Eine Woche Playstation VR - Erfahrungsbericht
Verfasst: 31. Dez 2017, 15:01
Hallo Leute,
ich bin seit neuestem in der glücklichen Lage, eine Playstation VR zu besitzen und möchte die Gelegenheit nutzen, mal nach einer Woche Nutzungszeit meinen Eindruck zu beschreiben.
Einstieg
Ich benutze das VR Headset zusammen mit einer gewöhnlichen Playstation 4, ich habe also keine PS 4 Pro. Je nach Spiel nutze ich den Dualshock-Controller oder die Playstation Move Controller. Abseits von der PSVR habe ich keinerlei Erfahrungen mit VR Headsets gesammelt, ich hatte noch nie zuvor eines auf dem Kopf und kann daher auch keinen Vergleich zur Oculus Rift oder HTC Vive ziehen. In dem Wissen, dass die PSVR die "kleinste" der aktuellen VR Lösungen für Spieler ist, war ich im Vorfeld auch ein wenig skeptisch, ob das denn alles so klappt, oder ob die PSVR lediglich ein fauler Kompromiss ist.
Nachdem ich mir das Headset zum ersten mal aufgesetzt und Skyrim VR gestartet hatte, war ich auf der Stelle positiv überrascht: Das Headtrackig funktioniert extrem präzise und völlig verzögerungsfrei. Innerhalb weniger Sekunden hat die PSVR hier meine Sorgen ausgeräumt. Wer, wie ich, beim Headtracking die Vorstellung hatte, dass das bezüglich der Präzision irgendwie vergleichbar wäre mit Bewegungscontrollern der Wii oder ähnlichem, der wird schnell eines besseren belehrt: Wenn du den Kopf drehtst, drehst du den Kopf. In der Hinsicht ist kein Unterschied feststellbar zwischen Realität und VR. Dieses Erlebnis alleine ist beeindruckend.
Die nächste Erkenntnis unter der Brille: Wow. Alles groß, alles plastisch. Ich glaube, ich habe beständig nur "Ach du Scheiße..." gemurmelt, als ich mit der Kutsche gen Helgen gefahren bin. Auch meine Verwandschaft, Freundin, Bruder, Mutter, Cousine und Oma mussten unter die Brille und alle waren fasziniert. Gut, meine Mutter wäre fast von der Couch gesprungen, als sie sich umdrehte und dort noch jemand neben ihr auf der Kutsche saß.... und meine Oma hat mich am meisten beeindruckt: Die hat nämlich, ganz schön cool für ihr Alter, beständig gelacht und versucht, die NPCs anzufassen und an den Haaren zu ziehen. Insofern war der Erstkontakt mit der Technologie wirklich ziemlich positiv.
Der Elefant im Raum ist natürlich die Simulator Sickness. Es scheint, als hätte ich das Glück, relativ resistent zu sein. (Das überrascht mich selbst eigentlich am allermeisten, so oft, wie ich meinen Eltern als Kind ins Auto gekotzt habe....). Aber auch ich benötigte einige Tage, um mich wirklich daran zu gewöhnen. Die ersten paar Sessions endeten mit einem Gefühl, dass ich am ehesten beschreiben würde als "Am nächsten Morgen aufgewacht und noch immer nicht ganz nüchtern". Was tatsächlich enorm hilft zur Eingewöhnung sind die berühmten 30° Drehungen, anstelle eines "flüssigen" Umschauens, wie man es aus herkömmlichen Spielen gewohnt ist. Mittlerweile bin ich aber z.B. in der Lage, selbst ein sehr schnelles Spiel wie Doom VFR ohne Hilfen, mit flüssigen Drehungen und mit Zwei-Stick-Steuerung wie einen gewöhnlichen Egoshooter zu spielen. Ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit ist meine Beobachtung also: Man kann sich dran gewöhnen, Simulator Sickness ist keine unlösbare Hürde.
Allerdings muss selbstverständlich auch noch ein "Aber" kommen: Aber ich bin leider trotzdem insgesamt nicht ganz so begeistert, wie ich es mir im Vorfeld ausgemalt hatte, als ich noch von der eigenen VR Brille träumte. Das hat mehrere Gründe, manche persönlich, manche technisch und sie alle hängen mit der verfügbaren Software zusammen.
Denn so blöd das klingen mag für eine Technik wie VR, mir fehlt bislang das Kribbeln im Bauch, die echte Begeisterung, die mich immer wieder vor die Konsole treibt. Dieses Kribbeln, dass einen schon im Auto packt, auf dem Heimweg, wenn man denkt "Geil, gleich zuhause und dann will ich sofort weiter spielen". Ein Gedanke, der mir während des Spielens von Skyrim gekommen ist, war tatsächlich: "VR macht das Spiel nicht besser". Und dann zog ich die Parallele "3D macht auch Filme nicht besser". Aber stimmt das wirklich?
Skyrim VR
Hier gibt es zwei Dinge zu beachten. Erstens: Man merkt, ob ein Spiel orginär für VR konzipiert wurde oder nicht. Und zum anderen: Ich habe Skyrim langsam echt satt. Ich habe es damals zum Release auf dem PC gespielt und regelmäßig wieder ausgepackt, ich habe es letztes Jahr nochmal in der überarbeiteten Fassung für die PS4 gekauft und auch nochmal ein paar duzend Stunden gespielt. Auch mit VR ist Skyrim weiterhin Skyrim. Es kann mich nicht mehr überraschen und VR ändert daran nichts. Sogar im Gegenteil: Bethesda musste offensichtlich extreme Kompromisse eingehen, um Skyrim auf der PSVR zum laufen zu bekommen, es ist nämlich grottenhässlich. Dungeons sind noch ganz okay, die Kämpfe gegen die sehr plastischen Draugr tatsächlich sehr cool, gerade auch mit Begleitern wie Lydia. Aber in der Oberwelt ist es wirklich grauenvoll und es macht es einem sehr schwer, sich in dieser Welt zu verlieren. Man merkt auch, das die Creationengine nie für VR gedacht war, denn die Auflösung ist katastrophal: Jenseits eines Radius von vielleicht 15m nimmt die Detailfülle so radikal ab, dass sich dort kaum mehr als unidentifizierbare Matsche befindet: Gesichter sind nicht zu erkennen, es gibt ständig Pop-Ups, die Vegetation ist auf ein Minimum zurückgefahren.
Doom VFR
Deutlich besser ist da schon Doom VFR. Das basiert technisch auf Doom von 2016, erzählt aber eine eigene Geschichte in eigenen Leveln. Natürlich hat es Doom erstmal leichter als Skyrim, denn es findet insbesondere in engen Gängen und Räumen statt. Entsprechend sieht Doom auch um Welten besser aus als Skyrim. Und auch Doom VFR beeindruckt von der ersten Sekunde an mit seinen Dimensionen. Man startet in einem Aufzug und es sieht einfach richtig aus. Der Raum ist groß genug, man hat das Gefühl, in diesem Raum zu stehen, die Wände anfassen zu können. Die Waffen sind unfassbar plastisch. Der zweite Schussmodus der Schrottflinte besteht aus drei sehr schnellen Schüssen. Lädt man diesen Modus auf, leuchten in kurzer Abfolge drei kleine, orangene Lämpchen am Lauf auf - und auch das sieht einfach wieder richtig aus. Man würde es am liebsten anfassen, über die LEDs streichen, sie mit den Fingern einzeln verdecken.
Bzgl. des Gameplays gibt es keine wirklich wesentlichen Unterschiede zum gewöhnlichen Doom und das ist positiv gemeint. Es handelt sich hier nicht um einen für VR heruntergedummten Shooter, sondern durchaus um ein Spiel, dass dem Geist von Doom treu bleibt. Es ist rasend schnell, Dämonen kommen aus allen RIchtungen, man dreht sich ständig um die eigene Achse, weicht nach links, rechts und oben aus oder springt auf höhere Ebenen. Vorausgesetzt, man ist in der Lage, es auf diese Art zu spielen. Es gibt auch die Optionen, sich lediglich in 30 Grad Schritten zu bewegen, sich lediglich wie in einem Dungeon Crawler der alten Schule Schrittweise zu bewegen oder gar komplett auf Teleportation zu setzen. Das ist dann magenschonender, nur von dem ultraschnellen Shooter bleibt natürlich nicht mehr soviel über. Aber prinzipiell lautet die Erkenntnis hier: Auch herkömmliche Spielkonzepte funktionieren in VR.
Leider gibt es auch an Doom VFR Kritikpunkte. Es gibt ein Upgradesystem mit neun Slots für Upgrades. Und nach dem ersten Level hat man drei dieser Upgrades gefunden. Man kann sich also nach zehn Minuten ausrechnen, dass Doom VFR wirklich kein langes Erlebnis bieten wird. Es vergällt mit persönlich immer den Spaß, wenn ich die Ziellinie schon sehen kann. Gleichzeitig leidet auch Doom trotz der neuen Level ebenfalls daran, dass es einen als Kenner der Hauptteils einfach nicht mehr überraschen kann. Gegner, Waffen und Umgebungen sind die selben wie zuvor. Es ist cool, das in VR zu erleben, aber es bleibt das Gefühl zurück, trotz VR nicht wirklich etwas neues zu erleben. In Kombination mit der absehbar kurzen Spielzeit sorgt auch Doom trotz Spaß und guter Technik für etwas Ernüchterung. VR fühlt sich hier immer noch nicht revolutionär an. Cool, aber nicht revolutionär.
Until Dawn: Rush of Blood
Rush of Blood ist das erste "echte" VR Spiel, dass ich ausprobieren konnte und man merkt den Unterschied. Dieses Spiel habe ich KOMPLETT unterschätzt, denn Rush of Blood ist richtig cool. Man sitzt in der Gondel einer Geisterbahn und alles stimmt: Die Grafik, die Größenverhältnisse, das Körpergefühl des auf der Couch sitzenden "echten" Körpers und des virtuellen Abbildes in der Gondel der Geisterbahn. Das geht soweit, dass man sich einbildet, in Kurven Fliehkräfte zu spüren oder ein leichtes ziehen der Schwerkraft, wenn man auf- und abfährt. Absolut beeindruckend. Und ausserdem recht magenfreundlich, dass kann man meiner Ansicht nach auch Anfängern empfehlen. Hier zeigte VR zum ersten mal seine Stärken, das Gefühl von Präsenz in der Spielwelt war deutlich stärker als bei Skyrim oder auch bei Doom.
Spielerisch ist ROB ein klassischer Railshooter: Auf seiner Couch sitzend fährt man durch allerlei unheimliche Settings und knallt mittels Move Controllern Gegner ab, die einem ans Leder wollen. Und auch hier überzeugt das Spiel, denn auch die verzögerungsfreie Bewegungssteuerung der Waffen (unabhängig für rechte und linke Hand) ist wirklich gelungen. Selbst das drehen der Waffe um die eigene Achse wird einwandfrei getrackt und angezeigt.
Und auch wenn "Railshooter" auf dem Papier nicht spannend klingt, ist ROB imho ein Must-Have für erste Ausflüge in die virtuelle Realität. Aktuell gibt es den Titel noch gratis für PS Plus Kunden, wenn ich richtig informiert bin.
Rigs
Genau wie bei Rush of Blood ist Rigs konsequent auf VR ausgelegt und genau wie bei ROB merkt man das dem Spiel auch an. Man steuert einen Kampfrobotor und tritt in Sportarenen in 3-vs-3 Matches gegen gegnerische Teams in verschiedenen Spielmodi an.
Und auch hier lässt VR wieder seine Muskeln spielen, denn es fängt den Flair einer gewaltigen Sci-Fi Sportarena ein wie ich es nie zuvor erlebt habe. Die Kampfroboter und Areale fühlen sich gewaltig an, man weicht in alle Richtungen aus, macht gewaltige Sprünge schaut sich unabhängig von der Bewegungsrichtung im Cockpit um und wird bei Verlust des Roboters mit einem Schleudersitz in die Luft katapultiert und betrachtet plötzlich das Geschehen, die Zuschauerränge und auch die Umgebung um das Stadion unter sich aus der Vogelperspektive. Auch hier lassen sich wieder diverse Hilfen zuschalten, es gibt Schwarzblenden beim Schleudersitz oder auch eine Sichtfeldverengung bei schnellen Bewegungen, insgesamt habe ich aber auch Rigs wegen der festen Fixpunkte des Cockpits als sehr einsteigerfreundlich wahrgenommen, trotz sehr hoher Geschwindigkeit und freier Bewegung in alle Richtungen.
Auch Rigs habe ich irgendwann mal gratis über PS Plus erhalten.
Bound
Kommen wir zum dritten PS Plus Titel. Bounds ist eher eine Art Kunstprojekt. Zum Gameplay will ich gar nicht soviele Worte verlieren, interessant ist hier ein anderer Aspekt: Bound ist das einzige der hier genannten Spiele, dass nicht aus einer Ego-Perspektive gespielt wird, sondern in einer Third-Person Ansicht. Es gibt auch hier wieder verschiedene Kameraoptionen, von der flüssigen Verfolgerperspektive bis hin zu festen Kamerapositionen, die man manuell und instantan umschalten kann. Und für alle (so wie ich), die sich nicht so richtig vorstellen können, ob VR denn auch funktioniert, wenn man NICHT in der Egoperspektive spielt: Ja, es funktioniert. Man ist trotzdem in dieser Welt, die Größenverhältnisse beeindrucken trotzdem. Man fühlt sich dann eher wie ein Zuschauer oder ein Begleiter der Spielfigur, aber dem Gefühl, sich durch eine fremde Welt zu bewegen, schadet das nicht.
Fazit
VR lässt mich momentan etwas zwiegespalten zurück. Zum einen ist da die Technologie, die Hardware, und die ist wirklich beeindruckend. Ja, Spiele gewinnen etwas dadurch, dass man die Brille trägt. Man ist näher dran, alles hat die richtige Größe, alles wirkt plastischer, natürlicher.
Auf der anderen Seite schwächelt VR und mein Erstkontakt mit der Technik noch an erhältlichen Software. Bekannte Spiele wie Skyrim werden auch mit VR nicht plötzlich eine völlig neue Erfahrung. Doom ist cool, aber Doom ist zu kurz und für Kenner des Hauptteils ebenfalls nicht wirklich was neues. Aber als reine Machbarkeitsstudie für schnelles Shootergameplay in VR ist es ein Statement: Es funktioniert richtig gut. Rush of Blood ist mein absolutes Highlight, aber seien wir mal ehrlich: Ein Geisterbahn-Railshooter ist eigentlich nicht das, was man sich gemeinhin vorstellt, wenn man von der virtuellen Realität träumt. Auch wenn es eine wirklich beeindruckende Erfahrung ist: Ich fiebere nicht Mittags schon darauf zu, wie ich auf die nächste Session AC:O hingefiebert habe.
Und wenn man sich im PSN umschaut, dann wird es nicht wirklich besser. Man kommt sich ein wenig vor wie in der Schmuddelecke in Videotheken: Jede Menge billig produzierte B-Ware, schlechter Horror, schlechte Action, alles offensichtlich nicht wirklich auf Augenhöhe mit den großen Produktionen. Resident Evil 7 hätte ich im Nachhinein gerne erstmalig mit VR erlebt, aber das habe ich leider auch bereits als Non-VR beendet. Daher würde es vermutlich unter den selben Problemen leiden wie Doom od er Skyrim, nämlich, dass es schon bekannt ist.
Was mir momentan fehlt sind ein wenig die hochklassigen, orginären Erfahrungen, wie ich sie aus dem non-VR AAA Sektor kenne. Mir fehlt das BOTW, das AC:O oder das HZD für VR. Mir fehlen die großen, unbekannten Welten, die Spiele, in denen ich mich über Tage und Wochen verlieren kann. Mir fehlt die ständig herunterklappende Kinnlade, das staunen, die ehrliche, ungetrübte Begeisterung. Das ist so ein bisschen die Ironie der Geschichte: Das ich dieses Jahr mit BOTW, HZD und AC:O aus dem Stehgreif gleich drei Titel nennen kann, in deren Welten ich mich ohne VR mehr verloren habe, als ich es bislang mit VR geschafft habe.
Das ist ein bisschen Schade, denn ich hatte erwartet, dass mich der Erstkontakt mehr wegbläst. Die reine Hardware würde das ermöglichen, davon bin ich überzeugt. Aber die bislang erhältlichen Spiele bremsen die Erfahrung noch aus.
ich bin seit neuestem in der glücklichen Lage, eine Playstation VR zu besitzen und möchte die Gelegenheit nutzen, mal nach einer Woche Nutzungszeit meinen Eindruck zu beschreiben.
Einstieg
Ich benutze das VR Headset zusammen mit einer gewöhnlichen Playstation 4, ich habe also keine PS 4 Pro. Je nach Spiel nutze ich den Dualshock-Controller oder die Playstation Move Controller. Abseits von der PSVR habe ich keinerlei Erfahrungen mit VR Headsets gesammelt, ich hatte noch nie zuvor eines auf dem Kopf und kann daher auch keinen Vergleich zur Oculus Rift oder HTC Vive ziehen. In dem Wissen, dass die PSVR die "kleinste" der aktuellen VR Lösungen für Spieler ist, war ich im Vorfeld auch ein wenig skeptisch, ob das denn alles so klappt, oder ob die PSVR lediglich ein fauler Kompromiss ist.
Nachdem ich mir das Headset zum ersten mal aufgesetzt und Skyrim VR gestartet hatte, war ich auf der Stelle positiv überrascht: Das Headtrackig funktioniert extrem präzise und völlig verzögerungsfrei. Innerhalb weniger Sekunden hat die PSVR hier meine Sorgen ausgeräumt. Wer, wie ich, beim Headtracking die Vorstellung hatte, dass das bezüglich der Präzision irgendwie vergleichbar wäre mit Bewegungscontrollern der Wii oder ähnlichem, der wird schnell eines besseren belehrt: Wenn du den Kopf drehtst, drehst du den Kopf. In der Hinsicht ist kein Unterschied feststellbar zwischen Realität und VR. Dieses Erlebnis alleine ist beeindruckend.
Die nächste Erkenntnis unter der Brille: Wow. Alles groß, alles plastisch. Ich glaube, ich habe beständig nur "Ach du Scheiße..." gemurmelt, als ich mit der Kutsche gen Helgen gefahren bin. Auch meine Verwandschaft, Freundin, Bruder, Mutter, Cousine und Oma mussten unter die Brille und alle waren fasziniert. Gut, meine Mutter wäre fast von der Couch gesprungen, als sie sich umdrehte und dort noch jemand neben ihr auf der Kutsche saß.... und meine Oma hat mich am meisten beeindruckt: Die hat nämlich, ganz schön cool für ihr Alter, beständig gelacht und versucht, die NPCs anzufassen und an den Haaren zu ziehen. Insofern war der Erstkontakt mit der Technologie wirklich ziemlich positiv.
Der Elefant im Raum ist natürlich die Simulator Sickness. Es scheint, als hätte ich das Glück, relativ resistent zu sein. (Das überrascht mich selbst eigentlich am allermeisten, so oft, wie ich meinen Eltern als Kind ins Auto gekotzt habe....). Aber auch ich benötigte einige Tage, um mich wirklich daran zu gewöhnen. Die ersten paar Sessions endeten mit einem Gefühl, dass ich am ehesten beschreiben würde als "Am nächsten Morgen aufgewacht und noch immer nicht ganz nüchtern". Was tatsächlich enorm hilft zur Eingewöhnung sind die berühmten 30° Drehungen, anstelle eines "flüssigen" Umschauens, wie man es aus herkömmlichen Spielen gewohnt ist. Mittlerweile bin ich aber z.B. in der Lage, selbst ein sehr schnelles Spiel wie Doom VFR ohne Hilfen, mit flüssigen Drehungen und mit Zwei-Stick-Steuerung wie einen gewöhnlichen Egoshooter zu spielen. Ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit ist meine Beobachtung also: Man kann sich dran gewöhnen, Simulator Sickness ist keine unlösbare Hürde.
Allerdings muss selbstverständlich auch noch ein "Aber" kommen: Aber ich bin leider trotzdem insgesamt nicht ganz so begeistert, wie ich es mir im Vorfeld ausgemalt hatte, als ich noch von der eigenen VR Brille träumte. Das hat mehrere Gründe, manche persönlich, manche technisch und sie alle hängen mit der verfügbaren Software zusammen.
Denn so blöd das klingen mag für eine Technik wie VR, mir fehlt bislang das Kribbeln im Bauch, die echte Begeisterung, die mich immer wieder vor die Konsole treibt. Dieses Kribbeln, dass einen schon im Auto packt, auf dem Heimweg, wenn man denkt "Geil, gleich zuhause und dann will ich sofort weiter spielen". Ein Gedanke, der mir während des Spielens von Skyrim gekommen ist, war tatsächlich: "VR macht das Spiel nicht besser". Und dann zog ich die Parallele "3D macht auch Filme nicht besser". Aber stimmt das wirklich?
Skyrim VR
Hier gibt es zwei Dinge zu beachten. Erstens: Man merkt, ob ein Spiel orginär für VR konzipiert wurde oder nicht. Und zum anderen: Ich habe Skyrim langsam echt satt. Ich habe es damals zum Release auf dem PC gespielt und regelmäßig wieder ausgepackt, ich habe es letztes Jahr nochmal in der überarbeiteten Fassung für die PS4 gekauft und auch nochmal ein paar duzend Stunden gespielt. Auch mit VR ist Skyrim weiterhin Skyrim. Es kann mich nicht mehr überraschen und VR ändert daran nichts. Sogar im Gegenteil: Bethesda musste offensichtlich extreme Kompromisse eingehen, um Skyrim auf der PSVR zum laufen zu bekommen, es ist nämlich grottenhässlich. Dungeons sind noch ganz okay, die Kämpfe gegen die sehr plastischen Draugr tatsächlich sehr cool, gerade auch mit Begleitern wie Lydia. Aber in der Oberwelt ist es wirklich grauenvoll und es macht es einem sehr schwer, sich in dieser Welt zu verlieren. Man merkt auch, das die Creationengine nie für VR gedacht war, denn die Auflösung ist katastrophal: Jenseits eines Radius von vielleicht 15m nimmt die Detailfülle so radikal ab, dass sich dort kaum mehr als unidentifizierbare Matsche befindet: Gesichter sind nicht zu erkennen, es gibt ständig Pop-Ups, die Vegetation ist auf ein Minimum zurückgefahren.
Doom VFR
Deutlich besser ist da schon Doom VFR. Das basiert technisch auf Doom von 2016, erzählt aber eine eigene Geschichte in eigenen Leveln. Natürlich hat es Doom erstmal leichter als Skyrim, denn es findet insbesondere in engen Gängen und Räumen statt. Entsprechend sieht Doom auch um Welten besser aus als Skyrim. Und auch Doom VFR beeindruckt von der ersten Sekunde an mit seinen Dimensionen. Man startet in einem Aufzug und es sieht einfach richtig aus. Der Raum ist groß genug, man hat das Gefühl, in diesem Raum zu stehen, die Wände anfassen zu können. Die Waffen sind unfassbar plastisch. Der zweite Schussmodus der Schrottflinte besteht aus drei sehr schnellen Schüssen. Lädt man diesen Modus auf, leuchten in kurzer Abfolge drei kleine, orangene Lämpchen am Lauf auf - und auch das sieht einfach wieder richtig aus. Man würde es am liebsten anfassen, über die LEDs streichen, sie mit den Fingern einzeln verdecken.
Bzgl. des Gameplays gibt es keine wirklich wesentlichen Unterschiede zum gewöhnlichen Doom und das ist positiv gemeint. Es handelt sich hier nicht um einen für VR heruntergedummten Shooter, sondern durchaus um ein Spiel, dass dem Geist von Doom treu bleibt. Es ist rasend schnell, Dämonen kommen aus allen RIchtungen, man dreht sich ständig um die eigene Achse, weicht nach links, rechts und oben aus oder springt auf höhere Ebenen. Vorausgesetzt, man ist in der Lage, es auf diese Art zu spielen. Es gibt auch die Optionen, sich lediglich in 30 Grad Schritten zu bewegen, sich lediglich wie in einem Dungeon Crawler der alten Schule Schrittweise zu bewegen oder gar komplett auf Teleportation zu setzen. Das ist dann magenschonender, nur von dem ultraschnellen Shooter bleibt natürlich nicht mehr soviel über. Aber prinzipiell lautet die Erkenntnis hier: Auch herkömmliche Spielkonzepte funktionieren in VR.
Leider gibt es auch an Doom VFR Kritikpunkte. Es gibt ein Upgradesystem mit neun Slots für Upgrades. Und nach dem ersten Level hat man drei dieser Upgrades gefunden. Man kann sich also nach zehn Minuten ausrechnen, dass Doom VFR wirklich kein langes Erlebnis bieten wird. Es vergällt mit persönlich immer den Spaß, wenn ich die Ziellinie schon sehen kann. Gleichzeitig leidet auch Doom trotz der neuen Level ebenfalls daran, dass es einen als Kenner der Hauptteils einfach nicht mehr überraschen kann. Gegner, Waffen und Umgebungen sind die selben wie zuvor. Es ist cool, das in VR zu erleben, aber es bleibt das Gefühl zurück, trotz VR nicht wirklich etwas neues zu erleben. In Kombination mit der absehbar kurzen Spielzeit sorgt auch Doom trotz Spaß und guter Technik für etwas Ernüchterung. VR fühlt sich hier immer noch nicht revolutionär an. Cool, aber nicht revolutionär.
Until Dawn: Rush of Blood
Rush of Blood ist das erste "echte" VR Spiel, dass ich ausprobieren konnte und man merkt den Unterschied. Dieses Spiel habe ich KOMPLETT unterschätzt, denn Rush of Blood ist richtig cool. Man sitzt in der Gondel einer Geisterbahn und alles stimmt: Die Grafik, die Größenverhältnisse, das Körpergefühl des auf der Couch sitzenden "echten" Körpers und des virtuellen Abbildes in der Gondel der Geisterbahn. Das geht soweit, dass man sich einbildet, in Kurven Fliehkräfte zu spüren oder ein leichtes ziehen der Schwerkraft, wenn man auf- und abfährt. Absolut beeindruckend. Und ausserdem recht magenfreundlich, dass kann man meiner Ansicht nach auch Anfängern empfehlen. Hier zeigte VR zum ersten mal seine Stärken, das Gefühl von Präsenz in der Spielwelt war deutlich stärker als bei Skyrim oder auch bei Doom.
Spielerisch ist ROB ein klassischer Railshooter: Auf seiner Couch sitzend fährt man durch allerlei unheimliche Settings und knallt mittels Move Controllern Gegner ab, die einem ans Leder wollen. Und auch hier überzeugt das Spiel, denn auch die verzögerungsfreie Bewegungssteuerung der Waffen (unabhängig für rechte und linke Hand) ist wirklich gelungen. Selbst das drehen der Waffe um die eigene Achse wird einwandfrei getrackt und angezeigt.
Und auch wenn "Railshooter" auf dem Papier nicht spannend klingt, ist ROB imho ein Must-Have für erste Ausflüge in die virtuelle Realität. Aktuell gibt es den Titel noch gratis für PS Plus Kunden, wenn ich richtig informiert bin.
Rigs
Genau wie bei Rush of Blood ist Rigs konsequent auf VR ausgelegt und genau wie bei ROB merkt man das dem Spiel auch an. Man steuert einen Kampfrobotor und tritt in Sportarenen in 3-vs-3 Matches gegen gegnerische Teams in verschiedenen Spielmodi an.
Und auch hier lässt VR wieder seine Muskeln spielen, denn es fängt den Flair einer gewaltigen Sci-Fi Sportarena ein wie ich es nie zuvor erlebt habe. Die Kampfroboter und Areale fühlen sich gewaltig an, man weicht in alle Richtungen aus, macht gewaltige Sprünge schaut sich unabhängig von der Bewegungsrichtung im Cockpit um und wird bei Verlust des Roboters mit einem Schleudersitz in die Luft katapultiert und betrachtet plötzlich das Geschehen, die Zuschauerränge und auch die Umgebung um das Stadion unter sich aus der Vogelperspektive. Auch hier lassen sich wieder diverse Hilfen zuschalten, es gibt Schwarzblenden beim Schleudersitz oder auch eine Sichtfeldverengung bei schnellen Bewegungen, insgesamt habe ich aber auch Rigs wegen der festen Fixpunkte des Cockpits als sehr einsteigerfreundlich wahrgenommen, trotz sehr hoher Geschwindigkeit und freier Bewegung in alle Richtungen.
Auch Rigs habe ich irgendwann mal gratis über PS Plus erhalten.
Bound
Kommen wir zum dritten PS Plus Titel. Bounds ist eher eine Art Kunstprojekt. Zum Gameplay will ich gar nicht soviele Worte verlieren, interessant ist hier ein anderer Aspekt: Bound ist das einzige der hier genannten Spiele, dass nicht aus einer Ego-Perspektive gespielt wird, sondern in einer Third-Person Ansicht. Es gibt auch hier wieder verschiedene Kameraoptionen, von der flüssigen Verfolgerperspektive bis hin zu festen Kamerapositionen, die man manuell und instantan umschalten kann. Und für alle (so wie ich), die sich nicht so richtig vorstellen können, ob VR denn auch funktioniert, wenn man NICHT in der Egoperspektive spielt: Ja, es funktioniert. Man ist trotzdem in dieser Welt, die Größenverhältnisse beeindrucken trotzdem. Man fühlt sich dann eher wie ein Zuschauer oder ein Begleiter der Spielfigur, aber dem Gefühl, sich durch eine fremde Welt zu bewegen, schadet das nicht.
Fazit
VR lässt mich momentan etwas zwiegespalten zurück. Zum einen ist da die Technologie, die Hardware, und die ist wirklich beeindruckend. Ja, Spiele gewinnen etwas dadurch, dass man die Brille trägt. Man ist näher dran, alles hat die richtige Größe, alles wirkt plastischer, natürlicher.
Auf der anderen Seite schwächelt VR und mein Erstkontakt mit der Technik noch an erhältlichen Software. Bekannte Spiele wie Skyrim werden auch mit VR nicht plötzlich eine völlig neue Erfahrung. Doom ist cool, aber Doom ist zu kurz und für Kenner des Hauptteils ebenfalls nicht wirklich was neues. Aber als reine Machbarkeitsstudie für schnelles Shootergameplay in VR ist es ein Statement: Es funktioniert richtig gut. Rush of Blood ist mein absolutes Highlight, aber seien wir mal ehrlich: Ein Geisterbahn-Railshooter ist eigentlich nicht das, was man sich gemeinhin vorstellt, wenn man von der virtuellen Realität träumt. Auch wenn es eine wirklich beeindruckende Erfahrung ist: Ich fiebere nicht Mittags schon darauf zu, wie ich auf die nächste Session AC:O hingefiebert habe.
Und wenn man sich im PSN umschaut, dann wird es nicht wirklich besser. Man kommt sich ein wenig vor wie in der Schmuddelecke in Videotheken: Jede Menge billig produzierte B-Ware, schlechter Horror, schlechte Action, alles offensichtlich nicht wirklich auf Augenhöhe mit den großen Produktionen. Resident Evil 7 hätte ich im Nachhinein gerne erstmalig mit VR erlebt, aber das habe ich leider auch bereits als Non-VR beendet. Daher würde es vermutlich unter den selben Problemen leiden wie Doom od er Skyrim, nämlich, dass es schon bekannt ist.
Was mir momentan fehlt sind ein wenig die hochklassigen, orginären Erfahrungen, wie ich sie aus dem non-VR AAA Sektor kenne. Mir fehlt das BOTW, das AC:O oder das HZD für VR. Mir fehlen die großen, unbekannten Welten, die Spiele, in denen ich mich über Tage und Wochen verlieren kann. Mir fehlt die ständig herunterklappende Kinnlade, das staunen, die ehrliche, ungetrübte Begeisterung. Das ist so ein bisschen die Ironie der Geschichte: Das ich dieses Jahr mit BOTW, HZD und AC:O aus dem Stehgreif gleich drei Titel nennen kann, in deren Welten ich mich ohne VR mehr verloren habe, als ich es bislang mit VR geschafft habe.
Das ist ein bisschen Schade, denn ich hatte erwartet, dass mich der Erstkontakt mehr wegbläst. Die reine Hardware würde das ermöglichen, davon bin ich überzeugt. Aber die bislang erhältlichen Spiele bremsen die Erfahrung noch aus.