Auf ein Bier: Der niveauvolle Stammtisch

Morgen erscheint das neue Spiel von Arkane (Dishonored, Prey) für PS5 und PC. Ist ein First-Person-Shooter mit 60er-Jahre Setting und einer Zeitschleifenmechanik. Wie bei 12 Minutes startet man wieder von vorne, wenn man stirbt. Das Konzept birgt für mich viel Frustpotential, aber die Reviews fallen ziemlich euphorisch aus:

https://www.metacritic.com/game/playsta ... ic-reviews
https://opencritic.com/game/10993/deathloop

Ich hab es seit letzten Freitag, heute fällt die NDA, deshalb kann ich da bisschen drüber sprechen.

Also: Im Kontext Immersive Sim ist das ganze Konzept total clever. Es geht bei diesen Spielen ja immer irgendwie darum, dass man Werkzeuge an die Hand bekommt und kreativ mit Problemen umgehen soll. Wie besiege ich den Gegner, wie komm ich da rein, wie umgehe ich diese oder jene Hürde. Da ist es immer recht schade, dass man so ein Problem logischerweise idR nur ein einziges Mal löst und nie auf die anderen möglichen Lösungen stößt. Allerhöchstens passiert es, dass man beim erforschen eines leergeräumten Areals drei weitere Zugänge findet, die man dann aber nicht mehr benötigt.

In Deathloop hingegen nehme ich diesen Lerneffekt mit in den nächsten Zyklus. So lerne ich die Level immer besser kennen, worauf dann auch ein Gefühl der Überlegenheit aufbaut, was sehr cool sein kann. Gleichzeitig öffnen sich mit wachsendem Arsenal immer neue Routen und Möglichkeiten und Lösungsansätze. Ich persönlich habe nicht viel Hitman gespielt, aber nach dem, was ich darüber gelesen habe, könnte Deathloop auch die Leute ansprechen, die schon in Hitman darauf Bock hatten, jedes Level auf alle unterschiedlichen Arten zu lösen.

Allerdings sind da ein paar Aspekte, die mir bisher noch unklar sind bzw die ich bei meinem aktuellen Fortschritt noch nicht beurteilen kann. Ich bin noch nicht sehr weit, habe gestern erst die ersten beiden magischen Fähigkeiten erhalten. Sprich: Bis dahin war ich vor allem zu Fuß, schleichend und schießend unterwegs. Und aktuell(!) kommt mir das Spiel zu leicht vor. Man kommt mit aggressiven Schußwaffengebrauch sehr gut durch, wodurch alles vorangegangene leider ein bisschen in Frage gestellt wird. Denn wenn Schußwaffen im Prinzip die schnellste und geradlinigste Lösung sind, wofür soll ich mir dann die Mühe machen, und irgendwelchen langwierigen Schleichwege und Hintertüren im Level nutzen? Ich hoffe, da ergibt sich noch etwas. Nicht, dass Arkane Angst vor der eigenen Courage hatte, die vergleichsweise unerbittliche Todesmechanik durch den niedrigen Schwierigkeitsgrad gezähmt und so dem eigentlichen Spielprinzip den Boden unter den Füßen weggezogen haben.

Zweiter Kritikpunkt an dieser Stelle: Die Level wirken aktuell noch sehr kompakt und unterkomplex. Bin gestern in die Privatparty eines Bosses eingedrungen, das war eine Geschichte von fünf Minuten. Kein Vergleich etwa zum Kaiserpalast oder der Mission mit exakt der gleichen Prämisse, nämlich das Infiltrieren einer Privatparty, in Dishonored. Außerdem gibt es auf der Insel keinerlei Zivilisten, wodurch es ein wenig leblos wirkt.

Es kommt wirklich drauf an, ob da im Verlauf des Spiels noch mehr Komplexität und Schwierigkeit Einzug hält, so dass ich tatsächlich angehalten bin, die alternativen Lösungswege auch zu nutzen. Momentan kommt es mir ein wenig zu geradlinig vor für ein Spiel, dass Faszination aus der Wiederholung ziehen möchte. Da kam ich mir bei Prey viel cleverer vor, wenn ich eine nicht-naheliegende Lösung gefunden habe und das Gefühl hatte, das Spiel und den Entwickler ausgetrickst zu haben. Bei Deathloop fehlt mir das aus den genannten Gründen noch.

Hmm. GameStar schreibt "Selbst in 4K lief Deathloop mit unserer RTX 2070 flüssig". Wie definieren die "flüssig"? 30 FPS?

PCGamer schreibt das: " Push the resolution up to 4K though, and it isn't quite as flawless. On a GeForce RTX 3080 you're only looking at 53fps using the Ultra settings."

PCGamesN schreibt "With an RTX 2070 Super and a Ryzen 9 3900x with 32GB RAM, I had a largely stable experience with Deathloop, although it's resource-intensive enough that I had to play most of it at 1080p to maintain a stable framerate."

Das ist halt mal wieder... typisch GameStar.

Diese Aussagen halte ich in der Form für völlig unzureichend, vor allem weil das Spiel mit Raytracing kommt. Das allein kann locker bis zu 50% der FPS kosten, je nachdem ob man es zuschaltet oder nicht. Und was flüssig bzw. eine stabile Framerate ist, darüber gehen die Meinungen auch stark auseinander.

Habs mir gleich mal geholt. Bisher hat mich Arkane nie enttäuscht (so wie CDPR vor Cyberpunk 2077 ).

Auf PS5 läuft das Spiel in "dynamischen" 4K mit stabilen 60 fps (ohne Raytracing). Gibt es die Option "Resolution scaling" auch auf dem PC?

Dishonored 2 hatte bereits eine dynamische Auflösungsskalierung am PC, ich vermute Deathloop basiert wieder auf der Void-Engine und wird das auch haben. So viele Infos gibt es zur PC-Version noch nicht.

@Vinter: auf welchem Schwierigkeitsgrad spielst du? Oder anders gefragt, meinst du, dass du auf höheren Schwierigkeitsgraden mehr Probleme mit dem Ballern hast und so evtl eher schleichen würdest?

Ich hab leider bisher keinen Schwierigkeitsgradregler gefunden. Hatte auch schon probiert, den hochzustellen :\

Ich sollte aber erwähnen, dass ich gestern im Spiel einen Hinweis zum Schwierigkeitsgrad gelesen habe. Das betrifft sehr leichtes Spoilerterritorium zur Prämisse des Spiels, deshalb markiere ich es mal entsprechend, aber wenn man die Trailer gesehen hat, kennt man das eigentlich schon:

Erste Benchmarks: https://gamegpu.com/action-/-fps-/-tps/ ... st-gpu-cpu

Gibt schon einige Youtuber/Twitcher, die mit der PC-Version über Performance-Probleme klagen. Void-Engine wieder am Liefern

Das wird ein Kritikerliebling den keine Sau kaufen wird

Lurtz hat geschrieben: ↑13. Sep 2021, 16:29 Erste Benchmarks: https://gamegpu.com/action-/-fps-/-tps/ ... st-gpu-cpu

Gibt schon einige Youtuber/Twitcher, die mit der PC-Version über Performance-Probleme klagen. Void-Engine wieder am Liefern

Laut Alex von DF läufts gut.
https://www.resetera.com/threads/deathl ... t-73280161

Desotho hat geschrieben: ↑13. Sep 2021, 16:57 Das wird ein Kritikerliebling den keine Sau kaufen wird

Das ist leider auch mein Tipp. Unbekannte Kernmechanik + 60s Style + schwarze Normalo-Aussehen-Protagonisten sind erfahrungsgemäß eine Verkaufsgau-Kombination. Der Spiele-Mainstream ist da immer noch viel konservativer als Kino oder TV. Dazu noch Arkane, die den guten Ruf eher in der Core-Nische und eben nicht im breiten Mainstream haben.

Unabhängig von der letztlichen Qualität würde ich mich aber echt gerne irren, denn Deathloop ist endlich mal wieder ein Spiel, auf das ich mich schon alleine deshalb freue, weil ich überhaupt keine Ahnung habe, was mich erwartet.

Genau aus diesen Gründen habe ich mich diesmal auch zum Day 1 Kauf entschlossen.
Ich hoffe es geht einigen anderen auch so, auf das Arkane noch lange neuen, interessanten shit machen darf...

Oha, krass. Das könnte tatsächlich seit Jahren mal wieder ein Spiel werden, dem ich gerne mein Geld hinterherwerfen würde... Mal schauen, vorher muss ich noch abwarten, was genau die Systemvoraussetzungen angeht. Meine Kiste bräuchte eigentlich schon länger mal ein Upgrade, aber es ist einfach immer noch alles zu teuer

Desotho hat geschrieben: ↑13. Sep 2021, 16:57 Das wird ein Kritikerliebling den keine Sau kaufen wird

Immerhin kommt es nächstes Jahr voraussichtlich in den Game Pass, sodass die Hürde für viele Spieler nicht mehr so hoch ist...

Aber klar, das wird es dann auch nicht mehr zu einem finanziellen Erfolg machen

Und dann noch PS5 Exklusiv (zumindest zeitlich), wo Sony Jünger ja bei sowas eher ein Ratchet und Clank Niveau erwarten. Aber die Spiele kauft man ja trotz der Grafik und wegen des Gameplay.

Die Erwartungen der Leute gehen ja auch wieder bemerkenswert tm auseinander. Manche haben wohl wirklich RPG-ähnliche NPCs etc. erwartet.

Desotho hat geschrieben: ↑13. Sep 2021, 16:57 Das wird ein Kritikerliebling den keine Sau kaufen wird

Also im Prinzip wie alles, was jemals von Arkane kam.


Titel ist bereits gekauft. Ich habe keine Ahnung worum's wirklich geht, ebenso auch keine Zeit zum Spielen, aber herrje: es ist Arkane. Von denen würde ich mir sogar einen Kühlschrank in der Arktis verkaufen lassen und glücklich darüber sein!

wieso sollte man den Kritiken bei Metacritic Glauben schenken? ist das Gegenteil von unabhängig

Vinter hat geschrieben: ↑13. Sep 2021, 15:47Wie besiege ich den Gegner, wie komm ich da rein, wie umgehe ich diese oder jene Hürde. Da ist es immer recht schade, dass man so ein Problem logischerweise idR nur ein einziges Mal löst und nie auf die anderen möglichen Lösungen stößt. Allerhöchstens passiert es, dass man beim erforschen eines leergeräumten Areals drei weitere Zugänge findet, die man dann aber nicht mehr benötigt.

In Deathloop hingegen nehme ich diesen Lerneffekt mit in den nächsten Zyklus. So lerne ich die Level immer besser kennen, worauf dann auch ein Gefühl der Überlegenheit aufbaut, was sehr cool sein kann. Gleichzeitig öffnen sich mit wachsendem Arsenal immer neue Routen und Möglichkeiten und Lösungsansätze. Ich persönlich habe nicht viel Hitman gespielt, aber nach dem, was ich darüber gelesen habe, könnte Deathloop auch die Leute ansprechen, die schon in Hitman darauf Bock hatten, jedes Level auf alle unterschiedlichen Arten zu lösen.

Es müsste aber auch ausreichend Anreize geben, andere Lösungen zu finden oder zu nutzen. Gerade bei der Zeitschleifenstruktur könnte ich mir nette Möglichkeiten vorstellen, z.B. dass man bestimmte Ziele sehr schnell erreichen und daher seine Routen perfektionieren muss. Dann könnte man es es so aufbauen, dass die schnellsten Wege nur durch ausgiebiges Erkunden der Spielwelt in vorherigen Versuchen ermöglicht werden. Oder Lösungswege, die man schon genutzt hat, werden irgendwie unbrauchbar, entweder durch einen über die Zeitschleifen hinweg greifenden Meta-Mechanismus (Türen werden dauerhaft versperrt, nachdem man diesen Weg ein oder einige Male genutzt hat) oder durch andere Aktionen in der Spielwelt innerhalb der Zeitschleife. (Was weiß ich, mal ganz dämlich, da steht ein Auto mit wenig Benzin im Tank, man kann nur eine Fahrt machen. Dann steht dieses Auto für eine andere Fahrt nicht mehr zur Verfügung und man muss eine andere Transportmöglichkeit finden.) Hoffe, Deathloop bietet in die Richtung ein bisschen was.

War erst nicht so interessiert am Spiel, weil mich das "Du musst hier die 8 Honks oder wieviele das sind abmurksen"-Story (oder eher Setting) nicht besonders anspricht und ich auch kein Freund invasiver MP-Modi bin, aber mittlerweile würde ich es schon echt gerne spielen, vor allem weil das Studio zu meinen Favoriten gehört.) Ohne PS5 wird das zwarsobald nix, wird aber sicherlich einer der ersten Titel, die ich mir hole, sobald ich eine habe. Hoffe, ich kann Spoiler bis dahin vermeiden, auch wenn ich schon einige Vermutungen bzgl. der Story habe.