Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
HPMüller
Beiträge: 10
Registriert: 3. Okt 2023, 14:32

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von HPMüller »

Hallo Zusammen,

vorab möchte ich betonen, wie sehr ich eure kritische Arbeit rund um das Medium und die Industrie wertschätze.

Für diese Episode und die Diskussion im Forum habe ich extra ein Konto für das Forum angelegt, denn ich befürchte, die Diskussion in der Episode und hier im Forum nimmt eine sehr komische Richtung. Dies kann ich aber prinzipiell nachvollziehen, wenn die relevante Erfahrung rund um Unternehmen vielleicht nicht in der Tiefe vorhanden ist.

Ich bin langjähriger Unternehmensberater und habe selbst auch schon ein Unternehmen gegründet und abgewickelt, daher bin ich motiviert, hier diese Perspektive zu schärfen.

Soweit ich das von dem Beitrag von WB selbst, als auch als Gast bei OKCool verstanden habe, ist seine Hauptkritik, dass es mit Sicherheit Managementfehler sind, die sie an diesen Punkt gebracht haben, die Entscheidung zu treffen, ihr Unternehmen aufzulösen.

Ich finde, das ist ein sehr wichtiger und richtiger Punkt einer kritischen Analyse. Man kann über die ästhetische Form der Darlegung von WB streiten (ich selbst finde es auch nicht gut vorgetragen), aber die inhaltlichen Punkte sind erstmal valide, teilweise sogar stichhaltig.

Leider wurden in dem Podcast wenige Argumente vorgetragen, die die Argumente in Frage stellen. Im Gegenteil wurde in einer ähnlichen ästhetischen Form mit wenig Substanz dagegen geredet.

Ich verstehe, dass das Thema „Mentales Befinden“ für viele Menschen ein Trigger ist (ich selbst durfte durch einen Burnout gehen, keine schöne Erfahrung). Allerdings kann es die Gründer nicht von einem öffentlichen Diskurs immunisieren, wo bspw. WB relevante Fragen zu Managemententscheidungen stellt (auch wenn nicht alle gleichwertig sind, einige sind auch eher von schwacher Substanz).

Ich würde auch hier von einer Pathologisierung der Gründer absehen. Dieser Diskurs führt uns am Ende zu ganz komischen Orten.

Dazu ist es vielleicht hilfreich zu wissen, dass das Thema „Mentale Stabilität“ im Managementdiskurs oft als Immunisierungsstrategie von Führungskräften und Managern genutzt wird, um sich von etwaigen Anschuldigungen zu schützen.

Ich möchte auch betonen, dass eine sachliche Aufarbeitung der Mimimi-Situation für die ganze Industrie super hilfreich sein kann, aber nur, wenn der Diskurs auch geführt werden kann. Viele der Probleme der Gaming-Unternehmen können vielleicht auf schlechtes, unerfahrenes Management zurückgeführt werden.

Ich hoffe, ich konnte damit die Perspektiven etwas differenzieren. Vielleicht lohnt sich doch ein Gespräch mit WB zu dem Thema.
Mauswanderer
Beiträge: 2680
Registriert: 10. Jan 2022, 18:36

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von Mauswanderer »

Andre Peschke hat geschrieben: 3. Okt 2023, 14:45
Mauswanderer hat geschrieben: 3. Okt 2023, 14:40 Ich denke, es geht eher um die Leute, die es dann zufällig bei Saturn oder MediaMarkt sehen. Kann mir schon vorstellen, dass es in der Teilzielgruppe (alte Commando/Desperados-Hasen, die nicht mehr so im Gaming-Thema stecken) tatsächlich eine merkliche Verbesserung der Verkaufszahlen bringt, falls man es schafft, dass es im Vorbeigehen auch als eben genau in dieser Tradition stehend wahrgenommen wird.
Das Problem ist ja, dass da keiner mehr vorbeigeht. Selbst diejenigen, die tatsächlich noch Datenträger kaufen, tun das erstmal bei Amazon. Es geht ja keiner mehr im Mediamarkt durch die PC-Spieleabteilung schlendern, deswegen ist die ja auch nur noch marginal.

Andre
Das ist das Problem: Man muss denjenigen ansprechen, der sich eigentlich einen neuen Toaster oder Fernseher kaufen will. Auch dafür gibt es Möglichkeiten (die mit Extrakosten daherkommen), aber wie gesagt, ich bezweifle, dass sich das lohnt.
K0fferFisch
Beiträge: 114
Registriert: 22. Jun 2022, 18:26

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von K0fferFisch »

Andre Peschke hat geschrieben: 3. Okt 2023, 14:45
Zudem konnte man in den USA ja beobachten, dass geschwärzte Dokumente oft eher zu mehr Verwirrung und Verunsicherung führen, insbesondere in der Bad-Faith-Nachbereitung diverser Internetquellen.
Man hat ja aktuell bei Microsoft gesehen, wie sowas auch unglaublich schief gehen kann.

Ich weiß nicht wie viel Schaden da ein kleineres Unternehmen nehmen würde, könnte mir aber vorstellen: Nicht weniger als MS
K0fferFisch
Beiträge: 114
Registriert: 22. Jun 2022, 18:26

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von K0fferFisch »

Mauswanderer hat geschrieben: 3. Okt 2023, 14:54
Das ist das Problem: Man muss denjenigen ansprechen, der sich eigentlich einen neuen Toaster oder Fernseher kaufen will. Auch dafür gibt es Möglichkeiten (die mit Extrakosten daherkommen), aber wie gesagt, ich bezweifle, dass sich das lohnt.
Aber sind wir doch mal ehrlich:

Wir gucken uns das MM Regal an und gehen danach ins Internet um es günstiger zu bekommen. Also zumindest ein Großteil
Rigolax
Beiträge: 2193
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von Rigolax »

K0fferFisch hat geschrieben: 3. Okt 2023, 14:58
Andre Peschke hat geschrieben: 3. Okt 2023, 14:45
Zudem konnte man in den USA ja beobachten, dass geschwärzte Dokumente oft eher zu mehr Verwirrung und Verunsicherung führen, insbesondere in der Bad-Faith-Nachbereitung diverser Internetquellen.
Man hat ja aktuell bei Microsoft gesehen, wie sowas auch unglaublich schief gehen kann.

Ich weiß nicht wie viel Schaden da ein kleineres Unternehmen nehmen würde, könnte mir aber vorstellen: Nicht weniger als MS
Im Grunde könnte man das auch jetzt schon versuchen, also per IFG eine Anfrage bzgl. der Dokumente im Förderkontext bei Shadow Gambit stellen. Hier hat das einer bei einem anderen Spiel versucht, aber dann offenbar aufgegeben, weil Gebühren von 100 bis 200€ veranschlagt wurden: https://fragdenstaat.de/anfrage/forderu ... waerzt.pdf (edit: "Bitte teilen Sie mir mit, ob Sie Ihren Antrag trotz anfallender Gebühren und ggf. sehr
geringem bis gar keinem Informationsgehalt aufrechterhalten möchten."). Ich habe gerade keine vergleichbaren Fälle gefunden im Spielekontext.
Zuletzt geändert von Rigolax am 3. Okt 2023, 15:09, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9859
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von Andre Peschke »

HPMüller hat geschrieben: 3. Okt 2023, 14:53 dass es mit Sicherheit Managementfehler sind, die sie an diesen Punkt gebracht haben, die Entscheidung zu treffen, ihr Unternehmen aufzulösen.

Ich finde, das ist ein sehr wichtiger und richtiger Punkt einer kritischen Analyse.
Hier wäre ich interessiert an einer Herleitung, warum es nicht auch quasi ein Fall von „force majeur“ (der BG3 - Blitz schlug ein) sein kann? Oder einfach nur die Entscheidung der Gründer, nicht weiter wie bisher tätig sein zu wollen?

Andre
Mauswanderer
Beiträge: 2680
Registriert: 10. Jan 2022, 18:36

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von Mauswanderer »

K0fferFisch hat geschrieben: 3. Okt 2023, 15:00
Mauswanderer hat geschrieben: 3. Okt 2023, 14:54
Das ist das Problem: Man muss denjenigen ansprechen, der sich eigentlich einen neuen Toaster oder Fernseher kaufen will. Auch dafür gibt es Möglichkeiten (die mit Extrakosten daherkommen), aber wie gesagt, ich bezweifle, dass sich das lohnt.
Aber sind wir doch mal ehrlich:

Wir gucken uns das MM Regal an und gehen danach ins Internet um es günstiger zu bekommen. Also zumindest ein Großteil
"Wir" als aufgeklärte Zielgruppe? Vielleicht. Mein Onkel als Teil der von mir genannten Zielgruppe würde im MediaMarkt vielleicht noch das Handy zücken, ob es das Spiel bei Amazon erheblich günstiger gibt. Da das in Releasenähe eher nicht so ist, warum sollte er es nicht mitnehmen?
Man darf hier nicht "Wo sind hier nochmal die Toaster? Oh, was ist das denn?"-Kunden mit Keyseller-Preisvergleichsseiten-Nutzern verwechseln.
K0fferFisch
Beiträge: 114
Registriert: 22. Jun 2022, 18:26

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von K0fferFisch »

Mauswanderer hat geschrieben: 3. Okt 2023, 15:08 [

"Wir" als aufgeklärte Zielgruppe? Vielleicht. Mein Onkel als Teil der von mir genannten Zielgruppe würde im MediaMarkt vielleicht noch das Handy zücken, ob es das Spiel bei Amazon erheblich günstiger gibt. Da das in Releasenähe eher nicht so ist, warum sollte er es nicht mitnehmen?
Man darf hier nicht "Wo sind hier nochmal die Toaster? Oh, was ist das denn?"-Kunden mit Keyseller-Preisvergleichsseiten-Nutzern verwechseln.
Da gebe ich dir sogar Recht, die Frage ist allerdings:

Lohnt es sich, für diesen, wahrscheinlich sehr sehr kleinen, Teil der Zielgruppe irgendeinen Aufwand zu betreiben?
Mauswanderer
Beiträge: 2680
Registriert: 10. Jan 2022, 18:36

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von Mauswanderer »

K0fferFisch hat geschrieben: 3. Okt 2023, 15:12
Mauswanderer hat geschrieben: 3. Okt 2023, 15:08 [

"Wir" als aufgeklärte Zielgruppe? Vielleicht. Mein Onkel als Teil der von mir genannten Zielgruppe würde im MediaMarkt vielleicht noch das Handy zücken, ob es das Spiel bei Amazon erheblich günstiger gibt. Da das in Releasenähe eher nicht so ist, warum sollte er es nicht mitnehmen?
Man darf hier nicht "Wo sind hier nochmal die Toaster? Oh, was ist das denn?"-Kunden mit Keyseller-Preisvergleichsseiten-Nutzern verwechseln.
Da gebe ich dir sogar Recht, die Frage ist allerdings:

Lohnt es sich, für diesen, wahrscheinlich sehr sehr kleinen, Teil der Zielgruppe irgendeinen Aufwand zu betreiben?
Wie ich bereits zweimal schrieb: Nein, ich glaube nicht.
K0fferFisch
Beiträge: 114
Registriert: 22. Jun 2022, 18:26

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von K0fferFisch »

Mauswanderer hat geschrieben: 3. Okt 2023, 15:13
Wie ich bereits zweimal schrieb: Nein, ich glaube nicht.
Verzeihung, übersehen. Mea Culpa
HPMüller
Beiträge: 10
Registriert: 3. Okt 2023, 14:32

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von HPMüller »

Andre Peschke hat geschrieben: 3. Okt 2023, 15:08
HPMüller hat geschrieben: 3. Okt 2023, 14:53 dass es mit Sicherheit Managementfehler sind, die sie an diesen Punkt gebracht haben, die Entscheidung zu treffen, ihr Unternehmen aufzulösen.

Ich finde, das ist ein sehr wichtiger und richtiger Punkt einer kritischen Analyse.
Hier wäre ich interessiert an einer Herleitung, warum es nicht auch quasi ein Fall von „force majeur“ (der BG3 - Blitz schlug ein) sein kann? Oder einfach nur die Entscheidung der Gründer, nicht weiter wie bisher tätig sein zu wollen?

Andre
Ja, sehr valider Punkt. Und auch hier würde es sich löhnen zu verstehen, welche Managemententscheidungen einen dahin gebracht haben und wie in der Situation des „Worst Cases“ aus einer strategischen Perspektive Situationen und Lösungsoptionen bewertet werden.

Es kann auch sein, dass man zur Erkenntnis kommt, dass die Industrie ein strukturelles Problem für die Unternehmen erzeugt. Aber auch das muss aus den konkreten Einzelsituationen und Entscheidungen abgeleitet werden.
Benutzeravatar
Jochen Gebauer
Beiträge: 1384
Registriert: 1. Nov 2020, 17:41

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi

Beitrag von Jochen Gebauer »

bonkic hat geschrieben: 3. Okt 2023, 14:17für dich gilt dasselbe, was ich eben bereits sagte: es steht dir frei das anders zu sehen. gibt für mich an der stelle auch nix zu diskutieren
Ich bin prinzipiell ganz bei dir, dass im Falle von Steuergeldern in Millionenhöhe eine hohe Transparenz wünschenswert wäre. Aber das ausgerechnet an Mimimi festzumachen, erscheint mir keine Frage von "kann man so oder so sehen", sondern einfach sachlich falsch. Denn die Förderung in ihrer existierenden Form (die ich ja bekanntlich ohnehin für sehr problematisch halte) sieht nunmal ausschließlich eine Projektförderung vor und eben keine Standortförderung, wie sie beispielweise in Kanada üblich ist. Auch alle blumigen Formulierungen in den Richtlinien ändern nix daran, dass es Geld gibt für ein Projekt. Und sonst nichts. Wenn die Gründer von Mimimi dieses Geld nicht für Sportwägen oder eine Villa am Starnberger See ausgegeben haben, sondern es zu 100% in das Projekt geflossen ist, haben sie quasi per Definition nichts falsch gemacht im Sinne der Förderung.

Natürlich kann man jetzt sagen: Aber es wurden doch kaufmännische Fehler gemacht. Nun. Zum einen steht das eben gar nicht fest (siehe unten bzw. siehe André), zum anderen spielt das bei dieser Förderung gar keine Rolle. Denn sie richtet sich ja auch und insbesondere an kleinere Studios und Startups, die a) garantiert kaufmännische Fehler machen werden, weil sie neu im Business sind und b) oft a priori alles auf eine einzige Karte setzen. Floppt das Spiel, ist die Firma kaputt.

Das Grundproblem dieses ganzen Systems ist, dass Projekte und nicht Standorte, Mitarbeiter (via tax brakes z.B.) o.ä. gefördert werden. Spiele sind von Hause aus extrem risikoreiche Projekte, ganz besonders, wenn sie von kleinen und/oder neuen Studios kommen. Die deutsche Politik hat sich entschlossen, hochriskante Investments zu subventionieren. Kann man machen, aber dann darf man sich imho nicht beschweren, wenn da halt hochriskante Investments rauskommen. Das ist nicht die Schuld von Mimimi, sondern schlicht das systemische Resultat eines systemischen Problems.
HPMüller hat geschrieben: 3. Okt 2023, 14:53Soweit ich das von dem Beitrag von WB selbst, als auch als Gast bei OKCool verstanden habe, ist seine Hauptkritik, dass es mit Sicherheit Managementfehler sind, die sie an diesen Punkt gebracht haben, die Entscheidung zu treffen, ihr Unternehmen aufzulösen
Wie André schon sagte: Das wissen wir nicht. Es gibt mehrere plausible Alternativerklärungen. Eine davon (die Vorverlegung von BG3) hat Michael ja im Podcast sehr schön aufgezeichnet.

Und selbst wenn es am Ende doch an Managementfehlern lag: Wenn ich das öffentlich in den Raum stelle und die Erklärung der tatsächlich Beteiligten als unzureichend ablehne, dann muss ich doch wenigstens einen Anhaltspunkt dafür liefern. Ganz besonders, wenn ich ihnen auch noch Steuerverschwendung und die Instrumentalisierung von psychischen Erkrankungen vorwerfe. Aber diese Anhaltspunkte existieren nicht. Es ist reine Spekulation und unter Berücksichtigung der vorhandenen Alternativerklärungen ist die Kritik dann eben kein guter und richtiger Aspekt einer kritischen Analyse, sondern einfach Kaffeesatzleserei.
HPMüller
Beiträge: 10
Registriert: 3. Okt 2023, 14:32

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi

Beitrag von HPMüller »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 3. Okt 2023, 15:39 Und selbst wenn es am Ende doch an Managementfehlern lag: Wenn ich das öffentlich in den Raum stelle und die Erklärung der tatsächlich Beteiligten als unzureichend ablehne, dann muss ich doch wenigstens einen Anhaltspunkt dafür liefern. Ganz besonders, wenn ich ihnen auch noch Steuerverschwendung und die Instrumentalisierung von psychischen Erkrankungen vorwerfe. Aber diese Anhaltspunkte existieren nicht. Es ist reine Spekulation und unter Berücksichtigung der vorhandenen Alternativerklärungen ist die Kritik dann eben kein guter und richtiger Aspekt einer kritischen Analyse, sondern einfach Kaffeesatzleserei.
Offen gesagt verstehe ich hier das Argument nicht. Managemententscheidungen unter Berücksichtigung von Kontext und Abhängigkeiten zu bewerten, ist keine neue Kunst und hat wenig mit Kaffeesatzleserei zu tun.

Einen öffentlichen Diskurs über mögliche Entscheidungen zu führen, kann fruchtbar für die ganze Industrie sein.

In zahlreichen anderen Episoden habt ihr Unternehmen genau so kritisch und analytisch bewertet.

Die Motivation, Mimimi derzeit in der Form vom Diskurs zu entziehen, kann ich mir im Wesentlichen über die Immunisierung durch die psychische Situation der Gründer erklären.

Falls das für einen relevant ist, ist es natürlich vollkommen in Ordnung, sich deswegen dem Diskurs zu entziehen, aber ich wäre vorsichtig, daraus eine Form von Diskursverbot zu konstruieren.
misantronic
Beiträge: 53
Registriert: 14. Feb 2022, 16:30

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi

Beitrag von misantronic »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 3. Okt 2023, 15:39 Denn die Förderung in ihrer existierenden Form (die ich ja bekanntlich ohnehin für sehr problematisch halte) sieht nunmal ausschließlich eine Projektförderung vor und eben keine Standortförderung, wie sie beispielweise in Kanada üblich ist.
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downlo ... onFile&v=4
Ziel ist es, Deutschland als Spiele-Entwicklungsstandort im Sinne einer vielfältigen Kulturlandschaft zu
stärken, international wettbewerbsfähig zu machen und somit auch einen Beitrag zur Stärkung des
audiovisuellen Sektors in Europa zu leisten.
Dabei soll die gesamte Branche – von kleinen Entwicklungsstudios bis hin zu großen Unternehmen – von
dieser Förderung profitieren. Die Förderung soll insbesondere dazu beitragen, die Anzahl der Beschäftigten
innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft zu erhöhen, sowie die Zahl von Spieleveröffentlichungen aus
Deutschland zu steigern und deren Positionierung auf sowohl dem deutschen als auch auf den
internationalen Märkten zu stärken.
Vielleicht verstehe ich das falsch, aber für mich klingt das nicht nach Projekt-Förderung sondern genau danach, langfristig Arbeitsplätze in dem Bereich zu schaffen?
Voigt
Beiträge: 5725
Registriert: 14. Jun 2016, 14:43
Wohnort: Jena

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von Voigt »

Das ist ja die blumige Zielsetzung der Föderung, was aber Jochen glaube meinte sind die reellen Vorgabeb und Praxis Förderung.

Man beantragt Fördergelder für ein voegestelltes Einzelprojekt und macht es nich wie in Kanada dass man allgemeine Steuerleichtungen bekommt, wenn man sich vor Ort ansiedelt und Mitarbeiter einstellt. Egal ob man Projekte überhaupt oder wie genau man welche macht. Solange du Spielefirma bist und Leute einstellst zahlst du als Firma für paar Jahre weniger Steuern, weil du dir Kanada (oder ich glaube speziell Montreal) aussuchtest um da Leute einzustellen/bezahlen.
Rigolax
Beiträge: 2193
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von Rigolax »

Vielleicht wäre es sinnvoller von "projektbasierte Förderung" und "standortbasierte Förderung" zu sprechen bzw. es so zu verstehen. Mir ist bewusst, wie die gängigen Begriffe sind, ich vermute jedenfalls, sie sind ggf. irreführend.
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9859
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von Andre Peschke »

HPMüller hat geschrieben: 3. Okt 2023, 15:23
Ja, sehr valider Punkt. Und auch hier würde es sich löhnen zu verstehen, welche Managemententscheidungen einen dahin gebracht haben und wie in der Situation des „Worst Cases“ aus einer strategischen Perspektive Situationen und Lösungsoptionen bewertet werden.
Nun bestreitet sicher aber niemand, dass es nicht lohnend wäre, würden die Gründer diese Punkte diskutieren. Writing Bull jedoch hat den Gründern ohne jeden Beleg eben einen Egotrip unterstellt, Auskunft über unbelegte Managementfehler verlangt, von Steuergeldverschwendung gesprochen etc. Das sind die Kritikpunkte und sie bestehen fort.

Andre
Benutzeravatar
Jochen Gebauer
Beiträge: 1384
Registriert: 1. Nov 2020, 17:41

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi

Beitrag von Jochen Gebauer »

misantronic hat geschrieben: 3. Okt 2023, 16:03Vielleicht verstehe ich das falsch, aber für mich klingt das nicht nach Projekt-Förderung sondern genau danach, langfristig Arbeitsplätze in dem Bereich zu schaffen?
Ja, das ist das Ziel. Das Problem ist, dass die deutsche Politik eine Förderung in diesem Sinne gar nicht auflegen darf, weil das EU-Sache ist. Hatten wir auch schon in mehreren Podcasts. Und weil Maßnahmen im Sinne der langfristigen Standortförderung (wie etwa die angesprochenen Tax Breaks) rechtlich nicht drin sind, macht man eben eine Projektförderung. Mit dem Haken, dass die in vielen Fällen halt nicht das tut, was man eigentlich will. Schön zu sehen, wenn du dann nach der blumigen Einleitung mal ins Eingemachte guckst:

Die Zuwendungen werden zur Projektförderung im Wege der Anteilfinanzierung als nicht rückzahlbarer Zuschuss gewährt werden ...Förderfähig sind nur diejenigen Kosten, die unmittelbar mit dem Vorhaben in Zusammenhang stehen bzw. speziell für das Vorhaben benötigt werden.

Das Unternehmen darf die Fördermittel gar nicht für etwas anderes benutzen als dieses eine konkrete Projekt. Das ist gewissermaßen das genaue Gegenteil, von dem, was in der blumigen Präambel steht. Alles, was mittel- oder langfristig über dieses eingereichte Projekt hinausgeht, ist nicht förderungsfähig. So schafft man eben keine langfristigen Arbeitsplätze in diesem Bereich, sondern in der Praxis häufig befristete oder auf freier Basis für dieses eine Projekt. Da ist Mimimi mit seinen fast 40 Mitarbeitern übrigens ein echtes Positivbeispiel in der Branche; viele andere haben für ähnliche Projekte keine so hohe Zahl an festangestellten, sozialversicherungspflichtigen Mitarbeitern.
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2989
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von Felidae »

Leonard Zelig hat geschrieben: 3. Okt 2023, 13:39
D13_Michael hat geschrieben: 3. Okt 2023, 13:35 Man muss auch der Behörde nachweisen, wie die Gelder verwendet wurden, da gibt es sogar erhebliche Transparenz (es müssen auch die Stunden eines jeden Mitarbeiters nachgewiesen werden).
Das stimmt bei Drittmittelprojekten von Universitäten, die jede Arbeitsstunde ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen dokumentieren müssen, aber doch nicht bei der aktuellen Spieleförderung. Das lief eher nach dem Motto "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst".
D13_Michael hat geschrieben: 3. Okt 2023, 13:35 Also dass ne Retail von Shadow Gambit ob mit Publisher, Collector Publisher oder auf eigene Faust einen Unterschied machen würde... ehhhh.. ne Leute, ehrlich nicht.
Sichtbarkeit sollte man nicht unterschätzen. Natürlich hatte hier im Forum jeder Shadow Gambit auf dem Radar, aber ich wette es gibt etliche Fans der bisherigen Mimimi-Spiele, die erst nach der Ankündigung der Schließung von Shadow Gambit erfahren haben. Eine Retailveröffentlichung und Marketingkampagne eines Publishers hätten da schon was bewirken können. Natürlich werden die Spiele niemals Millionenseller, dafür ist das Genre zu nischig, aber ich glaube nicht, dass sie ihr Potential optimal ausgeschöpft haben.
Seh ich das richtig, dass Du Michael grade seinen Job erklärst? :)
D13_Michael
Beiträge: 52
Registriert: 31. Jul 2018, 11:55

Re: Runde #444: Mimimi bei Mimimi?

Beitrag von D13_Michael »

Felidae hat geschrieben: 3. Okt 2023, 16:48
Leonard Zelig hat geschrieben: 3. Okt 2023, 13:39
D13_Michael hat geschrieben: 3. Okt 2023, 13:35 Man muss auch der Behörde nachweisen, wie die Gelder verwendet wurden, da gibt es sogar erhebliche Transparenz (es müssen auch die Stunden eines jeden Mitarbeiters nachgewiesen werden).
Das stimmt bei Drittmittelprojekten von Universitäten, die jede Arbeitsstunde ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen dokumentieren müssen, aber doch nicht bei der aktuellen Spieleförderung. Das lief eher nach dem Motto "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst".
D13_Michael hat geschrieben: 3. Okt 2023, 13:35 Also dass ne Retail von Shadow Gambit ob mit Publisher, Collector Publisher oder auf eigene Faust einen Unterschied machen würde... ehhhh.. ne Leute, ehrlich nicht.
Sichtbarkeit sollte man nicht unterschätzen. Natürlich hatte hier im Forum jeder Shadow Gambit auf dem Radar, aber ich wette es gibt etliche Fans der bisherigen Mimimi-Spiele, die erst nach der Ankündigung der Schließung von Shadow Gambit erfahren haben. Eine Retailveröffentlichung und Marketingkampagne eines Publishers hätten da schon was bewirken können. Natürlich werden die Spiele niemals Millionenseller, dafür ist das Genre zu nischig, aber ich glaube nicht, dass sie ihr Potential optimal ausgeschöpft haben.
Seh ich das richtig, dass Du Michael grade seinen Job erklärst? :)
Ach naja, wenn man noch nicht selbst mit der Förderung zu tun hatte, weiß man oftmals nicht, wie da Sachen ablaufen und dokumentiert werden müssen.
Antworten