Axel hat geschrieben:Ist Apple denn wirklich *so* erfolgreich? Die haben doch nur 10-15% Marktanteil auf dem Mobilmarkt. Da ist Android, wenn man es richtig nutzen will, schon noch etwas umfangreicher. Und zudem gibt es ja auch andere Projekte, die sehr erfolgreich sind obwohl oder weil sie nicht auf dieses "it just works" setzen (was bei Apple übrigens ne glatte PR-Lüge ist. Jeder, der mal ein iPad besessen hat, weiß das). Beispielsweise
Bandcamp - im Gegensatz zum Rest der Musikindustrie. Natürlich kannst Du die Musik gemütlich in der App streamen, sobald Du sie gekauft hast. Aber das ist nicht der Grund, warum BC so mega erfolgreich ist. Der Grund ist, dass man aus verschiedensten Formaten zum Download (MP3, AAC, FLAC, WAV, etc.) auswählen kann, viele Bands CDs, Vinyl und sogar MCs sehr erfolgreich anbieten. Außerdem ist das mit viel Aufwand verbunden, dort neue und gute Musik zu suchen, man muss also in allen Fronten aktiv sein. Das widerlegt ja Deine These, dass heute alles wie von selbst laufen soll. Zumal Dienste wie Spotify im direkten Vergleich zu Bandcamp weit davon entfernt finanziell auch nur irgendwie rentabel zu sein.
Erst mal vorweg: Meine These ist nicht, dass "alles wie von selbst laufen
soll", meine These ist, dass hier ein großer Markt besteht von Personen, die das bevorzugen und u.a. bewusst teure Apple Produkte wegen dieser Vorteile kaufen. Und letztlich gehts beim Beginn eines Podcastimperiums ja auch darum, den Markt zu erschließen. Ich hab sogar meinen Kommentar mit der Bemerkung beendet, dass Komfort in diesem Fall nicht mal eine besonders hohe Priorität hat. Also nein, nicht
alles soll oder muss wie von selbst laufen, für
viele ist es jedoch deutlich angenehmer,
wenn manches von selbst läuft. Das kann man als Unternehmer/Entwickler nutzen. Es gibt einen Markt dafür.
Apple (sorry für den derail, er ist auch gleich vorbei
):
Apple produziert mehr als nur smartphones (alles unter dem "it just works" Banner) und ich würde behaupten, dass Apples Erfolg in den letzten 15 Jahren ausser Frage steht. Sogar die Apple Watch hat sich bezahlt gemacht. Erst kürzlich gabs eine Meldung, die man seit 13 Jahren nicht gehört hat:
Apple reported today that its second-quarter revenue fell to $50.6 billion, down 13 percent from the same period last year. That marks Apple’s first year-over-year revenue decline since 2003, after an incredible growth period that started at less than $2 billion in quarterly revenue.
Ich bezweifle, dass irgendetwas erfolgreich ist,
weil es bewusst nicht auf intuitive Nutzung setzt. Niemand wirbt mit dem Gegenteil von "it just works". Ich kenn keinen Konzern, der mit "bei uns ist alles etwas umständlicher" wirbt. Bin jetzt kein Applefan, mal abgesehen von den iPods hab ich nie für ein Apple Produkt bezahlt, mir ist der Komfort, den ihre Geräte definitiv bieten, nicht das Geld wert, aber deren Betriebssysteme und Hardware sind schon exzeptionell wenn man das mit der Konkurrenz, vor allem im desktop Bereich mit Windows, vergleicht. Nichtsdestotrotz hätt ich wahnsinning gern einen iMac. Wär das ideale Geschenk: Ich würd nie selber dafür Geld ausgeben, weil zu teuer, aber besitzen und benutzen würd ich einen sehr gern.
Desweiteren habe ich nie postuliert, dass man nicht erfolgreich sein kann, wenn man nicht die "it just works" Philosophie verfolgt. Intuitives design ist aber trotzdem ein Vorteil und eröffnet einen gewissen Markt, den man sonst nicht erreicht. Nicht für alle interessant, klar, es geht je nach Produkt auch ohne großen Komfort, ja, aber man kann Komfort prinzipiell als Ziel definieren, wenn man das will, ohne dass gleich Begriffe wie Faulheit und Blödheit fallen müssen. Ich kenn niemanden, den intuitives design stört, lediglich Personen, denen es weniger wichtig ist (d.h. für die es eben kein Kaufargument ist, wobei man die ja damit immer noch nicht aktiv vergrault). Apple hat wie gesagt das letzte Jahrzehnt mit Komfort dominiert. Man darf beim market share nicht vergessen, dass bei Android/Google erstens deutlich mehr Smartphonehersteller dahinterstehen und zweitens auch Geräte in Preissegmenten angeboten werden, die Apple eben nicht bedient. So erklärt sich sehr leicht der Marktanteil, was aber nicht bedeutet, dass Apple hier verliert. Apple gewinnt in seinem (teuren) Preissegment, Apple macht mit seinem vergleichsweise kleinerem market share deutlich mehr Gewinn als Google.
Der Marktanteil ist eine sehr trügerische Statistik. Klar - einen market share von 50% wird Apple auf Grund der Preispolitik nicht erreichen, aber dort wo sie tatsächlich in Konkurrenz treten gewinnen sie haushoch. Damit lässt sich ableiten, dass die Kundschaft ihre Produkte eigentlich präferiert, wenn die Produkte bezahlbar sind bzw. preislich in Frage kommen. Mit dem neuen "dumping" iPhone schlagmichtot (kann mich nicht mehr an die Bezeichnung erinner) das jetzt "nur" 400-500€ kostet versuchen sie jetzt, ihre Fühler noch weiter auszustrecken. (for the record: für mich sind 400-500€ immer noch verrückt viel für ein smartphone, aber ich kann Apple nicht den Erfolg und die Popularität in ihrer Zielgruppe absprechen).
Zurück zum Thema Downloads:
Musik ist da ein schlechter Vergleich weil hier der Nutzen von einem Download deutlich größer ist, deswegen werden auch verschiedenste Formate angeboten. Mittlerweile bekommt man ja beim Vinylkauf oft auch einen mp3 download Code, damit man auch die Möglichkeit hat, das Zeug digital zu haben. Einen Podcast hör ich ein Mal an und brauch ihn nie wieder, Musik funktioniert so nicht. Hier hab ich einen langfristigen Vorteil vom Download. Dass BC gerade wegen den verschiedenen Formaten so erfolgreich ist ist stark zu bezweifeln. Die meisten der von dir erwähnten Formate kann man ohne Qualitätsverlust (ausser das gewünschte Format ist grundsätzlich qualitativ schlechter) mit einem Converter sehr einfach herstellen. BCs Erfolg hat eher mit der Bezahlpolitik, dem Angebot und dem Versprechen, dass viel beim Künstler landet (im Vergleich zu iTunes oder tidal z.B.) zu tun. Die Formate interessieren die wenigsten. Wer zur Hölle braucht .WAV?! Bin da aber auch kein guter Ansprechpartner, weil ich auch kein Fan vom Sound von MP3s bin.
Vinyls hab ich dort noch nie bestellt, ist mir nicht als besonders gute Stelle für Vinyl bekannt. Discogs all the way, oder am besten bei Konzerten, da geht dann fast alles an den Künstler.