Ich sage schon mal viel Spaß!
Ansonsten, hier mal, was so bei mir so aktuell auf dem Bücherregal lag und liegt.
Aktuell lese ich: Weiterhin das
Dekameron immer wieder mal. Ist halt durch die Aufteilung in einzelne Geschichten und Tage sehr gut portionierbar. Gleichzeitig sind die Geschichten jeweils abgeschlossen. Längere Pausen zwischen dem Lesen sind also kein Problem.
Die
Biographie von Albert Camus von Iris Radisch. Bin noch relativ am Anfang und weiß noch nicht so richtig, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite finde ich es schön, dass sie sehr detailliert und lebhaft schreibt und viele Verknüpfungen mit den Texten von Camus macht. Auf der anderen Seite neigt sie aber zu sehr hartem psychologisieren. Da wird fast jeder Punkt aus der Kindheit zur Grundlage seiner Philosophie erklärt, nach dem Motto, er hat das erlebt, also denkt er das. Das wirkt mir zu sehr nach Küchenpsychologie und zum einen hinterlässt es in der Form, wie sie es macht, den Eindruck, dass seine Philosophie ausschließliches Produkt seiner Erlebnisse ist. Dass es vielleicht Rahmenbedingungen sein könnten, in denen zwar das Denken stattfindet, das Denken und Philosophieren aber mehr ist, als das einfache Übersetzen von Erlebnissen in ein Gedankensystem, darauf scheint sie gar nicht zu kommen. Vermutlich weiß sie es natürlich, aber sie schreibt halt nicht so. Deshalb wirkt das alles bisher sehr Unterkomplex und ich hoffe es wird noch besser, wenn ich auch nach den ersten rund 50 Seiten nicht unbedingt hoffnungsvoll gestimmt bin.
Ansonsten habe ich in den vergangenen Monaten gelesen:
Das Reclam-Büchlein zu
Bud Spencer von Kai Glinka. Eher enttäuschend. Seine Hauptquelle sind die Autobiographien von Carlo Pedersoli. Da ich die schon anno dazu mal gelesen habe, bot das Büchlein nicht viel neues. Paar nette Produktionsdetails hier und da zu den Filmen und der Funfact, dass Terence Hill wohl die Rolle von Rambo vorgeschlagen wurde

, er aber abgelehnt hat, weil es zu gewalttätig war.
Hochzeit des Lichts von Albert Camus. Beinhaltet die beiden Essays Hochzeit des Lichts des jungen Camus und Heimkehr nach Tipasa, dessen Teile er wohl im Verlauf mehrerer Jahrzehnte geschrieben hat. Heimkehr nach Tipasa fand ich jetzt nicht so stark, wenn da auch paar nette Passagen drin sind, aber es wirkt durch die lange Entstehungszeit sehr gestückelt und unzusammenhängend. Hochzeit des Lichts ist hingegen ein toller Essay. Sehr sprachfreudig mit vielen lebhaften Beschreibungen, sehr lebensbejahend auf die sehr Camus eigene Art und man kann auch sehr schön die Anlagen seiner späteren Philosophie erkennen. Ganz prominent die Ideen zum Absurden, die er später im Mythos des Sisyphos ausgearbeitet hat, aber auch schon erste Anlagen von der Gedankenwelt, die später in Der Mensch in der Revolte zur Entfaltung kommt, kann man hier und da erahnen. Wird hier und da als Empfehlung in das Werk von Camus genannt. Da gehe ich nicht mit, für mich scheint es eher ein gute Ergänzung zu sein, wenn man schon bisschen etwas von ihm gelesen hat.
101 Nacht. Übersetzt von Claudia Ott, die auch schon mehrere Manuskripte und Teile von 1001 Nacht in den letzten Jahren übersetzt hat. 101 Nacht ist das westislamische Pendant zu 1001 Nacht. Es entstand wohl so im Dunstkreis der iberischen Halbinsel und des muslimischen Cordobas. Und wenn ich es recht in Erinnerung habe, ist das hier übersetzte Manuskript einst der ältesten Überhaupt, auch älter als viele der erhaltenen Manuskripte von 1001 Nacht. In seiner Struktur ist 101 Nacht sehr ähnlich, also ein betrogener Herrscher, der nach jeder Nacht seine Frau umbringen lässt und eine Sheherazade/Shahrasad, die durch ihre Geschichten den Herrscher von seinem Tun abringt. Auch einige Motive sind ähnlich, aber man merkt gerade in der Form große Unterschiede. 101 Nacht ist insofern märchenhafter, als dass die Geschichten noch wesentlich formelhafter sind und selten auf Beweggründe der Figuren eingegangen wird. Dinge passieren einfach, Menschen machen einfach Sachen, ohne dass da viel hergeleitet wird. Die Struktur der Geschichten ist auch starrer, wird im Vergleich zu denen in 1001 Nacht, kaum aufgebrochen. Die fantastischen Elemente kommen auch wesentlich offener und stärker zu tragen. Wo diese in 1001 Nacht manchmal fast schon subtil wie im magischen Realismus verwendet werden, werden sie in 101 Nacht mehr wie in Märchen eingesetzt. Dadurch wirkt die ganze Geschichte etwas weniger Elegant und etwas simpler. Das liegt vielleicht auch am Altersunterschied der jeweiligen Manuskripte und in der Zwischenzeit geänderten Erzählkonventionen und weil die niedergeschriebenen Geschichten von 101 Nacht weniger Erzähliterationen durchlaufen haben. Dennoch eine klare Empfehlung wenn man sich für so alte Schinken und Klassiker erwärmen kann.