Doom vs. Doom 2: Hell on Earth
Verfasst: 10. Mär 2020, 22:32
Hallo Leute,
obwohl ich bereits seit Anfang der 90er Videospiele spiele, habe ich bislang nie einen der originalen Doom-Teile gespielt. Als Doom 1993 bzw. Doom 2 1994 erschien, war ich auf Nintendokonsolen unterwegs, den ersten eigenen Rechner gab es erst 1997. Meine ersten Shootererfahrungen bestehen daher aus Titeln wie Half-Life, Hexen 2, Jedi Knight, Quake 2, Unreal und Turok. Mit fortschreitender Zeit wurde Doom immer mehr zu diesem vorsintflutlichen Titel, an dem ich schon wegen des Alters kein Interesse hatte.
Bis vor ein paar Wochen. Da habe ich mir, weil es sie für 1,50€ im Sale gab, sowohl Doom als auch Doom 2 auf der Switch zugelegt (Bei dem Gedanken von Doom auf der Switch vermute ich die Stimmen von Millionen Doom-Fans in panischer Angst aufschreien und plötzlich verstummen. Etwas furchtbares ist passiert! ) Und weil zu Doom schon alles gesagt wurde, aber noch nicht von jedem, will ich hier einfach mal meine Eindrücke schildern.
Doom
Man, lag ich falsch. Ich hatte fest damit gerechnet, mal einen Nachmittag für ein Stündchen reinzuspielen, dann mit den Achseln zu zucken und es nie wieder anzufassen. Aber Doom ist perfekt.
Ich kann auch recht genau einkreisen, was Doom für mich so klasse macht: Es ist durch und durch ein geradliniges und fast schon monotones Spiel. Hier ist kein Gramm Fett zuviel: Man rennt durch enge, verwinkelte Gänge, wird aber trotz vieler Abzweigungen, Schalter und Geheimtüren nie wirklich aufgehalten. Die Level sind Labyrinthe, aber man landet trotzdem selten bis nie in einer spielerischen Sackgasse. Es gibt immer noch eine Tür zu öffnen, noch einen Gang entlangzulaufen und währenddessen passiert nichts außer anlegen, zielen, schießen. Kein Deckungssystem, keine Erfahrungspunkte und Skills, kein Springen, kein Munitionswechsel, kein Nachladen, keine Storysequenzen oder Dialoge. Nichtmal hoch und runterzielen kann man.
Stattdessen wird die pausenlose Action, das geradlinige Gameplay unterfüttert mit einem fantastischen (und ebenfalls wunderbar monotonen!) Soundtrack, die in ihrer Kombination beinahe schon hypnotisch wirken. Stellenweise ertappte ich mich dabei, wie ich, dem Stereotyp des Gamers gleich, wie ein Zombie vor dem Bildschirm sitze und nichts mehr von meiner Umwelt mitbekomme. Kampagnen besorgter Eltern aus den 90ern, die dieses Teufelszeug verdammen, hätten mich als ihr Testimonial genommen. Auch der Vergleich zu einem Black Metal Album drängt sich mir auf: Dort steht ebenfalls die hypnotisierende Monotonie ewig gleicher Rhythmen und Akkorde im Vordergrund. Audiovisuell hat Doom, selbst heute noch, eine unfassbar düstere Atmosphäre - vielleicht ist die abstrakte Grafik hier sogar von Vorteil.
Doom 2
Nachdem ich mich durch die drei ursprünglichen Episoden von Doom geballert habe, wollte ich noch mehr davon, also bin ich flugs zu Doom 2 gewechselt. Der Ersteindruck war gut: Die Grafik wirkte, obwohl seit dem Release des Vorgängers kein Jahr vergangen war, etwas feiner und aufwendiger, die Super Shotgun ist eine Wucht und mehr Gegnervielfalt ist immer gut.
Nur leider mangelt es Doom 2 an all den Stärken, die Doom noch hatte: Die Hypnose stellte sich nicht mehr ein. Zum einen ist der Soundtrack deutlicher zahmer und dezenter, Hauptproblem ist aber das Leveldesign. Offenbar wollte id Software mit dem Nachfolger mehr: Größere Level, komplizierteres Design, mehr Gegner. Was dadurch aber passiert ist, dass ich beständig ausgebremst werde. Trotz 30 Jahren Erfahrung mit Videospielen steh ich in beinahe jedem Level irgendwann in leergeballerten Fluren und weiß nicht, wie es weitergeht, weil wieder irgendwo ein Schalter, eine Tür, ein Schlüssel so dämlich versteckt ist.
Die Levels sind größer und offener, weniger klaustrophobisch und non-linearer, was aber dazu führt, dass man nie genau weiß, welche Teile des Levels man zuerst besuchen sollte. Häufig gibt es Stadtlevels, in denen keine natürliche Progression vorgegeben ist und man schlicht ausprobieren muss, wo man gerade weiterkommt. Das führt zu viel Leerlauf. Auf der anderen Seite sieht man sich häufig mit plötzlich auftauchenden Gegnerhorden konfrontiert, die leider ebenfalls antiklimaktisch wirken. Ich war beinahe schon an Serious Sam erinnert, wenn plötzlich wieder dutzende Imps oder Pinky Demon gleichzeitig spawnen. Doom 2 wirkt, als hätten Fans ihre eigene Doom-Kampagne gemacht und dabei ohne Sinn für Zwischentöne, ohne die Begabung der ursprünglichen Designer, jeden Regler auf 11 gedreht. Daher muss ich an dieser Stelle in aller Deutlichkeit Christian Schmidt widersprechen, der bei Stay Forever meinte, dass es wegen Doom 2 heutzutage keinen Grund mehr gibt, Doom zu spielen - das Gegenteil ist der Fall.
Doom 3, Doom 2016
Jetzt, nachdem ich Doom und Doom 2 gespielt habe, verstehe ich deutlich besser die Skepsis, die damals Doom 3 entgegengeschlagen ist. Es ist tatsächlich ein sehr anderes Spiel. Eigentlich steh ich ja nicht so auf diese prätentiösen Typen, die ein obskures und komplett veraltetes Spiel anpreisen, nur weil es obskur und veraltet ist, aber in diesem Fall muss ich leider sagen: Ja, Doom ist das bessere Spiel. Und selbst Doom von 2016, dass ja allenthalben gelobt wurde, kam in seiner hypnotischen Wirkung für mich nie an den Erstling heran und steht mit seinen Arenakämpfen eher in der Tradition von Hell on Earth als von Doom.
Das Schöne an den aktuellen Konsolenversionen ist, dass sie sogar ein paar Mods eingebunden haben. So kann man die vierte Episode "Thy flesh consumed" als auch Sigil spielen, die später von John Romero nachgereichte fünfte Episode und auch die Final Doom Kampagnen mit noch mehr Leveln stehen zur Verfügung. Vom Umfang des gebotenen her kann man sich da also kaum beklagen und um nochmal auf die Plattform einzugehen: Doom im Handheld zu spielen ist schon saucool
Am Ende bin ich wirklich überrascht, wie gut sich ein mittlerweile 27 Jahre altes Spiel auch heute noch schlägt. Jetzt hoffe ich allerdings darauf, dass Bethesda auch Quake und Quake 2 mal aus dem Giftschrank holt und ebenfalls einen längst überfälligen Re-Release dieser Serie auf aktuelle Konsolen bringt - da würde ich ohne zu zögern ebenfalls zuschlagen.
obwohl ich bereits seit Anfang der 90er Videospiele spiele, habe ich bislang nie einen der originalen Doom-Teile gespielt. Als Doom 1993 bzw. Doom 2 1994 erschien, war ich auf Nintendokonsolen unterwegs, den ersten eigenen Rechner gab es erst 1997. Meine ersten Shootererfahrungen bestehen daher aus Titeln wie Half-Life, Hexen 2, Jedi Knight, Quake 2, Unreal und Turok. Mit fortschreitender Zeit wurde Doom immer mehr zu diesem vorsintflutlichen Titel, an dem ich schon wegen des Alters kein Interesse hatte.
Bis vor ein paar Wochen. Da habe ich mir, weil es sie für 1,50€ im Sale gab, sowohl Doom als auch Doom 2 auf der Switch zugelegt (Bei dem Gedanken von Doom auf der Switch vermute ich die Stimmen von Millionen Doom-Fans in panischer Angst aufschreien und plötzlich verstummen. Etwas furchtbares ist passiert! ) Und weil zu Doom schon alles gesagt wurde, aber noch nicht von jedem, will ich hier einfach mal meine Eindrücke schildern.
Doom
Man, lag ich falsch. Ich hatte fest damit gerechnet, mal einen Nachmittag für ein Stündchen reinzuspielen, dann mit den Achseln zu zucken und es nie wieder anzufassen. Aber Doom ist perfekt.
Ich kann auch recht genau einkreisen, was Doom für mich so klasse macht: Es ist durch und durch ein geradliniges und fast schon monotones Spiel. Hier ist kein Gramm Fett zuviel: Man rennt durch enge, verwinkelte Gänge, wird aber trotz vieler Abzweigungen, Schalter und Geheimtüren nie wirklich aufgehalten. Die Level sind Labyrinthe, aber man landet trotzdem selten bis nie in einer spielerischen Sackgasse. Es gibt immer noch eine Tür zu öffnen, noch einen Gang entlangzulaufen und währenddessen passiert nichts außer anlegen, zielen, schießen. Kein Deckungssystem, keine Erfahrungspunkte und Skills, kein Springen, kein Munitionswechsel, kein Nachladen, keine Storysequenzen oder Dialoge. Nichtmal hoch und runterzielen kann man.
Stattdessen wird die pausenlose Action, das geradlinige Gameplay unterfüttert mit einem fantastischen (und ebenfalls wunderbar monotonen!) Soundtrack, die in ihrer Kombination beinahe schon hypnotisch wirken. Stellenweise ertappte ich mich dabei, wie ich, dem Stereotyp des Gamers gleich, wie ein Zombie vor dem Bildschirm sitze und nichts mehr von meiner Umwelt mitbekomme. Kampagnen besorgter Eltern aus den 90ern, die dieses Teufelszeug verdammen, hätten mich als ihr Testimonial genommen. Auch der Vergleich zu einem Black Metal Album drängt sich mir auf: Dort steht ebenfalls die hypnotisierende Monotonie ewig gleicher Rhythmen und Akkorde im Vordergrund. Audiovisuell hat Doom, selbst heute noch, eine unfassbar düstere Atmosphäre - vielleicht ist die abstrakte Grafik hier sogar von Vorteil.
Doom 2
Nachdem ich mich durch die drei ursprünglichen Episoden von Doom geballert habe, wollte ich noch mehr davon, also bin ich flugs zu Doom 2 gewechselt. Der Ersteindruck war gut: Die Grafik wirkte, obwohl seit dem Release des Vorgängers kein Jahr vergangen war, etwas feiner und aufwendiger, die Super Shotgun ist eine Wucht und mehr Gegnervielfalt ist immer gut.
Nur leider mangelt es Doom 2 an all den Stärken, die Doom noch hatte: Die Hypnose stellte sich nicht mehr ein. Zum einen ist der Soundtrack deutlicher zahmer und dezenter, Hauptproblem ist aber das Leveldesign. Offenbar wollte id Software mit dem Nachfolger mehr: Größere Level, komplizierteres Design, mehr Gegner. Was dadurch aber passiert ist, dass ich beständig ausgebremst werde. Trotz 30 Jahren Erfahrung mit Videospielen steh ich in beinahe jedem Level irgendwann in leergeballerten Fluren und weiß nicht, wie es weitergeht, weil wieder irgendwo ein Schalter, eine Tür, ein Schlüssel so dämlich versteckt ist.
Die Levels sind größer und offener, weniger klaustrophobisch und non-linearer, was aber dazu führt, dass man nie genau weiß, welche Teile des Levels man zuerst besuchen sollte. Häufig gibt es Stadtlevels, in denen keine natürliche Progression vorgegeben ist und man schlicht ausprobieren muss, wo man gerade weiterkommt. Das führt zu viel Leerlauf. Auf der anderen Seite sieht man sich häufig mit plötzlich auftauchenden Gegnerhorden konfrontiert, die leider ebenfalls antiklimaktisch wirken. Ich war beinahe schon an Serious Sam erinnert, wenn plötzlich wieder dutzende Imps oder Pinky Demon gleichzeitig spawnen. Doom 2 wirkt, als hätten Fans ihre eigene Doom-Kampagne gemacht und dabei ohne Sinn für Zwischentöne, ohne die Begabung der ursprünglichen Designer, jeden Regler auf 11 gedreht. Daher muss ich an dieser Stelle in aller Deutlichkeit Christian Schmidt widersprechen, der bei Stay Forever meinte, dass es wegen Doom 2 heutzutage keinen Grund mehr gibt, Doom zu spielen - das Gegenteil ist der Fall.
Doom 3, Doom 2016
Jetzt, nachdem ich Doom und Doom 2 gespielt habe, verstehe ich deutlich besser die Skepsis, die damals Doom 3 entgegengeschlagen ist. Es ist tatsächlich ein sehr anderes Spiel. Eigentlich steh ich ja nicht so auf diese prätentiösen Typen, die ein obskures und komplett veraltetes Spiel anpreisen, nur weil es obskur und veraltet ist, aber in diesem Fall muss ich leider sagen: Ja, Doom ist das bessere Spiel. Und selbst Doom von 2016, dass ja allenthalben gelobt wurde, kam in seiner hypnotischen Wirkung für mich nie an den Erstling heran und steht mit seinen Arenakämpfen eher in der Tradition von Hell on Earth als von Doom.
Das Schöne an den aktuellen Konsolenversionen ist, dass sie sogar ein paar Mods eingebunden haben. So kann man die vierte Episode "Thy flesh consumed" als auch Sigil spielen, die später von John Romero nachgereichte fünfte Episode und auch die Final Doom Kampagnen mit noch mehr Leveln stehen zur Verfügung. Vom Umfang des gebotenen her kann man sich da also kaum beklagen und um nochmal auf die Plattform einzugehen: Doom im Handheld zu spielen ist schon saucool
Am Ende bin ich wirklich überrascht, wie gut sich ein mittlerweile 27 Jahre altes Spiel auch heute noch schlägt. Jetzt hoffe ich allerdings darauf, dass Bethesda auch Quake und Quake 2 mal aus dem Giftschrank holt und ebenfalls einen längst überfälligen Re-Release dieser Serie auf aktuelle Konsolen bringt - da würde ich ohne zu zögern ebenfalls zuschlagen.