Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

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Feamorn
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Feamorn »

Andreas29 hat geschrieben: 18. Aug 2021, 16:55 Kaspar Hauser - Jeder für sich und Gott gegen alle
Irgendeinen Kaspar Hauser habe ich als Kind oder Jugendlicher mal gesehen, nur noch Fetzen von Erinnerungen, aber einige Sachen sind mir Recht eindrücklich im Kopf geblieben.
Überlegen, ob das der Herzog-Film war, oder doch irgendein TV-Film?
48 Hrs. (Nur 48 Stunden)
Einer der Streifen, bei denen ich mir nie sicher bin, ob ich ihn mal gesehen habe, oder nicht. Nach deinem Bericht ist der Drang, das herauszufinden aber auch eher mau.
Gegen die Wand
Das war ja mein, vor gar nicht so langer Zeit, habe hier, glaub ich, auch was dazu geschrieben, erster Akin-Film, wusste nicht so ganz, was mich erwartet, war aber auch ziemlich begeistert. Auch und insbesondere von Frau Kekilli, die ich bis dahin vor allem aus dem Tatort (und der kleinen GoT-Rolle) kannte.
Män som hatar kvinnor (Verblendung)
Die Trilogie hat mir damals bewusst gemacht, wie gerne ich skandinavische Filme, für mich lange quasi ausschließlich Krimis und Thriller, wie auch das hier, doch mag. (Habe viele der Kommissar Beck Filme im ZDF damals auch verschlungen.)
Wie findest Du Finchers Remake?
Ich weiß noch, wie genervt ich war, als das damals angekündigt wurde, da die ursprüngliche Verfilmung doch so großartig war. Als ich Finchers Fassung, Jahre später, dann doch mal gesehen habe, musste ich tatsächlich Abbitte leisten, auch die finde ich prima, auch wieder eine spitzen Darstellerin für Lisbeth gefunden (Rooney Mara), auch wenn ich Noomi Rapace noch stärker fand.
Bedauerlich, dass es da nicht auch weiter ging.
Die schwedischen Film tauchen als physische Medien quasi nur als Box auf (Millenium-Trilogie).
Habe letztes Jahr dann auch bei Audible endlich mal die Vorlage als Hörbuch gehört und muss sagen, dass die Filme einen echt guten Job machen!

Zum Schluss ein kleines Special:

Die nackte Kanone – Trilogie
Die müsste ich dringend nochmal schauen. :D
33 1/3 hab ich damals auf dem Geburtstag eines Freundes im Kino gesehen, glaube, ohne die Vorgänger zu kennen.
Alles so lange her....
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Smutje187 hat geschrieben: 18. Aug 2021, 17:57 Hast du auch die beiden Nachfolger gesehen? Haben mit dem ersten nur noch mittelbar zu tun, aber biegen für mich nochmal in eine interessante Richtung ab, auch wenn die Auflösung hinterher ein wenig ausufert.
Ich habe aus vertrauenswürdiger Quelle gehört, dass die im Gegensatz zum Erstling extrem abfallen - besonders produktionstechnisch. Das soll dann eher wie "Tatort" wirken. Und ehrlich gesagt wirkt Verblendung sehr rund und nicht wie etwas, das eine Fortsetzung braucht. Aber ich lass mich natürlich gerne überzeugen.
Faemorn hat geschrieben: Wie findest Du Finchers Remake?
Nie gesehen :D Aus dem Grund, weil ich zuerst das Original sehen wollte. Jetzt habe ich recherchiert und erfahren, dass Fincher nicht einmal den Handlungsort verschiebt und wenig Gründe gefunden, mir dasselbe nochmal anzuschauen.

Feamorn hat geschrieben: 18. Aug 2021, 18:22 Einer der Streifen, bei denen ich mir nie sicher bin, ob ich ihn mal gesehen habe, oder nicht. Nach deinem Bericht ist der Drang, das herauszufinden aber auch eher mau.
Viele mögen den. Bild Dir Deine eigene Meinung. Ich bin da selber an meinem Anspruch gescheitert Filme im Zeitkontext zu bewerten. Aber die politische Unkorrektheit ist da so sehr auf die Fresse, dass man es nicht ignorieren kann... und auch schon Anfang der 80er mehr als provokant war.
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Smutje187
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Smutje187 »

Andreas29 hat geschrieben: 18. Aug 2021, 19:00
Smutje187 hat geschrieben: 18. Aug 2021, 17:57 Hast du auch die beiden Nachfolger gesehen? Haben mit dem ersten nur noch mittelbar zu tun, aber biegen für mich nochmal in eine interessante Richtung ab, auch wenn die Auflösung hinterher ein wenig ausufert.
Ich habe aus vertrauenswürdiger Quelle gehört, dass die im Gegensatz zum Erstling extrem abfallen - besonders produktionstechnisch. Das soll dann eher wie "Tatort" wirken. Und ehrlich gesagt wirkt Verblendung sehr rund und nicht wie etwas, das eine Fortsetzung braucht. Aber ich lass mich natürlich gerne überzeugen.
Tatsächlich schweift die Geschichte ab und es dreht sich eigentlich mehr um Lisbeth Salander (was im Original ja auch im Titel angedeutet wurde, in der deutschen Übersetzung aber irgendwie verloren ging) und das Millennium-Magazin ist eher Nebendarsteller - an die Qualität kann ich mich nicht mehr erinnern, aber zumindest die Settings der Nachfolger sind definitiv urbaner als im ersten Teil und deswegen vermutlich automatisch „gewöhnlicher“. Verdächtig ist auch, dass 2 und 3 enger zusammenhängen, als je mit 1 - bin mir nicht sicher, ob das vom Autor so geplant war, oder ob er nach dem Ende vom ersten Buch versucht hat, so viele Charaktere wie möglich in eine neue Story herüberzuretten :ugly:
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Heretic
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Heretic »

Andreas29 hat geschrieben: 18. Aug 2021, 19:00 Ich habe aus vertrauenswürdiger Quelle gehört, dass die im Gegensatz zum Erstling extrem abfallen - besonders produktionstechnisch. Das soll dann eher wie "Tatort" wirken. Und ehrlich gesagt wirkt Verblendung sehr rund und nicht wie etwas, das eine Fortsetzung braucht. Aber ich lass mich natürlich gerne überzeugen.
Meiner Meinung nach fallen der zweite und der dritte Teil ein wenig ab. Das trifft aber auch auf die Romanvorlagen zu. Ich habe die Langfassungen aller drei Filme gesehen und fand sie weitgehend ok. Aber selbst in diesen Versionen fehlt gezwungenermaßen einiges an Nebenhandlung und Charakterzeichnung. Zudem empfand ich einige Nebencharaktere und Storyverläufe ein wenig unrealistisch, was nicht so recht in das Bild eines "ernsthaften Krimis" passen will. Einen soliden Unterhaltungswert liefern aber alle drei Filme. Wenn man teils etwas spröde skandinavische Krimikost mag.
Andreas29 hat geschrieben: 18. Aug 2021, 19:00 Nie gesehen :D Aus dem Grund, weil ich zuerst das Original sehen wollte. Jetzt habe ich recherchiert und erfahren, dass Fincher nicht einmal den Handlungsort verschiebt und wenig Gründe gefunden, mir dasselbe nochmal anzuschauen.
Der Grund heißt David Fincher. ;)

Der liefert seine eigene Umsetzung des ersten Romans, kein Remake der Verfilmung davon. Auch wenn es notgedrungen einige Ähnlichkeiten gibt. Atmosphärisch ist Finchers düstere Version sehr gelungen.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Heretic hat geschrieben: 19. Aug 2021, 11:16 Einen soliden Unterhaltungswert liefern aber alle drei Filme. Wenn man teils etwas spröde skandinavische Krimikost mag.
Ich hab sie mal vorgemerkt und werde irgendwann mal reinschauen.
Heretic hat geschrieben: 19. Aug 2021, 11:16 Der Grund heißt David Fincher. ;)
Ich finde das schwedische Original ist stilistisch schon sehr nah an einem Fincher. Über kurz oder lang werde ich sicher auch das Remake sehen, weil ich Fincher komplettiere.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Deliver Us From Evil
Solider koreanischer Actionthriller. Bis es zu der großen Action kommt, muss man allerdings etwas Geduld haben. Eine Identifikation mit dem Hauptcharakter findet kaum statt, aber dafür war mir eine Nebenfigur sehr sympathisch. Die Geschichte um einen Killer, der seine "Redemption" über ein Kind erlangt, ist auch nicht besonders innovativ; der Film lebt vor allem von seiner guten und hochwertigen Inszenierung.
3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/film:509428/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=kQT9KY16leI
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... from-evil/

Sing Street
So einigen geht die 80er-Nostalgie ja langsam auf den Zeiger, aber wenn sie so sympathisch dargestellt wird, kann man wenig dagegen einwenden. Eine Teeny-Romcom mit tollen Darstellern, ganz viel Herz und großartiger Musik. Kleinstadt- wie 80s-Feeling sind auf den Punkt. Manche Entscheidungen von Charakteren kommen leider etwas plötzlich und das Ende ist mir zu naiv und man verspielt den authentischen Charme auf den letzten Metern.
3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/sing-street/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=3VX4a--IBWI
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... ng-street/

Bacurau
Ein Liebling auf Festivals und garantiert einer der eigenwilligsten Filme der letzten Jahre, der als neuer Kultstreifen gehandelt wird. Kritik an der Elitenpolitik Brasiliens wird hier zusammengebracht mit einer gawalttätigen Menschenjagd unter Drogeneinfluss irgendwo in der Pampa. Dann darf auch noch die deutsche Genre-Legende Udo Kier mitspielen. Identifizieren kann man sich mit keinem der Charaktere, die Botschaften sind nicht immer ganz eindeutig, Figuren verhalten sich nicht immer stringent und die Inszenierung schwankt zwischen Trash und Arthaus. Aber irgendwie kann man auch nicht wegschauen.
3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/bacurau/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=LKTejyk9ZIA
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/1746331/bacurau/

Melancholia
Lars von Trier zeigt sich hier wieder einmal von seiner besten Seite: Dieses Mal geht es um Depressionen und Todessehnsucht - geschickt mit dem Weltuntergang durch einen mit der Erde kollidierenden Planeten vermischt. Alles spielt in und um einer Villa, die von der Außenwelt ebenso abgeschnitten zu sein scheint wie unsere depressive Hauptfigur - toll gespielt von Kirsten Dunst, die ja nicht immer für ihr Schauspiel gelobt wird. Das erzeugt eine einzigartig... nunja... melancholische Stimmung. Besonders, wie sich die Dynamik der Charaktere im Schatten der herannahenden Katastrophe verändert, ist wirklich interessant.
Warnung: Wenn man selber psychisch vorbelastet ist, sollte man sich das vielleicht nicht ansehen.
4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/melancholia/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=wzD0U841LRM
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... lancholia/

5cm per Second & Garden of Words
Makoto Shinkai hat mit "Your Name" den wahrscheinlich bekanntesten, beliebtesten und in den Augen vieler Kritiker einen der besten Animes aller Zeiten erschaffen. In diesen beiden Filmen, die ich wegen ihrer Länge (1 Stunde bzw. 45 Minuten) hier zusammenfasse, geht es auch um sein Hauptthema: Liebe. Aufgrund der Kürze möchte ich von beiden Werken nichts vorwegnehmen. Allerdings kann ich bestätigen, dass sie wieder einmal absolut wunderschön aussehen und beide diese typische Mischung aus Melancholie und Kitsch haben, die Shinkai beherrscht wie kein Zweiter. Die Taschentücher dürfen wieder bereitgehalten werden.
Beide bekommen 4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/the-garden-of-words/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=xnLaOqqtCKs
Erhältlich: DVD und Blu-ray
https://letterboxd.com/film/5-centimeters-per-second/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=wdM7athAem0
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... er-second/
Zuletzt geändert von Andreas29 am 20. Aug 2021, 05:16, insgesamt 1-mal geändert.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Japan-Filmfest Hamburg 1

(Allgemein: Die Langfilme werde ich einzeln behandeln. Zu den Kurzfilmen gibt es am Ende eine kleine Top 3 oder Top 5)

Cosmetic DNA
Der Einstieg ins Festival war ein ziemlich wilder Ritt. Offenbar mit wenig bis gar kein Budget gedreht wurde diese japanische Interpretation von #MeToo gemischt mit Rape-and-Revenge, denn handwerklich ist das ganz schön holprig. Ich habe selten etwas gesehen, das inszenatorisch so inkohärent war und dabei doch so selbstbewusst wirkt – was man wahlweise anerkennen oder lächerlich finden kann. Visuell durchlebt man einen Trip mit sehr vielen und sehr billig wirkenden Computereffekten, die über das Bild gelegt werden und minutenlange Montagen zu House-Musik. Die Botschaft ist klar: Männer – besonders Nerds - sind böse und gehören ausgelöscht und Frauen – besonders lesbische (?!) - wären ohne sie eigentlich besser dran und sollten die Welt regieren. Wie schon bei “Asassination Nation”, an den besonders die letzten Minuten in Cosmetic DNA erinnern, sage ich auch hier: Wenn das das Einzige ist, was man zum Feminismus beizutragen hat, hätte man lieber den Mund gehalten.
Dass jeder wie ein Wasserfall redet und die Untertitel viel zu klein waren, teilweise viel zu schnell liefen und manchmal vor weißen Grund standen und dann gar nicht zu erkennen waren, hat auch nicht geholfen. Erschreckt dachte ich, dass die vom Festival sind und bei jedem Film so sein werden, was sich aber Gott sei Dank nicht bestätigt hat.
Einzig die Freundschaft der drei Hauptfiguren berührt einen wenigstens etwas und man muss einfach Respekt vor so einem eigenwilligen Film haben.

2,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/cosmetic-dna/
Zuletzt geändert von Andreas29 am 24. Aug 2021, 21:30, insgesamt 3-mal geändert.
Metalveteran
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Metalveteran »

"Blood In Blood Out"... Rewatch.... sehr oft.

Ich schreib nix dazu, bin nicht so gut wie Andreas29. Würdest Du das bitte übernehmen? :)
Metalveteran
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Metalveteran »

"Blood In Blood Out"... Rewatch.... sehr oft.

Ich bin total schlecht bei sowas, also kopiere ich mal ganz frech die Kritik von "McClane" aus der OFDB (seine Kritiken sind immer gut!)
Taylor Hackfords „Blood In Blood Out“ erzählt auf fesselnde Weise die Geschichte dreier Chicanos aus East L.A.
Anfang der 70er Jahre: Miklo (Damian Chapa) ist ein Halbblut, flieht jedoch trotz Bewährungsstrafe von der Baustelle seines weißen Vaters in Las Vegas nach East L.A., wo der spanische Teil seiner Familie wohnt. Er kommt bei seinem Cousin Paco (Benjamin Bratt) unter, einem Ex-Boxer und Heißsporn. Die beiden sind ebenso wie Pacos Halbbruder Cruz (Jesse Borrego) Mitglieder einer Straßengang namens Vatos Locos. Langsam, ruhig und doch nicht langweilig führt Regisseur Taylor Hackford seine drei unterschiedlichen Charaktere ein.
Die Vatos Locos haben jedoch Krach mit einer anderen Gang, den Tres Putos. Die Situation eskaliert und es geschieht etwas, was das Leben der drei für immer prägt: Die Gang überfällt Cruz, schlägt ihn brutal zusammen und verletzt ihn am Rückgrat, sodass für sein Leben gezeichnet ist. Die Vatos Locos suchen auf Pacos Drängen Vergeltung, doch auch dieser Streit artet aus, wobei Miklo den Chef der anderen Gang erschießt und selbst verletzt wird. Bei der Flucht vor der Polizei werden Miklo und Paco geschnappt. Die Eskalation der Gewalt ist eine der beeindruckendsten und fesselndsten Szenen des ganzen Films, die den Pulsschlag des Zuschauers direkt hochtreibt.

Nur aufgrund dieses einen Zwischenfalls entwickeln sich die Leben der drei total unterschiedlich: Cruz wird aufgrund der Schmerzen drogensüchtig und gefährdet seine Karriere als begabter Künstler. Paco wird vor die Wahl Militär oder Knast gestellt und entscheidet sich für ersteres. Durch diese Erfahrung geprägt wird er später Drogenfahnder. Miklo hat diese Chance wegen seiner Vorstrafe nicht und muss direkt nach San Quentin einwandern, wo Gangs das Leben beherrschen…
„Blood In Blood Out“ ist ein geniales Ghettodrama, das auf die üblichen Klischees verzichtet. Zwar werden auch hier bekannte Themen wie Drogensucht oder Verzweiflungstaten behandelt, aber ohne die üblichen Stereotypen. Auch das ungewohnte Latino-Milieu hebt „Blood In Blood Out“ von vielen anderen Ghettodramen ab und wird sehr stimmig rübergebracht, egal ob es sich dabei um Riten wie den Tag der Toten oder das simple Flair des Lebens in East L.A. handelt. Dabei ist die exzellente deutsche Synchro fast genauso stimmig wie der O-Ton und das ist eine echte Leistung.

Trotz der enormen Lauflänge ist der Film selbst im Director’s Cut extrem spannend und besitzt so gut wie keine Längen. Zwar sind nicht alle Handlungsstränge gleichberechtigt (vor allem Miklos Leben im Knast steht im Mittelpunkt), doch auch das stört nicht. Eingängig wird Cruz Abstieg geschildert (die dramatische Szene mit der Spritze und seinem kleinen Bruder ist ein echter Schlag in die Magengrube): Nach und nach verliert er den Respekt der Leute, die ihn lieben, und wirft seine Karriere weg, obwohl er noch die schillerndste Zukunft zu haben schien. Dem gegenüber steht Paco: Anfangs noch als Heißsporn unbeliebt, so entwickelt er sich zum Kämpfer für Recht und Ordnung – teilweise aufgrund des Schicksals seiner Freunde. Die wenigen Szenen, die seine Polizeiarbeit schildern, sind absolut fesselnd und zeigen auch dramatische Shoot-Outs, die jedoch nie in oberflächliche Action ausarten.
Hauptaugenmerk liegt jedoch auf Miklo, der als Halbblut mit seiner weißen Haut besonders um Anerkennung bei den anderen Chicanos kämpfen muss. Vor allem in San Quentin wird ihm dies klar, da der Knast von weißen, schwarzen und Latino-Gangs beherrscht wird und er sich für eine entscheiden muss. Beeindruckend klischeefrei behandelt Hackford auch hier Themen wie Homosexualität und Bandenmorde, was nicht viele Regisseure schaffen. Eingängig und hochspannend wird der kriminelle Werdegang Miklos beschrieben, wobei Taylor Hackford nicht mit krassen Szenen geizt. Doch auch hier verstärken Bandenmorde usw. nur den dramatischen Effekt und verkommen nie zu oberflächlichen Schauwerten. Das geschilderte Gangwesen gab es übrigens in den 70er und 80er Jahren sogar wirklich in amerikanischen Gefängnissen.

Doch egal wie sich die Charaktere, die sich im Verlauf der Handlung, die sich über viele Jahre erstreckt, immer wieder über den Weg laufen, entscheiden – man kann mit jeder der sehr plastisch erdachten Figuren mitfühlen. Ohne falsche Sentimentalität, aber trotzdem berührend beschreibt Hackford die inneren Zustände seiner Charaktere, die trotz ihrer unterschiedlichen Karrieren immer noch Blutsbrüder bleiben. Vor allem die bewegende Schlussszene macht dies ganz deutlich.
Zudem kann sich Hackford auf ein erstklassiges Ensemble verlassen. Vor allem dem sonst oft sehr blassen Benjamin Bratt hätte ich eine derart großartige Leistung nicht zugetraut. Mit Damian Chapa und Jesse Borrego findet er zwei genauso gute Mitstreiter und auch in den Nebenrollen kann „Blood In Blood Out“ erstklassige Darsteller wie Ving Rhames, Delroy Lindo, Billy Bob Thornton und Danny Trejo auffahren.

Regie, Darsteller und Story – das alles ist bei „Blood In Blood Out“ erste Sahne. Der Film erfordert zwar viel Sitzfleisch und ist sehr ruhig erzählt, aber wer sich auf Taylor Hackfords Meisterwerk einlässt, bekommt ein fesselndes und spannendes Drama geboten.
I love that Movie!
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Metalveteran hat geschrieben: 20. Aug 2021, 04:53 Ich schreib nix dazu, bin nicht so gut wie Andreas29. Würdest Du das bitte übernehmen? :)
Stand auf meiner Liste, habe ich aber nie gesehen. :mrgreen:
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Secrets&Lies
Das britische Familiendrama (Goldene Palme 1996) ist klein und zurückhaltend inszeniert, kann aber durch tolle Schauspielleistungen - u.A. von Timothy Spall (Wurmschwanz/Peter Pettigrew aus Harry Potter) - und seine Themenwahl große Emotionen wecken. Der Titel sagt es schon: Lügen und Geheimnisse; es geht darum, wie diese manchmal sogar im engsten Familienkreis für Zwist sorgen und warum man gerade da öfter die Wahrheit sagen sollte, auch wenn es dort eben besonders weh tut. Der größte Teil der Dialoge ist improvisiert.
4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/secrets-lies/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ShV57ZotaRc
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... heimnisse/

Hard Eight
Das Langfilm-Debüt einer der ganz großen Regisseure unserer Zeit: Paul Thomas Anderson. Es wirkt wie so viele Erstlinge von großen Regisseuren wie eine Fingerübung, ist aber sehr unterhaltsam. Erste Ansätze seiner späteren Markenzeichen, wie z.B. die aufwendige Kamera und Plansequenzen, sind schon sichtbar. Ebenso Schauspieler wie Philip Baker Hill in einer seiner seltenen Hauptrollen, Philip Seymour Hoffmann in einem Mini-Auftritt und John C. Reilly, die er in seinen folgenden Werken immer wieder besetzte. Das Zockerdrama hat einen herzigen Twist, den man aber kommen sehen kann und tolle leichtfüßige Dialoge.
3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/hard-eight/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=itcq0jGwBjc
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... exit-reno/

A private War
Nach wahren Begebenheiten erzählt dieses Antikriegsdrama über die psychischen Kosten, die man als Kriegsreporter zahlen muss. Rosamunde Pike, die sich sowieso immer mehr zu einer meiner Lieblingsschauspielerinnen entwickelt, zeigt hier eine großartige Performance. Auch Jamie Dornan, den man vor allem aus der Erotikschnulze "Fifty Shades of Grey" kennt, darf zeigen, dass er zu Höherem berufen ist. Sehr spannend, überraschend actionreich und erschütternd ohne dabei ausschlachtend zu wirken. Es fehlte mit etwas die Einordung der ethischen Implikationen des Daseins eines Kriegsreporters, denn man profitiert ja vom Leid anderer Menschen; wann ist etwas Information, wann Sensationsjournalismus? Man merkt aber sehr schnell, dass es hier viel mehr um die Reporterin und deren Biografie geht.
Übrigens auch ein Film, der im Kino vollkommen untergegangen ist.
4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/a-private-war/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=TTf0Lc5YAcc
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... ivate-war/

Harold and Maude
Als hätte man einen 2000er Indiefilm in die 70er verfrachtet: Jemand leidet unter "Teenage Angst" und kann das nur mit Liebe und etwas Anarchie überwinden. Dabei ist die Figurenkonstellation der Star des Films, denn diese Liebe und Anarchie bringt ausgerechnet eine ältere Dame - toll gespielt von Ruth Gordon - in das Leben des jungen Mannes. Gerade in Anbetracht des Entstehungsjahres ziemlich gewagt. Dem Film gelingt es wunderbar sich über Autoritäten und Konservatismus lustig zu machen, er ist witzig und berührt in den ruhigen Szenen, hat mich am Ende aber etwas enttäuscht, weil nicht ganz durchgezogen wird und ein sehr typisches und bekanntes Ende für das Genre des Coming of Age gefunden wird.
3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/harold-and-maude/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=5mz3TkxJhPc
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... und-maude/

The Conversation (Der Dialog)
Der neben der "Godfather"-Trilogie und "Apocalypse Now" wohl bekannteste und von Kritikern geachtetste Film von Francis Ford Coppola ist ein Spionageklassiker, der natürlich ganz unter dem damaligen Eindruck des Kalten Krieges entstanden ist. Gene Hackman spielt fantastisch und ambivalent einen Mann, der selber höchst verschlossen und introvertiert ist, aber ironischerweise in die privatesten Gespräche fremder Menschen lauscht. Eindrucksvoll führt "The Conversation" vor, warum das zu bitteren Konsequenzen führen kann. Inszenatorisch ist Coppola stellenweise fast experimentell unterwegs, etwa wenn er ständig die verzerrten Funksounds der Abhöraktion einspielt; erst nach und nach wird uns alles preisgegeben. Das Ende wirkt fast wie ein Horrorfilm und hält nochmal einen schönen Twist bereit.
Fun Fact: Der ganz junge Harrison Ford in einer seiner ganz wenigen zwiespältigen Rollen spielt hier mit.
4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/the-conversation/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=VD_CAJHIIQE
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... er-dialog/
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Japan-Filmfest Hamburg 2

Tokyo Girl and Boy
Letterboxd bietet keine Inhaltsangabe, deswegen tue ich das mal: Drei Freunde sollen einen Auftrag für die japanische Mafia, die Yakuza, erledigen. Die Nummer geht schief, es kommt zu einem Mord und im Van den sie klauen, weil sie in ihm fliehen wollen, sitzt eine gefesselte Frau. Wie kommen sie da wieder raus?

Im Gegensatz zu "Cosmetic DNA" wusste hier jemand offensichtlich, wie man Filme macht und hatte auch das Geld dazu, denn der Streifen ist hochwertig geschossen und mit der ein oder anderen interessanten Kameraeinstellung versehen. Inszenatorisch geht es hier allerdings wahnsinnig langsam zu: Einstellungen werden sehr lange stehen gelassen und zwischen Sätzen entstehen große Pausen, die sich teilweise wie Minuten anfühlen. Ich habe nichts gegen Langsamkeit, wenn sie mit den entsprechenden Gedanken gefüllt werden kann, was "Tokyo Girl and Boy" aber nicht gelingt. Klar geht es hier kurz mal um das sogenannte "postheroische Zeitalter" und Perspektivlosigkeit, aber nie auf einem Niveau, das einen zu tiefen Gedanken verleitet. Auch die Charaktere entwickeln sich in ihrer verqueren und pessimistischen Weltsicht kaum weiter und stehen am Ende da, wo sie am Anfang standen. Ich bin immer für eine Geschichte über Freundschaft zu haben und in der Hinsicht entstehen auch die besten Szenen, aber alle drei Jungs sind kaum greifbar und auch keine Identifikationsfiguren. Die unvermeidliche Liebesgeschichte wirkt zu gehetzt - was bemerkenswert ist in einem Werk, das so auf die Bremse tritt. Die Atmosphäre der Tokyoer Nacht sorgt allerdings zusammen mit der ruhigen Erzählung für eine interessante bedrückende Melancholie.
3 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/tokyo-girl-and-boy/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=2kkuOC99sl8
Zuletzt geändert von Andreas29 am 24. Aug 2021, 21:30, insgesamt 1-mal geändert.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Japan-Filmfest Hamburg 3

Thou’lt look back no more,Never,never,never,never,never (ja, das ist wirklich der Titel)

Ein Regisseur möchte einen Film über eine Mörderin drehen und verpflichtet dafür Emma, deren Schauspielkarriere nie so richtig in Gang kam. Emma scheint allerdings psychisch nicht sehr stabil zu sein.

Das ist einer dieser Filme, dessen Tür zur Interpretation sperrangelweit offen steht. Sehr subtile Andeutungen über Blicke, Mimiken und Kameraeinstellungen laden zum Nachdenken ein. Es gibt einige surreale Spielereien, die mich nicht nur einmal an "Perfect Blue" erinnert haben - obwohl der Streifen eine ganz andere Richtung einschlägt. Schnell wird klar, dass es um Depressionen geht, um unerfüllte Träume und das Gefühl nicht sichtbar für seine Umwelt zu sein. Und gerade wenn man denkt, dass das alles ist, kommt in den letzten 10 Minuten eine vollkommen neue Ebene hinein und verschiebt alles komplett - Thematik, Hauptaussage und sogar Hauptfigur. Auch hier muss man sagen, dass es reine Interpretation ist und man bei sowas immer der Gefahr ausgesetzt ist weniger das Werk als viel mehr die eigene Auslegung zu bewerten. Aber ich finde durch einige Szenen am Ende wird klar, dass es hier mehr um Geschlechterrollen geht und auch wieder um #MeToo. Besonders interessant (gerade in Zeiten der Amazon Diversity Regeln) sind einige Aussagen zum Film an sich bzw. zur Schauspielerei und darüber, inwieweit sich Menschen in andere hineinversetzen können - besonders, wenn sie nicht deren Ethnie, Sexualität oder hier besonders das Geschlecht teilen. Wie man das auf den letzten Metern noch so pointiert vermittelt, fand ich wirklich clever.
Ansonsten entwickelt "Thou’lt look back no more,Never,never,never,never,never" mit wirklich guten Schauspielleistungen und durch seine unterschwellige Machart eine soghafte Atmosphäre. Allerdings muss man sagen, dass offensichtliche Vorbilder wie etwa David Lynch diese Klaviatur noch wesentlich besser beherrschen.

3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/thoult-look ... evernever/
Trailer:https://www.youtube.com/watch?v=m3FTLjX7-c0
Zuletzt geändert von Andreas29 am 24. Aug 2021, 21:31, insgesamt 3-mal geändert.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Japan-Filmfest Hamburg 4

A Beast in Love ´

Ein junger Mann und eine junge Frau, die einer sadistischen und mordenden Gangstertruppe angehören, wollen dieser entfliehen; ein Crossdresser, der Männer nach dem Handy fragt und erwürgt, wenn sie keinen Sex haben wollen; ein Paar in einer toxischen Beziehung, das eine Bar im Nirgendwo betreibt - die Wege dieser Protagonist_Innen kreuzen sich in "A Beast in Love".
Mit anderen Worten: Dieser Streifen ist das Gold, für das man solche Festivals durchforstet. Ist das nach allen seriösen Maßstäben ein ordentlicher Film? NEIN! Er ist vulgär, hat abstoßende Charaktere, er ist politisch unkorrekt und handwerklich an einigen Stellen etwas holprig (der Splatter z.B.). An anderen Stellen wiederum finde ich ihn teilweise ziemlich schick und auch gut gemacht... zumindest was die wohl beste Actionszene mit einem Spaten anbelangt, die ich je gesehen habe. Im Mittelteil stockt das Pacing zudem etwas. Aber das ist egal, denn es geht so herrlich abgedreht und respektlos zu, dass ich es feiern muss. Wenn man will, kann man sogar gesellschaftsrelevantes entdecken: Jeder Topf hat irgendwo seinen Deckel und Anderssein spielt keine Rolle, wenn man mit anderen Menschen anders sein kann. Ich glaube aber ehrlich gesagt, dass hier nur mal jemand freidrehen wollte und ich hab Spaß an sowas, was aber absolute Geschmackssache ist.

3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/a-beast-in-love/ (was derjenige geraucht hat, der hier die Ihnhaltsagebe geschrieben hat, hätte ich auch gerne – hat nichts mit dem Film zu tun!)
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Wx7EMtRdOJ4
Zuletzt geändert von Andreas29 am 24. Aug 2021, 21:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Wonder Park (Netflix)
Schöner und lustiger Animationsfilm mit einigermaßen typischer Coming-of-Age-Story geht, bei dem es vordergründig um ((Verlust-)Ängste geht, wie man mit ihnen umgeht und wie solche Episoden ein Teil der Persönlichkeit bleiben. Verpackt ist das in eine Geschichte, bei der es um einen Freizeitpark geht, den die kleine June zusammen mit ihrer Mutter baut und in den June auf einem Ausflug "in echt" reinstolpert. Der Film hat außerdem mit den Chimpanzombies mit die geilsten Antagonisten eines Animationsfilms ev0r :lol:

The Later Bloomer
Peter kommt erst mit 30 in die Pubertät, weil ein erst dann entdeckter Gehirntumor seine Entwicklung behindert hat. Was wie eine weirde Prämisse klingt, basiert tatsächlich auf einer wahren Geschichte. Der Film nutzt die Prämisse, um eine recht gewöhnliche Liebesgeschichte zu erzählen, er hat aber viele richtig gute Lacher drin und die Pubertät erst mit 30 erzeugt auch geil absurde Momente :D
"I'm still tired from all the crossfit this morning" - "It's pronounced croissant and you ate 4 of them"
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

The Trial (Der Prozess)

Orson Welles verfilmt Kafka – das kann nur gut werden, oder? Ja. Gerade in Anbetracht der Zeit, in der der Streifen entstanden ist, ist das wirklich eine richtig abgefahrene dystopische Groteske zur Bürokratisierung des Rechts und der daraus abzuleitenenden staatlichen und juristischen Willkür. Die surrealen Motive, die sich von der Architektur über das Zeitgefühl bis zu wirren Dialogen ziehen, tun ihr Übriges. Dazu noch mit dem schlaksigen und exzentrischen Anthony Perkins in der Hauptrolle, der sowieso schon eine ganz eigene schwer greifbare Aura hat. Zweifellos ein anstrengendes - vielleicht teilweise zu anstrengendes - Werk, bei dem man alle Sinne in Alarmbereitschaft halten muss, wenn man mitkommen will. Wenn man die Langsamkeit der damaligen Filme betrachtet, muss sich "The Trial" für die Menschen damals angefühlt haben, wie wir heute "Crank" empfinden.

4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/the-trial/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=R_7weUR0oMY
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... r-prozess/

Fail Safe (Angriffsziel Moskau)

Ein kleiner Raum mit dem Präsidenten und einem Übersetzer am Telefon; ein militärisches Kontrollzentrum mit einem großen Bildschirm, auf dem sich Dreiecke verschieben; ein Besprechungsraum mit Politikern und das Cockpit eines Bombers – mehr Schauplätze braucht es nicht, um einen der spannendsten Filme aller Zeiten zu drehen, denn dort spielt der allergrößte Teil von "Angriffsziel Moskau". Der politisch hoch brisante Streifen, der in einer Zeit entstand, in der der Kalte Krieg tatsächlich sehr schnell zu einem heißen hätte werden können, nimmt sich DAS Angstszenario dieses Konflikts vor: Was, wenn eigentlich keiner angreifen will, aber etwas technisch schief geht? Wie verhindert man dann die totale Eskalation? Darum geht es hier. Und das ist trotz oder besser gesagt gerade wegen des Minimalismus unfassbar nervenzehrend. Die Lösung ist so schockierend und überraschend wie einleuchtend, auch wenn man sicherlich über den Realismus dieser streiten könnte... verraten tue ich das natürlich nicht.
Henry Fonda als Oberhaupt der USA, Walter Matthau als Kriegstreiber und Larry Hagman als pflichtbewusster Militär sind herausragend und tragen maßgeblich dazu bei, dass man keine großen Kulissen, Action oder mehr Bewegung braucht.
Wem das bekannt vorkommt: Das basiert alles auf demselben Roman, auf den sich auch "Dr. Strangelove" von Kubrick bezieht. "Fail Safe" wird auch gerne als "ernste Version" von diesem bezeichnet. Kubrick setzte alles daran mit seiner Interpretation als erstes in die Kinos zu kommen, was auch geklappt hat – sein Werk ist das wesentlich erfolgreichere und bekanntere.

4,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/fail-safe/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=filmUN4W59I
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... el-moskau/

Destroyer

Immer wenn bei einem Film mehr in den Medien ist, dass sich eine Schauspielerin "hässlich" gemacht hat, als der eigentliche Film, ist Vorsicht geboten. Nichole Kidman mit schulterlangen schwarzen Haaren, tiefdunklen Augenringen und mal keinem strahlend weißen Lächeln ist schon ein ungewohntes Bild. Allerdings ist da immer die Frage, ob es nicht viel beeindruckender gewesen wäre, wenn sie mit ihrer ätherischen Schönheit glaubwürdig die harte und verbitterte Polizistin gespielt hätte, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. So oder so: Kidman ist immer toll. "Destroyer" kam weder bei der Presse noch bei den Fans gut an, während ich ihn eigentlich als soliden Thriller schätze. Es geht ruhiger zu und es passiert nicht allzu viel Aufregendes, aber die melancholische Stimmung und tragische Geschichte gefallen mir einfach.

3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/destroyer-2018/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=9g-j4wuEOPo
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... destroyer/

Zulu

Ich gebe zu ein wenig Bedenken gehabt zu haben, wie wohl ein britischer Film aus den 60ern einen südafrikanischen Stamm darstellen wird – noch dazu, wenn er wie hier der Gegner des Empires ist. In der Hinsicht wurde ich jedoch positiv überrascht, weil man sich bemüht kein zu einseitiges Bild zu zeichnen. Richtig möchte man den Finger in die Wunde der Verfehlungen in der Kolonialzeit allerdings auch nicht legen. Man konzentriert sich lieber auf die spannende und aufwendig inszenierte Schlacht, die den größten Teil der Laufzeit einnimmt. Der Impact geht leider etwas dadurch verloren, dass das eigentliche Massaker in seiner Brutalität damals noch nicht gezeigt werden konnte – wegen des Standes der praktischen Effektarbeit damals, aber auch, weil man einfach noch nicht so schonungslos war. Das Szenario an sich sorgt allerdings durch die Ausgangssituation einer zahlenmäßig weit unterlegenen Streitmacht für ordentlich Fallhöhe. Dazu gibt es wirklich tolle Landschaftsbilder. Michael Caine feierte mit "Zulu" und seiner Darstellung des typischen, etwas hochnäsigen, britischen Offiziers seinen Durchbruch. Die Dynamik mit Stanley Baker, der einen zu ihm in Konkurrenz stehenden Offizier spielt, ist ein weiteres Highlight.
Ganz leicht angestaubter Kriegsfilmklassiker.

3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/zulu/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=O3FwO_V9moA
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/55594/zulu/

The Dead Don't Die

Was kommt dabei raus, wenn ein Autoren-Arthausfilmer, Jim Jarmusch, einen Zombiefilm macht? Richtig: Ein Streifen, der sich wirklich zwischen alle Stühle setzt, die es so gibt. Dem Mainstream-Publikum war es zu schräg und zu langsam, dem Horrorpublikum zu bekannt, dem Internetmob zu links und dem Arthauspublikum zu platt. Ich halte "The Dead Don't Die" für grundlegend missverstanden, denn er ist keine Zombie-Parodie, sondern eine Satire auf eine Zombie-Parodie. Er beabsichtigt es nicht lustig zu sein, zu offensichtliche Gags zu machen, mit ständigen Selbstreferenzen zu nerven, zu platte politische Botschaften zu bringen und abgestandene Motive (Zombies als Konsumkritik) zu überreizen. Er ist eine Antithese zu "Shaun of the Dead" oder "Zombieland". Das ist mutig, Spaß machen tut es nur bedingt.

3 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/the-dead-dont-die-2019/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=bs5ZOcU6Bnw
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... -dont-die/
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Leonard Zelig
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Leonard Zelig »

Fabian oder der Gang vor die Hunde

War am Wochenende nach zehn Monaten mal wieder im Kino. Fabian ist eine Verfilmung des gleichnamigen Erich-Kästner-Romans aus dem Jahr 1931. Interessant ist die Ästhetik des Films. Das 4:3 Format, die überbelichteten Einstellungen und die nervöse Kameraführung erinnern an Fernsehfilme der 70er-Jahre. Der Film nimmt sich für den relativ kurzen Roman sehr viel Zeit, knapp drei Stunden. Aber das Lebensgefühl der damaligen Zeit kommt dadurch sehr gut rüber. Auch dank der gut ausgewählten Schauspieler:innen. Es ist auch ein wenig eine Liebeserklärung an den Film, beispielsweise wenn in einer Szene plötzlich die Dialoge wie in einem Stummfilm auf der Leinwand erscheinen.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

www.gamersglobal.de
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Japan-Filmfest Hamburg 5

Yokai Girl Kirin

Das war leider absoluter Trash. Nun... auch das hat seine Fanbase, zu der ich leider nicht gehöre. Ich mache um sowas wie "Sharknado" oder "Ice Spiders" einen großen Bogen. Die Geschichte um die Yokai (das sind gute Dämonen) Kirin, die mit ihrem einäugigen Regenschirm zusammen die Menschen und andere Wesen in drei Episoden von Oni (den bösen Dämonen) befreit, hat mich in der Struktur irgendwie an Sailor Moon erinnert. Anstatt des Mondsteins fliegt hier aber ein Nagel (kein Scherz). Schlechte Kamera, schlechter Ton, schlechte Schauspieler_Innen, grotesk hässliche Kostüme, Puppen und Masken und Computereffekte, die wahrscheinlich mit einem noch billigeren Programm als Adobe After Effects erstellt wurden. Für den einäugigen Schirm hat man keine Kosten und Mühen gescheut und ist in einen Laden für Scherzartikel gegangen und hat da einen Augapfel für 100 Yen gekauft.
Klar hat das seinen Charme und es ist ja auch toll, wenn Leute ihren Camcorder oder mittlerweile wahrscheinlich eher das Smartphone nehmen und einfach Spaß dabei haben einen Film zu machen. Aber die Geschichte um gute und böse Geister habe ich in japanischen Streifen schon so oft gesehen und die Episodenform zeigt auch, dass sie einfach nicht mehr zu erzählen hatten als im Grunde dreimal dieselbe, lahme und abgestandene Story.
Einen halben Stern extra gibt es für den Song, der im Abspann läuft.

2 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/yokai-girl-kirin/
Trailer: https://jffh.de/de/festivals/22-jffh-20 ... kirin.html (kann man übersehen, aber oben links neben dem Titel kann man für den Trailer anklicken)

Fun Fact: Der einäugige Regenschirm ist tatsächlich eine sehr bekannte mythologische Geistgestalt in der japanischen Kultur und heißt "Kasa-obake". Sie sind z.B. auch schon Gegner in Super Mario Land 2: Six Golden Coins gewesen: https://www.youtube.com/watch?v=iegaW5v1XDg bei 38:45
Zuletzt geändert von Andreas29 am 24. Aug 2021, 21:29, insgesamt 1-mal geändert.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Der verdient eine lange Review:

12 Angry Men (Die 12 Geschworenen)

Eine Jury tritt zusammen um über das Schicksal eines mutmaßlichen Mörders zu befinden. Der Fall ist anscheinend ziemlich klar und es ist ja auch ziemlich stickig im Raum wegen des heißen Wetters, weswegen man fix die Schuld des Angeklagten feststellen möchte. Bei der Abstimmung weigert sich jedoch einer der Männer "schuldig" zu votieren. Ihm geht das alles zu schnell, wo es doch um das Leben eines Menschen geht, denn die Staatsanwaltschaft hat die Todesstrafe gefordert. Fortan versucht er den Fall noch einmal aufzurollen und die anderen auf seine Seite zu ziehen.

Endlich konnte ich eine der größten und schmerzhaftesten Lücken von Klassikern schließen.
"12 Angry Men" findet man eigentlich auf jeder Liste der besten Filme aller Zeiten mindestens in den Top10. In den IMDb-Top 250 steht er auf Platz 5 und auf Letterboxd ist er auf Platz 7 der am besten bewerteten Filme. Bemerkenswert ist, dass er außer einen Goldenen Bären und einen BAFTA für Henry Fonda keinen nennenswerten amerikanischen Preis - wie etwa einen Oscar oder Golden Globe - gewinnen konnte.
Wo fängt man bei der Kritik an? Nun... zum einen wären da die Darsteller. Auch wenn man Henry Fonda etwas herausheben muss, ist das ein ausgezeichnetes Ensemble. Da es sich hier um ein Kammerspiel handelt, wirkt es natürlich wie ein Theaterstück und trotzdem fühlt sich keine der Leistungen theateresk an, was in dieser Zeit des Filmemachens ganz generell oft noch ein Problem war. Alle Emotionen werden authentisch rübergebracht und man hat von jedem Einzelnen der Geschworenen trotz der geringen Zeit ein ausreichendes und pointiertes Charakterprofil, dass die jeweilige Haltung und die getroffenen Entscheidungen zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar macht. Jeder Einzelne befindet sich in einer anderen Lebenssituation, kommt aus einer anderen Schicht, hat einen anderen Beruf, stammt aus einem anderen sozialen Umfeld und ist in unterschiedlichen Verhältnissen aufgewachsen und hat somit unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. So hat jeder eine andere Herangehensweise, wie er den Fall sieht bzw. zu welchen initialen Schlüssen er kommt und so unterscheidet sich auch die Herangehensweise wie der von Fonda gespielte Geschworene zu ihnen durchdringen kann. Und so unterscheiden sich auch die Beiträge der Männer, wie sie zur Aufklärung des Falles beitragen. Es ist ein Wahnsinn, was hier alles abgehandelt wird.
Neben der Schauspielleistung ist dafür natürlich auch die grandiose Inszenierung verantwortlich. Bis auf ganz wenige Szenen zu Beginn und zum Ende spielt sich die gesamte Handlung in einem einzigen Raum ab. Das heißt: Die gesamte Figurenzeichnung findet nur über stets geschliffene Dialoge und Mimiken bzw. Gestiken statt. Dass das nicht zu statisch wird, hat man einer stets dynamischen Kamera zu verdanken, die durch den Raum schwebt und auch immer wieder mal Winkel danach verändert, wie die jeweiligen Personen zueinander stehen. Ein Geniestreich. Auch die Lichtstimmung verändert sich immer weiter und unterstreicht die Dramaturgie.
Wie nachvollziehbar, schlüssig und intelligent hier Stück für Stück ein Puzzle zusammengesetzt wird, ist einfach nur faszinierend. Oberflächlich sitzen hier über fast die gesamte Lauflänge zwölf Menschen um einen Tisch und reden. Dennoch hat mich das mehr gefesselt als so mancher Thriller oder Actionfilm.
Das liegt natürlich auch an den ganzen moralisch-ethischen Implikationen die darin liegen: Der Angeklagte entstammt einer Einwandererfamilie und ist somit Vorurteilen ausgesetzt. Was unter anderem auch ein wenig die Frage beantwortet, warum die Ermittler allem Anschein nach schon so schlampig gearbeitet haben. Das Risiko, das Geschworene aufgrund dessen kein tiefgehendes Interesse haben die Wahrheit herauszufinden und neutral abzustimmen, besteht immer. Und natürlich wird damit auch unweigerlich die Frage aufgeworfen, ob so eine Jury überhaupt das richtige Instrument ist, um zwischen Unschuld und Schuld zu entscheiden – schon ab dem Moment, in dem man merkt, dass einer der Geschworen das schnellstens hinter sich bringen möchte, weil er abends noch zu einem Baseballspiel will. Aber auch einfach, weil jeder Mensch Prädispositionen hat und sich mit Neutralität von Natur aus schwer tut. Zumindest war einer beim Aufbau des Justizsystems in den USA so schlau, dass es eine einstimmige Entscheidung sein muss. Und so braucht es nur einen Idealisten, der mutig ist und das Richtige tut. Die bittere Erkenntnis, dass es im echten Leben wahrscheinlich solche Menschen, die nicht nur den Mut, sondern auch die Intelligenz und Social Skills besitzen, sich gegen elf andere Geschworene zu richten kaum oder gar nicht gibt, folgt dann am Ende und lässt einen ganz schön depressiv zurück.
Das, was einen natürlich am meisten mit hineinzieht ist, dass man sich als 13. Geschworener fühlt. Auch wir kriegen anfangs die "Beweise" gegen den Angeklagten vorgelegt, die sich zunächst absolut stichhaltig anhören und irgendwo vertraut man ja einem Gericht. Bis einem dann auch nach und nach immer mehr Widersprüche präsentiert werden und in einem Zweifel wachsen.
Ein absolutes Meisterwerk, das jeder gesehen haben sollte, der sich auch nur annähernd für Filmkunst interessiert.

5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/12-angry-men/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=_13J_9B5jEk
Erhältlich: https://www.werstreamt.es/film/details/ ... chworenen/
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Japan-Filmfest Hamburg 6 (ja, ich habe die ganze Zeit "Japan Film Festival Hamburg" geschrieben und gerade erst festgestellt, dass das gar nicht der korrekte offizielle Name ist :shock: Werde die anderen auch korrigieren)

One Cut in the Life
Yuki überlebt einen Amoklauf an einer Universität, bei dem die Täter den Mitschüler Rintaro zwingen ihr mit einem Messer in die Wange zu schneiden. Drei Jahre später arbeitet sie in in einer Kita und eine Narbe erinnert sie an den schicksalhaften Tag, während Rintaro bei einer Kinderschutzbehörde sein Geld verdient.
Hier geht es also um die Auswirkungen eines Amoklaufs, die Traumata und dass das eben dieser eine Tag ist, der das ganze Leben verändert. Man geht aber auch auf Ursachenforschung und das ist gefährlich, weil man immer wieder zu dem Klischee - in dem ohne Frage sicher auch Wahrheit liegt - zurückkehrt, dass solche Täter eine schlechte Kindheit hatten; letztlich ist es aber unterkomplex. Dem geht man ein wenig aus dem Weg mit einigen sehr cleveren Dialoge, die mir im gesamten Film positiv aufgefallen sind. Dennoch ist auch hier die Kernaussage, dass der Grund für solche Gewalttaten in der Kindheit begraben liegt: Kinder die man schlägt, schlagen später selber zu.
Es gibt eine tolle Montage, in der ein Journalist über die Vergangenheit der Täter - nur X und Y genannt - aus dem Off spricht und wir dazu Bilder sehen, die wir sofort mit ihnen assoziieren. Dann wird aber klar, dass die Bilder in der Jetztzeit spielen und hier auch schon wieder neue potenzielle Amokläufer heranwachsen. Und so macht man noch das Thema der Gewaltspirale auf, was etwas zu viel ist für den Streifen mit seinen knapp über 70 Minuten Laufzeit. Gerade, wenn man nebenbei auch noch die Sensationslust und Gewaltfantasien auf Social Media, eine Liebesgeschichte und den schon genannten Journalisten, dessen Schwester beim Amoklauf umkam, thematisieren will. Das Ende wirkt geradezu gehetzt und man bekommt nicht auf alles einen befriedigenden Deckel drauf.
Lob verdienen noch die Schauspieler, die ihre Sache sehr gut machen; man baut schnell eine Bindung zu den Hauptcharakteren auf.
"One Cut in the Life" ist engagiert, aber zu ambitioniert für das, was er leisten kann. Das sieht man auch an den wenigen Bluteffekten, die unglaublich billig wirken und einen aus so einen extrem ernsten Film reißen.

3 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/one-cut-in-the-life/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=_MQS3vF0hzU
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