Rassismus, Pegida, Demokratie und Veggieday

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Stuttgarter
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Stuttgarter »

Vinter hat geschrieben:Ich weiß ja, wie du tickst. Trotzdem empfinde ich es dann doch einen Schritt zu weit gedacht, Verständnis dafür aufzubringen, dass man bei Pegida sich von Hayali provoziert fühlt. Dass das so ist: Keine Frage. Aber das belegt eher, wie weit entfernt man schon von gemeinsamen Grundwerten ist. Und der Diskurs dreht sich halt immer um die Sorgen und Nöte der besorgten Bürger. Wenn wir jetzt schon so weit sind, sie vor Leuten beschützen zu müssen, die sich dem Humanismus verschrieben haben, anstatt das berechtigte Interesse der Angegriffenen (und UNSERER Interessen) zu verteidigen, dann frag ich mich: Wofür noch kämpfen? Irgendwo müssen auch wir rote Linien ziehen. Wenn jemand diese roten Linien nicht erträgt, dann muss man auch in der Lage sein zu sagen "Pech gehabt". Irgendwo kommt der Punkt, wo man entweder Leute für diese Gesellschaft als verloren akzeptiert, oder eine eigenen Werte aufgibt.
Danke.
Ironie an der Geschichte: Grade AfDler und PEGIDAler bestehen andauernd auf die Meinungsfreiheit und ihre anderen Grundrechte. Aber die gelten natürlich nur für sie - eine Hayali, Künstler, Politiker der "Altparteien", Journalisten, die Kommentare machen haben da natürlich keinen Anspruch drauf. Wär ja noch schöner.
NDA
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von NDA »

Ich frage mich ja wie Vinter und Stuttgarter erklären wollen, dass ihre Form der Aussagen ihre Position vollkommen unsympathisch machen? Und es ist jetzt nicht nur auf die beiden hier oder nur diesen einen Thread bezogen, aber jedes Mal wenn eine solche Diskussion diese Form annimmt, möchte ich nicht auf der Seite dieser "Linken" oder, wie hier neu hinzugekommen ist, "Humanisten" sein. :think:
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Stuttgarter
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Stuttgarter »

meisterlampe1989 hat geschrieben:
Da unterscheiden sich eben unsere Meinungen. Wenn du, warum auch immer in Sachsen, Angst vor Zuwanderung hast und dann von einem Montagsspaziergang hörst, dann da hin gehst und dich von der Masse mitreißen lässt, dann bist du im Diskurs nicht verloren. Dann ist es unser Job diesen Menschen aufzuklären, warum seine Ängste irrational sind.

Womit ich aber wieder bei meiner schon früher gestellten Frage bin - wie machst Du das mit PEGIDA-Fans, die alle Quellen außer ihren eigenen* für "systemtreue Lügenpresse" halten? Die bei jeder Statistik außer ihren eigenen* reagieren mit "Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast"? Die sich selbst für "Mitte" halten und deshalb unsere Bundeskanzlerin für linksextrem? Die Dich, nur weil Du ihnen argumentativ widersprichst, beleidigen und mit Lynchmord bedrohen? Wie zeigst Du denen, dass ihre Ängste irrational sind, wie klärst Du sie auf? Die Frage ist ernst gemeint - ich stell sie mir nämlich seit über drei Jahren.




* "ihren eigenen" - das Material, in dem das drin steht, was sie lesen wollen. Vorzugsweise von Focus, RT, Breitbart oder obskuren Seiten.
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Terranigma
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Terranigma »

NDA hat geschrieben:Ich frage mich ja wie Vinter und Stuttgarter erklären wollen, dass ihre Form der Aussagen ihre Position vollkommen unsympathisch machen?
Was meinst du bzw. was ist daran unsympathisch?


Unabhängig davon gesagt, scheint mir die aktuelle Diskussion um “die Neue Rechte“ auf der einen und “den Linken“ auf der anderen Seite womöglich mehr mit KC:D gemein zu haben, anstatt dass es Off Topic wäre. Mein Eindruck bei der Diskussion über KC:D war, dass es nur ein Proxy für einen eigentlich anderen Diskurs wäre - teilweise kam das auch in Aussagen durch, dass man “denen nicht das Feld überlassen darf.“ Dass der Artikel zu KC:D überhaupt derartige Resonanz erfuhr, liegt für mein Dafürhalten daran, dass es im Kern eigentlich nie um das Spiel an sich ging, sondern es nur ein weiterer Aufhänger für den seit lange laufende Diskurs über Identität und Diversität ist.

Dass man nun über AfD, PEGIDA und Co redet scheint mir insofern eigentlich nur eine logische Konsequenz zu sein, weil es wohl von Anfang an eigentlich genau darum geht, und nicht um einen Chef-Entwickler in Tschechien der ein Spiel entwickelt, das abseits einer Nische eh kaum einer spielen wird. Das war lediglich der Aufhänger.
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von NDA »

Terranigma hat geschrieben:
NDA hat geschrieben:Ich frage mich ja wie Vinter und Stuttgarter erklären wollen, dass ihre Form der Aussagen ihre Position vollkommen unsympathisch machen?
Was meinst du bzw. was ist daran unsympathisch?
Ich würde es gerne an etwas genau festmachen können, aber der gesamte Diskussionsstil stößt mir sauer auf. Es ist eine diffuse Gefühlslage, die mich unglaublich abstößt. Dieser moralische "Highground", der mit einer Selbstverständlichkeit eingenommen wird, ist mir nicht begreiflich und lässt mich eher zur Gegenseite tendieren.

Es ist mir einfach unsympathisch und dort sträubt sich richtig körperlich was in mir. Dabei habe ich selber immer sehr liberal gewählt (nur als kleiner Disclaimer).
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Terranigma
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Terranigma »

NDA hat geschrieben:Dieser moralische "Highground", der mit einer Selbstverständlichkeit eingenommen wird, ist mir nicht begreiflich und lässt mich eher zur Gegenseite tendieren.
Was meinst du mit “Highground“? Ich habe nicht den Eindruck, dass es um ein Gefühl von Überlegenheit, o.Ä. geht.

Ich weiß, es ist eine doofe Analogie, aber: du wirst das Schlagen von Kindern wohl ohne Wenn und Aber als falsch ablehnen. Dir deine klare Haltung in dieser Frage als Ausdruck von “moralischer Überlegenheit“, o.Ä. auszulegen wäre allerdings wohl verquer, denn du nimmst diese Haltung wohl nicht deshalb ein, weil du dich anderen überlegen fühlen möchtest, sondern weil dies eben deine Haltung ist. Würdest du da zustimmen?
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Stuttgarter »

Ich halte mich nicht für moralisch überlegen. Ich schreibe nur das, was meine Meinung ist - so wie alle anderen auch.

Wenn jemand meint, dass seine Meinung moralisch weniger wertvoll ist als meine, dann mag ich dem unter Umständen nicht widersprechen, kann das aber nicht als mein Problem erachten. ;)
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von NDA »

Terranigma hat geschrieben:
NDA hat geschrieben:Dieser moralische "Highground", der mit einer Selbstverständlichkeit eingenommen wird, ist mir nicht begreiflich und lässt mich eher zur Gegenseite tendieren.
Was meinst du mit “Highground“? Ich habe nicht den Eindruck, dass es um ein Gefühl von Überlegenheit, o.Ä. geht.

Ich weiß, es ist eine doofe Analogie, aber: du wirst das Schlagen von Kindern wohl ohne Wenn und Aber als falsch ablehnen. Dir deine klare Haltung in dieser Frage als Ausdruck von “moralischer Überlegenheit“, o.Ä. auszulegen wäre allerdings wohl verquer. Würdest du da zustimmen?
Schon, aber ich weiß nicht wie wir dort jetzt zur Gewaltfrage an Kindern kommen, wenn ich von einem "moralischen Highground einnehmen" in der Diskussion rede? Passt für mich nicht zusammen.

In Flüchtlingsfragen, den Bedenken der "Abgehängten und Nationalisten, Minderheiten-Themen und gegenüber der AfD bin ich aber wiederum nicht sicher. Dort finde ich die Argumentation in den meisten Fällen ziemlich überheblich.
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Terranigma
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Terranigma »

NDA hat geschrieben:Schon, aber ich weiß nicht wie wir dort jetzt zur Gewaltfrage an Kindern kommen, wenn ich von einem "moralischen Highground einnehmen" in der Diskussion rede? Passt für mich nicht zusammen.
“Highground“ klingt für mich nach einen Synonym zu “moralische Überlegenheit“, was jdem Gegenüber ja unterstellt, dass er eine gewisse Haltung nur deshalb einnimmt, weil er sich anderen überlegen fühlen will. Aber das ist halt erst einmal nur eine Unterstellung. Und diesen “moralischen Highground“ könnte man dir ebenso immer dann als Ad Hominem unterstellen, wenn du eine moralische Position vertrittst, die jemand anderes nicht teilt. Jemand der es okay findet, einem Kind mal eine zu langen, könnte deine Ablehnung als Ausdruck deiner “moralischen Überlegenheit“ bezeichnen. Dieser Unterstellung würdest du aber wohl nicht zustimmen.

Wie gesagt, ich weiß, dass die Analogie doof ist. Aber vielleicht auch ganz anschaulich, warum ich von dieser Unterstellung in einer sachlichen Diskussion wenig halte.
NDA hat geschrieben:Dort finde ich die Argumentation in den meisten Fällen ziemlich überheblich.
Inwiefern kann eine Argumentation “überheblich“ sein? Argumente sind überzeugend oder nicht, aber von einer überheblichen Argumentation habe ich bisher noch nie gehört. :D
Zuletzt geändert von Terranigma am 30. Jan 2018, 00:55, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von NDA »

Stuttgarter hat geschrieben:Ich halte mich nicht für moralisch überlegen. Ich schreibe nur das, was meine Meinung ist - so wie alle anderen auch.

Wenn jemand meint, dass seine Meinung moralisch weniger wertvoll ist als meine, dann mag ich dem unter Umständen nicht widersprechen, kann das aber nicht als mein Problem erachten. ;)
Bin ich mir nicht sicher, tut mir leid. :?

Es ist auch ein erheblicher Unterschied, seine eigene Meinung als "moralisch weniger wertvoll" oder die Meinung des anderen für künstlich überhöht zu halten.
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von NDA »

Terranigma hat geschrieben:
NDA hat geschrieben:Schon, aber ich weiß nicht wie wir dort jetzt zur Gewaltfrage an Kindern kommen, wenn ich von einem "moralischen Highground einnehmen" in der Diskussion rede? Passt für mich nicht zusammen.
“Highground“ klingt für mich nach einen Synonym zu “moralische Überlegenheit“, was ja dem Gegenüber ja unterstellt, dass es eine gewisse Haltung nur deshalb einnimmt, weil er sich anderen überlegen fühlen will. Aber das ist halt erst einmal nur eine Unterstellung.
NDA hat geschrieben:Dort finde ich die Argumentation in den meisten Fällen ziemlich überheblich.
Inwiefern kann eine Argumentation “überheblich“ sein? Argumente sind überzeugend oder nicht, aber von einer überheblichen Argumentation habe ich bisher noch nie gehört. :D
Wer redet von "Argumentation" und sachlichen, überzeugenden Argumenten? Ich jedenfalls nicht. Ich schreibe von einer Gefühlslage, die bei mir ankommt. Wenn jemand schreibt, er könne "kein Verständnis mehr zeigen und sie haben es auch nicht verdient", "die sind ja alle nicht zugänglich für Fakten", "sie sind so doof und glauben an eine Lügenpresse", "ich kämpfe für die gerechte Welt, was kümmern mich aber die Ewiggestrigen", dann wird mMn von der Position einer moralischen Überlegenheit aus argumentiert. Und dies treibt mich persönlich sehr davon. :think:
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Terranigma
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Terranigma »

NDA hat geschrieben:Ich schreibe von einer Gefühlslage, die bei mir ankommt. Wenn jemand schreibt, er könne "kein Verständnis mehr zeigen und haben es auch nicht verdient", "die sind ja alle nicht zugänglich für Fakten", "sie sind so doof und glauben an eine Lügenpresse", "ich kämpfe für die gerechte Welt, was kümmern mich aber die Ewiggestrigen", dann wird mMn von der Position einer moralischen Überlegenheit aus argumentiert.
Verstehe. Teile deine Ansicht hier nicht, aber sehe, was du meinst.
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von NDA »

Terranigma hat geschrieben:Verstehe. Teile deine Ansicht hier nicht, aber sehe, was du meinst.
Damit kann ich leben. :)
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Ricer
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Ricer »

NDA hat geschrieben:
Terranigma hat geschrieben:Verstehe. Teile deine Ansicht hier nicht, aber sehe, was du meinst.
Damit kann ich leben. :)
In der letzten Staffel von South Park gab es eine Folge "Put it Down". Dort wird ganz gut thematisiert, wie man Menschen vor den Kopf stößt, wenn man eine Veränderung zu sehr mit Ratschlägen herbeiführen bzw. sichtbar machen will. In Situationen, in denen es sehr emotional wird, finde ich, dass der Weg, den André geht, als Vorbild taugt. Und im Grunde ist es auch der Punkt, der in der South Park Folge gemacht wird.
http://www.southpark.de/alle-episoden/s ... ut-it-down" onclick="window.open(this.href);return false;

Um das etwas auszuführen, würde ich auf ThisAmericanLife.org verweisen. In Folge 621 "Fear and Loathing in Homer and Rockville" geht es um Menschen, die der Meinung sind, dass sie sich richtig informieren, dass sie alle Daten zur Hand haben, dass sie selbst entscheiden und dementsprechend auch sehr selbstbewusst auftreten. Der ganze Podcast dreht sich darum gemeinsam Nachrichten zu überprüfen, Informationsquellen einzuordnen und letztendlich eine Entscheidungen zu treffen.
https://www.thisamericanlife.org/621/fe ... -rockville" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich freue mich auf den Diskurs, wenn das Spiel erschienen ist!
Don Mchawi
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Don Mchawi »

Ich glaube, dass es genau vielen so geht wie NDA. Dieses Empfinden, dass von linker Seite aus häufig bevormundet und von oben herab diskutiert oder belehrt wird. Die Grünen zB können ein Liedchen davon singen (ich denke da nicht zuletzt an die Veggieday-debatte).
Und das ist tatsächlich der Punkt, an dem ich Defizite in der Linken (damit meine ich nicht explizit die gleichnamige Partei) sehe. Punkte zu vermitteln, aber eben auch andere Menschen ernst nehmen. Ich finde es sehr hilfreich, dass NDA sich hier direkt dazu bekennt, von einer Argumentations- und Sprachweise innerlich ein Gefühl des Trotzes (wenn ich das so nennen darf) zu entwickeln. Denn genau darum ging es doch in den letzten Seiten des Threads. Wie das eigene Argumentieren und Auftreten bei Menschen außerhalb der direkten eigenen Filterblase ankommt, ist im politischen Diskurs und Kampf gegen Rechts meiner Meinung nach wichtiger als die eigene Wahrnehmung eben jener.



Übrigens zum Thema Provokation durch Auswahl von Journalistin...
Ich empfehle die Doku 'Die Arier', in der die schwarze Deutsche Mo Asumang direkt mit verschiedenen Nazigrößen über deren Ideologien spricht. Musste ich die ganze Zeit bei der Diskussion um Hayali dran denken.
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Terranigma
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Terranigma »

Don Mchawi hat geschrieben:Die Grünen zB können ein Liedchen davon singen (ich denke da nicht zuletzt an die Veggieday-debatte).
Inwiefern ist der Vorschlag, dass Kantinen von öffentlich-staatlichen Einrichtungen - z.B. Schulen, Mensen, o.Ä. - einen Tag in der Woche nur vegetarische Gerichte anbieten, "belehrend" oder "von oben herab?" Es ist ein Vorschlag, dessen Umsetzung auf der Freiwilligkeit der Kommunen und jeweiligen Einrichtung basiert. Ich tue mir hier schwer, da die Anmaßung zu erkennen, weil ... also, es ist doch nur ein Vorschlag, und ging zu keinem Zeitpunkt darum, ein verpflichtendes Gesetz zu erlassen. Es war eher ein: "Wäre doch eigentlich nett, wenn ..." Und wenn man das nicht so sieht, sieht man es nicht so.

Aber ich tue mir schwer damit, dass als "Moral Highground," "Hypermoral", "Moralismus", "moralische Überlegenheit", o.Ä. zu bezeichnen. Ich weiß, du hast diese Worte nicht benutzt. Aber so klingt es für mich, wenn man einen bloßen Gedankenanstoß bereits als "belehrend" empfindet. Dass mit Trotz darauf reagiert wurde und wird, das sehe ich. Ich verstehe nur nicht, wieso.
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Stuttgarter
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Stuttgarter »

Terranigma hat geschrieben:
Don Mchawi hat geschrieben:Die Grünen zB können ein Liedchen davon singen (ich denke da nicht zuletzt an die Veggieday-debatte).
Inwiefern ist der Vorschlag, dass Kantinen von öffentlich-staatlichen Einrichtungen - z.B. Schulen, Mensen, o.Ä. - einen Tag in der Woche nur vegetarische Gerichte anbieten, "belehrend" oder "von oben herab?" Es ist ein Vorschlag, dessen Umsetzung auf der Freiwilligkeit der Kommunen und jeweiligen Einrichtung basiert. Ich tue mir hier schwer, da die Anmaßung zu erkennen, weil ... also, es ist doch nur ein Vorschlag, und ging zu keinem Zeitpunkt darum, ein verpflichtendes Gesetz zu erlassen. Es war eher ein: "Wäre doch eigentlich nett, wenn ..." Und wenn man das nicht so sieht, sieht man es nicht so.

Aber ich tue mir schwer damit, dass als "Moral Highground," "Hypermoral", "Moralismus", "moralische Überlegenheit", o.Ä. zu bezeichnen. Ich weiß, du hast diese Worte nicht benutzt. Aber so klingt es für mich, wenn man einen bloßen Gedankenanstoß bereits als "belehrend" empfindet. Dass mit Trotz darauf reagiert wurde und wird, das sehe ich. Ich verstehe nur nicht, wieso.
Meine leicht sarkastische Antwort wäre, dass Ideen aus einem bestimmten Spektrum eben sofort als "gewollte Bevormundung" aufgefasst werden. Was insofern ein kleiner Witz ist, weil jede Partei, jedes politische Spektrum letztlich "bevormunden" will - das nennt sich ganz allgemein "Gesetzgebung". Manche Ideologien kommen eher als "Du darfst" daher - sind aber letztlich auch "Bevormundungen" jener, die sich striktere Gesetze wünschen würden. Ein "Du darfst auf Autobahnen ohne Tempolimit rasen" klingt erstmal nach Freiheit - berücksichtigt aber halt nicht jene, die sich mehr Sicherheit auf der Autobahn wünschen würden. (In den USA wäre das prominenteste Beispiel natürlich die Waffengesetzgebung.) Politische Ideale sind immer für eine Seite von Vorteil, für andere von Nachteil. Meiner Wahrnehmung! nach sind die Grünen aber tatsächlich die einzigen, deren Ideale konsequent zu "Massenprotesten" führen.

Das liegt sicher auch daran, dass die Grünen, zumindest was Ökologie angeht, die radikalsten Vorstellungen haben - deren Konzepte würden tatsächlich einschneidende gesellschaftliche Veränderungen bedeuten. Die Frage, die dabei außen vor gelassen wird, ist in der Regel halt, ob ihre Ansätze notwendig sind, um zukünftig ein menschenwürdiges Leben für alle zu ermöglichen. Speziell zur Flüchtlingsfrage: Es ist ein wenig kurzsichtig, einerseits nicht zu wollen, dass Menschen zu uns fliehen, andererseits aber einer Klimapolitik anzuhängen, die auf lange Sicht dazu führen wird, dass ganze Regionen nicht mehr bewohnbar sein werden und die Menschen dann notgedrungen fliehen werden. Das gleiche ließe sich in Bezug auf Waffenexporte, Massentierhaltung und einiges andere ausführen.

Die Grünen haben als einzige politische Kraft realisiert, dass ein "Weiter so!" nicht unbegrenzt gut gehen wird. Ihre Lösungsansätze sind "radikal" - und deshalb werden sie am heftigsten bekämpft.
Zuletzt geändert von Stuttgarter am 30. Jan 2018, 11:36, insgesamt 1-mal geändert.
Don Mchawi
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Don Mchawi »

Terranigma hat geschrieben:
Inwiefern ist der Vorschlag, dass Kantinen von öffentlich-staatlichen Einrichtungen - z.B. Schulen, Mensen, o.Ä. - einen Tag in der Woche nur vegetarische Gerichte anbieten, "belehrend" oder "von oben herab?" Es ist ein Vorschlag, dessen Umsetzung auf der Freiwilligkeit der Kommunen und jeweiligen Einrichtung basiert. Ich tue mir hier schwer, da die Anmaßung zu erkennen, weil ... also, es ist doch nur ein Vorschlag, und ging zu keinem Zeitpunkt darum, ein verpflichtendes Gesetz zu erlassen. Es war eher ein: "Wäre doch eigentlich nett, wenn ..." Und wenn man das nicht so sieht, sieht man es nicht so.

Aber ich tue mir schwer damit, dass als "Moral Highground," "Hypermoral", "Moralismus", "moralische Überlegenheit", o.Ä. zu bezeichnen. Ich weiß, du hast diese Worte nicht benutzt. Aber so klingt es für mich, wenn man einen bloßen Gedankenanstoß bereits als "belehrend" empfindet. Dass mit Trotz darauf reagiert wurde und wird, das sehe ich. Ich verstehe nur nicht, wieso.
Ich bashe die Grünen auch nicht deswegen, ich stelle nur fest, dass es da Kommunikationsprobleme gibt.
Vieles, das linke und/oder grüne Gruppen/Parteien aussenden, kommt bei einem Großteil der Empfänger (Bevölkerung) verzehrt an. Inzwischen liegt das sicher auch am Image und den Vorurteilen (Grüne alias die Verbotspartei).
Trotzdem glaube ich, dass diese Gruppen daran arbeiten müssen. Viele Menschen haben sich nicht vertiefend mit den eigenen Fußbadrücken im Bereich Umwelt beispielsweise auseinander gesetzt. Kann ich auch niemanden vorwerfen, auf soetwas muss man irgendwie auch gestoßen werden. Und da klingt dann ein fleischloser Tag als Bevormundung. Auch da geht es sicher wieder viel um Identität, die sich in Deutschland auch viel über Nahrung (man denke nur an den ursprünglichen Namen des Podcasts zum Forum hier) bildet.
Ich glaube, dass da vielleicht einfach der nächste Schritt, der eine bereits in der Breite mit dem Problem vertraute Bevölkerung ('mein Fleischkonsum ist Teil des Problems') vorausgesetzt wird, die nocht nicht existiert. Vielleicht spielen auch da Filterblasen mit rein: In meinem Umfeld sind alle dafür sensibilisiert, daraus schließe ich auf die breite Masse.

Keine Ahnung, ob das wirklich die entscheidenden Faktoren sind.
Aber das Kommunikations- oder Vermittlungsproblem existiert und hat die Fronten sicher mit verhärtet. Geht ja auch nicht darum zu sagen, dass da eine Seite Schuld dran hat, sondern das Problem zu analysieren.
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Terranigma
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Terranigma »

Don Mchawi hat geschrieben:Und da klingt dann ein fleischloser Tag als Bevormundung.
Aber weshalb? Es ist ein Vorschlag. Wenn mein Partner mir sagt, "Wäre es nicht nett, heute chinesisch Essen zu gehen?" dann reagiere ich ja auch nicht mit einem "Wie? Und Pizza dürfen wir heute gar nicht essen, oder was?" Die Reaktion geht am Inhalt der Aussage vorbei. Und da mag man mich nun auch "moralisch überlegen" nennen, aber ich sehe die Verantwortung beim Rezipienten, erst einmal zu verstehen, was gesagt wurde, eher man in den Rage-Mode übergeht. Und gerade der VeggieDay-Vorschlag ist da so ein schönes Beispiel, weil nicht verstanden wurde, dass es eben nur ein Gedankenanstoß, eben ein "Wär es nicht nett, wenn ..." war, und zu keinem Zeitpunkt je eine Verpflichtung, o.Ä. einschloss.

Für mich klingt ein Vorschlag nicht nach Bevormundung, sondern nach einem Vorschlag. Tue mir daher auch hier schwer, die Empörung nachzuvollziehen. Ich stimme dir zu, dass es im Kern wohl um Identität geht. Auch deshalb kam die Diskussion um KC:D wohl überhaupt erst auf, weil sie im Kontext des Diskurses um Identität geht. Kann mir vorstellen, dass die aktuellen Diskurse um Diversität, Feminismus, zuvor die Öffnung der Ehe, usw. für einige Konservative in der Bevölkerung eine große Zumutung darstellen; das meine ich nicht einmal zynisch.

Aber in einer politischen Diskussion unter Erwachsenen interessieren mich nicht Befindlichkeiten, sondern Argumente. Und ich erwarte schon - womöglich ist auch das anmaßend - dass Menschen, welche wahlberechtigt sind, willens und fähig sind sich auf einen polit. Diskurs einzulassen, in dem es nicht um ihr Bauchgefühl geht. Mir missfällt auch die Vorstellung ehrlich gesagt, dass Politiker als eine Art Vater- und Mutter-Figur die "Ängste ernst nehmen sollen", selbst wenn man sie für irrational hält, so als wäre der Bürger ein Kind, dem man mit beruhigend Worten gut zureden und auf den Kopf tätscheln müsste, und immer wieder sagen: "Ist ja gut, psscht. Nein, der Ausländer klaut dir nicht deinen Job. Nein, du kannst jetzt wieder beruhigt schlafen."

Also ... das ist nicht mein Politverständnis. Ohne dir nun unterstellen zu wollen, dass es deines wäre. Aber dieses viele Gerede über Gefühle und Befindlichkeiten, dazu finde ich wenig Zugang. Bin wohl ein Eisklotz. :D
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Lord MacLeod
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Lord MacLeod »

Terranigma hat geschrieben: Aber weshalb? Es ist ein Vorschlag. Wenn mein Partner mir sagt, "Wäre es nicht nett, heute chinesisch Essen zu gehen?" dann reagiere ich ja auch nicht mit einem "Wie? Und Pizza dürfen wir heute gar nicht essen, oder was?" Die Reaktion geht am Inhalt der Aussage vorbei. Und da mag man mich nun auch "moralisch überlegen" nennen, aber ich sehe die Verantwortung beim Rezipienten, erst einmal zu verstehen, was gesagt wurde, eher man in den Rage-Mode übergeht. Und gerade der VeggieDay-Vorschlag ist da so ein schönes Beispiel, weil nicht verstanden wurde, dass es eben nur ein Gedankenanstoß, eben ein "Wär es nicht nett, wenn ..." war, und zu keinem Zeitpunkt je eine Verpflichtung, o.Ä. einschloss.
Es ist sicherlich kein Grund, aus der Rolle zu fallen und jemanden wüst zu beschimpfen, wie das beim "Veggie Day" tatsächlich der Fall war. Trotzdem sollte man schon verstehen, dass so etwas durchaus als Angriff auf die persönliche Lebensgestaltung verstanden werden kann.

Schließlich ging es beim "Veggie-Day" um einen fleischlosen Tag für alle. Nur warum sollte sich ein überzeugter "Carnivore" dazu zwingen müssen, sich fleischlos zu ernähren, selbst wenn es nur für einen Tag in der Woche ist? Kein Mensch käme doch (zumindest hoffe ich das!) heute mehr auf die Idee, einen überzeugten Vegetarier/Veganer zum Fleischkonsum zu zwingen.
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