Aber genau diese Einschränkung im Klammern ist der entscheidende Teil. Denn zum Großteil wird es eben keine Chatprotokolle geben, die man als Nachweis nutzen kann. Da steht dann schnell Aussage gegen Aussage. Wer garantiert denn, dass ein ehemaliger Angestellter da nicht zur Presse geht um den ehemaligen Vorgesetzten da noch eines reinzuwürgen? Wer soll das im Ernstfall nachprüfen, wenn es "nur" um Dinge geht die im Einzelfall nicht direkt justiziabel sind?Ironic Maiden hat geschrieben: ↑23. Mär 2022, 14:46 (Mir ist klar, dass das juristisch im Zweifelsfall schwer ist, und auch ansonsten nicht in Diffamierung ausarten darf, aber an sich sehe ich schon ein öffentliches Interesse.)
Natürlich ist es vom öffentlichen Interesse, wenn beispielsweise eine Supermarktkette systematisch die Mitarbeiter ausbeutet. Und auch das findet ja, wenn nicht gerade Krisen sind die alles überlagern, in den Medien durchaus Gehör. Sei es in der Lokalpresse oder auch in der nationalen Presse. Das ist auch richtig, wenn es im Bereich der Systematik geht. Da hat man dann auch viele Betroffene, die das quantifizieren können. Schlechte Arbeitsbedingungen bei Amazon, Deutsche Post und Co. werden auch journalistisch regelmäßig aufbereitet. Und ich habe letztens erst einen Artikel gelesen, dass das Tesla-Werk in Brandenburg seinen Beschäftigten einen Lohn zahlt, der bei 20% unter dem Standard vergleichbarer Berufe in anderen Betrieben liegt. Was in diesem Fall besonders vom öffentlichen Interesse ist, weil Tesla nicht unerheblich Subventionen vom Staat erhält. Das alles ist vom öffentlichen Interesse, das alles wird auch journalistisch aufgearbeitet. Da quantifizierbar.
Aber ist es vom öffentlichen Interesse, wenn sich einzelne Mitarbeiter von schlechten Witzen in Company-Chats "gestöhrt fühlen"? Ist es vom öffentlichen Interesse, wenn sich ein ehemaliger Angestellter bei einem Arbeitgeber gemobbt fühlt? Darum geht es mir. Wer soll sowas dann überhaupt entscheiden? Wer schließt aus, dass man da nicht doch eine Plattform für Diffamierung bietet? Wie gesagt: In den meisten solcher Fälle wird es am Ende Aussage gegen Aussage stehen.