Drop Dead Gorgeous
Das Klassentreffen der weiblichen Top-Darstellerinnen Denise Richards, Kirsten Dunst, Kirsty Alley, Brittany Murphy, Amy Adams, Ellan Barkin und Allison Jenney kommt im Gewand einer Mockumentary daher und ist eine bissige Satire auf die in den USA so beliebten Schönheitswettbewerbe. Dabei deckt man sehr gekonnt das Spektrum von brüllend komisch zu ziemlich böse und gemein ab; eine Mischung von der ich grundsätzlich ein Fan bin. Wirklich sehr toll beobachtet und wahrscheinlich näher an der Realität, als man es für möglich hält. Beispielsweise sich einen Vorwettkampf auf Ortsebene zu nehmen und gerade nicht Miss America oder Miss Universe verstärkt nur den Eindruck, dass es in kleinen Städten und Dörfern, wo sich jeder kennt, nur noch heftiger zugeht. Am Ende geht dem Streifen leider etwas die Puste aus und er endet ziemlich unspektakulär und wegen der Überzeichnung kann man natürlich nicht wirklich zu den Charakteren Zugang finden.
Trotzdem ist es ziemlich unverständlich, dass "Drop Dead Gorgeous", was ein toller zweideutiger Name ist, heutzutage ziemlich untergegangen ist und den kaum noch jemand kennt. Alleine die Besetzung (Amy Adams ist heute A-Lister und wurde mehrfach für den Oscar nominiert, Jenney gewann den Oscar für ihre Rolle als Rabenmutter in "I, Tonya" ) ist außergewöhnlich aus heutiger Sicht. Und wieder musste ich feststellen, was für ein Verlust der viel zu frühe Tod von Brittany Murphy war.
3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/drop-dead-gorgeous/
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=dpkZV4wX92M
The Omen
Ein Klassiker des Horror-Genres und Urknall des Subgenres, in dem Kinder von Teufeln, Dämonen, Geistern oder sonst irgendwelchen Gestalten besessen sind und Grund für allerlei Leid sind. Ironischerweise war ich damals beim ziemlich gurkigen Remake im Kino und habe bis vor Kurzem nie das Original gesehen. Und man muss leider sagen, dass ich das wohl jetzt zu spät geändert habe, denn wirklich gruseln konnte mich das nicht mehr. Man lässt sich wirklich viel Zeit und das Erzähltempo ist sehr langsam. Das muss nichts Schlimmes sein, aber wirklich viel zu erzählen und irgendeinen tieferen Subtext, für den man Ruhe braucht um ihn als Zuschauer zu entschlüsseln, gibt es schlicht nicht. Eine gewisse unheilvolle Atmosphäre möchte ich aber natürlich auch nicht leugnen, aber es ist hart an der Grenze zur Langeweile. Die "Schockszenen" funktionieren aus heutiger Sicht auch nicht mehr, weil einen etwas wie ein abgeschlagener Kopf, der hier auch noch klar der einer Puppe ist, nicht mehr aus dem Sessel jagen kann und ebenso wenig der Tabubruch, dass hier ein Kind die Wurzel des Übels ist. Aus Letzterem zieht er aber dann doch einen ganz spannenden Konflikt, nämlich wie weit man als Elternteil – toll gespielt von Gregory Peck - überhaupt in der Lage ist dagegen vorzugehen. So schafft er es in dieser Hinsicht doch eine am Ende gut aufgelöste Spannung zu erzeugen.
3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/the-omen/
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=sS-sXcx30O4
We were Soldiers (Wir waren Helden)
Als ich Jugendlicher war hatte ich für eine gewisse Zeit eine kleine militaristische Phase, in der ich unheimlich gerne Kriegsfilme gesehen habe. Wirklich hinterfragt habe ich das zu diesem Zeitpunkt nie und "Wir waren Helden", der einer dieser ziemlich umstrittenen Vertreter ist, war bei mir ein Dauerbrenner... sicher auch, weil er nicht gerade zimperlich ist. Regisseur Randall Wallace nimmt sich als Vorlage den in einem Buch verarbeiteten Augenzeugenbericht des damals kommandierenden Offiziers Harold G. Moore und des Kriegsreporters Joseph L. Galloway, gespielt von Mel Gibson bzw. Berry Pepper, die die Schlacht im la-Drang-Tal und damit die erste große Schlacht mit Bodentruppen und der neuen Hubschrauber-Kavallerie in Vietnam erlebt haben. Damit ist der Film natürlich ziemlich befangen und es gilt zu hinterfragen, ob das Gezeigte wirklich der Wahrheit entspricht. Es soll vor allem das Pflichtbewusstsein und Opfer der Soldaten im Mittelpunkt stehen. Die geschichtliche und politische Dimension des Vietnamkrieges und damit natürlich auch die brennende Frage der Sinnhaftigkeit für das im Streifen gezeigte Leid werden natürlich dabei ausgeklammert und ebenfalls die Kriegsverbrechen des amerikanischen Militärs von Massakern an der Zivilbevölkerung bis zu dessen Bombardierung mit Napalm und Agent Orange. Dass man auf Letzteres nicht wirklich eingehen kann, ist aber irgendwo verständlich, weil es hier nur um eine bestimmte Schlacht geht.
Das führt natürlich zu allerlei Patriotismus und Pathos und zu einigem Augenrollen. In einer Szene darf ein sterbender Soldat sogar den Satz sagen, dass er sich freut für sein Land zu sterben; in einer anderen zu Beginn erklärt Moore seinen Kindern wie selbstverständlich, dass die USA Weltpolizei sind. Da muss man schon durchatmen und ich mich auch hinterfragen, dass mir sowas damals einfach egal war. Bemerkenswert vor dem Hintergrund übrigens, dass der deutsche Verleih aus "We were Soldiers" "Wir waren Helden" gemacht hat und es nochmal eine Stufe in Sachen Pathos höher schaltet.
Dennoch gibt es auch Punkte, wo der Streifen nicht ganz so plump ist, etwa wenn es darum geht sich wenigstens kurz dafür Zeit zu nehmen auch dem Feind ein Gesicht zu geben und ihn als jemanden darzustellen, der auch nur seine Pflicht erfüllt. Besonders das Ende, in dem die Sinnlosigkeit der amerikanischen Strategie den Erfolg in diesem Krieg an getöteten Vietcong und nicht durch Landgewinn zu bewerten, schonungslos offen gelegt wird, hat mich ziemlich überzeugt.
Zum Schluss bleibt bei aller inhaltlichen Ambivalenz nur zu sagen, dass das handwerklich sehr gut gemacht ist. Besonders Pyrotechniker durften sich an den Sets wohl richtig austoben. Ebenfalls ist das spannend und actionreich inszeniert.
3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/we-were-soldiers/
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=pwYYULVrVVU
Boogie Nights
Das fiktive Biopic über den Pornodarsteller Dirk Diggler und sein riesiges "Gerät" ist ein ziemlicher Rausch. Dabei gelingt es sehr gut die Balance zu halten weder die Party aus Drogen, Sex und Alkohol in der Branche des Erwachsenenfilms in den 70ern und 80ern mitzufeiern noch diese zu verurteilen. Ebenso ist "Boogie Nights" fein und genau in der Mitte zwischen sehr witzigen Momenten und ziemlich bösen und abgründigen Erkenntnissen austariert. Ein erster Kritikpunkt wäre für mich, dass der Film trotz seines Themas eigentlich sehr prüde ist. Es existierte wohl ein freizügigeres Script, dass aber aus Angst vor einem NC-17 Rating, das in den USA schwer zu vermarkten ist, verändert wurde. Dem ist dann auch geschuldet, dass der Riesenprügel von Diggler wahnsinnig fake aussieht, weil man sich nicht getraut hat es realistischer aussehen zu lassen. Ich möchte aber auch nicht so wirken, als wenn ich jetzt unbedingt mehr Sex und Nackheit gebraucht hätte. Dass man sich weniger auf die Abgründe der Pornodrehs interessiert bzw. was die Darsteller_Innen so alles konkret durchmachen müssen und mehr eine allgemeine Geschichte über das Streben nach und das Scheitern am Ruhm erzählt, geht aber im Großen und Ganzen schon in Ordnung. Ein interessanter Aspekt ist schließlich aber doch, dass man zeigt wie sehr die Videokassette den Porno verändert hat.
Hinzu kommt noch das Ensemble: Mark Wahlberg mag kein Charakterdarsteller sein, ist aber perfekt besetzt als eitler, tumber und arroganter Schönling Diggler. Burt Reynolds als charmanter Regisseur konnte eine Oscar-Nominierung abstauben. In weiteren Rollen sieht man Don Cheadle, Philipp Seymour Hoffmann, William H. Macy, Heather Graham, Julianne Moore, John C. Reilly, Philip Baker Hill und Alfred Molina. Sie erwecken hervorragend diesen Eindruck, dass so eine Pornoproduktion wie eine große Familie ist, aber das am Ende natürlich Quatsch ist und es nur um Kohle geht.
Die berühmte Plansequenz am Anfang zeugt natürlich von der enormen handwerklichen Klasse eines P. T. Anderson, die über den gesamten Film immer wieder klar wird – besonders natürlich bei der Kameraarbeit.
Auch wenn "Boogie Nights" Spaß macht und bis zu seinem letzten Viertel sehr fließt, muss ich am Ende aber doch sagen, dass er ein Stück zu lang geworden ist und ihm am Ende die Puste etwas ausgeht. Und es gibt das Problem, das ich auch bei vielen Mafiafilmen habe: Es ist zwar interessant das Leben von Arschlöchern zu verfolgen, aber berühren tun mich deren Schicksale am Ende nicht so richtig.
4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/boogie-nights/
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=-7-JVbUtyoI&t=3s
Insomnia
Nach seinem verkopften Achtungserfolg "Memento" versuchte sich Christopher Nolan an einen für seine Verhältnisse ziemlich geradlinigen und schnörkellosen Krimithriller. Dennoch ist "Insomnia" etwas Besonderes, weil es weniger um einen Whodunit geht, sondern mehr um den Ermittler und wie dieser zu seinem Job steht. Was ist gerechtfertigt, um die bösen Buben hinter Gittern zu bringen? Inwiefern macht man sich selber die Hände schmutzig? Wie handelt man in Extremsituationen?
Getragen wird das ganze zweifellos von einer wieder einmal fantastischen Leistung von Al Pacino. Die Übermüdung ist auf den Punkt gespielt und er sieht vollkommen fertig aus. Leider muss man sagen, dass das bis "The Irishmen" 2019 wahrscheinlich seine letzte große Leistung war und er sich dann in Richtung Direct-to-DVD und Blödelkomödien verabschiedet hat.
Hillary Swank als junge aufstrebende Polizistin konnte hier erstmals richtig auf sich aufmerksam machen. Robin Williams in einer seiner ganz seltenen bösen Rollen bekommt leider nicht ganz so viel zu tun, zeigt aber in gemeinsamen Szenen mit Pacino, dass er nicht weniger Präsenz hat.
Leider kennt man viele Versatzstücke des Films schon aus so vielen anderen: Der erfahrene Cop aus der Großstadt kommt in das kleine Dorf; die aufstrebende weibliche Polizistin, die nicht ganz ernst genommen wird, aber eigentlich ziemlich clever ist und natürlich ist auch die ethische Abhandlung wie weit die Polizei gehen darf und geht und die Erkenntnis, dass die Ermittler auch nur Menschen mit Fehlern sind, nicht neu. Deswegen tut es gleich doppelt weh, dass der Fall nicht wirklich spannend ist. Dennoch wird natürlich effektiv und auch spannend ständig mit der Frage gespielt, ob Will Dormer den moralisch richtigen Weg geht oder nicht.
Mit Nolan hat man auch einen fantastischen Regisseur, der weiß, wie man inszeniert. Die Kameraarbeit ist hochwertig und man baut mit dem Color Grading eine schöne Atmosphäre auf. Oft hat mich das optisch an David Fincher erinnert.
In Anbetracht dessen, was Nolan alles in seiner Vita stehen hat, sicherlich einer seiner schwächeren Werke. Dennoch lohnenswert besonders für Fans von Al Pacino.
3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/insomnia-2002/
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=emIHzg4VH8A
PS: Dass es sich um ein Remake eines norwegischen Films mit Stellan Skarsgard handelt, habe ich erst nach meiner Sichtung erfahren. Das ärgert mich etwas, weil ich sonst immer zuerst das Original sehen möchte. Da das ziemlich gute Bewertungen hat, habe ich es aber jetzt auch in meine Watchlist aufgenommen