Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

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Soulaire
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Soulaire »

Vinter hat geschrieben: 1. Sep 2020, 11:48
Soulaire hat geschrieben: 1. Sep 2020, 08:21 Wenn sie nur wüssten, dass der Film Matrix ein Propaganda-Film der selbigen Matrix sein könnte bzw. wahrscheinlich sogar ist.
Viel geiler finde ich ja eigentlich, wie akkurat das Bild der Red Pill eigentlich ist - nur nicht so, wie ihre Verwender glauben.

Man muss sich nämlich einfach mal überlegen, was am Ende von Matrix Revolutions passiert. Etwa: Neo kann in der blauen Welt, der Realität jenseits der Matrix, plötzlich fliegen und trotz Blindheit sehen. Um das zu erklären, muss man entweder glauben, dass in der Realität des Filmuniversums Magie existiert, die jedoch nie zuvor etabliert wurde und als Deus Ex Machina den Tag rettet, oder aber man erinnert sich daran, dass die Protagonisten durchaus über Superkräfte verfügen - aber eben nur in der Matrix.

Wer die rote Pille schluckt glaubt, die Realität sehen zu können, befindet sich in Wahrheit aber nur innerhalb einer eigenen, dystopischen Scheinrealität. Eine bessere Metapher für rechtsextreme Verschwörungsgläubige kann es eigentlich nicht geben.

Ich jedenfalls bin ja mal gespannt, ob all die "Keine Politik in Videospielen!"-Red Piller anfangen, nun auch Call of Duty abzulehnen. Spoiler: Natürlich nicht.
Darauf wollte ich auch hinaus. Eine Matrix in der Matrix quasi. Witzigerweise hat sich Baudrillard, dessen Buch "Simulacra und Simulation" (kann ich sehr empfehlen oder Analysen dazu) im Film zusehen ist, stark davon distanziert. Eine Wahl oder Alternative kann nämlich auch nur vorgegaukelt sein, wie im Supermarkt zwischen Coca Cola und Pepsi.
skade
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von skade »

lolaldanee hat geschrieben: 1. Sep 2020, 12:14 Ihr seid doch alle bekloppt
Am Ende wissen wir doch insgeheim alle, dass Ralf Adam nur ein Deckname für Falko Löffler ist, dem WAHREN Genie hinter all dem
NeinNeinNein. Ich behaupte ja immernoch, dass die graue Eminenz Boris Schneider-Johne ist - zumindest, wenn man mal zählt, wie häufig sein Name so über verschiedene Podcasts droppt.
Wolfgang Walk
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Wolfgang Walk »

Das kommt also dabei raus, wenn man tagelang irgendwelchen alten Spionen hinterherrecherchiert, sich 7 Seiten lang nen Kopf um die Industrie macht - und im ersten Absatz einmal das Wort "Matrix" erwähnt...

Ihr seid doch alle gehirngewaschen!
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Timberfox13
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Timberfox13 »

Zwei Sachen:

Erstens: toller Podcast!

Zweitens: Wolfgang (aka Ralf - aka Falko - aka Boris), du erwähnst im Podcast "das berühmte Panzerfoto"
Für mich ist dieses Foto das, wo der Mann mit Einkaufstüten vor dem Panzer steht.
So wie ich das verstanden habe, war das aber nicht im Trailer sondern ein Foto von Menschen auf einer Mauer (was ja auch im Text verlinkt ist), bei dem man ohne sehr gutes Vorwissen gar nicht auf den Tian Minh Vorfall schlussfolgert, sondern was eher nach Aufnahmen vom Mauerfall 89 aussieht (meine Info stammt von nem Text auf Kotaku, hab den Trailer nicht gesehen weil... warum sollte man. :ugly: )

Was war denn nun drin? Rein aus Interesse weil Call of Duty = #idontcare
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Wolfgang Walk
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Wolfgang Walk »

Timberfox13 hat geschrieben: 1. Sep 2020, 13:22 Zwei Sachen:

Erstens: toller Podcast!

Zweitens: Wolfgang (aka Ralf - aka Falko - aka Boris), du erwähnst im Podcast "das berühmte Panzerfoto"
Für mich ist dieses Foto das, wo der Mann mit Einkaufstüten vor dem Panzer steht.
So wie ich das verstanden habe, war das aber nicht im Trailer sondern ein Foto von Menschen auf einer Mauer (was ja auch im Text verlinkt ist), bei dem man ohne sehr gutes Vorwissen gar nicht auf den Tian Minh Vorfall schlussfolgert, sondern was eher nach Aufnahmen vom Mauerfall 89 aussieht (meine Info stammt von nem Text auf Kotaku, hab den Trailer nicht gesehen weil... warum sollte man. :ugly: )

Was war denn nun drin? Rein aus Interesse weil Call of Duty = #idontcare
Das Panzerfoto war drin. Für eine Sekunde. Habe ich selbst gesehen. Bis China den Trailer dann geblockt hat. Dann wurde schnell editiert und ein neuer nachgeschoben. Irgendwo soll das Original aber noch zu finden sein.
Rigolax
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Rigolax »

Im diesem Kotaku-Artikel, https://kotaku.com/call-of-duty-trailer ... 1844833808, wird das meines Erachtens korrekt dargestellt: Das berühmte Bild vom "Tank Man" (bei Kotaku etwas verwirrend als Titelbild) war nicht im Trailer, sondern ein anderes, schon recht schwer einzuordnendes bzw. weit weniger bekanntes imho, von Menschen auf einem Panzer (nicht Mauer; wobei man den Eindruck leicht gewinnen kann), aber eben auch im Kontext des Tian’anmen-Massakers. Siehe auch dort bei Kotaku verlinkt als Quelle von der South China Morning Post: https://www.scmp.com/abacus/games/artic ... china-over
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Timberfox13
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Timberfox13 »

Hier ist der Artikel von Kotaku:

https://kotaku.com/call-of-duty-trailer ... 1844833808

2min originalVideo vs. 1min neuesVideo

Was ich als "Mauer" beschrieben hab war natürlich auch ein Panzer (01:05) - doh

Es war also "ein Panzerfoto" drin, nur nicht das, was ich meinte.
Diesesjenigeswelches diente nur als header für einen Artikel, in dem auch gleich gesagt wurde, daß Jenigeswelches nicht im Trailer vorkommt.

P.S. Wolfgang, danke übrigens für den zugegeben etwas länger herseienden Tip mit -Anyway, its just a thought- den netten bärtigen Herren höre ich seitdem regelmäßig zu, sehr aufschlussreich

P.P.S. oh, zu spät... Rigolax war schneller, gz :)
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DieTomate
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von DieTomate »

Vinter hat geschrieben: 1. Sep 2020, 12:01 Da verwischen dann die Grenzen zwischen "Fan-Theorie" und Interpretation ;)

Fliegt er nicht am Ende in der blauen Welt zu den Maschinen? So oder so hat er in der "realen" Welt übernatürliche Kräfte, die nie erklärt werden, aber Sinn machen, wenn man annimmt, dass die blaue Welt ebenfalls eine Matrix ist.

Aber wenn du es nicht einzig an Neo festmachen willst: Auch das Smith, ein Computerprogramm, plötzlich aus seinem System ausbricht und in der Realität agiert, ist eigentlich nur auf eine Art zu erklären: Die Realität ist auch nur eine Matrix und Teil des selben Systems. Oder halt: Magie. Aber letzteres wäre ziemlich schwach ;)
Trinity fliegt ihn mit einem Schiff zur Machinenstadt. Neos Kräfte lassen sich auch durch einen Chip im Hirn (oder ein modifiziertes Gehirn) erklären, wodurch er Zugang zu den Maschinen bekommt. Ebenso könnte Smith in einem menschlichen Gehirn gespeichert werden, wenn das Bewusstsein der Maschinen auch auf neuronale Netze basiert. Es ist nicht nur auf eine Art zu erklären. Die "Matrix in der Matrix" Theorie hat mir nie gefallen, da man sie endlos weiterführen könnte, und man käme nie in der Realität an. Erzählerisch ziemlich einfallslos.
Ist das OT? Mir gefällt der Film nicht mal besonders. Als ich mir die Trilogie vor einem Jahr nochmal angesehen habe, musste ich beim 3. Teil aus Langeweile die Hälfte überspringen.
Maestro84
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Maestro84 »

Ich bezweifle, dass Activision sich halb so viele Gedanken gemacht hat wie Wolfgang. Es ist halt CoD. Da erwarte ich doch gar nicht mehr.
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Leonard Zelig
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Leonard Zelig »

Soulaire hat geschrieben: 1. Sep 2020, 12:24 Darauf wollte ich auch hinaus. Eine Matrix in der Matrix quasi. Witzigerweise hat sich Baudrillard, dessen Buch "Simulacra und Simulation" (kann ich sehr empfehlen oder Analysen dazu) im Film zusehen ist, stark davon distanziert. Eine Wahl oder Alternative kann nämlich auch nur vorgegaukelt sein, wie im Supermarkt zwischen Coca Cola und Pepsi.
Erstmal thematisiert wurde die Prämisse einer Matrix innerhalb einer Matrix übrigens im Roman Simulacron-3 von Daniel F. Galouye im Jahr 1964. Gibt auch zwei Verfilmungen dazu. Einmal "Welt am Draht" von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1973 und dann noch "The 13th Floor" im Jahr 1999. Der Film von Fassbinder ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber durchaus faszinierend. "The 13th Floor" ist hingegen deutlich leichtere Kost, aber hat mir ebenfalls gut gefallen.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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skade
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von skade »

BlackSun84 hat geschrieben: 1. Sep 2020, 16:21 Ich bezweifle, dass Activision sich halb so viele Gedanken gemacht hat wie Wolfgang. Es ist halt CoD. Da erwarte ich doch gar nicht mehr.
Damit lässt man sie ziemlich von der Leine. Wahrscheinlich haben sie sich nicht ganz soviele hintergründige Gedanken gemacht, aber sie haben sich bewusst dazu entschieden. Wolfgang geht in dem Beitrag mal ganz kurz drauf ein: das ist praktizierter Marketing-Zynismus. Und dem muss man entgegentreten, indem man ihn benennt.
Wolfgang Walk
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Wolfgang Walk »

skade hat geschrieben: 1. Sep 2020, 17:42
BlackSun84 hat geschrieben: 1. Sep 2020, 16:21 Ich bezweifle, dass Activision sich halb so viele Gedanken gemacht hat wie Wolfgang. Es ist halt CoD. Da erwarte ich doch gar nicht mehr.
Damit lässt man sie ziemlich von der Leine. Wahrscheinlich haben sie sich nicht ganz soviele hintergründige Gedanken gemacht, aber sie haben sich bewusst dazu entschieden. Wolfgang geht in dem Beitrag mal ganz kurz drauf ein: das ist praktizierter Marketing-Zynismus. Und dem muss man entgegentreten, indem man ihn benennt.
Wollte gerade die Frage stellen, über wen das mehr aussagt: deren Verantwortungsbewusstsein als Publisher oder meine mögliche Überinterpretation als Marktteilnehmer.

Aber @skade hat das schon beantwortet: So kann man heute nicht mehr auftreten. Und ich habe mir die Reaktionen unter den Youtube-Videos ja nicht eingebildet. Der rechte Flügel war heftig, aufgeregt und begeistert am Flattern!
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Vinter
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Vinter »

So eine wirre Verschwörunhstheorie fällt ja auch nicht vom Himmel. Da saß schon jemand und hat das gezielt ausgewählt.
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Alexandre
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Alexandre »

Bei dem Budget haben sich Menschen aus dem Marketing, also Marketingmenschen....verdammte Oxymora.... geldgeile Huren kann man auch nicht sagen, das klingt zu sehr nach Klaus Kinski.... also imho waren da gut bezahlte Profis am Werk.

Und womit gut bezahlt? MIT RECHT! Wenn CoD auch für den großartigen Wolfgang Walk unumgänglich geworden ist, dann hat das Marketing alles richtig gemacht. Es gibt keine schlechte Presse, schon gar nicht auf einem Markt bei dem die Konsumentenseite "Verzicht" nicht übt.

Keine Sorge, hochgeschätzter Herr Walk. Ihr Beitrag mag die Welt nicht ändern, aber das ist ihr (kleingeschrieben!) Verlust. Mich begeistert immer wieder wie sie meinen Horizont erweitern und Zusammenhänge herstellen, und gleichzeitig eine Haltung besitzen, ohne aus Ihrer Intention ein Geheimnis zu machen, au contraire.

Trotzdem kann ich es kaum erwarten dass westliche Spiele endlich Taiwan als abtrünnigen Teil Chinas darstellen und den ordnenden Einfluss Chinas in der Region loben. Ist der Wille zur Verteidigung Taiwans im westlichen Spielerherz erstmal ausreichend aufgeweicht, lässt sich die leidige Rückeroberung ja vielleicht ohne unsensible Einmischung von Außen über die Bühne bringen.

Ursprünglich dachte ich noch, es bräuchte Epic damit China Einfluss auf Gameinhalte nehmen kann. Aber da unterschätze ich wohl die moralische Flexibilität vor allem im angelsächsischen Raum. Ob wir Europäer aber besser sind wage ich zu bezweifeln.
Maestro84
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Maestro84 »

Wolfgang Walk hat geschrieben: 1. Sep 2020, 19:03
skade hat geschrieben: 1. Sep 2020, 17:42
BlackSun84 hat geschrieben: 1. Sep 2020, 16:21 Ich bezweifle, dass Activision sich halb so viele Gedanken gemacht hat wie Wolfgang. Es ist halt CoD. Da erwarte ich doch gar nicht mehr.
Damit lässt man sie ziemlich von der Leine. Wahrscheinlich haben sie sich nicht ganz soviele hintergründige Gedanken gemacht, aber sie haben sich bewusst dazu entschieden. Wolfgang geht in dem Beitrag mal ganz kurz drauf ein: das ist praktizierter Marketing-Zynismus. Und dem muss man entgegentreten, indem man ihn benennt.
Wollte gerade die Frage stellen, über wen das mehr aussagt: deren Verantwortungsbewusstsein als Publisher oder meine mögliche Überinterpretation als Marktteilnehmer.

Aber @skade hat das schon beantwortet: So kann man heute nicht mehr auftreten. Und ich habe mir die Reaktionen unter den Youtube-Videos ja nicht eingebildet. Der rechte Flügel war heftig, aufgeregt und begeistert am Flattern!
Es ist halt das moderne Spiel auf der Klaviatur des Marketings. Beim nächsten Spiel bringt Activision einen tollen LBGT-Nebencharakter mit Migrationshintergrund und schon geht das Spiel mit Hass und Freude andersherum. Am Ende zählt nur Eines: Cash. Und da sind alle Kunden willkommen,solange diese nur zu einer großen Gruppe potentieller Käufer gehören.
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Heretic
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Heretic »

BlackSun84 hat geschrieben: 2. Sep 2020, 09:05 Es ist halt das moderne Spiel auf der Klaviatur des Marketings. Beim nächsten Spiel bringt Activision einen tollen LBGT-Nebencharakter mit Migrationshintergrund und schon geht das Spiel mit Hass und Freude andersherum. Am Ende zählt nur Eines: Cash. Und da sind alle Kunden willkommen,solange diese nur zu einer großen Gruppe potentieller Käufer gehören.
Einen LGBT-Charakter einbauen und damit riskieren, in diversen Ländern aus den Shops zu fliegen? Wohl kaum. Genau das scheint aktuell nämlich gerade Dontnods "Tell Me Why" passiert zu sein:

https://steamcommunity.com/app/1180660/ ... 038848763/

Sollte sich das bestätigen zeigt das umso mehr, dass LGBT-Charaktere keine "hippe Zeitgeisterscheinung" sind und wesentlich öfter in Spielen vorkommen sollten.
Zuletzt geändert von Heretic am 2. Sep 2020, 10:19, insgesamt 1-mal geändert.
skade
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von skade »

BlackSun84 hat geschrieben: 2. Sep 2020, 09:05
Wolfgang Walk hat geschrieben: 1. Sep 2020, 19:03
skade hat geschrieben: 1. Sep 2020, 17:42

Damit lässt man sie ziemlich von der Leine. Wahrscheinlich haben sie sich nicht ganz soviele hintergründige Gedanken gemacht, aber sie haben sich bewusst dazu entschieden. Wolfgang geht in dem Beitrag mal ganz kurz drauf ein: das ist praktizierter Marketing-Zynismus. Und dem muss man entgegentreten, indem man ihn benennt.
Wollte gerade die Frage stellen, über wen das mehr aussagt: deren Verantwortungsbewusstsein als Publisher oder meine mögliche Überinterpretation als Marktteilnehmer.

Aber @skade hat das schon beantwortet: So kann man heute nicht mehr auftreten. Und ich habe mir die Reaktionen unter den Youtube-Videos ja nicht eingebildet. Der rechte Flügel war heftig, aufgeregt und begeistert am Flattern!
Es ist halt das moderne Spiel auf der Klaviatur des Marketings. Beim nächsten Spiel bringt Activision einen tollen LBGT-Nebencharakter mit Migrationshintergrund und schon geht das Spiel mit Hass und Freude andersherum. Am Ende zählt nur Eines: Cash. Und da sind alle Kunden willkommen,solange diese nur zu einer großen Gruppe potentieller Käufer gehören.
Und genau wegen dieser Haltung geht das halt. "Das ist halt so". Das Problem damit ist, dass diese Haltung wenig Raum lässt, es besser zu machen - es wird kritiklos durchgewunken, wie alles andere auch. _Trotzdem_ hat es einen Effekt, auch das hat Wolfgang gut rausgearbeitet.

Activision ist das egal, solange die Klickzahlen und die Verkäufe stimmen.

Übrigens: man kann im neuen CoD auch einen non-binären Hauptcharacter von Reagan in den Krieg schicken lassen. Die Sau ist durchs Dorf und ist auch schon ordentlich von der Zielgruppe kritisiert worden. Das ist sehr schmerzhaft, weil Reagan insbesondere AIDS unaddressiert gelassen hat. Da fühlen sich diese Gruppen - zu Recht! - instrumentalisiert.

Und das ist eben das Problem: ich bin ja sehr für mehr LGBTQ-Repräsentation in Spielen. Leider kommt die häufig eben so gestelzt daher, dass sie die (IMHO auch einfach nur ungenügend modellierten) Zielgruppen selbst scheisse finden. Und das finde ich halt schade, dass das in der "LGBTQ für Effekt"-Diskussion völlig untergeht.

Das in Battletech, Pyre und anderen Spielen, ohne es gross als Werbung an die Glocke zu hängen, wie selbstverständlich der Character geschlechtslos mit "they" angesprochen werden kann und es Portraits gibt, die nicht eindeutig zuzuordnen sind, ist halt einfach viel besser und sollte mal an der Stelle erwähnt werden. Gab auch wenig Streit drum.
Rigolax
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Rigolax »

skade hat geschrieben: 2. Sep 2020, 10:14 Übrigens: man kann im neuen CoD auch einen non-binären Hauptcharacter von Reagan in den Krieg schicken lassen. (...)
Soweit ich weiß, bedienen sich die Macher da eher eines Tricks, die Geschlechtlichkeit kann auf "classified" eingestellt werden. Das ist faktisch natürlich eine non-binary-option, in der Handlung des Spiels kann das aber ja, streng genommen, auch anders interpretiert werden. -- Wobei auch als Pronomen "they" benutzt wird, muss man mal schauen, wie sie das konkret umsetzen.

Streng genommen könnten im Grunde sehr viele Protagonisten eigentlich ja nicht-binär oder transgenderidentitär sein, nur würde das dann nie explizit gesagt werden bzw. könnte die Figur auch nur nie "out" sein. Das ist repräsentations-/identitätspolitisch natürlich wenig bedeutsam, da die "Message" dann fehlt, aber grundsätzlich ist das ja denkbar, es gilt ja gemeinhin auch der Tod des Autors. Umdeutungen ex post facto wie bei J.K. Rowling auch mal außen vor.
Heretic hat geschrieben: 2. Sep 2020, 10:11Einen LGBT-Charakter einbauen und damit riskieren, in diversen Ländern aus den Shops zu fliegen? Wohl kaum. Genau das scheint aktuell nämlich gerade Dontnods "Tell Me Why" passiert zu sein:

https://steamcommunity.com/app/1180660/ ... 038848763/

Sollte sich das bestätigen zeigt das umso mehr, dass LGBT-Charaktere keine "hippe Zeitgeisterscheinung" sind und wesentlich öfter in Spielen vorkommen sollten.
Scheint übrigens meiner Erkenntnisse nach tatsächlich für diverse Steam-Store-Regionen gesperrt zu sein, auch Regionen von Ländern, in denen die Thematik politisch weniger gewollt scheint. Siehe auch hier für gesperrte Länder: https://steamdb.info/sub/405719/info/ ("PurchaseRestrictedCountries"). Im verlinkten Thread im offiziellen Steam-Forum des Spiels wird ja offenbar ein Entwickler zitiert, wonach es aussieht, als seien das eher (nur) Währungsprobleme.
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Andre Peschke
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von Andre Peschke »

skade hat geschrieben: 2. Sep 2020, 10:14 Übrigens: man kann im neuen CoD auch einen non-binären Hauptcharacter von Reagan in den Krieg schicken lassen. Die Sau ist durchs Dorf und ist auch schon ordentlich von der Zielgruppe kritisiert worden. Das ist sehr schmerzhaft, weil Reagan insbesondere AIDS unaddressiert gelassen hat. Da fühlen sich diese Gruppen - zu Recht! - instrumentalisiert.
Während der Entstehung der Kolumne riss die Witzeparade sowieso nicht ab. Wir haben glaube ich mindestens vier Mal gesprochen, weil wieder was passendes aufgepoppt ist: "Oh, schau mal, jetzt gibt's eine längere Cutscene mit mehr Ronald Reagan als präsidialem Befehlshaber!", "Oh, hast du schon gesehen, jetzt wurde der Trailer zensiert!", "Haha - Ubisoft hat wieder eine Kontroverse losgetreten, diesmal mit einem Mobile-Spiel!"...

Nachdem Wolfgang das 2. Mal neu aufnehmen musste, haben wir die Kolumne dann einfach mal "feature locked". :D

Andre
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Re: Wortreich - Tote Agenten - Rote Pillen

Beitrag von skade »

Rigolax hat geschrieben: 2. Sep 2020, 12:27
skade hat geschrieben: 2. Sep 2020, 10:14 Übrigens: man kann im neuen CoD auch einen non-binären Hauptcharacter von Reagan in den Krieg schicken lassen. (...)
Soweit ich weiß, bedienen sich die Macher da eher eines Tricks, die Geschlechtlichkeit kann auf "classified" eingestellt werden. Das ist faktisch natürlich eine non-binary-option, in der Handlung des Spiels kann das aber ja, streng genommen, auch anders interpretiert werden. -- Wobei auch als Pronomen "they" benutzt wird, muss man mal schauen, wie sie das konkret umsetzen.
Gute Frage, obs das jetzt besser oder schlechter macht. Ich bin da ja eher Freund von "wenn schon, denn schon". Es ist IMHO ziemlich logisch, dass diese Option vorhanden ist, um gerade diesen Debatten Rechnung zu tragen. Aber mit "classified" kommt man halt auch rausgewunden, das mans jetzt auch nicht wirklich gesagt hat.

Am Ende passts natürlich ins Setting, insofern wär ich da einfach mal auf den berühmten "spin" gespannt.
Streng genommen könnten im Grunde sehr viele Protagonisten eigentlich ja nicht-binär oder transgenderidentitär sein, nur würde das dann nie explizit gesagt werden bzw. könnte die Figur auch nur nie "out" sein. Das ist repräsentations-/identitätspolitisch natürlich wenig bedeutsam, da die "Message" dann fehlt, aber grundsätzlich ist das ja denkbar, es gilt ja gemeinhin auch der Tod des Autors. Umdeutungen ex post facto wie bei J.K. Rowling auch mal außen vor.
Joa, das geht mir allerdings zu sehr in die Gefilde von haltloser Spekulation/Interpretation und das findet man selten ausserhalb von besserwisserischen Debatten. Ausnahmen sind da Bewegungen, wie eine Subcommunity, die in ihrem Headcanon entscheidet, dass das so und so ist durchaus interessanter.

Headcanon wäre mal ein tolles Podcastthema, btw. :D
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