Stuttgarter hat geschrieben: ↑15. Okt 2018, 23:39
Das Problem bei den "Ich bin stolz keine Feministin zu sein"-Damen ist halt folgendes - die dürfen Hausmuttchen sein soviel sie wollen. Aber sie sollten wenigstens einen Hauch Respekt vor der Tatsache haben, dass es
Feministinnen waren, die durchgesetzt haben, dass heutige Frauen überhaupt die
Wahl haben.
Das hat nix mit fehlendem Reapekt zu tun. Nur ist der heutige Feminismus, im Vergleich zum Feminismus etwa der 70er Jahre, alles andere als progressiv. Will heißen: Heutige Feministen treten vor allem abwertend auf, so empfinde ich - und weite Teile meiner Umgebung - das zumindest. Das fängt da schon mit dem leidlichen Gendern an. Wo deren Anhänger sagen "Das ist voll wichtig, damit bekommen wir Frauen mehr Aufmerksamkeit" und das in so einer radikalisierten Form, dass andere Meinungen mundtot gemacht werden. Vor allem wenn dann noch Männerhass dazu kommt.
Real so passiert: Ne Freundin ist mit ihrem Freund, der zu der Zeit gerade an ner mittelschweren Sportverletzung kurierte, einkaufen gegangen. Beim rausgehen kam ihnen durch Zufall eine Arbeitskollegin entgegen, die sich schon in der Vergangenheit als "feministisch" aufspielte und überall nur Unterdrückung seitens der Männer wahrnehmen will. Und die Frau war sich nicht zu blöd zu sagen "Warum trägst Du den Einkauf und Dein Mann nix? Warum lässt Du Dich so unterdrücken?" - Die beiden haben das getan, was man in solchen Situationen am besten macht: Wortlos und nickend weitergehen.
Solche kleinen Beispiele sorgen dafür, dass hier besagte Freundin sich dann auch zumindest mal wundert und fragt "Haben die keine anderen Probleme?" Genauso wie ich sehr viele Frauen kenne, denen der ganze #MeToo Hype auf den Sack ging. Weil es mit deren Lebenswirklichkeit nichts zu tun hatte. Und weil da teilweise auch arg übertrieben wurde, wenn halt beispielsweise ungeschickte Flirtversuche als sexistische Belästigung hochstilisiert wurden. In dieser radikalen Form sagen sich dann viele liberal eingestellte Frauen "Ne, damit will ich nichts zu tun haben."
Der Feminismus in den 70ern war da ja ein anderer. Da ging es ja wirklich um existenzielle Themen wie unabhängige Teilnahme an der Arbeitswelt oder Recht auf Abtreibung und dergleichen. Das waren doch ganz andere Themenfelder als heute.
Feminismus ist heute definitiv noch angebracht. Beispielsweise in der IT-Branche. Aber in der breiten Gesellschaft sind es doch eher die sozialen Fragen, die die Menschen umtreibt. Und das wollen viele Feministen, die halt meistens selber zu den besserverdienenden Menschen gehören, nicht sehen.
Regelrecht absurd wird es nämlich dann, wenn sich sogenannte "Feministen" unendlich darüber aufregen, wenn Kita-Mitarbeiter für mehr Lohn demonstrieren, die Kita dann eben mal ein paar Tage geschlossen bleibt und dann gesagt wird "Demonstration gerne, aber uns doch bitte dadurch keine Nachteile entstehen lassen." Schau Dir beim nächsten flächendeckenden Streik von Kita-Mitarbeitern (und der kommt so sicher wie das Amen in der Kirche) dann mal die Reaktion von Menschen an, die sich sonst immer als "feministisch" verstehen. Dann merkst Du, was deren Feminismus wert ist.