Nachdem ich im
"Was spielt ihr zurzeit?" Thread bereits einiges zu Thrones of Britannia geschrieben hab (S.142 und 143), möchte ich im Folgenden meine Erfahrungen im
legendären Schwierigkeitsgrad schildern und wieso dieser das Spiel wesentlich besser macht.
Gesamte Spielzeit: ca. 35 Stunden
davon auf "Schwer": 20 Stunden (Westsachsen, ultimative Kampagne gewonnen)
auf "Legendär": 15 Stunden (Wikinger Seefahrer, Dublin, lange Kampagne gewonnen)
Wie ich schon schilderte, gleicht Thrones of Britannia mehr dem eines Aufbau-Spiels mit Echtzeit-Taktik-Schlachten als eines globalen Strategiespiels. Die Kampagnenkarten-KI liebt es auf dem Meer sinnlos hin und her zu fahren, kann nicht oder nur mangelhaft auf Angriffe reagieren und führt hoffnungslos unterlegene und zu wenige Armeen in die Schlacht. Ein Schwierigkeitsgrad ist nur in den ersten Stunden vorhanden, bis man seinen "Erzrivalen" besiegt hat. Im Beispiel West-Sachsen ist dies Ostumbrien. Man könnte meinen, der Entwickler besitzt keine KI Entwickler, bzw. schickte sie alle in die Grafik Abteilung, um noch schönere Reflexionen hinzukriegen (mit entsprechend hohen Hardware Anforderungen).
Dieser Schein trügt. Es gibt sie, die KI. Sie ist nur versteckt hinter dem
angsteinflössendem Schwierigkeitsgrad "Legendär". Allerdings scheinen sich die wenigsten Spieler, als auch Tester, an den legendären Schwierigkeitsgrad herangetraut zu haben. Gerade einmal 1,4% (stand 15.05) haben die kurze Kampagne auf Legendär gemeistert.
Das Grundkonzept hinter dem Schwierigkeisgrad: kein freies Speichern + schwerer als "sehr schwer"
Traditonell hießen höhere Schwierigkeitsgrade in der Total War Reihe, dass die KI einfach stärker cheatete und aggressiver spielte. Bei Thrones of Britannia konnte ich nichts von beidem feststellen. Stattdessen beherrscht sie kluge Spielzüge und nutzt die Besonderheiten der Thrones of Britannia Kampagnenkarte aus. Das heißt: Dörfer haben keine Garnisonen, generieren aber das meiste Geld. Wenn man sich in einem Krieg befindet, versucht die KI diese mit z.T. kleinen Armeen einzunehmen, um dort dann weitere Truppen zu rekrutieren. Kann man diese Armee nicht mit einer eigenen stellen, findet man sich schnell ohne Dörfer wieder, obwohl man militärisch überlegen ist.
Ebenfalls nimmt die KI gerne Hafenstädte, die vom Meer nicht gesichert sind, ein. Anstatt große Belagerungsgeräte bauen zu müssen und mindestens eine Runde zu warten, können Flotten mit ihren Truppen innerhalb der gleiche Runde Städte per Landungsmanöver einnehmen. Das passt perfekt zum Wikingerszenario.
Der Schwierigkeitsgrad im jetztigen Zustand ist gehoben anspruchsvoll (vgl. z.B. XCOM 2), aber mit genügend Aufmerksamkeit und Spielwitz für die meisten machbar. Im Zweifel startet man neu und macht es besser - auf Legendär ist es ein Roguelike Spiel mit wenig RNG.
Die Echtzeit-Schlachten habe ich ebenfalls auf legendär gespielt. Die wichtigsten Änderungen auf diesem Schwierigkeitsgrad sind, dass man die Zeit nicht verlangsamen oder gar anhalten kann und dass die eigenen Einheiten sich keine neue Feinde suchen, sobald sie ihren aktuellen Gegner besiegt haben. Auch bei den Belagerungsschlachten agiert die KI hier gut und es passieren keine bizarren Ereignisse, wie sie auf "Normal" oder "Schwer" vorkommen (Massensterben, weil sie alle Truppen in ein Nadelöhr schickt --> Belagerungsturm). Spielerisch ist die KI ähnlich zu "Sehr schwer", weswegen ich zu diesem Schlachtschwierigkeit raten würde, um der Micromanagment Hektik zu entgehen. Große Armeen sind auf Legendär fast nicht koordinierbar. Seeschlachten sollte man immer Auswürfeln lassen und sich nicht mit den Echtzeitschlachten beschäftigen - sie sind Mist.
Fazit:
Der spielerische Unterschied ist so groß, dass man Thrones of Britannia mit gutem Gewissen 10 Punkte (100er System) aufwerten kann, im Vergleich zu den Tests der Spieleredaktionen. Total War: Warhammer ist ab jetzt nur noch für Fantasy und Elitetruppeliebhaber interessant. Rome II und die älteren Titeln sind in fast allen Belangen schwächer, wenn man Thrones of Britannia auf Legendär spielt. Die durchwachsene Kritik ist nur auf den anderen Schwierigkeitsgraden gerechtfertigt. Dazu trägt aber Creative Assembly selbst bei, indem es dem Durchschnittspieler nicht zutraut, gegen eine gute KI zu spielen.
Wer das Spiel frisch gekauft hat, dem würde ich empfehlen, sich zuerst auf normal oder schwer die Grundmechaniken zu erarbeiten, um dann auf dem legendären Kampagnenschwierigkeitsgrad richtig durchzustarten. Man könnte die anderen Schwierigkeitsgrade als Tutorial bezeichnen.
Meine genutzte Mods (alle nutzbar, ohne ein neues Spiel zu starten):
Zoom Out: Die nahe Zoomstufe wird je größer das Reich wird, schnell Unübersichtlich. Außerdem passen einzelne Bewegungsreichweiten z.T. nicht auf Bild, ohne die Kamera zu bewegen.
Unlimited Gouvernors: Es gibt keinen nachvollziebaren Grund die Adeligen zu limitieren. Mit dem Limit kann man die Statthalter nur per Feuern und Neueinsetzen in andere (Problem-)provinzen als Stadthalter einsetzen. Dadurch erleiden sie einen frustrierenden Loyalitätsmalus, der auf Legendär nicht vertretbar ist.
Tenacious Skill Points Britannia Style.: Hierdurch werden eigene, aber auch gegnerische Adlige wesentlich stärker durch Levelaufstiege (zwei statt einem Skillpunkt). Ohne diese Funktion würde man die schwächeren Skilltrees nicht nutzen. Die zufälligen Boni, die Adlige erhalten, sind trotz der Mod immer noch mindestens genauso wichtig wie der Skilltree.
Wünschenswerte Mods: Bewegungsvorschau auf der Kampagne, mehrere Einheitenreiter bei Gefechten mit mehreren Armeen (Unterteilung pro Armee, damit die Übersicht weniger verloren geht)