Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

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Andre Peschke
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Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Andre Peschke »

Damen und Herren,

hier mal den Thread zur Folge, um eine Information zu liefern: Bei einigen von euch wurde die Folge vermutlich mit einem falschen Beschreibungstext ausgeliefert. Darin ist die Rede von einer Nachbesprechung zwischen Helge und mir direkt im Anschluss an das Interview. Das haben wir aber in letzter Sekunde gekippt und beschlossen, dass wir das Interview erstmal für sich stehen lassen wollen, bevor wir da nochmal mit unserer Meinung "drüberbügeln". Das gibt uns auch die Chance, euer Feedback in die Nachbesprechung aufzunehmen. Technische Probleme spielten auch noch eine Rolle... es war alles ganz aufregend :D. Wir nehmen die Nachbesprechung daher erst am kommenden Montag auf und schauen bis dahin interessiert in diesen Thread.

Leider ist aber durch diese Last-Minute-Änderung der falsche Folgentext im Feed gelandet. Daher hier kurz diese Background-Info, um eurer Verwirrung hoffentlich Linderung zu verschaffen.

Ich hoffe, ihr gebt dem Gespräch eine Chance, denn es passiert ja nicht oft, dass ein Psychologie-Prof wie Helge mal direkt im Dialog mit der USK zum Thema Lootboxen zu hören ist und ich glaube, wir sind da wirklich gut vorbereitet erschienen und haben auch die richtigen, kritischen Fragen gestellt um die aktuelle Praxis im Umgang mit "glücksspielähnlichen Mechanismen" zu hinterfragen.

Aber, ob's wirklich gut war, entscheidet sich natürlich wie immer an eurem Feedback.

Bei der Gelegenheit: Im Interview haben wir an zwei Stellen um zusätzliche Infos gebeten (Zugang zu einer Umfrage und zu von der USK konsultierten Experten). Dazu haben wir bislang keine Rückmeldung erhalten.

Viel Spaß und sorry, für mögliche Verwirrung!
Andre
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Blaight
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Blaight »

Andre Peschke hat geschrieben: 15. Feb 2024, 08:38
Ich hoffe, ihr gebt dem Gespräch eine Chance, denn es passiert ja nicht oft, dass ein Psychologie-Prof wie Helge mal direkt im Dialog mit der USK zum Thema Lootboxen zu hören ist und ich glaube, wir sind da wirklich gut vorbereitet erschienen und haben auch die richtigen, kritischen Fragen gestellt um die aktuelle Praxis im Umgang mit "glücksspielähnlichen Mechanismen" zu hinterfragen.
Ich bin jetzt bei der 40 min Grenze und musste immer wieder pausieren und durchatmen, weil der Interviewgast derartig ausweichend antwortet. Gerade der Hinweis, dass bei der USK in deren Glossar zu Lootboxen nicht einmal ein möglicher Bezug auf Suchtgefahr zu finden ist und der Umgang mit der Rückfrage, war für mich sehr enttäuschend. Nun bin ich privilegiert, bzgl. meiner eigenen Bildung zu dem Medium, so dass ich gerade bei FC 24 mit meinem Sohn schon sehr produktive, rahmende Gespräche geführt habe. Als themennaiver Vater würde ich mich beim Hören dieses Podcasts wirklich sehr wundern, was die Prioritätensetzung der USK da eigentlich macht. Reichweite einzelner Infoabende, kann doch niemals den gleichen Stellenwert haben, wie das Glossar auf der Internetpräsenz.

Tolles Interview von Euch übrigens, kritisch, auf den Punkt und sachbezogen.
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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Andre Peschke »

Blaight hat geschrieben: 15. Feb 2024, 08:48 Reichweite einzelner Infoabende, kann doch niemals den gleichen Stellenwert haben, wie das Glossar auf der Internetpräsenz.
Ich kann mir tatsächlich vorstellen, dass keine Sau dieses Online-Glossar auf der USK-Webseite liest. Aber dann ist halt der Verweis auf (IMO ebenfalls ungenügende) weiterführende Erläuterungen zu den Deskriptoren auf der USK-Webseite wiederum hinfällig. Die ganze Sache mit den Deskriptoren fand ich persönlich völlig wackelig und viel schwerwiegender. Die Deskriptoren sind direkt auf der Spielverpackung und sollen, wenn ich das richtig verstanden habe, ja sogar "mildernd" wirken, bei der Alterseinstufung (in dem Sinne, dass evtl. eine niedrigere Freigabe erteilt werden kann, weil das Risiko durch die Zusatzinformationen für Eltern gemindert wird). Das "Ingame Käufe + zufällige Objekte" hier jemals eine gute Idee aus der Perspektive einer bestmöglichen Elterninformation war, kann ich beim besten Willen nicht glauben. Ich kann schon nichtmal glauben, dass das jemals jemand gelesen hat und dabei gedacht hat: "Jopp! Optimalergebnis erzielt!". Ich lasse mich gern eines besseren belehren, wenn man uns die Umfrage, die angeblich das Gegenteil belegt, tatsächlich zukommen lässt und die sich methodisch nicht beantstanden lässt. Aber ich sag's ganz ehrlich: Mir platzt der Kopf, wenn dieser Fall eintritt. :D
Blaight hat geschrieben: 15. Feb 2024, 08:48 Tolles Interview von Euch übrigens, kritisch, auf den Punkt und sachbezogen.
Danke!

Andre
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pepsodent
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von pepsodent »

Ich bin aktuell bei Minute 17 und ich glaube nicht, dass ich das noch weiter hören kann. Dieses dumme PR-Geschwafel diese USK-Menschen geht mir so sehr auf den Sack!
Klar, was soll er auch sagen, als Branchenvertreter... Der muss das ja als toll und gut und das ist ja gar kein Glücksspiel, weil ist so, verkaufen, das ist ja sein Job. Aber es kotzt mich massivst an. Rein menschlich ist dieser ganze Loot-Box-Scheiß Schmutz, aber es geht ja ums Geld. Es geht in dieser kapitalistischen Kackwelt immer nur ums Geld. Also redet man sich diesen offensichtlichen Dreck so lange schön, bis man wieder in den Spiegel gucken kann, weil der Rubel muss rollen.
Mich würde ja schon interessieren, ob ihr den im weitern Verlauf des Interviews noch n bisschen auseinander nehmt mit seinem dummen Geschwätz, und für den weiteren Podcast wäre es sicher sehr sinnvoll, den hier noch zu hören.
Aber, echt Mann, dieses ekelhafte Gesülze ist echt schwer erträglich.
Andererseits: Was dachte ich auch, was da passiert? Natürlich kommt nur Blödsinn zum Thema Loot-Boxen, wenn man nen Branchenvertreter fragt, denn die Branche hat die Dinger ja nur des Geldes wegen erfunden und weiß genau wie scheiße diese Erfindung ist. ARGH!
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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Andre Peschke »

pepsodent hat geschrieben: 15. Feb 2024, 09:13 Klar, was soll er auch sagen, als Branchenvertreter... Der muss das ja als toll und gut und das ist ja gar kein Glücksspiel, weil ist so, verkaufen, das ist ja sein Job. Aber es kotzt mich massivst an. Rein menschlich ist dieser ganze Loot-Box-Scheiß Schmutz, aber es geht ja ums Geld. Es geht in dieser kapitalistischen Kackwelt immer nur ums Geld. Also redet man sich diesen offensichtlichen Dreck so lange schön, bis man wieder in den Spiegel gucken kann, weil der Rubel muss rollen.
Beim Anfang bin ich mir nichtmal sicher, ob es fair ist, dass als reine Vermeidungstaktik zu lesen. Ich hatte den Eindruck, da schaute unser Gesprächspartner sehr durch die juristische Linse und es gelang nicht, eine Brücke zu unserer psychologischen Argumentationsebene zu schlagen. Kann man Vorsatz unterstellen, aber auch hier wollen wir den Leuten erstmal in good faith begegnen.

Ich persönlich finde, das Interview wird nach hinten raus immer spannender, weil einige der sehr konkreten Themen hier diesen Raum für Missverständnisse viel stärker einengen, wie eben das Gespräch zu den Zusatzhinweisen die Eltern bzgl. Lootboxen sensibilisieren sollen. Aber natürlich werden die Antworten da dich nicht glücklicher machen.

Es gab aber auch ein paar interessante Einwürfe von Seiten der USK, zB was die digitale Teilhabe angeht, die in der öffentlichen Diskussion tatsächlich oft zu kurz kommen.

Andre
stereoshock
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von stereoshock »

Hallo Ihr, hab mich jetzt auch mal entschieden, hier im Forum teilzunehmen. :) Mein erster Post.

Ich finde am Ende wurde der USK-Mensch kurz mal "real", denn er hat etwas angebracht, was ich glaube ein ganz großer Grund ist, warum FIFA bzw. Lootboxen noch immer so einfach davonkommen. Er spricht von Jugendhilfen, die sich beschweren, dass sie dann ab einen bestimmten Punkt ansich harmlose Sportspiele nicht mehr einsetzten können würden. Das wird sicher so sein, aber ich glaube die sind nur der Anhang von den Spielefirmen, die plötzlich alle auf der Matte stehen würden, wenn jedes zweite Spiel für bisher 6- oder 12-Jährige plötzlich ab 16 oder gar 18 freigegeben werden (das wollte er natürlich so nicht erwähnen). Meine Vermutung, man wünscht bei gewissen Spielen keine Freigaben über 12 Jahren, weil das zahlreiche Probleme mit sich bringen würde. Man versucht die Hochstufungen noch so lange wie möglich hinauszuzögern. Es wird auch immer mit der "Spruchpraxis" argumentiert, also "Sportspiele waren immer für Kids freigegeben, also bleiben wir eigentlich dabei, solange nicht massive Gründe dagegensprechen". Und diese "massiven Gründe" versucht man so lange kleinzureden, bis es nicht mehr geht.

Zum Vergleich, ich hatte mal mit der FSK zu tun bzgl. einer Filmprüfung. Ein Low-Budget-Kriegsfilm ohne Splatter, handwerklich sehr günstig und schlecht produziert... er bekam eine FSK-18 für (nach der Begründung) einen einzigen Satz der ausgesprochen wurde. Nur um mal darzustellen, wie kleinlich und genau man an anderen Stellen ist - und dies auch so klar und offen begründet. Und Filme sind ja ein passives Gut, bei Spielen, die aktive teilnahme fordern, schaut man ja eigentlich bewusst nochmal genauer hin.

Naja, sehr schade. Ich wäre aber an den Psychologen und der internen Umfrage weitergehend interessiert. Gerne weiter dranbleiben. :)
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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Andre Peschke »

stereoshock hat geschrieben: 15. Feb 2024, 09:26 Es wird auch immer mit der "Spruchpraxis" argumentiert, also "Sportspiele waren immer für Kids freigegeben, also bleiben wir eigentlich dabei, solange nicht massive Gründe dagegensprechen".
Vorsicht: Spruchpraxis meint hier nicht sowas wie "das war schon immer für Kids". Spruchpraxis bei der USK ist im Grunde wie das "Richterrecht" in der Rechtssprechung. Gesetze enthalten viele Rechtsbegriffe und Konzepte, die der Rechtsauslegung bedürfen. Das geschieht u.a. vor Gericht, wo sich durch die Spruchpraxis von Richtern Muster herausbilden, die dann irgendwann aus dem abstrakten Gesetzt das konkrete Recht formen.

Das JuSchG in seiner neuen Fassung, aus dem die USK ihre Leitkriterien etc ja ableitet, enthält zudem auch noch unbestimmte Rechtsbegriffe, wie "können", wo dann nichtmal explizit klar ist, in welchem Fall die dort genannten Regeln überhaupt greifen sollen. Auch das muss dann erstmal in der Praxis ausdefiniert werden. Die einen nennen das dann einen großen Ermessensspielraum, andere sprechen von "softenern", die das Gesetz aufweichen sollen. ^^

Hier geht es also darum, dass am Anfang noch keiner weiß, wie ein USK Gremium zB ein aufploppendes Textfenster mit Hinweis auf den InGame-Shop beurteilt. Ist das beim einmaligen Aufploppen schon "Handlungsdruck" wo ein entsprechender Deskriptor auf die Box gedruckt wird? Oder erst beim 12. aufploppen binnen einer Stunde?

Nach 100 Entscheidungen bildet sich da ein Muster aus und auf diese Spruchpraxis spuren die Entscheidungen dann irgendwann ein, damit die Rechtsauslegung im Gremium auch für die Hersteller berechenbar wird und die wissen, worauf sie achten müssen, um höhere Alterseinstufungen oder bestimmte Deskriptoren zu vermeiden (wenn ihnen die Deskriptoren nicht egal sind - die von Helge zitierte Studie legt nahe, dass ihnen die aktuellen Deskriptoren egal sein können).

Andre
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Blaight
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Blaight »

Andre Peschke hat geschrieben: 15. Feb 2024, 08:58
Blaight hat geschrieben: 15. Feb 2024, 08:48 Reichweite einzelner Infoabende, kann doch niemals den gleichen Stellenwert haben, wie das Glossar auf der Internetpräsenz.
Ich kann mir tatsächlich vorstellen, dass keine Sau dieses Online-Glossar auf der USK-Webseite liest.
Das würde zumindest das Nutzungsverhalten derjenigen Eltern abbilden, die ich so kenne. Problemfrage googlen und dann den Treffer mit der Autorität dazu konsultieren. Wenn also die USK das gut findbar abbildet, wäre das aus meiner Einschätzung für viele Eltern nützlich. Derzeit bin ich für viele Eltern Ansprechpartner, da die wissen, dass ich selber Computerspieler bin, meine Kinder aber offensichtlich keinen unbeschränkten Zugriff auf Medien haben und ich meinerseits auch kein Gaming-Kellerkind bin (das Denken in Schubladen und so).
naemlichmith
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von naemlichmith »

Auch für mich einer der wenigen Posts hier im Forum, aber das Interview und auch Eure bitte um Feedback waren Anreiz genug, hier meine 2 cent dazu zugeben.

Grob zusammenfassend will ich sagen, dass ich glaube, die USK hat sich mit dem Interview keinen Gefallen getan. Ich stimme Andre zu, der erste Teil des Interviews war insbesondere deshalb frustrierend, da aneinander vorbei geredet wurde und vom Gesprächspartner immer wieder auf die juristische Definition von Glücksspiel eingegangen wurde, die aber von Euch mehrfach deutlich ausgeklammert wurde und stattdessen auf die psychologischen Kritereien eingegangen wurde. Dass der Gesrprächspartner es vermieden hat, auf die Frage, wieso denn eben nicht auf psychologische Aspekte eingegen wurde, wie es Helge auch angemerkt hat, war auf dauer frustrierend und - imo - nervig. Das ist nicht Eure schuld, aber zeigt, dass die USK offensichtlich keine Antwort auf die Frage hat, was meines Erachtens erschreckend ist. Deshalb auch meine Aussage zu Beginn, dass sich die USK damit keinen Gefallen getan hat. Dann sollen sie sagen, "das war uns dabei nicht wichtig, weil wir einzig und allein auf die rechtslage abstellen und nichts anderes".

Der Rest des Interviews war interessant und spannend, aber hat das ganze leider nicht wirklich besser gemacht.

Insbesondere die Methoden der Studien, die angesprochen wurden, und die Aussagen der konsultierten Wissenschaftler*innen, nach denen Ihr gefragt haben, wären sehr interessant, um die Aussagen einordnen zu können. Ich freue mich *sehr* auf Eure Besprechung des Interviews!
Von Eurer Seite aus (Andre und Helge) fand ich das Interview sehr gut geführt, ich hätte mir fast gern mehr "Bohren" von Euch gewünscht, aber das is nur ein kleiner Kritikpunkt.
ZiggyStardust
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von ZiggyStardust »

Ich kann ja nachvollziehen, dass unsere Eltern in den 80er-Jahren nichts mit Computerspielen anfangen konnten, aber aktuelle Eltern sind doch mit Computerspielen aufgewachsen. Sollte da nicht eine gewisse Kompetenz vorhanden sein?
pepsodent hat geschrieben: 15. Feb 2024, 09:13 Was dachte ich auch, was da passiert? Natürlich kommt nur Blödsinn zum Thema Loot-Boxen, wenn man nen Branchenvertreter fragt, denn die Branche hat die Dinger ja nur des Geldes wegen erfunden und weiß genau wie scheiße diese Erfindung ist. ARGH!
Die Branche hat ihre Ursprünge in der Spielhalle. Früher hat man halt die Automatenspiele schwerer gemacht, jetzt versucht man es mit Lootboxen.
pepsodent hat geschrieben: 15. Feb 2024, 09:13 Es geht in dieser kapitalistischen Kackwelt immer nur ums Geld. Also redet man sich diesen offensichtlichen Dreck so lange schön, bis man wieder in den Spiegel gucken kann, weil der Rubel muss rollen.
Das war schon immer so, da kann man sich genauso über die Schwerkraft und Sterblichkeit aufregen. Mir macht eher Sorgen, wenn Menschen lieber mit der AfD gemeinsam in den Untergang gehen wollen mit dem Dexit als weiter beim aktuellen kapitalistischen System mitzumachen.
Zuletzt geändert von ZiggyStardust am 15. Feb 2024, 10:10, insgesamt 2-mal geändert.
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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Andre Peschke »

Blaight hat geschrieben: 15. Feb 2024, 09:50 Das würde zumindest das Nutzungsverhalten derjenigen Eltern abbilden, die ich so kenne. Problemfrage googlen und dann den Treffer mit der Autorität dazu konsultieren. Wenn also die USK das gut findbar abbildet, wäre das aus meiner Einschätzung für viele Eltern nützlich. Derzeit bin ich für viele Eltern Ansprechpartner, da die wissen, dass ich selber Computerspieler bin, meine Kinder aber offensichtlich keinen unbeschränkten Zugriff auf Medien haben und ich meinerseits auch kein Gaming-Kellerkind bin (das Denken in Schubladen und so).
Ich werde sie mal nach ihren Site-Stats fragen.
ZiggyStardust hat geschrieben: 15. Feb 2024, 10:04 Ich kann ja nachvollziehen, dass unsere Eltern in den 80er-Jahren nichts mit Computerspielen anfangen konnten, aber aktuelle Eltern sind doch mit Computerspielen aufgewachsen. Sollte da nicht eine gewisse Kompetenz vorhanden sein?
Ich glaube, man überschätzt, wie verbreitet hier ein wirkliches Verständnis von Gaming tatsächlich ist. Man liest immer 80% der Leute spielen etc, aber da wird jeder und jede eingerechnet, der/die mal ein Farmville gestartet hat. Das bedeutet nicht, dass die Mehrheit der Bevölkerung auch nur tatsächlich, konkret weiß, was eine Lootbox ist. Und erst recht nicht, dass sie ein klares Verständnis davon haben, was Lootboxen problematisch macht.

Zu bedenken auch, das Lootboxen erst seit vielleicht 10 Jahren ein ernsthaftes Problem sind (mit Blick auf Verbreitung und "Verfeinerung" der Mechanik in westlichen Mainstream-Spielen). Ich würde mich nicht wundern, wenn das Thema überhaupt erst in den letzten paar Jahren für viele Eltern oberhalb der Wahrnehmungsschwelle gelandet ist.
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Lightbringer667
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Lightbringer667 »

Das Interview ist wirklich spannend, auch wenn es nicht ganz leicht ist dem USK Vertreter hier zu folgen. Der wandert gedanklich schon sehr weit umher. Selbst als Andre oder Helge ihn unterbrechen und noch mal nachhaken. Ich hatte da stellenweise den Eindruck, dass er hier gewisse Rechtfertigungsmuster schon bereit gelegt hatte. Vermutlich nicht mal gezielt für dieses Interview, sondern schon in den internen Diskussionen. Er verweist ja ständig wieder auf die juristische Sicht und beachtet die psychologische Seite nur wenig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass innerhalb der USK und den entsprechenden Gremien die Psychologie so wenig Gehör fand. Ich vermute, dass die USK sich hier bewusst für die Ausklammerung eines Großteils der psychologischen Aspekte entschieden hat und statt dessen die juristische Pflichterfüllung in den Vordergrund stellt. Das musste sicher auch vor den Jugendschutzbehörden gerechtfertigt werden.
Die Frage nach dem Selbstverständnis zu Beginn der Folge fand ich auch wichtig. Für mich wurde auch bei dieser (langen) Antwort klar: die USK ist in ihrem Selbstverständnis keine Einrichtung für Jugendschutz. Wie er auch in seiner Antwort sagt: die USK handelt im Auftrag ihrer Mitglieder im Spannungsfeld zwischen Branche und Politik bzw. Rechtsprechung. Und die Mitglieder sind vermutlich nicht so sonderlich daran interessiert ein Spiel mit Lootboxen mit einer möglichst hohen Altersschranke zu versehen.
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Launethil
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Launethil »

Vielen Dank für das Interview, bei dem ich eure Fragen super und angemessen kritisch und nachbohrend fand. Angesichts der Antworten würde ich das Gespräch abschließend als zumindest „aufschlussreich“ bewerten – ohne mir selbst bereits sicher zu sein, ob das jetzt positiv oder negativ ist. ^^

Unser Kleiner ist 18 Monate alt und ich habe jetzt schon einen riesigen Respekt vor der Medienerziehung – die auch sicherlich nicht einfacher wird in den nächsten Jahren, bis es bei uns tatsächlich akut wird. Vor ein paar Tagen habe ich erst den ebenfalls sehr spannenden aktuellen Podcast vom BSI mit einem Interview mit Silke Müller gehört, bei dem mir auch noch einmal ganz anders wurde: https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Audi ... 02_02.html. (Silke Müller wäre mit ihrer Erfahrung aus der Schulpraxis vielleicht sogar auch für einen weiteren Podcast bei euch eine interessante Teilnehmerin)

Im Ergebnis bleibt der ganze Themenkomplex vermutlich eine verzwickte Lage, weil –- imho –- am Ende des Tages tatsächlich Eltern und Kinder gemeinsam Lösungen und Aufklärungen finden müssen, die für sie funktionieren. Insofern konnte ich einen Teil der Argumentationslinie eures Gesprächspartners durchaus nachvollziehen. Was allerdings auch nichts daran ändert, dass ich das Festbeißen an juristischen Definitionen reichlich unproduktiv finde – ebenso wie theoretisch verfügbare Informationsseiten in homöopathischer Dosierung, die auf mich eher den Eindruck des sprichwörtlichen Feigenblatts machen.

Für unsere Familie bin ich froh, dass ich zumindest für den Bereich Spiele firm bin. Denn mein Eindruck bleibt: Wenn man nicht ausreichend Grundkenntnis mitbringt, scheint es relativ schwierig, leicht und direkt zugänglich die nötigen Informationen an die Hand zu bekommen. Das ist sicherlich grundsätzlich auch für komplett themenfremde Menschen möglich -- aber in meiner Wahrnehmung fehlt dafür in der berühmten "breiten Masse" das Bewusstsein dafür, dass Computerspiele in dieser Hinsicht deutlich komplexer sind und deutlich mehr mögliche Fallstricke bieten als mit einer kurzen Google-Suche und einem Klick aufs erstbeste Ergebnis zu erfassen ist.
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Leonard Zelig
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Leonard Zelig »

Hatte zu der USK-Freigabe von EA Sports FC24 damals auch eine News auf GamersGlobal geschrieben:
https://www.gamersglobal.de/news/262196 ... -12-jahren

Angesichts der Tatsache, dass FIFA 23 trotz Ultimate Team noch eine USK-0-Freigabe hatte, ist eine USK-12-Freigabe schon ein guter erster Schritt. Im Vergleich zu dem virtuellen Casino bei NBA2K ist Ultimate Team ja fast noch harmlos. Eine USK-16-Freigabe würde auch Kinder und Jugendliche treffen, die einfach nur gemeinsam an der Konsole virtuell gegen ihre Freunde kicken wollen und gar kein Interesse an dem Ultimate-Team-Modus haben. Mehr Aufklärung über Lootboxen, beispielsweise in Schulen und Sportvereinen, wäre aber sicher ratsam.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Lightbringer667
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Lightbringer667 »

Leonard Zelig hat geschrieben: 15. Feb 2024, 10:44 Mehr Aufklärung über Lootboxen, beispielsweise in Schulen [...] , wäre aber sicher ratsam.
Sorry, das triggert mich jetzt qua Beruf. Was sollen die Schulen denn noch alles leisten?
Das ist klar der Erziehungsauftrag an die Eltern. Die können ihre Augen nicht einfach vor der neuen Medienrealität verschließen sondern müssen sich informieren. Und da sehe ich unter anderem die USK in der Pflicht das entsprechend zu bewerten und zu informieren. Dieser Pflicht kommen sie ja zu einem guten Teil auch nach, aber gerade was das Thema Lootboxen betrifft liegt da noch einiges im Argen, wie das Interview zeigt.
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Leonard Zelig
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Leonard Zelig »

Die USK ist wie schon viele Vorredner festgestellt haben keine unabhängige Instanz. Wir wurden damals im Schulunterricht über die Gefahren von Nikotin und Alkohol aufgeklärt. Warum sollten nicht auch die Gefahren von Sportwetten, Lootboxen und Glücksspiel Teil des Lehrplans werden?
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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EightySix
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von EightySix »

Erstmal auch von mir ein großes Dankeschön für das Interview. Euer Gesprächspartner hat sich gewunden wie ein Aal, aber ihr hattet die richtigen Handschuhe um ihn zu packen - um noch kurz im Bild zu bleiben, er geriet ganz schön ins schwimmen zwischendurch.
Ich denke ein Problem ist auf jeden Fall, wenn ein Jurist ein sehr psyhologisches Thema bewertet, wie hier schön zu sehen passt das nicht gut zusammen und am Ende fragt man sich, ob die USK hier nicht alles tut um Jugend-/Kinderschutz zu vermeiden. Ich bin mir sicher so war/ist es nicht gemeint, aber als Zuhörer muss man fast schon zwangsläufig auf Grund der Aussagen und Praxisbeispiele zu dieser Einschätzung kommen.

Ich möchte kurz zwei Aspekte herausgreifen: Erstmal einen der nur ganz kurz erwähnt wurde, aber aus meiner Sicht durchaus einen Interessanten Punkt anspricht: Was ist mit Jugendeinrichtungen die Spiele mit Lootboxen nutzen im Rahmen ihrer Angebote? Wenn die Spiele ab 18 sind, können eigentlich auch die anderen Spielmodi nicht offiziell genutzt werden, jetzt kann natürlich ein alternatives Spiel ohne Lootboxen, oder eine ältere Version genutzt werden, aber jeder weiß wie anziehend das neueste FC wirkt im Gegensatz zu einem Mario Strikers, oder FIFA 98... mal nur als Denkansatz: Müsste es vielleicht eine doppelte Kennzeichnung geben, eine für Ultimate Team bzw. andere Modi mit Glücksspiel und eine für den Rest des Spiels?

Zum Zweiten wurde kurz gesagt, was bringt es wenn alle Spiele ab 18 wären, oder anders gesagt müssen nicht Kinder auch lernen mit verschiedenen Dingen selbst umzugehen? Das erste ist natürlich reine Polemik, zum Glück enthalten längst nicht alle Spiele Lootboxen bzw. sie sind nicht käuflich zu erwerben - hier würde ich noch einmal klar unterscheiden und nur letztere ab 18 kennzeichnen. Zu dem zweiten Aspekt, dass Kinder selbst lernen müssen damit umzugehen, dass sehe ich im Bereich des Glückspiels (und nichts anderes sind käufliche Lootboxen) absolut gegenteilig. Ich halte eine nackte Brustwarze für weit weniger jugendgefährdend...aber das führt ein bisschen weit weg vom Thema. Gerade vor Glücksspiel müssen Minderjährige geschützt werden und das nicht durch Konfrontation. Es reicht schon die Erfahrung mit Lootboxen in vollkommen unmonetarisierten Spielen, oder wie Andre schön erwähnt hat beim Kartenspielen zu Hause, Uno, Mensch ärger dich nicht und Co. kaum ein Spiel kommt ohne Zufall aus, Kinder lernen hier spielend damit umzugehen, dafür muss nicht ein Echtgeld Shop in einem Fußballspiel herhalten... ansich ein gutes Argument in diesem Zusammenhang aber vollkommen deplaziert, ein Echtgeldshop mit Lootboxen hat nichts in kinderhänden verloren.

Letzten Endes geht es hier ja auch um eine Erziehung der Hersteller, Andre hat es kurz angesprochen, aber eine Reaktion daruf gab es nicht, diese Art der Lootboxen gehört einfach ganz raus aus Spielen - zumindest allen die nicht eine rein erwachsene Zielgruppe haben. Ein FC ab 18 inkl. Hinweis auf enthaltene glückspielähnliche Mechaniken wäre ein starkes Zeichen für den Jugendschutz und ein klares Signal Richtung EA, ein ab 12 statt ab 0 interessiert bei EA niemanden und macht auch die Eltern nicht darauf aufmerksam was hier für Suchtpotential enthalten ist.

Noch einmal vielen Dank für das Interview, auch an die USK, dass sie sich dem gestellt haben!
Ich freue mich schon auf eure Nachbesprechung.

Grüße
Sven
Zuletzt geändert von EightySix am 15. Feb 2024, 11:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Lightbringer667
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Lightbringer667 »

Das die USK nicht unabhängig ist, ist mir bewusst und habe ich auch in einem Post weiter oben auch schon angemerkt.

Wie gesagt: ich bin da auch leicht getriggert. Mir geht es nicht um den einzelnen Gegenstand an sich (hier: Lootbox), sondern um dieses generelle "das können dann die Schulen machen". Das kommt von jeder Seite, die irgendwo in irgendeinem Thema einen Aufklärungsbedarf sieht. Und das funktioniert so halt nicht. Die Bildungspläne sind übervoll, die Schüler*innen sowieso schon lange täglich an der Schule, Lehrerstunden sind Mangelware - da immer nochmal mal was drauf zu laden nach dem Motto "das können ja dann die Schulen machen", ist nicht im Sinne der Sache - auch wenn es von außen so erst mal scheinen mag.
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Symm
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Symm »

Leonard Zelig hat geschrieben: 15. Feb 2024, 11:03 Die USK ist wie schon viele Vorredner festgestellt haben keine unabhängige Instanz. Wir wurden damals im Schulunterricht über die Gefahren von Nikotin und Alkohol aufgeklärt. Warum sollten nicht auch die Gefahren von Sportwetten, Lootboxen und Glücksspiel Teil des Lehrplans werden?
Mal eine naive Frage eins Kinderlosen. Zählt diese Aufklärung nicht eigentlich unter den Oberbegriff "Umgang mit Geld lehren"? Was zumindest in meiner Generation noch Teil der elterlichen Erziehung war.

Bei uns den 80/90er waren es eben "Gib nicht alles Geld für Fussbald/Basketball Sammelkarten aus". Heute sind es eben andere Medien, aber das Grundthema bleibt doch bestehen. Vielleicht bin ich hier wirklich zu naiv. Aber das würde ich schon eher bei den Eltern sehen.

Die Gefahren von Alkohol und Nikotin wurden mir auch damals vom Elternhaus beigebracht. (was natürlich nur zum Teil was gebracht hat)
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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Andre Peschke »

Symm hat geschrieben: 15. Feb 2024, 11:23 Die Gefahren von Alkohol und Nikotin wurden mir auch damals vom Elternhaus beigebracht. (was natürlich nur zum Teil was gebracht hat)
Und trotzdem werden sie staatlich reglementiert. Man kann natürlich gegen jeden staatlichen Jugendschutz sein, aber wenn nicht, würde ich halt sagen: Warum nicht beides? Der Staat soll die Eltern nicht ersetzen, sondern unterstützen. "It takes a village to raise a child" und so.

Andre
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