Bauernproteste

Wenn es nicht um Spiele und / oder den Podcast geht, dann stehen die Chancen gut, dass dein Thema hier richtig ist.
WARNUNG: Gerade bei Politik & Co. geht's gerne hoch her. Auch hier gelten die Benimmregeln. Behandelt andere Foren-User immer mit Respekt, selbst wenn ihr deren Meinung nicht respektieren könnt!
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
imanzuel
Beiträge: 3612
Registriert: 8. Feb 2017, 22:58

Re: Bauernproteste

Beitrag von imanzuel »

Zumindest bei uns hier in Augsburg war alles recht ruhig und geordnet. Straßenbahnen fuhren ne Zeit lang nicht, aber zumindest was ich mitgekriegt habe waren auf der Straße immer genug Platz für Sanis oder sonstige Wagen um durchzukommen. Dauerhaft blockiert haben die hier nichts, die sind halt durchgefahren und haben ein bisschen gehupt. Bei jeder Weltmeisterschaft ging es hier schlimmer zu. Kinder fanden das auch ganz nett, haben den Bauern zugewunken (und die haben teilweise zurück gewunken).

Um mal eine gegenteilige Meinung hier im Forum zu haben, ich kann die durchaus verstehen. Wobei, ich glaube das ist mittlerweile weniger eine Bauernsteuer-Demonstration, sondern viel mehr eine Aktion gegen die aktuelle Regierung. Ich kann nur hier für Stadt Augsburg / Augsburg Land und die ländlichen Gebiete drumherum reden, die Ampel ist halt hier völlig gescheitert. Und das lassen die halt raus. Blöd, aber leider zu erwarten dass das auch von den Rechten verwendet wird. Bei ein paar Bauern aus den Kreis Günzburg weiß ich zumindest das die aktiv verhindern wollen das da irgendwelche rechte Spinner mitfahren, in wie weit man das überhaupt verhindern kann, naja eher schwierig. Ob die Bauern jetzt wirklich hart von den Einschränkungen getroffen wurden kann ich null abschätzen. Zumindest die wo ich kenne reißen sich wirklich täglich den Arsch auf, haben Arbeitszeiten wo andere Leute schon längst das Handtuch geworfen hätten, und bei denen habe ich jetzt nicht das Gefühl das die einen Cent zu viel verdienen. So weit ich weiß sind das auch alles Privatbauern(?), die verkaufen das Zeugs alles noch persönlich. Also wie geschrieben, mein Eindruck von heute war bei uns im Raum das alles okay war, und ich kann die durchaus verstehen. Macht die Sache jetzt auch nicht besser wenn die in Berlin von einem "Aufstand von Rechts" reden (oder Umsturz-Versuche oder was weiß ich). Die sollen den Koffer packen und Neuwahlen, so bitter es mit der AfD auch wird, machen.
Notiz für mich
2022: 1. Elden Ring 10/10 2. HFW 7/10 3. DL2 6/10
oilrumsick
Beiträge: 135
Registriert: 7. Okt 2019, 19:37

Re: Bauernproteste

Beitrag von oilrumsick »

imanzuel hat geschrieben: 8. Jan 2024, 20:31 Zumindest bei uns hier in Augsburg war alles recht ruhig und geordnet. Straßenbahnen fuhren ne Zeit lang nicht, aber zumindest was ich mitgekriegt habe waren auf der Straße immer genug Platz für Sanis oder sonstige Wagen um durchzukommen. Dauerhaft blockiert haben die hier nichts, die sind halt durchgefahren und haben ein bisschen gehupt. Bei jeder Weltmeisterschaft ging es hier schlimmer zu. Kinder fanden das auch ganz nett, haben den Bauern zugewunken (und die haben teilweise zurück gewunken).

Um mal eine gegenteilige Meinung hier im Forum zu haben, ich kann die durchaus verstehen. Wobei, ich glaube das ist mittlerweile weniger eine Bauernsteuer-Demonstration, sondern viel mehr eine Aktion gegen die aktuelle Regierung. Ich kann nur hier für Stadt Augsburg / Augsburg Land und die ländlichen Gebiete drumherum reden, die Ampel ist halt hier völlig gescheitert. Und das lassen die halt raus. Blöd, aber leider zu erwarten dass das auch von den Rechten verwendet wird. Bei ein paar Bauern aus den Kreis Günzburg weiß ich zumindest das die aktiv verhindern wollen das da irgendwelche rechte Spinner mitfahren, in wie weit man das überhaupt verhindern kann, naja eher schwierig. Ob die Bauern jetzt wirklich hart von den Einschränkungen getroffen wurden kann ich null abschätzen. Zumindest die wo ich kenne reißen sich wirklich täglich den Arsch auf, haben Arbeitszeiten wo andere Leute schon längst das Handtuch geworfen hätten, und bei denen habe ich jetzt nicht das Gefühl das die einen Cent zu viel verdienen. So weit ich weiß sind das auch alles Privatbauern(?), die verkaufen das Zeugs alles noch persönlich. Also wie geschrieben, mein Eindruck von heute war bei uns im Raum das alles okay war, und ich kann die durchaus verstehen. Macht die Sache jetzt auch nicht besser wenn die in Berlin von einem "Aufstand von Rechts" reden (oder Umsturz-Versuche oder was weiß ich). Die sollen den Koffer packen und Neuwahlen, so bitter es mit der AfD auch wird, machen.
Irgendwie kann ich das nicht ganz nachvollziehen. Du sagst selber, dass du "null abschätzen" kannst, ob die Bauern hart von den Einschränkungen getroffen würden, sagst aber gleichzeitig, dass du die Aktion verstehen kannst. Wie passt das zusammen? Wenn sie nicht getroffen würden wäre die Aktion doch völlig überzogen. Und warum soll die Ampel gerade in Augsburg nicht funktionieren? Zumindest bei der letzten Landtagswahl haben die Ampelparteien in Augsburg noch vergleichsweise wenig Stimmen verloren (~5%-Punkte).

Ich mein man kann ja mit der Regierung unzufrieden sein, aber nur dafür solche Aktionen abzuziehen ist aus meiner Sicht absolut unverhältnismäßig. Ich war schon mit vielen Regierungen unzufrieden und hätte es in keinem dieser Fälle gutgeheißen deswegen die Infrastruktur lahmzulegen. Was soll passieren wenn es wirklich mal kritisch wird - bewaffneter Aufstand und Bürgerkrieg? Solche Aktionen wie diese Woche sollten für den absoluten Extremfall (in welcher expliziten Ausprägung auch immer) vorgehalten werden und nicht weil man mal unzufrieden ist.
Numfuddle
Beiträge: 1452
Registriert: 21. Mär 2018, 22:51

Re: Bauernproteste

Beitrag von Numfuddle »

Warum soll die Regierung beim ersten kleinen Widerstand einknicken und aufgeben? Die Ampel hat einen Wählerauftrag auch von anderen Leuten als Bauern.
imanzuel
Beiträge: 3612
Registriert: 8. Feb 2017, 22:58

Re: Bauernproteste

Beitrag von imanzuel »

oilrumsick hat geschrieben: 8. Jan 2024, 21:00 Du sagst selber, dass du "null abschätzen" kannst, ob die Bauern hart von den Einschränkungen getroffen würden, sagst aber gleichzeitig, dass du die Aktion verstehen kannst.
Weil ich, so wie viele andere hier auch, nicht das Gefühl haben das die Ampel für uns regiert. Sondern für die Großstädte. Das habe ich ja schon vor ein paar Monate geschrieben (ich glaube im Wetter-Thread), die Ampelregierung soll mal ihre Ärsche aus den Großstädten, Berlin, München, auch Augsburg bewegen und ein paar Kilometer Richtung Land fahren. Die Ampel wird hier GEHASST. Das kann man nicht anders formulieren. Ich bin bzw. war der Meinung, man muss der Regierung die Chance geben das besser zu machen. Auch wirklich alle Leute ansprechen. Das war allerdings meine Meinung vor 6-12 Monate. Geändert hat sich da imo bis jetzt nichts. Dementsprechend wäre ich persönlich auch für Neuwahlen. Geht die Ampel ihren Kurs so konsequent weiter (und ich sehe ehrlich gesagt keine Anzeichen das die sich ändern, je nach Sichtweise könnte man das auch als einknicken verstehen), dann befürchte ich wird das politische Klima hier noch rauer, und die AfD noch stärker.

Das in Augsburg (Stadt) die Ampel nur 5 Prozent verloren hat muss man dagegenhalten: AfD hat 4 Prozent gewonnen. Da muss man gar nicht so weit weg gehen. Angrenzend zu Augsburg liegt z.B. Gersthofen wo ich eine Zeit lang gewohnt habe. Da hat die AfD fast 20 Prozent, Grünen nicht mal mehr zweistellig. AfD plus CSU plus FW bei über 70% in Gersthofen. Ampelregierung bei gerade mal 20%. Und das ist noch eine Stadt mit 25k Einwohner. Geht man auf die Dörfer raus liegt AfD/CSU/FW bei über 80%, Ampelregierung bei keine 10%. 10% die die Regierung stellen. Und da sind die Leute schockiert das die "Bauern", sprich die Landbevölkerung gegen die aktuelle Regierung protestieren? Ich könnte es jetzt zynisch formulieren und sagen: Judgment Day kommt, und zwar spätestens im Herbst 2025. Schön wirds nicht.
Notiz für mich
2022: 1. Elden Ring 10/10 2. HFW 7/10 3. DL2 6/10
Mauswanderer
Beiträge: 2681
Registriert: 10. Jan 2022, 18:36

Re: Bauernproteste

Beitrag von Mauswanderer »

imanzuel hat geschrieben: 8. Jan 2024, 21:36 Das habe ich ja schon vor ein paar Monate geschrieben (ich glaube im Wetter-Thread), die Ampelregierung soll mal ihre Ärsche aus den Großstädten, Berlin, München, auch Augsburg bewegen und ein paar Kilometer Richtung Land fahren. Die Ampel wird hier GEHASST. Das kann man nicht anders formulieren.
So wie Migranten in sächsischen Kleinstädten. Ja, die Ampel wird von vielen gehasst, das Wort passt. Aber wenn man mal nachbohrt, stellt man schnell fest, dass diese ganzen Hasser gar nichts konkretes benennen können, außer Fabelerzählungen von "Fleischverboten", "Heizungsverboten" etc. Der Populismus, angetrieben durch rechte und rechtsextreme Elemente, grasiert gerade in vielen Ländern, und Deutschland ist möglicherweise viel weiter vorne mit dabei, als die letzte BT-Wahl suggeriert.
meieiro
Beiträge: 1177
Registriert: 12. Jan 2018, 07:48
Wohnort: Niederbayern

Re: Bauernproteste

Beitrag von meieiro »

Mauswanderer hat geschrieben: 8. Jan 2024, 21:42 So wie Migranten in sächsischen Kleinstädten. Ja, die Ampel wird von vielen gehasst, das Wort passt. Aber wenn man mal nachbohrt, stellt man schnell fest, dass diese ganzen Hasser gar nichts konkretes benennen können, außer Fabelerzählungen von "Fleischverboten", "Heizungsverboten" etc. Der Populismus, angetrieben durch rechte und rechtsextreme Elemente, grasiert gerade in vielen Ländern, und Deutschland ist möglicherweise viel weiter vorne mit dabei, als die letzte BT-Wahl suggeriert.
Ich bin ja vom Land und hatte vor kurzem die Diskussion, wo argumentiert wurde, dass es bei uns am Land ohne Auto nicht funktioniern würde. Weiß nicht wie man drauf kommt, dass das Auto abgeschafft werden sollte.
Ich will doch nur ein paar Öffis und Radwege, damit ich eben nicht so aufs Auto angewiesen bin
Benutzeravatar
Ironic Maiden
Beiträge: 811
Registriert: 6. Apr 2016, 22:06

Re: Bauernproteste

Beitrag von Ironic Maiden »

Mauswanderer hat geschrieben: 8. Jan 2024, 21:42
imanzuel hat geschrieben: 8. Jan 2024, 21:36 Das habe ich ja schon vor ein paar Monate geschrieben (ich glaube im Wetter-Thread), die Ampelregierung soll mal ihre Ärsche aus den Großstädten, Berlin, München, auch Augsburg bewegen und ein paar Kilometer Richtung Land fahren. Die Ampel wird hier GEHASST. Das kann man nicht anders formulieren.
So wie Migranten in sächsischen Kleinstädten. Ja, die Ampel wird von vielen gehasst, das Wort passt. Aber wenn man mal nachbohrt, stellt man schnell fest, dass diese ganzen Hasser gar nichts konkretes benennen können, außer Fabelerzählungen von "Fleischverboten", "Heizungsverboten" etc. Der Populismus, angetrieben durch rechte und rechtsextreme Elemente, grasiert gerade in vielen Ländern, und Deutschland ist möglicherweise viel weiter vorne mit dabei, als die letzte BT-Wahl suggeriert.
Das sehe ich ähnlich. Ich arbeite ja an einer ländlichen Schule und wohne in der Stadt. Und an meiner Schule ist ein beträchtlicher Teil an rechtem Denken verbreitet, obwohl viele der Eltern zum Arbeiten in die Stadt fahren und es für die meisten Schüler*innen kein großes Ding wäre, in die Stadt zu kommen.
Aber wenn man mal nachfragt, was genau jetzt das Problem mit der Ampel ist, kommen entweder genau die Fabeln, die Mauswanderer schon genannt hat, oder... gar nichts. Die rechten Schüler*innen wollen gar nicht diskutieren oder erklären. Die sitzen da und feixen und verweigern sich Gesprächen. Vielleicht weil sie wissen, dass sie eigentlich keine Argumente haben, vielleicht weil ihnen Argumente egal sind und sie nur auf Häme und Destruktion aus sind, oder weil diese Parteien genau die Leute anzieht, die auf Diskussionen ohnehin keinen Bock haben.

Was ich jetzt wirklich nicht sehe ist der Punkt, dass Politik nur für die Städte gemacht würde. Wo denn? (Ehrlich, ich würde das wirklich gerne wissen.) Klar, in der Stadt haben weniger Menschen Eigenheime bei denen sie die Heizung nachrüsten müssten, dafür ist man als Mieter*in den Maßnahmen, die die Hausbesitzer durchführen (oder lassen) ausgeliefert und muss im Zweifelsfall ebenfalls hohe Summen für Nebenkosten oder Sanierungen nachzahlen. Und klar, der ÖPNV ist in der Stadt besser. Aber Autofahren ist in der Stadt auch einfach nicht sehr sinnvoll und es gibt auch keinen Ausgleich wie Pendlerpauschalen, dafür zahlt man halt höhere Mieten weil man eine bessere Infrastruktur hat. Und es ist doch nicht so, als würden auf dem Land alle Leute in der Landwirtschaft arbeiten. Und ob man einen mittelständischen Handwerksbetrieb in der Stadt oder auf dem Land hat, ist doch erstmal egal.
Ganz ehrlich, ich bin ja (Überraschung!) ziemlich links eingestellt und sehe jetzt persönlich nicht, wo die Politik der Ampel mich als Stadtbewohnerin besonders fördert. Vielleicht ist der Unterschied eher, dass ich auch nicht ständig erwarte, dass die Politik in erster Linie meine Interessen zu berücksichtigen hat.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
simu1988
Beiträge: 100
Registriert: 19. Aug 2022, 09:32

Re: Bauernproteste

Beitrag von simu1988 »

Ironic Maiden hat geschrieben: 8. Jan 2024, 23:02
Mauswanderer hat geschrieben: 8. Jan 2024, 21:42
imanzuel hat geschrieben: 8. Jan 2024, 21:36 Das habe ich ja schon vor ein paar Monate geschrieben (ich glaube im Wetter-Thread), die Ampelregierung soll mal ihre Ärsche aus den Großstädten, Berlin, München, auch Augsburg bewegen und ein paar Kilometer Richtung Land fahren. Die Ampel wird hier GEHASST. Das kann man nicht anders formulieren.
So wie Migranten in sächsischen Kleinstädten. Ja, die Ampel wird von vielen gehasst, das Wort passt. Aber wenn man mal nachbohrt, stellt man schnell fest, dass diese ganzen Hasser gar nichts konkretes benennen können, außer Fabelerzählungen von "Fleischverboten", "Heizungsverboten" etc. Der Populismus, angetrieben durch rechte und rechtsextreme Elemente, grasiert gerade in vielen Ländern, und Deutschland ist möglicherweise viel weiter vorne mit dabei, als die letzte BT-Wahl suggeriert.
Das sehe ich ähnlich. Ich arbeite ja an einer ländlichen Schule und wohne in der Stadt. Und an meiner Schule ist ein beträchtlicher Teil an rechtem Denken verbreitet, obwohl viele der Eltern zum Arbeiten in die Stadt fahren und es für die meisten Schüler*innen kein großes Ding wäre, in die Stadt zu kommen.
Aber wenn man mal nachfragt, was genau jetzt das Problem mit der Ampel ist, kommen entweder genau die Fabeln, die Mauswanderer schon genannt hat, oder... gar nichts. Die rechten Schüler*innen wollen gar nicht diskutieren oder erklären. Die sitzen da und feixen und verweigern sich Gesprächen. Vielleicht weil sie wissen, dass sie eigentlich keine Argumente haben, vielleicht weil ihnen Argumente egal sind und sie nur auf Häme und Destruktion aus sind, oder weil diese Parteien genau die Leute anzieht, die auf Diskussionen ohnehin keinen Bock haben.

Was ich jetzt wirklich nicht sehe ist der Punkt, dass Politik nur für die Städte gemacht würde. Wo denn? (Ehrlich, ich würde das wirklich gerne wissen.) Klar, in der Stadt haben weniger Menschen Eigenheime bei denen sie die Heizung nachrüsten müssten, dafür ist man als Mieter*in den Maßnahmen, die die Hausbesitzer durchführen (oder lassen) ausgeliefert und muss im Zweifelsfall ebenfalls hohe Summen für Nebenkosten oder Sanierungen nachzahlen. Und klar, der ÖPNV ist in der Stadt besser. Aber Autofahren ist in der Stadt auch einfach nicht sehr sinnvoll und es gibt auch keinen Ausgleich wie Pendlerpauschalen, dafür zahlt man halt höhere Mieten weil man eine bessere Infrastruktur hat. Und es ist doch nicht so, als würden auf dem Land alle Leute in der Landwirtschaft arbeiten. Und ob man einen mittelständischen Handwerksbetrieb in der Stadt oder auf dem Land hat, ist doch erstmal egal.
Ganz ehrlich, ich bin ja (Überraschung!) ziemlich links eingestellt und sehe jetzt persönlich nicht, wo die Politik der Ampel mich als Stadtbewohnerin besonders fördert. Vielleicht ist der Unterschied eher, dass ich auch nicht ständig erwarte, dass die Politik in erster Linie meine Interessen zu berücksichtigen hat.
Vielleicht wirst du im Buch "Stadt Land Frust" fündig, welches hier präsentiert wird:

Im Stadt-Land-Gegensatz bündeln sich „grundlegende ökonomische und kulturelle Wandlungsprozesse, die in allen westlichen Gesellschaften stattfinden”, schreibt Haffert. Im ländlichen Raum werde er bewusster wahrgenommen, weil die Menschen hier häufiger den Eindruck haben, von der Berliner Politik vernachlässigt zu werden. Das sieht Haffert auch selbst so und benennt dafür Gründe. Menschen mit urbanen Biografien seien im Bundestag überrepräsentiert, macht er deutlich. Und das Personal in den Abgeordnetenbüros und Ministerin setze sich hauptsächlich aus Großstadtbewohner*innen zusammen. Das beeinflusse, welche Themen im Berliner Politikbetrieb als besonders wichtig wahrgenommen werden. Zugleich sieht Haffert in städtischen und ländlichen Identitäten politisches Mobilisierungspotenzial.


https://www.demo-online.de/artikel/stad ... -wichtiger

Als Stuttgarter vermute ich zudem, dass gewisse (total missglückte) Prestigeprojekte auch diesen Eindruck erzeugen könnten :ugly:
Benutzeravatar
Jon Zen
Beiträge: 2893
Registriert: 10. Jul 2017, 02:51
Wohnort: Hessen

Re: Bauernproteste

Beitrag von Jon Zen »

Julia Klöckner hat in der letzten CDU Regierung als Landwirtschaftsministerin unverfrorene Lobbyarbeit für konventionelle, landwirtschaftliche Großbetriebe gemacht, sodass die landwirtschaftlichen Betriebe keinerlei Anstrengungen machten, die "neue" (mit vielen Jahren Anlaufzeit) Düngemittelverordnung umzusetzen. Obwohl sie eine von der EU (ja die Organisation, die die Subventionen vergibt) angeordnete Maßnahme zum Grundwasserschutz ist, hatte die Bauern Hoffnungen, dass die Verordnung dennoch ausgesetzt würde und protestierten fast so stark, wie jetzt - mit noch dümmeren Begründungen wie "zu wenig Zeit zur Umstellung". :ugly:
Beim Einkommen gibt es ein großes Gefälle zwischen kleineren und mittleren Betrieben versus den Großbetrieben mit z.T. dutzenden bis hunderten, ausländischen (weil kein Deutscher die Arbeit zu den Bedingungen machen würde) Saisonarbeitern (z.B. Erdbeer- und Spargelbauern).

Die landwirtschaftlichen Subventionen gibt es einerseits um die Lebensmittelpreise zu senken. Davon profitieren einkommenschwächere Haushalte, aber auch besonders Menschen, die viele tierische Produkte konsumieren. Anderseits ist es auch eine Stärkung der Regionen in der EU: Man möchte primär Lebensmittel innerhalb der EU produzieren, einerseits weil so ausländische Märkte für ihre eigenen Märkte produzieren können, anderseits natürlich weil die Lobby der Landwirtschaft so stark ist in Europa. Konsumenten profitieren von europäischen Lebensmittel durch striktere Verordnungen als im EU-Ausland.
Es gibt aber trotzdem auch Absurditäten, wie dass z.B. Entwicklungshilfe in Afrika dazu genutzt wird, dort günstig Rosen anzubauen, wodurch die lokalen Rosenbauern aufgeben müssen, weil sie zu teuer sind und wir bekommen Rosen, die mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden, die in der EU verboten sind. Oder, dass die subventionierten Hühnerteile, die innerhalb der EU keinen Absatz finden, afrikanische lokale Märkte zerstören.
Was ich damit sagen will: Die Agrarsubventionierung ist so komplex und vielschichtig, dass eine allgemeine Meinung wie: "MuSs WeG!!!111" genauso zu pauschal ist, wie "ALLES BLEIBT, WIE ES IST!!!". :)

Dass die Dieselsubvention ein Relikt aus der Vergangenheit ist und völlig falsche Anreize bietet, sollte klar sein - vermutlich auch den Landwirten.

Weil sie mehrheitlich in den letzten Jahren gute Erträge erzielten und die Mehrheit der Bevölkerung z.B. wegen Corona nicht, ist es fair, wenn sie auch einen Teil beitragen. Jedes Privileg, was weggnommen wird, tut besonders weh (Angst vor Verlust). Sie haben z.B. noch die landwirtschaftliche Umsatzsteuer von 9% (statt 8,4% wie geplant).
Sollten die Jahre wieder schlechter werden, sollten Subventionen besser sinnvolle Dinge fördern, wie Boni für gute Böden oder die Verwendung von erneuerbarer Ernergie.

Warum die Proteste ausgerechnet jetzt so stark sind? Es ist Anfang Januar und gerade gibt's verhältnismäßig wenig zu tun. Wäre die Streichung während der Erntezeit bekannt geworden, hätte der Protest niemals diese Ausmaße angenommen.
https://steamcommunity.com/id/Jon-Zen/ | Unsere Biervorräte schwinden dahin, Sire!
Mauswanderer
Beiträge: 2681
Registriert: 10. Jan 2022, 18:36

Re: Bauernproteste

Beitrag von Mauswanderer »

Jon Zen hat geschrieben: 9. Jan 2024, 00:00 Beim Einkommen gibt es ein großes Gefälle zwischen kleineren und mittleren Betrieben versus den Großbetrieben mit z.T. dutzenden bis hunderten, ausländischen (weil kein Deutscher die Arbeit zu den Bedingungen machen würde) Saisonarbeitern (z.B. Erdbeer- und Spargelbauern).
Diese "kleineren" Betriebe gibt es ja kaum bis gar nicht mehr (bzw. nicht in Vollzeit), zumindest nicht so, wie man sich den "klassischen" Bauernhof vorstellt.
Der typische Familienhof ist heutzutage riesig im Vergleich zu "früher" (sicher gibt es da auch regionale Unterschiede, aber die Tendenz wird wohl anderswo ähnlich sein).
Die Landwirtschaft in Deutschland ist durch Automatisierung und Digitalisierung hocheffizient, weswegen diese viel größeren Flächen mit dem gleichen oder weniger Personal bewirtschaftet werden können.
"Kleine" Bauern sitzen in Deutschland auf Millionenvermögen und dürfen sich dazu beim privat verfügbaren Jahreseinkommen unter den oberen 10% einsortieren. Damit habe ich an sich auch kein Problem, aber diese ewige "Wir nagen schon am Hungertuch"-Propaganda ist für mich einfach lachhaft geworden. Bauern rechnen sich gerne arm und die extreme Verquickung von Privatleben und Betrieb in der Branche geben ihnen dafür viele Möglichkeiten, aber die Realität ist eine andere.

Die landwirtschaftlichen Subventionen gibt es einerseits um die Lebensmittelpreise zu senken. Davon profitieren einkommenschwächere Haushalte, aber auch besonders Menschen, die viele tierische Produkte konsumieren. Anderseits ist es auch eine Stärkung der Regionen in der EU: Man möchte primär Lebensmittel innerhalb der EU produzieren, einerseits weil so ausländische Märkte für ihre eigenen Märkte produzieren können, anderseits natürlich weil die Lobby der Landwirtschaft so stark ist in Europa. Konsumenten profitieren von europäischen Lebensmittel durch striktere Verordnungen als im EU-Ausland.
Es gibt aber trotzdem auch Absurditäten, wie dass z.B. Entwicklungshilfe in Afrika dazu genutzt wird, dort günstig Rosen anzubauen, wodurch die lokalen Rosenbauern aufgeben müssen, weil sie zu teuer sind und wir bekommen Rosen, die mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden, die in der EU verboten sind. Oder, dass die subventionierten Hühnerteile, die innerhalb der EU keinen Absatz finden, afrikanische lokale Märkte zerstören.
Was ich damit sagen will: Die Agrarsubventionierung ist so komplex und vielschichtig, dass eine allgemeine Meinung wie: "MuSs WeG!!!111" genauso zu pauschal ist, wie "ALLES BLEIBT, WIE ES IST!!!". :)

Dass die Dieselsubvention ein Relikt aus der Vergangenheit ist und völlig falsche Anreize bietet, sollte klar sein - vermutlich auch den Landwirten.

Weil sie mehrheitlich in den letzten Jahren gute Erträge erzielten und die Mehrheit der Bevölkerung z.B. wegen Corona nicht, ist es fair, wenn sie auch einen Teil beitragen. Jedes Privileg, was weggnommen wird, tut besonders weh (Angst vor Verlust). Sie haben z.B. noch die landwirtschaftliche Umsatzsteuer von 9% (statt 8,4% wie geplant).
Sollten die Jahre wieder schlechter werden, sollten Subventionen besser sinnvolle Dinge fördern, wie Boni für gute Böden oder die Verwendung von erneuerbarer Ernergie.
Man kann nicht alle aktuellen Subventionen von heute auf morgen streichen, klar (nicht zuletzt, "weil EU"). Das aktuelle System der Agrarsubventionen ist aber grundsätzlich kaputt und setzt falsche Anreize. Du nennst ja selbst viele Punkte. Einzelne Subventionen rauszugreifen ist natürlich ein Anfang, aber erscheint mir zu kurz gesprungen. Wir fördern dort grundsätzlich falsch und wohlmöglich auch die falschen.

Bei den Prämien für die Stilllegung von Flächen weiß ich nicht, ob die sinnvoll und angemessen sind. Das sind für mich aber keine typischen Subventionen. Auch da gibt es sicherlich Auswüchse, aber möglicherweise ist hier schon das mittelfristig "bestmögliche" Mittel gewählt worden.
Warum die Proteste ausgerechnet jetzt so stark sind? Es ist Anfang Januar und gerade gibt's verhältnismäßig wenig zu tun. Wäre die Streichung während der Erntezeit bekannt geworden, hätte der Protest niemals diese Ausmaße angenommen.
Richtig. Was übrigens darauf hinweist, dass auch die Vorstellung von der Arbeitszeit eines Landwirts in Deutschland völlig verzerrt ist. Die Stunden sind nur sehr ungünstig über das Jahr verteilt.
Benutzeravatar
Jon Zen
Beiträge: 2893
Registriert: 10. Jul 2017, 02:51
Wohnort: Hessen

Re: Bauernproteste

Beitrag von Jon Zen »

Mauswanderer hat geschrieben: 9. Jan 2024, 06:00
Jon Zen hat geschrieben: 9. Jan 2024, 00:00 Beim Einkommen gibt es ein großes Gefälle zwischen kleineren und mittleren Betrieben versus den Großbetrieben mit z.T. dutzenden bis hunderten, ausländischen (weil kein Deutscher die Arbeit zu den Bedingungen machen würde) Saisonarbeitern (z.B. Erdbeer- und Spargelbauern).
Diese "kleineren" Betriebe gibt es ja kaum bis gar nicht mehr (bzw. nicht in Vollzeit), zumindest nicht so, wie man sich den "klassischen" Bauernhof vorstellt.
Der typische Familienhof ist heutzutage riesig im Vergleich zu "früher" (sicher gibt es da auch regionale Unterschiede, aber die Tendenz wird wohl anderswo ähnlich sein).
[...]
"Kleine" Bauern sitzen in Deutschland auf Millionenvermögen und dürfen sich dazu beim privat verfügbaren Jahreseinkommen unter den oberen 10% einsortieren. Damit habe ich an sich auch kein Problem, aber diese ewige "Wir nagen schon am Hungertuch"-Propaganda ist für mich einfach lachhaft geworden. Bauern rechnen sich gerne arm und die extreme Verquickung von Privatleben und Betrieb in der Branche geben ihnen dafür viele Möglichkeiten, aber die Realität ist eine andere.
Das Fette: 100%.

Warum glaubst du, dass kleine Bauern ein 10% Jahreseinkommen haben? Die Durchschnittseinkommen in den letzten ca. 3 Jahren lagen da. Im Median über 10 Jahre sieht's dann schnell nicht mehr so rosig aus (Quelle nutzt auch Durchschnittseinkommen), weil das Einkommen volatil vom Weltmarkt und vom Wetter ist.
Ein Grund, warum den Bauern die Planungssicherheit so wichtig ist, sind ihre langfristigen Finanzierungen. Der Fuhrpark, die Hallen, Ställe und Scheunen sind oft über viele Jahre finanziert. Das "Vermögen", was man oft dort sieht, gehört letztlich den fianzierenden Banken, das Land häufig anderen und ist über Jahre gepachtet. Eine wichtige Einkommensquelle ist Bauland - wer kein Land besitzt, für den fällt diese Quelle weg. Andere wurden dadurch reich.

Zur Größe eines Betriebs: Wie viel Hektar ein Hof hat, ist oft bestimmt durch die Fruchtbarkeit in Westdeutschland. Je fruchtbarer, desto kleinflächiger die Betriebe. Konventionelle Viehbetriebe benötigen beispielsweise weniger Fläche als Bioviehbetriebe, weil diese mehr eigenes Futter anbauen müssen.
Die Nebenerwerbsbetriebe sind dies oft nicht freiwillig - der landwirtschaftliche Betrieb war nicht profitabel genug, um davon Vollzeit leben zu können.
https://steamcommunity.com/id/Jon-Zen/ | Unsere Biervorräte schwinden dahin, Sire!
bonkic
Beiträge: 314
Registriert: 7. Jun 2023, 12:42

Re: Bauernproteste

Beitrag von bonkic »

imanzuel hat geschrieben: 8. Jan 2024, 20:31Die sollen den Koffer packen und Neuwahlen, so bitter es mit der AfD auch wird, machen.
ich bin sicherlich kein "fan" der ampel-regierung, aber das ist natürlich populismus in reinkultur.
wenn man den rufen nach neuwahlen nachkommen würde, wenn sich mal wieder irgendeine bevölkerungsgruppe übervorteilt fühlt, hätten wir neuwahlen im wochentakt - und zwar seit jeher. :lol:

die ampel regiert jetzt seit etwas mehr als 2 jahren. corona war gerade am abklingen (was damals keiner so ganz genau wissen konnte), nur wenige wochen nach regierungsantritt hat russland die ukraine überfallen. keine besonders guten voraussetzungen vor der warte aus schon mal, abgesehen von der per se komplizierten zusammensetzung der koalition. damit will ich scholz und co. natürlich nicht in schutz nehmen. welchen grund hätte ich? hab oder hätte selbst mehr als genug zu kritisieren. aber abgerechnet wird üblicherweise nach 4 jahren, nicht nach 2. und so dysfunktional und kaputt wie es von einigen seiten (aus naheliegenden gründen) dargestellt wird, ist deutschland nunmal beileibe nicht. wer immer und immer wieder (nur) in dieses horn stößt, tut ebenfalls das werk der populisten.
wiesl
Beiträge: 445
Registriert: 1. Dez 2021, 10:59

Re: Bauernproteste

Beitrag von wiesl »

Mauswanderer hat geschrieben: 8. Jan 2024, 21:42 So wie Migranten in sächsischen Kleinstädten. Ja, die Ampel wird von vielen gehasst, das Wort passt. Aber wenn man mal nachbohrt, stellt man schnell fest, dass diese ganzen Hasser gar nichts konkretes benennen können, außer Fabelerzählungen von "Fleischverboten", "Heizungsverboten" etc. Der Populismus, angetrieben durch rechte und rechtsextreme Elemente, grasiert gerade in vielen Ländern, und Deutschland ist möglicherweise viel weiter vorne mit dabei, als die letzte BT-Wahl suggeriert.
Wenn es nur die rechten und rechtsextremen Elemente wären. Die größte Volkspartei Deutschlands + Springer fahren seit Amtsantritt der aktuellen Regierung einen Kulturkampf sondersgleichen. Es gibt kaum noch (ernsthafte) politische Auseinandersetzung, seitdem Friedrich Merz das Zepter übernommen hat. Die Strategie zielt nur drauf ab, zu emotionalisieren. Die Schäden an unserem politischen System werden dafür schulterzuckend in Kauf genommen.
Mauswanderer
Beiträge: 2681
Registriert: 10. Jan 2022, 18:36

Re: Bauernproteste

Beitrag von Mauswanderer »

Jon Zen hat geschrieben: 9. Jan 2024, 08:02
Warum glaubst du, dass kleine Bauern ein 10% Jahreseinkommen haben? Die Durchschnittseinkommen in den letzten ca. 3 Jahren lagen da. Im Median über 10 Jahre sieht's dann schnell nicht mehr so rosig aus (Quelle nutzt auch Durchschnittseinkommen), weil das Einkommen volatil vom Weltmarkt und vom Wetter ist.
Ein Grund, warum den Bauern die Planungssicherheit so wichtig ist, sind ihre langfristigen Finanzierungen. Der Fuhrpark, die Hallen, Ställe und Scheunen sind oft über viele Jahre finanziert. Das "Vermögen", was man oft dort sieht, gehört letztlich den fianzierenden Banken, das Land häufig anderen und ist über Jahre gepachtet. Eine wichtige Einkommensquelle ist Bauland - wer kein Land besitzt, für den fällt diese Quelle weg. Andere wurden dadurch reich.
Ich schrieb ja bewusst "privat verfügbar". Wenn du im Betriebsvermögen wohnst, jedes Auto in der Garage ein "Dienstwagen" ist, der halbe Haushalt bereits "nach Stunden" entlohnt wurde - dann kann man mit 100.000 Euro unter'm Strich nun wirklich nicht klagen, insbesondere in einem Bereich, wo Investitionen zu einem überwiegenden Teil fremdkapitalfinanziert sind, wie du selber auch schreibst. Da kann der "angestellte Grenzoberschichtler" mit 6.500 Bruttomonatsgehalt noch so asketisch leben, da kommt er nicht ran.

Dazu kommt noch die, nennen wir sie "kreative" Buchführung vieler (nicht aller, hoffe ich) Landwirte. Was da bei einigen (again: sicher nicht allen! und: ggfs. Übertreibung zwecks Veranschaulichung!) als "Gewinn" druntersteht, ist eher "Gewinn minus Klamotten, Essen, Netflixabo etc."

Zum Vermögen: Ja, deswegen steigen mit zunehmendem Investitionsaufwand auch die Schulden ständig. Da die Planbarkeit durch Ausgleichs- und Entschädigungszahlungen, großzügige Fristen bei Gesetzesänderungen und langjährige Nichtdurchsetzung nach Ablauf dieser Fristen aber doch zumindest höher ist als von Bauernvertretern oft kolportiert, sind das absehbar lohnenswerte Schulden, und somit steigt auch das Eigenkapital fröhlich an. Und das ist ja für sich genommen auch wünschenswert, wenn der Einsatz von öffentlichen Geldern im Verhältnis steht (was mir teils zweifelhaft erscheint). Aber so sitzen eben die Bauern in weiten Teilen Westdeutschlands auf Millionenvermögen, die ihnen auch de facto gehören.

Natürlich wird es auch hierbei regionale Unterschiede geben. Allerdings: Wo das Land weniger wert ist, ist dafür auch die Pacht erheblich niedriger. Für aktive Landwirte geht damit entsprechend auch eine Chance einher.
Mauswanderer
Beiträge: 2681
Registriert: 10. Jan 2022, 18:36

Re: Bauernproteste

Beitrag von Mauswanderer »

wiesl hat geschrieben: 9. Jan 2024, 08:51 Wenn es nur die rechten und rechtsextremen Elemente wären. Die größte Volkspartei Deutschlands + Springer fahren seit Amtsantritt der aktuellen Regierung einen Kulturkampf sondersgleichen. Es gibt kaum noch (ernsthafte) politische Auseinandersetzung, seitdem Friedrich Merz das Zepter übernommen hat. Die Strategie zielt nur drauf ab, zu emotionalisieren. Die Schäden an unserem politischen System werden dafür schulterzuckend in Kauf genommen.
Die Union unter Söder und Merz steht sehr weit rechts, genauso wie der Springerverlag ein weit rechts stehendes Selbstverständnis hat (da gab es doch vor nicht allzu langer Zeit entsprechende Leaks aus der Verlagsleitung). Das sind ja auch alles glühende Populisten. Es hat schon einen Grund, warum Merz sich so gerne mit Trumpisten vernetzt. In ein paar Jahren haben wir auch eine CDU-Klausur in Ungarn, vermute ich.
Rince81
Beiträge: 8837
Registriert: 21. Dez 2015, 04:30

Re: Bauernproteste

Beitrag von Rince81 »

Mauswanderer hat geschrieben: 9. Jan 2024, 06:00
Jon Zen hat geschrieben: 9. Jan 2024, 00:00 Beim Einkommen gibt es ein großes Gefälle zwischen kleineren und mittleren Betrieben versus den Großbetrieben mit z.T. dutzenden bis hunderten, ausländischen (weil kein Deutscher die Arbeit zu den Bedingungen machen würde) Saisonarbeitern (z.B. Erdbeer- und Spargelbauern).
Diese "kleineren" Betriebe gibt es ja kaum bis gar nicht mehr (bzw. nicht in Vollzeit), zumindest nicht so, wie man sich den "klassischen" Bauernhof vorstellt.
Der typische Familienhof ist heutzutage riesig im Vergleich zu "früher" (sicher gibt es da auch regionale Unterschiede, aber die Tendenz wird wohl anderswo ähnlich sein).
Anekdote dazu. Ich bin aus MV. Das ist ja sehr landwirtschaftlich geprägt. Die ehemaligen LPG-Großbetriebe der DDR wurden mehr oder weniger privatisiert und in vergleichbarer Größe weitergeführt. Besonderes Merkmal der Landwirtschaft in MV - Rapsmonokulturen - 2023 auf 200.000 Hektar in MV. In MV gibt eine Anbaufläche von 1.343.521ha. Das ist Vergleichbar mit der Anbaufläche in Baden-Württemberg mit 1.408.063ha. Der Unterschied ist die Anzahl der Betriebe. In BW sind es 39.085, in MV 4.784. Das ist ein gewaltiger Unterschied was die Größe der einzelnen Betriebe angeht.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Branc ... ender.html

Ich habe vor etwa 10 Jahren mal eine Zeit in München gelebt und war da auch gelegentlich im Alpenvorland wandern und bin so natürlich auch durch die Dörfer spaziert und war völlig baff über die vielen Kleinstbauernhöfe die dort zu sehen waren. Das kannte und kenne ich aus MV so überhaupt nicht, hier sind fast alles riesige Großbetriebe.
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
IDEA
Beiträge: 614
Registriert: 9. Feb 2022, 08:26

Re: Bauernproteste

Beitrag von IDEA »

Mauswanderer hat geschrieben: 9. Jan 2024, 06:00
Bauern rechnen sich gerne arm [...].
Man siehe auch dieser legendaer schlechte Post von vorgestern: https://www.reddit.com/r/Finanzen/comme ... ind_reich/ und sein noch affiger Nachklapp: https://www.reddit.com/r/Finanzen/comme ... ind_reich/
Zuletzt geändert von IDEA am 9. Jan 2024, 09:52, insgesamt 1-mal geändert.
Rince81
Beiträge: 8837
Registriert: 21. Dez 2015, 04:30

Re: Bauernproteste

Beitrag von Rince81 »

Jon Zen hat geschrieben: 9. Jan 2024, 08:02 Zur Größe eines Betriebs: Wie viel Hektar ein Hof hat, ist oft bestimmt durch die Fruchtbarkeit in Westdeutschland. Je fruchtbarer, desto kleinflächiger die Betriebe. Konventionelle Viehbetriebe benötigen beispielsweise weniger Fläche als Bioviehbetriebe, weil diese mehr eigenes Futter anbauen müssen.
Die Nebenerwerbsbetriebe sind dies oft nicht freiwillig - der landwirtschaftliche Betrieb war nicht profitabel genug, um davon Vollzeit leben zu können.
Dann mache ich mal ein Fass auf. Warum sieht eigentlich gefühlt jeder den (im Vergleich ineffizienten) Familienkleinbetrieb so sehr als "erhaltungswürdig" an?
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
Numfuddle
Beiträge: 1452
Registriert: 21. Mär 2018, 22:51

Re: Bauernproteste

Beitrag von Numfuddle »

IDEA hat geschrieben: 9. Jan 2024, 09:46
Mauswanderer hat geschrieben: 9. Jan 2024, 06:00
Bauern rechnen sich gerne arm [...].
Man siehe auch dieser legendaer schlechte Post von vorgestern: https://www.reddit.com/r/Finanzen/comme ... ind_reich/ und sein noch affiger Nachklapp: https://www.reddit.com/r/Finanzen/comme ... ind_reich/
Ich kenne sehr viele Leute, die völlig den Kontakt zum normalen Bürgern verloren haben und sich teilweise mit 80k Euro im Jahr oder 120k Euro im Jahr noch für Mittelschicht halten obwohl wir da schon von den obersten 10 oder 5 Prozent der Einkommen reden.

Der erste Post kommt auf über 160k€ Profit im Jahr (nicht Umsatz) und hält sich trotzdem für einen armen benachteiligten Bürger, der zweite wird schon in den ersten Antworten von Steuerberatern und Finanzprüfern komplett zerlegt weil er so unehrlich Dinge unterschlägt und sich relativ inkompetent arm rechnet.


Beide Posts mittlerweile gesperrt
IDEA
Beiträge: 614
Registriert: 9. Feb 2022, 08:26

Re: Bauernproteste

Beitrag von IDEA »

Im zweiten droht er sogar noch offen aggressiv allen. Ganz klasse ...

Hatte die beiden gepostet, weil das wirklich ein Paradebeispiel fuer "rechnet sich arm" ist.
Antworten