Sie werden den ganzen Basenbau nicht für Fallout 4 entwickelt haben, um ihn dann wieder fallen zu lassen - sie finden den ja so toll, dass sie extra 4 von 6 DLCs mit Craftingfokus raushauen. Was, nebenbei bemerkt, ne ziemlich alberne Nummer ist nach dem Trara um den Season Pass. Ernsthaft: Im vierten DLC gibt es Kugelbahnen zum selberbauen. Also quasi sowas:
Wo ich mir echt verascht vorkomme. Nicht, dass das nicht witzig wäre. Aber wofür brauch ich das? Das hat keinerlei Funktion, du kannst es für nichts anderes verwenden. Wenn sie da 50 verschiedene Wanddesigns eingebaut hätten, könnte ich das verstehen - ich will ja meine Siedlung individualisieren. Aber eine Kugelbahn? Das machst du einmal, schmeißt oben eine Kugel rein und dann ist das Thema durch. Das sieht so verzweifelt nach "Wir brauchen was cooles für'n Trailer" aus, dass es weh tut.
Dann gibt es einen Pranger - aber wofür verdammt nochmal? Es gibt ja auch keine Simulation der Siedlungsbewohner, bei denen du mit solchen Maßnahmen deine Herrschaft gegen Aufständige sichern könntest, wenn du das Management versaut hast. Du kannst da willkürlich Leute reinstecken, das wars. Spielerisch völlig überflüssig.
Um also zum Basenbau zurück zu kommen: Ich finde, Basenbau hätte Fallout 4 groß machen können. Wenn sie nur so mutig gewesen wären, es obligatorisch zu machen. Wenn es zu einem zentralen Spielelement geworden wäre, ohne dass das Überleben im Ödland nicht möglich gewesen wäre und wenn es dann die Aufmerksamkeit wärend der Entwicklung bekommen hätte, um das System in einem vernünftigen Zustand zu veröffentlichen. Wenn mir das Spiel vermitteln könnte, dass es in meinem Interesse ist, eine Basis zu bauen. Wenn ich glaube, dass mir etwas wesentliches entgeht, wenn ich es nicht tue. Natürlich(!) hätte man dann den Leuten vor den Kopf gestoßen, die einfach nur ein weiteres Fallout 3 haben wollten - aber gleichzeitig hätte man das Genre ganz massiv weiterentwickeln und eine neue Spielerfahrung abliefern können.
Aber das war Bethesda zuviel Risiko, was man dem Basenbau auch anmerkt: Es wirkt wie ein rangeproftes System, dass nie wirklich irgendwo im Spiel verdrahtet ist. Das weder notwendig ist, noch einen spielerischen Mehrwert bietet, noch dermaßen poliert ist, wie man es sich wünschen würde. Und zwar weder was die Bedienung, noch die Konsequenzen für das Spiel angeht. Es ist de facto egal. Stattdessen kommt man sich in Fallout 4 vor wie in einem Müllsammel-Simulator, möchte man das Crafting- und Basisbausystem nutzen und am Ende hat man rein gar nichts davon. Da war z.B. State of Decay erheblich weiter, indem es z.B. Ressourcen von NPCs hat abholen lässt. Man könnte sich z.B. auch Systeme vorstellen, wo ich z.B. erst einen Steinbruch erobern und ausbauen muss, um einen regelmässigen Transport von Steinen in meine Basis zu ermöglichen. Oder oder oder. Dann hätte man gleichzeitig auch eine "Wir bauen das Ödland wieder auf"-Erfahrung drin. Aber dafür hätte man eine Wirtschafts- und Aufbausimulation in Fallout implementieren müssen. Dann hätte auch die ganzen gesichtslosen Raider, die in ihren Basen auf den Tod warten, eine Funktion bekommen können - nämlich als Ärgernis für meine Handelsrouten, wenn ich die Karavanen nicht vernünftig absichere. Usw usw. vorstellbar ist da vieles.
Was ich mir also von Elder Scrolls 6 wünsche ist entweder, dass man mutig genug ist, den Basenbau zu einem zentralen Stützpfeiler der Erfahrung zu machen und entsprechend auch die nötigen Konsequenzen in Sachen Gameplay zieht - oder es komplett fallen zu lassen. In dem Zustand, in dem es in Fallout 4 ist, ist es so überflüssig wie ein Kropf. Und Spielsysteme, die egal sind, machen ein Spiel niemals besser, sondern nur schlechter. Reduktion ist wesentliches Merkmal von gutem Spieldesign, Fallout 4 (und viele andere moderne Spiele) gehen aber den umgekehren Weg.