Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Mauswanderer
Beiträge: 2680
Registriert: 10. Jan 2022, 18:36

Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Mauswanderer »

Es gibt noch kein Thema zur Folge, oder? Falls ich es trotz Suche übersehen haben sollte, bitte mergen. :?

Ganz starke Folge jedenfalls, gerade im zweiten Teil habe ich mich voll wiedergefunden! :clap:

Bei geleaktem Content bin ich etwas zwiegespalten. Gerade im Insomniac-Fall (bzw. bei vergleichbarer Erpressung) wäre es mir am liebsten, wenn niemand darüber berichtete. Man kann aber irgendwie auch nicht verlangen, dass ein einzelnes Medium (also ihr zum Beispiel) als gefühlt einziges NICHT darüber berichtet (obwohl ich auf einer rein moralischen Ebene diese Entscheidung für richtig hielte). Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass es hier eine unspezifische "Verjährung" gibt: Mich stört zwar irgendwie, dass jetzt darüber berichtet wird, aber ich glaube, mich würde es nicht stören, wenn in zehn Jahren jemand in irgendeinem Kontext den Leak zur Berichterstattung verwendet. Vielleicht liegt es an dem "harm done"-Faktor, den ihr ja auch sinngemäß angesprochen habt. :think:
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2989
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Felidae »

Danke für die Leidenschaft in den letzten 30 Minuten.
Lightbringer
Beiträge: 12
Registriert: 22. Jul 2022, 15:39
Wohnort: Kopenhagen

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Lightbringer »

Huch, so einen leidenschaftlichen rant gegen Nazis hätte ich bei der Überschrift gar nicht erwartet. Chapeau!
Benutzeravatar
Leonard Zelig
Beiträge: 3481
Registriert: 5. Jan 2016, 19:56

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Leonard Zelig »

Klingt nach einer interessanten Folge, hoffe ich finde morgen die Gelegenheit reinzuhören.

Bei Digital Foundry gab es auch letztens eine Diskussion darüber, ob man als Journalist über so Sachen wie den Insomniac-Leak berichten soll. Eine Erwähnung des Leaks und die geplanten Termine künftiger Releases kann man meiner Meinung nach nennen, aber eine detaillierte Analyse des vollspielbaren Wolverine-Builds fände ich ethisch nicht vertretbar. Sowas kann man vielleicht machen, wenn das fertige Spiel draußen ist, aber selbst ist das fragwürdig. Dass man nicht einfach die persönlichen Daten der Insomniac-Mitarbeiter unter die Lupe nimmt versteht sich hoffentlich von selbst.

Dass selbst nach Sandy Hook das Waffenrecht in den USA nicht grundlegend reformiert wurde, lässt mich daran zweifeln, dass dies jemals geschehen wird. Dass das Land politisch immer mehr nach rechts abdriftet und Trump die Vorwahlen wohl noch deutlicher gewinnen wird als 2016 ist fatal. Wenn die Demokraten wenigstens einen starken Kandidaten aufstellen würden. Joe Biden wird dieses Jahr 82 Jahre alt, bei der Amtsübergabe 2029 wäre er 86 Jahre alt. Schon jetzt macht er deutlich weniger Reisen als seine Vorgänger. Ein US-Präsident ist kein Papst und keine Queen, sondern der mächtigste Mann im Staat und wahrscheinlich auch in der Welt angesichts der technologischen Überlegenheit des US-Militärs.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

www.gamersglobal.de
Phrasenschwein
Beiträge: 131
Registriert: 9. Aug 2022, 15:13

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Phrasenschwein »

Leonard Zelig hat geschrieben: 16. Jan 2024, 21:13 Dass selbst nach Sandy Hook das Waffenrecht in den USA nicht grundlegend reformiert wurde, lässt mich daran zweifeln, dass dies jemals geschehen wird.
Konterkarriert irgenwie schön den Standpunkt aus dem Podcast, dass auch eine Verfassung jetzt nur ein Schild ist. Ich denke, auch wenn wie im Podcast genannt sich unter der Verfassung eine teilweise zu starke Mauer vorgestellt wird, das Verfassungsrechte doch eine enorme Sicherheit bieten. DIe USA ist da nicht nur mit dem Second Ammendment, sondern auch mit dem Kippen eines Abtreibeverbots ein Beispiel.
Leonard Zelig hat geschrieben: 16. Jan 2024, 21:13 Wenn die Demokraten wenigstens einen starken Kandidaten aufstellen würden. Joe Biden wird dieses Jahr 82 Jahre alt, bei der Amtsübergabe 2029 wäre er 86 Jahre alt. Schon jetzt macht er deutlich weniger Reisen als seine Vorgänger.
Man sollte da aber irgendwo ehrlich sein. Trump und Biden trennt alterstechnisch kaum etwas. Gerade deshalb fand ich es immer komisch, dass dieser Vorwurf eher gegen Biden kam. Wenn Alter ein Problem für einen ist, dann sollten beide indiskutabel sein, oder man erklärt mir genau was die gerade mal 4 Jahre ausmachen.
Auch da alterstechnisch interessant: Jochen sagte ja: Das Gesellschaften erwachsen sind, die Demokratien als so was selbstverständliches betrachten. (mal paraphrasiert) Auch dort müsste man die Frage stellen: Wieso sind diese jetzt erwachsen? Weil gerade diese neurechten Strömungen werden jetzt ja teilweise von Leuten geführt, die schon ein so großes Alter haben, das sie ja aus den Zeiten stammten, wo man einen solch demokratischen Konsens hatte oder dennen noch von den Eltern erzählt werden konnte welche Kosten die Demokratie hatte. Gerade bei uns wird die AfD ja nicht von lauter Jungspunden geführt, sondern ganz im Gegenteil.
Blitzlord
Beiträge: 15
Registriert: 23. Okt 2016, 15:23
Wohnort: Stuttgart

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Blitzlord »

Also mich haben einige Aussagen heute schon geärgert und bisschen zum Nachdenken gebracht. Nachdenken wie ich mit dem Umstand umgehe, dass Leute, die mir als Menschen sehr sympathisch rüberkommen und deren Expertise und Ansichten mir etwas bedeuten (höre locker jeden zweiten Podcast und bin Backer seit Tag 1) halt doch auch Dinge propagieren, die ich selber für falsch oder vielleicht auch "wenig durchdacht" empfinde.

Doch klar: Ihr könnt in eurem Podcast sagen was ihr wollt und niemand hier kann erwarten, nur zu hören bekommen was er gerne hören möchte. Verschiedene Menschen, verschiedene Wahrnehmungen und Ansichten. Und neutral geht in einem eigentlich harmlosen Spielepodcast auch nicht. Ich ärgere mich halt mal und gut. :roll:

(Konkret ärgert ich mich Jochens Aussagen zum Verfassungsschutz und Wählbarkeit der AfD. Als "gesichert rechtsextrem" wird die Partei doch in drei Bundesländern klassifiziert. Glaub in den drei Bundesländern liegt die AfD in Umfragen stabil über der Regierungspartei, die den Innenminister stellt und dem der Verfassungsschutz untersteht? Da gibt es keinen Zusammenhang? Und Bundesverfassungsschutzpräsident Haldenwang erklärt auch mal im ZDF. "Nicht allein der Verfassungsschutz ist dafür zuständig, die Umfragewerte der AfD zu senken". Als seine Dienstvorgesetze Faeser btw. mit dem Vorschlag kam, die Sippenhaft wieder einzuführen und Angehörige von Clan-Kriminellen gleich mitabzuschieben, hörte man von ihm nichts. Auch nicht bei ihrer Idee einer Beweislastumkehr für Beamte. Beides ja klar verfassungswidrig.
Im Gegensatz ist es demokratisch und nicht “Nazi”, die politische Möglichkeit haben zu dürfen, diese Zuwanderungspolitik seit 2015 endlich zu stoppen und umzudrehen und auch über Remigration nach z.B. dänischem Vorbild nachzudenken.)
Viel besser gut über nen fiesen Witz grinsen als Karmapunkte horten :-)
Benutzeravatar
Alienloeffel
Beiträge: 1970
Registriert: 9. Feb 2017, 14:35

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Alienloeffel »

Blitzlord hat geschrieben: 16. Jan 2024, 22:09 ...

(Konkret ärgert ich mich Jochens Aussagen zum Verfassungsschutz und Wählbarkeit der AfD. Als "gesichert rechtsextrem" wird die Partei doch in drei Bundesländern klassifiziert. Glaub in den drei Bundesländern liegt die AfD in Umfragen stabil über der Regierungspartei, die den Innenminister stellt und dem der Verfassungsschutz untersteht? Da gibt es keinen Zusammenhang? Und Bundesverfassungsschutzpräsident Haldenwang erklärt auch mal im ZDF. "Nicht allein der Verfassungsschutz ist dafür zuständig, die Umfragewerte der AfD zu senken". Als seine Dienstvorgesetze Faeser btw. mit dem Vorschlag kam, die Sippenhaft wieder einzuführen und Angehörige von Clan-Kriminellen gleich mitabzuschieben, hörte man von ihm nichts. Auch nicht bei ihrer Idee einer Beweislastumkehr für Beamte. Beides ja klar verfassungswidrig.
Im Gegensatz ist es demokratisch und nicht “Nazi”, die politische Möglichkeit haben zu dürfen, diese Zuwanderungspolitik seit 2015 endlich zu stoppen und umzudrehen und auch über Remigration nach z.B. dänischem Vorbild nachzudenken.)
Wieso sollte es da einen Zusammenhang geben zwischen den Umfragewerten der AfD und den Werten der aktuell regierenden Partei? All die Verstrickungen, Bekanntschaften, zweideutigen Aussagen etc. sind doch offensichtliche Gründe diesen Laden als rechtsextrem einzustufen. Etwaige, rechtliche Hürden zu einem Verbot sind da btw differenziert zu sehen, oder bezweifelt irgendjemand ernsthaft das Bernd Höcke eine braun-völkische Gesinnung hat?

Den Zusammhang zu Faesers Vorstoss verstehe ich nicht.

Klar ist die Debatte um Migration an sich nicht rechtsextrem, so wie die Debatte derzeit geführt wird, ist sie es jedoch oft genug. Und das Wort "Remigration" hat eine eindeutige Konnotation und wird verblüffenderweise (soweit mir bekannt) ausschliesslich von Rechten verwendet. Den Begriff nach den jüngsten Enthüllungen zu Nazitreffs so ins Feld zu führen halte ich für mindestens gewagt.
Benutzeravatar
Leonard Zelig
Beiträge: 3481
Registriert: 5. Jan 2016, 19:56

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Leonard Zelig »

Phrasenschwein hat geschrieben: 16. Jan 2024, 21:47 Man sollte da aber irgendwo ehrlich sein. Trump und Biden trennt alterstechnisch kaum etwas. Gerade deshalb fand ich es immer komisch, dass dieser Vorwurf eher gegen Biden kam. Wenn Alter ein Problem für einen ist, dann sollten beide indiskutabel sein, oder man erklärt mir genau was die gerade mal 4 Jahre ausmachen.
Menschen altern unterschiedlich. Bernie Sanders hatte im Wahljahr 2020 mit 78 Jahren das wahrscheinlich anstrengendste Programm veranstaltet mit zahlreichen Wahlkampfauftritten, die oft auch deutlich länger dauerten als bei seinen Konkurrenten. Hatte dann ja auch einen Herzinfarkt, von dem er sich aber gut erholt hat.

Wenn man der Einschätzung der ARD-Korrespondentin trauen kann, wirkte Trump zumindest körperlich noch ziemlich fit im Vorwahlkampf in Iowa. DeSantis und Haley wirkten trotz ihres jüngeren Alters deutlich blasser:
https://www.tagesschau.de/multimedia/vi ... 94800.html

Angeblich ist er ja strikter Anti-Alkoholiker, weiß aber nicht ob das so einen großen Einfluss hat. Ich glaube nicht, dass das Argument "Trump ist aber auch alt" im Wahlkampf ziehen wird. Da würde ich dann eher den Supreme Court nennen und wie Trump da weitere rechte Richter installieren kann.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

www.gamersglobal.de
Lightbringer
Beiträge: 12
Registriert: 22. Jul 2022, 15:39
Wohnort: Kopenhagen

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Lightbringer »

Blitzlord hat geschrieben: 16. Jan 2024, 22:09 [...] und auch über Remigration nach z.B. dänischem Vorbild nachzudenken.)
Was hier in im Land abgeht, ist teilweise komplett irre. Integrationsministerin Inger Støjberg hat man 2021 sogar für Rechtsbruch beim Asylgesetz verknackt. Das sollte kein Vorbild für Deutschland sein.

Grüße aus Kopenhagen
Boesor
Beiträge: 86
Registriert: 1. Jan 2023, 15:47

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Boesor »

Blitzlord hat geschrieben: 16. Jan 2024, 22:09 Also mich haben einige Aussagen heute schon geärgert und bisschen zum Nachdenken gebracht....
"Remigration" ist zum Unwort des Jahres 2023 gekürt worden. Das Wort sei ein "rechter Kampfbegriff" und eine "beschönigende Tarnvokabel",
https://www.tagesschau.de/inland/gesell ... d-100.html

Das als Hinweis, falls du das Wort unbedacht verwandt hast.
Benutzeravatar
Jochen Gebauer
Beiträge: 1384
Registriert: 1. Nov 2020, 17:41

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Jochen Gebauer »

Blitzlord hat geschrieben: 16. Jan 2024, 22:09(Konkret ärgert ich mich Jochens Aussagen zum Verfassungsschutz und Wählbarkeit der AfD

..

Im Gegensatz ist es demokratisch und nicht “Nazi”, die politische Möglichkeit haben zu dürfen, diese Zuwanderungspolitik seit 2015 endlich zu stoppen und umzudrehen und auch über Remigration nach z.B. dänischem Vorbild nachzudenken.)
Dass die Forderung nach einer rigiden Migrationspolitik nebst Änderung des Grundgesetzes (Stichwort individuelles Asylrecht) demokratisch legitim und von der Gegenseite (zum Beispiel mir) auszuhalten ist, sage ich im Podcast doch ganz ausdrücklich. Aber es gibt einen erheblichen qualitativen Unterschied zwischen dem politischen Wunsch, Migration massiv einzudämmen und Björn Höckes völkischer Idiologie, die regelmäßig den Boden einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung verlässt. Auch als Anhänger einer rigiden Migrationspolitik kann man sich dem Grundgesetz und geltenden Konsens verpflichten, dass jede hier lebende Person ungeachtet ihrer Herkunft, Hautfarbe, Sexualität usw. die selben freiheitlichen Rechte genießt. Das tun Höcke und seine Kumpanen aber nicht. Hier steht ganz eindeutig die Idee der überlegenen deutschstämmigen Volksgemeinschaft im Vordergrund, und die ist mit dem Grundgesetz schlicht unvereinbar.

Man kann gegen Zuwanderung sein, klar. Das macht einen nicht automatisch zum Nazi. Aber wenn man die Nazis wählt, weil sie zufällig auch gegen Zuwanderung sind, dann muss man sich im Klaren darüber sein, dass sie nicht nur gegen Zuwanderung sind, sondern gegen alles, was anders ist als sie.
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9858
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Andre Peschke »

Blitzlord hat geschrieben: 16. Jan 2024, 22:09 Also mich haben einige Aussagen heute schon geärgert und bisschen zum Nachdenken gebracht.
Dann machen wir hoffentlich damit gleich mal weiter, denn:
Blitzlord hat geschrieben: 16. Jan 2024, 22:09(Konkret ärgert ich mich Jochens Aussagen zum Verfassungsschutz und Wählbarkeit der AfD. Als "gesichert rechtsextrem" wird die Partei doch in drei Bundesländern klassifiziert. Glaub in den drei Bundesländern liegt die AfD in Umfragen stabil über der Regierungspartei, die den Innenminister stellt und dem der Verfassungsschutz untersteht? Da gibt es keinen Zusammenhang?
Das hier, ist Verschwörungsdenken. Nicht, weil es nicht denkbar wäre, sondern weil es ohne jeden Anhaltspunkt gedacht wird. Tatsächlich ist hier aus deiner vorgebrachten Argumentation („ausgerechnet dort, wo die AFD besonders erfolgreich ist - ein Zufall“?) nichtmal irgendein Anfangsverdacht begründbar. Bestenfalls eine Situation, in der man genau hinschauen sollte, ob sich solche Anhaltspunkte finden.

Denn es ist umgekehrt natürlich so: Dort, wo die rechtsextremistische Partei am meisten Zuspruch erfährt, ist die Gefahr und damit der Handlungs- und Ermittlungsdruck am größten. Ergo kommen dort auch Behörden als erste in die Gänge. Zweitens findet sich dort natürlich das radikalste Personal, wo solche Botschaften in der Bevölkerung am häufigsten auf fruchtbaren Boden fällt. Bedeutet: Wo eine rechtsradikale Partei besonders erfolgreich ist, muss es besonders viele und aktive Wähler geben. Natürlich kann sie dort also sowohl radikaler auftreten, als auch radikaler rekrutieren und ist damit auch stärker als Landesverband radikalisiert als dort, wo ihre Kollegen vielleicht mehr Kreide fressen müssen. Sinnbildlich: Am FKK-Strand laufen sie unbefangen nackt herum, im Restaurant ziehen sie sich dann eben doch noch widerwillig eine Hose an. Und natürlich fällt es dann am Strand als erstes auf, dass sie einen hässlichen Schniedel haben.

Es gibt also leicht herleitbare Gründe, warum die von dir beobachtete Situation „AFD wird ausgerechnet dort zuerst vom Verfassungsschutz beobachtet, wo sie besonders erfolgreich ist“ eingetreten sein kann, ohne dass es Machenschaften der Regierungsparteien sind, die dahinterstecken.

Und wenn es nun mindestens diese zwei Erklärungen gibt, muss man sich fragen, was davon nun die wahrscheinlichste ist. Und da muss man mit Blick auf Thüringen/Sachsen doch wirklich nur den ebenfalls, diesmal vom Gericht befunden, gesicherten Rechtsextremisten Björn Höcke ansehen. Oder sein Buch lesen, dessen unsägliche Zitate wie dieses hinlänglich bekannt sein sollten, in denen Höcke kaum verbrämt bekennt, dass sich seine Säuberungsfantasien die er mit dem Euphemismus „Remigration“ verdecken will, eben nichtmal in der Deportation von Asylsuchenden erschöpfen (ohne letzter damit als weniger drastisch darstellen zu wollen): „Auch wenn wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind, sich der fortschreitenden Afrikanisierung, Orientalisierung und Islamisierung zu widersetzen“.

Überhaupt braucht diese Partei insgesamt doch wirklich gar kein Wort der Empörung über die Brandmarkung als Nazipartei verlieren, solange sie Höcke in ihren Reihen nicht nur duldet, sondern ihn als einen ihrer führenden Köpfe präsentiert. Höckes Weltsicht ist hinreichend dokumentiert und wer hinter den wenigen verbliebenen Flöckchen Schafsfell den Wolf nicht erkennt, der will es nicht.
Phrasenschwein hat geschrieben: 16. Jan 2024, 21:47 Man sollte da aber irgendwo ehrlich sein. Trump und Biden trennt alterstechnisch kaum etwas. Gerade deshalb fand ich es immer komisch, dass dieser Vorwurf eher gegen Biden kam.
Von den Republikanern kommend, ist das doch auch einfach lächerlich, die einen vermutlich alzheimerkranken Reagan in seine zweite Amtszeit gewählt haben und nun dabei sind, einen mutmaßlichen Landesverräter (u.a. aber das sollte eigentlich auch in dieser Partei den Lippenbekenntnissen nach keine Lapalie sein) zu nominieren, bevor auch nur aufgeklärt ist, ob er Staatsgeheimnisse an andere Nationen weitergereicht hat.

Andre
Phrasenschwein
Beiträge: 131
Registriert: 9. Aug 2022, 15:13

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Phrasenschwein »

Lightbringer hat geschrieben: 16. Jan 2024, 22:39 Was hier in im Land abgeht, ist teilweise komplett irre. Integrationsministerin Inger Støjberg hat man 2021 sogar für Rechtsbruch beim Asylgesetz verknackt. Das sollte kein Vorbild für Deutschland sein.

Grüße aus Kopenhagen
Ich finde es immer wieder bezeichnend, dass die Rechte immer Probleme macht, damit sie sich selbst als Lösung hinstellen kann. In der EU werden konsequent Verteilungsschlüssel blockiert, damit man dann seine eigene nationale Lösung machen kann und sich als Hardliner definieren kann. Das wird dann wieder von den nächsten Rechten ausgenutzt um dann wieder gegen Migration zu sein. Zum Glück sind ja dieses Jahr nur Europawahlen... wie das endet wird man ja sehen. Aber es ist mittlerweile ja schon bekanntes Motiv: In der EU schön alles blockieren um dann zu Hause über die ineffektive EU zu meckern.
Benutzeravatar
Leonard Zelig
Beiträge: 3481
Registriert: 5. Jan 2016, 19:56

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Leonard Zelig »

Blitzlord hat geschrieben: 16. Jan 2024, 22:09 Im Gegensatz ist es demokratisch und nicht “Nazi”, die politische Möglichkeit haben zu dürfen, diese Zuwanderungspolitik seit 2015 endlich zu stoppen und umzudrehen und auch über Remigration nach z.B. dänischem Vorbild nachzudenken.)
Das Problem ist, dass die AfD die freiheitlich demokratische Grundordnung als ganzes ablehnt und es zu ziemlich vielen Kollateralschäden kommen dürfte, wenn die AfD wirklich an die Macht kommt. Lucke und co. haben die Rechten von Anfang an gewähren lassen und tatenlos zugesehen, wie sich die Partei immer mehr radikalisiert hat. In einem Rechtsstaat muss man Ausweisungs- und Bleibeinteresse unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalles gegeneinander abwiegen und kann nicht nur auf das öffentliche Interesse an einer Ausreise schauen.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

www.gamersglobal.de
simu1988
Beiträge: 100
Registriert: 19. Aug 2022, 09:32

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von simu1988 »

Boesor hat geschrieben: 16. Jan 2024, 22:55
Blitzlord hat geschrieben: 16. Jan 2024, 22:09 Also mich haben einige Aussagen heute schon geärgert und bisschen zum Nachdenken gebracht....
"Remigration" ist zum Unwort des Jahres 2023 gekürt worden. Das Wort sei ein "rechter Kampfbegriff" und eine "beschönigende Tarnvokabel",
https://www.tagesschau.de/inland/gesell ... d-100.html

Das als Hinweis, falls du das Wort unbedacht verwandt hast.
Was albern ist, weil das Wort "Remigration" 2023 praktisch niemand (öffentlich) benützt hat. Das kann man bei Google Trends zum Beispiel gut sehen. Da ist man jetzt auf einen Zug aufgesprungen, der erst Januar 2024 losgefahren ist.
Benutzeravatar
ragdel
Beiträge: 386
Registriert: 9. Jul 2016, 13:12

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von ragdel »

Erstmal Danke fuer den interessanten Podcast.
Mit den Leaks sehe ich etwas anders. FInde es Fairgame darueber zu berichten.
Habe manchmal das Gefuehl, dass es bei den Leaks dann eher nach Sympathien geht ob man berichtet.

Microsoft z.B. ist sein seelenloser Grosskonzern, da haben vermutlich die wenigsten ein Problem.
Bei Piranhabytes wuerden sich vermutlich eher die meisten auf eine BErichtung verzichten.

Was ich nicht ganz verstanden habe:

Auf der einen Seite sagt ihr, dass man bestimmten Leute keine Buehne geben sollte (Stimme ich zu, das ganze Nazigeschmiss kriegt eh schon zuviel).

Ist der Podcast, den du da genannt hast Andre (habe leider den Namen vergessen) nicht auch ein Teil des Problems?
Wie du in eurem Podcast selber schon festgestellt hast:
Der amerikanische Podcast wird vermutlich niemanden davon uberzeugen, dass der Jones ein Luegner ist.
Eher werden sich bestimmte Rechte daran hochziehen und Reactions und anderen Content davon machen.


Ich finde das fuer mich schwierig, da eine Position zu finden zwischen sinnvoller Auufklaerung und dauerhafter Contentgenerierung wo dann irgendwann die Aufklaerung hintenrunter faellt, weil irgendwann jeder weiss, dass vermutlich jede Aussage von Jones gelogen ist um Reichweite zu generieren.
Mauswanderer
Beiträge: 2680
Registriert: 10. Jan 2022, 18:36

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Mauswanderer »

ragdel hat geschrieben: 17. Jan 2024, 07:43
Was ich nicht ganz verstanden habe:

Auf der einen Seite sagt ihr, dass man bestimmten Leute keine Buehne geben sollte (Stimme ich zu, das ganze Nazigeschmiss kriegt eh schon zuviel).

Ist der Podcast, den du da genannt hast Andre (habe leider den Namen vergessen) nicht auch ein Teil des Problems?
Wie du in eurem Podcast selber schon festgestellt hast:
Der amerikanische Podcast wird vermutlich niemanden davon uberzeugen, dass der Jones ein Luegner ist.
Eher werden sich bestimmte Rechte daran hochziehen und Reactions und anderen Content davon machen.


Ich finde das fuer mich schwierig, da eine Position zu finden zwischen sinnvoller Auufklaerung und dauerhafter Contentgenerierung wo dann irgendwann die Aufklaerung hintenrunter faellt, weil irgendwann jeder weiss, dass vermutlich jede Aussage von Jones gelogen ist um Reichweite zu generieren.
Ich kenne den von André ins Feld geführten Podcast nicht, aber grundsätzlich halte ich es für sehr wichtig, dass rechte Narrative aktiv dekonstruiert werden. So effektiv wie lange nicht mehr schafft es das braune Gelump heutzutage, ihre "Argumente" unters Volk zu bringen und eifrige Abnehmer zu finden, die entsprechende Aussagen dann unhinterfragt weiterverbreiten. Viele Menschen, so mein Gefühl, sehen sich aus dieser Richtung immer wieder mit völlig falschen, aber geschickt aufgemachten Aussagen konfrontiert, haben dem aber argumentativ nichts entgegenzusetzen, wodurch in der Wiederholung wiederum bei Ihnen und anderen der Eindruck entsteht, dass da doch "was dran sein könnte".

Ein Problem ist es meines Erachtens nur dann, wenn Medien einfach Aussagen weiterverbreiten, teils noch mit zusätzlich normalisierendem Tenor (meistens wohl schlicht aus dem Grund, das Aktualitätskriterium einhalten zu wollen). Nazis sollte man nicht so behandeln wie normale Politiker. Das ist dann für mich falsch verstandene Neutralität gegenüber extremistischen Rändern. Wichtig ist daher, Aussagen von z. B. AfD-Deppen immer in den rechtsradikalen Kontext der Partei einzuordnen und Falschaussagen direkt im Rahmen der Meldung (und nicht eines separaten Faktenchecks, Kommentars etc.) zu entlarven. Wenn man als Redaktion eine Aussage einer rechtsextremen Partei, aus welchem Grund auch immer, nicht einordnen kann, dann sollte man IMO aber tatsächlich auf die Wiederholung dieser verzichten.
Zuletzt geändert von Mauswanderer am 17. Jan 2024, 10:07, insgesamt 2-mal geändert.
Decado
Beiträge: 39
Registriert: 9. Feb 2023, 11:35

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Decado »

Auch von meiner Seite ein Danke für den interessanten Podcast und den leidenschaftlich geführten Diskurs.

Ich persönlich bin ein wenig zwiegespalten, wenn es bei kontroversen Inhalten um die Frage geht: Darüber berichten - Ja oder Nein? Prinzipiell vertrete ich auch die Ansicht, dass gewissen Inhalten absolut kein Nährboden gegeben werden sollte. Und natürlich wäre es schön, wenn alle Medien davon Abstand nehmen würden bspw. den Insomniac-Leak auszuschlachten. Gleichzeitig wissen wir aber, dass diese Situation fast nie eintreten wird. Denn am Ende des Tages wird es wohl immer irgendeine Plattform geben, die sich die Klicks abholen will (Stichwort: Boulevardpresse). Sich diesem Diktat der Reichweite entziehen zu können, ist ein Luxus, den sich nicht jedes Medium leisten kann oder auch will. So bedauernswert dieser Umstand auch ist.

Medien sind ohnehin ständig im Kreuzfeuer der Kritik (und das zu einem erheblichen Teil selbstverschuldet). Bei dem Geifern nach Klicks wird die journalistische Qualität und Sorgfalt leider oft zum Weinen in die Besenkammer gesperrt. Wenn ich mir etwa den Newsfeed eines bestimmten „PC-Qualitätsmediums“ durchsehe, kann ich nur mehr den Kopf schütteln. Gefühlt jede Headline mittlerweile massiv auf Clickbait gebürstet („Dieser Klassiker wird jetzt neu aufgelegt“, „Dieses Spiel werden wir wohl nie sehen“). Im Artikel selbst kommt der wesentliche Inhalt nach diversen inhaltsleeren Schwurbel-Absätzen erst in den letzten paar Zeilen und hat oft nur marginal etwas mit der Überschrift zu tun. Ja... ich weiß, dass das zum aktuellen 1&1 der Contenterstellung gehört. Bei mir persönlich hat es trotzdem dazu geführt, dass ich derartige Artikel gar nicht mehr anklicke.

Gefühlsmäßig ist mir die Rolle der sozialen Medien in eurem Gespräch jedoch zu kurz gekommen. Denn selbst wenn sich alle klassischen Medien unisono darauf einigen würden, ein Thema auszulassen, gibt es noch FB, Youtube, X & Co, die laut Statistik mittlerweile auch für einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung als Informationsquelle dienen. IMO haben Journalisten sogar die Verantwortung auch gewisse Themen zu bearbeiten, die sie sonst lieber im dunklen Keller vergammeln lassen würden. Und zwar genau dann, wenn sich eine entsprechende Durchdringung in den sozialen Medien zeigt. Andernfalls überlässt man diesen „Content-Creators“ kampflos das Feld und führt sich selbst ad absurdum. Im Zweifel plädiere ich deshalb für eine sachliche, von Sensationsgeilheit befreite Auseinandersetzung, um zumindest einen fundierten Gegenpol zu haben.
Wicky
Beiträge: 36
Registriert: 26. Jun 2022, 15:32

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Wicky »

Guter und durch die Themenkombinationen abwechslungsreicher Podcast. :clap:
Gerade bei dem Alex Jones Thema zeigt sich, wie wichtig es ist, dass Podcast wie eurer immer wieder mal über den eigenen Tellerrand hinaus blicken. Im Zweifelsfall gehört dazu dann auch Mal eine deutliche Positionierung.

Das wird nicht jedem gefallen (keep politics out of my game Bla bla). Richtig so. Irgendwoher müssen die Anregungen den eigenen Kopf nicht nur fürs tragen vom Headset zu verwenden ja auch herkommen. ;)
Benutzeravatar
Alienloeffel
Beiträge: 1970
Registriert: 9. Feb 2017, 14:35

Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Alienloeffel »

Ich kannte Alex Jones zwar, den Podcast Knowledge Fight aber noch nicht. Ich habe mir da jetzt die aktuellste Doppelfolge angehört und puh. Es ist zum einen natürlich spannend welche unsinnigen Theorien insbesondere Alex Jones da verbreitet und eben auch wie diese von den Podcastern zerlegt werden. Zum anderen ist es aber auch echt anstrengend dem Gebrabbel und oft auch dem Geschreie zuzuhören. Der klingt ja nicht selten wie ein Kind mit zu tiefer Stimme. Was für ein Widerling. Manche Sachen sind dann widerum so albern, dass man nur drüber lachen kann.
Antworten