Runde #466: Palworld

[Desotho]

Die Kinder einer Freundin haben in Animal Crossing Gräber gebaut für Bewohner die sie nicht mochten.

[Terranigma]

warum es so schlimm ist, das man Pals als Party mitnimmt und in den Kampf schickt und herumkommandiert, verstehe ich nicht, das macht man doch in jedem Partyrollenspiel auch?

Vom Erleben her sehe ich da grundsätzliche Unterschiede, weshalb ich persönlich bei Palworld - habe es mittlerweile mal im Gamepass angespielt - eher zu der "Örgs! Das will ich nicht"-Fraktion angehöre, und - ob nun Satire oder nicht - der Unterton des Spiels mich davon abhalten wird es zu spielen, obwohl ich gerade den spielmechanischen Ansatz, dass man sich quasi ein funktionales Dorf mit NPCs errichtet an sich eine clevere und naheliegende Weiterentwicklung des Survival-Genres sehe. Und eine von der ich mir hoffe, dass weitere Titel sie aufgreifen und fortführen.

Aber der Unterschied zu einem Party-Rollenspiel ist für mich naheliegenderweise der: in beispielsweise einem BG3 schließen sich mich die Begleiter qua eigener Entscheidung an, weil sie es wollen. Lae'zel kämpft in BG3 nicht für mich, weil ich sie zuvor verprügelt und in Stasis eingefangen habe, sondern weil sie eigene gute Gründe hat dies zu tun. Dasselbe eigentlich in jedem anderen Rollenspiel, wo die Party ja nicht so zustande kommt, dass ich diese mit Gewalt unter meine Herrschaft gebracht habe, sondern die Personen schließen sich an. In Palworld hat das für mich jederzeit so'n Beigeschmack, den ich persönlich nicht übersehen kann, eben dass da diese drolligen Viecher sind, die eigentlich happy ihr eigenes Ding machen und dann komme ich daher, verprügel sie, fange sie ein und lasse sie für mich arbeiten. Ich empfinde das als enorm "Örgs!"

Der narrative Unterbau scheint mir hier ein sehr anderer zu sein als bei einem typischen Partyrollenspiel. Das Erleben ist aber so oder so'n subjektives: ich bin da eher bei der André-Fraktion und hätte deutlich weniger ein Problem damit Menschen zu versklaven oder kleine Kinder gegen Werkbänke zu werfen - ich hoffe, hier lesen keine Eltern meiner Schüler mit - als drollige Tierchen.

[Guthwulf]

In Palworld hat das für mich jederzeit so'n Beigeschmack, den ich persönlich nicht übersehen kann, eben dass da diese drolligen Viecher sind, die eigentlich happy ihr eigenes Ding machen und dann komme ich daher, verprügel sie, fange sie ein und lasse sie für mich arbeiten. Ich empfinde das als enorm "Örgs!"

Dann wäre ich neugierig: Spielst du Pokemon (oder vergleichbares) und hast du dort dasselbe "Örgs"?

ich (...) hätte deutlich weniger ein Problem damit Menschen zu versklaven oder kleine Kinder gegen Werkbänke zu werfen - ich hoffe, hier lesen keine Eltern meiner Schüler mit - als drollige Tierchen.

Mit Menschen/Kindern wäre es "weniger ein Problem", als mit Tieren? Auch da wäre ich neugierig, warum?

[Terranigma]

Dann wäre ich neugierig: Spielst du Pokemon (oder vergleichbares) und hast du dort dasselbe "Örgs"?

Mittlerweile nicht mehr. Der Grund ist tatsächlich das, was im Podcast angesprochen wurde. Grundsätzlich spitzt Palworld nur das zu, was in Pokemon bereits angelegt ist. Als Jugendlicher hat mich das null gestört, da sah ich nur die Spielmechanik. Mittlerweile sehe ich aber zuerst die narrative Prämisse, und kann die auch nicht mehr wegsehen. Glück für mich ist da nur, dass Pokemon mittlerweile auch spielmechanisch derart altbacken ist, dass ich auch spielerisch kein Interesse mehr daran habe. Aber ja, prinzipiell finde ich auch das "Örgs!"

Mit Menschen/Kindern wäre es "weniger ein Problem", als mit Tieren? Auch da wäre ich neugierig, warum?

Okay, das war polemisch zugespitzt von mir.

Aber es ist grundsätzlich der Unterschied, weshalb ich in Videospielen i.d.R. kein Problem damit habe menschliche Gegner zu töten, weshalb mir aber das Jagen, Ausnehmen, Häuten, usw. von Tieren - was oft ja mit Craftingmechaniken zusammenhängt - unangenehm ist. Eben weil menschliche Gegner oftmals narrativ als "die Bösen" geframed werden, und darauf kann ich mich einlassen. Tiere sind in Videospielen aber gemeinhin nicht böse, sondern verteidigen ggf. ihr Revier oder sollen von mir als Spieler gezielt getötet werden, um sie als Rohstoffquelle auszubeuten. Ich finde das jetzt in einem Videospiel auch gar nicht unmoralisch oder so - sind ja nur Pixelhaufen - aber emotional total unagenehm, gerade wenn auch die Sterbeanimation und Sterbesounds recht authentisch-isch klingen. Und Palword geht für mich zu sehr in diese Richtung, dass ich an sich harmlose und naive Lebewesen halt als Rohstoffquellen ausbeute. Das ist etwas, was ich als Phantasie gar nicht ausleben und spielen möchte. Ich fühle mich bei aktiv schlecht.

[Desotho]

Mit Menschen/Kindern wäre es "weniger ein Problem", als mit Tieren? Auch da wäre ich neugierig, warum?

Glaube das ist immer eine persönliche Sache. Hatten nicht damals auch beim Tomb Raider Reboot sehr viele Leute ein echtes Problem mit dem abschießen des Rehs?

[Guthwulf]

Der Grund ist...

Danke für die Erläuterung. Ich kann es zwar nicht vollständig nachempfinden, aber hey... so is das halt manchmal.

[Mauswanderer]

Coole Folge, ihr habt eure Einschätzung auch verständlich dargelegt, wie ich finde.

Ich persönlich würde es weniger als politisch-gesellschaftlichen Kommentar wahrnehmen, mir erschien das eher als schlichte "Dark Pokémon"-Satire.

Zum Gameplay kann ich nur zustimmen, mir hat das Spiel auch sehr gefallen und gerade den Einstieg fand ich sehr gut designt.

[Lunarius]

Bin noch am hören und je mehr ich höre desto eher möchte ich es spielen.
Zu der von André angesprochenen Tangente der Ökonomie möchte ich kurz widersprechen, ich glaube das man dadurch sogar doppelt verdienen kann. Einfach zum Füll Release ein Patch kostenlos der ein reskin durchführt der kpals zu Kindern und für 20 Euro einen dlc der dir den fiebertraum von vorher zurück gibt

Ich find die Betrachtung aber ungemein spannend und halte es da wie Jochen einst sagte, es geht darum wie etwas gelesen wird, nicht wie es der Künstler meint das es gelesen werden soll. Freue mich sehr darauf den Rest jetzt zu hören

[Lurtz]

Insofern weiß ich nicht, ob ich das in dem Fall wie in vielen anderen Spielen eben akzeptiert oder weiter drüber nachgedacht hätte.
In Hogwarts habe ich das (ich würde auch sagen in dem Fall ist es keine Satire ...?), aber in vielen anderen Fällen zucke ich mit der Schulter und akzeptiere es halt einfach als "das will das Spiel eben so".

IMO zeigt allein der enorme Erfolg, dass der Großteil der Spieler das so handhaben wird. Also einfach hinnehmen und nicht weiter darüber nachdenken.

Der Aspekt im Podcast macht mir auch ein wenig Lust darauf, aber ich denke letztendlich wäre es dann auch uninteressantes Survival Spiel Nummer drölfzig für mich.

[Carlos]

interessanter Podcast. Mir geht es relativ ähnlich, ich hatte die satirischen Untertöne zwar auch vorher schon gespürt, aber dieses Gefühl von Unwohlsein hat sich bei mir auch erst im Laufe der Spielprogression breit gemacht. Je stärker man wird und desto mehr es in Richtung Schusswaffen geht inklusive eben Munitionsstraßen auf Förderbändern wurde es für mich in Verbindung mit dem dann auch anziehenden Grind einfach zu viel. Zu viel Disconnect zu dieser weirden Welt wo ich mal abgesehen von einigen Lagern der einzige Aggressor weit und breit bin der dafür aber haufenweise relativ friedliche Pals überfällt mit einem immer größeren Arsenal an eigenen Schusswaffen und extrem aggressiven eigenen Pals (mir taten meist die armen Pals die in mein Lager kamen echt leid wie sie von meiner Meute förmlich pulverisiert wurden).

Das ist für mich auch die größte Kunst und Schwäche des Spiels zugleich, dass es spieltechnisch so gut funktioniert, aber gleichzeitig auch absolut keine Lore/Immersion hinten raus bietet warum man das alles überhaupt macht. Daher hat mir irgendwann die Progression vom überlebenden Krieger bis hin zum waffenstarrenden Warlord auch keinen Spaß mehr gemacht weil ich einfach nicht wusste wohin das Spiel narrativ hin wollte. Wenn es aber tatsächlich als Meta-Kommentar in Richtung Gaming gedacht ist und man sich am Ende halt wirklich wie der Lord of War im Pal Universum fühlen soll dann haben sie natürlich alles richtig gemacht.

[Desotho]

Hab mal reingespielt. Schon die Bewegung an sich nervt mich. Der Charakter wirkt zu langsam, rennen über Stick drücken nervt mich und es fühlt sich clunky an. Anscheinend fängt der Char an einer Kletterwand nicht unbedingt an zu klettern, ich muss das Ding erst anspringen.
Die deutschen Texte sind offenbar von Like a dragon inspiriert, da sie mit lauter <br> garniert sind.
Aber eigentlich liegt es allein an mir, das Survival Dings ist nicht meine Art von Spiel. In Rahmen eines MMO's kann sowas schon zünden bei mir, aber so eher nicht. Wenn jetzt Freunde mit Palworld um die Ecke kämen könnte das anders aussehen, so belasse ich es beim reinspielen.

[Cult of Puma]

Habe Palworld nicht gespielt und bin mit der Folge noch nicht ganz durch.

Andre wäre aber sicher der feuchte Traum für Nintendos Anwälte, wenn man gegen das Spiel vorgehen sollte. So oft wie er die Viecher Pokémon genannt hat.

„Sehen Sie. Selbst etablierte Journalisten können keinen Unterschied zwischen Pokémon und Pals erkennen und halten so die dreiste Kopie für das Original.“

[Desotho]

Wie bei Noppensteine, Klemmbausteine und Lego =p

[Flo]

Sehr schöne Folge.

[sirc0nn0r]

Sehr coole Folge. Zum Kontext, dass das Spiel ab 16 sein sollte: Kinder handeln, sie quälen beispielsweise Insekten ohne sich groß darum Gedanken zu machen. Erst wenn Du mit ihnen ihre Handlungen in Kontext setzt (Tierleid in diesem Beispiel), wird ein Denkprozess angeregt und die Moral kann sich entwickeln. Ich denke, da ist es wie mit allen Spielen, die für Kinder aufgrund der Altersfreigabe spielbar sind, man muss sich mit dem Spiel beschäftigen und mit dem Kind in Dialog treten.
Ich habe Palworld nicht gespielt und es auch nur indirekt auf dem Schirm gehabt, weil Arbeitskollegen etc darüber reden. Ihr habt da einiges an Inhalt für mich als Hörer auf den Tisch gebracht (Tierwohl, Sklaverei etc.), genauso funktionert das auch in der Pädagogik. Ihr Sozialpädagogen!

[Heretic]

Mich wundert ja, dass viele Leute diese urhässlichen Viecher anscheinend niedlich finden. Die sehen aus wie kitschiges, billiges Plastikspielzeug für Kleinkinder. Da erwacht sofort der Dungeon Keeper in mir und will quälen und vernichten!

Aber guter und unterhaltsamer Podcast. Den wollte ich eigentlich auslassen, weil mich das Spiel so überhaupt nicht anspricht und ich bereits nach Jörg Langers "Viertelstunde"-Video genug gesehen hatte.

[Waterstoned]

Hab bisher nur die ersten 30min hören können, aber ich hatte durchgehend das Carbot Animation Video zu Palworld im Kopf.
Pokemon als Arbeitssklaven.

[Lyza]

Hab den Podcast beim wöchentlichen Long Run gehört und war doch einige Male überrascht. Hab das Spiel selbst auch kaum aktiv mitbekommen und wusste nichts von der "politischen" Thematik.
War sehr interessant das zu hören. Geistig habe ich das Spiel jetzt von meiner "Will ich mal reinschauen"-Liste gestrichen, spätestens als die Diskussion mit dem Raubtier-Kapitalismus aufkam. Aber mich würde noch interessieren, wie Jochen auf die Idee gekommen ist, das Ganze auch an den Menschen zu testen

[Guthwulf]

Mich wundert ja, dass viele Leute diese urhässlichen Viecher anscheinend niedlich finden. Die sehen aus wie kitschiges, billiges Plastikspielzeug für Kleinkinder.

Pokemon haben einen sehr ähnlichen Stil. Ich finde viele Pals sogar niedlicher als moderne Pokemon Designs (Stichworte wie Müllsack, Schlüsselbund, Kerzenleuchter und Co. bei Pokemon). Das hier sind wenigstens Tiere oder vage humanoide / antromorphe Gestalten. Sie blenden aber nicht sooo gut in die Landschaft, die deutlich realistischer (und weniger comichaft) designed ist.

Hab bisher nur die ersten 30min hören können, aber ich hatte durchgehend das Carbot Animation Video zu Palworld im Kopf. Pokemon als Arbeitssklaven.

Carbot Animation ist immer eine dicke Empfehlung wert. Sie haben auch großartige Reihen zu Elden Ring, Diablo 4 oder Baldurs Gate 3.

Hier die Palworld Folge: https://youtu.be/kB14QIKcR5k?si=33QL4Ko_52jyaakk

Geistig habe ich das Spiel jetzt von meiner "Will ich mal reinschauen"-Liste gestrichen, spätestens als die Diskussion mit dem Raubtier-Kapitalismus aufkam.

Was genau meinst du damit bzw. was hat dich zu der Sinnesänderung bewogen? Du musst es übrigens nicht so extrem spielen. Für mich ist es einfach ein Ark: Survival Evolved mit Pokemon und ich spiele es für das "Gotta Catch'em All" von Pokemon. Mache darin nix Schlimmeres als in den beiden genannten anderen Spielen. Der Satireaspekt ist natürlich... Geschmackssache ... insb. da er im Focus des gesamten Marketings ist

[Guthwulf]

Hab mal reingespielt. Schon die Bewegung an sich nervt mich. Der Charakter wirkt zu langsam, rennen über Stick drücken nervt mich und es fühlt sich clunky an. Anscheinend fängt der Char an einer Kletterwand nicht unbedingt an zu klettern, ich muss das Ding erst anspringen.

Echt? Ich mag die Bewergung an sich bereits sehr gerne. Das Klettern kann manchmal aber etwas fummelig sein, das stimmt.

Die deutschen Texte sind offenbar von Like a dragon inspiriert, da sie mit lauter <br> garniert sind.

Haha... kann ich mir gut vorstellen. Deutsche Übersetzung wird bei so nem Indietitel von so nem kleinen Team sicher nicht die höchste Prio sein. Da würde ich im Zweifel dahingeschludertes Google Translate erwarten, insb. im EA. Ich spiele es auf Englisch und da ist alles soweit in Ordnung (in der Steamversion, die Gamepassversion soll ja deutlich schlechter sein).

Aber eigentlich liegt es allein an mir, das Survival Dings ist nicht meine Art von Spiel.

Ja, dann dürfte Palworld wirklich nix sein. Es ist im Kern ein Ark: Survival Evolved nur eben mit Pokemon anstatt Dinosauriern und ohne PvP. Aber schön, das du es zumindest mal probiert hast und dir nen Eindruck verschafft hast.