Nimlod hat geschrieben:
Ein kleiner Einwurf am Rande des Themas. Ich finde, dass vor allem das Studium völlig überbewertet wird und finde es äußerst schädlich für die Gesellschaft, dass ein so immenses Augenmerk auf Abschlüsse gelegt wird. Die Leute kommen sich so schlau vor, wenn sie studiert haben, tatsächlich hat das eine mit dem anderen aber sehr wenig zu tun. Wenn ich mir ansehe, welche - sry für die Wortwahl - Hohlbrote alles ein Studium in irgendwas geschafft haben, dann muss ich mich schon fragen, was das überhaupt noch aussagt. Letztlich ist das alles nur noch eine Frage der Wissensanhäufung. Wer einfach ein guter Auswendiglerner ist, hat sowohl in der Schule als auch im Studium gute Karten. Das macht jemanden aber noch nicht automatisch intelligenter als ein Pantoffeltierchen. M.M.n. enorm wichtige Fähigkeiten wie etwa kritisches und vor allem selbstständiges Denken werden von den Maßstäben unserer Leistungsgesellschaft kein bisschen abgebildet, sondern vielmehr bestraft.
Jein.
Wenn man sich Berichte über die Chancengleichheit in unserem Bildungssystem anschaut, merkt man schnell, dass oft die soziale Herkunft wesentlich entscheidender ist, wo man später landet als die Intelligenz. Auch die stumpfe Fixierung auf Prüfungleistungen für die Examensnoten (wie es bei Diplom- oder Masterstudiengängen ist, weiß ich nicht), welche sämtliche vorherigen Leistungen einfach unter den Tisch fallen lassen, begünstigen tatsächlich die, die gut im Auswendiglernen sind bzw. benachteiligen Leute, die zu Blackouts neigen oder einfach gerade eine miese Woche haben.
Das spricht jedoch nicht gegen ein Studium, sondern viel mehr gegen die reale Ausgestaltung und die Akzeptanz alternativer Bildungswege.
Denn so ein Studium prägt Dein Denken und bringt Dir spezifische Methoden bei. Man wird nicht zum Juristen, in dem man mal ein Urteil liest. Du übst den Gutachten-, später den Urteilsstil, Du löst Fälle, liest eine Menge Urteile, gehst in Übungen, hälst Referate, schreibst Hausarbeiten... und irgendwann hast Du die juristische Methode so oft angewandt, dass Dein Hirn anfängt automatisch in Gewissen Strukturen zu denken.
Ich denke, in anderen Studienfächern wird es ähnlich sein.
Insofern kann man in der Regel halt schon davon ausgehen, dass jemand, der ein Studium durchgezogen hat, die wesentlichen Methoden seines Handwerks verinnerlicht hat.
Nimlod hat geschrieben:
Gerade der Journalismus zeigt, dass Expertentum keine Absicherung gegenüber Fehlinformation, ungewollter Subjektivität, Lügen, schmutziger Hetze und reiner Geldgier bieten kann. Das sieht man bei der örtlichen Tageszeitung, den Boulevardblättern, der Süddeutschen und dem Heute-Journal, im In- wie im Ausland. Und dabei spreche ich noch gar nicht von der Moral. Da sieht es mitunter noch viel schlimmer aus.
Um mal eine Lanze für die Journalisten zu brechen:
Bei den Verlagen sind in den letzten Jahren viele Redakteursstellen abgebaut worden, ohne dass sich die Arbeit verringert hat. Aber Zeitungen und Zeitschriften verkaufen sich halt nicht mehr so gut. Nun muss mit wesentlich weniger Leuten immer noch eine ganze Zeitung gefüllt werden. Insofern bleibt für das, was guten Journalismus ausmacht (ausgiebige Recherche, Gegenlesen...) kaum noch Zeit. Diese Arbeitsbedingungen gefallen den meisten Journalisten auch nicht.
Meiner Meinung nach sind die Verlage hier auch extrem kurzsichtig. Wenn mein Produkt vom Inhalt lebt, dann kann ich nicht gnadenlos dort einsparen, wo der Inhalt produziert wird. Dadurch wird der Inhalt zwangsläufig schlechter. Wenn aber der Inhalt schlechter wird, habe ich keinen Grund mehr den Inhalt zu kaufen... So spart man sich selbst zu Tode oder sägt sich den berühmten Ast ab.