Runde #453: Heldenkörper

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Carlos
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Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Carlos »

Interessantes Thema, bin bin noch am Anfang der Folge aber dachte das kommt zu nem perfekten Zeitpunkt:

Winter, man ist gefühlt alle zwei drei Wochen krank, jegliche koordinierte Versuche von Sport werden dadurch gestört und die ganzen Weihnachtsstollen und Lebkuchen sind dann der willkommene Trost. Zumindest bei mir ist es aktuell so. Und dann sieht man Sport, zockt was oder auch in Filmen und dort ist natürlich der gesunde, sportliche Körper immer noch der Standart (und im Falle von vielen Sportarten natürlich auch Berufsgrundlage der Athleten).

Schön dass Andre direkt Tyson Fury erwähnt hat, bei dem Kampf letztens gegen den ehemaligen UFC Heavyweight Champ Ngannou konnte man ganz gut die Unterschiede in den Körpertypen sehen, sofern es eben eine höhere Gewichtsklasse ist. Bei niedrigeren Klassen wird natürlich auch jedes Gramm Fett abtrainiert teilweise durch grausame Entwässerungsphasen.

Auch von Dom die Erwähnung der antiken Athleten der Gladiatoren war in dem Kontext super. Ich fand die HBO Serie Rome damals einen richtigen Augenöffner weil dort mehrfach Antagonisten nicht einfach nur der zwei Meter Riese mit Muskeln waren sondern es gab auch kleine dicklichere Auftragsmörder oder eben auch die erwähnten rundlicheren Gladiatoren mit Polster.

Und auch Props für die Erwähnung der Gears of War Archetypen des völlig übertriebenen Bro-Heldentyps. Meine Meinung ist das nicht nur auf die Technologie zurückzuführen, ich meine klar war die frühere X-Box /PS Zeit da herausfordernder für die 3D Artists, aber auch Final Fantasy und andere Games hatten schon weitaus vorher unterschiedlichere Polygonmodelle hinbekommen. Wir sind ja nicht mehr bei Quake oder Unreal 1.
Für mich ist das eher auch dem Zeitgeist der early 2000er bis 2010er entsprungen, wo Mischungen aus Bro Body Pump Culture (ich sag nur thick solid thight - https://knowyourmeme.com/memes/thick-solid-tight) und eben auch der fuck yeah Murrica Post Bush Zeit noch vieles verankert war wo wir heute als Gesellschaft sagen würden das haben wir hinter uns. Gerade in der Fitness Youtuber Szene gibt es mittlerweile viele kritische Commentary Channels, die Verwendung von Doping und Anabolica wird viel stärker hinterfragt und eben auch alternative Varianten zum klassischen Pumpen wie Calisthenics (Übungen mit dem Körpergewicht an Geräten, häufig draußen in Sportparks) sind im Trend. Dazu kommt bei Games vielleicht auch dass die Zielgruppen eben auch älter werden und dadurch auch das Interesse an anderen Körperbildern als Teens und Tweens aufkommt. Gerade bei Filmen ist das ja auch sehr sichtbar wenn man eben nicht den neuesten Fast&Furious als Maßstab nimmt, sondern eben auch Filme wie everything everywhere all at once wo die Hauptfiguren jetzt nicht dem klassischen Kampfsport-Bild entsprechen =)
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Andre Peschke
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Andre Peschke »

Carlos hat geschrieben: 3. Dez 2023, 12:09 Gerade in der Fitness Youtuber Szene gibt es mittlerweile viele kritische Commentary Channels, die Verwendung von Doping und Anabolica wird viel stärker hinterfragt und eben auch alternative Varianten zum klassischen Pumpen wie Calisthenics (Übungen mit dem Körpergewicht an Geräten, häufig draußen in Sportparks) sind im Trend.
Ich stecke nicht tief in der Szene drin, aber mein Gefühl ist, da hat sich nichts geändert. Kritische Stimmen und Bodyweight-Trainig gab es schon immer. Steroide existieren seit den 90ern in diesem „don’t ask, don’t Tell“-Zustand, wo gerade in den USA die Verwendung offensichtlich ist, aber so getan wird, als wäre alles Natural. Angefangen beim Pro-Wrestling, wo Hogan & Co. den Kindern erzählt haben, sie müssen nur ihr Müsli essen bis hin zu heute „The Rock“, wo afaik auch nicht offen klar gesagt wird, dass der natürlich mehr Chemie als Mensch ist. Selbst Comedians wie Kumail Najiani müssen für Eternals eine „überraschende Transformation“ durchlaufen, wo halt auch nur naive Lämmchen glauben, dass das in ein paar Monaten mal eben so machbar ist. Das Leute ernsthaft auf den Liver King reinfallen konnten, ist auch so eine Realsatire, die einen nichts gutes Ahnen lässt, was Aufklärung über „normale“ Körper angeht. Selbst an sich aufklärerisch angestrichene Kanäle wie der von Dr. Mike Isratel geben nur offen zu, dass er auf Gear ist.

Kurz: Ich glaube, wir waren pre Marvel eher schonmal besser unterwegs, was Hollywoodphysique etc angeht. Aktuell habe ich nicht das Gefühl, die Zeiten wären aufgeklärter. Ausnahmen gab es schon immer und insbesondere im Asiatischen Raum haben wir ja eher die Bruce Lee Schablone. Da kann ich mich jenseits von Bolo Yeung an wenige Muskelmänner erinnern bzw. waren die oft von westlichen Bodybuildern besetzt und spielten die Bösen, wie im Finale von Tom Yum Goong zB.

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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Radast »

Andre Peschke hat geschrieben: 3. Dez 2023, 12:42
Carlos hat geschrieben: 3. Dez 2023, 12:09 Gerade in der Fitness Youtuber Szene gibt es mittlerweile viele kritische Commentary Channels, die Verwendung von Doping und Anabolica wird viel stärker hinterfragt und eben auch alternative Varianten zum klassischen Pumpen wie Calisthenics (Übungen mit dem Körpergewicht an Geräten, häufig draußen in Sportparks) sind im Trend.
Ich stecke nicht tief in der Szene drin, aber mein Gefühl ist, da hat sich nichts geändert. Kritische Stimmen und Bodyweight-Trainig gab es schon immer. Steroide existieren seit den 90ern in diesem „don’t ask, don’t Tell“-Zustand, wo gerade in den USA die Verwendung offensichtlich ist, aber so getan wird, als wäre alles Natural.
Zumindest in Bezug auf Deutschland würde ich Carlos zustimmen. Hier gibt die GNBF, welche eben mit Dopingkontrollen arbeitet, in den USA auch die ANBF. Die Frage, wer denn nun Stereoide nimmt und wer nicht, ist auch hierzulande ein Thema. Wenn man dann auch nur einmal die Unterschiede zwischen Top-GNBF- oder ANBF-Athleten und unlimitierten Klassen anschaut, erkennt schnell, dass die einen wohl nur nicht härter trainieren als die anderen. Welche Lehren der einzelne (Hobby-)Sportler dann aus dieser Erkenntnis zieht, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
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Andre Peschke
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Andre Peschke »

Radast hat geschrieben: 3. Dez 2023, 12:58 Zumindest in Bezug auf Deutschland würde ich Carlos zustimmen. Hier gibt die GNBF, welche eben mit Dopingkontrollen arbeitet, in den USA auch die ANBF.
Die Existenz von Dopingkontrollen bedeutet nicht, dass ein Sport dopingfrei ist. IMO hängt es dann sehr davon ab, wie viel Geld die Top-Performer verdienen können (Designer Drogen kosten Geld) und wonach getestet wird (zB wird ja auch extrem beim Weightcutting gedopt, um die Definition zu kriegen etc). Und auch, wie das Anti-Doping-Regime strukturiert ist (unangekündigte Tests, Aufenthalts-Kontrollen etc).

Ein ganz guter Maßstab erscheint mir immer den Vergleich mit Bodybuilding/ Strongman Bildern vor der Erfindung von Steroiden als zumindest grobe Orientierung. Also so 1920 -1930. Da sieht man auch, dass die Resultate krass genug ausfallen können. Wobei ich keine Ahnung habe, welche anderen Hilfsmittel damals schon im Einsatz waren. :D

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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Radast »

Andre Peschke hat geschrieben: 3. Dez 2023, 13:09
Radast hat geschrieben: 3. Dez 2023, 12:58 Zumindest in Bezug auf Deutschland würde ich Carlos zustimmen. Hier gibt die GNBF, welche eben mit Dopingkontrollen arbeitet, in den USA auch die ANBF.
Die Existenz von Dopingkontrollen bedeutet nicht, dass ein Sport dopingfrei ist. IMO hängt es dann sehr davon ab, wie viel Geld die Top-Performer verdienen können (Designer Drogen kosten Geld) und wonach getestet wird (zB wird ja auch extrem beim Weightcutting gedopt, um die Definition zu kriegen etc). Und auch, wie das Anti-Doping-Regime strukturiert ist (unangekündigte Tests, Aufenthalts-Kontrollen etc).
Also ich rede jetzt auch speziell nur vom GNFB, deren Existenzberechtigung und auch hauptsächlicher Fokus eben die Dopingfreiheit ist. Will das Thema jetzt nicht komplett derailen, und kann nur auf die Seite und das umfangreiche Messregime des Verbands und auch der FFMI-Regelung verweisen.
Ein ganz guter Maßstab erscheint mir immer den Vergleich mit Bodybuilding/ Strongman Bildern vor der Erfindung von Steroiden als zumindest grobe Orientierung. Also so 1920 -1930. Da sieht man auch, dass die Resultate krass genug ausfallen können. Wobei ich keine Ahnung habe, welche anderen Hilfsmittel damals schon im Einsatz waren. :D

Andre
Schau dir mal Tommy Thompson (ANFB) im Vergleich zu Derek Lunsford an. Mehr muss man nicht wissen. :lol:
Maestro84
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Maestro84 »

Mein Eindruck, auch aus eigener Erfahrung, war immer der, dass mit den Heldenkörpern der 80er und 90er, mit denen wir ja auch medial aufgewachsen sind, quasi so eine Art "starker Kumpel" asoziiert wurde. So, wie mein Kumpel Daniel jeden vermöbelt hat, der mich als Kind ärgern wollte, so waren die Arnolds, Silvesters oder Dukes quasi der starke Kumpel von uns Nerds, die wir selbst Nichts drauf hatten. Und wer hat sich nicht mächtig gefühlt, wenn die neueste CD mit dem Cover von Manowar oder ähnlichen Bands zu Hause lagen? Letzten Endes wurden in den Spielebereich die Männerbilder der 80er gespült, als "echte Kerle" noch selbst das Böse, gerne in Form des Russen oder in Straßengangs, bezwangen. Ehrlicherweise hatte ich aber auch nie den Wunsch, einen Charakter zu spielen, der ist, wie ich: Langweilig mitteleuropäisch mit zehn Kilo zu viel auf der Waage. So spiele ich in Rollenspielen fast nur noch Elfen, seitdem mich der Roman "Die Elfen" anno 2004 weggeblasen hat.

Als Animefan betrachte ich übrigens seit knapp einem Jahrzehnt den Boom an Isekai(-Ecchi-Harem)-Anime sehr erstaunt. Also die Dinger, in denen der Podcaster von einem Lkw überrollt wird und dann in einer Fantasywelt als Jogginghose erwacht, die von einem Harem Frauen - großbrüstig, grundschulmädchenhaft - begehrt wird. Ein Trend, gerade bei jüngeren Männern und Jungs, der sogar mir etwas befremdlich erscheint. Letzten Endes verwundert es aber auch nicht, dass das Bild weiblicher Charakter in Videospielen eben an der Zielgruppe ausgerichtet war und ist: Männer jedweden Alters.

Was mich bei dem Thema interessiert, wäre noch, wie das bei Frauen eigentlich ist? In den Romanen, die meine Frau so liest, sind die Hauptcharaktere ja eher "standard" und treffen dann auf min. einen Kerl der Marke "stark wie Highlander, aber romantisch wie Dominik". Da ist anscheinend der Wunsch nach einer besseren Form von sich selbst nicht so ausgeprägt.
Kurz: Ich glaube, wir waren pre Marvel eher schonmal besser unterwegs, was Hollywoodphysique etc angeht. Aktuell habe ich nicht das Gefühl, die Zeiten wären aufgeklärter. Ausnahmen gab es schon immer und insbesondere im Asiatischen Raum haben wir ja eher die Bruce Lee Schablone. Da kann ich mich jenseits von Bolo Yeung an wenige Muskelmänner erinnern bzw. waren die oft von westlichen Bodybuildern besetzt und spielten die Bösen, wie im Finale von Tom Yum Goong zB.
Dann schau mal, was bei den Kiddies heute los ist. Bei Mädchen geht das Thema "Weiblichkeit" bereits in der vierten Klasse los. Ich würde sagen, die heute junge Generation steht massiv mehr unter Druck als unserseins vor 25 Jahren.
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bluttrinker13
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von bluttrinker13 »

BlackSun84 hat geschrieben: 3. Dez 2023, 13:36
Dann schau mal, was bei den Kiddies heute los ist. Bei Mädchen geht das Thema "Weiblichkeit" bereits in der vierten Klasse los. Ich würde sagen, die heute junge Generation steht massiv mehr unter Druck als unserseins vor 25 Jahren.
Ist auch meine Wahrnehmung. Ich denke das liegt vor allem daran dass durch Tiktok usw der soziale Vergleich heute noch mal auf 180 gedreht ist. Die Nebenwirkungen davon sieht man dann in den überfüllten Essstörungsstationen (bzw. mittlerweile ganze Kliniken die nur darauf spezialisiert sind).

Wir hatten mal auf Kanutour an einem offenen Wasserwanderrastplatz in einer kleinen Stadt, Feldberg, gecampt für die Nacht. Abends saß da auch ne Teeniemädlgruppe in der Nähe auf so Bänken, haben lautstark gelabert und bisschen gekifft. Da ging es fast ne ganz Stunde NUR darum wer eigentlich die geilsten Boobs in der Klasse und mittlerweile schon geilen Arsch (von ihnen jetzt) hat. Echt! Ich dachte ich spinne, wtf! Die waren maximal 16, eher so 14-15. :(
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Andre Peschke
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Andre Peschke »

Radast hat geschrieben: 3. Dez 2023, 13:25 Also ich rede jetzt auch speziell nur vom GNFB, deren Existenzberechtigung und auch hauptsächlicher Fokus eben die Dopingfreiheit ist. Will das Thema jetzt nicht komplett derailen, und kann nur auf die Seite und das umfangreiche Messregime des Verbands und auch der FFMI-Regelung verweisen.
Naja. Alles bevor sie unangekündigte Visiten eingeführt haben, war schonmal lächerlich. Ich kenne das aus MMA recht gut und solange die Athleten den Testzeitpunkt kannten, war es keine Dopingkontrolle, sondern ein Intelligenztest. Und selbst ein solches Regime wurde dort regelmäßig unterwandert, weil zB die Test-Panels nicht breit genug sind (man muss immer nach spezifischen Mitteln suchen, was heutzutage extrem viele verschiedene Testpanels bedeutet, was die Kontrollen sehr teuer macht. Deswegen beschränken viele ihre Kontrollen auf die gängigsten Mittel, wechseln bestimmte Panels durch (Stichprobenartig) oder setzen auf Hinweise aus der Szene).

Wenn dort ordentlich Geld im Spiel ist, wird dort gedopt. Ein gutes Signal ist daher auch: Wie häufig fliegen Leute auf und werden gesperrt? Trifft es auch echte Stars? Insbesondere nach der Einführung strengerer Maßnahmen? Wenn nicht beides zutrifft, ist das Anti-Doping-Regime unzureichend. (Außer, in dem Bereich ist kein „richtiges“ Geld (lies: Millionen) im Spiel).
BlackSun84 hat geschrieben: 3. Dez 2023, 13:36 Dann schau mal, was bei den Kiddies heute los ist. Bei Mädchen geht das Thema "Weiblichkeit" bereits in der vierten Klasse los. Ich würde sagen, die heute junge Generation steht massiv mehr unter Druck als unserseins vor 25 Jahren.
Das liest sich, als hätte ich etwas anderes gesagt, dabei sagte ich genau das? Nur eben nicht auf Mädchen bezogen, aber das schließt sich ja nicht aus bzw. ich habe auch nie gesagt, es sei für eines der Geschlechter schlimmer. :D
bluttrinker13 hat geschrieben: 3. Dez 2023, 13:40 Wir hatten mal auf Kanutour an einem offenen Wasserwanderrastplatz in einer kleinen Stadt, Feldberg, gecampt für die Nacht. Abends saß da auch ne Teeniemädlgruppe in der Nähe auf so Bänken, haben lautstark gelabert und bisschen gekifft. Da ging es fast ne ganz Stunde NUR darum wer eigentlich die geilsten Boobs in der Klasse und mittlerweile schon geilen Arsch (von ihnen jetzt) hat. Echt! Ich dachte ich spinne, wtf! Die waren maximal 16, eher so 14-15. :(
Fragt man sich aber auch: War das je ungewöhnlich? Und wenn es anders war, ging es dann nicht sogar darum, wer wohl als erstes einen Ehemann bekommt oä? Werde sich pubertäre Jugendliche jemals mit was anderem befassen oder werden bestenfalls die sexuellen Marker verschoben? Ggf ist eher die Offenheit neu und brave Mädchen im Bibelkreis haben das eher mit sich selbst ausgemacht.

Andre
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bluttrinker13
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von bluttrinker13 »

Andre Peschke hat geschrieben: 3. Dez 2023, 13:48
bluttrinker13 hat geschrieben: 3. Dez 2023, 13:40 Wir hatten mal auf Kanutour an einem offenen Wasserwanderrastplatz in einer kleinen Stadt, Feldberg, gecampt für die Nacht. Abends saß da auch ne Teeniemädlgruppe in der Nähe auf so Bänken, haben lautstark gelabert und bisschen gekifft. Da ging es fast ne ganz Stunde NUR darum wer eigentlich die geilsten Boobs in der Klasse und mittlerweile schon geilen Arsch (von ihnen jetzt) hat. Echt! Ich dachte ich spinne, wtf! Die waren maximal 16, eher so 14-15. :(
Fragt man sich aber auch: War das je anders? Und wenn es anders war, ging es dann nicht sogar darum, wer wohl als erstes einen Ehemann bekommt oä? Werde sich pubertäre Jugendliche jemals mit was anderem befassen oder werden bestenfalls die sexuellen Marker verschoben?

Andre
Das ist eine gute Frage. Idealistischerweise wäre ich ja davon ausgegangen das innerhalb der eigenen Peer- & Sexgroup und angesichts der breiteren Möglichkeiten für Frauen heutzutage, dieses Rang-Battle darum wer wie geschlechtsreif schon ist, weniger wichtig ist oder wäre. Sah in der oben berichteten anekdotischen Evidenz dann komplett anders aus, geile Boobs zu haben = Status (und dann auch Neid, und Lästerei etc). Und mein Schock darüber resultiert aus meiner simplifizierten idealistischen Sicht.
Ich habe nach der Erfahrung meine Frau gefragt, ob das bei ihr damals auch so war in dem Alter, und yep (btw, sie hat sich auch sehr amüsiert über mein Geschockt-sein), mit Boobs und Arsch warste auch in der 90ern in Klasse 10-12 anscheinend schon mal nicht mehr Omega, unabhängig davon ob jetzt Jungs wirklich anwesend oder relevant waren.
Zuletzt geändert von bluttrinker13 am 3. Dez 2023, 14:02, insgesamt 1-mal geändert.
Voigt
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Voigt »

BlackSun84 hat geschrieben: 3. Dez 2023, 13:36 Als Animefan betrachte ich übrigens seit knapp einem Jahrzehnt den Boom an Isekai(-Ecchi-Harem)-Anime sehr erstaunt. Also die Dinger, in denen der Podcaster von einem Lkw überrollt wird und dann in einer Fantasywelt als Jogginghose erwacht, die von einem Harem Frauen - großbrüstig, grundschulmädchenhaft - begehrt wird. Ein Trend, gerade bei jüngeren Männern und Jungs, der sogar mir etwas befremdlich erscheint. Letzten Endes verwundert es aber auch nicht, dass das Bild weiblicher Charakter in Videospielen eben an der Zielgruppe ausgerichtet war und ist: Männer jedweden Alters..

Ich finde der Trend war kurzlebig zwar vorhanden, aber größtenteils schonwieder vorbeigegangen. Es gibt zwar noch viele Isekais, der neue Trend ist aber genau andersrum, vielmehr weibliche Hauptcharaktere in Isekais. Los ging es glaube mit "Otome Game no Hametsu Flag Shika Nai Akuyaku Reijō ni Tensei Shiteshimatta" aus 2020, der hat es losgetreten. Auch davor gab es immernoch den Helden angehimmlere Isekais mit männlichen Protagonisten, aber deutlich weniger Ecchi als früher, wenigee Pantyshots und Mädels im Bad überraschen.
Raptor 2101
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Raptor 2101 »

Ich finde Dom ist etwas salop über die Frage "wollen die Spieler, die anderen Heldenkörper überhaupt" (bei 1h:42m) drüber gegangen. "Alle fragen geht ja kaum". Gerade Spiele mit ausgefeilten CharacterEditor geben ja ab und an Stats raus. Vor allem Larian mit BG3 ist mir da in erinnerung geblieben, die in ihrer Beta sich halb augenzwinkernd beschwert haben, dass sie uns Spieler sooooo viele Möglichkeiten bieten und sich die Mehrheit der Spieler für einen "normschönen" (sprich langweiligen) Char entscheiden (Source) . Das ganze wurde dann in den post-releases nochmal detaillierter aufgeschlüsselt nach ingame Rassen. Wobei die überwältigende Mehrheit die human-like Rassen gewählt (Source).

Ähnliches gab es imho auch für Cyberpunk ich find die entsprechende news nur gerade nicht...

Will sagen die Mehrheit gibt regelmäßig ein Votum ab, die wollen das "normschöne". Hollywood hat sich ja nicht umsonst zu diesem ideal hin-entwickelt, das passierte aus rein kapitalistischen gründen.

Und ich selbst, kann das verlangen einen alternden alten sack, mit vielen gebrechen zu spielen, nicht nachvollziehen, das hab ich schon in Realität. Im spiel will ich mich auch noch mit körperlichen Unzulänglichkeiten rumschlagen.

Ehrlicherweise gehöre ich aber auch zu den Spieler die nur unter Androhung von Sanktionen eine "nicht menschliche" Rasse spielen und by der Char-Creation die Altersattribute wie "Lichtes Haar", Hautprobleme, Falten oder gar sowas wie Narben immer abwähle und/oder ganz deaktiviere :D
Karsten
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Karsten »

Wenn entsprechende Stats aus MMORPGs veröffentlicht werden, ist das Ergebnis auch meist deutlich: viele Spieler bevorzugen die Völker, die Mensch oder Menschen-ähnlich sind, in WoW z.b. Menschen, Blutelfen, Nachtelfen.
Voigt
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Voigt »

Müsste mal in die Folge reinhören, aber ich verbinde mich quasi garnicht mit "meinem" Charakter.
Daher habe ich in Fallout 4 eine schwarze Frau gespielt, in Guild Wars 2 einen männlichen Asura und in Flyff ein Mix aus männlichen und weiblichen Charakteren. Ich habe auch nie nur aufgrund eines weiblichen Charakters in einem MMO einen weiblichen Spieler vermutet, das ist anscheinend ja auch so ein Ding.
Ich möchte persönlich am liebsten interessante Charaktere spielen, zur Not mache ich mir die Interessant. Ich glaube aber auch dass die Mehrzahl eher Normschöne Charaktere spielt. In Skyrim und Dark Souls spielte ich hingegen aber auch einen klassischen Nordkrieger und vergleichsweise normalen Ritter.

Edit: @Karsten, wenn ich mich richtig erinnere waren die meisten GW2 spieler auch die langweiligen Menschen und nicht die coolen Asura.
Maestro84
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Maestro84 »

Karsten hat geschrieben: 3. Dez 2023, 20:37 Wenn entsprechende Stats aus MMORPGs veröffentlicht werden, ist das Ergebnis auch meist deutlich: viele Spieler bevorzugen die Völker, die Mensch oder Menschen-ähnlich sind, in WoW z.b. Menschen, Blutelfen, Nachtelfen.
Deswegen haben wir ja, nach vielen, vielen Jahren, endlich quasi Hochelfen bei der Allianz. Dank diverser Anpassungen kann ich endlich die richtige Rasse bei der richtigen Fraktion spielen. Wer will auch krumme Viecher Marke Tauren oder Orcs spielen? :mrgreen:
Rigolax
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Rigolax »

Diese Erklärung eines "kleinen Fettpanzers" (Zitat) bei Gladiatoren als Vorteil durch einen Schutz von Organen halte ich intuitiv für recht weit hergeholt (27:00); sogar eingeschränkt auf "selbst nicht nur versehentlich im Kampf". Ich habe kursorisch den Sachverhalt gegoogelt, etwa: "While a layer of subcutaneous fat can indeed give some amount of protection from the cuts of smaller knives, it is of no use against the types of weapons that gladiators typically had to cope with." https://outofthiscentury.wordpress.com/ ... man-arena/ (weiß nicht, wie reputabel die Quelle ist) oder vgl. auch hier: https://www.reddit.com/r/AskHistorians/ ... rs_or_art/

Ich kann mir höchstens vorstellen, dass es showmäßig relevant wäre, etwa vlt. wie der eine Dude in Game of Thrones, der sich selbst den Wanst aufschlitzt; dann könnte das Fett schon helfen. Bei einem ernsthaften Kampf als eine Art Organ-Polster....neee imho. Wobei davon ab Gladiatoren ggf. (i.d.R.) fett waren und es Vorteile hatte, ich finde nur die vorgebrachte Erklärung intuitiv nicht überzeugend. (EDIT: Merk gerade, ich habe das mit dem Dude aus Game of Thrones falsch in Erinnerung. Der lässt sich den Wanst bewusst anschlitzen von Gegnern. Außerdem kommt die Figur (Belwas) in der Serie nicht vor, nur in den Büchern).
Zuletzt geändert von Rigolax am 3. Dez 2023, 21:09, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Karsten »

BlackSun84 hat geschrieben: 3. Dez 2023, 20:44
Karsten hat geschrieben: 3. Dez 2023, 20:37 Wenn entsprechende Stats aus MMORPGs veröffentlicht werden, ist das Ergebnis auch meist deutlich: viele Spieler bevorzugen die Völker, die Mensch oder Menschen-ähnlich sind, in WoW z.b. Menschen, Blutelfen, Nachtelfen.
Deswegen haben wir ja, nach vielen, vielen Jahren, endlich quasi Hochelfen bei der Allianz. Dank diverser Anpassungen kann ich endlich die richtige Rasse bei der richtigen Fraktion spielen. Wer will auch krumme Viecher Marke Tauren oder Orcs spielen? :mrgreen:
Mein Main-Char ist seit 2005 ein Glatzkopf-Untoter, da gab es auf Horde-Seite noch nichts menschenähnlicheres. Ich bin also auch irgendwie schuldig. :D

@Voigt: Asura sind in der Tat super. Ähnlich knuffig wie die Vulpera aus WoW, die Popori aus Tera oder die Chua aus Wildstar.
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Voigt »

pff knuffig, also wirklich! Die Asura sind eine stolze Forscherklasse, nix knuffig hier. ;)
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Blaight
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Blaight »

Ich hatte neulich die Half-Life Doku auf dem Youtube Kanal von Valve angesehen und in einem Interviewausschnitt sagt Newell Realismus sei für sich genommen kein spielerischer Wert. Realistisch sei auch sich Einkaufszettel zu schreiben und durch einen Supermarkt zu irren. Und diese Aussage habe ich während des Podcasts regelmäßig im Kopf gehabt. Wenn ich daher das von Sebastian eingebrachte Thema der Menstruation betrachte, wird es sicher eine Herausforderung das in Spieledesigns einzubringen und dabei Narration und Spielmechanik vernünftig zusammenzubringen. Da deutet sich ja auch eine große Problematik mit ludonarrativer Dissonanz an: wenn Lara Croft in der Zwischensequenz von üblen Menstruationskrämpfen geschüttelt wird und als nächstes wie eine Sequenz einer Kunstturnerei eingebracht. Auch Kompetenzverlust durch alternde Protagonist:innen könnte in diese Problematik rennen.

Zum Thema fat Nathan Cheat fällt mir nochmal ein Zitat von Ricky Gervais ein.

People confuse the subject of the joke with the target of the joke, and they're very rarely the same.

Ich habe erst am Wochenende einen Vortrag vom Cartoonisten Phil Hubbe gesehen, der sich spezialisiert auf Witze/Karikaturen über Behinderte/Krankheiten/Behinderungen und Tod. Das ging inhaltlich in die gleiche Richtung.
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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Andre Peschke »

Blaight hat geschrieben: 4. Dez 2023, 08:58 wenn Lara Croft in der Zwischensequenz von üblen Menstruationskrämpfen geschüttelt wird und als nächstes wie eine Sequenz einer Kunstturnerei eingebracht. Auch Kompetenzverlust durch alternde Protagonist:innen könnte in diese Problematik rennen.
Wenn ich dich richtig verstehe, geht das aber dem zuwider, worüber wir gesprochen haben. Es sollen ja genau nicht einfach diese Elemente in die alten Stories einfach reingestopft werden. Deswegen sagte ich ja auch mehrfach, dass Repräsentation ein Wert in sich sein mag, aber es eigentlich darum gehen sollte, nicht immer die gleichen Stories zu erzählen und Elemente wie Alter den Autoren zwingen sollten (!), seine Geschichten anders zu erzählen. Wenn ein alter Nathan Drake ansonsten völlig unverändert auftritt, kann man es auch fast (aber nicht ganz^^) bleiben lassen.

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Re: Runde #453: Heldenkörper

Beitrag von Blaight »

Andre Peschke hat geschrieben: 4. Dez 2023, 10:29
Blaight hat geschrieben: 4. Dez 2023, 08:58 wenn Lara Croft in der Zwischensequenz von üblen Menstruationskrämpfen geschüttelt wird und als nächstes wie eine Sequenz einer Kunstturnerei eingebracht. Auch Kompetenzverlust durch alternde Protagonist:innen könnte in diese Problematik rennen.
Wenn ich dich richtig verstehe, geht das aber dem zuwider, worüber wir gesprochen haben. Es sollen ja genau nicht einfach diese Elemente in die alten Stories einfach reingestopft werden. Deswegen sagte ich ja auch mehrfach, dass Repräsentation ein Wert in sich sein mag, aber es eigentlich darum gehen sollte, nicht immer die gleichen Stories zu erzählen und Elemente wie Alter den Autoren zwingen sollten (!), seine Geschichten anders zu erzählen. Wenn ein alter Nathan Drake ansonsten völlig unverändert auftritt, kann man es auch fast (aber nicht ganz^^) bleiben lassen.

Andre
Jo, wollte ich auch gar suggerieren, dass Ihr da anderer Meinung seid, sondern bestätigen, dass das eben nicht trivial ist und großen Mut und Kompetenzen braucht, diversere Themen zu implementieren. Etablierte Stereotypen muss man ja nicht erklären, das die sind bereits kulturell begriffen (der Nazi als Gegner, die zu rettende Prinzessin etc pp).
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