Erstmal schön, dass Three Houses noch eine vollständige Wertschätzung bekommen hat. Zeigt nochmal sehr schon, dass Aktualität bei euch nicht die alleroberste Maxime ist.
Zunächst habe ich erstmal erschrocken festgestellt, dass das tatsächlich schon 2019 rausgekommen ist.
Mir war das nicht wie ein bald zwei Jahre altes Spiel in Erinnerung. Andererseits war Three Houses ja mein damaliges GOTY und da Hades letztes Jahr rauskam… Diesen komischen Zeitsprung schiebe ich jetzt mal auf die Pandemie. Ohnehin immer ein dankbarer Sündenbock.
Die Folge selber war dann eine Achterbahn der Gefühle. Dass Jochen gerne Extremurteile fällt ist ja nichts Neues, aber an einige Punkten konnte ich seine Kritik überhaupt nicht nachvollziehen. Beispiel Schwierigkeitsgrad: Ich habe die beiden Fire Emblems auf dem 3DS, XCOM 1 und 2 (mehrfach und auf höheren Schwierigkeitsgraden) und auch einige andere Taktikspiele gespielt, als ich Three Houses angefangen habe. Als Neuling würde ich mich also auf keinen Fall bezeichnen. Habe zu Release auf Schwer gespielt und fand das Spiel über die längste Zeit hinweg recht herausfordernd. Da sind mir die Rückspul-Slots auch schonmal ausgegangen... Inwiefern das an einer guten KI lag weiß ich schlicht nicht mehr, aber alleine durch die hohen Werte und in der Regel Übermacht der Gegner war es oft ziemlich knackig. Sobald die Bestien als Gegnertyp auftauchten, wurde es extra ecklig. (Fand auch komisch, dass die gar keine Erwähnung fanden. Funktionieren rein mechanisch ja doch ein gutes Stück anders als normale Gegner.)
Auch, dass diese Cheesing-Taktik so gut und schnell funktioniert haben soll… Sicher, dass du zu Spielbeginn nicht versehentlich auf „Story Mode“ statt „Maddening“ gekommen bist?
Die Werte der Gegner waren bei mir einfach viel zu hoch, als dass ich schnell und zuverlässig Einheiten gehabt hätte, die schlicht unbesiegbar waren.
Erst die letzten Schlachten waren dann etwas zu einfach, da ich meine gesamte Gruppe immer gut gelevelt habe und 4 aus meiner Stammbesetzung doch ziemliche Monster geworden sind.
Auch dass das Social System so unterentwickelt sein soll…. Also ich hab das eigentlich immer sehr ausladend und effizient gemacht, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal öfter als zweimal in der Gruppe was gegessen hätte. Sicherlich kein Vergleich zu Persona 5 oder gar Persona 5 Royal aber doch gut genug, um die Kernfantasie des Spiels zu bedienen.
Insbesondere die tolle Charakterzeichnung wurde mir aber unter Wert verkauft. Bei den allermeisten der Einheiten steckt viel dahinter und die Bonding-Sequenzen unterfüttern das imo so gut. Einige dieser Entwicklungen kamen auch erst mitten im Schlachtgeschehen zu tragen, was mich teilweise echt beeindruckt hat. Im Spoiler mal ein Eindruck von mir aus dem August 2019 mit einem konkreten Beispiel.
Total umgehauen bin ich aber von der Charakterentwicklung und der Lore. Das Spiel lässt sich Zeit mir einen riesigen Cast an Charakteren vorzustellen und vor allem die eigene Klasse lernt man wirklich zu lieben. In den vielen vollvertonten Dialogen sieht man sie alle in den verschiedensten Situationen und für mich wurden sie alle zu „echten“ Charakteren, statt Pixelfiguren. Auch wenn einige zunächst als Anime-Klischee rüberkommen stellt sich irgendwann heraus, dass bei allen mehr dahintersteckt. Und nach dem fünfjährigen Timeskip, haben sie sich alle mehr oder weniger stark verändert.
BSP Dorothea:
Während Sie in der ersten Spielhälfte noch die leichtherzige, ständig flirtende Diva ist, ist sie nach 5 Jahren völlig kriegsmüde und ist von einer ständigen Melancholie bestimmt. Das drückt sich sogar in den kurzen Kampfsprüchen aus. Aus „Every Rose has it´s thorns.“ wenn sie jemanden im Kampf besiegt wird nach dem Timeskipp „Only thorns left on this rose.“ Find ich stark. Und ist nur ein Beispiel von vielen.
Wirklich mies fand ich aber, dass viele der empfundenen Kritikpunkte so endlos in die Länge gezogen wurden. Ja ich hab verstanden, dass es das schlechteste Spiel, Kampfsystem, Story etc. aller Zeiten ist. Mies auch, dass den Fans des Spiels dann ständig irgendwelche Charakterschwächen angedichtet wurden. Sie seien pubertär, blöd, notgeil oder schlecht in Taktikspielen. Habt ihr doch nicht nötig, auf dieses Niveau abzufallen. Sebbe war imo auch der am wenigsten geeignete Gesprächspartner hier, da er ja alles was Anflüge einer Animeoptik hat erstmal grundsätzlich für Schmuddelkram hält.
Aber nicht falsch verstehen: unterm Strich bin ich froh, dass es die Folge gibt. So hatte ich nochmal einen Grund meine Einschätzung von damals abzuklopfen und meine Posts aus 2019 zu durchforsten. Und vielleicht wurde der Schwierigkeitsgrad seit Release ja einfach runtergepatcht