Animal Crossing: New Horizons
Verfasst: 24. Mär 2020, 17:06
Grad für Nintendo Switch rausgekommen und vielleicht das richtige "Feel Good" Spiel angesichts der düsteren Realität
Eine der Ziele für die Serie ist das Erzeugen von Gefühlen wie "Dazugehören", "Community" und "Zu Hause". Diesmal baut, bevölkert und bewirtschaftet man sein eigenes Inselparadies. Haben wir schon kurz im Nintendo Switch Thread drüber diskutiert, aber da der Austausch mit Freunden online wie offline hier irgendwie zum Spiel gehört, lohnt sich ja vielleicht ein eigener Thread.
Spielüberblick (Offizielle Beschreibung):
"Gleich hinter dem Horizont wartet es: das neue, sorglose Leben auf deiner paradiesischen Insel! Ein luxuriöser Flug trennt dich von deinem ganz eigenen, noch völlig unbewohnten Stück Land, wo neue Freunde, wilde Entdeckungen und eine tolle Zukunft auf dich warten! Erschaffe dein eigenes Paradieschen in Animal Crossing: New Horizons für Nintendo Switch! (...) Bewaffnet mit einem Zelt, deinem schicken neuen NookPhone und einer Prise Abenteuerlust beginnst du, die Insel zu entdecken. (...) Nur wenige Handgriffe genügen, um aus dem naturbelassenen Inselchen ein idyllisches Zuhause zu machen. (...) Zwei Dinge braucht der Heimwerker: Bastelanleitung und das richtige Material! Ist alles zur Hand, sind die Möglichkeiten endlos: Ob nützliches Werkzeug für den Alltag oder Freiluftmobiliar, das allen das Inselleben verschönert; ob tolle Deko oder handfeste Baumaßnahmen wie Brücken, Wege, Aufgänge und sogar Flusslauf-Anpassungen – keine Idee ist zu verrückt! (...) Die Zeit verstreicht, neue Jahreszeiten kommen, Inselbewohner gehen ihrem Tag nach – deine Insel lebt, auch wenn du nicht dabei bist. Jede Jahreszeit bringt ein ganz neues Spielerlebnis und viele tolle Sachen zum Entdecken! (...) Zeitbasierte Events kommen und gehen: Ob besondere Feiertage oder spannende Wettkämpfe wie Angelturniere"
Unabhängige (Erst-)Eindrücke:
GameStar: https://www.youtube.com/watch?v=oijl9QrE-Wc
Das Video hat mich dann doch neugierig gemacht, da darin Animal Crossing mit Lootspiralen ala Diablo verglichen wird
Nerdfactory: https://www.youtube.com/watch?v=q0HxFRiofnQ
Kleine Warnung (oder Erwartungsmanagement):
Es ist mein erstes Animal Crossing und ich habe eine Mischung aus Lebenssimulation (ala Stardew Valley oder Die Sims) und Sandbox-Kreativbaukasten (ala Dragon Quest Builders, Minecraft und Co) in heimeliger, gewaltfreier Naturidylle erwartet. Das war ein Fehler. Animalcrossing ist sein eigenes Ding und in vielen Bereichen anders als erwartet. Statt großer weiter Sandbox mit endlosen Gestaltungswerkzeugen und Erkundungsanreizen, wurde mein Charakter (Yuani) auf ihre winzige Insel verfrachtet, die nach 5 Minuten komplett "erkundet" ist und in der die Zeit inkl. Tag-/Nachtwechsel synchron zur realen Zeit abläuft (wenn es bei euch Nacht ist, ist es auch auf eurer Insel Nacht: Viel Spaß an die Berufstätigen, die nur abends nach der Arbeit spielen können).
Spielmechanisch ist es auf Casual Spieler wie Oma Hilde hin optimiert.
Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vergleichsweise minimal (mit Ausnahme eines Pixeleditors, mit der man einfache Texturen erstellen, teilen und überall raufkleben kann). Ein bissel Terraforming (erst im späten Spiel) und ein vorgegebenes Haus (dessen Bauplatz man immerhin aussuchen darf) mit genau einem 4-eckigen Raum (also nix für Architekten). Das Gestalten, beschränkt sich auf die Möglichkeit gecraftete oder gefundene Dinge (Möbel, Dekorationen, Pflanzen, Zäune, Wege etc.) in einem streng rechtwinkligen Grid platzieren sowie in 90° Schritten rotieren zu können.
Die Charaktere haben keine Bedürfnisse (Schlaf, Hunger etc.) und das "Farmleben" beschränkt sich auf das Anbauen von ein paar Obstbäumen und Blumensorten (Gießen optional). Das alles geht nach streng vorgesehenen Progressionsschritten ab, durch die man linear durchgeführt wird (erst eigenes Zelt, dann Museum, dann Zelt zu Haus ausbauen, dann Einkaufsladen bauen usw. usf.). Die Rezepte für die Gegenstände zum Platzieren (oder Anziehen im Falle von Kleidung) sind die oben erwähnte "Lootspirale" und neben der vermittelten Inselidylle der Hauptanreiz (?) zum Weiterspielen.
Was mich aber am meisten irritiert, ist die Eigenart des Spiels, F2P-artige Mechaniken (ohne Abkürzung über Echtgeld) zu benutzen, um die Spielzeiten und -dauer des Spielers zu begrenzen. Das Bauen des eigenen Hauses dauert bspw. einen Tag und der Tag läuft in Echtzeit ab. Wenn die Baustelle gestartet ist läuft ein Timer los und man muss warten, bis es an der Stelle weitergeht. Ressourcenquellen (Bäume, Steine etc.) geben pro Tag auch nur eine begrenzte Anzahl Ressourcen ab. Abgesehen von Fischen und Insektenfangen, hat man also schnell nix mehr zu tun.
Statt sich also endlos in einer virtuellen Lebenssimulation oder Sandbox verlieren bzw. beschäftigen zu können, gibt einem das Spiel sehr deutlich zu verstehen, wenn alles für den heutigen Tag "geschafft" ist und man das Spiel besser beenden soll. Grad in den ersten Tagen ist nach 1-2 Stunden bereits wieder Schluss und man muss auf den nächsten (echten) Tag warten. Gleichzeitig erwartet das Spiel, dass man sein reales Leben um die Termine in der Spielwelt herumplant. Bissel wie früher mit nem Fernsehprogramm. Bestimmte Dinge passieren nur an bestimmten Wochentagen, zu bestimmten Tageszeiten oder sogar Jahreszeiten.
Man spielt idealer Weise also täglich in kleinen Häppchen in geplanten Zeitfenstern und erlebt eine sehr entschleunigte Entwicklung seines Inselparadis über reale Wochen und Monate hinweg. Das hat seinen ganz eigenen (ungewohnten) Reiz. Wer aber erwartet, Progression einfach durch Grinding erzwingen zu können, ist hier falsch. Natürlich kann man das Spiel durch Umstellen der Systemuhr austricksen, aber das fühlt sich irgendwie wie Cheaten an und läuft klar dem beabsichtigten Spielerlebnis zuwider.
Ich finde diesen Ansatz interessant (insb. da er anders als bei F2P Spielen) hier von den Spielen als Errungenschaft gefeiert wird. Ich hatte irgendwie was anderes erwartet und musste mich daher erstmal umständlich neu orientieren. Ich bin es nicht gewohnt, dass mich diese Art von Spiel nach ner gewissen Zeit quasi rauswirft und ich ingame für den Rest des Tages nix sinnvoll mehr tun kann. Bin mir daher noch nicht sicher, ob ich das Spiel gut finde. Interessant ja, aber gut?
Ist aber nur mein Ersteindruck. Das Spiel hat natürlich viele knuffige und schöne Seiten, die es spielenswert machen, wenn man auf die gewaltfreie, harmonische Naturidylle und das entspannte Dorfleben steht. Das oben verlinkte Gamestar Video bringt die besondere Faszination ziemlich gut rüber (und hat mich ja auch ins Spiel gelockt). Ich werd erstmal dranbleiben.
Guckt den menschlichen Charakteren aber lieber nicht zu tief in die Augen... da verbergen sich gruselige Abgründe:
Das Charakterdesign find ich extrem gewöhnungsbedürftig, insb. da der Rest durchaus hübsch und technisch kompetent gemacht ist.
Wäre neugierig wie ihr das seht, was man noch alles erwähnen sollte und warum ihr Animal Crossing liebt (oder eben nicht)
Und natürlich bitte viele Erlebnisberichte von eurer Insel Wen habt ihr z.B. auf eure Insel als Bewohner eingeladen?
Eine der Ziele für die Serie ist das Erzeugen von Gefühlen wie "Dazugehören", "Community" und "Zu Hause". Diesmal baut, bevölkert und bewirtschaftet man sein eigenes Inselparadies. Haben wir schon kurz im Nintendo Switch Thread drüber diskutiert, aber da der Austausch mit Freunden online wie offline hier irgendwie zum Spiel gehört, lohnt sich ja vielleicht ein eigener Thread.
Spielüberblick (Offizielle Beschreibung):
"Gleich hinter dem Horizont wartet es: das neue, sorglose Leben auf deiner paradiesischen Insel! Ein luxuriöser Flug trennt dich von deinem ganz eigenen, noch völlig unbewohnten Stück Land, wo neue Freunde, wilde Entdeckungen und eine tolle Zukunft auf dich warten! Erschaffe dein eigenes Paradieschen in Animal Crossing: New Horizons für Nintendo Switch! (...) Bewaffnet mit einem Zelt, deinem schicken neuen NookPhone und einer Prise Abenteuerlust beginnst du, die Insel zu entdecken. (...) Nur wenige Handgriffe genügen, um aus dem naturbelassenen Inselchen ein idyllisches Zuhause zu machen. (...) Zwei Dinge braucht der Heimwerker: Bastelanleitung und das richtige Material! Ist alles zur Hand, sind die Möglichkeiten endlos: Ob nützliches Werkzeug für den Alltag oder Freiluftmobiliar, das allen das Inselleben verschönert; ob tolle Deko oder handfeste Baumaßnahmen wie Brücken, Wege, Aufgänge und sogar Flusslauf-Anpassungen – keine Idee ist zu verrückt! (...) Die Zeit verstreicht, neue Jahreszeiten kommen, Inselbewohner gehen ihrem Tag nach – deine Insel lebt, auch wenn du nicht dabei bist. Jede Jahreszeit bringt ein ganz neues Spielerlebnis und viele tolle Sachen zum Entdecken! (...) Zeitbasierte Events kommen und gehen: Ob besondere Feiertage oder spannende Wettkämpfe wie Angelturniere"
Unabhängige (Erst-)Eindrücke:
GameStar: https://www.youtube.com/watch?v=oijl9QrE-Wc
Das Video hat mich dann doch neugierig gemacht, da darin Animal Crossing mit Lootspiralen ala Diablo verglichen wird
Nerdfactory: https://www.youtube.com/watch?v=q0HxFRiofnQ
Kleine Warnung (oder Erwartungsmanagement):
Es ist mein erstes Animal Crossing und ich habe eine Mischung aus Lebenssimulation (ala Stardew Valley oder Die Sims) und Sandbox-Kreativbaukasten (ala Dragon Quest Builders, Minecraft und Co) in heimeliger, gewaltfreier Naturidylle erwartet. Das war ein Fehler. Animalcrossing ist sein eigenes Ding und in vielen Bereichen anders als erwartet. Statt großer weiter Sandbox mit endlosen Gestaltungswerkzeugen und Erkundungsanreizen, wurde mein Charakter (Yuani) auf ihre winzige Insel verfrachtet, die nach 5 Minuten komplett "erkundet" ist und in der die Zeit inkl. Tag-/Nachtwechsel synchron zur realen Zeit abläuft (wenn es bei euch Nacht ist, ist es auch auf eurer Insel Nacht: Viel Spaß an die Berufstätigen, die nur abends nach der Arbeit spielen können).
Spielmechanisch ist es auf Casual Spieler wie Oma Hilde hin optimiert.
Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vergleichsweise minimal (mit Ausnahme eines Pixeleditors, mit der man einfache Texturen erstellen, teilen und überall raufkleben kann). Ein bissel Terraforming (erst im späten Spiel) und ein vorgegebenes Haus (dessen Bauplatz man immerhin aussuchen darf) mit genau einem 4-eckigen Raum (also nix für Architekten). Das Gestalten, beschränkt sich auf die Möglichkeit gecraftete oder gefundene Dinge (Möbel, Dekorationen, Pflanzen, Zäune, Wege etc.) in einem streng rechtwinkligen Grid platzieren sowie in 90° Schritten rotieren zu können.
Die Charaktere haben keine Bedürfnisse (Schlaf, Hunger etc.) und das "Farmleben" beschränkt sich auf das Anbauen von ein paar Obstbäumen und Blumensorten (Gießen optional). Das alles geht nach streng vorgesehenen Progressionsschritten ab, durch die man linear durchgeführt wird (erst eigenes Zelt, dann Museum, dann Zelt zu Haus ausbauen, dann Einkaufsladen bauen usw. usf.). Die Rezepte für die Gegenstände zum Platzieren (oder Anziehen im Falle von Kleidung) sind die oben erwähnte "Lootspirale" und neben der vermittelten Inselidylle der Hauptanreiz (?) zum Weiterspielen.
Was mich aber am meisten irritiert, ist die Eigenart des Spiels, F2P-artige Mechaniken (ohne Abkürzung über Echtgeld) zu benutzen, um die Spielzeiten und -dauer des Spielers zu begrenzen. Das Bauen des eigenen Hauses dauert bspw. einen Tag und der Tag läuft in Echtzeit ab. Wenn die Baustelle gestartet ist läuft ein Timer los und man muss warten, bis es an der Stelle weitergeht. Ressourcenquellen (Bäume, Steine etc.) geben pro Tag auch nur eine begrenzte Anzahl Ressourcen ab. Abgesehen von Fischen und Insektenfangen, hat man also schnell nix mehr zu tun.
Statt sich also endlos in einer virtuellen Lebenssimulation oder Sandbox verlieren bzw. beschäftigen zu können, gibt einem das Spiel sehr deutlich zu verstehen, wenn alles für den heutigen Tag "geschafft" ist und man das Spiel besser beenden soll. Grad in den ersten Tagen ist nach 1-2 Stunden bereits wieder Schluss und man muss auf den nächsten (echten) Tag warten. Gleichzeitig erwartet das Spiel, dass man sein reales Leben um die Termine in der Spielwelt herumplant. Bissel wie früher mit nem Fernsehprogramm. Bestimmte Dinge passieren nur an bestimmten Wochentagen, zu bestimmten Tageszeiten oder sogar Jahreszeiten.
Man spielt idealer Weise also täglich in kleinen Häppchen in geplanten Zeitfenstern und erlebt eine sehr entschleunigte Entwicklung seines Inselparadis über reale Wochen und Monate hinweg. Das hat seinen ganz eigenen (ungewohnten) Reiz. Wer aber erwartet, Progression einfach durch Grinding erzwingen zu können, ist hier falsch. Natürlich kann man das Spiel durch Umstellen der Systemuhr austricksen, aber das fühlt sich irgendwie wie Cheaten an und läuft klar dem beabsichtigten Spielerlebnis zuwider.
Ich finde diesen Ansatz interessant (insb. da er anders als bei F2P Spielen) hier von den Spielen als Errungenschaft gefeiert wird. Ich hatte irgendwie was anderes erwartet und musste mich daher erstmal umständlich neu orientieren. Ich bin es nicht gewohnt, dass mich diese Art von Spiel nach ner gewissen Zeit quasi rauswirft und ich ingame für den Rest des Tages nix sinnvoll mehr tun kann. Bin mir daher noch nicht sicher, ob ich das Spiel gut finde. Interessant ja, aber gut?
Ist aber nur mein Ersteindruck. Das Spiel hat natürlich viele knuffige und schöne Seiten, die es spielenswert machen, wenn man auf die gewaltfreie, harmonische Naturidylle und das entspannte Dorfleben steht. Das oben verlinkte Gamestar Video bringt die besondere Faszination ziemlich gut rüber (und hat mich ja auch ins Spiel gelockt). Ich werd erstmal dranbleiben.
Guckt den menschlichen Charakteren aber lieber nicht zu tief in die Augen... da verbergen sich gruselige Abgründe:
Das Charakterdesign find ich extrem gewöhnungsbedürftig, insb. da der Rest durchaus hübsch und technisch kompetent gemacht ist.
Wäre neugierig wie ihr das seht, was man noch alles erwähnen sollte und warum ihr Animal Crossing liebt (oder eben nicht)
Und natürlich bitte viele Erlebnisberichte von eurer Insel Wen habt ihr z.B. auf eure Insel als Bewohner eingeladen?