Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

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rammmses
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Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von rammmses »

Zuerst ein großes Lob für die spannende und gut recherchierte Folge!

Aber ich muss jetzt auch was zur VG Wort loswerden: So wie ich das System kenne, wird wie der Name schon sagt, pro Wort gezahlt und zwar 1,25 Cent pro Wort bis zu eine HÖCHSTSATZ von 40€ pro Artikel (das müssen dann sehr, sehr lange Artikel sein). Die erwähnten Kriterien (1800 Zeichen, 1500 Abrufe) sind Mindestanforderungen, um diese 1,25 Cent pro Wort zu bekommen. D.h. eine News mit 1800 Zeichen (ca. 250 Wörter) gibt dem Autoren keine 3€. So kenne ich das, in eurem Podcast klang das so, als ob da 45€ für ausgezahlt werden? Ist das jetzt wirklich so? Das wäre ja absurd.
Schwanne
Beiträge: 8
Registriert: 1. Okt 2023, 00:50

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Schwanne »

Je Text. Kannste bei Google oder auch auf der VG Wort Webseite nachvollziehen :)
K0fferFisch
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von K0fferFisch »

rammmses hat geschrieben: 29. Okt 2023, 03:18 Aber ich muss jetzt auch was zur VG Wort loswerden: So wie ich das System kenne, wird wie der Name schon sagt, pro Wort gezahlt und zwar 1,25 Cent pro Wort bis zu eine HÖCHSTSATZ von 40€ pro Artikel (das müssen dann sehr, sehr lange Artikel sein). Die erwähnten Kriterien (1800 Zeichen, 1500 Abrufe) sind Mindestanforderungen, um diese 1,25 Cent pro Wort zu bekommen. D.h. eine News mit 1800 Zeichen (ca. 250 Wörter) gibt dem Autoren keine 3€. So kenne ich das, in eurem Podcast klang das so, als ob da 45€ für ausgezahlt werden? Ist das jetzt wirklich so? Das wäre ja absurd.
Nein, es wird pro Text ein Pauschalbetrag von zb 43,86€ im Jahr 2022 ausgezahlt.

Und nun zur Folge:

Sehr, sehr gute Arbeit lieber Dom und lieber Jochen! Ein großartiges Beispiel, warum eure Arbeit die 5€/Monat locker wert ist.

Ich habe so viele Gedanken dazu im Kopf, dass ich gar nicht so richtig weiß wo mich dieser Beitrag noch hinführt. Ich fang einfach mal an.

Der erste Schocker waren natürlich die Gehälter für die Redakteure. Man hat ja schon öfter gehört, dass Spielejournalist vielleicht nicht (mehr?) der Traumberuf ist, für den man ihn als passionierter Gamer gehalten hat. Aber was da teilweise abgeht ist eine ganze Ecke krasser als gedacht.

Wie verarscht muss man sich bspw. von einem 15€ Amazon Gutschein für 15 Jahre Unternehmenszugehörigkeit fühlen? Das ist doch reine Mitarbeiterverachtung!

Was die abgedunkelten Büros und Bildschirme angeht: Ich müsste nochmal nachschauen, aber das dürfte gegen die Betriebsstättenverordnung verstoßen. Das heißt man bewegt sich sogar in einem nicht mehr legalem Rahmen.

Es ist wirklich unfassbar!

Und dann die VG Wort. Was will man dazu noch sagen?
Der Punkt, der mich da am meisten wütend macht, ist dass Schulen diesen Unsinn mitfinanzieren! So weit ich das jetzt nach kurzer Recherche nachvollziehen konnte, wird für bspw das Kopieren von Arbeitsblättern etc eine Pauschale von den Ländern an die ZFS (Zentralstelle Fotokopieren an Schulen) gezahlt.

Jetzt ist es so, dass ich zwei Kinder habe. Ich zahle jedes Jahr einen mittleren dreistelligen Betrag für Schulbücher die dann oft nur zur Hälfte genutzt werden. Dafür wird eine ganze Menge kopiert. Wenn man das mal ändern würde, könnte man da richtig Geld sparen.

Ich meine, unsere Schulen sind zu einem großen Teil in einem desolaten Zustand und trotzdem zahlen sie Geld dafür, dass Verlage ihre Redakteure zum Mindestlohn schuften lassen können UND sich selbst noch die Taschen vollmachen? Das darf nicht wahr sein!

Und dass die VG Wort sich über die Ausbeutung des Systems vollkommen bewusst ist, wundert mich auch nicht, wenn ich höre, dass ein Gremium aus Verlagen und Urhebern, also den Zahlungsempfängern, die Höhe der Auszahlung festlegen.

Wird bei den Zugriffen eigentlich kontrolliert, woher diese kommen? Wie schnell hat man sich nen Bot gebastelt der das quasi im Moment des hochladens erledigt. Aber ich gebe denen jetzt einfach mal, dass sie das schon zu unterbinden wissen.

Ich halte das für einen Skandal.

Allerdings glaube ich nicht, dass das hohe Wellen schlagen wird. Ich meine, wer soll darüber berichten? Das müssten die Profiteure selber. Not gonna happen.

So, das war jetzt ein relativ langer, vielleicht nicht komplett durchdachter Text, aber es ist spät und das hat mir keine Ruhe gelassen.


PS: Ihr solltet mal versuchen eure Folgenbeschreibung auf über 1800 Wörter zu strecken.

5 Folgen x 52 Wochen x 44€ = 11.440 €! Das wäre jedes Jahr ein neuer PC für jeden von euch


Edit: Gerade noch gesehen: Die 1800 Zeichen sind inklusive Leerzeichen!
Zuletzt geändert von K0fferFisch am 29. Okt 2023, 04:38, insgesamt 1-mal geändert.
Schwanne
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Registriert: 1. Okt 2023, 00:50

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Schwanne »

Hmmmmm... Erstmal vielen Dank für euren guten Podcast. Er lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite die wirklich lächerlichen Gehälter und auf der anderen Seite die (im Ergebnis) Subventionierung von Online-Beiträgen.

Zu den geringen Gehälter:
Ich bin selber in der steuerberatungsbranche Selbstständig und bei mir arbeitet keiner unter 4000 € brutto. (hochgerechnet auf 40h/Woche) Zzgl. 50€ Tankgutschein, Gleitzeit und den ganzen anderen Schnickschnack. Angesichts des aktuellen Arbeitnehmermarktes verwundern mich solche Gehälter aber dennoch. Anders als mit Passion ist das für mich nicht erklärbar.
Durch die VG Wort wird das zumindest in Teilen abgefangen, aber das kann ja nicht für alle gelten. Erst recht nicht im genannten Ausmaß. Was soll man zur VG Wort noch groß an Worten verlieren? Gedacht als Vergütung an den Urheber von kopierfähigen Texten, verkommt es (zumindest teilweise) zur Melkmaschine für belanglose Texte. Das Geld bekommt dann ein anderer halt weniger. Der Kuchen wird schließlich durch die Anzahl der Texte geteilt. (Unterstelle ich jetzt mal)

Jedem der mit einem solch geringen Gehalt lebt und nicht der Verhandlungstyp ist, empfehle ich dringend ein Coaching zum Thema "kooperatives Verhandeln" o.ä. Es ist unheimlich wichtig sein Mindset zu ändern. Viele sehen sich nämlich "Bittsteller" und haben regelrecht Angst ihrem Chef auf Augenhöhe zu begegnen. Dem ist nicht so! In der Regel hat nämlich auch der Gegenüber ein Interesse in Gehaltsverhandlungen zu einer Lösung zu kommen. Sonst hätte er den Termin nicht angenommen. Aber auch in Feedbackgesprächen braucht man keine Angst zu haben das Thema zu Sprache zu bringen. #Arbeitnehmermarkt (wenn sicherlich nicht in allen Branchen)
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DirkJot
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von DirkJot »

Jetzt würde mich noch interessieren, wie es bei den VideoRedakteuren aussieht. Bei denen fällt doch der VG Wort Anteil weg? Werden die an den Youtube Einnahmen beteiligt?
Guardian87
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Guardian87 »

Ganz toller Podcast! Was mich mal interessieren würde, wie sieht so was denn international aus? Gibt es ähnliche Systeme wie die VG Wort oder trifft es englischsprachige Outlets wegen höherer Reichweite eher andere Probleme?

Das Gehaltsniveu ist übrigens schon sehr niedrig.
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ragdel
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von ragdel »

Warum habt ihr einfach nur Bruttomonatsgehälter genommen?
Die lassen sich immer schwer vergleichen, weil viele Aspekte da nicht reinzählen.

Beispiel. 3000 brutto mit 12 Monatsgehältern, 26 Urlaubstagen und 40 Stunden ist was anderes als 3000 Brutto bei 14 Monatsgehältern, 30 Urlaubstagen und nur 32 Stunden TZ
Da hätte ich mir jahresbruttos gewünscht, die auch Sonderzahlungen beinhalten. Ansonsten könnte es halt gut sein gut oder schlecht oder meh sein.

Edit: zumindest die Urlaubstage wurden von Jochen in einem satz erwähnt. Nur um das klarzustellen

Sicher bringt der Podcast im Großen und ganzen was um eine Richtung zu sehen. Deswegen danke für den spannenden Einblick
Zuletzt geändert von ragdel am 29. Okt 2023, 09:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Domi-Wan Kenobi
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Domi-Wan Kenobi »

Es ist ja wie in allen Branchen so, dass man ohne starke Arbeitnehmervertretung und Gewerkschaft aufgeschmissen ist. Einzelkämpfertum führt am Ende nur dazu, dass sehr viele sehr wenig Lohn erhalten. Meiner Auffassung nach kann ich nur Auffordern Betriebsräte zu gründen, die Unternehmen endlich unter Druck setzen und gemeinsam mit der Gewerkschaft kämpfen. Das ändert von heute auf morgen nichts, aber Schritt für Schritt.
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Jochen Gebauer »

ragdel hat geschrieben: 29. Okt 2023, 09:24 Warum habt ihr einfach nur Bruttomonatsgehälter genommen?
Die lassen sich immer schwer vergleichen, weil viele Aspekte da nicht reinzählen.
Weil es sich eigentlich immer um 12 Gehälter Vollzeit bei 40 Stunden handelt. Weihnachts- und Urlaubsgeld wird in der Branche schon ewig nicht mehr bezahlt. Hätte ich dazu sagen sollen, das stimmt. Danke für den Hinweis.
Tekal
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Registriert: 11. Feb 2016, 20:04

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Tekal »

Also alle Freiberufler in diesem Forum, setzen eine Homepage auf, schreiben 1800 Wörter lange Texte (Meinungen) zu jeder einzelnen Podcastfolge und das Forum klickt diese, so dass 1500 Aufrufe zustande kommen ( Bei wechselnder Ip von Internetzugängen sicher absolut Betrugssicher) und die finanziellen Nöte sind erstmal weg?
Dies ohne Inhaltliche Kontrolle? Also am Ende jedes Artikels wird immer kurz gesagt was the Pod ist, wann es entstanden ist etc, so dass die eigentliche Meinung nur noch 250 Worte lang ist?
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ragdel
Beiträge: 386
Registriert: 9. Jul 2016, 13:12

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von ragdel »

Ah danke! Dann sind die Zahlen für mich besser vergleichbar.

Aber ganz ehrlich? Kann da die Redaktionen verstehen
Wenn wir das im Podcast genannte Beispiel.

2.500 Euro Brutto + 2.500 Euro Brutto VG Wort
Bist du bei 5.000 Euro Brutto als Redakteur. Wer verdient das?
Wenn die Redaktion nun 3.500 bezahlt, dann bist bei 6.000 Euro Brutto. Als Newsredakteur. Warum sollte er das machen? Was anderes wäre es nur, wenn es das System nicht geben würde/

Natürlich ist das System albern, aber verständlich.

Wenn ich bedenke, ich bin ÖD-VKa als Projektleiter und bin damit bei 4.100 Beutto. Da sind 5.000 schon cool bei der Verantwortung für das Geld. Da find ich den Mindestlohn auch nicht verwerflich, dank VG Wort. Es gibt die nunmal und man kann die auch nicht ausblenden.

Das ist doch das gleiche, warum viele in aus gegen Mindestlohn in Restaurant sind. Weil da einige echt viel viel viel viel Geld durch das Tipping kriegen. Die nehmen lieber eine schlechte Grundbezahlung als eine bessere Bezahlung aber ohne diesen Tipping Bonus.
Voigt
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Registriert: 14. Jun 2016, 14:43
Wohnort: Jena

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Voigt »

Ehrlich gesagt, die 2000€ Brutto die Dom damals bekommen hatte, hatte ich erwartet was man bei Bezahlung von Spieleredakteure so hört, da fand ich die 2600~2800€ sogar überraschend hoch was heute gezahlt wird. Aber klar durch Inflation musss schon steigen.

Ansonsten allgemein, da ich selber null Problem habe über Gehalt zu reden. Wohne ja im Osten, arbeite aber in Jena in der Optikbranche daher für die Region überdurchschnittlich bezahlt. Ich verdiene 3850€ Brutto für 36h Woche. Eine 40h Woche wird garnicht angeboten, 38h kann man aber freiwillig machen. Es gibt 12 Monatsgehälter, und kein Weihnachts- oder Urlaubsgeld derzeit. Arbeite seit 2 Jahren in der Firma wo es zwei Gehaltssteigerung gab, und die Reduzierung von 38h auf 36h bei gleichen Lohn. Daher gestartet mit 3550€ und 38h Woche.

Gehalt richtig sich schon stark danach dass ich Diplom-Ingenieur bin, Kollegen die aber "nur" Ausbildung haben, aber länger bei der Firma sind verdienen noch etwas mehr. Keine konkrete Ahnung über Chefetage, weiß aber reiner Produktionsmitarbeiter im Schichtbetrieb (aber auch nur 36h) verdient einiges weniger
Gwyliam
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Registriert: 22. Feb 2017, 08:53

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Gwyliam »

Ein wirklich spannender und gut ausgeführter Podcast. Ganz herzlichen Dank dafür.

Ich habe zwischendurch nur immer mal wieder gedacht, warum ihr die genannten Gehälter nicht im Sinne von Transparenz und Kontextualisierung mal mit den Gehältern kontrastiert, die ihr selbst verdient bzw. auszahlt? Ihr erwähnt an einer Stelle zwar die rund 200€ für Gastpodcasts (z.B. für Janna), aber was beispielsweise ein Dom oder Sebastian bei euch bekommt wird nicht erwähnt.

Ihr habt in Weltherrschaften über sowas ja durchaus schon mal geredet, ich finde nur da macht ihr euch ggf. auch für öffentliches Echo auf den Podcast ein klein wenig angreifbar bzw. ihr öffnet das Tor für Aussagen wie "Ja, dann zeig' doch mal her, ob ihr das besser macht!" und liefert damit eine -nennen wir es mal- Steilvorlage für populistische Argumentation ("Ja, auf andere zeigen können sie, aber zu ihren eigenen Strukturen schweigen sie. Die verbergen doch was!").

Ich spiele da jetzt, wie Jochen so gerne sagt, des Teufels Advokaten und sehe das nicht unbedingt selbst so. Aber für einen Kontext wie oben beschrieben und um euren "Gegnern" direkt den Wind aus den Segeln zu nehmen, hätte ich die Information für wertvoll und wichtig gehalten. :)


Edit: SHIT: Jetzt komme ich zum Ende, wo ihr das sagt. :D Sorry, ich nehme alles zurück!
Zuletzt geändert von Gwyliam am 29. Okt 2023, 11:00, insgesamt 1-mal geändert.
Arre
Beiträge: 16
Registriert: 16. Apr 2021, 15:19

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Arre »

Hallo an alle!

Und erstmal vielen Dank für die gute Folge.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass eure Folge bei mir eine andere Reaktion ausgelöst hat als intendiert :-D Ich dachte eher: Verdammt, warum bin ich nicht Spiele-Redakteur geworden?

Also, zumindest im Angestellten-Verhältnis finde ich das Einkommen von 2. 600 - 2. 800 brutto + VG Wort (das dann ja so um die 5.000 € liegen müsste), nicht schlecht. In Anbetracht dessen, dass vorher kein Studium zwingend erforderlich ist.

Zum Vergleich verdient man das zum Beispiel im öffentlichen Dienst mit einem Bachelor-Abschluss im Bereich Verwaltung erst nach in der Endstufe des öffentlichen Dienstes. Und da arbeitet man verpflichtend auch 40 Stunden jede Woche.

Ich selbst arbeite noch in einem anderen Bereich. Ich kann heute ganz gut verdienen (allerdings nach 5 Jahren Studium ohne Verdienst und zahlreichen Jahren selbstgezahlter Weiterbilung). Wenn man das umrechnet auf Volontariat (das nicht gut bezahlt ist, klar) und anschließend angestellter Spiele-Journalist + VG Wort, dann muss ich sagen: Ich finde nicht, dass das ein schlechtes Einkommen als Spiele-Redakteur ist. Es ist auch nicht besonders gut, aber es ist durchschnittlich. Gerade in Anbetracht geringerer Ausbildungs-Längen und dass man zumindest keine Schicht-Dienste hat, keinen Beruf mit besonderen Gefahren und keine Verantwortung für Menschenleben übernehmen muss (wie in der Physio, Pflege, ...), finde ich, ehrlich gesagt, nicht, dass das ein dramatischer Zustand ist.

Auch wenn ich das mit einer befreundeten Journalistin, die ein Studium absolviert hat und als "feste Freie" arbeitet, vergleiche, muss ich sagen: Spiele-Redakteur erscheint mir keine schlechte Wahl.

Wirklich berechtigt finde ich die Kritik:
- Im selbstständigen Bereich als Spiele-Redakteur. Das erscheint mir wirklich kaum machbar.
- Und natürlich was dieses System der VG-Wort betrifft.

Worüber man insgesamt diskutieren muss: Wofür verdient man in Deutschland wirklich gut und wofür nicht? Warum verdient die Auto-Industrie riesige Gehälter und im Gesundheits- und Bildungsbereich wird gespart. Insgesamt ist die Schere in Deutschland sehr groß (mein Eindruck) und es wird nicht das honoriert, was nach meiner Meinung honoriert werden sollte.

Bin gespannt auf eure Antworten.
VG (im Sinne von "viele Grüße" nicht für "VG Wort :-D)
Arre
K0fferFisch
Beiträge: 114
Registriert: 22. Jun 2022, 18:26

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von K0fferFisch »

Also mit ein bisschen Abstand und ein wenig Schlaf muss ich meine Aussage über die Gehälter doch nochmal revidieren. Wäre ich mal einfach zu Bett gegangen…

Das mit dem Amazon Gutschein, den abgedunkelten Büros und den Honoraren für Freie bleibt scheiße, aber:

2800€ Brutto? Willkommen in der Lebensrealität vieler Facharbeiter!

Das ist ungefähr genau das, was ich als eine dieser berüchtigten, seltenen Fachkräfte und Ausbilder in der Industrie verdiene. Klar, wenn man in einem größerem Unternehmen mit Tarifbindung arbeitet, kommt man da höher, aber so einen muss man erstmal finden. In kleinen und mittelständischen Betrieben sieht das eben genauso aus.

Hinzu kommt, dass, soweit ich das schon oft mitbekommen habe, ein Spieleredakteur oft Quereinsteiger ist und kein Journalismus Studium abgeschlossen hat.

Übrigens: Meine Frau ist gelernte Einzelhandelskauffrau und verdient genauso viel in Vollzeit.

Wenn wir beide jetzt zusammen jährlich eine Prämie in fast sechsstelligem Bereich bekommen würden, würde von uns kein Mensch auch nur eine Beschwerde über unser Einkommen hören.

Die VG Wort ist hier der eigentliche Skandal. Da bleibt bei mir das mit den Schulen ganz übel hängen, da unser Bildungssystem sowieso finanziell beschissen dasteht.

Und nur zur Klarstellung: Ich möchte keinem sein Geld absprechen. Aber die Einkommen sind nicht so skandalös, wie es vielleicht in Teilen suggeriert wird.
HerrMannelig
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von HerrMannelig »

Wer hier VW-Wort und normales Gehalt zusammenwirft, vergisst ein paar Punkte. Rentenanspruch, Elterngeld, Arbeitslosengeld und Kurzarbeitergeld dürften allesamt nur das normale Gehalt heranziehen.

Ich habe das gerade bei einer meiner Mitarbeiterinnen: Sie will sich die Elternzeit mit ihrem Mann teilen, dessen Grundgehalt ist aber ein Witz. Es wird durch zig Zulagen echt gut, aber die sind vom Elterngeld nicht erfasst. Enormes Problem. Wird sehr gerne vergessen.

(Bin noch mitten im Podcast, weiß daher nicht, ob das von Jochen und Dom aufgegriffen wird.)
Irgendwer Anders
Beiträge: 100
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Irgendwer Anders »

ragdel hat geschrieben: 29. Okt 2023, 10:19 Aber ganz ehrlich? Kann da die Redaktionen verstehen
[...}
Warum sollte er das machen?
Weil ein Arbeitgeber grundsätzlich ein anständiges Gehalt zu zahlen hat und das ist der Mindestlohn bei dem verlangten Aufwand nicht im Ansatz. Klar, warum es gemacht wird, steht nicht in Frage - weil es geht und weil es dem AG Geld spart. Unter dem Gesichtspunkt kann ich auch jeden verstehen, der Drogen vertickt. Das macht es aber nicht weniger verachtenswert.

Zum Podcast: Joa, ich hab' nichts anderes erwartet. Man könnte die Thematik auch kurz und knapp mit "Alles Scheiße" zusammenfassen. Beim VG-Wort-System kommt mir der Begriff "Aufstocker" in den Sinn, in beiden Fällen subventioniert die Allgemeinheit der Privatwirtschaft die Lohnkosten.
johaensen
Beiträge: 4
Registriert: 9. Dez 2016, 18:15

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von johaensen »

Vielen Dank für den spannenden Podcast!

Was ich beim Hören gefragt habe: Jochen hat ja erwähnt, dass auf die Ausschüttungen der VG Wort Einkommenssteuer gezahlt werden muss.

Wie sieht es denn aber mit den Sozialabgaben, sprich Rentenbeiträgen, Krankenkasse etc. aus? Mindestens der Arbeitgeber verringert doch die Zahlung seines Anteils in die Sozialkassen deutlich, wenn die Ausschüttung durch die VG Wort quasi als Teil des Gehalts einkalkuliert werden? Könnte man da nicht den Eindruck gewinnen, dass gezielt versucht wird, nicht nur weniger Gehalt sondern eben auch noch weniger Lohnnebenkosten zu zahlen. Das nicht nur auf dem Rücken der Allgemeinheit, sondern auch des Angestellten, denn bspw. Rentenansprüche werden ja durch die VG Wort Ausschüttungen nicht erworben, sondern nur durch das von euch skizzierte Minimalgehalt? Das wäre für mich tatsächlich, wenn das System so funktioniert, der größte Skandal. Oder habe ich da was übersehen?

Edit: Wie ich sehe, hat das HerrMannelig oben auch schon angemerkt.
Christian_D
Beiträge: 22
Registriert: 1. Okt 2017, 11:05

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Christian_D »

Hallo zusammen,
der Podcast hat mit grundsätzlich gut gefallen, war nur falsch / über das Ziel hinausgeschossen an ein Stellen. Beispiele: gesetzliches Minimum für Vollzeitarbeit ist 20 Tage bei einer 5-Tagewoche - nicht 25. es ist einfach häufig der Fall, dass mehr als 20 angeboten werden.

Mindestlohn liegt bei knapp 2.080€ Brutto im Monat statt 2.400€.
Das macht die Verträge nicht besser, hilft allerdings meiner Meinunug nach bzgl. des Kontext.
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Jochen Gebauer
Beiträge: 1384
Registriert: 1. Nov 2020, 17:41

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Jochen Gebauer »

johaensen hat geschrieben: 29. Okt 2023, 11:19Wie sieht es denn aber mit den Sozialabgaben, sprich Rentenbeiträgen, Krankenkasse etc. aus?
Die Einkünfte durch die VG Wort gelten so weit ich weiß als Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit. Darauf fallen also keine Sozialabgaben durch den AG an. Natürlich viel praktischer als eine Lohnerhöhung mit steigenden Lohnnebenkosten.
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