Auch die NFL zeigt, dass man gute
Fankulturen hervorbringen kann, obwohl der Sport maximal durchkommerzialisiert ist. Ich finde die amerikanische Sportkultur sogar insofern besser, als dass sie familienfreundlicher und gastfreundlicher ist. Als Fan des Auswärtsteams muss man keine vergleichbaren Anfeindungen befürchten, wie in Deutschland. Die englische Fankultur hat den Ruf, dass selbst der gemeine Fan sich sehr gut mit dem Fußballerischen auskennt, um den es mMn auch eigentlich gehen sollte. Trotzdem gönne ich alle Ultras und Eventfans, wenn sie den Sport aufgrund des Erlebnisses und der Gemeinschaft verfolgen und nicht primär des Fußballs wegen (gehe morgen auch ins Eisstadion und habe kaum Ahnung von Eishockey und darum geht es den allermeisten Fans dort auch nicht).
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Fankultur und Kapitalismus sind keine Gegensätze, wie es manchmal hingestellt wird.
Das hat das
Rasenfunk Tribünengespräch auch sehr gut herausgearbeitet.
Wenn es nach Vermarktern ginge, gäbe es lauter Traditionsspiele mit Feuer dahinter, kein Wolfsburg gegen Hoffenheim.
Auch ein wichtiger Punkt war, dass ein Investor nicht den Spielmodus der Bundesliga hätte so ändern können, dass Bayern nicht fast immer Meister wird. Ein Meisterschaftsrennen bringt Attraktivität, aber dazu hätte es einen anderen Spielmodus benötigt mit mehr Fallhöhe in einzelnen Spielen.
Außerdem hätte der Investor nicht das noch flächenmäßig verbreitete, amateuerhafte Managment aus vielen ehemaligen Spielern und vermutlich nicht die alten, verkrusteten Strukturen modernisieren und professionalisieren können - obwohl letzteres vermutlich eine Hoffnung der DFL-Führung war.
Ebenfalls interessant ist, dass die Gelderverteilung genauer betrachtet nicht unbedingt sinnvoll gewesen wäre: Einerseits wäre das Geld für die Auslandsvermarktung den bereits großen Vereinen überproportional zugute gekommen. Anderseits gab es Fragen bzgl. der Ausgaben für die "Digitalisierung". Laut dem Podcast hätten 200.000.000€ (ich hoffe, dass ich mich verhört habe) im fast aussichtslosen Kampf gegen Streamingpiraterie aufgewendet werden sollen.
Der Plan wäre also auch von der DFL gewesen, dass das Produkt "Bundesliga", so wie es ist, gut genug sei, um es international erfolgreich zu vermarkten.
Zwar war der Konsens im Podcast, dass man mehr Geld als aktuell einnehmen könne, aber der wichtigere Hebel die Bundesliga an sich sei, weil es zu viele unattraktive Spiele gäbe und zu wenig Spannung.
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Meine Meinung: Es gibt immer die Rufe nach
Playoff-Spielen, um die Meisterschaft spannender zu machen. Wenn man sich aber viele Ligen anschaut, die Playoffs veranstalten (z.B. Eishockey oder die belgische Liga auf die gerne verwiesen wird), hat man das Problem dass der reguläre Ligawettbewerb an Reiz und Spannung verliert. Eigentlich gibt es einen verdienten Meister. Nur haben irgendwelche Schlauköpfe einen Weg gesucht, am Ende noch etwas Spannung zu erzeugen.
Dieses "symmetrische Playoffsystem" finde ich total beschissen. Es ist unfair.
Was ich dagegen
gut finde, ist das
Playoff-System der NFL: Es ist
asymmetrisch. D.h. nach einer Saison haben nicht alle Teams gegen alle anderen Teams gleich häufig gespielt. Die besten Teams der regulären Saison haben sich somit nicht die Meisterschaft "verdient". Das Geld nur über den Playoff-Sieg.
Das finde ich viel besser. Die Folge eines asymmetrischen Systems wäre, dass man mehr Teams in der ersten Liga bräuchte. In der NFL sind dies 32.
In einer Bundesliga, unterteilt in 4 Divisionen, wo man innerhalb der eigenen je 2x gegeneinander spielt, gegen eine Division Heimrecht hat, gegen die andere Auswärts ranmüsste und gegen die 4. erst in den Playoffs spielen könnte, hätte man ein funktionierendes assymetrisches Ligasystem geschaffen.
Deutschland hätte das Potential eine Liga mit 32 Mannschaften zu füllen, was man nicht zuletzt momentan in der 2. Liga sieht, welche am letzten Spieltag sogar mehr erstmals Zuschauer in seine Stadien anlockte als die 1. Bundesliga. Durch eine Qualifaktion über Bundesliga-Meisterschaft, ewiger Tabelle und ein paar Ostdeutschland-Slots (zum Ausgleich) hätte man direkt eine sehr attraktive Playoff-Liga mit vielen interessanten Derbys und Duellen.
Damit hätte die Bundesliga ein Herausstellungsmerkmal im internationalen Vergleich, es wäre die Fußballliga mit Abstand den meisten Zuschauern und interessanten Spielen. Die weniger interessanten Spiele würden weniger ins Gewicht fallen, da es mehr Begegnungen gäbe. Die Meisterschaft über das asymmetrische Ligensystem in Kombination mit einem Playoffsystem auszuspielen, steigert die Spannung bis ins letzte Spiel.
Ich glaube nur nicht daran, dass die DFL sich einen so gewagten Schritt zutrauen würde - und irgendetwas würden Ultras daran auch wieder blöd finden.