Das Spiel wurde von damaliger Presse als durchschnittlicher Covershooter aufgenommen, und bisher auch weder von journalistischer als auch von Spieler-Seite rehabilitiert. Dabei ist es in meinen Augen das erste Spec Ops: The Line:
- Man spielt einen Antihelden, von dem man sich im Laufe des Spiels distanzieren soll. Kane & Lynch agieren (im Sinne des Spielers) wie typische Videospielfiguren und schießen prinzipiell auf alles, was sich bewegt. Dabei bringen sie eigenständig einen Konflikt in eine eigentlich friedliche Umgebung, der sie letztendlich selbst aufzehrt. Sie haben aber nicht die Reflektionsfähigkeit, ihre eigene Schuld zu erkennen und fliehen in ein halboffenes Ende.
- Der Grafikstil mit der "Youtube-Optik", also starker Handkamera und gepixelten Gewaltszenen, ist sensationell und etwas absolut einzigartiges in der Spielelandschaft. Er trägt außerdem zu dem oben geschilderten Meta-Thema bei, das die Gewaltlust des Spielers entlarven will.
- Entgegen der damaligen journalistischen Meinung halte ich das Gameplay für sehr gelungen. Wo der Standard Covershooter mit Laufen, Gehen und in Deckung bleiben nur drei Bewegungsmodi kennt, kennt Kane & Lynch 2 mit dem geduckten Schleichen mit angezogener Waffe noch einen vierten. Wenn man diesen nicht benutzt, ist die Spielmechanik ausgesprochen träge und erbarmungslos. Mit ihm spielt sich das Spiel aber sehr dynamisch. Es ist quasi ein Covershooter, der möchte, dass der Spieler so selten wie möglich hinter Deckungen verschwindet, so wie es vermutlich auch der Mentalität der Protagonisten entspricht.
- Der Multiplayer ist ebenfalls seiner Zeit weit voraus gewesen und wäre heutzutage gefundenes Youtuber-Fressen.
Dementsprechend: Korrigiert doch bitte die Fehler vergangener Spielejournalisten und rehabilitiert das Spiel als den Klassiker, der es ist.
