Nutzerfrage: Das "wir" in der deutschen (?) Spielepresse

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Andre Peschke
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Re: Nutzerfrage: Das "wir" in der deutschen (?) Spielepresse

Beitrag von Andre Peschke »

Jochen hat geschrieben: Es sind (noch) keine Gewaltdrohungen, falls du das meinst, aber (zivilrechtlich relevante) Verleumdungen und Beleidigungen sind üblich, die Diskussions- und Kritikkultur allenthalben toxisch. Es erscheint mir eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der erste Journalist den eigenen Verlag verklagt.
Stimmt nicht. Mir hat man auch schon Prügel angedroht. Was allerdings natürlich erstmal nur ein Schulterzucken wert ist, solange es nicht wie zB bei Anita Sarkeesian mit dem Posten der Privatadresse oder dergleichen einher geht.

Andre
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Dostoyesque
The Half-Banned
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Re: Nutzerfrage: Das "wir" in der deutschen (?) Spielepresse

Beitrag von Dostoyesque »

Andre Peschke hat geschrieben:
Stimmt nicht. Mir hat man auch schon Prügel angedroht. Was allerdings natürlich erstmal nur ein Schulterzucken wert ist, solange es nicht wie zB bei Anita Sarkeesian mit dem Posten der Privatadresse oder dergleichen einher geht.

Andre
Deswegen hab ich also nie eine Antwort bekommen...
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Nimlod
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Re: Nutzerfrage: Das "wir" in der deutschen (?) Spielepresse

Beitrag von Nimlod »

Joss hat geschrieben:
Frostkaktus hat geschrieben:Nun ja, anders als Zahntechniker oder Speditionskaufmann, ist Journalismus kein Beruf, für den eine bestimmte Ausbildung vorgeschrieben ist. Wenn du hauptberuflich jounalistisch tätig bist, darfst Du Dich Journalist nennen. Egal, ob Du Biologie studiert hast und nun zu biologischen Themen für irgendeine Zeitschrift schreibst oder auf einer Journalistenschule warst und ein Volontariat beim Spiegel gemacht hast.
Insofern ist das, was Du Training on the job nennst, keine Seltenheit für Journalisten und sagt nichts über deren Qualität aus.
Jeder darf sich Journalist nennen, du musst nicht tätig sein. Ungeschützte Begriffe haben das an sich. Du kannst auch den ganzen Tag in der Nase popeln und dir eine Visitenkarte mit Journalist/Presseprofi/Wortartist Frostkaktus drucken.

Und mach mal den Versuch, bei einer Tages-/Wochenzeitung, ein Volontariat ohne Studium zu bekommen. Da wirst du den Unterschied zwischen Produktjournalismus (selbst dort werden die Voraussetzungen tendenziell höher) und dem, der ferner vom Marketing arbeitet, schnell feststellen. Man darf sich stets vorstellen, was man möchte. Unterschiedliche Unternehmen legen jedoch unterschiedliche Standards und noch subtilere Normierungen an. Das gilt auch für Verlage und Medienprodukte. Der berufliche Werdegang von Produktjournalisten macht das auch deutlich. Oder in den Worten des DJV:
Der Arbeitsmarkt macht es möglich: Heute werden von Bewerber/innen um ein Volontariat schon Zwei- und Dreifachqualifikationen verlangt. Was früher direkt auf einen Redakteursplatz geführt hätte, ebnet heute höchstens den Weg ins Volontariat: Die Kombination von Studium, freier Mitarbeit und Abschlusszeugnis einer Journalistenschule ist unter Volontären nicht mehr ungewöhnlich.
Ein kleiner Einwurf am Rande des Themas. Ich finde, dass vor allem das Studium völlig überbewertet wird und finde es äußerst schädlich für die Gesellschaft, dass ein so immenses Augenmerk auf Abschlüsse gelegt wird. Die Leute kommen sich so schlau vor, wenn sie studiert haben, tatsächlich hat das eine mit dem anderen aber sehr wenig zu tun. Wenn ich mir ansehe, welche - sry für die Wortwahl - Hohlbrote alles ein Studium in irgendwas geschafft haben, dann muss ich mich schon fragen, was das überhaupt noch aussagt. Letztlich ist das alles nur noch eine Frage der Wissensanhäufung. Wer einfach ein guter Auswendiglerner ist, hat sowohl in der Schule als auch im Studium gute Karten. Das macht jemanden aber noch nicht automatisch intelligenter als ein Pantoffeltierchen. M.M.n. enorm wichtige Fähigkeiten wie etwa kritisches und vor allem selbstständiges Denken werden von den Maßstäben unserer Leistungsgesellschaft kein bisschen abgebildet, sondern vielmehr bestraft.
Ich bin froh, dass man im Spielejournalismus auch über den Weg des Laien noch Chancen hat.
Gerade der Journalismus zeigt, dass Expertentum keine Absicherung gegenüber Fehlinformation, ungewollter Subjektivität, Lügen, schmutziger Hetze und reiner Geldgier bieten kann. Das sieht man bei der örtlichen Tageszeitung, den Boulevardblättern, der Süddeutschen und dem Heute-Journal, im In- wie im Ausland. Und dabei spreche ich noch gar nicht von der Moral. Da sieht es mitunter noch viel schlimmer aus.

Edit: Und wegen dem "wir": Das kann durchaus auch anderen Zwecken dienen. Es kann bei Beschreibungen das langweilige "man" oder das stellvertretende "ich" ersetzen. Etwa ein: "Wir können dies und das und jenes in diesem Spiel machen." Gemeint ist da nicht, ein "wir" im Sinne der Redaktion, sondern der potentiellen Spielerschaft. Wir, die Spieler dieses Spiels. In meinen Ohren klingt das besser als "Man/der Spieler kann diese uns jenes machen". Wenn es dann um persönliche Meinungen geht, klar, da finde ich ein "ich" auch viel sinnvoller und angebrachter.
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Frostkaktus
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Re: Nutzerfrage: Das "wir" in der deutschen (?) Spielepresse

Beitrag von Frostkaktus »

Nimlod hat geschrieben: Ein kleiner Einwurf am Rande des Themas. Ich finde, dass vor allem das Studium völlig überbewertet wird und finde es äußerst schädlich für die Gesellschaft, dass ein so immenses Augenmerk auf Abschlüsse gelegt wird. Die Leute kommen sich so schlau vor, wenn sie studiert haben, tatsächlich hat das eine mit dem anderen aber sehr wenig zu tun. Wenn ich mir ansehe, welche - sry für die Wortwahl - Hohlbrote alles ein Studium in irgendwas geschafft haben, dann muss ich mich schon fragen, was das überhaupt noch aussagt. Letztlich ist das alles nur noch eine Frage der Wissensanhäufung. Wer einfach ein guter Auswendiglerner ist, hat sowohl in der Schule als auch im Studium gute Karten. Das macht jemanden aber noch nicht automatisch intelligenter als ein Pantoffeltierchen. M.M.n. enorm wichtige Fähigkeiten wie etwa kritisches und vor allem selbstständiges Denken werden von den Maßstäben unserer Leistungsgesellschaft kein bisschen abgebildet, sondern vielmehr bestraft.
Jein.
Wenn man sich Berichte über die Chancengleichheit in unserem Bildungssystem anschaut, merkt man schnell, dass oft die soziale Herkunft wesentlich entscheidender ist, wo man später landet als die Intelligenz. Auch die stumpfe Fixierung auf Prüfungleistungen für die Examensnoten (wie es bei Diplom- oder Masterstudiengängen ist, weiß ich nicht), welche sämtliche vorherigen Leistungen einfach unter den Tisch fallen lassen, begünstigen tatsächlich die, die gut im Auswendiglernen sind bzw. benachteiligen Leute, die zu Blackouts neigen oder einfach gerade eine miese Woche haben.
Das spricht jedoch nicht gegen ein Studium, sondern viel mehr gegen die reale Ausgestaltung und die Akzeptanz alternativer Bildungswege.

Denn so ein Studium prägt Dein Denken und bringt Dir spezifische Methoden bei. Man wird nicht zum Juristen, in dem man mal ein Urteil liest. Du übst den Gutachten-, später den Urteilsstil, Du löst Fälle, liest eine Menge Urteile, gehst in Übungen, hälst Referate, schreibst Hausarbeiten... und irgendwann hast Du die juristische Methode so oft angewandt, dass Dein Hirn anfängt automatisch in Gewissen Strukturen zu denken.
Ich denke, in anderen Studienfächern wird es ähnlich sein.

Insofern kann man in der Regel halt schon davon ausgehen, dass jemand, der ein Studium durchgezogen hat, die wesentlichen Methoden seines Handwerks verinnerlicht hat.
Nimlod hat geschrieben: Gerade der Journalismus zeigt, dass Expertentum keine Absicherung gegenüber Fehlinformation, ungewollter Subjektivität, Lügen, schmutziger Hetze und reiner Geldgier bieten kann. Das sieht man bei der örtlichen Tageszeitung, den Boulevardblättern, der Süddeutschen und dem Heute-Journal, im In- wie im Ausland. Und dabei spreche ich noch gar nicht von der Moral. Da sieht es mitunter noch viel schlimmer aus.
Um mal eine Lanze für die Journalisten zu brechen:
Bei den Verlagen sind in den letzten Jahren viele Redakteursstellen abgebaut worden, ohne dass sich die Arbeit verringert hat. Aber Zeitungen und Zeitschriften verkaufen sich halt nicht mehr so gut. Nun muss mit wesentlich weniger Leuten immer noch eine ganze Zeitung gefüllt werden. Insofern bleibt für das, was guten Journalismus ausmacht (ausgiebige Recherche, Gegenlesen...) kaum noch Zeit. Diese Arbeitsbedingungen gefallen den meisten Journalisten auch nicht.
Meiner Meinung nach sind die Verlage hier auch extrem kurzsichtig. Wenn mein Produkt vom Inhalt lebt, dann kann ich nicht gnadenlos dort einsparen, wo der Inhalt produziert wird. Dadurch wird der Inhalt zwangsläufig schlechter. Wenn aber der Inhalt schlechter wird, habe ich keinen Grund mehr den Inhalt zu kaufen... So spart man sich selbst zu Tode oder sägt sich den berühmten Ast ab. :roll:
Und das Chaos sprach zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Ich lächelte und war froh. Und es kam schlimmer.
Nimlod
Beiträge: 120
Registriert: 14. Okt 2015, 14:48

Re: Nutzerfrage: Das "wir" in der deutschen (?) Spielepresse

Beitrag von Nimlod »

Frostkaktus hat geschrieben:
Nimlod hat geschrieben: Denn so ein Studium prägt Dein Denken und bringt Dir spezifische Methoden bei. Man wird nicht zum Juristen, in dem man mal ein Urteil liest. Du übst den Gutachten-, später den Urteilsstil, Du löst Fälle, liest eine Menge Urteile, gehst in Übungen, hälst Referate, schreibst Hausarbeiten... und irgendwann hast Du die juristische Methode so oft angewandt, dass Dein Hirn anfängt automatisch in Gewissen Strukturen zu denken.
Ich denke, in anderen Studienfächern wird es ähnlich sein.

Insofern kann man in der Regel halt schon davon ausgehen, dass jemand, der ein Studium durchgezogen hat, die wesentlichen Methoden seines Handwerks verinnerlicht hat.

Um mal eine Lanze für die Journalisten zu brechen:
Bei den Verlagen sind in den letzten Jahren viele Redakteursstellen abgebaut worden, ohne dass sich die Arbeit verringert hat. Aber Zeitungen und Zeitschriften verkaufen sich halt nicht mehr so gut. Nun muss mit wesentlich weniger Leuten immer noch eine ganze Zeitung gefüllt werden. Insofern bleibt für das, was guten Journalismus ausmacht (ausgiebige Recherche, Gegenlesen...) kaum noch Zeit. Diese Arbeitsbedingungen gefallen den meisten Journalisten auch nicht.
Meiner Meinung nach sind die Verlage hier auch extrem kurzsichtig. Wenn mein Produkt vom Inhalt lebt, dann kann ich nicht gnadenlos dort einsparen, wo der Inhalt produziert wird. Dadurch wird der Inhalt zwangsläufig schlechter. Wenn aber der Inhalt schlechter wird, habe ich keinen Grund mehr den Inhalt zu kaufen... So spart man sich selbst zu Tode oder sägt sich den berühmten Ast ab. :roll:
Ja, du hast schon recht, ich will auch gar nicht behaupten ein Studium würde nichts bringen. Ich halte es aber für latent überbewertet. Auf einer rein mechanischen Ebene dient es freilich einem Zweck, ähnlich wie eine Ausbildung. Von allein wird man schließlich kein Jurist. Ich meinte- etwas überspitzt formuliert -, dass ein Idiot auch mit Studium ein Idiot bleiben wird.
Ich habe selbst studiert, ich hatte aber nie den Eindruck, wegen dem Studium schlauer zu werden. Ich habe ein wenig Wissen angehäuft, ich kam mir deswegen allerdings nie besser als andere vor oder habe mir vor lauter Stolz selbst auf die Schulter geklopft. Ein Studium mag etwas über die fachliche Kompetenz aussagen, ist aber kein Gütesiegel für den Menschen selbst, zu dem es gerne hochstilisiert wird. Ich bin daher der Meinung, dass ein intelligenter, selbstständig denkender, aber letztlich ungebildeterer Mensch in den allermeisten Situationen wertvoller sein kann als ein Uni-Absolvent, der in seinem Leben noch keinen eigenen Gedanken gefasst hat.
Gerade bei diesem Thema weiß ich nicht, ob dich ein Studium in irgendeiner Hinsicht automatisch zu einem besseren Journalisten macht.
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