Runde #184: Jochen auf der EGX und im Tank

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
monieu
Beiträge: 296
Registriert: 20. Feb 2018, 00:46

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von monieu »

Stuttgarter hat geschrieben: 15. Okt 2018, 19:19Auch, wenns letztlich Küchenpsychologie ist, glaube ich tatsächlich, dass eine der Ursachen dafür schlicht der Wunsch nach "Rebellion" gegen das eigene Elternhaus ist.
Rebellion gegen gesetzte Grenzen schon, aber an die verbreitete Idee, dass man sich von den Werten seiner Eltern absetzen will, glaube ich eher nicht. Es gibt da verschiedene Aspekte zu bedenken:
  • Echte eigene Wertvorstellungen und das, was man behauptet für richtig zu halten, sind nicht das Gleiche.
  • Es gibt eine starke Anpassung an die unmittelbare soziale Umgebung (peer group), zeitweilig auch wichtiger als die Eltern.
  • Die alte Norm wirkt mindestens in Teilen weiter und Kinder sind mehrheitlich daran interessiert "normal" zu sein bzw. sich dem "Normalen" anzupassen.
Zum letzten Aspekt: Das Weiterwirken liegt auch an einer Diskrepanz zwischen der Selbstwahrnehmung "aufgeklärter" Menschen als liberal und ihrer tatsächlichen inneren Zustimmung zu liberalen Vorstellungen. Insbesondere ist es nicht leicht, dem alten Normalitätsverständnis zu entkommen. Man erklärt vielleicht eine Abweichung (entsprechend des vorherigen Wertmodells) intellektuell für normal, aber das bedeutet nicht, dass man sie wirklich so empfindet. Und diese unbewussten oder subliminierten Einstellungen werden an die Kinder weitergegeben und prägen ihr Normalitätsverständnis mit. Ein schönes Beispiel sind die Generationen von Eltern, die beteuern, sie hätten ihrem Kindern neutral Spielzeuge angeboten, aber die hätten sich immer wieder für die für ihr Geschlecht typischen entschieden. Schon nur die eigenen Signale sind in Wahrheit viel zu komplex, um eine solche Aussage mit Sicherheit treffen zu können.

Noch zu diesem Punkt:
Stuttgarter hat geschrieben: 15. Okt 2018, 19:19Allein angesichts sehr vieler weiblicher junger Erwachsener, die sich mit dem Schild, "Ich bin stolz, keine Feministin zu sein", ablichten lassen, habe ich da gewisse Zweifel.
Soweit ich dem begegnet bin, geht das allerdings mit der Überzeugung einher, dass Gleichberechtigung herrscht und Feministen Frauen sind, die unbegründet Ärger machen. Diese Haltung verschwindet meistens, sobald man persönlich über entsprechende Gründe stolpert.
Benutzeravatar
Leonard Zelig
Beiträge: 3481
Registriert: 5. Jan 2016, 19:56

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Leonard Zelig »

Rince81 hat geschrieben: 15. Okt 2018, 07:59
Leonard Zelig hat geschrieben: 15. Okt 2018, 00:20
goschi hat geschrieben: 14. Okt 2018, 19:15

Du unterstellst damit gerade, dass ein jeder, der einmal bei der PR arbeitet, langfristig daraufhin gearbeitet hat
Das ist ein ziemlich heftiger Vorwurf!
Nicht jeder PR-Mitarbeiter hat vorher im Journalismus gearbeitet. Viele haben in die Richtung studiert und sind dann durch Praktika in der PR gelandet. Wenn man als Journalist zu unbequem ist, dann erhöht das sicher nicht die Chancen nachher in dem kritisierten Unternehmen zu landen.
Dann würden sich also auch Bundesligafussballer gegen die Bayern zurückhalten, weil Tore gegen die Bayern zu schießen könnte die Chancen mal einen lukrativen Deal dort zu bekommen reduzieren...

Glaube ich nicht, die großen Publisher wollen die besten. Die wissen auch selbst, was sie veröffentlichen und damit auch, ob Kritik berechtigt ist, eine Schere im Kopf ist daher nicht notig...
Ich hab noch nie davon gehört, dass die Bayern einen Spieler deswegen nicht wollten, weil er gegen sie ein Tor geschossen hat. :mrgreen:
Das gehört zum Sport.

Aber wenn man z.B. über miese Arbeitsbedingungen bei Studio XYZ berichtet statt einfach nur über die Pre-Order-DLC ihres kommenden Hits, dann steht man bei diesem Publisher sicher nicht sonderlich hoch im Kurs. Am Ende fängt man noch an einen Betriebsrat zu gründen oder anderen sozialistischen Unsinn. :ugly:
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

www.gamersglobal.de
Nimlod
Beiträge: 120
Registriert: 14. Okt 2015, 14:48

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Nimlod »

Edit: Hab's wieder gelöscht, wir sollten evtl wieder zum Thema des Threads zurückkehren. :ugly:
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Stuttgarter »

Das Problem bei den "Ich bin stolz keine Feministin zu sein"-Damen ist halt folgendes - die dürfen Hausmuttchen sein soviel sie wollen. Aber sie sollten wenigstens einen Hauch Respekt vor der Tatsache haben, dass es Feministinnen waren, die durchgesetzt haben, dass heutige Frauen überhaupt die Wahl haben.
Numfuddle
Beiträge: 1451
Registriert: 21. Mär 2018, 22:51

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Numfuddle »

Jochen, der Titel der Podiumsdiskussion ergibt viel Sinn. Wenn man es von der monetären Seite aufdröselt. Sind Influencer eine Bedrohung für den Spiele-Journalismus? Nein. Da bin ich bei dir das sind völlig verschiedene Rollen mit nahezu 0% Überdeckung.

Jetzt ist den Verlagen diese Differenzierung aber relativ Wurst weil es in Wahrheit ja um Kohle geht. Nämlich um Anzeigenkunden und Werbeeinnahmen und da brechen den Verlagen gerade massiv die Einnahmen weg. Durch Twitch und Co. gehen den Verlagen gerade endgültig ihre „Reichweiten-Monopole“ verloren. Denn früher waren die Publisher ja auch ein wenig auf die Magazine und Verlage angewiesen. Die waren ja die Gatekeeper für die Reichweite (die Leser). Das Internet hat das ja schon ein wenig angeknackst und das Influencer Marketing macht jetzt die Verlage, selbst die mit starker Online Präsenz mehr oder weniger überflüssig.

Man erreicht die Kunden direkter und billiger über Influencer und deshalb brechen gerade einige Verlage und Outlets in Panik aus. Schließlich haben die eben erst den letzten großen Paradigmenwechsel nach Online halbwegs verkraftet und werden jetzt schon wieder „ausgebootet“.
Benutzeravatar
Axel
Beiträge: 4170
Registriert: 1. Jul 2018, 20:43
Wohnort: Chemnitz & Erzgebirge

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Axel »

Stuttgarter hat geschrieben: 15. Okt 2018, 23:39 Das Problem bei den "Ich bin stolz keine Feministin zu sein"-Damen ist halt folgendes - die dürfen Hausmuttchen sein soviel sie wollen. Aber sie sollten wenigstens einen Hauch Respekt vor der Tatsache haben, dass es Feministinnen waren, die durchgesetzt haben, dass heutige Frauen überhaupt die Wahl haben.
Das hat nix mit fehlendem Reapekt zu tun. Nur ist der heutige Feminismus, im Vergleich zum Feminismus etwa der 70er Jahre, alles andere als progressiv. Will heißen: Heutige Feministen treten vor allem abwertend auf, so empfinde ich - und weite Teile meiner Umgebung - das zumindest. Das fängt da schon mit dem leidlichen Gendern an. Wo deren Anhänger sagen "Das ist voll wichtig, damit bekommen wir Frauen mehr Aufmerksamkeit" und das in so einer radikalisierten Form, dass andere Meinungen mundtot gemacht werden. Vor allem wenn dann noch Männerhass dazu kommt.

Real so passiert: Ne Freundin ist mit ihrem Freund, der zu der Zeit gerade an ner mittelschweren Sportverletzung kurierte, einkaufen gegangen. Beim rausgehen kam ihnen durch Zufall eine Arbeitskollegin entgegen, die sich schon in der Vergangenheit als "feministisch" aufspielte und überall nur Unterdrückung seitens der Männer wahrnehmen will. Und die Frau war sich nicht zu blöd zu sagen "Warum trägst Du den Einkauf und Dein Mann nix? Warum lässt Du Dich so unterdrücken?" - Die beiden haben das getan, was man in solchen Situationen am besten macht: Wortlos und nickend weitergehen.

Solche kleinen Beispiele sorgen dafür, dass hier besagte Freundin sich dann auch zumindest mal wundert und fragt "Haben die keine anderen Probleme?" Genauso wie ich sehr viele Frauen kenne, denen der ganze #MeToo Hype auf den Sack ging. Weil es mit deren Lebenswirklichkeit nichts zu tun hatte. Und weil da teilweise auch arg übertrieben wurde, wenn halt beispielsweise ungeschickte Flirtversuche als sexistische Belästigung hochstilisiert wurden. In dieser radikalen Form sagen sich dann viele liberal eingestellte Frauen "Ne, damit will ich nichts zu tun haben."

Der Feminismus in den 70ern war da ja ein anderer. Da ging es ja wirklich um existenzielle Themen wie unabhängige Teilnahme an der Arbeitswelt oder Recht auf Abtreibung und dergleichen. Das waren doch ganz andere Themenfelder als heute.

Feminismus ist heute definitiv noch angebracht. Beispielsweise in der IT-Branche. Aber in der breiten Gesellschaft sind es doch eher die sozialen Fragen, die die Menschen umtreibt. Und das wollen viele Feministen, die halt meistens selber zu den besserverdienenden Menschen gehören, nicht sehen.
Regelrecht absurd wird es nämlich dann, wenn sich sogenannte "Feministen" unendlich darüber aufregen, wenn Kita-Mitarbeiter für mehr Lohn demonstrieren, die Kita dann eben mal ein paar Tage geschlossen bleibt und dann gesagt wird "Demonstration gerne, aber uns doch bitte dadurch keine Nachteile entstehen lassen." Schau Dir beim nächsten flächendeckenden Streik von Kita-Mitarbeitern (und der kommt so sicher wie das Amen in der Kirche) dann mal die Reaktion von Menschen an, die sich sonst immer als "feministisch" verstehen. Dann merkst Du, was deren Feminismus wert ist.
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Stuttgarter »

MitSchmackes! hat geschrieben: 16. Okt 2018, 01:20
[...]
Ich tu mir bisschen schwer mit der Aussage, "Das geht an der Lebenswirklichkeit vorbei".

Bereits nach der berüchtigten Kölner Silvesternacht und dem Aufkommen der berühmten Formulierung "frauenverachtende Kulturen" hab ich in meinem privaten Umfeld mal Frauen gefragt, was sie eigentlich so für Erfahrungen mit sexueller Belästigung gemacht haben. Fazit: Von 24 Frauen, die da mittlerweile mit mir drüber geredet haben, haben zwei gesagt, dass sie damit keinerlei Erfahrung gemacht haben. Zweiundzwanzig haben mir gleich mehrere Stories zu körperlicher sexueller Belästigung geliefert - den blöden Spruch in der Disko hat keine einzige für überhaupt erwähnenswert gehalten. Und von zehn Frauen, die ich kenne, weiß ich mittlerweile, dass sie schon mindestens einmal vergewaltigt wurden. Der liebe Onkel, der 12jährige mag, war übrigens auch dabei.

Ich hab keine Ahnung, ob ich mit zielsicherem Blick gerade die "richtigen" gefragt hab - aber seitdem glaube ich zumindest an die sehr erschreckende Statistik, dass jede dritte Frau über 18 in Deutschland schon mindestens einmal Opfer sexueller Gewalt wurde. Eine von drei. Würden wir auch von einem unwichtigen Thema reden, wenn jeder dritte Mann mindestens einmal in seinem Leben unverschuldet verprügelt worden wäre? Oder würden wir dann sagen, "Hier läuft gesellschaftlich was gewaltig schief"?

Natürlich gibt es Feministinnen, die bescheuert sind. Bescheuerte gibt es in jeder Gruppe. Aufgrund der Bescheuerten aber das grundlegende Anliegen herunterzuspielen - sagen wirs mal so: Würden die Bescheuerten einer Gruppe maßgeblich drauf Einfluss nehmen, wie ein Thema behandelt wird, dann wären vermutlich sämtliche digitale Spiele bei uns verboten, nicht mal nur "Killerspiele". :ugly:
Zuletzt geändert von Stuttgarter am 16. Okt 2018, 09:56, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Lurtz
Beiträge: 4007
Registriert: 22. Feb 2016, 17:19

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Lurtz »

Numfuddle hat geschrieben: 16. Okt 2018, 00:28 Jochen, der Titel der Podiumsdiskussion ergibt viel Sinn. Wenn man es von der monetären Seite aufdröselt. Sind Influencer eine Bedrohung für den Spiele-Journalismus? Nein. Da bin ich bei dir das sind völlig verschiedene Rollen mit nahezu 0% Überdeckung.

Jetzt ist den Verlagen diese Differenzierung aber relativ Wurst weil es in Wahrheit ja um Kohle geht. Nämlich um Anzeigenkunden und Werbeeinnahmen und da brechen den Verlagen gerade massiv die Einnahmen weg. Durch Twitch und Co. gehen den Verlagen gerade endgültig ihre „Reichweiten-Monopole“ verloren. Denn früher waren die Publisher ja auch ein wenig auf die Magazine und Verlage angewiesen. Die waren ja die Gatekeeper für die Reichweite (die Leser). Das Internet hat das ja schon ein wenig angeknackst und das Influencer Marketing macht jetzt die Verlage, selbst die mit starker Online Präsenz mehr oder weniger überflüssig.

Man erreicht die Kunden direkter und billiger über Influencer und deshalb brechen gerade einige Verlage und Outlets in Panik aus. Schließlich haben die eben erst den letzten großen Paradigmenwechsel nach Online halbwegs verkraftet und werden jetzt schon wieder „ausgebootet“.
Nicht die Konzerne dahinter vergessen. Sowohl Influencer als auch Verlage haben sich fast komplett abhängig von Google, Facebook, Amazon und Co. gemacht.
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
monieu
Beiträge: 296
Registriert: 20. Feb 2018, 00:46

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von monieu »

Ich würde auch sagen, wir sollten diese Diskussion nicht in den Vordergrund heben.

Deshalb nur eine kurze Anmerkung:
MitSchmackes! hat geschrieben: 16. Okt 2018, 01:20Nur ist der heutige Feminismus, im Vergleich zum Feminismus etwa der 70er Jahre, alles andere als progressiv.
Ich glaube, das ist ein Wahrnehmungsproblem deinerseits. Zum einen gab es in den 70er Jahren radikale Strömungen des Feminismus. (Schau mal nach dem "SCUM Manifesto" von Valerie Solanas von 1968.) Zum anderen ist der Feminismus seit dem eher noch heterogener geworden. Einen einheitlich vertretenen Feminismus, über den man so ein umfassendes Urteil fällen könnte, gibt es schlicht nicht.

Und ehrlich gesagt ich wüsste nicht mal in welche Facette der Bewegung ich "Warum trägst Du den Einkauf und Dein Mann nix? Warum lässt Du Dich so unterdrücken?" einordnen würde. Scherzkeksfeminismus vielleicht?
Zuletzt geändert von monieu am 16. Okt 2018, 10:07, insgesamt 1-mal geändert.
monieu
Beiträge: 296
Registriert: 20. Feb 2018, 00:46

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von monieu »

Mich würde mal interessieren, es muss doch auch Leute geben, die als Influencer gelten, aber gleichzeitig Inhalte aus dem spielejournalistischen Spektrum erstellen? Oder ist das wirklich so hundertprozentig ausgeschlossen, wie Jochen glaubt?
JanTenner
Beiträge: 334
Registriert: 29. Apr 2018, 22:04

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von JanTenner »

Ich verstehe den Begriff Influencer auch als jemand der gegen Bezahlung die Message einer dritten Partei verbreitet.
Einfach nur Let's Plays als Unterhaltung oder eigene Reportagen als Journalismus auf zb. YouTube zu verbreiten kann natürlich auch die Meinung der Zuschauer beeinflussen, ist aber kein 'Influencing' für mich, weil niemand dafür bezahlt.
Nach dieser Definition würde ich die Gamestar (Website) inzwischen auch eher als Influencer bezeichnen, als als journalistisches Angebot.
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Stuttgarter »

Ich würd im Gegenzug die Grenze zwischen "Journalisten" und "Influencern" da ziehen, wo neutral-kritische Berichterstattung aufhört und Fan-Tum beginnt. Dafür ist es völlig zweitrangig, ob jemand dafür bezahlt wird oder nicht - wenn einer seine Lieblingsspiele für eine große Masse sichtbar spielt und kommentiert, ist er vermutlich ein Influencer. Da er vor einem großen Publikum das Spiel bewirbt, somit die Zuschauer beeinflusst. Da er gleichzeitig Fan ist, wird er eher positiv als neutral oder gar kritisch kommentieren. Journalistische Hintergrundarbeit wird er gar nicht leisten.

Wohingegen Journalisten bei aller Spielebegeisterung auch die negativen Aspekte eines Spiels angemessen thematisieren müssen. Und die Aufgabe haben, unseriöse Geschäftspraktiken eines Publishers, problematische Arbeitsbedingungen in einem Studio oder politische Fragen wie vor kurzem bei Vavra zu recherchieren und zu thematisieren.
Numfuddle
Beiträge: 1451
Registriert: 21. Mär 2018, 22:51

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Numfuddle »

Influencer ist ja eigentlich auch nur die euphemistische Umschreibung für „macht Werbung für uns“
JanTenner
Beiträge: 334
Registriert: 29. Apr 2018, 22:04

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von JanTenner »

Influencer
Kunde: Werbetreibende
Produkt: Follower / Abonnenten
Content ist hier nur das Hilfsmittel um eine möglichst große Zielgruppe zu erreichen.

Journalist
Kunde: Leser / Zuhörer / Zuschauer
Produkt: Content
Papiertigger
Beiträge: 62
Registriert: 9. Jun 2018, 11:41

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Papiertigger »

JanTenner hat geschrieben: 16. Okt 2018, 11:00 Influencer
Kunde: Werbetreibende
Produkt: Follower / Abonnenten
Content ist hier nur das Hilfsmittel um eine möglichst große Zielgruppe zu erreichen.

Journalist
Kunde: Leser / Zuhörer / Zuschauer
Produkt: Content
Nein, ein Großteil des Online-Journalismus wird ausschließlich durch die Werbetreibenden bezahlt. Das ist also genau gleich wie bei sonstigen Influencern.

Tatsächlich sind Spielejournalisten auch Influencer un dem Sinne, dass sie Konsumenten beeinflussen, nur ist nicht jeder Influencer auch Journalist, solange ihm der journalistische Anspruch fehlt.
JanTenner
Beiträge: 334
Registriert: 29. Apr 2018, 22:04

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von JanTenner »

Ich würde argumentieren dass 'Journalisten' die von den Leuten bezahlt werden über die sie berichten keinen Journalismus betreiben sondern Werbung machen. Eine Zeitung die zum Beispiel von der CDU bezahlt wird, würde doch auch niemand als unabhängiges Medium wahrnehmen.
monieu
Beiträge: 296
Registriert: 20. Feb 2018, 00:46

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von monieu »

Die Frage ist wohl, ob man Influencer als reine Funktionsbezeichnung aus Sicht des Marketings versteht, also jemand, der seinem Publikum Werbebotschaften als organischen Teil seiner Inhalte präsentiert (nicht als abgesetzte Werbebotschaft). Oder ob man die Gruppe der Menschen betrachtet, die als Influencer gelten, dann findet man auch Inhalteproduktion, die nicht allein auf Werbekooperationen abzielt, und andere Finanzierungsmodelle wie direkte Beiträge des Publikums neben Kooperationen.

Unter der ersten Betrachtung gibt es auf jeden Fall Aktivitäten, die das Medium, wenn vielleicht nicht die Journalisten, dieser Influencerfunktion unterstellen. Ich würde zum Beispiel sagen, dass Gewinnspiele, die eigentlich als "Lösung" für den Umgang mit Werbegeschenken gedacht sind, im Prinzip eine organisch eingebundene Werbung darstellen.
Papiertigger
Beiträge: 62
Registriert: 9. Jun 2018, 11:41

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Papiertigger »

JanTenner hat geschrieben: 16. Okt 2018, 11:27 Ich würde argumentieren dass 'Journalisten' die von den Leuten bezahlt werden über die sie berichten keinen Journalismus betreiben sondern Werbung machen. Eine Zeitung die zum Beispiel von der CDU bezahlt wird, würde doch auch niemand als unabhängiges Medium wahrnehmen.
Deshalb ist ja die Anzeigenabteilung von der Redaktion getrennt, um diesen Interessenskonflikt so gut wie möglich zu vermeiden. Und natürlich werben auch politische Organisationen in Tageszeitungen, vor allem in Wahlkampfzeiten, ohne dass die Journalisten davon beeinflusst werden.
Numfuddle
Beiträge: 1451
Registriert: 21. Mär 2018, 22:51

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Numfuddle »

Leute, der Begriff „Influencer“ kommt aus dem Marketing.

Es mag ja sein, dass sich die Betroffenen selbst nicht als Werbesprachrohre begreifen und das viele von denen auch quasi-journalistisch arbeiten. Das Marketing der Publisher behandelt sie aber so, weil die ganze Werbestrategie ja darauf abzielt tausende von „Werbe U-Booten“ zu kreieren, die die Werbebotschaften bewusst oder unbewusst weiterverbreiten und das mit weniger Widerstand der Zielgruppe, weil der Lieblingsstreamer halt einen anderen Stellenwert hat.

Wenn ihr ernsthaft über die verschiedenen Abstufungen des Begriffs diskutieren wollt, meinetwegen. Aus Sicht des Produktmarketings sind Influencer aber dazu da um Werbung zu machen und dir Zeug zu verkaufen, mit dem Unterschied, dass da keine Anzeigenabteilung oder Compliance dazwischen steht und man über subtile Manipulation und Gruppendruck gegen die ganzen Twitch und YouTube Streamer leichter positive Resonanz erreicht. Schließlich sind das keine Profis und im Mittel auch eher arm.

Ihr akzeptiert deshalb auf alle Fälle das Framing der Publisher wenn ihr den Begriff Influencer als gegeben akzeptiert und das nur differenziert.

Als Marketinginstrument funktioniert das übrigens großartig weshalb es jetzt Platformen wie Twitch weiter formalisieren und game-ifizieren (Twitch Bounties)
monieu
Beiträge: 296
Registriert: 20. Feb 2018, 00:46

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von monieu »

Numfuddle hat geschrieben: 16. Okt 2018, 12:18Leute, der Begriff „Influencer“ kommt aus dem Marketing.

[...]

Aus Sicht des Produktmarketings sind Influencer aber dazu da um Werbung zu machen und dir Zeug zu verkaufen, mit dem Unterschied, dass da keine Anzeigenabteilung oder Compliance dazwischen steht und man über subtile Manipulation und Gruppendruck gegen die ganzen Twitch und YouTube Streamer leichter positive Resonanz erreicht. [...]
Sehe ich vom Ursprung her im Prinzip genauso. Influencer ist eine Marketingfunktion, wir sprechen also eigentlich von Entertainern, Videoproduzenten oder vielleicht auch mal Spielejournalisten, die Inhalte für ein Publikum erstellen und darüber Bekanntheit aufbauen, und dann als Influencer vom Marketing verwendet werden. Nur die Begriffsunschärfe kommt dann rein, wenn man Influencer Journalisten als Berufsbild gegenüberstellt, was Jochen denke ich gemacht hat und wir in dieser Diskussion auch tun.

(So richtig kompliziert wird es erst, wenn man den Trend miteinbezieht, dass "Influencer" als Influencer für ihre eigenen Produkte auftreten, vom T-Shirt-Shop, über Musikalben bis zum eigenen Spiel vielleicht. So ein "self-sustaining influencer" hat sich dann von (Fremd)Marketing entkoppelt. :D)
Numfuddle hat geschrieben: 16. Okt 2018, 12:18Schließlich sind das keine Profis und im Mittel auch eher arm.
Der einzelne Influencer vielleicht nicht, aber sowas wie Youtube-Netzwerke sind das Ergebnis von Professionalisierung und auf klassische Werbung bei Videos setzen die heute nicht mehr. Da sind Werbekooperationen mittlerweile vermutlich das wichtigere Geschäft.
Antworten