Runde #466: Palworld

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Guthwulf
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von Guthwulf »

Andre Peschke hat geschrieben: 5. Mär 2024, 11:09
Guthwulf hat geschrieben: 5. Mär 2024, 00:13Frage ist natürlich, ob sie dazu in der Lage sind. Das Spiel scheint ja eine sehr abenteuerliche Entwicklungsgeschichte hinter sich zu haben. Kennt ihr den News Beitrag von Gamestar oder den Blogpost des CEOs?

Hätte mir gehofft, dass ihr bissel in der Folge auf diese wilde Entstehungsgeschichte eingeht.
Die Frage kann ich nicht beantworten insoweit sie auf die Fähigkeiten des Teams und den Zustand der Software betrifft. Spekulativ: Was von dem Spiel sichtbar ist, lässt mich jetzt nicht zweifeln, dass das Skillset des Teams nicht ausreicht, um es weiter zu verbessern. Sie haben ja nun zB auch genug Geld um UE-Expertise zuzukaufen. Von daher wird es IMO nicht an der Machbarkeit scheitern. Es wird vielleicht lang dauern (wenn Neueinstellungen nötig sind und ggf das Spiel eine Crappy-Basis hat, wo sie Teile wegwerfen und neu aufbauen müssen) und das kann natürlich dazu führen, dass die Survival-Crafting-Heuschrecken schon auf das nächste Hypefeld weiterziehen um dort zu grasen. Aber perspektivisch ist da noch ein kompletter Playstation-Release zu holen, der Investments rechtfertigt (AFAIK haben sie keinen konkreten Exklusivvertrag, sondern nutzen nur die Early-Access-Plattform, die Sony schlicht gar nicht hat - oder?).

Die Entstehungsgeschichte hatte ich überflogen, aber wir sind ja kaum zur Bewertzung des eigentlichen Spielinhalts gekommen, insofern wollte ich nicht auch noch ein weiteres externes Thema in die Diskussion einbringen. :D

Andre
Danke für die Rückmeldung. Mir ist bewußt, dass du die Frage nicht beantworten kannst. Wollte ja nur deine Einschätzung ;) Finde persönlich das Thema der Entstehungsgeschichte fast noch am Spannensten. Erscheint mir wie ein kleines Wunder, dass es unter diesen Bedingungen überhaupt rausgekommen ist und dann auch noch so rund / polished. Ja, ich wüsste nix über einen Exklusivvertrag zu Gamepass. EA auf Sony geht halt (meines Wissens) im Normalfall nicht. Wichtig wäre aber erstmal, dass die Gamepass Version auf die aktuelle Version (die auf Steam ist und deutlich weniger Probleme hat) angehoben wird. Was zukünftige Monetarisierung angeht, wäre meine Vermutung, dass sie sich da auch wieder bei Ark "inspirieren" lassen, also neue Karten, neue Pokemon und ein paar kosmetische Items.

Was Spielerzahlen angeht, aktueller Überblick (SteamDB, 24h Peak, Survival ohne Battle Royale o.ä., FETT sind dieses Jahr gestartet):
  1. 209,692 Palworld
  2. 93,306 Rust
  3. 59,438 Unturned
  4. 57,374 DayZ
  5. 42,979 Don't Starve Together
  6. 32,515 Myth of Empires
  7. 31,930 Sons Of The Forest
  8. 30,690 Enshrouded
  9. 26,729 ARK: Survival Evolved
  10. 26,608 Terraria
  11. 25,988 Project Zomboid
  12. 25,151 7 Days to Die
  13. 22,374 Valheim
  14. 20,563 Russian Fishing 4
  15. 19,160 RimWorld
  16. 18,270 ARK: Survival Ascended
  17. 18,180 SCUM
  18. 15,641 Factorio
  19. 13,843 Nightingale
  20. 13,698 Oxygen Not Included
  21. 9,419 Satisfactory
  22. 9,094 No Man's Sky
  23. 8,558 Conan Exiles
  24. 7,562 Raft
  25. 7,191 Pacific Drive
Wenn sich Palworld am Ende bei 20-40K einpendelt, ist es m.E. deutlich realistischer aber immer noch ein Erfolg im Kontext des Genres.
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Andre Peschke
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von Andre Peschke »

Guthwulf hat geschrieben: 5. Mär 2024, 11:49 Wenn sich Palworld am Ende bei 20-40K einpendelt, ist es m.E. deutlich realistischer aber immer noch ein Erfolg im Kontext des Genres.
Jo. Das Problem bei einem solchen Überraschungserfolg ist halt, dass die Teams dann häufig das Momentum nicht nutzen können. Über weitere Inhalte mache ich mir da keine Sorgen, aber ich finde, es ist halt nur nach EA-Standards polished. Aber KI-Aussetzer, die Animationsqualität, Kollisionsabfrage bei zB Klettern etc - das ist alles noch solala. Das ganze Ding ist vermutlich aktuell nach 80/20-Regel gebaut und man denkt, da fehlt nicht mehr viel, aber um das richtig Rund zu machen, wird gehöriger Mehraufwand fehlen. Und dann sitzen die Gamer da, die im Early Access ja schnell nur nach neuen Features und blah schreien und es bewegt sich zu wenig... mal schauen.

Ist echt schade. Hätten die gewusst, dass es so einschlägt, hätte man vielleicht direkt die Weichen für eine insgesamt höhere Produktqualität gestellt, bevor man jetzt Polish und die Audience-Demands der riesigen Early-Access-Crowd und mutmaßlich sofort einsetzende Monetarisierungs-Ambitionen dieser großen Playerbase jonglieren muss. Insbesondere falls (!) sie jetzt die Entscheidung treffen, dass sie erstmal alle Ressourcen auf Monetarisierung schmeißen, um die Hunderttausende abzufischen, bevor sie weg sind, kann das natürlich auch noch erstmal scheiße weitergehen. Man wird sehen.

Andre
Mauswanderer
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von Mauswanderer »

Bei der langfristigen Spielerbasis sehe ich bisher noch die größte Schwäche von Palworld. Das "Pokémonprinzip" steht einem häufigen Neustart im Weg, das Bausystem scheint durch die Kreativen schon ziemlich ausgereizt und als MMO-Titel scheint es mir (meiner Meinung nach zum Glück!) nicht ausgelegt zu sein.
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der_d00de
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von der_d00de »

Andre Peschke hat geschrieben: 5. Mär 2024, 12:20 [...] KI-Aussetzer, die Animationsqualität, Kollisionsabfrage bei zB Klettern etc - das ist alles noch solala.
Exakt das ist der Punkt mit dem „Unreal-Standard-Kram“, den ich zuvor reichlich unglücklich formuliert aufmachen wollte.
Das Ding wurde halt (nicht ohne erheblichen Arbeitsaufwand!) mit dem Nötigsten zusammengeprügelt, um am Ende ein funktionierendes Spiel rauszukriegen.
Dass das alternativlos war, lässt sich aus der verrückten Entwicklungsgeschichte ja ziemlich deutlich ablesen - irre, dass da überhaupt ein startbares Programm bei rausgekommen ist.

Ich möchte die These „Corporate hat ein paar Verkaufscharts und Trends zusammengekippt“ immer noch im Raum stehen lassen, weil das genau das ist, was das Studio bisher ausschließlich gemacht hat. In diesem Fall Survival, Crafting, Pokémon und übertriebene Edginess.
Ob man das geil findet oder nicht, bleibt einem selbst überlassen, aber eine valide Strategie ist es allemal. Sie funktioniert ganz offensichtlich und hat immerhin ein Produkt hervorgebracht, an dem eine absurde Anzahl Menschen Spaß hat.
Ist echt schade. Hätten die gewusst, dass es so einschlägt, hätte man vielleicht direkt die Weichen für eine insgesamt höhere Produktqualität gestellt, bevor man jetzt Polish und die Audience-Demands der riesigen Early-Access-Crowd und mutmaßlich sofort einsetzende Monetarisierungs-Ambitionen dieser großen Playerbase jonglieren muss. Insbesondere wenn sie jetzt die Entscheidung treffen, dass sie erstmal alle Ressourcen auf Monetarisierung schmeißen, um die Hunderttausende abzufischen, bevor sie weg sind, kann das natürlich auch noch erstmal scheiße weitergehen. Man wird sehen.
Daran wird man wohl sehen, ob „Corporate“ tatsächlich ein Interesse daran hat, ein gutes Spiel zu veröffentlichen oder am Ende doch nur auf Gewinnmaximierung aus war.
Ich bremse meinen Zynismus an dieser Stelle und packe ihn erst wieder aus, wenn Early-Access-Spiel Nr. 5 in den Startlöchern steht. :ugly:
Wäre jedenfalls wünschenswert, wenn Ersteres der Fall ist.
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Guthwulf
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von Guthwulf »

der_d00de hat geschrieben: 5. Mär 2024, 12:51ob „Corporate“ (...)
Der Begriff "Corporate" passt für mich im Kopf gar nicht zu nem kleinen "Indie Team", dass bissel amateurhaft vor sich hingestümpert hat und nun im vierten Anlauf auch mal auf Gold gestoßen ist. Klar wollen die profitabel sein (und mindestens ihren Lebensunterhalt finanzieren). Ein Grundinteresse an guten Spiele und Leidenschaft für die Spieleentwicklung, halte ich bei so nem Indieteam aber eigentlich für zwingend. Ausgerechnet die Gamesbranche als "get rich and famous quick and easy" Scheme zu benutzen, wäre nämlich eine wirklich selten dumme Idee.
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Maliko
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von Maliko »

So jetzt hab ich die Folge auch durchgehört. Und ich muss was den Jugendschutz angeht Jochen recht geben. Ich halte es auch bedenklich einen 12-jährigen Palworld spielen zu lassen ohne das jemand dabei sitzt der ihm oder ihr die Inhalte erklären kann. Allgemein bin ich was Gewalt angeht für eine härtere Gangart in Sachen Jugendschutz (sprich höhere Strafen für vergehen dagegen). Weil auch wenn es Studien gibt, welche besagen das Virtuelle Gewalt sich nicht auf die Realität auswirkt, muss halt auch gesagt werden dass die Jugendgewalt in den letzten 20 Jahren praktisch explodiert ist (vor allem in den Großstädten und Metropolen).

Ansonsten kann ich nur hoffen dass Nintendo nicht den Lego pullt und The Pod abmahnt, so oft wie Andre die Pals Pokemons genannt hat.^^
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Andre Peschke
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von Andre Peschke »

Maliko hat geschrieben: 5. Mär 2024, 13:14 dass die Jugendgewalt in den letzten 20 Jahren praktisch explodiert ist (vor allem in den Großstädten und Metropolen).
Beleg? Für Deutschland AFAIK so nicht korrekt.

Die Ursache bei Videospielen zu suchen: Mit Sicherheit auch falsch. Aber ich glaube, schon die Prämisse stimmt nicht.

Andre
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Alienloeffel
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von Alienloeffel »

Maliko hat geschrieben: 5. Mär 2024, 13:14 So jetzt hab ich die Folge auch durchgehört. Und ich muss was den Jugendschutz angeht Jochen recht geben. Ich halte es auch bedenklich einen 12-jährigen Palworld spielen zu lassen ohne das jemand dabei sitzt der ihm oder ihr die Inhalte erklären kann. Allgemein bin ich was Gewalt angeht für eine härtere Gangart in Sachen Jugendschutz (sprich höhere Strafen für vergehen dagegen). Weil auch wenn es Studien gibt, welche besagen das Virtuelle Gewalt sich nicht auf die Realität auswirkt, muss halt auch gesagt werden dass die Jugendgewalt in den letzten 20 Jahren praktisch explodiert ist (vor allem in den Großstädten und Metropolen).

Ansonsten kann ich nur hoffen dass Nintendo nicht den Lego pullt und The Pod abmahnt, so oft wie Andre die Pals Pokemons genannt hat.^^
Waere mir auch neu, dass sowas "explodiert" ist. Bei dem Thema fallen mir evtl schwedische Staedte wie Helsingborg, Uppsala etc ein, aber das hat was mit Gangkriminalitaet, Drogenhandel und Parallelgesellschaften zu tun und nicht mit Videospielen.
Carlos
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von Carlos »

Mauswanderer hat geschrieben: 4. Mär 2024, 14:06
der_d00de hat geschrieben: 4. Mär 2024, 13:34
Aber interessant, was man alles in ein simples Produkt aus „Corporate hat ein paar Verkaufscharts zusammen mit ein bisschen Unreal-Standard-Kram in einen Trichter geworfen und geschaut, was unten rauskommt“ reinlesen kann.
Also wenn das die zukünftige Qualität von Assetflips ist, dann bitte mehr davon! :D
Ganz im Ernst das denke ich mir auch. Was bringen mir den als Spieler bitte Quadriple A Title wie die letzten Servicegames die gerade auf den Markt geschmissen werden, oder Beta Tests wie Diablo 4 wenn sie einfach nichts originelles bringen oder einfach am Spielerinteresse vorbei entwickelt werden. Dann doch lieber ein Palworld was den Keim setzt für neue Spiele in diese Richtung. Sollte das gelingen und weiterer Content ausbleiben dafür aber in Zukunft Titel in diese Nische produziert werden haben sie mMn schon mehr erreicht als andere namhafte Titel die nach zig Jahren Development Hell auf den Markt geworfen werden und dann trotzdem nur ne verkappte Premium Beta als Spielerfahrung bieten.

Am Ende des Tages denke ich mir bei Kreativität eh immer: everything is a remix
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der_d00de
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von der_d00de »

Guthwulf hat geschrieben: 5. Mär 2024, 13:05 Der Begriff "Corporate" passt für mich im Kopf gar nicht zu nem kleinen "Indie Team", dass bissel amateurhaft vor sich hingestümpert hat und nun im vierten Anlauf auch mal auf Gold gestoßen ist. Klar wollen die profitabel sein (und mindestens ihren Lebensunterhalt finanzieren). Ein Grundinteresse an guten Spiele und Leidenschaft für die Spieleentwicklung, halte ich bei so nem Indieteam aber eigentlich für zwingend. Ausgerechnet die Gamesbranche als "get rich and famous quick and easy" Scheme zu benutzen, wäre nämlich eine wirklich selten dumme Idee.
Naja, als „bissel amateurhaft vor sich hingestümpert“ würde ich ein so offensichtlich kalkuliertes Abgrasen von Trends jetzt auch nicht bezeichnen.
Die Praxis muss auch nicht gleichbedeutend mit genanntem Scheme sein.
Und mit „Corporate“ hatte ich eher CEO Takuro Mizobe im Kopf, der in der Vergangenheit schon ziemlich aktiv im Crypto-Sektor unterwegs war (nachzulesen auf PocketPairs eigener Website) und damit zumindest schon den Zeh in das Becken windiger Trends, mit denen man auf Kosten anderer schnell und einfach reich werden kann wenn man es richtig anstellt, reingehalten hat.
Das muss nicht heißen, dass das Team und er kein Interesse daran haben, aus Palworld ein richtig gutes Spiel zu machen. Immerhin gibt es genug Leute, die es schon richtig gut finden. Und wie du sehr richtig schreibst, ist ausgerechnet ein schwierig vorhersehbarer Sektor wie Games eine saublöde Idee um schnell und einfach reich werden zu wollen.
Aber ein bisschen mehr „Corporate“ als „kleiner Indie-Krauter hat mit dem vierten Anlauf halt Glück gehabt“ darf man da glaube ich schon noch vermuten - nach dem „Gold“ wurde ziemlich offensichtlich sehr bewusst gegraben.
Und nur, weil etwas eine dumme Idee ist, heißt das nicht, dass es nicht trotzdem jemand macht.
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dermacby
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von dermacby »

Was den Jugendschutz angeht: (Ich habe Lehramt studiert und jahrelang in der Jugendförderung gearbeitet, bin aber beruflich dann doch einen anderen Weg gegangen. Maße mir aufgrund meiner langen Arbeit mit Kindern/Jugendlichen dennoch eine Einschätzung an)

Meiner Erfahrung nach werden Kinder und Jugendliche was die Verarbeitung und Bewertung von schwierigen Themen in Videospielen angeht unterschätzt. Ich würde jetzt von meinen 12-jährigen SchülerInnen keine wissenschaftliche Abhandlung über die in Palworld dargestellte Satire erwarten, aber moralische Fragen werden das Schlachten und die Sklaverei durchaus aufwerfen. Hier gilt, wie bei Erwachsenen auch, manche stellen diese Fragen vielleicht eher als andere. Ich sehe es da aber wie Andre: Ein Schaden entsteht beim Kind nicht, wenn es die Satire nicht versteht. Gefährliche Weltbilder, die den Wertekompass eines Kindes beeinflussen könnten, sehe ich in Palworld nicht wirklich (habe aber auch nur wenige Stunden gespielt und weiß nicht, ob da im späteren Content was auftaucht).

Ich bin selbst Vater (meine Kinder sind aber noch deutlich jünger als 12, daher ist Palworld nicht relevant), aber meine 12-Jährigen würde ich das Spiel ziemlich bedenkenlos spielen lassen. Ab welchem Alter ich das erlauben würde, da bin ich mir selbst ziemlich unsicher. Wäre das auch für einen 10-jährigen unbedenklich? Für einen 8-jährigen? Am Ende hängt das sicher immer vom Kind ab - aber unbegleitet ist das im jüngeren Alter vielleicht schon deutlich fragwürdiger und auch aufgrund bspw der Waffen eher ungeeignet. Finde das immer super schwer und habe noch keine Ahnung wie ich so etwas handhabe, wenn die Kinder älter sind.

Als Lehrer fände ich es als Thema im Unterricht sogar überaus spannend, mit den SchülerInnen darüber zu diskutieren bzw es als Grundlage für eine weitere Behandlung der Thematiken (Moral, Kapitalismus, Tierwohl etc.) zu nehmen. Da könnte man sicher was Spannendes draus machen.
chris_pii
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von chris_pii »

dermacby hat geschrieben: 7. Mär 2024, 11:11 Meiner Erfahrung nach werden Kinder und Jugendliche was die Verarbeitung und Bewertung von schwierigen Themen in Videospielen angeht unterschätzt. Ich würde jetzt von meinen 12-jährigen SchülerInnen keine wissenschaftliche Abhandlung über die in Palworld dargestellte Satire erwarten, aber moralische Fragen werden das Schlachten und die Sklaverei durchaus aufwerfen. Hier gilt, wie bei Erwachsenen auch, manche stellen diese Fragen vielleicht eher als andere. Ich sehe es da aber wie Andre: Ein Schaden entsteht beim Kind nicht, wenn es die Satire nicht versteht. Gefährliche Weltbilder, die den Wertekompass eines Kindes beeinflussen könnten, sehe ich in Palworld nicht wirklich (habe aber auch nur wenige Stunden gespielt und weiß nicht, ob da im späteren Content was auftaucht).
Ich kann nur von mir selbst sprechen, aber ich hab mir die moralische Frage in dem Alter weder bei Pokemon, noch bei zB Gothic gestellt. Bei Gothic zB war mir klar, dass das alles Gefangene sind, dass sie aber innerhalb der Kolonie versklavt waren, die Frage stellte sich für mich nicht. Auch, dass die einzigen Frauen in dem Spiel Sexsklavinnen waren zB.
Ich glaube also nicht, dass sich Kinder in dem Alter allzuviel viel Gedanken über den moralischen Aspekt machen. Weder im positiven, als auch negativen.
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Azralex
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von Azralex »

Bin nun auch schon mit dem Podcast durch, zwei Anmerkungen:

- Kleines Pokemon Grammatik 1x1:

Das Pokemon / die Pokemon und auch das Pikachu

- Bei The Escapist wurde vor ein paar Monaten quasi ein 4Players mit der Redaktion gemacht, die haben sich per Patreon finanziert als Second Wind neu zusammengefunden. Da gibt es auch Yahtzees Zero Punctuation Nachfolger

Ansonsten super Podcast wie immer, schön eure abweichende Meinung vom Mainstream zu hören. :mrgreen:
GoodLord
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von GoodLord »

chris_pii hat geschrieben: 8. Mär 2024, 16:55
dermacby hat geschrieben: 7. Mär 2024, 11:11 Meiner Erfahrung nach werden Kinder und Jugendliche was die Verarbeitung und Bewertung von schwierigen Themen in Videospielen angeht unterschätzt. Ich würde jetzt von meinen 12-jährigen SchülerInnen keine wissenschaftliche Abhandlung über die in Palworld dargestellte Satire erwarten, aber moralische Fragen werden das Schlachten und die Sklaverei durchaus aufwerfen. Hier gilt, wie bei Erwachsenen auch, manche stellen diese Fragen vielleicht eher als andere. Ich sehe es da aber wie Andre: Ein Schaden entsteht beim Kind nicht, wenn es die Satire nicht versteht. Gefährliche Weltbilder, die den Wertekompass eines Kindes beeinflussen könnten, sehe ich in Palworld nicht wirklich (habe aber auch nur wenige Stunden gespielt und weiß nicht, ob da im späteren Content was auftaucht).
Ich kann nur von mir selbst sprechen, aber ich hab mir die moralische Frage in dem Alter weder bei Pokemon, noch bei zB Gothic gestellt. Bei Gothic zB war mir klar, dass das alles Gefangene sind, dass sie aber innerhalb der Kolonie versklavt waren, die Frage stellte sich für mich nicht. Auch, dass die einzigen Frauen in dem Spiel Sexsklavinnen waren zB.
Ich glaube also nicht, dass sich Kinder in dem Alter allzuviel viel Gedanken über den moralischen Aspekt machen. Weder im positiven, als auch negativen.
Genau das ist doch das "Problem", dass manche Leute hier sehen/befürchten: Dass man hier eben unreflektiert Rollenbilder, Verhaltensweisen, Gesellschaftsbilder etc. übernimmt.
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Jon Zen
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von Jon Zen »

Richtig coole Folge. :clap:
Diese Art von Sonntagspodcast liebe ich wie z.B. die Mass Effect Andromeda oder die Middleearth: Shadow of War Folge.

Hätte ich gewusst, dass das eine bitterböse Satire ist, hätte ich es mir trotz "Survival + Crafting" geholt. Nach der Folge sehe ich aber nicht unbedingt den Mehrwert. Das dafür nötige Edgelord-Level habe ich noch nicht erreicht. :D

Dass man Pokémon auch versklaven kann, hatte sogar schon Game Freak/Nintendo/Genius Sonority mit Pokémon Colloseum vorgemacht (bestes Spiel der Reihe). Die Überspitzung via Versklavung gibt's auch in einigen anderen Spielen und Fanprojekten im Genre, aber meines Wissens nach nicht die Eskalation bis hin zur Schlachtung. Normalerweise geht es um die Unterdrückung der anderen Pokémon und Menschen in der Welt (sogar schon beim 1. Pokémon Film das Ziel von Team Rocket --> Mewtwo), nicht um den Kapitalismus.
In der Pokémon Serie und den Filmen wird die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Pokémon weiter ausdifferenziert und von den Spiel-Klischees abgewichen, um eine glaubhaftere Welt zu erschaffen. Besonders das ein Pokémon immer gegen seinen Willen gefangen wird und dass sie immer in den Pokébällen vor sich hin vegetieren, stimmt dort nicht. Es wird viel Wert darauf gelegt, zu zeigen, dass Mensch und Pokémon in einer Symbiose leben.
https://steamcommunity.com/id/Jon-Zen/ | Unsere Biervorräte schwinden dahin, Sire!
maverick21
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Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von maverick21 »

Andre Peschke hat geschrieben: 5. Mär 2024, 13:57
Maliko hat geschrieben: 5. Mär 2024, 13:14 dass die Jugendgewalt in den letzten 20 Jahren praktisch explodiert ist (vor allem in den Großstädten und Metropolen).
Beleg? Für Deutschland AFAIK so nicht korrekt.

Die Ursache bei Videospielen zu suchen: Mit Sicherheit auch falsch. Aber ich glaube, schon die Prämisse stimmt nicht.

Andre
Unabhängig von der individuellen Bewertung möchte ich einen formalen Punkt zum Thema Altersfreigabe anbringen. Das Spiel wurde ja nicht eigenhändig von der USK geprüft (kein Eintrag in der Prüfdatenbank), da es ja nur digital erscheint. Insofern sollte die Freigabe über IARC zustande gekommen sein. In diesem automatisierten Verfahren können die in der Folge und sehr interessanten interpretatorischen Aspekte vermutlich nur sehr eingeschränkt erfasst werden, wenn überhaupt. Ich kenne den IARC-Fragebogen nicht (oder den von Steam für ihr eigenes Rating-Verfahren, welches sehr nah am bzw. identisch zum IARC-Verfahren sein soll), aber da werden vermutlich eher objektiv abfragbare Aspekte erfasst, bspw. Grad der Realität (Comic vs realistische Darstellung, bspw. auch in Abgrenzung zum GTA-Vergleich im Podcast), Art der Gewaltdarstellung (Blut, abtrennbare Körperteile, Physikeffekte usw), Art der Gegner, verfügbare Waffen, Belohnung für Gewaltausübung usw.

Aufgrund der grundsätzlichen Gewaltausübung, welche aber in einem Fantasy-Setting gerahmt ist, kam es vermutlich zur USK-12-Freigabe (auf der Xbox-Seite steht "Fantasygewalt" als Stichwort). Im Podcast besprochene komplexere Themen wie Sklaverei und Vermittlung von Menschenbildern, insbesondere auch in Form von (bewusster oder unbewusster) Satire, sind im IARC-Verfahren vermutlich schwer abbildbar, vor allem wenn wie bei Palworld zueinander zunächst konträr erscheinende Stilmittel Anwendung finden (abstrakte Comicgrafik mit knuffigen Tierwesen vs düstere Themen), ähnlich wie bei South Park (wobei hier die Satire natürlich offensichtlicher ist).


Auf der offiziellen IARC-Seite steht zur USK-12-Freigabe:
Produkte dieser Kategorie können durch ängstigende Inhalte, kurze Schockmomente, selten vorkommende explizite Sprache, sexuelle Inhalte oder vereinzelte Gewaltdarstellungen beeinträchtigend für jüngere Kinder sein. Spiele in diesem Bereich können bereits deutlich kampfbetonter oder hektischer ausfallen, bieten durch ihren fiktiven Kontext jedoch ausreichend Distanzierungsmöglichkeiten.
Auf der USK-Seite wird vertiefend genannt:
Diese Spiele sind häufig schon deutlich kampfbetonter. Die Spielszenarien werden oft von einer historischen, comicartigen, futuristischen oder märchenhaft-mystischen Handlung gerahmt, sodass sie ausreichend Distanzierungsmöglichkeiten für Spieler*innen bieten. Unter diese Altersfreigabe fallen Arcade-, Strategie- und Rollenspiele sowie bereits einige militärische Simulationen, aber auch klassische Adventures oder Genremixe.
[...]
Die Darstellung und Rahmung von Kämpfen oder Auseinandersetzungen sorgt dafür, dass diese auch für 12-Jährige eindeutig als Teil einer erdachten Spielwelt erkennbar bleiben. Diese Altersgruppe verkraftet dabei länger anhaltende Spannung sowie einen größeren Handlungsdruck bei der Erfüllung von Spielaufgaben.
[...]
Viele Spiele mit diesem Kennzeichen zeigen fantastische Kreaturen als Widersacher, setzen auf Technikfaszination in vergangenen bis zukünftigen Gesellschaften oder auf die Motivation, Held*in einer epischen Welt voller Sagen und Mythen zu sein. Düstere Bedrohungs- und Konfliktsituationen können durchaus auftreten, erstrecken sich aber nicht über das ganze Spiel. Sind kämpferische Gewaltdarstellungen enthalten, so wirken diese auf die Altersgruppe der 12- bis 15-jährigen unrealistisch, so dass sie nicht auf Alltagssituationen übertragen werden und keine Modelle für Konfliktlösungen bieten.
[...]
Die daraus entstehende Auseinandersetzung oder auch Identifizierung mit Problemen und Charakteren darf 12-jährige dabei zwar herausfordern; sollte aber weder verstörend oder sozial-ethisch/sexual-ethisch desorientierend wirken.

Insgesamt denke ich, dass eine 12er Freigabe in Ordnung ist, sowohl als persönliche Meinung als auch nach den offiziell genannten Kriterien der USK. Es ließe sich aber IMO durchaus auch eine USK-16 argumentieren, insbesondere in Hinsicht auf den Punkt "sozial-ethisch verstörend/desorientierend", je nachdem wie stark man die Darstellung von Themen wie Sklaverei bzw. deren Nutzen im Spiel in Verbindung mit der satirischen Lesart und deren mögliche Auswirkungen auf 12-15 jährige bewertet bzw. gewichtet. Ich persönlich denke wie gesagt, dass eine 12er Freigabe in Ordnung ist, aber durchaus an der Grenze zur 16 kratzt. Insofern würde mich interessieren zu welchem Urteil die USK bei einer eigenhändigen Prüfung kommen würde. Das IARC-Verfahren sieht bei Zweifelsfällen ja durchaus eine Überprüfung vor, u.a. auch aus eigenem Antrieb der USK. Wie oben gesagt ist eine Einordnung aufgrund der ambivalenten Stilmittel und den aufgebrachten Themen, unabhängig davon, ob diese bewusst als Satire gemeint sind oder nicht, in diesem Fall IMO nicht so trivial wie bspw. bei einem GTA, bei dem es offensichtliche und objektivierbare Aspekte für eine höhere Einstufung gibt (realistischer Grafikstil, Gewalteffekte, Gewalt gegen Menschen, usw).
chris_pii
Beiträge: 121
Registriert: 28. Dez 2021, 12:17

Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von chris_pii »

GoodLord hat geschrieben: 8. Mär 2024, 22:41
Genau das ist doch das "Problem", dass manche Leute hier sehen/befürchten: Dass man hier eben unreflektiert Rollenbilder, Verhaltensweisen, Gesellschaftsbilder etc. übernimmt.
Das "Problem" sehe ich eben nirgends, wie oben schon erklärt. Woher kommt das? Welche "Rollenbilder" oder "Verhaltensweisen" kann man hier übernehmen? Tiere als Sklaven sehen? Dass das töten von Tieren ok ist? Das ist halt die "Killerspiel"-Logik. Man muss sich halt schon stark etwas an den Haaren herbei ziehen um diese Argumentation zu validieren. Vorallem müsste man auch Pokemon ab 16+ machen, da das (wie glaube ich Andre sogar im Podcast erwähnt hat) ja suggerieren würde, soetwas wie Hunde- oder Hahnenkämpfe wären normal. Aber das tut ja auch niemand.
godsinhisheaven
Beiträge: 29
Registriert: 20. Nov 2021, 21:42

Re: Runde #466: Palworld

Beitrag von godsinhisheaven »

Das war mal ein richtiger interessanter schöner Podcast. Jetzt stellt sich natürlich die Frage ob die Spielepresse, in ihrer Berichterstattung zu Palworld, bewusst eine Satire über sich selbst inszeniert.
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