Sie haben es hast es ja so gewollt Sir Horny Headcrab! Ich versuch mal eine unter vielen Erklärung. Mit erhoben Zeigefinger belehren will ich aber damit nicht und hoffe sehr auch das es nicht so ankommt.Sir Horny Headcrab hat geschrieben: ↑22. Aug 2018, 01:36 Also bitte bannt mich jetzt nicht direkt, aber ich kann irgendwie noch nicht ganz verstehen, was daran so schlimm ist. Also ja seriös ist anders aber man hat es doch nun verboten bei der Gamestar noch lange bevor irgendein Shitstorm ins Haus geweht ist. Verletzt wurde doch nun niemand. Finde da beruft sich jemand als Staatsanwalt wo es gar keinen Kläger gibt. Und "Unterdrückung von Frauen" sieht meiner Meinung nach anders aus als "welche dieser Pixel Frauen findet ihr hübscher?". Lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
'Unterdrückung' in einem enge Sinn verstanden ist hier vielleicht tatsächlich erstmal der falsche Begriff. Schließlich reden wir hier nicht von repressiven Gesetzten gegenüber Frauen oder anderen Formen institutionalisierter (also von diversen (Verwaltungs-)Ämtern organisierte) Gewalt. Auch die gibt es in Deutschland!
'Unterdrückung' bedeutet ja aber auch schlicht, jemanden seinen Platz zuweisen und ihn, und das ist wichtig weil nur so erfüllt sie ihren herrschaftssichernden Aspekt, das Individuum in dieser Position auch zu fixieren. Ein Mechanismus der dabei eine Rolle spielt ist der der 'Objektivierung' nennen. Ich versuch das mal am Gamestarbeispiel, wenn auch unterkomplex, zu erläutern. Achtung: Ich unterstelle dabei einfach das die Gamestar in erster Linie ein Jugendmagazin ist. Für mich war sie das auf jeden Fall damals. Und dafür sprechen ja auch schon die Babes-Duelle, das ist für den Durchschnitt der Mitte 30er glaube ich total belangloser Clickbait. Das riecht doch schon als hätte sich da jemand sein Marktsegment angeschaut und gesagt: "Oh seht, wir werden hauptsächlich von jugendlichen Männern konsumiert! Die wollen doch bestimmt T*** sehen während sie sich vor ihrem Rechner "langweilen"!" Anyways, folgendes Szenario um den Versuch zu machen zu erklären was das alles mit Unterdrückung zu hat:
Vier Jugendliche sind befreundet. Drei verstehen sich als Männer und eine als Frau. Alle interessieren sich für Spiele. Alle lesen die Gamestar. Soweit so egalitär. Nun können wir uns alle vorstellen wie wir uns so mit 16/17 gefühlt und ausgesehen haben und hier muss sich ja auch niemand in die Tasche lügen: Wir waren alle ziemlich unsicher und unerfahren. Wir orientieren uns nicht nur sexuell, wir suchen nach einem Platz in der Gesellschaft. Manche glücklicherweise auch nicht, die machen sich dann daran die Gesellschaft zu erneuern, weil sie ihnen keinen Platz zuerkennen möchte. Wir alle suchen aber mehr oder weniger aber nach Rollenvorbildern und Orientierung.
Wie dem auch sei, konfrontiert mit den Babes-Duellen ist die Message an unseren hypothetischen Freundeskreis nicht für jeden aus der Runde dieselbe. Diejenigen die sich aus der Runde als Männer verstehen lernen: Meine Rolle als Mann ist es über das Aussehen von Frauen zu urteilen. Frauen müssen folgenden Schöhnheitsidealen genügen, sie bestimmen die Wertigkeit einer Frau. Und vielerlei solcher impliziter Botschaften werden hier vermittelt. Diese Botschaften kommen aber auch bei der Person an die sich als Frau versteht und sie lernt eben genau dieser Rollenerwartung genügen zu müssen und weil die Botschaft eben ist darin keine aktive Rolle einzunehmen, auch an ihrem vorgesehen Platz zu bleiben. Die Frau als Mensch wird hier zu einem Objekt. Und selbstverständlich haben wir es dann mit Unterdrückung zu tun. Natürlich ist es unterdrückend in einem Umfeld aufzuwachsen in dem du verinnerlichen sollst, dass du immerzu sexy sein musst und die Macht darüber zu entscheiden was dein Selbstwertgefühl ausmacht an andere abzugeben hast. Ich glaube das reicht um zu veranschaulichen, dass wir es hier mit sehr gewaltsamen Prozessen zu tun haben die Deformierungen bei jedem Einzelnen hinterlassen.
"Verletzt" werden in dem Sinn übrigens ja nicht nur diejenigen die sich als Frauen verstehen: Es wird ja auch denen die sich als Männer verstehen gezeigt was sie begehren und wer sie sein sollen. Was ist denn wenn einer der Sechzehnjährigen aus unserem Freundeskreis dickere Frauen anziehend findet oder Frauen mit Bärten oder Männer? Oder einer den in Spielen ja auch vorgemachten männlichen Idealen nicht genügen kann und eben "kein richtiger Mann" ist? -- Womit ich sagen will: (fast) Alle Beteiligten gewinnen wenn sie sich auf emanzipative Veränderungen einlassen, weil wir, um nur zwei der vielen Punkte zu nennen, alle so in unserer Entwicklung weniger unterdrückt und weniger entfremdet von unserem Begehren wären. Ich bin mir sicher das würde unsere Gesellschaft um ein erheblich Maß lebenswerter machen. Wieviele Menschen später Psychotherapeuten oder Ähnliches aufsuchen, weil sie nicht in der Lage sind befriedigende Beziehungen zu Anderen aufzubauen, ist einer der Indikatoren dafür wie kaputt das alles macht.
"Was daran so schlimm ist", ist das der gesamte Komplex nun wirklich ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und keins der Gamestar oder der 'Gamingcommunity'. Und weil die Gesellschaft patriarchal und herrschaftsförmig organisiert ist, werden wir auch alle patriarchal und herrschaftsförmig zurechtgestutzt. … Nicht zuletzt übrigens um als Arbeiter und Konsumenten möglichst reibungslos zu funktionieren, aber das führt zu weit (°-°)