekt. Lohnarbeit basiert zum Teil auf Sachzwangerpressung. Das wirkt sich stärker aus, je weiter man unten in der gesellschaftlichen Hierarchie steht.
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lolaldanee
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von lolaldanee »

Ist ein bisschen Clickbaity das ganze aber ich hab letztens über Umwege mal die Meinung einer Betroffenen gehört:
https://www.youtube.com/watch?v=x-pHFz-A-60

Betroffenen zuhören soll ja immer eine gute Idee sein, sagt man. Von Empowerment war da jedenfalls nicht die Spur zu hören, eher ganz viel das Gegenteil.
Zusammenfassen lässt sich ihre Aussage ziemlich genau mit "Der einzige Vorteil davon ist schnelles Geld, wenn man Frauen irgendwas anderes erzählt, verarscht man sie."

Ich persönlich hab zu dem Thema nicht recht ne Meinung. Für so richtig gesund halte ich das aber alles irgendwie nicht, auf keiner Seite
Asifluencer hat geschrieben: 4. Sep 2023, 11:07
meieiro hat geschrieben: 4. Sep 2023, 08:24 Der große Unterschied ist eben, dass die Frauen mit den gesichtslosen Großkonzernen interagieren. Also die Frauen entscheiden hier selbstbestimmt welche Inhalte, wie verbreitet werden.
Das Empowerment ist ja, dass die Frau die kapitalistischer Natur für sich selbst ausnutzt
Das ist die liberale Deutung, ich lehne meine lieber an Bourdieu an:

Im Kapitalismus hängt die Abhängigkeit von Sachzwängen, die Menschen in bestimmte Handlungen zwingen, direkt mit der Akkumulation von sozialem, kulturellem und ökonomischen Kapital zusammen.

Anders ausgedrückt: wie "frei" deine Entscheidung wirklich ist, hängt von dem Grad deiner Privilegien ab.
Wunderbar auf den Punkt gebracht! :pray:
meieiro
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Re: Runde #439: Alte Spielemagazine als Spiegel des "Gamers"

Beitrag von meieiro »

Asifluencer hat geschrieben: 4. Sep 2023, 11:07 Das ist die liberale Deutung, ich lehne meine lieber an Bourdieu an:

Im Kapitalismus hängt die Abhängigkeit von Sachzwängen, die Menschen in bestimmte Handlungen zwingen, direkt mit der Akkumulation von sozialem, kulturellem und ökonomischen Kapital zusammen.

Anders ausgedrückt: wie "frei" deine Entscheidung wirklich ist, hängt von dem Grad deiner Privilegien ab.
Das ist nochmal ne andere Diskussion.

Aber der Punkt ist ja, dass die Frauen die HotTub-Streams und OnlyFans machen eben die Entscheidungen selbst treffen können.

Das kann man bei den Darstellerinnen der 80er und 90er eben nicht behaupten
lolaldanee hat geschrieben: 4. Sep 2023, 16:00 Ist ein bisschen Clickbaity das ganze aber ich hab letztens über Umwege mal die Meinung einer Betroffenen gehört:
https://www.youtube.com/watch?v=x-pHFz-A-60

Betroffenen zuhören soll ja immer eine gute Idee sein, sagt man. Von Empowerment war da jedenfalls nicht die Spur zu hören, eher ganz viel das Gegenteil.
Zusammenfassen lässt sich ihre Aussage ziemlich genau mit "Der einzige Vorteil davon ist schnelles Geld, wenn man Frauen irgendwas anderes erzählt, verarscht man sie."

Ich persönlich hab zu dem Thema nicht recht ne Meinung. Für so richtig gesund halte ich das aber alles irgendwie nicht, auf keiner Seite
Ja auf Betroffene hören ist wichtig. Aber man sollte auch nicht von einem Fall auf alle schließen.
Ansonsten finde ich solche Menschen wie diese YouTuberin(nicht die Betroffene) furchtbar. DatingCoaches, die dir erzählen wie du Frauen aufreisen solltest.
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