Merbatur hat geschrieben: ↑20. Feb 2020, 18:03
Plankster hat geschrieben: ↑20. Feb 2020, 17:11
Mal unabhängig von dem tatsächlichen Wert von Saber:
3 Punkte:
1. Es handelt sich um Zahlungen über 20 Jahre. Der maximale diskontierte Zeitwert liegt eher bei USD 350m als bei USD 525M.
2. Der Großteil der Zahlung würde in Equity erfolgen (USD 325M), nicht in Cash (USD 200)
3. USD 375m sind erfolgsorientiert (10% über dem jährlichen kumulierten EBIT von USD 76m).
Vereinfacht gesagt wird die Maximalsumme erreicht, wenn Saber ab sofort jährlich USD 264m statt USD 76m EBIT erwirtschaftet. Darüber würden sich alle am Deal beteiligen Parteien sehr freuen.
Schaut man allerdings in die Geschichte von etablierten Computerspiel-Entwicklern kann man einschätzen, wie wahrscheinlich dies ist....
Danke für die Antwort! Finance and M&A sind nicht meine Vertiefungen - da wollte ich nicht mit meinem Halbwiassen brillieren
Jedoch drei Nachfragen, da ich einige Punkte anders gelesen habe. Kannst du mir bitte kurz sagen, wo ich hier falsch liegen könnte?
- Direkt müssen 100 Millionen USD in Bar und 50 Millionen USD als Shares gezahlt werden. Hier ist interessant zu wissen, wie die aktuelle Verschuldung bzw. der aktuelle Fremdkaptialgrad bei Embracer ist. Als Funfact: Koch Media hat vor zwei Jahren 120 Millionen € gekostet.
- Wie du schon gesagt hast, sind die weiteren 375 Millionen USD Dollar (100 Millionen USD bar und 275 Millionen in Anteilen) erfolgsabhängige Zahlen - jedoch lese ich, dass die über die nächsten sechs Jahren ausgezahlt werden sollen: "USD 375 million earn-out payment over six years". Liege ich damit richtig?
- Dagegen bekommen die Mitarbeiter einen zwanzigährigen Incentive-Package - sogar vollständig erfolgsabhängig, oder?
Die entscheidende Folie aus der
Präsentation als Screenshot:
Hier steht noch einmal das allermeiste ziemlich genau:
https://embracer.com/release/embracer-g ... 0-million/
Deswegen 2 Richtigstellungen:
1. Die Bonuszahlungen:
Earn-out payment of USD 375 million consists of USD 100 million paid in cash two years post closing, and which is subject to an annual interest rate of approximately 1.6%, and USD 275 million paid in newly issued Embracer Group shares. Of the USD 275 million, 14,033,140 B shares of Embracer Group, equivalent of USD 113 million, are issued at closing and vested 3 years after closing subject to 2 games being released during the first 3 years post closing, 189,783 A shares and 13,719,168 B shares of Embracer Group, equivalent of USD 112 million, are issued at closing and vested 6 years after closing subject to 1 additional game being released during the first 6 years post closing; and 6,209,354 A shares of Embracer Group, equivalent of USD 50 million issued at closing and vested 6 years after closing subject to 1 additional game being released during the first 6 years post-closing, and the Sellers remaining employed by the Company 6 years post closing. In total the Consideration shares amount to 40,360,798 shares of Embracer Group, whereof 6,399,137 are A shares and 33,961,661 are B shares.
--> 100 Millionen plus ein Zinssatz in Höhe von 1,6% sind garantiert nach 2 Jahren in Cash.
--> Die restlichen 275 Millionen werden in Shares ausgegeben und in 3 Milestones aufgeteilt:
1. 113 Millionen nach 3 Jahren, wenn 2 Spiele innerhalb dieser 3 Jahre releast werden
2. 112 Millionen nach 6 Jahren, wenn ein weiteres Spiel innerhalb der nächsten 6 Jahre releast wird
3. 50 Millionen nach 6 Jahren, wenn noch ein zusätzliches Spiel innerhalb der nächsten 6 Jahre releast wird und die Verkäufer (
Lars Wingefors and Erik Stenberg Matthew Karch and Andrey Iones) bei Embracer bis dahin angestellt bleiben
Dabei gilt nicht der zukünftige Aktienwert, sondern der vom Closing ( SEK 78.4510 per share), dass heißt, sollten die Embracer Aktien in dieser Zeit fallen, würde der Wert der Bonuszahlungen sinken und umgekehrt.
Zum Punkt mit den 20 Jahren:
In addition, the Sellers will enter into agreements with Embracer Group which include a 20 year profit share of Saber Interactive’s business performance as part of Embracer Group. The profit share scheme incorporates 10% of Saber Interactive’s realised annual EBIT above USD 76 million, i.e. after 20 years the Sellers are entitled to receive a total amount equal to 10% of Saber Interactive’s accumulated EBIT that exceeds USD 1,520 million (20 years x USD 76 million).
-->Die Seller erhalten 10% des Saber-EBITs der nächsten 20 Jahre, welcher in Summe 1,52 Milliarden USD übersteigt (76 Millionen pro Jahr --> man nimmt die Gesamtsumme, um keine Partei aufgrund wechselhafter Jahre zu benachteiligen).
Klar ist das alles sehr kompliziert (muss es ja auch sein bei solchen Summen), deswegen werde ich hier bestimmt auch noch Fehler gemacht haben.
Zur Mindestqualität der Spiele, die die Boni betreffen, steht dort nichts.
Der Mehrwert an der Börse kann auch direkt mit dieser Aquisition zusammenhängen, so wurden auch die Anzahl der Aktien um 13% erhöht, aber genaueres habe ich dazu nicht auf die schnelle gefunden. Eine höhere Marktkapitalisierung muss nicht bedeuten, dass die Aktionäre die Aquisition toll finden.
Edit: Ob zu viel für das Studio gezahlt wurde, können wir hier wohl alle nicht beurteilen.
Ebit (und andere) Multiples, sowie vergleichende Faktoren mit z.B. ähnlichen Studios, bieten gerade in der schnelllebigen Computerspielbranche weniger Aussagekraft als in anderen Branchen.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Entwicklerstudiokäufe hoch riskant sind, Unternehmenskäufe und -fusionen sind das aber immer (ca. 2/3 aller Käufe sollen nachteilig sein). Ex Post nennt man die Gründe dann z.B. "Winner's Curse" (Wer das Unternehmen kauft, ist mehr bereit dafür zu zahlen als alle anderen Marktteilnehmer) oder "Empire Building" des Unternehmenschefs. Wenn man von der Psychologie weggeht und es mehr aus der Sicht der Finanzwelt betrachtet:
Jeder Unternehmenskauf ist ein "Projekt", zur Vereinfachung geht man von einer bestimmten Anzahl an Zuständen aus (z.B. +/- 0, +500 Mio, - 300 Mio in 3 Jahren, in 6 Jahren, in 10 Jahren), die dieser Kauf haben kann, in Abhängigkeit der Zeit, des Bankzinszatzes und des internen Zinssatzes (= wie viel Geld muss ein Projekt mindestens machen, dass es sich rentiert). Dazu kommt noch eine Risikobetrachtung, diese kann sehr komplex sein, wenn man z.B. noch den Betawert hinzunimmt (=wie verhält sich der Umsatz des Unternehmens im Verhältnis zur allgemeinen Wirtschaftslage), oder das Projekt das Risiko anderer Projekte ausgleichen (oder verstärken) kann .
Wenn das alles am Ende größer 0 ist, ist der Kauf lohnenswert.
Zuerst sollte ein Unternehmen natürlich eine betriebswirtschaftliche Analyse vornehmen: Wo gibt es Synergien? Was sind die Werte und wie hoch sind diese? Welche Risiken und Verpflichtungen birgt ein Kauf?
Daraus können dann Zahlen erstellt werden, die nicht im Geschäftsbericht stehen, aber gerade für solche, sehr riskante Käufe sehr wichtig sind.
[Z.B. sieht man, dass Bayer die juristischen Kosten für Glyphosat falsch einschätze, als sie Monsanto kauften --> das führte letztlich zum Winenr's Curse, vermutlich auch weil die Konkurrenten die Risiken höher einschätzten]