Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

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Pvt.Noob
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Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Pvt.Noob »

So, habe mich auch mal an einer reißerischen Überschrift versucht :lol:

ComputerBase meldet Erstes Pilotprojekt: Spotify will Podcasts per KI mit Originalstimme übersetzen. Bald kann The Pod also auch den englischen Sprachraum erobern!

Bin ja sehr gespannt wie gut die Übersetzung ist. Am Ende ist das nachahmen der Stimmen besser als die Übersetzungen. :ugly:
Voigt
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Voigt »

LinusTechTips hat ja in Kooperation mit YouTube ja auch mittlerweile KI übersetzte Spanische Sprachspuren für ihre Videos und das funktioniert wohl ziemlich gut.
Ist aber primär Video, ob das bei einem Audio only Format wie Podcast so gut funktioniert, muss man sehen.
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schreckofant
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von schreckofant »

Also mal unabhängig von thePod. Ich freue mich, wenn die Technik in ein paar Jahren so ausgereift ist, das man vielleicht sogar englische Podcasts auf deutsch hören kann.
IDEA
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von IDEA »

Das wird mit ziemlicher Sicherheit kommen.
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bluttrinker13
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von bluttrinker13 »

Ich hoffe nicht. Ich hoffe auf eindeutige juristische Riegel für so was. Wer will denn das Urheberrecht an seiner eigenen Stimme, immerhin ein Biometrie Merkmal, an die kapitalistische Verwertungsmaschinerie abtreten?
Maliko
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Maliko »

bluttrinker13 hat geschrieben: 29. Sep 2023, 14:10 Wer will denn das Urheberrecht an seiner eigenen Stimme, immerhin ein Biometrie Merkmal, an die kapitalistische Verwertungsmaschinerie abtreten?
Man kann das Urheberrecht nicht abtreten (siehe FAQ). Was man abtreten kann sind die Verwertungsrechte an diesem. Und das macht so gut wie jeder Synchronsprecher. Oder glaubst du dass der Synchronsprecher von Charakter X in Film Y selbst die Verwertungsrechte an seiner Arbeit hat? Ganz sicher nicht.

Strittig ist hingegen wer das Urheberrecht an einer Audiospur hat, die meine Stimme simuliert (halt eben durch KI). Da eine Stimme aber auch durchaus verwechselt werden kann (siehe z.B. die ganzen Imitatoren wie damals Elma Brand der Gerhard Schröder parodiert hat) hat da dementsprechend der Autor des Werkes das Recht am Werk. Und das kann eine KI nicht sein, da der Eigentümer eine juristische oder natürliche Person sein muss. Eine KI ist ein Computerprogramm und erfüllt beide Möglichkeiten nicht. In diesem Fall hätte Spotify das Urheberrecht an der Aufnahme, da es sich aber um eine eins zu eins Übersetzung eines Werkes von z.B. Andre handelt würde das Verwertungsrecht damit automatisch an The Pod fallen, bzw. könnten diese Spotify die Nutzung aufgrund eines Urherberrechtsverstoßes untersagen (und zwar am Werk, dem Podcast und nicht an der Stimme).

Und automatische Synchronisation durch die Stimme des Originalschauspielers wird früher oder später zu 100% kommen. Da kann es auch kein Gesetz gegen geben, da dies in den Persönlichen Lebensbereich eingreifen würde und damit zumindest in Deutschland verfassungswidrig wäre. Allerdings müsste der Schauspieler in diesem Fall dann der Synchronisierung zustimmen, da dann ja auch mit seinem Namen geworben wird (was dann wieder durch entsprechende Verträge abgedeckt wird).
Rince81
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Rince81 »

Maliko hat geschrieben: 29. Sep 2023, 14:48 Und automatische Synchronisation durch die Stimme des Originalschauspielers wird früher oder später zu 100% kommen.
Nein. Sprachsynthese und KI funktionieren mittlerweile wunderbar, so dass normal vorgelesene Texte heute sehr natürlich klingen können - was KI aber nicht kann und vermutlich auch nie können wird ist lebensechte Emotion. Ein Verändern der Stimmlage oder der Sprechgeschwindigkeit anhand der aktuellen Situationen - dass, was den Wesensbereich der Schauspielerei und eben auch einer guten Synchronisation ausmacht.
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Maliko
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Maliko »

Rince81 hat geschrieben: 29. Sep 2023, 15:38 [...] was KI aber nicht kann und vermutlich auch nie können wird ist lebensechte Emotion
Da wäre ich mir nicht so sicher. Eine KI kann zwar keine echten Emotionen erzeugen, aber sie kann diese Simulieren (wenn man sie genug darauf trainiert). Man müsste ihr entsprechende Emotionen als Lehrmaterial mitgeben und dann wird sie die irgendwann problemlos imitieren können. Man muss ihr dann halt nur entsprechende Instruktionen geben welche Emotionen zu welchem Zeitpunkt verwendet werden sollen. Und das dürfte immer noch billiger sein, als das ganze mit echten Menschen im Studio zu machen. In Deutschland mag die Synchronisierung zwar weit fortgeschritten sein. Da wird eine KI wahrscheinlich in der Tat nicht von der Authentizität rankommen. Aber überleg mal was andere Länder machen. In Polen z.B. bedeutet Synchronisierung das eine Monotone Stimme über den gesamten Film drüber labert und sämtliche Rollen spricht (egal ob männlich oder weiblich). Für solche Länder wäre es eine bahnbrechende Erfindung und für die Studios sogar günstiger, weil die Quellskripte nur einmal geschrieben werden müssen und dann für beliebig viele Sprachen verwendet werden können und müssen nicht für jede Sprache einen entsprechenden Sprecher engagieren.
Voigt
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Voigt »

Die KI Streamer Neuro und Evil Neuro zeigen auch schon paar Emotionen. Beileibe nich perfekt uns viel wird durch Zuschauer dann auch reininterpretiert, aber Grundzüge sind schon da, und echt bemerkenswert(tm) für einen Soloprogrammierer in seinen Zwanzigern.

Insgesamt fühlt sich KI wie 5 Jähriges Kind an, was eigene Emotionen nich gut kontrollieren kann und bestimmte Fragen nich ordentlich versteht, aber ich finde es interessant dass immerhin diese Stufe schon Indie erreicht wurde.
Rigolax
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Rigolax »

Maliko hat geschrieben: 29. Sep 2023, 14:48 Und automatische Synchronisation durch die Stimme des Originalschauspielers wird früher oder später zu 100% kommen.
Denke ich ebenso. Es wurden ja schon andere Märkte genannt wie in Osteuropa, ich denke allerdings, dass es auch für den deutschen Markt geschehen wird. Neben schlicht besserer AI sollte nicht unterschätzt werden, wie stark sich an eine etwas niedrigere Qualität faktisch gewöhnt werden kann; so gut wie jeder streamt doch auf Netflix und co. und die Qualität reicht nicht ganz an Blu-rays ran, aber wen kümmert das groß? Ebenso wird CGI überall eingesetzt und das teils nicht unbedingt gut, insb. durch das MCU kann man einen gewissen race to the bottom schon sehen. Insofern wird sich auch an etwas schlechtere Synchronqualität, die dafür das Argument vorbringen kann, sehr nah am Original zu sein, gewöhnt werden. Ich nehme an, man wird auch recht gut Emotionen kontrollieren können, indem man der Synchron-KI in der Zielsprache eine Vorgabe gibt, wozu dann noch Quasi-Synchronsprecher gebraucht werden (also eingesprochen als Vorlage/Schablone); ein dann weit mehr marginalisierter Job, der vielleicht nicht einmal eine Erwähnung in den Credits am Ende bekommt.
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Jochen Gebauer
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Jochen Gebauer »

Wenn man sich anschaut, unter welchen Bedingungen menschliche Übersetzer und Synchronsprecher teilweise arbeiten müssen (quasi geschwärzte Filmszenen ohne Kenntnis von Kontext o.ä.), dann fällt es zumindest schwer, sich vorzustellen, dass KI das mittelfristig nicht auch können sollte. Denn gerade das, was gute Übersetzung/Synchro ausmacht, spielt ja zunehmend keine Rolle mehr. Da wird z.B. ein House of the Dragons katastrophal eingedeutscht und eingesprochen (nix gegen die armen Menschen, die das unter o.g. Bedingungen machen mussten), und wen juckt's? Gefühlt keine Sau. Miese Übersetzungen in der Literatur interessieren auch locker seit 20 Jahren niemanden mehr. Will sagen: In vielen Bereichen ist der Standard imho so niedrig geworden, da kann man irgendwann bestimmt auch ne billige KI ranlassen.
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exx
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von exx »

Ich glaube dass KI viele Sachen übernehmen kann und wird und versteh auch ehrlich gesagt nicht warum Emotionen plötzlich die Unmöglichkeit darstellen soll. Ich frage mich deshalb eher wie da eine Kooperation mit Synchronsprechern entstehen könnte bzw. wie die Zukunft für diese Aussehen wird.

In Unternehmen werden Arbeiten durch KI unterstützt oder Personen ersetzt, dadurch entstehen andere Aktivitäten oder Berufe die diese Personen dann übernehmen können. Klar ist der Wechsel von Call-Center-Agent zu Chatbot-Optimierer/Überwacher/Auswerter nicht der einfachste aber ist aufgrund der Kenntnisse in dem Gebiet keine Unmöglichkeit und durch die Erfahrung haben diese sogar Vorteile in dem Bereich. Welche Arbeit können aber Synchronsprecher bzw. Sprecher allgemein überhaupt übernehmen wenn die Stimmarbeit komplett ohne sie ablaufen kann. Mir fällt da persönlich leider wirklich nichts ein wo diese Personen ihre Erfahrungen nutzen können und einen Vorteil bei einem anderen Job haben, der direkt mit ihrem ursprünglichen zu tun hat. Wenn man als Schauspieler Charakteren lediglich ihre Stimme leiht und dies dann in Zukunft nicht mehr machen muss/kann und andere schauspielerische Fähigkeiten in einem gewissen Medium nicht genutzt werden (zb. beim Motion Capture (was sicher auch in Zukunft immer besser ohne menschliches Zutun auskommen wird)) seh ich die Zukunft irgendwie recht schwarz für alles wo die Schauspieler nicht den Hauptfokus haben.
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Felidae
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Felidae »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 29. Sep 2023, 23:24 Gefühlt keine Sau. Miese Übersetzungen in der Literatur interessieren auch locker seit 20 Jahren niemanden mehr.
Gleichzeitig hat sich aber grade in den letzten 20 Jahren ein Bewusstsein für gute Übersetzungen entwickelt und Verlage lassen teilweise sogar neu übersetzen. So wurden beispielsweise sämtliche James Bond-Romane komplett neu ins deutsche übersetzt - zum allerersten Mal ungekürzt und so orginalgetreu wie möglich. Nelson DeMille hat in den letzten 20 Jahren einen neuen Übersetzer bekommen, der endlich auch den Sprachwitz und Sarkasmus der Orginale einfängt. Und mein Lieblingsbeispiel, weil die Übersetzung wirklich so zum niederknien großartig ist: Mark Twains Tom und Huckleberry haben vor gut zehn Jahren eine (preisgekrönte) Neuübersetzung bekommen, die auf jeder Seite so unglaublich Spaß macht.

Wohingegen andere Bücher heute in der Tat lieblos runterübersetzt werden.

Kann es sein, dass "gute Übersetzungen" sowas ähnliches wie LPs sein könnten - für die breite Masse uninteressant, aber eine kleine Liebhabernische und dadurch auch am Leben bleibend? (Solange es finanziell irgendwie machbar ist, klar - gute Übersetzungen sind teuer.)
RowdyAlph
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von RowdyAlph »

Ich denke es wird am Ende auf eine Nische für Liebhaber hinauslaufen. Die Masse wird mit AI-Übersetzungen zufrieden sein, genauso wie mit AI generierten Nachrichten, Sportzusammenfassungen und dergleichen.
Es geht dabei ja auch um diminishing returns; sobald ein Mindestmaß an Qualität erreicht ist, wird nur noch die Minderheit überhaupt einen Unterschied zwischen AI generierten und menschengemachten Inhalten bemerken.

Nichts anderes gibt es bereits heute: Die Qualität von gestreamtem Content (ob Musik, Video oder (teilweise) Games) ist mittlerweile so gut, dass die meisten sich entweder damit abgefunden haben oder den Unterschied selbst bei Direktvergleich gar nicht bemerken.

Ähnlich läufts bei der Fotografie ab: Ein Smartphone macht so solide Bilder und Videos, dass nur noch die Wenigsten überhaupt eine Kamera mitschleppen.
SirGaiwan&TheGreenT
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von SirGaiwan&TheGreenT »

Felidae hat geschrieben: 30. Sep 2023, 09:33
Jochen Gebauer hat geschrieben: 29. Sep 2023, 23:24 Gefühlt keine Sau. Miese Übersetzungen in der Literatur interessieren auch locker seit 20 Jahren niemanden mehr.
Gleichzeitig hat sich aber grade in den letzten 20 Jahren ein Bewusstsein für gute Übersetzungen entwickelt und Verlage lassen teilweise sogar neu übersetzen. So wurden beispielsweise sämtliche James Bond-Romane komplett neu ins deutsche übersetzt - zum allerersten Mal ungekürzt und so orginalgetreu wie möglich. Nelson DeMille hat in den letzten 20 Jahren einen neuen Übersetzer bekommen, der endlich auch den Sprachwitz und Sarkasmus der Orginale einfängt. Und mein Lieblingsbeispiel, weil die Übersetzung wirklich so zum niederknien großartig ist: Mark Twains Tom und Huckleberry haben vor gut zehn Jahren eine (preisgekrönte) Neuübersetzung bekommen, die auf jeder Seite so unglaublich Spaß macht.
Den Eindruck habe ich auch, auch bei Klassikern. Es gibt gute und sehr verständliche aber den Rhythmus wahrende neue Übersetzungen von Illias und Odyssee von Kurt Steinmann. Die Übersetzung von Tausendundeine Nacht von Claudia Ott ist dem vernehmen nach auch sehr gut, habe ich aber noch nicht reingeschaut, steht aber noch auf meiner Liste.

Und manchmal kann so eine Übersetzung sogar ein Verständnis wecken, dass selbst das Original nicht mehr kann, wie bei Don Quijote. In der Übersetzung von Susanne Lange kommen die ganzen feinen sprachlichen Unterschiede zur Geltung, welche die Stand, die Position und Beziehungen von Personen, den jeweiligen mentalen Zustand von Don Quijote und vor allem die persönliche Entwicklung von Sancho Panza und Don Quijote aufs Genauste Beschreiben und Wiederspiegeln. Das alles ist verständlich, weil ein zeitgenössisches Deutsch als Ausgangszustand genommen wird, anhand dessen man die ganzen feinen Abstufungen gut nachvollziehen kann.

In Spanien haben dem vernehmen nach inzwischen viele Leute ein Problem, das Buch zu verstehen. Für sie ist das 400 Jahre alte Spanisch einfach nur alt, die Feinheiten und sprachlichen Abstufungen (zB spricht Don Quijote das zeitgenössische Spanisch seiner Zeit oder das mittelalterliche Spanisch seiner Ritterromane) können sie da nicht mehr nachvollziehen. Und schon gar nicht die Details, die mit Stand und Beziehung zusammen hängen.

Und natürlich gibt es dann noch solche Übersetzer/innen für die ganz schweren Fälle, wie zB ein Ulrich Blumenbach, der rangeholt wird, wenn es sprachlich an die Grenzen geht, wie zB bei James Joyce oder David Forster Wallace.

Insofern kann schon etwas dran sein, mit deinem Gedanken, dass gute Übersetzungen eine Nische für Liebhaber werden. Aber es scheint schon gerade eine gute Zeit für solche Liebhaber zu sein. :D
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Felidae
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Felidae »

SirGaiwan&TheGreenT hat geschrieben: 2. Okt 2023, 12:27
Aber es scheint schon gerade eine gute Zeit für solche Liebhaber zu sein. :D
Zweifelsohne - deshalb kam ich ja auf den Gedanken. :)
Und ich finde es tatsächlich bemerkenswert, dass einerseits das von Jochen beschriebene in der breiten Masse voll zutrifft, andererseits aber zeitgleich ein kleiner Verlag auf die Idee kommt, ausgerechnet die ollen Fleming-Dinger zum allerersten Mal anständig (sowohl was Übersetzung als auch Umfang angeht) in Deutschland rauszubringen. Wenn man hundert Bibliophile gefragt hätte, "Was braucht auf jeden Fall eine neue deutsche Übersetzung, die dem Orginal gerecht wird?", wäre die Antwort "James Bond!" vermutlich eher selten gefallen. ;)

By the way, die Dinger machen in der unverstümmelten neu übersetzen Version durchaus Spaß (ein Beispiel für frühere Verstümmelung: "Goldfinger" wurde vom ersten Verlag auf praktisch ein Drittel zusammengekürzt). Wenn man sich irgendwie mit Flemings Sexismus und Rassismus arrangieren kann...
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Lurtz
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Lurtz »

Das sind halt Liebhaberprojekte, so wie auch Vinyl wiedergekommen ist. Spielt im Massenmarkt nur keine große Rolle.
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
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Felidae
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Felidae »

Lurtz hat geschrieben: 2. Okt 2023, 18:30 Das sind halt Liebhaberprojekte, so wie auch Vinyl wiedergekommen ist. Spielt im Massenmarkt nur keine große Rolle.
Felidae hat geschrieben: 30. Sep 2023, 09:33
Kann es sein, dass "gute Übersetzungen" sowas ähnliches wie LPs sein könnten - für die breite Masse uninteressant, aber eine kleine Liebhabernische und dadurch auch am Leben bleibend?

;)
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Jochen Gebauer
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Jochen Gebauer »

Felidae hat geschrieben: 30. Sep 2023, 09:33Gleichzeitig hat sich aber grade in den letzten 20 Jahren ein Bewusstsein für gute Übersetzungen entwickelt und Verlage lassen teilweise sogar neu übersetzen. So wurden beispielsweise sämtliche James Bond-Romane komplett neu ins deutsche übersetzt - zum allerersten Mal ungekürzt und so orginalgetreu wie möglich. Nelson DeMille hat in den letzten 20 Jahren einen neuen Übersetzer bekommen, der endlich auch den Sprachwitz und Sarkasmus der Orginale einfängt. Und mein Lieblingsbeispiel, weil die Übersetzung wirklich so zum niederknien großartig ist: Mark Twains Tom und Huckleberry haben vor gut zehn Jahren eine (preisgekrönte) Neuübersetzung bekommen, die auf jeder Seite so unglaublich Spaß macht.
Das ist richtig. Meine Aussage war auch weniger auf engagierte Übersezter(innen) oder (Klein)Verlage bezogen, die wir in Deutschland durchaus haben. Sondern darauf, dass der überwältigenden Mehrzahl der Leser die Übersetzungsqualität offenbar egal ist. Siehe einen Großteil der Charts, die - wenn es sich z.B. um Übersetzungen aus dem Englischen handelt - teilweise unterirdisch sind, ohne dass es irgendeine nennenswerte Kritik daran gäbe. Mein Lieblingsbeispiel war lange Jahre Lee Child, dessen Reacher-Romane ich im Original ganz gerne mag und den ich auf Deutsch vollkommen unleserlichen Schund fand. Mag sein, dass sich da was getan hat in den letzten Jahren, aber dass sowas überhaupt im Buchhandel stand und Geld kosten sollte, war regelrecht kriminell.
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Heretic
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Re: Weltherrschaft dank Spotify bald in greifbarer Nähe?

Beitrag von Heretic »

Lurtz hat geschrieben: 2. Okt 2023, 18:30 Das sind halt Liebhaberprojekte, so wie auch Vinyl wiedergekommen ist. Spielt im Massenmarkt nur keine große Rolle.
Wobei die gute alte Schallplatte inzwischen die CD überholt zu haben scheint:
https://www.deutschlandfunk.de/schallpl ... n-104.html

Leider ist auch die CD inzwischen ein Nischenprodukt... :ugly:

Ist schon komisch: Bei Spielen kann ich auf Retail heutzutage gut verzichten, bei Filmen größtenteils ebenfalls, aber bei Büchern und Musik bin ich altmodisch. Solange es noch geht, werde ich in diesen beiden Bereichen Digitalkäufe vermeiden.
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