PSA

[dadadave]

Meine werten Damen und Herren

Wer eine Platform wie diesen Podcast hat und bei seinen Angry-Gamer-Tiraden regelmässig darüber fantasiert, wer alles "an die Wand gestellt gehört", weil es ein qualitativ minderwertiges Speichersystem, eine UI oder sonstwas geswagt hat, sein sensibles Gamer-Seelenpflänzchen zu kränken, ist in Sachen toxische Spielekultur nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.

Da sollte man sich einfach selbst mal etwas zuhören und darüber nachdenken. Beim Thema "wie man in den Wald hineinruft*, so schallt es heraus" war bis jetzt die Fähigkeit zur Selbstreflexion hier nicht grösste Stärke, aber vielleicht kommt es ja diesmal an, ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Ich hab die Ruined King irgendwann mal abgebrochen, weil ich auch einfach Youtube-Kommentare lesen oder einer Telegram-Gruppe beitreten kann, um die gleiche Erfahrung zu machen. Ich werde das in Zukunft bei jeder Folge tun, sobald mal wieder darüber fantasiert wird, Leute zu töten, weil man als Konsument unzufrieden ist.

"Aber, aber, aber ist ja nicht so gemeint, ist ja nur Spass, Ironie, Sarkasmus, blablub!". Das weiss ich. Aber das ist irgendwann keine Ausrede mehr, das denkt sich die ganz grosse Mehrheit an Gamern, die toxischen Scheisse rauslassen ja jeweils auch. Es ist jedesmal ein Beitrag zu einer toxischen Kultur und das sollte man irgendwann mal einsehen und Verantwortung übernehmen.

Nein, das ist keine Aufforderung dazu, "unkritisch" zu sein. Es ist eine Aufforderung, sich die Mühe zu geben, einen menschlichen Mindestanstand an den Tag zu legen. Kriegen wir das hin?

Nein, dass dabei meist keine Leute konkret mit Namen oder so ins Visier genommen hätten, macht es nicht wesentlich besser.

Bitte einfach aufhören mit dem Mist.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit, meine werten Damen und Herren.

*(und wenn man einen eigenen Podcast wie diesen hat, dann geschieht das mit einem Megafon)

[Dr_Hasenbein]

Not sure if just kidding…

[Andre Peschke]

"Aber, aber, aber ist ja nicht so gemeint, ist ja nur Spass, Ironie, Sarkasmus, blablub!". Das weiss ich. Aber das ist irgendwann keine Ausrede mehr, das denkt sich die ganz grosse Mehrheit an Gamern, die toxischen Scheisse rauslassen ja jeweils auch.

Also, ich finde es ja prinzipiell gut und richtig, wenn man für das Thema brennt und da auch eine gewisse Sensibilität für entwickelt. Aber hier widerspreche ich dir dennoch. Es ist keine Ausrede, dass es ein Witz ist, das ist Fakt. Ein Stilmittel des Humors ist die Übertreibung ins Absurde. Das findet hier statt. Wenn Dom sagt, Dark Souls hat ihn so aufgeregt, dass er erstmal auf der Straße den ersten Passanten umgeboxt hat, dann ist das nie passiert, war nie geplant und Gewalt wird nicht befürwortet. Im Gegenteil ist der Gedanke jemand könnte so reagieren genau der Witz an der Sache und illustriert die infantile Frustreaktion.

Humorige Übertreibungen, auch martialische, sind aus meiner Sicht nicht inhärent toxisch. Das würde erst eintreten, wenn sie erkennbar verletzend gemeint sind. Die Forderung geht mir daher zu weit.

Andre

[Gonas]

Die Kritik ist natürlich sehr provokant formuliert, inhaltlich kann ich sie aber gut verstehen auch wenn ich in der Härte nicht mitgehe. Muss aber zugeben, dass ich bei diesen Formulierungen in denen (natürlich nur dem Wortlaut nach) zum Mord an Menschen aufgerufen wird auch jedes mal beim Hören zusammen zucke. Es läge mir einfach sehr fern je einen solchen Satz zu formulieren. Egal wie übertrieben ich etwas ausdrücken will.

[Andre Peschke]

Muss aber zugeben, dass ich bei diesen Formulierungen in denen zum Mord an Menschen aufgerufen wird auch jedes mal beim Hören zusammen zucke.

Da wird genausowenig "zum Mord aufgerufen", wie man zur Besiedelung des Weltraums aufruft, wenn man jemanden "auf den Mond schiessen" will.

Andre

[Dr_Hasenbein]

In keiner einzigen Podcast Folge wurde jemals zum Mord an Menschen aufgerufen!

[Gonas]

Muss aber zugeben, dass ich bei diesen Formulierungen in denen zum Mord an Menschen aufgerufen wird auch jedes mal beim Hören zusammen zucke.

Da wird genausowenig "zum Mord aufgerufen", wie man zur Besiedelung des Weltraums aufruft, wenn man jemanden "auf den Mond schiessen" will.

Andre

Ich meinte ja wirklich nicht wie es inhaltlich gemeint ist, sondern was es ganz ohne Kontext bedeutet. Ich bekomme bei dieser Formulierung tatsächlich jedes mal eine geistiges Bild wie Menschen erschossen werden. Intuitiv. Egal ob ich weis wie albern es gerade gemeint ist. Ich finde das im Podcast nicht angenehm.
Da ich das sofort wegwische und mir klar ist, dass das auch an meinem Empfinden liegt sehe ich das jetzt nicht als furchtbare Sache und nicht als etwas das unbedingt wegen mir geändert werden muss. Wäre auch albern. Aber ich verstehe, dass Leute es unangenehm finden.

[Jochen Gebauer]

Das an die Wand stellen, wenn die Revolution kommt, ist übrigens ein wörtliches Zitat von Douglas Adams aus Per Anhalter. Das mochte ich schon immer, weil es so erkennbar herrlich absurd überzeichnet ist und sich im Kern über die Dummheit totalitärer Regime lustig macht. Aber das Internet lehrt mich immer wieder, dass man buchstäblich alles in den falschen Hals bekommen kann, wenn man sich nur genug anstrengt ...

[Dr_Hasenbein]

Kurz zusammengefasst könnte man doch wohlwollend darauf einigen: Intention ist wichtig.

[Jochen Gebauer]

Man kann übrigens durchaus darüber sprechen, ob ein solcher Scherz für Menschen, die Kontext und Intention nicht kennen, falsch rüberkommen kann. Aber wenn man mir direkt den menschlichen Mindestanstand abspricht, anstatt zum Beispiel mal zu fragen, was es mit dieser Formulierung auf sich habe, bin ich nicht nur nicht geneigt, der Aufforderung zu folgen, sondern frage mich, warum gerne die Leute, die anderen sprachliche Toxizität vorwerfen, sich toxisch as fuck ausdrücken.

[Edelknödel]

Die Vorwürfe des OP bzgl Toxizität sehe ich zwar nicht so, würde aber trotzdem gerne zu mehr sprachlicher Schönheit aufrufen

Wenn während einer Episode zehn mal etwas 'konstatiert' wird, anstatt einfach mal etwas 'festzustellen' klingt das nicht mehr intellektuell, sondern eher affig.

In anderen Episoden ist dann in jedem zweiten Satz alles mögliche 'geil'.

Anstatt 'caveat' (gibt es das Wort im Deutschen überhaupt?) könnte man auch einfach 'Warnung' oder 'Vorbehalt' sagen.

Das übermäßige Verwenden / Einwerfen von englischen Phrasen nervt mich auch immer mal wieder.

[echtschlecht165]

Muss aber zugeben, dass ich bei diesen Formulierungen in denen zum Mord an Menschen aufgerufen wird auch jedes mal beim Hören zusammen zucke.

Da wird genausowenig "zum Mord aufgerufen", wie man zur Besiedelung des Weltraums aufruft, wenn man jemanden "auf den Mond schiessen" will.

Andre

bitte hört nicht auf damit blumige Sprache zu verwenden

[Jochen Gebauer]

Die Vorwürfe des OP bzgl Toxizität sehe ich zwar nicht so, würde aber trotzdem gerne zu mehr sprachlicher Schönheit aufrufen

Wenn während einer Episode zehn mal etwas 'konstatiert' wird, anstatt einfach mal etwas 'festzustellen' klingt das nicht mehr intellektuell, sondern eher affig

Siehste: Und ich finde konstatiert schön und affig asozial. So hat jeder ein anderes Gefühl von sprachlicher Schönheit und Hässlichkeit und das ist auch sehr, sehr gut so

Edit: Ich weiß echt nicht, woher dieser moderne Trend kommt, anderen in der Umgangssprache rumzugrapschen. Die Leute sollen reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Als ob mein Gefühl von sprachlicher Schönheit für irgendeinen anderen Menschen von Belang wäre. Blows my mind

[Dr_Hasenbein]

Die Vorwürfe des OP bzgl Toxizität sehe ich zwar nicht so, würde aber trotzdem gerne zu mehr sprachlicher Schönheit aufrufen

Wenn während einer Episode zehn mal etwas 'konstatiert' wird, anstatt einfach mal etwas 'festzustellen' klingt das nicht mehr intellektuell, sondern eher affig.

In anderen Episoden ist dann in jedem zweiten Satz alles mögliche 'geil'.

Anstatt 'caveat' (gibt es das Wort im Deutschen überhaupt?) könnte man auch einfach 'Warnung' oder 'Vorbehalt' sagen.

Das übermäßige Verwenden / Einwerfen von englischen Phrasen nervt mich auch immer mal wieder.

Das halte ich einfach für Sprachgewohnheit. Ich glaube nicht, dass da mit Absicht immer darauf geachtet wird.

[Gonas]

Die Vorwürfe des OP bzgl Toxizität sehe ich zwar nicht so, würde aber trotzdem gerne zu mehr sprachlicher Schönheit aufrufen

Wenn während einer Episode zehn mal etwas 'konstatiert' wird, anstatt einfach mal etwas 'festzustellen' klingt das nicht mehr intellektuell, sondern eher affig

Edit: Ich weiß echt nicht, woher dieser moderne Trend kommt, anderen in der Umgangssprache rumzugrapschen. Die Leute sollen reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Als ob mein Gefühl von sprachlicher Schönheit für irgendeinen anderen Menschen von Belang wäre. Blows my mind

Meine Freundin wird auch immer leicht erbost wenn ich bestimmte Umgangssprache verwende. Aber ihre Mutter ist Deutsch-Lehrerin, die ist verdorben.
(Mein Vater zwar auch, aber ich hab da wohl wenig mitgenommen. )

[Jochen Gebauer]

Warum sollte irgendein anderer Mensch seine Sprache ändern, weil ich sie nicht schön finde? Oder weil ich irgendwas für pseudo-intellektuell o.ä. halte? Oder weil mich das Gendern stört? Das ist mein Problem, nicht seins. Das ist im Kern nichts anderes, als wenn man z.B. von einer Frau erwartet, dass sie sich schminkt oder schön anzieht. Es ist übergriffig.

[Gonas]

Warum sollte irgendein anderer Mensch seine Sprache ändern, weil ich sie nicht schön finde? Oder weil ich irgendwas für pseudo-intellektuell o.ä. halte? Oder weil mich das Gendern stört? Das ist mein Problem, nicht seins. Das ist im Kern nichts anderes, als wenn man z.B. von einer Frau erwartet, dass sie sich schminkt oder schön anzieht. Es ist übergriffig.

Ich denke das kommt in diesem Kontext von der Kundenperspektive. Ich habe ein Produkt gekauft, ich möchte, dass das Produkt noch mehr meinen Ansprüchen genügt und angepasst wird. Kann man natürlich trotzdem übergriffig finden.

[Dr_Hasenbein]

Warum sollte irgendein anderer Mensch seine Sprache ändern, weil ich sie nicht schön finde? Oder weil ich irgendwas für pseudo-intellektuell o.ä. halte? Oder weil mich das Gendern stört? Das ist mein Problem, nicht seins. Das ist im Kern nichts anderes, als wenn man z.B. von einer Frau erwartet, dass sie sich schminkt oder schön anzieht. Es ist übergriffig.

Ich denke das kommt in diesem Kontext von der Kundenperspektive. Ich habe ein Produkt gekauft, ich möchte, dass das Produkt noch mehr meinen Ansprüchen genügt und angepasst wird. Kann man natürlich trotzdem übergriffig finden.

Das ist in etwa so, als würde man dem Maler sagen, wie er sein Gemälde malen soll, weil man ja mal ein Gemälde von ihm gekauft hat.

[Andre Peschke]

Ich meinte ja wirklich nicht wie es inhaltlich gemeint ist, sondern was es ganz ohne Kontext bedeutet.

Ein Ausblenden von Kontext führt aber regelmäßig zu völlig absurden Ergebnissen. Die ganze Killerspieldebatte mit ihren Beschreibungen der willkürlich, empathielos mordenden Spieler war durch das Ausblenden von Schlüsselinformationen wie "es sind Pixel" bestimmt.

Was du beschreibst ist ja, dass bestimmte Formulierungen ein geistiges Bild auslösen. Ich kann auch verstehen, dass das unangenehm ist. Aber das ist halt, wie du ja auch selbst sagst, ein Empfängerproblem. Daher muss ich dem Threadersteller auch absagen, denn das Problem liegt hier IMO auf seiner Seite des Spielfeldes. Das Gesagte in Einbeziehung von Intention und Kontext anders aufzunehmen und zu bewerten, ist ja quasi eine Basisqualifikation für Medienrezeption, wenn nicht sogar jede Teilnahme am sozialen Leben. Wenn hier in Bayern einer "Grüß Gott!" sagt, dann mache ich ihm oder ihr auch keine Vorhaltungen über christliche Indoktrinierung.

Andre

[dadadave]

Das an die Wand stellen, wenn die Revolution kommt, ist übrigens ein wörtliches Zitat von Douglas Adams aus Per Anhalter. Das mochte ich schon immer, weil es so erkennbar herrlich absurd überzeichnet ist und sich im Kern über die Dummheit totalitärer Regime lustig macht. Aber das Internet lehrt mich immer wieder, dass man buchstäblich alles in den falschen Hals bekommen kann, wenn man sich nur genug anstrengt ...

Hätte mich ja gewundert, wenn auch nur ein Ansatz von Selbstreflexion zu sehen gewesen wäre. Es war natürlich das Internet, das etwas in den falschen Hals gekriegt hat...

naja, ich hab's versucht.