bluttrinker13 hat geschrieben: ↑30. Nov 2021, 14:26Sorry, eventuell zu stark ausgedrückt. Erinnere mich da an sehr hitzige Diskussionen im GS Forum damals, wo viel ideologischer Eifer contra DRM dabei war, den ich damals schon weltfremd fand, obwohl ich nun wirklich kein early adopter bei irgendeiner Technik bin.
Das im Hintergrund: als Spieler*in bzw. aktiver Gamer der sein oder ihr Hobby auch ausleben möchte, kommt man doch heutzutage ständig an seine Grenzen bzw. kann das Hobby überhaupt nicht mehr so in der Gänze ausleben, wie es sich entwickelt. Man versauert, wenn man wirklich alles was Login-Zwang, Onlinezwang oder wasauchimmer wir heute DRM nennen, ablehnt, in einer zunehmend kleiner werdenden Nische. Keine Playstation, kein XBOX Live, kein Steam, Epic, keine free-to-play oder anderweitigen online MMOs. Also wenn man es wirklich so auslegt, wie die Verfechter im GS Forum damals, die Steam schon für DRM hielten.
Das ist in meiner Wahrnehmung sehr anachronistisch und rein ideologisch getrieben. Kann man machen, aber damit beschneidet man sich als Spieler*in extrem selbst, was ja auch OK ist, aber weder sinnvoll noch zielführend oder game-changend. Erinnert mich immer so an die Elfen bei The Witcher.
Edit: Sorry, das ist natürlich eher meine Sichtweise und hebt auf den Zeitgeist ab. Aber ganz davon abgesehen funktioniert das DRM-Freiheit Argument auch marktwirtschaftlich überhaupt nicht mehr, einfach weil es der Masse total egal ist und die längst alle (online-)Zwänge akzeptiert haben, erst recht die Generationen die jünger sind als wir. Das kommt noch dazu. Es trägt die brand Gog einfach nicht, die brauchen eine Refokussierung auf etwas was sie einzigartig macht, aber auch etwas was eine Menge Leute wollen. Bspw Nostalgie-Fixes auf mehreren Ebenen (e.g., Kooperationen mit Podcasts wie stayforever, oder mit spielehistorischen Institutionen).
Kommt stark darauf an zu welchem Zeitpunkt man darauf schaut.
Zum Zeitpunkt als Steam das erste Mal als Counterstrike-Updater erschien bis etwa Release Orange Box bebte das durch die ganze PC-Spielerschaft. Die Bindung von Half Life 2 an Steam, und das war damals natürlich DRM in Reinform (heute immer noch, man hat sich nur daran gewöhnt), war einer der größten Shitstorms, bevor das Wort erfunden wurde. Da kam alles auf den Tisch, von Sorgen wegen der Onlineverfügbarkeit, über die Unmöglichkeit des Moddings bis hin zum sterbenden Gebrauchtmarkt.
Die meisten sind dann halt mitgegangen als Steam anfing Third-Party-Anbieter zu werden, die Sales zu etablieren, und als zentrale PC-Plattform mit durchaus sinnvollen Features den damals komplett zersplitterten und von zig unterschiedlichen Patchprogramm-Formen, dubiosen Bezugsquellen und mies umgesetzten Kopierschutzarten geplagten PC-Markt ein Stück weit vereinheitlicht hat. Wobei der Kern von Steam ja nie das Steamworks-DRM war, die meisten Spiele von Drittanbietern hatten noch eigene Kopierschutz- und AntiTamper-Mechanismen an Bord.
Das war dann so die Zeit, wo reihenweise alle zu Steam gegangen sind, auch dank sich schnell verbreitender Breitbandanschlüsse. Da blieben dann wirklich nur knallharte Verweigerer übrig, mit denen man noch solche Foren-Diskussionen führen konnte, und die teils bis heute nur bei Humble und GOG kaufen. Mit entsprechend eingeschränktem Angebot natürlich.
Aber wie immer, wenn die Industrie etwas wirklich forciert, und entgegen der landläufigen Meinung, dass Shitstorms so viel bewirken könnten, ist das Ganze ein einziges Rückzugsgefecht. Heute sind im Grunde alle permanent always on, aber natürlich hängt das alles am seidenen Faden verfügbarer Server, verfügbaren Internets etc. und wenn dann mal was passiert, siehe Ende Games for Windows Live oder wie zuletzt der Rockstar Launcher am PC ein paar Tage down war, hat niemand mehr Zugriff auf seine "gemietete" Software. Sowas ist heute Normalität und selbst wenn mal ein größerer Dienst ausfällt oder man zeitweise nur vor Warteschleifen wie bei Diablo 2 Ressurected sitzt wird das heute eben hingenommen.
(Nebenbei erschwert es die Archivierung von Spielen natürlich enorm, aber das gilt für die ganzen Service-Games da draußen mit Serveranbindung sowieso.)
Insofern würde ich dir zustimmen, beim Großteil der User spielt das keine Rolle, und das wahrscheinlich schon seit sehr langer Zeit. Sieht man ja auch gut an der Verteilung der Marktanteile. Es gibt zwar immer noch ältere User, dazu würde ich mich auch zählen, die GOG grundsätzlich für Digital Distribution done right halten, und gerade beim Kauf älterer Spiele als "Backup" ein wohliges Gefühl im Bauch bekommen, aber in der Praxis lasse natürlich auch ich bedeutend mehr Geld bei Steam. Und gerade aktuelle Spiele würde ich, sofern sie nicht von CDPR kommen, nicht bei GOG kaufen, weil der Support bei GOG teils monatelang hinterher hängt oder einfach gedroppt wird. Jüngstes Beispiel, der DLC für Terminator Resistance, das ist ja nun wirklich kein riesiger Titel, soll nicht bei GOG erscheinen, weil es für den Entwickler wirtschaftlich so irrelevant ist.
Ich sehe aber auch kein Patentrezept, wie GOG sich mit wirtschaftlich realistischen Mitteln relevanter machen könnte. Geht man die normale Launcher-Schiene, wird man gegen den Platzhirsch Steam immer alt aussehen, und auch wenn man mit DRM mehr Anbieter auf die Plattform bekäme, das wäre bei der Stamm-Userschaft wohl tatsächlich so ein Shitstorm, dass man den Laden dicht machen könnte.
Mit Galaxy 2.0 hat man es über die Schiene versucht der nette Launcher von nebenan zu sein, der sich nicht aufdrängt, aber alle anderen relevanten Plattformen verwalten kann, aber auch das war letztlich natürlich zum Scheitern verurteilt. Erstens ist der Funktionsumfang und auch der Gewöhnungseffekt zu weit von Steam weg, um die meisten zum Umstieg zu bewegen, und zweitens ist gerade die Steam-Integration, die ja auch nur über ein Community-Plugin läuft, schlichtweg ziemlich mies und steigt bei größeren Bibliotheken, wie gerade Steam-Poweruser sie haben, komplett aus.