Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

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Maliko
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Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Maliko »

Ich bin mit der Folge noch nicht ganz durch, und nein ich glaube auch nicht, dass ein weiterer Videospielecrash droht, aber ich sehe das ganze auch durchaus kritisch. Ich bin selbst Softwareentwickler, allerdings arbeite ich nicht in der Spielebranche sondern bei einem Mittelständigen Healthcare-Dienstleister.

Die Softwareentwicklung im Allgemeinen ist sehr teuer geworden, da wird Michael mir denke ich auch zustimmen. Die Zeiten wo man einen Berufseinsteiger in der Spieleentwicklung für 2000-2300 Euro im Monat brutto bekommen hat sind schon lange vorbei, sofern der Entwickler nicht vollkommen unfähig ist. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Studios und Publisher mehr auf die Burnrate schauen, vor allem auch in der Hinsicht auf Investorenrenditen. Dennoch halte ich es für Problematisch was momentan in der Branche abgeht. Letzten Endes werden die Verlierer der aktuellen Entlassungswellen die Studios sein. Weil diese stehen jetzt vor einem Dilemma. Schmeißen sie die alten Hasen raus, die oft auch wirklich teuer sind, dann verlieren sie massiv Know How. Schmeißen sie allerdings die "günstigen" Berufsanfänger raus, verlieren sie damit die Zukünftigen alten Hasen, weil diese sich dann mit großer Wahrscheinlichkeit einer anderen Branche zuwenden werden und damit die Spieleindustrie komplett verlassen. Das gefährdet wiederum den Nachwuchs. Und bei dem aktuellen Fachkräftemangel in der IT-Branche allgemein wird ein ehemaliger Spieleentwickler problemlos einen neuen Job finden, welcher unter umständen sogar noch besser bezahlt ist, auf jedem Fall aber deutlich Stressfreier, weil die Monatelangen Crushphasen, welche bei vielen Spieleentwicklern ja scheinbar immer noch normal sind, wegfallen.

Die Publisher und Studios können momentan also nur verlieren. Schmeißen sie Personal raus (was momentan so gut wie alle tun), verlieren sie wertvolle Entwicklungsressourcen. Tuen sie es nicht schrumpft die Rendite, was die Investoren wiederum dazu bewegen könnte sich aus den Unternehmen zurückzuziehen, was wiederum bedeutet, dass die finanziellen Mittel schrumpfen, weil durch die Fehlende Marktkapitalisierung der vorhandene Geldfluss schrumpft. Es ist also meiner Meinung nach eine ziemliche Loose-Loose-Situation, die der gesamten Industrie früher oder später auf die Füße fallen könnte. Das ist zumindest meine Befürchtung als jemand der inzwischen seit 12 Jahren in der Softwareentwicklung arbeitet und sich dementsprechend im Bereich Knowhow auskennt.

Aber nein einen Videospielecrash wie in den 80ern werden wir mit Sicherheit nicht mehr sehen. Dafür ist die Branche einfach zu groß und professionell geworden. Die Gefahr die ich hingegen sehe ist die eines massiven zukünftigen Braindrains, da viele Junge Entwickler jetzt die Spielebranche wieder verlassen werden, welche in ein paar Jahren wenn die ersten alten Hasen in Rente gehen fehlen werden.
Voigt
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Voigt »

Ich hab bisher nur dnn Anfang gehört, aber kann man eventuell große westliche Publisher vom Rest separieren?

Daher japanischen Firmen geht es gut, als auch den Indies und kleinen Unternehmen. Daher die Sony Exclusives, die Capcoms und Square Enxi Spiele laufen gut. Genauso Baldurs Gate 3, Helldivers 2 waren zwei große Hits.

Im Vergleich dazu hat es Skull&Bones irgendwie über die Zielgerade geschafft, ist aber ähnlich wie AC:Mirage ziemlich egal und schnell vergessen.
Bei Blizzard scheint Diablo IV auch eher Fehlschlag zu sein, auch wenn initialen Verkaufszahlen gut waren. Stattdessen war D2:R ziemlich beliebt und Diablo immortal macht sehr gut Gewinn, aber das waren beide Auftragsarbeiten.
Glaube die goldenen Zeiten von Call of Duty sind auch vorbei.
Ähnlich bei EA, Battlefield hat ja ziemliche Probleme, NfS ist ja schon lange eine halbtote Marke, und bin gespannt was aus Fifa/FC wird. Glaube das letzte Sims war auch weniger beliebt.
Dass EA Classics jetzt ohne Origins doch wieder zurück auf Steam kommen, könntr man auch als Fehlschlag für EA sehen.

Das alles bedeutet kein Crash der gesamten Industrie (btw Black Thursday oder Schwarzer Freitag, aber nich Black Friday), sondern eine starke Umstrukturierung. Aber ein Larian Studios kann halt nich alle Entlassungen in westlichen Firmen aufnehmen und mit japansichen Firmen auch schwer, wenn die nich gerade große Außenstellen haben.
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Lurtz
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Lurtz »

Hab zuletzt auch gelesen, dass japanische Firmen die Gehälter oftmals erhöht haben um attraktiver zu werden und zu wachsen. Aber ich habe keine Ahnung inwieweit das mit westlichen Gehältern zu vergleichen ist.
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Maliko
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Maliko »

Lurtz hat geschrieben: 10. Mär 2024, 11:07 Hab zuletzt auch gelesen, dass japanische Firmen die Gehälter oftmals erhöht haben um attraktiver zu werden und zu wachsen.
Ich bin im Japanischen Markt jetzt auch nicht so wirklich drin, aber ich meine mal gelesen zu haben das die IT-Gehälter in Japan allgemein deutlich niedriger waren als im Westen. Von daher dürfte das eher eine Anpassung sein um mit dem Westen mithalten zu können. Ist aber auch nur eine Vermutung.
Maestro84
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Maestro84 »

Da geht es aber sicher eher darum, dass Entwickler oder Grafiker nicht in andere Branchen abwandern. Die Auswanderungsfreudigkeit dürfte bei einem japanischen Entwickler eher gering sein.

Ansonsten sehe ich aktuell eher eine Konsolidierung. Der während der Pandmie aufgeblasene Markt traf auf die Wirtschaftskrise durch den Ukrainekrieg und nun sehen wir die Auswirkungen. Dazu begann gleichzeitig der nächste Konsolenzyklus, der die Kosten für Entwicklungen noch einmal erhöht. Ich denke, dass es so noch 1-2 Jahre weitergeht, bis der Markt sich erneut konsolidiert. Ein nicht einzuschätzender Aspekt ist da auch der Bereich KI, denn sicher werden die Publisher da auch sehr stark versuchen, Kosten mit einzusparen, z.B. im Bereich von Grundarbeit (z.B. die Generierung einer großen, offenen Welt).
SirGaiwan&TheGreenT
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von SirGaiwan&TheGreenT »

Zum starken Wachstum von Embracer hat Human Nagafi vor paar Wochen in einem GameStar-Podcast einen wenig beachteten Punkt ins Spiel gebracht. Kann selber nicht bewerten, wie valide das alles ist, aber bei Human Nagafi habe ich wenig Zweifel, dass seine Aussagen Hand und Fuß haben.

Er meinte, dass gerade zu Corona-Zeiten wo die Zinsen niedrig waren und das Geld bei den Anleger/innen locker saß und allgemein viel gekauft wurde auf dem Markt, es für die Bewertung von Firmen aufgrund der Geldschwemme kein sinnvoller Maßstab war, ob sie Gelder einsammeln konnten oder nicht. Zu dem Zeitpunkt wurden die Firmen deshalb auf dem Markt danach bewertet, ob sie ihre Kaufabsichten auch wirklich durchsetzen und abschließen können. Konzerne mit erfolgreichen Zukäufen wurden demnach höher bewertet. Und weil Embracer zu dem Zeitpunkt schon fleißig eingekauft hatte, haben sie schnell und einfach ein gutes Rating bekommen, wodurch für sie die weitere Akquise von Geldern und Geschäftsabschlüsse einfacher als für andere Firmen war. Sie galten nach dem Bewertungsmaßstag als Perfomer, mussten daher aber auch weiter Einkaufen, um ihr Rating nicht einzubüßen, wodurch Embracers Einkaufsverhalten nochmal verstärkt wurde.

Das würde auch generell die Kauflaune in der Industrie zu dem Zeitpunkt erklären. Dazu hat Human Nagafi aber nichts gesagt, das leite ich selber daraus ab. Das Geld war nicht nur da, erfolgreiche Einkäufe waren generell ein Mittel um das Rating, bzw. den Wert der Firma zu steigern und demzufolge lohnte sich das Einkaufen des Einkaufens willens.

Es war sehr gute Folge. Hab den Eindruck, dass ich nun mehr weiß, und ich wurde sehr gut unterhalten. :clap: Michael Hoss war erneut ein toller Gast und sollte es doch noch unverhofft auch bei Deck13 krachen, hättet ihr mit ihm eine sehr gute Option für die Erweiterung eures Teams. ;-)
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Stew_TM
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Stew_TM »

Vorab: Ich schätze eure Analysen zur "Lage der Industrie" gerade weil sie, wenn auch angereichert mit der richtigen Menge beißender Ironie, im Kern immer so sachlich-nüchtern sind und denselbigen dann treffen. Aber ich bin gerade an einem Punkt angelegt, da will ich gar nicht mehr hören, dass dieser ganze Quatsch in einer perversen kapitalistischen Logik sogar noch Sinn ergibt.

Weil für mich als fleißigen Hörer bis jetzt auch nicht so viel Neues dabei war, habe ich nach der Hälfte estmal abgeschaltet. Höre später bestimmt auch noch den Rest, aber da bin ich dann eher bei André und verwirrt über die vielen Nachfragen, da ihr das Thema in den letzten Monaten aus meiner Sicht ausreichend am Rande mitdiskutiert habt. Wer aber nicht genug davon bekommt: Hooked FM hat mit der letzten Ausgabe 461, die im Wesentlichen zu diesem Thema die gleichen News beinhaltet wie dieser Sonntagscast und Sebastians Magazin vom Freitag, in einem zugegebenermaßen etwas polemischen Duktus meiner Meinung nach aber sehr schön die Absurdität dieses Zirkusses illustriert. Robin sagte im Podcast, die fünfprozentige Profitmarge von Sony aus 2023 würde in absoluten Zahlen sogar höher als die neunprozentige Marge aus 2021. Absolut logisch, bei dieser unterirdischen Entwicklung erstmal 900 Leute zu feuern, zumal mit Sonys PS5-Marktposition und Verkaufsrekorden im Hinterkopf. Ich hab's an der Stelle nicht gegengecheckt und wie gesagt, ich kann schon nachvollziehen, warum das aus Sonys Sicht auf kurze Sicht dennoch Sinn ergibt (Inflation, teureres Geld, Erwartungen des Aktienmarkts), aber ich will gar nicht. In welcher Welt ist solch ein Verhalten die dominante Strategie? Das hat absolut nichts mit nachhaltigem Handeln zu tun. Und von der menschlichen Ebene will ich gar nicht anfangen. Da hat Sony doch tatsächlich die Chuzpe, Jim Ryan noch eben bei den London Studios vorbei zu schicken. Ob er es denen wohl erst nach dem Foto gesagt hat? Oder stand einfach jemand mit gezogener Waffe hinter der Kamera und hat "bitte jetzt alle lächeln oder es gibt bei euren letzten fünf Tagen keinen Obstkorb mehr" gerufen? :think:
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Andre Peschke
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Andre Peschke »

Stew_TM hat geschrieben: 10. Mär 2024, 18:32 ich kann schon nachvollziehen, warum das aus Sonys Sicht auf kurze Sicht dennoch Sinn ergibt (Inflation, teureres Geld, Erwartungen des Aktienmarkts), aber ich will gar nicht.
Ich würde halt sagen: Es ist wichtig zu verstehen, dass das ein systemisches Problem ist. Man kann zwar auf Sony schimpfen un die Verantwortung dort suchen, aber das ändert dann halt nix. Wenn man das, was da passiert, unmöglich findet, muss man halt letztlich das aktuelle kapitalistische System hinterfragen. Das sind nur so grundlegende Umwälzungen und so viel komplexer, dass ich verstehen kann, dass es einfacher ist, einfach Sony scheiße zu finden. Also, ernsthaft, weil ich auch nicht da sitze und sage: "Ich hab einen besseren Plan für die finanzpolitische Ordnung!" :D

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Stew_TM
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Stew_TM »

Andre Peschke hat geschrieben: 10. Mär 2024, 18:41
Stew_TM hat geschrieben: 10. Mär 2024, 18:32 ich kann schon nachvollziehen, warum das aus Sonys Sicht auf kurze Sicht dennoch Sinn ergibt (Inflation, teureres Geld, Erwartungen des Aktienmarkts), aber ich will gar nicht.
Ich würde halt sagen: Es ist wichtig zu verstehen, dass das ein systemisches Problem ist.
Absolute Zustimmung. Nur zur Sicherheit: Mein Posting ist hoffentlich nicht als Kritik am Cast rübergekommen, ich finde es wichtig und richtig, dass es den gibt, man kann das grundsätzlich nicht oft genug analysieren und die dahinterliegenden Systematiken offenlegen. Und da es die Nachfragen bei euch gab, umso verständlicher, dass ihr euch dem Thema nochmal angenommen habt (jetzt ja auch mit einer Zusatzperspektive aus der Industrie). Das war nur Ausdruck meiner generellen Frustration und akut einer gewissen Sättigung diesbezüglich.

Eine naheliegende Alternative, die nicht gleich das ganze Wirtschaftssystem in Frage stellen würde, könnte natürlich sein: Geh nicht an die Börse und werde Kapitalist sondern bleibe Unternehmer, aber na klar, wenn es Sony nicht macht, macht es halt jemand anders...
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Crenshaw
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Crenshaw »

Andre Peschke hat geschrieben: 10. Mär 2024, 18:41
Stew_TM hat geschrieben: 10. Mär 2024, 18:32 ich kann schon nachvollziehen, warum das aus Sonys Sicht auf kurze Sicht dennoch Sinn ergibt (Inflation, teureres Geld, Erwartungen des Aktienmarkts), aber ich will gar nicht.
Ich würde halt sagen: Es ist wichtig zu verstehen, dass das ein systemisches Problem ist. Man kann zwar auf Sony schimpfen un die Verantwortung dort suchen, aber das ändert dann halt nix. Wenn man das, was da passiert, unmöglich findet, muss man halt letztlich das aktuelle kapitalistische System hinterfragen. Das sind nur so grundlegende Umwälzungen und so viel komplexer, dass ich verstehen kann, dass es einfacher ist, einfach Sony scheiße zu finden. Also, ernsthaft, weil ich auch nicht da sitze und sage: "Ich hab einen besseren Plan für die finanzpolitische Ordnung!" :D

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naja, sehe ich anders, Sony geht nur den bequemen Weg, sie könnten genauso gut sagen, wir entlassen keinen, weil uns das in der Zukunft mehr nutzt, aber das muss man mehr erklären und um Verständnis werben bei den Anteilseigner, ist halt manchmal von Nachteil ne Kapitalgesellschaft zu sein, so haben sie sich lieber der Masse angeschlossen, mal schauen wo es hinführt
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Andre Peschke
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Andre Peschke »

Crenshaw hat geschrieben: 10. Mär 2024, 19:25 naja, sehe ich anders, Sony geht nur den bequemen Weg, sie könnten genauso gut sagen, wir entlassen keinen, weil uns das in der Zukunft mehr nutzt, aber das muss man mehr erklären und um Verständnis werben bei den Anteilseigner, ist halt manchmal von Nachteil ne Kapitalgesellschaft zu sein, so haben sie sich lieber der Masse angeschlossen, mal schauen wo es hinführt
Jo, sollte jetzt auch nicht bedeuten, das Sony deswegen völlig entschuldet ist, sondern es ging ja darum, warum Ich die Einordnung wichtig finde und nicht einfach nur sagen würde: böses Sony. Vor allem im Kontext dieses konkreten Podcasts, denn es ging ja darum zu erklären, warum diese Entlassungswellen geschehen, so gar da, wo es auf den ersten Blick gut läuft. Ich habe IIRC ja im Podcast auch daran gezweifelt, ob das so smart ist, bei den High-Performance-Studios wie Naughty Dog.

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Leonard Zelig
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Leonard Zelig »

Ich sehe aktuell auch keine allgemeine Krise. Palworld und Helldivers 2 waren beides große Erfolge dieses Jahr. Aber die haben nur 40 Euro gekostet. Für den Preis eines Suicide Squad oder Skull & Bones kann man die sich beide kaufen und mindestens einen Monat Spaß haben. In Zeiten der Inflation sind solche Midprice-Spiele einfach attraktiver als AAA-Vollpreisspiele. Deren Entwicklung wird mit jeder Konsolengeneration teurer. Ich weiß auch nicht, ob der Gamepass der richtige Distributionskanal für solche AAA-Spiele ist. Netflix teilt seine Serien häufig. Warum lässt uns Microsoft nicht die erste Hälfte von Indiana Jones jetzt spielen und Ende des Jahres die zweite Hälfte?

Wie gesagt, um die Branche allgemein mache ich mir keine Sorgen, aber AAA-Spiele könnten in Zukunft seltener werden weil sie einfach ein zu hohes Risiko sind.

Beim Thema Shareholder Value musste ich direkt an die aktuelle Folge von Last Week Tonight denken:
https://youtu.be/Q8oCilY4szc?si=Bjk_xYh-v_ZlLS49
Zuletzt geändert von Leonard Zelig am 10. Mär 2024, 21:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Voigt
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Voigt »

Was mir nich ganz klar war in der Folge, als ich über Chef von Sony und 4% Marge geredet habt. Ging es da um Sony Entertainment oder Gesamt-Sony? Ist ja ein gewaltiger Unterschied.
Ingoknito
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Ingoknito »

Andre Peschke hat geschrieben: 10. Mär 2024, 20:38
Crenshaw hat geschrieben: 10. Mär 2024, 19:25 naja, sehe ich anders, Sony geht nur den bequemen Weg, sie könnten genauso gut sagen, wir entlassen keinen, weil uns das in der Zukunft mehr nutzt, aber das muss man mehr erklären und um Verständnis werben bei den Anteilseigner, ist halt manchmal von Nachteil ne Kapitalgesellschaft zu sein, so haben sie sich lieber der Masse angeschlossen, mal schauen wo es hinführt
Jo, sollte jetzt auch nicht bedeuten, das Sony deswegen völlig entschuldet ist, sondern es ging ja darum, warum Ich die Einordnung wichtig finde und nicht einfach nur sagen würde: böses Sony. Vor allem im Kontext dieses konkreten Podcasts, denn es ging ja darum zu erklären, warum diese Entlassungswellen geschehen, so gar da, wo es auf den ersten Blick gut läuft. Ich habe IIRC ja im Podcast auch daran gezweifelt, ob das so smart ist, bei den High-Performance-Studios wie Naughty Dog.

Andre
Die Aussage Sony entlasse seine Mitarbeiter, weil man fehlende Entlassungen Anteilseignern erklären müsste, ist geradezu karikaturhaft böse. Das ist dermaßen überzeichnet und klischeehaft dass man es vor ein paar Jahren nicht mit der Realität in Verbindung gebracht hätte. Unabhängig davon ob das nun stimmt oder nicht, ist diese Normalisierung davon irgendwie erschreckend. Ich glaube übrigens nicht daran, dass die Sony-Entscheider wirklich denken, dass ihnen die Entlassungen in Zukunft schaden werden oder dass Bequemlichkeit der Grund war. Der Unterschied bei dem was Anteilseignern und die leitenden Personen bei Sony wollen und denken, wird auch nicht allzu groß sein. Wirklich langfristig denkt da keiner, zumal viele ranghohe Mitarbeiter sicherlich ebenfalls Aktienanteile des Unternehmens halten oder andersweitig damit verbundene Boni bekommen.
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MrWayne
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von MrWayne »

Stew_TM hat geschrieben: 10. Mär 2024, 19:22 Eine naheliegende Alternative, die nicht gleich das ganze Wirtschaftssystem in Frage stellen würde, könnte natürlich sein: Geh nicht an die Börse und werde Kapitalist sondern bleibe Unternehmer, aber na klar, wenn es Sony nicht macht, macht es halt jemand anders...
Dann müsste man aber auch die Nachteile der Alternativen betrachten. So sehr man über die Shareholder Value schimpft, ohne das initiale Kapital der Aktionär wären die Leute die jetzt entlassen wurden vielleicht gar nicht erst eingestellt worden. Andere Unternehmensformen expandieren langsamer als AGs und es kommt daher auch seltener vor dass sie wieder Leute ausstellen müssen, würde jetzt aber nicht sagen dass das inhärent besser ist.
Allgemein sind ja auch alle Unternehmen, selbst Genossenschaften, an hohen Gewinnmargen interessiert.
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Stew_TM
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Stew_TM »

Gut möglich - zumindest in einer Welt, in der dann andere Aktiengesellschaften die vakante Position an der Börse übernommen hätten. Das muss ebenfalls berücksichtigt werden. Die Diskussion welches "Wachstums-Modell" nun besser ist, wird natürlich stets eine Überzeugungsfrage bleiben, da letztendlich auch die Zeitskala der Betrachtung entscheidend ist. Ich würde behaupten: Ein Modell welches per Definition keine soziale oder ökologische Verantwortung als solche kennt wird immer das inhärent schlechtere sein, aber that's just me. Soweit muss man gar nicht gehen - man könnte vieles schon dadurch lösen, in dem man dem "Shareholder Value" nicht entgegen jeglicher Gerechtigkeits- und Moralvorstellungen alles unterordnet.
Ingoknito
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Ingoknito »

Die Videospielbranche ist einer der Branchen, für die ich zur Zeit am aller wenigstens Mitleid übrig habe. Dank Corona hat man sich ein außergewöhnlich fettes Polster zugelegt. Das Ende der Pandemie und die damit einhergehende Anpasssung musste jedem klar sein, da gibt es keine Ausreden. Die meisten Unternehmen machen immer noch ordentlichen Gewinn, unabhängig von irgendwelchen Shareholdern.
Weiß auch gar nicht ob es so sinnvoll ist immer von der allgemeinen "Industrie" zu sprechen, als würden alle im selben Boot sitzen. Es gibt eine Krise, aber keine wirtschaftliche, sondern eine von der einzig die Mitarbeiter betroffen sind. Das wird in naher Zukunft mit dem Thema AI noch extremer werden...
ZiggyStardust
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von ZiggyStardust »

Das Mitleid bezieht sich auf die Entlassenen und nicht die Branche selber. Es gab ein paar Coronaboom Spiele wie Animal Crossing, aber es hat sicher nicht jede Spielefirma profitiert. Ich bin noch im März 2020 entlassen worden und da hatte ich andere Sorgen als Geld für Computerspiele auszugeben. Und so ging es sicher vielen. Die Corona-Toten und Long Covid Betroffenen haben auch keine Spiele mehr gekauft. Ohne den Krieg in der Ukraine wäre die Anpassung wahrscheinlich nicht notwendig geworden und der war ja nicht wirklich vorhersehbar für die Spielefirmen.
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Symm
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Symm »

Ingoknito hat geschrieben: 10. Mär 2024, 22:26 Die Videospielbranche ist einer der Branchen, für die ich zur Zeit am aller wenigstens Mitleid übrig habe. Dank Corona hat man sich ein außergewöhnlich fettes Polster zugelegt. Das Ende der Pandemie und die damit einhergehende Anpassung musste jedem klar sein, da gibt es keine Ausreden. Die meisten Unternehmen machen immer noch ordentlichen Gewinn, unabhängig von irgendwelchen Shareholdern.
Ich arbeite im Bereich Pharma und auch meine Firma hat durch die Pandemie gut Geld verdient. Jetzt wo diese Gewinne einbrechen, wird auch hier der Sparkurs angelegt. Gott sei Dank nicht bei den Mitarbeitern, aber es heißt dann auch "Ja, wir haben jetzt halt mal weniger verdient als im Vorjahr, also kein 2 stellige Gewinnsteigerung, sondern "nur" einstellig.
Daraus resultiert z.B. das ich dieses Jahr als High Performer weniger Geld beim Bonus habe, als letztes Jahr bei dem ich (zzgm. Zwangs-)Low Performer war. (Gießkannenprinzip).
Ich will mich am nicht beschweren. Aber trotzdem ist es irgendwie komisch, wenn man genau weiß, dass durch die Pandemie ungeplant mehr in der Kasse ist, nach der Pandemie zu sagen "wir haben Gewinneinbruch". Dieser Einbruch ist immer noch eine sehr passable Steigung zu den Vor-Pandemie Gewinnen. Aber das Fazit war am Ende trotzdem: "2023 war ein schlechteres Jahr. Wir müssen Sparen. Es gibt jetzt mal keine Firmenevents 2023 und 2024".
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Decius
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Decius »

Man muss die Entlassungen auch in Relation sehen - ja, 18.000 in 2 Jahren sind schon viel - aber alleine die Baubranche in Deutschland werden dieses Jahr aufgrund des Baurückganges wegen der hohen Zinsen und Kosten laut Prognosen über 10.000 Leute entlassen werden. In einem Land, nicht global. Was aber wiederum im Zusammenhang gesehen werden muss - 2008 haben in der Branche 700.000 Leute gearbeitet, jetzt sind es 928.000. Es ist also wie in der Spielebranche eine vergleichsweise kleine Korrektur nach 15 Jahren des reinen Wachstums.
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