Wertschätzung: Virginia

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Andre Peschke
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von Andre Peschke »

Marius hat geschrieben:Ich glaube da fehlt noch der Download-Button oder hab ich was übersehen?
Fixed.
one_of_one
Beiträge: 46
Registriert: 5. Aug 2016, 14:40

Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von one_of_one »

Für mich war Virginia eine der schönsten Spielerfahrungen der letzten Jahre. Vor allem die Art und Weise, wie die Geschichte völlig ohne Worte erzählt wird und wie gut das für mich funktioniert hat, ist beeindruckend (die Mimik empfand ich auch als sehr stimmig und hatte da keine Situationen, in denen ich nicht wusste, was mir das Spiel gerade vermitteln will). So einen gelungenen Einsatz von Schnitten und Musik hab ich in der Form auch noch nie erlebt. Rein stilistisch und handwerklich für mich ein Meisterwerk.

Dass es inhaltlich alles etwas sehr abgedreht und in (zu) viele Richtungen interpretierbar ist, gefällt sicher nicht jedem, hatte ich aber vorher schon erwartet. Ich habe kein Problem damit, dass auch vieles offen gelassen wird und so jeder im Grunde seine eigene Geschichte erlebt. Es fühlt sich in großen Teilen wie ein spielbarer wirrer Traum an, bei dem man am Ende auch nie weiß, was er nun zu bedeuten hat - oder ob er überhaupt eine Bedeutung hat. So, wie ich es erlebt habe, kommt für mich eigentlich eine recht gut nachvollziehbare und stimmige Story heraus. Bin allerdings auch niemand, der jedes auftauchende Symbol von allen Seiten betrachten und alles bis ins kleinste Detail aufschlüsseln muss, um Spaß daran zu haben.
QuaggleJack
Beiträge: 4
Registriert: 7. Mär 2017, 09:50

Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von QuaggleJack »

Wenn ich in diesem Thread die Posts lese, fällt das Gesamturteil doch besser aus, als ich dachte. :o

Dann begebe ich mich mal quasi in die Höhle des Löwen 8-) , und bekenne mich zu der Partei von Spielern, denen Virginia nicht gefallen hat.
Ich stimme Jochen zu, dass dies nun zwei Stunden meines Lebens waren, die ich nicht mehr wiederbekomme. Am Ende steh ich vor den Credits mit einem goldenen Schulterzucken und denke mir: Ok, endlich ist der Wahnsinn vorbei. :x

Ich finde, dass man bei "Virginia" kaum noch von ein Spiel reden kann, da die Interaktionsmöglichkeit hier auf ein Minimum beschränkt ist. Eher ist es wie ein Film, wo ich ab und an eine Taste drücke, um in das nächste Kapitel zu kommen.
Quasi wie bei meiner Amazon-Prime-App, wo ich beim enden einer Episode auf "X" drücke um die nächste zu sehen.
Streng genommen sind alle "Walking-Simulatoren" so, aber hier wird einen ja sogar das "Walking" abgenommen durch "Cuts". Also Schnitte wie man sie auf dem Fernsehen kennt.
Dazu kommt dann diese konfuse Geschichte, die für mich vorne und hinten einfach keinen Sinn ergibt. Vielleicht bin ich auch einfach schwer von Verstand, was ich nicht hoffe :think: , aber ab und an dachte ich, ich habe verstanden worum es geht und welche Geschichte mir hier erzählt werden soll, und mit dem Abschließen der Szene, war das wieder komplett irrelevant.

Ich habe vollstes Verständnis für Spieler die sagen, dass das Spiel super sei, und dass man es doch so, oder so, oder so interpretieren kann. Genau das ist dann die Zielgruppe, die "Virginia" anspricht.
Da ich jedoch nicht zu dieser Zielgruppe gehöre, will ich nicht sagen dass das Spiel schlecht ist. Nein, es ist nur für Spieler wie mich ungeeignet.
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BummsGeordy
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von BummsGeordy »

ich bin bei dieser Wertschätzung etwas zwiegespalten: häufig stimme ich mit euren Meinungen und Spieleindrücken überein - hier allerdings nicht. Hätte ich Virginia nicht zuvor schon gespielt, hätte ich es nach dieser Wertschätzung nicht angefasst, was für MICH leider ein großer Verlust gewesen wäre. Ich sehe es auch so, dass es keine/kaum Interaktionsmöglichkeiten gibt und auch die diffuse Story mit der prätentiösen Symbolik nicht jedem gefällt, allerdings fand ich die entstandene Atmosphäre absolut großartig.

Das Spiel fühlte sich wie ein eigene Welt an mit dem wahnsinnig guten Soundtrack (der leider keine Erwähnung fand - wie kann das sein?) und der "innovativen" Schnitttechnik durch die die Geschichte erzählt wird. Allein durch dieses Bauchgefühl dass sich durch Musik, Grafik und symbolische Geschichte entwickelte war mir sehr viel wert. Ich konnte diesem Spiel mehr abgewinnen als allen Borderlands, Call of Dutys,.. der Welt.

dennoch konnte ich alle Argumente die während der Wertschätzung vorgetragen wurden aus rationaler Sicht folgen. Das Spiel wird nicht jedem gefallen und so viel geben wie mir.
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olipool
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von olipool »

Jetzt habe ich es auch mal nachgeholt und kann sehr gut verstehen, warum man damit nichts anfangen kann.
Ich persönlich empfand es als grandiosen Mindfuck, wobei die Verwirrung nicht ganz so drastische Züge annimmt, wie in einem Lost Highway beispielsweise. Es ist sehr viel Interpretationsspielraum da, aber immerhin kann man sich eine persönliche Variante ausmalen. Emotional auf jeden Fall.
Eine ganz tolle Atmosphäre dank der fehlenden Sprache, der super Musik und den Schnitten. Eine super Komposition der Elemente.

Der Vergleich mit einem Film, in dem man ab und an weiterklickt, trifft es nicht ganz, denn immerhin vollzieht man durch die Klicks, so entscheidungsarm sie auch sein mögen, eine aktive Handlung. Man selbst als Hauptfigur. Und so kann schon das Gefühl von Schuld entstehen, wenn man jemanden ausliefert etc.

Mich wird das Spiel auf jeden Fall noch eine Weile begleiten und sicher noch einmal von mir durchgespielt werden.
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olipool
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von olipool »

Nachdem ich jetzt die Wertschätzung noch mal gehört habe, habe ich noch zwei Ergänzungen.

1. wenn ein Autor eine ganze klare Aussage treffen möchte, warum sollte er sich dann überhaupt Interpretationspielraum lassen? Zensur wäre ein Grund, Interpretationsspaß ein anderer, aber wenn mir wichtig ist, zu sagen: sexueller Mißbrauch ist schlecht! Dann kann ich doch ebenso einen klaren Essay in einer großen Tageszeitung verfassen. Sobald ich Interpretationspielraum zulasse, riskiere ich doch automatisch, dass Leser/Spieler meine mir so wichtige Aussage nicht verstehen.

2. könnte man Virginia nicht wie ein Klavier begreifen? Wenn es so viele Interpretationen draußen gibt und wenn man alles interpretieren kann, wieso ist es dann bedeutungslos? Kann es nicht vielmehr als eine Art Werkzeug gesehen werden, die Interpretation möglich macht? Auf einem Klavier kann ich von Tonleitern bis zu Beethoven auch alles spielen (also nicht ich persönlich) und nichts davon ist falsch und das Klavier ist damit auch nicht irrelevant. Es geht dabei einfach nicht primär ums Klavier. Und bei Virginia geht's auch nicht primär um das Spiel, sondern was man persönlich damit anstellt. Es ist wie ein Hammer. Der eine schlägt damit Nägel rein und der andere Köpfe (woebi eins davon nicht ok ist). Virginia ist damit sozusagen ein Hammerklavier (wo wir wieder bei Beethoven wären).
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Fährmann
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von Fährmann »

Ich gehöre zu den Leuten, die komplett mit der Wertschätzung einig sind. Ich bin ein großer Lynch-Fan und war am Ende des Spiels vollkommen frustriert. Sobald jemand in meinem Freundeskreis Virginia erwähnt, lasse ich mich in der Regel zu einem viel zu langen "Sie haben überhaupt nicht kapiert, was Lynch-Filme gut macht" Monolog hinreißen.

Letztlich ist ja auch Abstraktion eine Sache, die in einer Geschichte kein Selbstzweck sein sollte. Wenn ich bei Virginia am Ende in alle Richtungen interpretieren kann, kann ich auch in keine davon interpretieren. Wenn eine Geschichte unfassbar abstrakt ist, sollte es für die Aussage / Handlung / Meta-Ebene wichtig sein, dass sie abstrakt ist. Und Lynch ist typischerweise ein Regisseur, der das sehr gut hinbekommt. Er macht absurd abstrakte Filme und "kommt damit durch".

Bestes Beispiel: Mulholland Drive. Was ja auch erstmal ein Puzzle ist, dass du dechiffrieren musst. Aber die Abstraktion ist kein Selbstzweck: Sie visualisiert das Ringen im Unterbewusstsein der Protagonistin, die gerade ihren furchtbaren Fiebertraum erlebt. Ohne die Abstraktion wäre der Film bedeutend schlechter, weil die Aussage etliche Ebenen verlieren würde. Würde man bei Virginia alles Abstrakte rausnehmen und das Spiel auf die eigentlich zugrundeliegende Handlung reduzieren, würde nichts mehr übrigbleiben.

(Was nicht bedeutet, dass man das Spiel nicht auch wie von Olipool beschrieben spielen und damit Spaß haben kann.)
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Frostkaktus
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von Frostkaktus »

Um nicht in Wiederholungen zu verfallen, schließe ich mich der Virginia-Möger-Fraktion an und ergänze nur noch noch, dass mich das Spiel tatsächlich wesentlich mehr emotional berührt hat als alles andere, was ich in letzter Zeit so gespielt und gesehen habe (also unabhängig vom Medium). Für mich haben Bildsprache, Soundtrack und Storytelling wunderbar harmoniert.
SpoilerShow
Meine beiden Lieblings"momente":
1. Halperin nimmt bevor in die Bar gegangen wird ihren Ehering ab und ich denke in dem Moment noch "boa, ich mag keine Ehebrecher!" und später wacht man bei ihr in der Wohnung auf, kommt runter und sieht das leere Krankenbett. Da dreht sich die erste Einschätzung komplett. (Ihre Wohnung ist eh aufschlussreich. Stichwort: Fotos kontra Poster)
2. Der Moment wenn Halperin die Akte, die man über sie führt entdeckt und dann entäuscht/wütend davon fährt.
Die Mehrdeutigkeit von Symbolen kann meiner Meinung nach übrigens auch bereits eine Aussage enthalten. Immerhin ist das Leben an sich ja auch oft von Mehrdeutigkeiten und Widersprüchen geprägt: von außen und auch in einem selbst.
Und das Chaos sprach zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Ich lächelte und war froh. Und es kam schlimmer.
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olipool
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von olipool »

@Fährmann: mich hat Virginia tatsächlich stark an Mulholland Drive erinnert. Grad, weil es doch eine "klare" Rahmenhandlung gibt mit entsprechend "Beiwerk". Aber ja, Mulholland Drive ist eindeutiger zu entschlüsseln. Virginia hat wie ich finde ein stärkere emotionale Wirkung, bei der man nicht immer die Bedeutung hinterfragen muss.

@Frostkakuts: oh das ist interessant,
SpoilerShow
das leere Bett hatte ich noch anders interpretiert, dass sie ihre Mutter dort gepflegt hatte (siehe auch Treppenlift etc.). Und die wiederum vorher schon mal unehrenhaft aus dem FBI entlassen wurde. Und die ist auch die Frau aus dem Medallion. Ihr Mann hat sie ggf. wegen ihrer Job-Besessenheit verlassen.
Ich habe grad auch noch mal Thirty Flights of Loving ausprobiert/durchgespielt und Virginia hat das Konzept doch noch mal deutlich massenkompatibler gemacht (so komisch das klingt). Aber die Grundidee und die Sprünge sind dort auch deutlich merkbar. Aber dichte Atmosphäre wird dort so gut wie gar nicht erzeugt für mich.
Freitag
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von Freitag »

Bei 99 Cent und zwei Stunden Länge habe ich es mir auch gekauft. Ersteindruck nach einer halben Stunde: 30 Fps, schwarze horizontale Balken, geringes FOV und extreme Bewegungsunschärfe in Kombination mit einer merkwürdigen Kameraführung sorgen bei mir statt cineastischem Feeling doch eher für Motion Sickness. Also soweit möglich alles umgestellt und es geht einigermaßen.
Geht das nur mir so? Fühlt sich an, als haben die Entwickler die Eigenheiten des Mediums Videospiel gegenüber dem Film nicht ganz begriffen. Achja, ich kann das Hauptmenü mit Esc öffnen, aber nicht schließen :roll:

Ansonsten wirkt es grafisch aber stimmig, bin gespannt, was mich noch erwartet.
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Wudan
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von Wudan »

Freitag hat geschrieben:(..)sorgen bei mir statt cineastischem Feeling doch eher für Motion Sickness. Also soweit möglich alles umgestellt und es geht einigermaßen. Geht das nur mir so?
Nein. Ein Freund von mir ist sehr anfällig für Motion Sickness in Spielen und dem ist Virginia auch überhaupt nicht gut bekommen. Er konnte es dann auch nicht fertig spielen und hat sich den Rest auf YT angeschaut. Da haben die Entwickler wohl einen empfindlichen Punkt getroffen^^

Interessant dass der Sale dafür sorgt dass das Spiel nochmal so hochgeschwemmt wird. Ich hatte das schon vor längerem gespielt und muss mich insgesamt auch Jochen anschliessen. Obwohl ich für solche Spiele (sprich Walking Sims) sehr empfänglich bin, konnte ich mit Virginia leider auch überhaupt nichts anfangen und es hat mich einfach nur schulterzuckend zurück gelassen. Allein der Grafikstil war mir schon ein Graus. Das einzige was ich positiv hervorheben könnte war die musikalische Untermalung die ich recht gut gelungen fand. Allerdings konnte ich auch mit Twin Peaks nichts anfangen :D
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olipool
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von olipool »

Ja mir ist auch aufgefallen, dass die Kamera nach Drehungen immer noch mal "schwankend" zum Stillstand kommt bzw. dann weiter vor sich hin "atmet".
Ich hab dank des Sales das Spiel schon ein mal verschenkt und zwei mal zum Kauf empfohlen, hab einfach ne zu große Freundesliste :D

Apropos Twin Peaks, die Szene in der Bar mit der Band und der Sängerin ist ja 1:1 aus Twin Peaks, inkl. der Anlehnung an die Musik.
Freitag
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von Freitag »

So, hab's beendet. Der Grafikstil gefällt mir, dafür war es mir zu oft zu still, hätte mir mehr Musikuntermalung gewünscht. Am Ende bleibt auch bei mir nicht mehr als ein Schulterzucken. Habe mich dann leider auch irgendwann gelangweilt. Für mich hätte es eine gute halbe Stunde kürzer und im Medium Film zuhause sein können.
Und auch wenn es ziemlich hart klingt und dem Entwickler gegenüber unfair ist: 0,99€ war für mich deutlich angemesser als der Originalpreis von 9,99€.
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olipool
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von olipool »

Da habe ich jetzt mal eine Nachfrage, weil du meinst, das Medium Film würde genauso funktionieren.
Ich habe da eine Szene im Kopf
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wenn man im Auto sitzt und das Observatotium beobachtet, da liest man die Akte der Kollegin und diese kommt zum Auto zurück mit Sandwiches und Kaffee. Ich habe da so einen Anflug von Schuldgefühl und Verrat gefühlt. War das bei dir nicht so? Im Film wäre das bei mir definitiv nicht passiert.
Freitag
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von Freitag »

olipool hat geschrieben:Da habe ich jetzt mal eine Nachfrage, weil du meinst, das Medium Film würde genauso funktionieren.
Ich habe da eine Szene im Kopf
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wenn man im Auto sitzt und das Observatotium beobachtet, da liest man die Akte der Kollegin und diese kommt zum Auto zurück mit Sandwiches und Kaffee. Ich habe da so einen Anflug von Schuldgefühl und Verrat gefühlt. War das bei dir nicht so? Im Film wäre das bei mir definitiv nicht passiert.
An der konkreten Stelle hast du sicherlich recht. Dennoch denke ich, dass Film das passendere Medium wäre. Warum? Allein visuell haben die Entwickler eine Menge versucht, um den Eindruck eines Films zu erreichen: die dicken schwarzen, horizontalen Balken, die Vorgabe von 30 FPS (das Argument zweifel ich übrigens ganz stark an!), die Bewegungsunschärfe, die Kameraglättung etc. Das Vorbild ist also klar definiert.
Allerdings - für mich - waren die Interaktionen in den allermeisten Fällen überflüssig und unnötig. Es gibt keine Gameplaysysteme und selbst entdecken kann ich kaum etwas. Ich habe nichts gegen "Walking Simulatoren", nur setzen es viele andere besser um. Hier habe ich Cutscenes und drücke ab und an die linke Maustaste, um die nächste einzuleiten.
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olipool
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Re: Wertschätzung: Virginia

Beitrag von olipool »

Man darf als Interaktionsmittel aber nicht das Bewegen der Spielfigur vergessen. Ja, man erreicht dadurch keinen Einfluss auf das Spiel, außer, dass man das Tempo der Geschichte vorgeben kann, aber das Spiel übt damit Einfluss auf den Spieler aus. Die Identifikation mit dem Avatar ist dadurch gleich viel größer. Zudem macht es glaube ich psychologisch auch einen Unterschied, ob ein Film mir ein Krankenbett zeigt, oder ob ich mich als Spieler entschließe, eine Tür zu öffnen und das Bett zu sehen. Dadurch wird es MEINE Entdeckung und meine persönliche Erfahrung. Das Konzept kann sicherlich noch viel weiter ausgebaut werden, aber sich dem Medium aus der Richtung anzunähern, ist ein ganz toller Verdienst von Virginia (und natürlich auch Thirty Flights of Loving).
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