Bundeswehr auf der Gamescom

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Ist es okay, dass die Bundeswehr auf der Gamescom vertreten ist?

Umfrage endete am 26. Aug 2018, 19:35

Ja, auch die Werbung ist okay
48
48%
Ja, aber die Werbung geht gar nicht
14
14%
Nein
35
35%
Interessiert mich nicht
3
3%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 100

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Andre Peschke
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von Andre Peschke »

Noch ein Moderationshinweis für den ganzen Thread: Verrennt euch nicht in kleinteilige Diskussionen, sonst werde ich den Thread schließen. Folgende Beiträge sollten bitte schauen, ob sie neue Perspektiven oder Erklärungsansätze bereitstellen können - oder einfach nicht geschrieben werden.

Bemüht euch eure Position nüchtern und verständlich zu artikulieren und wo sinnvoll mit Belegen oder Erklärungen zu unterfüttern.


Mal aus dem Moderationsmodus raus, versuche ich mal aus dem Bauch raus ein paar Diskussionsansätze zu geben:

- Gibt es einen erheblichen Unterschied zwischen Bundeswehr und Polizei? Beide dürfen im Notfall zur Waffe greifen. Beide Berufe sind (beinahe?) einzigartig, indem sie zum Töten legitimiert sind (unter den entsprechenden Umständen). Beide können als Herrschaftsinstrumente missbraucht werden. Die Skala der Konflikte unterscheidet sich natürlich ggf. Dürfte die Polizei auch nicht auf der Gamescom werben?

- Die Bundeswehr ist ja dennoch unstrittig eben ein Sonderfall - egal ob andere Berufe gefährlicher sind: Wegen der oben genannten Besonderheit, dass man nicht nur selbst zu Schaden kommen kann, sondern andere Menschen umbringt. Zudem läuft ein Dachdecker nicht mit der psychischen Belastung herum, er könnte über eine Landmine laufen etc. Die Frage wäre: Sind die Besonderheiten ausreichend, um hier einen anderen Maßstab für die Anwerbung neuer Mitarbeiter zu verlangen und wenn ja, warum? Welche allgemeine Maxime lässt sich formulieren, nach der zu handeln wäre?

- Was drücken die Werbeanzeigen wirklich aus? Findet da tatsächlich eine Gleichsetzung "Bundeswehr ist wie cooler Multiplayer" statt? Oder ist es nicht vielmehr ein Wortspiel (fortgesetzt in der Ästhetik), dass aussagen will: Bei der Bundeswehr spielt Teamwork und Teamgeist eine große Rolle - schon immer ein Kernbestandteil der Bundeswehr-Werbung ("Eine starke Truppe")?

Andre
IceGrin

Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von IceGrin »

xaan hat geschrieben: 28. Aug 2018, 12:39 Aber ist das denn eine Rechtfertigung in einer reißerischen Art und Weise für den Dienst zu werben?
Braucht Sie das denn überhaupt? Reicht es nicht dass durch die Abschaffung des Grundwehrdienstes und der allgemeinen Entwicklung der Bevölkerung die Bundeswehr sich schwer tut neue Rekruten anzuwerben. Die Bundeswehr muss sich halt auch weiter entwickeln, neue Medien erschließen und auch ihre Botschaft anpassen.

Wie sollten Eure Streitk deiner Meinung nach für ein Leben am pschischen und phsischen Abgrund des Menschlichen Seins werben und auch Leute für sich begeistern? Sei erlich und mach mir, durch ehrliche Webung, den Dienst an der Waffe schmackhaft. Falls es geht.
vicsbier
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von vicsbier »

@Andre: Mir wird hier zuviel vom Töten und Umbringen gesprochen und damit die Diskussion negativ beeinflusst, denn damit kann natürlich niemand sympathisieren. Das Töten ist nicht die Kernaufgabe von Polizei oder Armee.

Ich möchte im übrigen darauf hinweisen, dass einige Spiele von Herstellern hergestellt werden, die auch mit dem Militär Geschäfte machen. Diese Doppelmoral, des "Ein Battlefield soll möglichst real dargestellt werden, aber wehe die Armee lässt sich auf der Gamescom blicken" ist mir unverständlich. Für mich hört sich das wie ein "wasch mich aber mach mich nicht nass" an.
drgonzo
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von drgonzo »

Andre Peschke hat geschrieben: 28. Aug 2018, 12:53 - Was drücken die Werbeanzeigen wirklich aus? Findet da tatsächlich eine Gleichsetzung "Bundeswehr ist wie cooler Multiplayer" statt? Oder ist es nicht vielmehr ein Wortspiel (fortgesetzt in der Ästhetik), dass aussagen will: Bei der Bundeswehr spielt Teamwork und Teamgeist eine große Rolle - schon immer ein Kernbestandteil der Bundeswehr-Werbung ("Eine starke Truppe")?
Wenn man wirklich Teamwork und Teamgeist für eine wie auch immer geartete gute Sache betonen hätte wollen, wieso nicht "Co-op at its best" verwenden? Im Multiplayer hingegen geht es um das Messen der eigenen Kräfte im Konflikt mit dem Anderen. Dabei selbstredend mitunter gemeinsam mit Teammitgliedern, der Fokus liegt jedoch stets auf dem Konflikt mit anderen menschlichen Spielern.
Zuletzt geändert von drgonzo am 28. Aug 2018, 14:37, insgesamt 2-mal geändert.
IceGrin

Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von IceGrin »

Andre Peschke hat geschrieben: 28. Aug 2018, 12:53 Noch ein Moderationshinweis für den ganzen Thread: Verrennt euch nicht in kleinteilige Diskussionen, sonst werde ich den Thread schließen. Folgende Beiträge sollten bitte schauen, ob sie neue Perspektiven oder Erklärungsansätze bereitstellen können - oder einfach nicht geschrieben werden.

Bemüht euch eure Position nüchtern und verständlich zu artikulieren und wo sinnvoll mit Belegen oder Erklärungen zu unterfüttern.


Mal aus dem Moderationsmodus raus, versuche ich mal aus dem Bauch raus ein paar Diskussionsansätze zu geben:

- Gibt es einen erheblichen Unterschied zwischen Bundeswehr und Polizei? Beide dürfen im Notfall zur Waffe greifen. Beide Berufe sind (beinahe?) einzigartig, indem sie zum Töten legitimiert sind (unter den entsprechenden Umständen). Beide können als Herrschaftsinstrumente missbraucht werden. Die Skala der Konflikte unterscheidet sich natürlich ggf. Dürfte die Polizei auch nicht auf der Gamescom werben?

- Die Bundeswehr ist ja dennoch unstrittig eben ein Sonderfall - egal ob andere Berufe gefährlicher sind: Wegen der oben genannten Besonderheit, dass man nicht nur selbst zu Schaden kommen kann, sondern andere Menschen umbringt. Zudem läuft ein Dachdecker nicht mit der psychischen Belastung herum, er könnte über eine Landmine laufen etc. Die Frage wäre: Sind die Besonderheiten ausreichend, um hier einen anderen Maßstab für die Anwerbung neuer Mitarbeiter zu verlangen und wenn ja, warum? Welche allgemeine Maxime lässt sich formulieren, nach der zu handeln wäre?

- Was drücken die Werbeanzeigen wirklich aus? Findet da tatsächlich eine Gleichsetzung "Bundeswehr ist wie cooler Multiplayer" statt? Oder ist es nicht vielmehr ein Wortspiel (fortgesetzt in der Ästhetik), dass aussagen will: Bei der Bundeswehr spielt Teamwork und Teamgeist eine große Rolle - schon immer ein Kernbestandteil der Bundeswehr-Werbung ("Eine starke Truppe")?

Andre
Damals in der Poly kam die firma bei der ich später zu lernen begann aus niederösterreich in meine Schule und hat ihre firma vorgestellt. Was man dort lernt und wo man eingesetzt wird. Vieleicht wäre das ja eine Idee zum anwerben neuer Rekruten. Eine Woche oder so in der es hauptsächlich ums Heer geht. Wo alle Vor und Nachteile beleuchtet werden. Mit vertrettern der Armee und auch nur die Schüler mit den Lehrern.
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Andre Peschke
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von Andre Peschke »

vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 13:16 @Andre: Mir wird hier zuviel vom Töten und Umbringen gesprochen und damit die Diskussion negativ beeinflusst, denn damit kann natürlich niemand sympathisieren. Das Töten ist nicht die Kernaufgabe von Polizei oder Armee.
Wenn es zum pauschalen "Soldaten sind Mörder" umschlägt, schon. Aber die Tatsache, dass Soldaten unter umständen töten und getötet werden, ist ja fundamental für diese Diskussion. Wie es zu bewerten und zu gewichten ist, darum geht's. Da sehe ich, sofern es nicht tendenziös geschieht, keine negative Beeinflussung.
vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 13:16Ich möchte im übrigen darauf hinweisen, dass einige Spiele von Herstellern hergestellt werden, die auch mit dem Militär Geschäfte machen. Diese Doppelmoral, des "Ein Battlefield soll möglichst real dargestellt werden, aber wehe die Armee lässt sich auf der Gamescom blicken" ist mir unverständlich. Für mich hört sich das wie ein "wasch mich aber mach mich nicht nass" an.
Es spricht meiner Beobachtung nach nichts dagegen, dass diejenigen, die eine Teilnahme der Bundeswehr nicht befürworten auch in diesem Punkt eine genauso kritische Haltung gegenüber dem entsprechenden Spielehersteller einnehmen. Liest sich daher ein bisschen, wie ein "Whataboutismus". Wo siehst du die Doppelmoral zutage treten?

Andre
drgonzo
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von drgonzo »

vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 13:16 Ich möchte im übrigen darauf hinweisen, dass einige Spiele von Herstellern hergestellt werden, die auch mit dem Militär Geschäfte machen. Diese Doppelmoral, des "Ein Battlefield soll möglichst real dargestellt werden, aber wehe die Armee lässt sich auf der Gamescom blicken" ist mir unverständlich. Für mich hört sich das wie ein "wasch mich aber mach mich nicht nass" an.
Speziell dazu gibt es einen interessanten Beitrag von Martin Ganteföhr in der aktuellen WASD #13. Allgemein ist die gesamte Ausgabe empfehlenswert zu den hier angerissenen Themen.
Stuttgarter
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von Stuttgarter »

Also ich hab ja lang die Füße hier still gehalten. Aber wenn jetzt Polizei und Armee in einen Topf geschmissen werden, werd ich doch hipfelig. (Und das sag ich, der in Stuttgart mehr als einmal sehr fragwürdige Polizeieinsätze erlebt hat, für den berühmtesten davon wurde der Stuttgarter Polizeipräsident danach verurteilt.)

Natürlich kommt es vor, dass Polizeibeamte von der Schusswaffe Gebrauch machen - und auch, dass sie sich in lebensbedrohliche Situationen begeben müssen. Aber dennoch ist eine staatliche Polizei doch was ganz andres als eine Armee. Die grundlegende Daseinsberechtigung für eine Armee ist "Kämpfen". Dass das anscheinend ein wenig aus dem Bewusstsein geraten ist, ist vermutlich der EU und 70 Jahren Frieden in unserer direkten Umgebung zu verdanken - aber trotzdem: Wer Soldat wird, muss damit rechnen, zu töten und getötet zu werden. Seitdem sich Deutschland an internationalen Einsätzen beteiligt, steigt die Wahrscheinlichkeit dafür.

Dass die Bundeswehr ein Riesenapparat ist, der zig Schreibtischjobs beinhaltet, bestreitet hier niemand. Aber glaubt hier irgendjemand, mit "open world" und "multiplayer at it's best" sollen Bürohengste rekrutiert werden? Nicht wirklich, oder?

Und - um nochmal auf die Gleichsetzung mit der Polizei zurückzukommen: Mir wäre nicht bekannt, dass die Polizei mit ähnlich makabren Slogans wirbt.
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bluttrinker13
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von bluttrinker13 »

drgonzo hat geschrieben: 28. Aug 2018, 14:18 Speziell dazu gibt es einen interessanten Beitrag von Martin Ganteföhr in der aktuellen WASD #13. Allgemein ist die gesamte Ausgabe empfehlenswert zu den hier angerissenen Themen.
Super Empfehlung, vielen Dank!
Hatte die WASD schon fast vergessen... :doh:
xaan
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von xaan »

Andre Peschke hat geschrieben: 28. Aug 2018, 12:53- Gibt es einen erheblichen Unterschied zwischen Bundeswehr und Polizei? Beide dürfen im Notfall zur Waffe greifen. Beide Berufe sind (beinahe?) einzigartig, indem sie zum Töten legitimiert sind (unter den entsprechenden Umständen). Beide können als Herrschaftsinstrumente missbraucht werden. Die Skala der Konflikte unterscheidet sich natürlich ggf. Dürfte die Polizei auch nicht auf der Gamescom werben?
Ich sehe da ganz erhebliche Unterschiede in der Zielsetzung und in den Mitteln, die zum Erreichen der Ziele eingesetzt werden (dürfen).
Die Polizei soll prinzipiell erst mal überhaupt niemanden bekämpfen. Sie soll geltende Gesetze durchsetzen und das mit einem Maximum an Deeskalation und einem Minimum an Gewalt. Von der Schlichtung eines Nachbarschaftsstreits über den Schutz von Demonstranten / Gegendemonstranten bis zum Blitzen von Rasern.

Der Einsatz von Gewalt, auch tödlicher Gewalt, ist ein Sonderfall.
Vor allem aber operiert die Polizei in einem Umfeld in dem sie das alleinige Gewaltmonopol hat.
Und selbstverständlich hat die Polizei auch völlig andere Optionen zur Durchsetzung. Sowohl was das Training angeht als auch die "Hardware". Die Polizei braucht keine Mörsergranaten oder Kampfjets mit Raketen und Bomben....

Demgegenüber verteidigt die Bundeswehr uns nach außen. Sie operiert nicht in einem Umfeld, indem sie das Gewaltmonopol hat (oder wenn dann jedenfalls nicht von der Gegenseite anerkannt... :ugly: ). Die Bundeswehr wird zwar auch gerne mal als (Teil einer) Friedenstruppe eingesetzt. Aber ihr hauptsächliches Metier ist eben die Verwendung von Waffen. Meist (zum Glück) nur als Drohgebärde, aber immer mit dem impliziten Versprechen: der Panzer kann auch schießen. Die Kanone ist nicht nur Zierde. Deeskalation und Schlichtung ist nur dann Teil ihrer Aufgabe, wenn ein konkreter Einsatz bzw. Befehl das so festlegt. Grundsätzlich soll die Bundeswehr kämpfen bzw. zum Kämpfen bereit sein.

Es gibt einen Grund, warum Polizei und Militär unterschieden wird und warum die Bundeswehr nicht im Inneren eingesetzt werden darf.
Um mal Battlestar Galactica zu zitieren: "There's a reason you separate military and the police. One fights the enemies of the state, the other serves and protects the people. When the military becomes both, then the enemies of the state tend to become the people"
Andre Peschke hat geschrieben: 28. Aug 2018, 12:53Was drücken die Werbeanzeigen wirklich aus? Findet da tatsächlich eine Gleichsetzung "Bundeswehr ist wie cooler Multiplayer" statt? Oder ist es nicht vielmehr ein Wortspiel (fortgesetzt in der Ästhetik), dass aussagen will: Bei der Bundeswehr spielt Teamwork und Teamgeist eine große Rolle - schon immer ein Kernbestandteil der Bundeswehr-Werbung ("Eine starke Truppe")?
Ich denke nicht, dass sich das überhaupt trennen lässt. Eher noch genau umgekehrt: Das Teamgefühl eines Multiplayerspiels soll ja ganz absichtlich mit der Bundeswehr in Verbindung gebracht werden. Die Verbindung ist aber nicht auf diesen einen Aspekt limitiert. Der Gedanke, dass hier der Ernst der Lage als Spiel marginalisiert wird drängt sich imo geradezu zwangsläufig auf.

Zu deinem Mittelteil habe ich nichts weiter beizutragen, was ich nicht imo schon breit getreten hätte.
Zuletzt geändert von xaan am 28. Aug 2018, 15:18, insgesamt 1-mal geändert.
vicsbier
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von vicsbier »

drgonzo hat geschrieben: 28. Aug 2018, 14:18
vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 13:16 Ich möchte im übrigen darauf hinweisen, dass einige Spiele von Herstellern hergestellt werden, die auch mit dem Militär Geschäfte machen. Diese Doppelmoral, des "Ein Battlefield soll möglichst real dargestellt werden, aber wehe die Armee lässt sich auf der Gamescom blicken" ist mir unverständlich. Für mich hört sich das wie ein "wasch mich aber mach mich nicht nass" an.
Speziell dazu gibt es einen interessanten Beitrag von Martin Ganteföhr in der aktuellen WASD #13. Allgemein ist die gesamte Ausgabe empfehlenswert zu den hier angerissenen Themen.
Kannst du kurz ein "tl;dr" des Beitrages posten?
vicsbier
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von vicsbier »

Andre Peschke hat geschrieben: 28. Aug 2018, 13:43
Es spricht meiner Beobachtung nach nichts dagegen, dass diejenigen, die eine Teilnahme der Bundeswehr nicht befürworten auch in diesem Punkt eine genauso kritische Haltung gegenüber dem entsprechenden Spielehersteller einnehmen. Liest sich daher ein bisschen, wie ein "Whataboutismus". Wo siehst du die Doppelmoral zutage treten?

Andre
Ich sehe die Doppelmoral im Spielen von Krieg und der gleichzeitigen Ablehnung der Armee. Das passt für mich vorne und hinten nicht zusammen.
vicsbier
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von vicsbier »

Stuttgarter hat geschrieben: 28. Aug 2018, 14:21 ... Aber dennoch ist eine staatliche Polizei doch was ganz andres als eine Armee. Die grundlegende Daseinsberechtigung für eine Armee ist "Kämpfen"...
Nein, es geht der Armee nicht um das Kämpfen: Es geht ihr wie bei der Polizei auch um die Präsenz! Damit verhindert sich ein Krieg/militärische Auseinandersetzung, damit wird (von Seiten der Polizei) eine staatliche Ordnung aufrechterhalten. Steht auch schon bei Sun Zi, der Ansatz von Clausewitz des "Politik mit anderen Mitteln" ist in Deutschland nicht mehr aktuell (Parlamentsarmee; vgl auch das Konzept des "Ewigen Friedens" durch Kant).
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von xaan »

vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 15:19Ich sehe die Doppelmoral im Spielen von Krieg und der gleichzeitigen Ablehnung der Armee. Das passt für mich vorne und hinten nicht zusammen.
Ich sehe da absolut keine Doppelmoral. Auf virtuelle Pixel zu "schießen" fügt niemandem ein Leid zu, kostet schon gar nicht irgendjemandem das Leben. Wer die Debatte um Killerspiele mitbekommen hat weiß noch, wie sehr wir Spieler uns gegen diese Wahrnehmung gewehrt haben. Gegen die Vorstellung, Spiele lassen die Gefühle gegenüber echter Gewaltanwendung abstumpfen. Wer Shooter spielt, trainiert das Töten. Ist alles noch gar nciht so lange her. Und ich bin ehrlich gesagt froh, dass diese Unterscheidung endlich breitflächig akzeptiert wird.
vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 15:23Nein, es geht der Armee nicht um das Kämpfen: Es geht ihr wie bei der Polizei auch um die Präsenz! Damit verhindert sich ein Krieg/militärische Auseinandersetzung, damit wird (von Seiten der Polizei) eine staatliche Ordnung aufrechterhalten. Steht auch schon bei Sun Zi, der Ansatz von Clausewitz des "Politik mit anderen Mitteln" ist in Deutschland nicht mehr aktuell (Parlamentsarmee; vgl auch das Konzept des "Ewigen Friedens" durch Kant).
Aber die Präsenz ist doch nur dann ein wirksames Mittel der Abschreckung, wenn sie mit der Fähigkeit jederzeit kämpfen zu können einher geht. Insofern ist Abschreckung durch Präsenz ein gewünschter Nebeneffekt.
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von vicsbier »

xaan hat geschrieben: 28. Aug 2018, 15:28
vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 15:19Ich sehe die Doppelmoral im Spielen von Krieg und der gleichzeitigen Ablehnung der Armee. Das passt für mich vorne und hinten nicht zusammen.
Ich sehe da absolut keine Doppelmoral. Auf virtuelle Pixel zu "schießen" fügt niemandem ein Leid zu, kostet schon gar nicht irgendjemandem das Leben. Wer die Debatte um Killerspiele mitbekommen hat weiß noch, wie sehr wir Spieler uns gegen diese Wahrnehmung gewehrt haben. Gegen die Vorstellung, Spiele lassen die Gefühle gegenüber echter Gewaltanwendung abstumpfen. Wer Shooter spielt, trainiert das Töten. Ist alles noch gar nciht so lange her. Und ich bin ehrlich gesagt froh, dass diese Unterscheidung endlich breitflächig akzeptiert wird.
vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 15:23Nein, es geht der Armee nicht um das Kämpfen: Es geht ihr wie bei der Polizei auch um die Präsenz! Damit verhindert sich ein Krieg/militärische Auseinandersetzung, damit wird (von Seiten der Polizei) eine staatliche Ordnung aufrechterhalten. Steht auch schon bei Sun Zi, der Ansatz von Clausewitz des "Politik mit anderen Mitteln" ist in Deutschland nicht mehr aktuell (Parlamentsarmee; vgl auch das Konzept des "Ewigen Friedens" durch Kant).
Aber die Präsenz ist doch nur dann ein wirksames Mittel der Abschreckung, wenn sie mit der Fähigkeit jederzeit kämpfen zu können einher geht. Insofern ist Abschreckung durch Präsenz ein gewünschter Nebeneffekt.
Die modernen Kriegsspiele haben ihren Ursprung in Militärsimulationen. Sie werden auch heute noch vom Militär gefördert (u.a. als Werbung für das Militär). Selbstbewusstsein durch Verantwortung für teures Militärgerät, Progression durch häufige und bessere Waffen, Spielerlebnis durch Action, Waffenwirkung, grafischer Realismus,...
Krieg als Erlebnis - dies wird durch diese Spiele vermittelt.

Die Aufrechterhaltung der Präsenz bei gleichzeitiger Reduzierung der Einsatzfähigkeit der Armee wird derzeit bei der BW getestet... :|
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Andre Peschke
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von Andre Peschke »

vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 15:19 Ich sehe die Doppelmoral im Spielen von Krieg und der gleichzeitigen Ablehnung der Armee. Das passt für mich vorne und hinten nicht zusammen.
Ich glaube, diese Position ist nicht wirklich aufrechtzuerhalten. Wenn jemand "Hitman" spielt, Auftragsmord aber ablehnt - ist das scheinheilig?

Dein Argument weiter unten bzgl. gegenseitigem Händewaschen zwischen Militär und Spieleindustrie kann ich da schon eher folgen. Wobei ich glaube, dass wenige Menschen über diese Verknüpfungen Kenntnis haben - soweit sie überhaupt belegbar sind. Und diese Art von Dissonanz sieht man überall - mit Sicherheit auch im eigenen Leben. Menschen sind keine Vegetarier, wollen niedrige Preise, müssen aber hart ausblenden, womit das teilweise erkauft wird. Moralische Ambivalenz, insbesondere auch noch bei Dingen die ohnehin legitim unterschiedlich gewichtet werden können, ist so normal, dass es IMO schwierig ist, sich allein auf diesen Sockel zu stellen. Da braucht es IMO zusätzlich das Argument, warum der normale Grad von Scheinheiligkeit hier unterträglich ist. Oder anders: Ja, so aus dem Bauch heraus gebe ich dir recht, dass es nicht recht zusammenpasst die Armee zu "verdammen", aber Spiele zu spielen, die ein anderes Militär feiern und vllt. sogar subventionieren. Aber nur weil sich jemand in seiner Ablehnung nicht stringent verhält, wird seine Kritik nicht automatisch verkehrt.

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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von vicsbier »

Andre Peschke hat geschrieben: 28. Aug 2018, 15:59
vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 15:19 Ich sehe die Doppelmoral im Spielen von Krieg und der gleichzeitigen Ablehnung der Armee. Das passt für mich vorne und hinten nicht zusammen.
Ich glaube, diese Position ist nicht wirklich aufrechtzuerhalten. Wenn jemand "Hitman" spielt, Auftragsmord aber ablehnt - ist das scheinheilig?

Dein Argument weiter unten bzgl. gegenseitigem Händewaschen zwischen Militär und Spieleindustrie kann ich da schon eher folgen. Wobei ich glaube, dass wenige Menschen über diese Verknüpfungen Kenntnis haben - soweit sie überhaupt belegbar sind. Und diese Art von Dissonanz sieht man überall - mit Sicherheit auch im eigenen Leben. Menschen sind keine Vegetarier, wollen niedrige Preise, müssen aber hart ausblenden, womit das teilweise erkauft wird. Moralische Ambivalenz, insbesondere auch noch bei Dingen die ohnehin legitim unterschiedlich gewichtet werden können, ist so normal, dass es IMO schwierig ist, sich allein auf diesen Sockel zu stellen. Da braucht es IMO zusätzlich das Argument, warum der normale Grad von Scheinheiligkeit hier unterträglich ist. Oder anders: Ja, so aus dem Bauch heraus gebe ich dir recht, dass es nicht recht zusammenpasst die Armee zu "verdammen", aber Spiele zu spielen, die ein anderes Militär feiern und vllt. sogar subventionieren. Aber nur weil sich jemand in seiner Ablehnung nicht stringent verhält, wird seine Kritik nicht automatisch verkehrt.

Andre
Das ist doch gerade der Trick: Bei Hitman erkennst du das moralisch fragwürdige Verhalten eindeutig, bei den Militärspielen erkennt man aber eben nicht unbedingt die Herkunft/Finanziers/Auftraggeber des Spiels und sieht vorrangig den Actionaspekt. Aber das macht es nicht besser, weil man es besser wissen könnte. Mit Scheinheiligkeit hat das m.E. nichts zu tun. Ich denke es denken einfach zuwenige darüber nach, was sie spielen und wie sie handeln. Ich zB lehne Kriegsspiele mit realem Hintergrund ab, mir ist das von der Immersion zu revisionistisch bzw. moralisch überheblich.

Ich hoffe, dass sich die Spieleindustrie hier irgendwann weiterentwickelt: Weg von Action und Mechanismen zur Lebenspunktreduzierung hin zu interessanten Welten und deren Geschichten und dem kreativem Spiel in und mit dem Spiel.
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von drgonzo »

vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 16:12 Das ist doch gerade der Trick: Bei Hitman erkennst du das moralisch fragwürdige Verhalten eindeutig, bei den Militärspielen erkennt man aber eben nicht unbedingt die Herkunft/Finanziers/Auftraggeber des Spiels und sieht vorrangig den Actionaspekt. Aber das macht es nicht besser, weil man es besser wissen könnte. Mit Scheinheiligkeit hat das m.E. nichts zu tun. Ich denke es denken einfach zuwenige darüber nach, was sie spielen und wie sie handeln. Ich zB lehne Kriegsspiele mit realem Hintergrund ab, mir ist das von der Immersion zu revisionistisch bzw. moralisch überheblich.
Das Erkennen moralisch fragwürdigen Handelns innerhalb einer Spielwelt und das Erkennen finanzieller Produktionskontexte eines Spiels sind zwei verschiedene Dinge.
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Andre Peschke
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von Andre Peschke »

vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 16:12
Andre Peschke hat geschrieben: 28. Aug 2018, 15:59
Ich sehe die Doppelmoral im Spielen von Krieg und der gleichzeitigen Ablehnung der Armee. Das passt für mich vorne und hinten nicht zusammen.
Das ist doch gerade der Trick: Bei Hitman erkennst du das moralisch fragwürdige Verhalten eindeutig
Naja, das ursprüngliche Argument war ja, sich in einer virtuellen Betätigung zu ergehen, die realweltlichen Moralvorstellungen widerspricht, sei scheinheilig. Hitman bemüht sich auch stark um eine Relativierung - wir schalten nur Bösewichte aus, die oft besonders schmierig / verwerflich dargestellt werden etc.

Sonst nimm Burnout spielen und in der Realität gegen illegale Straßenrennen sein. Need for Speed Underground idolisiert ja zB die ganze Underground-Racing-Szene und stellt sie ebenfalls cool dar.

Alles nicht 1:1 identisch, aber analog betrachtet glaube ich, die Ausgangsthese braucht weiterhin eine Revision.

Andre
vicsbier
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Re: Bundeswehr auf der Gamescom

Beitrag von vicsbier »

drgonzo hat geschrieben: 28. Aug 2018, 17:19
vicsbier hat geschrieben: 28. Aug 2018, 16:12 Das ist doch gerade der Trick: Bei Hitman erkennst du das moralisch fragwürdige Verhalten eindeutig, bei den Militärspielen erkennt man aber eben nicht unbedingt die Herkunft/Finanziers/Auftraggeber des Spiels und sieht vorrangig den Actionaspekt. Aber das macht es nicht besser, weil man es besser wissen könnte. Mit Scheinheiligkeit hat das m.E. nichts zu tun. Ich denke es denken einfach zuwenige darüber nach, was sie spielen und wie sie handeln. Ich zB lehne Kriegsspiele mit realem Hintergrund ab, mir ist das von der Immersion zu revisionistisch bzw. moralisch überheblich.
Das Erkennen moralisch fragwürdigen Handelns innerhalb einer Spielwelt und das Erkennen finanzieller Produktionskontexte eines Spiels sind zwei verschiedene Dinge.
Ich denke, dass Spieler nicht so naiv sind. Bemerkt ein Spieler nicht an der Perfektion der Darstellung von Fahrzeugen und Waffen nicht, dass diese nicht erdacht, sondern mit Hilfe Dritter (hier: dem Militär) erstellt wurden?
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