Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

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exe
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von exe »

Hab mir jetzt auch endlich beide Podcastfolgen dazu angehört. Finde ich super, dass über so ein Thema berichtet wird. Ich kann teilweise die Kritik ein wenig verstehen. Das Jochen sich beim Mindestlohn und Urlaubstagen vertan hat, hatte mich auch erstmal etwas gestört aber das sollte die Idee und den Denkanstoß dahinter nicht beeinträchtigen. Es ist gut, wenn so ein Thema auch mal öffentlicher wird.

Eines der Probleme, dass ich sehe, ist die Übersättigung des Marktes. Es gibt soviele Gamesplattformen, dazu heute noch die ganzen YT usw. Influencer-Kanäle, die alle auf ihrere Weise Kontent zu Games liefern. Selbst als leidenschaftlich interessierter Gamer folgt man da höchstens ein paar dieser Plattformen. Da führt zu weniger Aufrufen usw., was die Einnahmen für den Aufwand in Grenzen hält. Dazu kommt, wie schon im Podcast erwähnt wurde, dass es sicher von etlichen im jungen Alter sein dürfte, dass man sich das als was tolles vorstellt und ggf. beid e rBezahlung weniger hohe Ansprüche stellt. "Ich werde fürs Zocken bezahlt und Berichte dann darüber." Wo es viele Bewerber gibt, sieht es meist mit Gehältern schlecht aus.

Im Podcast wurde auch immer wieder von den geringen geleisteten Rentenbeiträgen erzählt. Das mag schon richtig sein. Egal ob geringes Gehalt oder VGW-Auszahlungen, die daran vorbei gehen. Ich würde mich persönlich eher freuen, wenn ein Teil des Gehaltes an den erzwungenen Rentenbeiträgen vorbei gehen würde. Sind wir mal realistisch. Wir werden in 20-30 Jahren wahrscheinlich keine Rente mehr bekommen, wie wir sie heute kennen. Ob man viel oder wenig eingezahlt hat, wird sich vermutlich nicht sonderlich bemerkbar machen. Vielmehr wird man sich später darauf berufen, dass man ja schon früh auf eine private Altervorsorge hingewiesen hat. Steht ja in jedem Rentenbescheid, den man bekommt. Und das so ein System bei der Bevölkerungspyramide nicht mehr tragbar ist. Deswegen denke ich, dasss es sowas wie eine Grundsicherung geben wird. Da werden wir, mit 30-40 Jahre 40 Stunden/Woche wohl kaum mehr bekommen, als die Bürgergeldempfänger. Was also am System vorbei geht, kann entsprechend auch besser privat investiert werden.

Ich sehe es ansonsten auch wie Andre, Jochen und Dom. Man sollte für einen Vollzeitjob vernüftig leben können. Besonders sollte es einen klaren Unterschied geben, ob man Arbeiten geht oder nicht. Und steigende Erfahrung sollte auch alle paar Jahre entsprechend honoriert werden. Wer nicht das Risiko scheut, wird früher oder später wo anders hin wechseln. Vor einigen Jahren war ja sogar bei der Gamestar eine regelrechte Abgangswelle und da werden meist die schlechten Zukunftsaussichten der Hauptgrund gewesen sein.

Es ist traurig, dass Systeme wie VGW, meiner einst guten Grundidee, meist über die Zeit so missbraucht werden. Mein erster Gedanke, als im ersten Podcast dazu das Wort VGW fiehl war, ja das klingt doch wie GEZ (Beitragsservice) und Gema. Beides ursprünglich gute Ideen, die in der heutigen Zeit leider perfide Auswüchse angenommen haben. Ich denke die Meisten werden zustimmen, dass die GEZ mit inzwischen 8,5 Mrd. €/Jahr weit mehr als eine Grundversorgung sind. Dafür braucht es keine 21 TV und 69 Radiosender, dass könnte man auch schlanker erreichen. Stattdesen strebt man jetzt schon über 10 Mrd.€/Jahr an.

Auch die Gema hat sich über die Jahre imemr mehr zu Geldsammelmaschine entwickelt. Hatte vor 20 Jahren für ein privates Hobby-Webradio, die komplette Webseitenprogrammierung übernommen. Anfangs war das kein Problem. Als Hobbyprojekt gab ein keine Einnahme und die Gema-Gebühren waren ok aber über die Zeit stiegen diese plötzlich extrem. Irgendwann wurde das Projekt dann auch eingestellt, weil es für die Anzahl zuhörer und trotz garantierem Sprachanteil kaum noch zu bezahlen war. Heute liest man von Weihnachtsmärkten, die wegen der Gema teilweise komplett auf Musik verzichten müssen.

Wenn einmal Systeme etabliert wurden, die auf rechtlicher Grundlage Geld relativ willkürlich einziehen können, dann werden diese System meist absurde Auswüchse annehmen, da nur sehr schwer etwas dagegen unternommen werden kann.

Sowas wie die VGW sollte sicher besser reguliert werden aber auch nicht mit einem Schlag. Die Unternehmen und Arbeitnehmen brauchen natürlich eine geweise Zeit, sich daran zu gewöhnen, dass die Einnahmen darüber jählich geringer werden und die Unternehmen bei Gehalt das teilweise ausgleichen müssen. Denn auch dann wird es fairer, wenn nicht der Videoredakteuer, der nie etwas davon hatte, nicht länger so benachteiligt wird. Ich finde das hochgradig demotivierend, in so einer Situation zu arbeiten.

Ich kann übrigens selbst sehr gut nachvollziehen, wie es ist, von einer Firma so richtig ausgebeutet zu werden. Hab meine Ausbildung zum IT-Systemkaufman von 2004 bis 2007 in meiner Heimatstadt gemacht. Ist eine sehr kleine Stadt, kaum was in der Nähe. Hatte vorher ein halbes Jahr ohne Bezahlung dort ein Praktikum gemacht, damit ich als Azubi übernommen werde, was auch tatsächich funktioniert hatte, um gegen die anderen Bewerber zu gewinnen. Dafür, dass ich bereits ganz gut eingearbeitet war, wurde ich mit einem Hungerlohnt von im 1. Lehrjahr 225, 2. LJ 275 und 3. LJ 285€/Monat brutto eingestellt. Der Staar konnte mir keinen Cent vom Gehalt nehmen, da ich unter jeder Bemessungsgrenze lag.
Mein 1. Arbeitstag als Azubi sah so aus, dass ich direkt zu einem Firmenkunden geschickt wurde, bei dem der Server defekt war. Ich war eben schon eingearbeitet und kannte mich aus privatem Interesse auch gut aus und konnte direkt sehr produktiv eingesetzt werden. In der Berufsschule hatte ein Lehrer mal so grob mit Handmeldungen gefragt, wer in welchem Gehaltsbereich liegt. Ich war da tatsächlich am schlechtesten dran von allen dran. War ja auch nur etwas über 1€/Stunde umgerechnet. Zum Ende der Ausbildung hat man sich dann für einen neuen Azubi zum Ausbeuten entschieden, anstatt zu übernehmen. Mein Ausbilder war da auch ziemlich frustiert. Die Firma hat den 1. Azubi übernommen, als der Mindestlohn eingeführt wurde, weil es sich ab da nicht mehr gelohnt hatte, Azubi zu rotieren.
Danach aus Verzweiflung studiert und als Werkstudent bei einem großen Startup in Berlin zum Ende des Studiums gearbeitet. Wollten mich unbedingt übernehmen, nach dem Studium. Haben mir dann ganze 1800€/Monat brutto angeboten... hab denen schon komplett neue Systeme programmiert und war auch dort mehr als gut eingeabreitet. War direkt nach einem Monat raus, weil ich ohne selbst eine Bewerubung geschrieben zu haben über Xing damals von einem Startup abgeworben wurde. War auch nicht die Welt aber glaube so 3000€/Monat brutto. Hab mich dann dort jährlich mit Gehaltsverhandlungen hochgearbeitet, bis das Startup pleite ging, weil sie zu schnell wachsen wollten. Aber einer der Ex-Gründer, der schon früher raus ist, hat Teile der Firma ersteigert und mich als einzigen übernommen. War schon krass. Die Firma hatte mal über 100 Mitarbeiter und am Ende blieb eigentlich nur ich übrig.

Inzwischen verdiene ich schon sehr gut aber ich kann sehr gut nachvollziehen, wie frustierend es ist, vom Arbeitgeber unfair bezahlt und ausgenutzt zu werden. Es ginge mehr aber ich will nicht wechseln, weil ich gern dort arbeite. 100% Homeoffice, kann meine Arbeit häufig selbst bestimmen und liege schon seit vielen Jahren im Spitzensteuersatz. Dieses Jahr läufts aber nicht so gut mit dem Verkaufszahlen. Gut möglich, dass ein Wechsel irgendwann passieren muss.
GoodLord
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von GoodLord »

PrinzEisenerz hat geschrieben: 9. Nov 2023, 10:20
Ist der Teil zu werten wie ein Fixgehalt? Nein, aber komplett ignorieren kann man das eben auch nicht
Komplett ignorieren will's ja glaube ich auch keiner. Aber ein signifikanter Bonus, der schwer abzuschätzen ist und von dem eben nur ein Teil der Branche profitiert ist halt auch keine Rechtfertigung für ein extrem niedriges Basisgehalt für alle.
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von Felidae »

GoodLord hat geschrieben: 9. Nov 2023, 19:52
PrinzEisenerz hat geschrieben: 9. Nov 2023, 10:20
Ist der Teil zu werten wie ein Fixgehalt? Nein, aber komplett ignorieren kann man das eben auch nicht
Komplett ignorieren will's ja glaube ich auch keiner. Aber ein signifikanter Bonus, der schwer abzuschätzen ist und von dem eben nur ein Teil der Branche profitiert ist halt auch keine Rechtfertigung für ein extrem niedriges Basisgehalt für alle.
Danke. Das ist es, was ich seit Tagen versuche zu vermitteln.
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von SirGaiwan&TheGreenT »

Curse hat geschrieben: 8. Nov 2023, 18:29 @SirGaiwan&TheGreenT

Bitte erneut lesen. Es war nicht die Aussage, dass die Gehälter aus persönlicher Ansicht zu niedrig sind, sondern, dass es sich um "Hungerlohn" handele.

Deine Schlussfolgerungen sind korrekt. Genau so hatte ich das gemeint. Aber eben bezogen auf die bewusste Wortwahl in Verbindung mit den bisherigen Aussagen. Daher finde ich meine Herleitung und Argumentation auch nicht dünn. Sie ist jedenfalls dicker als das Linke-Fraktiönchen, das es im Bundestrag trotz der Nichterreichung der 5%-Hürde zumindest am heutigen Tage gerade so noch gibt, was ein weiteres Argument gegen eine Mehrheitsmeinung ist.


Schade finde ich aber, dass du dir hier gefühlt wahllos einen kleinen Ausschnitt herauspickst und kontextlos anprangerst, anstatt das Kernthema (mitzu)diskutieren.
Nun, die Bezeichnung "Hungerlohn" mag vielleicht pointiert sein, lässt sich aber schwerlich nicht als persönliche Ansicht lesen, dass die Gehälter zu niedrig sind. Das ändert also nichts an meiner Kritik an deiner Argumentationsweise, mit der du dir diese Position in der Diskussion letztendlich verboten hast.

Ich stehe ehrlich gesagt etwas auf dem Schlauch mit deinem Verweis auf die Linkenfraktion und irgendwelche Merheitsmeinungen. Das ein höherer Mindestlohn, oder allgemein höhere Gehälter deiner Lesart nach keine politischen oder vielleicht sogar gesellschaftliche Mehrheiten erreicht, mag eine Erklärung sein, warum derartige Initiativen im Sande verlaufen. Es ist aber kein grundlegendes Argument dafür, dass die Postion "Hungerlöhne/Gehälter zu niedrig" unstatthaft ist. Mehrheitsmeinung sind schließlich nicht irgendwie inhärent dagegen gefeit sind, sich als falsch herauszustellen. Wobei ich aber vermute, dass das für dich eine Binse ist, und ich wohl den Teil nicht richtig nachvollziehen konnte.

Zum Kernthema habe ich entweder weiter vorne oder im parallelen Thread schon etwas geschrieben, was mE reicht. Zumal es hier inzwischen im Großen weniger eine Diskussion im Sinne des Abwägens von Argumenten ist, als ein Abstecken und Verteidigen von Positionen, und da würde ich mit meiner Position vermutlich nur zum Grundrauschen, als gewinnbringend zur Diskussion beitragen.

Lese hier aber zum Zeitvertreib mit, weil mich die verschiedenen Positionen, Argumente und Argumentationsweisen sehr wohl interessieren. Dein Post habe ich mir letztendlich raus gepickt, weil ich die kritisierte Argumentationsweise in ihrem Aufbau durchaus perfide fand (und in dem Moment etwas Zeit für eine Antwort hatte). Insofern muss ich wohl meine Beurteilung als dünn etwas zurücknehmen. Das perfide macht es aber auch nicht besser.

Edit: Sprachliche Präzisierung.
Zuletzt geändert von SirGaiwan&TheGreenT am 9. Nov 2023, 22:00, insgesamt 2-mal geändert.
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Andre Peschke
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von Andre Peschke »

Radast hat geschrieben: 9. Nov 2023, 13:41Alle größeren Seiten wie GameStar, Golem, Chip, Gamepro etc. dürften im absoluten Regelfall mit fast allen ihren Artikel - ob nun präsent auf der Startseite oder nicht - ihre Mindestaufrufzahlen erreichen. 1.800 Aufrufe sind für ein potentes Online-Medium absolut nichts Besonderes, selbst für eher abseitige Themen.
Das stimmt nicht. Sobald du auch nur eine ebene tiefer in der Navigation bist, erreichst du die nicht mehr sicher. Du würdest dich zB wundern, wie wenig Aufrufe manche SPON-Beiträge zu Games machen, weil die fast nie die Startseite sehen.
Radast hat geschrieben: 9. Nov 2023, 13:41 Der Gesamtgewinn eines Unternehmens liegt im Regelfall außerhalb des direkten Einflussbereiches vieler Personen, die anhand dieser mit einem variablen Gehaltsbestandteil bedacht werden.
Das schrieb ich ja bereits selbst. Was meine Aussage meinte war, dass selbst in diesen Fällen nicht der Fall eintritt, dass der vereinbarte Betrag trotz Zielerreichung sinkt.

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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von Radast »

Andre Peschke hat geschrieben: 9. Nov 2023, 21:56
Das stimmt nicht. Sobald du auch nur eine ebene tiefer in der Navigation bist, erreichst du die nicht mehr sicher. Du würdest dich zB wundern, wie wenig Aufrufe manche SPON-Beiträge zu Games machen, weil die fast nie die Startseite sehen.
Waren das Aussagen, die ihr im Rahmen eurer Recherche bekommen habt, oder jetzt eher Bauchgefühl?
Wenn ich die Quote unserer VG Wort-Mindestzugriffsunterschreitungen betrachte und sehe, wie stark GameStar, Golem und Co. in den verschiedenen Google-Listungen (Suche, News, Discovery) sind, würde ich die Unterschreitung der Mindestzugriffszahlen durch diese Medien als unwahrscheinlich ansehen. SPON interessiert mich in diesem Kontext nicht.
Andre Peschke hat geschrieben: 9. Nov 2023, 21:56
Das schrieb ich ja bereits selbst. Was meine Aussage meinte war, dass selbst in diesen Fällen nicht der Fall eintritt, dass der vereinbarte Betrag trotz Zielerreichung sinkt.

Andre
Sehe die Gewinnbeteiligung in ihrer Unkalkulierbarkeit immer noch vergleichbar mit der VG-Wort, Gewinnbeteiligung wäre nämlich in den meisten Fällen auch komplett dynamisch.
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von REDDF1VE »

Habe den Podcast nun auch mal gehört. Inhaltlich auch durch die Zahlen sehr interessant, die Kritik und den Grund für die Misere einzig bei den bösen Verlagen zu suchen, fand ich aber extrem kurzgegriffen.

Mal ein Beispiel: Dom kritisiert vor allem auch die schlechte Bezahlung bei webedia für Reportage-Artikel. Sie seien ja sehr wertvoll und "für uns alle relevant". OK, jetzt frage ich mich aber: Gibt Dom denn Geld für diese so extrem wichtigen Artikel aus, z.B. durch ein GameStar Plus-Abo? Oder, indem er die GameStar oder GamePro in Print-Form kauft? Das hätte ich bisher noch nie in einem Podcast mitbekommen. Denn wenn nicht, ist doch auch hier der Grund für die Misere zu sehen: In Konsumenten, die im Zeitalter des Internets vorwiegend alles umsonst haben wollen und nicht mehr bereit sind, Spielejournalismus direkt zu bezahlen. Nur durch irgendwelche Online-Ads kann das eben nicht alles gegenfinanziert werden, erst recht nicht Reportage-Artikel - das sollte ja hier jedem eigentlich klar sein.

Ich weiß, dass Dom zumindest für Recherche hin und wieder auch noch mal ein Heft Print-Heft kauft. Bei Jochen habe ich aber das Gefühl, dass er quasi gar nichts mehr für Spielejournalismus ausgibt. Das ansich will ich ja nicht kritisieren. Ich finde es dann aber etwas schwer, so vehement zu fordern, dass Journalismus besser bezahlt wird, wenn man selbst offenbar nicht bereit ist, diesen nennenswert zu supporten. Das hat, muss ich ehrlich sagen, ein wenig was von Leuten, die sich z.B. über die schlechte Bezahlung von Cacao-Bauern in Afrika aufregen, dann aber möglichst immer die billigste Schokolade aus dem Aldi kaufen. Sorry, falls ich mich hier täusche (dann nehme ich sofort alles zurück!), aber ich höre sowohl diesen Podcast wie auch OKCool sehr viel und habe bisher nicht mitbekommen, dass Jochen oder Dom (oder auch Andre oder Seb) selbst viel für Journalismus auszugeben bereit sind. Am ehesten tatsächlich sogar noch bei Dom. Bei Jochen kann ich mich u.a. im Rahmen von einem Podcast zur GameStar immer nur an Sätze wie "Ich habe da auch schon ewig kein Print-Heft mehr in der Hand gehabt" erinnern. Und auch z.B. im Rahmen des Endes des damaligen 4Players unter Jörg Luibl, wozu ihr ja große Podcasts hattet, kann ich mich nicht erinnern, dass irgendwer der Podcaster hier z.B. dort das kostenpflichtige Plus-Abo hatte.

Es kommt ja nicht von ungefähr, dass in den 90ern die Bezahlung noch deutlich rosiger waren. Das liegt ja nicht daran, dass die Menschheit (aka die Verlage) in den 90ern noch nicht den Geiz erfunden hätten und nur Wohltäter in den Chefetagen saßen, sondern daran, dass selbst arme Schüler gerne mehrere Magazine monatlich gekauft haben und eine GameStar eben noch eine Auflage von 300.000 hatte (und sich damit auch noch viel mehr für Anzeigenkunden gelohnt haben). Und nicht von 30.000, oder was sie heute noch haben mögen.

Zu sagen: "webedia und Computec haben doch Geld, die sollten doch besser bezahlen können!" und "Die Lösung sind einfach höhere Löhne!" finde ich da schon etwas naiv. Es muss sich ja dennoch immer das einzelne Produkt lohnen. Und an der GamePro sieht man ja jetzt gerade, wie nah hier offenbar am Existenzminimum kalkuliert werden muss. Glaubt ihr ernsthaft, da wäre das Geld da gewesen, die GamePro-Autoren besser zu bezahlen, wenn selbst mit der aktuellen Bezahlung das Print-Produkt dichtgemacht werden muss? Heise hat die Retro Gamer sicher auch nicht begraben, weil das so ein Goldesel war. Und auch ein Cybermedia-Verlag mit der M!Games oder ein Jörg Langer mit GamerGlobal können sich Löhne wie in den 90ern sicher einfach nicht mehr leisten und kämpfen eher darum, um überhaupt noch irgendwie zu überleben. Weil die meisten Konsumenten eben alles nur noch für lau aus dem Internet wollen. Ohne VGWort wäre es nämlich sicherlich nicht so, dass hier dann Cybermedia oder GamersGlobal doppelt so hohe Löhne bezahlen würden. Sondern dann würde es eine M!Games und ein GamerGloabl wahrscheinlich heute einfach nicht mehr geben. Auch die Computec-Hefte werden glaube ich in Kürze verschwinden, wenn man sich ansieht, wie sie schon jetzt nur ein auf maximale Kosteneffizienz getrimmter Schatten ihrer selbst sind.

Sorry für meine Kritik für den generell tollen Podcast, in den auch sichtbar viel Arbeit geflossen ist. Die Situation ist traurig, da bin ich ja komplett bei euch! Und eigentlich sollte sich ein 40 Stunden Job auch so lohnen, dass man damit über die Runden kommt. Auch ohne "Workarounds" wie VG Wort. Aber den Grund für die Misere einfach nur auf "Die Arbeitgeber sind einfach geizig" zu vereinfachen, greift in meinen Augen viel zu kurz. Dadurch bekam der Podcast für mich auch einen etwas bitteren Beigeschmack. Hier sollte sich jeder, der sich beschwert, das Spielejournalismus so scheiße bezahlt wird, erstmal an die eigene Nase fassen und überlegen, wie viel er selbst denn heute überhaupt für Spielejournalismus ausgibt. So zumindest meine Meinung dazu.
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Andre Peschke
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von Andre Peschke »

Radast hat geschrieben: 10. Nov 2023, 09:13 Waren das Aussagen, die ihr im Rahmen eurer Recherche bekommen habt, oder jetzt eher Bauchgefühl?
Weder noch. Was SPON angeht, sind das Aussagen von Leuten, die die Aufrufzahlen kannten von vor ca. 4 Jahren. Ich habe ja auch zu meiner Zeit bei der GS zB auch gesehen, dass manch eine News - und die sind durch den Ticker ja quasi immer auf der Startseite - diese Zugriffszahlen nicht erreichen. Zugegeben, damals waren die noch nicht so durchoptimiert, das Startseitenlayout war anders und ich vermute, die Social-Media-Arbeit etc ist auch nochmal anders. Wenn du da sagst, dass hat heute keinen Wert mehr, lasse ich das gelten.

Was ich aus eigener Anschauung auch sagen kann ist, dass Zugriffszahlen bereits ab der ersten Navigationsebene unterhalb der Startseite teilweise dramatisch einbrechen. Wenn das dann nicht irgendwie anders gepusht wird, etwa durch Social-Postings oä, dann kann der Kram dort auch auf großen Seiten erstaunlich schwach performen.

Was ich auch nach dem Lesen der Infoseite der VGW allerdings nicht klar ist, ist wie der Zählpixel dort genau funktioniert. Ich würde erwarten, dass er Unique IPs innerhalb von 24 Std zählt und dabei jeweils nur einmal für den gesamten Beitrag. Wenn er aber zB stumpf nur Views zählen würde, wenn er nur Aufrufe der ersten Page zählt etc, dann kann das Erreichen der Schwelle natürlich nochmal einfacher oder schwerer sein.

Für Mitleser nochmal ausgeführt: Normal zählen solche Zählpixel nur Unique Visitors, die anhand ihrer IP unterschieden werden. Tun sie das nicht, dann zählen sie einen User, der im Kommentarbereich der News 10x nachschaut, ob jemand auf seinen Beitrag geantwortet hat etc. Dann würde eine Seite mit halbwegs aktiver Community natürlich spielend auf solche Aufrufe kommen. Das reine Views gezählt werden, kenne ich aber nur noch von Redaktionssystemen. Bei allem was Usertracking ist, gibt es das eigentlich nicht mehr (genau deswegen). Daher gehe ich von Uniques aus. Je nachdem, wann die IPs vom Tracking-System gelöscht werden, kann aber ein Zugriff am nächsten Tag vom gleichen User dann schon wieder zählen (sowieso, wenn sich seine IP-Zuweisung von Provider geändert hat oä).
Radast hat geschrieben: 10. Nov 2023, 09:13Sehe die Gewinnbeteiligung in ihrer Unkalkulierbarkeit immer noch vergleichbar mit der VG-Wort, Gewinnbeteiligung wäre nämlich in den meisten Fällen auch komplett dynamisch.
Also, aus meiner eigenen Erfahrung würde ich hier unterteilen. Ich kenne die klassischen Boni, die an sowas wie Gesamtunternehmensperformance gekoppelt sind und da hast du als einzelner natürlich keinen Einfluss auf die Erreichung. Und ja, die können auch gestaffelt sein und in Teilauszahlung enden. Aber:

1. Ich kenne das nur in Form von Boni, die quasi eine Art Weihnachtsgeld auszahlen (auch grob in Höhe eines 13. Gehalts), nichts was über 50% Gehalt plus/minus entscheidet. Das kenne ich nur in Form von sowas wie Performance-Based-Pay in Jobs wie zB Sales, wo du durch deine eigene Aquise erheblich mehr Kontrolle hast.

2. In jedem Fall ist es nicht so, dass der Arbeitgeber am Ende ankommt und sagt: "Ja, dein Ziel wurde erreicht, du kriegst dieses Jahr aber trotzdem nur 60% der vereinbarten Summe", wie es dir bei der VGW passieren kann. Und da bin ich weiter der Meinung, dass das ein erheblicher Unterschied ist.

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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von Dom Schott »

REDDF1VE hat geschrieben: 10. Nov 2023, 11:04
Mal ein Beispiel: Dom kritisiert vor allem auch die schlechte Bezahlung bei webedia für Reportage-Artikel. Sie seien ja sehr wertvoll und "für uns alle relevant". OK, jetzt frage ich mich aber: Gibt Dom denn Geld für diese so extrem wichtigen Artikel aus, z.B. durch ein GameStar Plus-Abo? Oder, indem er die GameStar oder GamePro in Print-Form kauft?
Ich würde die Diskussion hier anders lagern, aber verstehe auch den Punkt, den du aufmachst. Und weil du mich direkt ansprichst: Ja, ich unterstütze direkt spielejournalistische Angebote, die mir gefallen - ob durch Kauf von Printmagazinen (GEE und Edge, an mein Herz) oder durch Support-Paketchen via Steady und Patreon für diverse Podcastprojekte. Aber auch indirekt: Ich nutze keinen Adblocker zB.
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von Radast »

Andre Peschke hat geschrieben: 10. Nov 2023, 11:12 Wenn du da sagst, dass hat heute keinen Wert mehr, lasse ich das gelten.
So hart würde ich das nicht sagen, aber in den letzten Jahren ist diese ganze SEO-Optimierung ebenso wie die Aufrufzahlen aber schon ordentlich absacken.
Andre Peschke hat geschrieben: 10. Nov 2023, 11:12 Was ich aus eigener Anschauung auch sagen kann ist, dass Zugriffszahlen bereits ab der ersten Navigationsebene unterhalb der Startseite teilweise dramatisch einbrechen. Wenn das dann nicht irgendwie anders gepusht wird, etwa durch Social-Postings oä, dann kann der Kram dort auch auf großen Seiten erstaunlich schwach performen.
Das ist wahr, es gibt manchmal einfach absolut unerklärliche "Versager" - was für mich auch ein Zeichen dafür ist, wie stark Suchmaschinenergebnisse den Erfolg einer News beeinflussen.
Andre Peschke hat geschrieben: 10. Nov 2023, 11:12 Was ich auch nach dem Lesen der Infoseite der VGW allerdings nicht klar ist, ist wie der Zählpixel dort genau funktioniert. Ich würde erwarten, dass er Unique IPs innerhalb von 24 Std zählt und dabei jeweils nur einmal für den gesamten Beitrag. Wenn er aber zB stumpf nur Views zählen würde, wenn er nur Aufrufe der ersten Page zählt etc, dann kann das Erreichen der Schwelle natürlich nochmal einfacher oder schwerer sein.
Hast eine PN.
Andre Peschke hat geschrieben: 10. Nov 2023, 11:12 1. Ich kenne das nur in Form von Boni, die quasi eine Art Weihnachtsgeld auszahlen (auch grob in Höhe eines 13. Gehalts), nichts was über 50% Gehalt plus/minus entscheidet. Das kenne ich nur in Form von sowas wie Performance-Based-Pay in Jobs wie zB Sales, wo du durch deine eigene Aquise erheblich mehr Kontrolle hast.

2. In jedem Fall ist es nicht so, dass der Arbeitgeber am Ende ankommt und sagt: "Ja, dein Ziel wurde erreicht, du kriegst dieses Jahr aber trotzdem nur 60% der vereinbarten Summe", wie es dir bei der VGW passieren kann. Und da bin ich weiter der Meinung, dass das ein erheblicher Unterschied ist.

Andre
Ich sehe deinen Punkt, überzeugt hast du mich aber nicht.
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von REDDF1VE »

Dom Schott hat geschrieben: 10. Nov 2023, 11:26
REDDF1VE hat geschrieben: 10. Nov 2023, 11:04
Mal ein Beispiel: Dom kritisiert vor allem auch die schlechte Bezahlung bei webedia für Reportage-Artikel. Sie seien ja sehr wertvoll und "für uns alle relevant". OK, jetzt frage ich mich aber: Gibt Dom denn Geld für diese so extrem wichtigen Artikel aus, z.B. durch ein GameStar Plus-Abo? Oder, indem er die GameStar oder GamePro in Print-Form kauft?
Ich würde die Diskussion hier anders lagern, aber verstehe auch den Punkt, den du aufmachst. Und weil du mich direkt ansprichst: Ja, ich unterstütze direkt spielejournalistische Angebote, die mir gefallen - ob durch Kauf von Printmagazinen (GEE und Edge, an mein Herz) oder durch Support-Paketchen via Steady und Patreon für diverse Podcastprojekte. Aber auch indirekt: Ich nutze keinen Adblocker zB.
Danke für Deine Antwort Dom! Wusste gar nicht, dass du die Edge liest, nice! :) Magst du evt. kurz erläutern, wie du die Diskussion anders lagern würdest?

Du scheinst meinen Punkt ja zu sehen: Du gibst selbst offenbar keinerlei Geld für webedia-Reportagen in GameStar/GamePro, z.B. Artikel von Nora Beyer, aus, hältst diese Artikel aber laut eigener Aussage für extrem wichtig und verlangst, dass die AutorInnen dieser Reportagen besser bezahlt werden. Findest du das nicht eine etwas schwierige Position?
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Dom Schott
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von Dom Schott »

REDDF1VE hat geschrieben: 10. Nov 2023, 12:07
Dom Schott hat geschrieben: 10. Nov 2023, 11:26
REDDF1VE hat geschrieben: 10. Nov 2023, 11:04
Mal ein Beispiel: Dom kritisiert vor allem auch die schlechte Bezahlung bei webedia für Reportage-Artikel. Sie seien ja sehr wertvoll und "für uns alle relevant". OK, jetzt frage ich mich aber: Gibt Dom denn Geld für diese so extrem wichtigen Artikel aus, z.B. durch ein GameStar Plus-Abo? Oder, indem er die GameStar oder GamePro in Print-Form kauft?
Ich würde die Diskussion hier anders lagern, aber verstehe auch den Punkt, den du aufmachst. Und weil du mich direkt ansprichst: Ja, ich unterstütze direkt spielejournalistische Angebote, die mir gefallen - ob durch Kauf von Printmagazinen (GEE und Edge, an mein Herz) oder durch Support-Paketchen via Steady und Patreon für diverse Podcastprojekte. Aber auch indirekt: Ich nutze keinen Adblocker zB.
Danke für Deine Antwort Dom! Wusste gar nicht, dass du die Edge liest, nice! :) Magst du evt. kurz erläutern, wie du die Diskussion anders lagern würdest?

Du scheinst meinen Punkt ja zu sehen: Du gibst selbst offenbar keinerlei Geld für webedia-Reportagen in GameStar/GamePro, z.B. Artikel von Nora Beyer, aus, hältst diese Artikel aber laut eigener Aussage für extrem wichtig und verlangst, dass die AutorInnen dieser Reportagen besser bezahlt werden. Findest du das nicht eine etwas schwierige Position?
Ich dachte, es wird aus meiner Aufzahlung heraus ersichtlich, dass es keine vollständige Liste ist, aber ich sag's dann gerne auch noch mal explizit: Ja, ich finanziere auch GameStar Plus.
Katzen sind super, Zitronenlimo auch und Archäologie ebenfalls.
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Maestro84
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von Maestro84 »

Ich würde die Diskussion hier anders lagern, aber verstehe auch den Punkt, den du aufmachst. Und weil du mich direkt ansprichst: Ja, ich unterstütze direkt spielejournalistische Angebote, die mir gefallen - ob durch Kauf von Printmagazinen (GEE und Edge, an mein Herz) oder durch Support-Paketchen via Steady und Patreon für diverse Podcastprojekte. Aber auch indirekt: Ich nutze keinen Adblocker zB.
Ich schaue einmal im Jahr mal probeweise bei GS+ rein und da ist doch der "Witz", dass selbst im Bereich des unterstützten Bereiches eher zwanzig Artikel ("Warum die Katze meines toten Papas Skyrim heute noch ganz toll findet.") oder Tipps zu einem Starfield denn tiefgehende Artikel. Wobei Dimi dies im Forum auch ganz klar begründet hat: Selbst in Plus sind die Aufrufzahlen für fundierte Artikel zu schlecht. Hier liegt das Problem also eindeutig auch am Publikum. Mal blöd gesagt: Wer die Bild kauft, erwartet auch keine tiefergehenden Recherchen.
Nun, die Bezeichnung "Hungerlohn" mag vielleicht pointiert sein, lässt sich aber schwerlich nicht als persönliche Ansicht lesen, dass die Gehälter zu niedrig sind. Das ändert also nichts an meiner Kritik an deiner Argumentationsweise, mit der du dir diese Position in der Diskussion letztendlich verboten hast.
Armutslohn passt wohl besser, denn am Ende braucht es nicht viel und man sitzt eben beim Jobcenter mit einem Antrag auf Bürgergeld zur Aufstockung. Und was am Ende eines Berufslebens passiert, wenn man wenig verdient hat, sehe ich in meiner Blase mit einigen Onkeln, die nach fast fünfzig Jahren Arbeit mit knapp 1300-1500 Euro Rente netto nach Hause gehen. Und im Alter nehmen die Zusatzkosten, z.B. für Medikamente, schnell massiv zu. Und nicht ohne Grund sehe ich in den letzten Jahren morgens um halb sechs auf dem Weg ins Büro immer mehr Rentner Flaschen sammeln. Und wer jetzt meint, ich wäre ein Linker, darf Felidae sich totlachen hören.
Du scheinst meinen Punkt ja zu sehen: Du gibst selbst offenbar keinerlei Geld für webedia-Reportagen in GameStar/GamePro, z.B. Artikel von Nora Beyer, aus, hältst diese Artikel aber laut eigener Aussage für extrem wichtig und verlangst, dass die AutorInnen dieser Reportagen besser bezahlt werden. Findest du das nicht eine etwas schwierige Position?
Naja, man kann aber am Ende auch nicht alle Plattformen unterstützen. Ich zahle aktuell monatlich Geld für The Pod (zehn Euro), Stayforever (auch rund zehn Euro), Spieleveteranen (fünf Euro) und Trek am Dienstag (fünf Euro). Zzgl. der Abos von Zeitschriften (Lustiges Taschenbuch, Clausewitz) und eines Streamingdienstes (wechselnd) komme ich da an meine persönliche Abogrenze von zirka sechzig Euro im Monat. Ich denke aber schon, dass ich es mir herausnehmen kann, z.B. GS+ zu kritisieren.
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von REDDF1VE »

Dom Schott hat geschrieben: 10. Nov 2023, 12:21
REDDF1VE hat geschrieben: 10. Nov 2023, 12:07
Dom Schott hat geschrieben: 10. Nov 2023, 11:26

Ich würde die Diskussion hier anders lagern, aber verstehe auch den Punkt, den du aufmachst. Und weil du mich direkt ansprichst: Ja, ich unterstütze direkt spielejournalistische Angebote, die mir gefallen - ob durch Kauf von Printmagazinen (GEE und Edge, an mein Herz) oder durch Support-Paketchen via Steady und Patreon für diverse Podcastprojekte. Aber auch indirekt: Ich nutze keinen Adblocker zB.
Danke für Deine Antwort Dom! Wusste gar nicht, dass du die Edge liest, nice! :) Magst du evt. kurz erläutern, wie du die Diskussion anders lagern würdest?

Du scheinst meinen Punkt ja zu sehen: Du gibst selbst offenbar keinerlei Geld für webedia-Reportagen in GameStar/GamePro, z.B. Artikel von Nora Beyer, aus, hältst diese Artikel aber laut eigener Aussage für extrem wichtig und verlangst, dass die AutorInnen dieser Reportagen besser bezahlt werden. Findest du das nicht eine etwas schwierige Position?
Ich dachte, es wird aus meiner Aufzahlung heraus ersichtlich, dass es keine vollständige Liste ist, aber ich sag's dann gerne auch noch mal explizit: Ja, ich finanziere auch GameStar Plus.
Ah ok, sorry Dom, weil ich explizit wegen GameStar Plus gefragt hatte, du dann in deiner Antwort aber nur GEE und Edge konkret erwähnt hattest, hatte ich das so gelesen, dass GameStar Plus dann nicht dabei ist. Dann nehme ich in deinem Fall alles zurück! ;) Ich glaube nur wirklich, du bist von den vier "Auf ein Bier"-Podcastern dann die große Ausnahme hinsichtlich "man ist auch selbst bereit, für Spielejournalismus nennenswert zu bezahlen".
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von REDDF1VE »

BlackSun84 hat geschrieben: 10. Nov 2023, 12:24
Du scheinst meinen Punkt ja zu sehen: Du gibst selbst offenbar keinerlei Geld für webedia-Reportagen in GameStar/GamePro, z.B. Artikel von Nora Beyer, aus, hältst diese Artikel aber laut eigener Aussage für extrem wichtig und verlangst, dass die AutorInnen dieser Reportagen besser bezahlt werden. Findest du das nicht eine etwas schwierige Position?
Naja, man kann aber am Ende auch nicht alle Plattformen unterstützen. Ich zahle aktuell monatlich Geld für The Pod (zehn Euro), Stayforever (auch rund zehn Euro), Spieleveteranen (fünf Euro) und Trek am Dienstag (fünf Euro). Zzgl. der Abos von Zeitschriften (Lustiges Taschenbuch, Clausewitz) und eines Streamingdienstes (wechselnd) komme ich da an meine persönliche Abogrenze von zirka sechzig Euro im Monat. Ich denke aber schon, dass ich es mir herausnehmen kann, z.B. GS+ zu kritisieren.
Hey Blacksun! Mir ist jetzt gar nicht so ganz klar, wieso du auf mein Posting so reagierst, obwohl das ja Richtung der Podcaster ging, aber ich antworte natürlich trotzdem gerne :)

Zunächst auch: Ja, ich sehe GameStar Plus gerade auch mit großer Sorge: Die exklusiven Videos werden immer weniger und uninteressanter. Spannende Formate wie die Sorgenkinder sind plötzlich frei im YouTube-Feed für alle. Und auch beim klassischen Podcast sehe ich kaum noch exklusive Plus-Folgen seit der Umstellung auf GameStar Talk. Ich bezahle hier fast nur noch für das Archiv. Obwohl ich auch alle Print-Hefte hier habe, aber gerade bei den Videos ist das doch einfacher, also noch die alten CD-ROMs zum Laufen zu bekommen ;) Frage mich aber derzeit wirklich, was GameStars Plan mit GameStar Plus aktuell ist.

Inhalte kritisieren, kann man finde ich immer. Das ist nur für mich etwas ganz anderes, als ehöhere Löhne zu fordern, wenn man selbst als Konsument nicht bereit ist, Geld für die Produkte auszugeben. Das sehe ich halt überall: "Oh nein, der schöne alte Bäcker ist weg!" Ja komisch, wenn du schon lange dein Brötchen für 30 Cent beim REWE kaufst. Wie kommt das nur? Und wie kommst das nur, dass die angestellen beim Bäcker, als es ihn auch gab, auch keine 4.000 Euro brutto verdient haben sondern eher Richtung Mindestlohn?

Ich finde wir haben als Konsumenten durch unser Geld eine starke Kontrolle und auch eine gewisse Verantwortung. Wenn uns etwas wirklich wichtig ist und am Herzen liegt, sollten uns das auch ein paar Euro wert sein. Beispiel: Ich habe die M!Games im Abo, obwohl ich sie über Readly-App eh auch quasi umsonst lesen könnte. Und das nicht nur, weil ich print mag, sondern vor allem, weil ich einfach meinen kleinen Beitrag zum Erhalt des in meinem Augen besten deutschen Spielemagazins leisten möchte.
Zuletzt geändert von REDDF1VE am 10. Nov 2023, 12:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von Felidae »

BlackSun84 hat geschrieben: 10. Nov 2023, 12:24
Wobei Dimi dies im Forum auch ganz klar begründet hat: Selbst in Plus sind die Aufrufzahlen für fundierte Artikel zu schlecht.
Das sollte im Plus-Bereich aber keine Rolle spielen.

Die Gamestar hat sich irgendwie glaub nie so wirklich entschieden, was sie letztlich sein will. Zum einen hat sie den Anspruch, per se guten Journalismus zu liefern (was sie durchaus auch mit schöner Regelmäßigkeit tut - aber wieder der Zusatz: Ich kenne nur das Printheft), andererseits kommen bei Klinge immer wieder die sinngemäßen Sätze, dass sie ganz genau wissen, für wen sie schreiben, und ihre Artikel entsprechend der Leserschaft anpassen. Und das sind zwei Philosophien, die zumindest in meinem Kopf nicht so recht zusammenpassen wollen. Da mir immer Jochens Credo im Kopf rumschwirrt, "Journalismus erzählt den Leuten nicht, was sie wissen wollen, sondern was sie wissen müssen". Und damit sollte eben der Bezahlbereich tatsächlich frei sein von Gedanken an Klickzahlen.
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von REDDF1VE »

Felidae hat geschrieben: 10. Nov 2023, 12:45 .... Da mir immer Jochens Credo im Kopf rumschwirrt, "Journalismus erzählt den Leuten nicht, was sie wissen wollen, sondern was sie wissen müssen". Und damit sollte eben der Bezahlbereich tatsächlich frei sein von Gedanken an Klickzahlen.
Ah, deswegen hatte Andre in dem einen "Wir probieren Demos aus"-Podcast auch Sebastian offenbar verboten über Ghost Trick zu reden, weil aus seienr Sicht zu nischig fürs Publikum? Sorry, konnte nicht widerstehen. ;) Muss aber sagen, dass ich das damals schon etwas schade fand, dass man auf bei The Pod offenbar nicht ganz frei von dieser Herangehensweise ist...
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von Christian_D »

Ich persönlich glaube, dass man um eine Mischung nicht herum kommt. Natürlich muss man häufiger an des Credo denken, aber gleichzeitig auch berichten was die Leute interessiert. Sonst verschwindet man erst in der Bedeutungslosigkeit und dann komplett.

Beispiel: würde the pod nur noch kleine Indiespiele besprechen, wäre mein Abo gekündigt. Die Mischung aus indies, AAA-Games, Reportagen (gerne mehr)
, dem Magazin (große Liebe) und 13jk (ebenfalls große Liebe) etc. passt für mich als Einzelperson und für viele verschiedene Personen mit unterschiedlichen Vorlieben.
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von Chilisidian »

Felidae hat geschrieben: 10. Nov 2023, 12:45
BlackSun84 hat geschrieben: 10. Nov 2023, 12:24
Wobei Dimi dies im Forum auch ganz klar begründet hat: Selbst in Plus sind die Aufrufzahlen für fundierte Artikel zu schlecht.
Das sollte im Plus-Bereich aber keine Rolle spielen.
Eh doch, weil der Plus Bereich sich ja nicht von selbst trägt, Kosten also höher als Einnahmen sind. Man kann also entweder die Kosten senken, in dem man eben aufwändige Artikel oder Video streicht oder die Einnahmen erhöhen durch mehr Abonnenten oder ein teureres Abo. Letzteres vermutlich nicht machbar, da der max. Preisrahmen vllt schon ausgeschöpft ist und mehr Abonnenten haben die vermutlich versucht, hat aber nicht geklappt.

So schaut man natürlich auf die Klicks um möglichst zielgruppen genau die Leute auf Plus zu halten oder neue anzulocken.
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Re: Feierabendbier: Was verdienen Spielejournalisten - Die Diskussion im Nachgang

Beitrag von Felidae »

Chilisidian hat geschrieben: 10. Nov 2023, 13:36
Felidae hat geschrieben: 10. Nov 2023, 12:45
BlackSun84 hat geschrieben: 10. Nov 2023, 12:24
Wobei Dimi dies im Forum auch ganz klar begründet hat: Selbst in Plus sind die Aufrufzahlen für fundierte Artikel zu schlecht.
Das sollte im Plus-Bereich aber keine Rolle spielen.
Eh doch, weil der Plus Bereich sich ja nicht von selbst trägt, Kosten also höher als Einnahmen sind. Man kann also entweder die Kosten senken, in dem man eben aufwändige Artikel oder Video streicht oder die Einnahmen erhöhen durch mehr Abonnenten oder ein teureres Abo. Letzteres vermutlich nicht machbar, da der max. Preisrahmen vllt schon ausgeschöpft ist und mehr Abonnenten haben die vermutlich versucht, hat aber nicht geklappt.

So schaut man natürlich auf die Klicks um möglichst zielgruppen genau die Leute auf Plus zu halten oder neue anzulocken.
Nur, dass die Gamestar selbst den "Plus"-Bereich angepriesen hat mit der Aussage, dass es da nicht um Klicks, sondern Inhalte geht.
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