Andre Peschke hat geschrieben: ↑11. Nov 2023, 23:51
Das ist halt einfach falsch. Ich kenne mindestens zwei solche Leute. Heißt nicht, dass das jetzt daraus umgekehrt zu verallgemeinern wäre, aber: in dieser Absolutheit formuliert, irrst du dich.
Andre
Mauswanderer hat geschrieben: ↑11. Nov 2023, 22:23
Naja, gerade in der deutschen Arbeitsmarktmentalität ist vielen der Spatz in der Hand immer noch näher als die Taube auf dem Dach. Wer im "System Festanstellung" sozialisiert wurde, der tut sich häufig schwer, auch objektiv miese Jobs zu kündigen, solange es noch irgendwie zum Leben reicht.
Jaja, ich kenne auch so Leute, die das behaupten. Und anstatt das einfach abzunicken frage ich dann halt nach. Und es stellt sich raus: Ja, die Bezahlung ist Mist. Und die Arbeitszeiten sind Mist. Aber man kann halt in 3 Minuten dorthin laufen und die eine Kollegin ist die beste Freundin.
Oder jemand hat tatsächlich aus persönlichen Gründen (irrational) Angst zu wechseln. Dann sind der Benefit des Arbeitsplatzes aber nicht Geld und Spaß, sondern Sicherheit.
Zuletzt ist aber die Gemeinschaft nicht für leicht änderbare die Lebensentscheidungen Einzelner verantwortlich.
Manche scheinen hier zu glauben, Spieleredakteure in Deutschland müssten schuften wie in einer illegalen Kobaltmine im Kongo, nur um danach in ihrer Lehmhütte trockenen Reis zu futtern, um stark genug zu sein, damit sie aus dem 9km entfernten Wasserloch bei 39°C verschmutztes Wasser holen müssen.
Die Journalisten, die ich kenne, knapsen jedenfalls nicht tief unter der Armutsgrenze herum. Auch wenn's in den 20ern dann eher mal ein WG-Zimmer in München als ein EFH ist.
Rigolax hat geschrieben: ↑11. Nov 2023, 22:43
So eine weltfremde Aussage überhaupt. Was glaubt man, warum Leute schlecht bezahlte Shitjobs (jahrelang) machen? Weil es "Spaß macht oder andere Benefits bietet"? Nein, weil die Lebensumstände eine Umorientierung nicht in jedem Fall zulassen und auch nicht jeder tolle Optionen überhaupt hat. Das ist in Sweatshops in Bangladesch so und es ist in Prinzip in Deutschland im Jahr 2023 auch noch so. Bürgergeld ist eben auch kein bedingungsloses Grundeinkommen und nicht jeder schafft es mental, die Drangsalierung durchzuhalten, wenn man dies nun als Alternative zu einem schlecht bezahlten Shitjobs ansehen will, mal davon ab, dass dies dann eben auch rechtlich das Existenzminimum darstellt (oder sogar darunter, denn es darf ja immer noch sogar unter das Existenzminimum gekürzt werden(!)).
Nenne mir einen legalen Arbeitsplatz in Deutschland, der mit einem Sweatshop in Bangladesch vergleichbar ist.
Und doch, Bürgergeld ist genau das: Ein BGE ohne nennenswerte Anforderungen, da es keine realen Sanktionen mehr gibt und auch nahezu keinen Außendienst mehr der Jobcenter. Dazu wirken die Datenabgleiche von der Qualität her auf mich, als ob ein besoffenes Kind dafür verantwortlich zeichnet.
Die "Drangsalierung" ist also das Einreichen von Unterlagen. Das traue ich Menschen zu, die ansonsten lustlos jahrelang irgendeinen "Shitjob" machen würden.
Edit:
Um das nochmal klarzustellen:
Es geht mir nicht darum so zu tun, als ob EUR 2.500 Brutto der Himmel auf Erden wären. Das ist es in Deutschland nicht. Ich finde es jedoch sehr wichtig den Kontext richtig zu setzen und nicht ständig und immer alles bewusst viel schlechter zu reden, als es tatsächlich ist! Das sind für mich sowohl Wortwahl als auch Inhalt.