Welches Spiel sollte JEDER gespielt haben?

[Axel]

In der Diskussion zum Hype-Trotz entsteht eine Diskussion über Spiele, die JEDER - ganz unabhängig von sonstigen Genre-Geschmäckern - gespielt haben sollte. Und ob es solche Spiele überhaupt geben kann.

Ich finde die Frage eigentlich ganz interessant. Vielleicht lässt sich ja durch den kleinen Schwarm hier eine "kanonische" Liste erstellen mit Spielen, die ganz objektiv JEDER gespielt haben sollte. Quasi das Grundwissen eines jeden Gamers. Und bitte nicht nur Spieletitel nennen, sondern auch begründen, warum das Spiel JEDER gespielt haben muss.

Ich fange mal an mit meinen Vorschlägen.

Tetris
Der Prototyp des Arcade-Puzzle-Spiels. Das Konzept ist nach wie vor unverwüstlich und zeigt in seiner Mechanik die Dramaturgie eines jeden klassischen Arcade-Games: Aufbau, Eskalation, Scheitern. Es wirkt in seinem Design zuerst simpel, jedoch entpuppt sich unter der Haube ein Spiel mit vielseitigen, komplexen Entscheidungen.

Super Mario Bros. 3
Wenn man im Leben nur ein Jump & Run durchspielen müsste, dann sollte es dieses sein. Bis heute gilt das Leveldesign als unerreicht. Die Levels sind kurz und dadurch funktionieren die Mechaniken in diesen Levels besonders gut. Sei es die Sonne, die einem in der Wüste jagt oder die auf und absinkenden Plattformen in der Wasserwelt. Fast jedes Level ist entweder um eine Mechanik, ein Gimmick oder ein Thema aufgebaut. Und nur selten wiederholen sich spezifische Level-Ideen.

Chrono Trigger
Hier streiten sich die Gelehrten: Welches JRPG sollte man, wenn man sonst nix mit dem Genre am Hut hat, spielen? Die einen würden einen Teil aus der Final Fantasy Reihe sagen. Andere ein Spiel aus der Dragon Quest Reihe. Ich sage: Chrono Trigger, wo Entwickler beider Reihen gemeinsam dran gearbeitet haben.

Chrono Trigger erzählt eine Zeitreisegeschichte wo es am Ende natürlich darum geht die Vernichtung der Welt zu verhindern. Das Spiel ist deswegen so gut, weil die einzelnen Bestandteile hervorragend sind: Kampfsystem nicht zu simpel, aber nicht zu überkomplex. Es hat einen großen Wert auf Entdeckung der Spielwelt. Und durch das Zeitreise-System entwickeln sich immer wieder kleine Quests, die sich über die verschiedenen Epochen umspannen. Zudem hat es wenig Nervigkeiten damaliger JRPGs: Es gibt keine Zufallskämpfe und auch das Grinding hält sich sehr in Grenzen.

Auch die Heldentruppe ist sehr sympathisch. Und so viel ich suche: Ich finde an diesem Spiel nichts negatives. Es ist für mich bis heute tatsächlich das perfekte JRPG!


Was sind denn Eure Spiele, die JEDER gespielt haben sollte?

[BummsGeordy]

gibt es nicht. Sicherlich gibt es Titel, die für das Medium einen gewissen Einfluss hatten - aber ob die jeder kennen und gespielt haben muss?

Sowohl die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem Medium, der persönliche Geschmack, die individuellen Fähigkeiten sowie der eigenen (historische) Zugang zum Medium entscheiden arg darüber, ob/was jemandem gefällt.

ich verstehe zwar, was du meinst - aber halte es für unmöglich ein Spiel - oder eine Spieleliste zu benennen, das/die jeder gespielt haben sollte, obwohl ich zahlreiche Titel habe, die ich absolut grandios und hervorragend finde...

[DieTomate]

Keins.
Wir zählen letztendlich nur unsere persönlichen Lieblingsspiele auf. Ich kenne Leute, die mit Tetris, SMB3 und Chrono Trigger nichts anfangen können, dafür aber gerne andere Sachen spielen.

Außerdem sind Spiele, dessen Ziel es ist, möglichst jedem zu gefallen, langweilig.

[Voigt]

Ich mag sie Musik von Tetris und es kann ganz amüsant sein Prospielern zuzuschaun, aber selber spielen geht nur bei großer langeweile.

SMB3 mochte ich als Jump&Run garnich als ich es mal nachholte, da fand ich das auch nachgeholte Commander Keen 4 viel cooler.

Chrono Trigger kenne ich blom vom Namen her

Denke dahee auch, es gibt insgesamt kein Spiel was jeder mal gespielt haben sollte.

[Felidae]

Die Grundfrage ist vermutlich, wie man "Muss jeder Mensch, der Spiele mag, gespielt haben" definiert. Gibt es ein Spiel, das wirklich JEDEM Menschen Spaß machen wird? Natürlich nicht. Gibt es aber Spiele, die man zumindest mal erlebt haben sollte, wenn man sich für Spiele begeistert? Da würde ich sagen: Durchaus. So wie es auch Filme, Bücher, Platten gibt, die man als jeweilige:r Liebhaber:in zumindest einmal erlebt haben sollte, ungeachtet dessen, obs dann tatsächlich gefällt. Einfach, um zu wissen, was in einem Medium möglich ist. Was ja letztlich auch der Sinn von dem ganzen Kanon-aufstellen ist - es heißt ja nie, "Hör die 100 Platten, sie werden Dir gefallen". Sondern "Die 100 Platten solltest Du gehört haben, um zu wissen, welche Bandbreite Musik haben kann".

Bei Spielen würde mir da aber eigentlich nur "Portal" einfallen. Das hat wirklich auf eindrucksvolle Weise demonstriert, was an Kreativität möglich ist. Und tut es auch heute noch.

Ansonsten würde ich sagen, dass es maximal Spiele gibt, die man zum Zeitpunkt der Veröffentlichung "gespielt haben muss" - weil sie irgendwas revolutionär besser machen als die gesamte Konkurrenz. "Crysis" wäre da ein Beispiel in Bezug auf die Technik - und grade das musste dann natürlich doch nicht von jede:m Spieler:in gespielt werden, höchstens von denen, die auch eine entsprechende Hardware hatten. Womit sich das "jede:r" doch sehr relativiert hat.

[echtschlecht165]

Habe von den genannten Spielen hier nur tetris gespielt. Lebe auch so damit ganz gut.
Aber wie geht es den Spielern, die nie Trials oder Driver: San Francisco spielten?

Kann man das Leben nennen?

[Smutje187]

Als kürzlich konvertierter Soulsborne-Spieler ist alles außer D* Souls/Bloodborne/Sekiro ja bekanntlich kein richtiges Game.

Absolut gesehen finde ich solche Aussagen schwierig, aber relativ gesehen habe ich da meine Favoriten: Wir packen meist zu Weihnachten den SNES aus und spielen Super Mario World wieder durch und alleine die Jump-n-Run-Mechanik ist derart tight und flüssig, eine Wucht, gerade auch im Vergleich zu den NES-Vorgängern. SMB3 ist allerdings auch groß.

[MaxDetroit]

Hihihi, ich schmeiß noch eins in die Runde:
Pong!

Das erste Videospiel, sollte man zumindest mal von gehört haben. Hatte sogar schon PvP.

[meieiro]

Videospiele sind ja auch viel mehr als andere Medien Kinder ihrer Zeit.
Ich habe zum Beispiel vor ein, zwei Jahren versucht Baldur's Gate nachzuholen. Ich hatte da damals als es rauskam verpasst. Jetzt habe ich aber in der Zwischenzeit etliche RPGs gespielt, auch einige die als geistige Nachfolger von Baldur's Gate gelten. Diese Spiel sind einem Baldur's Gate aber in vielen Bereichen einfach deutlich überlegen. Stecken ja auch bis zu 20 Jahre Weiterentwicklung in den Titeln
Wenn ich jetzt mit diesem Vorwissen Baldur's Gate spiele, kann das nicht mal ansatzweise die Faszination erreichen, wie zu Release.

[ragdel]

Videospiele sind ja auch viel mehr als andere Medien Kinder ihrer Zeit.
Ich habe zum Beispiel vor ein, zwei Jahren versucht Baldur's Gate nachzuholen. Ich hatte da damals als es rauskam verpasst. Jetzt habe ich aber in der Zwischenzeit etliche RPGs gespielt, auch einige die als geistige Nachfolger von Baldur's Gate gelten. Diese Spiel sind einem Baldur's Gate aber in vielen Bereichen einfach deutlich überlegen. Stecken ja auch bis zu 20 Jahre Weiterentwicklung in den Titeln
Wenn ich jetzt mit diesem Vorwissen Baldur's Gate spiele, kann das nicht mal ansatzweise die Faszination erreichen, wie zu Release.

Dem würde ich voll zustimmen. Finde es für mich auch sehr schwierig alte Spiele nachzuholen.
Man merkt da erst, wie verwöhnt man von modernem Pacing, Spielerführung, Komfortfeatures und Gameplay ist.
Kann so alte „Klassiker“ wie auf den ersten Konsolen heute nicht mehr spielen. Auch PS1 bis PS3 gehen nur ganz wenige.
Bin da auch immer super neidisch, wenn Leute das so können und viele sicherlich coole alte Spiele nachholen können.

Ich hatte das mal mit Final Fantasy VII probiert, aber für mich unspielbar.

[Otis]

Sollte jeder gespielt haben, wozu?

[Wolfgang]

Keins.

[imanzuel]

Es gibt kein Spiel das man gespielt haben muss. Die Aussage "XY muss man gespielt haben!" ist doch eh nur eine weitere Übertreibung. "Sehr gut", "Meisterwerk", usw. reicht halt nicht mehr. "Muss jeder gespielt haben", was soll das überhaupt bedeuten? Wenn man das auf Fifa 22 sagt wird jemand der Fußball hasst vermutlich damit auch nichts anfangen können, egal wie gut das Spiel ist. Wenn man das zu Tetris (die Ur-Version) sagt wird jemand der nur Triple A Grafik haben möchte damit auch nicht zufrieden sein. Das selbe bei den anderen Beispiele. Würde man das irgendwie noch auf das Genre eingrenzen würde das ja noch halbwegs Sinn machen, aber als allgemeine Aussage ist die sowas von sinnlos. Reines Marketing-Blabla.

[Heretic]

Müsste die Frage nicht eher lauten: "Welche Spiele sind so zeitlos gut, dass man auch heute noch Spaß mit ihnen haben kann?" Und auch dann gilt natürlich noch immer die Einschränkung durch den persönlichen Geschmack.

Ansonsten schmeiße ich für RPG-Fans mal "Gothic 2 - Die Nacht des Raben" und die DSA-Nordlandtrilogie in die Runde. Die sind zwar nicht in jeder Beziehung gut gealtert, machen aber nach wie vor Laune, wenn man sich etwas reingefuchst hat. Nostalgiker haben's aber 'ne ganze Ecke leichter.

[Patruso]

Das "müssen" ist für mich schon der Tod für jedes Produkt, dass mich als Unterhaltung und/oder Kulturprodukt erreichen soll.

Wenn, dann macht das für ExpertInnen Sinn, natürlich sollten die sich auskennen. Wobei es auch da mal hilfreich sein kann, wenn man sich eben nicht auf die immergleichen Klassiker beruft. Zum Beispiel freue ich mich auf Besprechungen von EldenRing, die eben nicht von Kennern der Soulslikes erstellt werden.

[Jochen Gebauer]

Die korrekte Antwort "keins" wurde schon mehrfach genannt.

Wenn jemand auf diese Frage ernsthaft und im Brustton der Überzeugung eine Antwort geben kann, sagt das viel über ihn/sie und sehr wenig über die genannten Spiele/Filme/Bücher

[Axel]

Ich finde Eure Antworten ein bisschen traurig, weil sie implizieren: Spiele sind keine Kunst.

Wie meine ich das? Nun ja, bei anderen Kunstformen geht man ja gesellschaftlich auch davon aus, dass es da Vertreter gibt, mit der sich jeder mal beschäftigt haben muss. Deswegen nimmt man sie in der Schule dran. Wenn ich mir beispielsweise mal den Lehrplan für den Musikunterricht in Sachsen anschaue, dann besteht ein nicht kleiner Teil darin, sich mit Werken aus Vergangenheit und Gegenwart näher auseinanderzusetzen.
Genauso wie im Deutsch- wie auch im Englischunterricht Bücher und Texte gelesen, rezipiert und interpretiert werden. Vom "Faust" bis hin zu "Die Welle". Auch Filme guckt man sich in der Schule an.

Wenn ich mir Eure Argumentationen gegen die Threadidee so durchlese, müsste man dann nicht auch sagen, dass man in der Schule sich nicht mehr mit Kunst auseinandersetzen muss? Oder sind Spiele nicht auf dem Level von Musik, Literatur und Film?

[Jochen Gebauer]

Wie meine ich das? Nun ja, bei anderen Kunstformen geht man ja gesellschaftlich auch davon aus, dass es da Vertreter gibt, mit der sich jeder mal beschäftigt haben muss

Was in dieser Form eben auch Blödsinn ist

Es gibt in keinem Medium Werke, mit denen man sich auseinandergesetzt haben muss. Es gibt Werke, die es wert sind, sich damit auseinanderzusetzen, die besonders gut geeignet z.B. für Schüler und Jugendliche sind, aber die Idee eines Kanons ist elitärer Quatsch.

[Dicker]

Seh ich auch so, Kunst muss nichts. Es gibt Spiele, die in ihrem Genre viel geleistet haben, die man spielen sollte, wenn man verstehen will, warum sich gewisse Dinge so entwickelt haben.
Es gibt Spiele, die hervorragende Vertreter ihres Genres sind und zum Beispiel jedem, der sich für das Genre interessiert, ans Herz gelegt werden können.
Aber eben auch nur das. Wie in jedem Medium gibt es irgendwann Standardwerke. Was aber nicht heißt, dass jeder sie gesehen, gelesen oder gespielt haben müsste. Aber wie man an solchen Kanons (Kanoni?) sieht, die gibt es in verschiedensten Ausführungen und können auch nur Vorschläge sein (genauso wie irgendwelche Top 10 Listen).

[Ironic Maiden]

Alte Spiele nachzuholen ist - zumindest bei wirklich alten Spielen - mühsam und es ist heute oft auch nicht mehr möglich, den gleichen Spielspaß damit zu haben, wie zu dem Zeitpunkt, als sie erschienen. Eben weil Spiele sich in den wenigen Jahren ihrer Existenz so extrem weiterentwickelt haben. Für Menschen, die heute vierzig oder fünfzig sind, ist es relativ einfach, drölfzig Spiele aus den letzten Jahrzehnten zu nennen, die "man gespielt haben muss", weil sie die Entwicklung des Mediums quasi in der eigenen Biographie mitverfolgt haben. Aber zeigt mal einem Zwanzigjährigen eine Liste der 15 Spiele, die vor 2010 erschienen sind, die er jetzt nachholen sollte, um seine Credibility als Spieler zu begründen. Mm ja, das wird wohl eher nicht so funktionieren. Vielleicht werden einzelne das machen, aber es ist keinesfalls der Standard.

Klar, wenn ich zum Experten für Spielegeschichte werden will, dann sollte ich auch klassische Spiele kennen. So wie ich als Literaturwissenschaftler vielleicht auch etlich relevante Werke von vor 1980 gelesen haben sollte. Aber das ist eine winzig kleine Gruppe von Menschen. Man kann Ahnung von Literatur haben, ohne "Don Quixote" oder das "Nibelungenlied" gelesen zu haben. Man kann Ahnung von Filmen haben, ohne "Hexen" von 1922 gesehen zu haben. Wenn man den Ehrgeiz hat, sich diese Werke anzutun, ist das toll. Aber es ist keine zwingende Voraussetzung, um kompetent mitreden zu können, sofern man nicht ganz auf ein akademisches Level abzielt. Warum sollte es bei Spielen anders sein?