Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

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Rince81
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Rince81 »

Mal kurz zum Thema Antisemitismus und Sklaverei. Ich glaube es ist ein gewaltiger Unterschied ob man "unvorbereitet" die Filme und die Goblins sieht oder die Bücher vorher kennt. Sie beschreibt die Goblins in den Büchern wie man eben einen Goblin oder Kobold beschreibt. Da darf man auch nicht vergessen, dass sie aus dem englischsprachigen Raum kommt, da sind es ja die Leprechaun auch unmittelbar mit dem Topf Gold verbunden. Bei den Büchern ist mir NIE die Idee gekommen, dass könnte irgendwie antisemitisch sein.

Dann postet Jochen gestern auf Twitter folgendes offizielles Bild zur Drehortetour:
https://twitter.com/gebauer_jochen/stat ... PPK_fAQsNQ

Und da ist man dann sprachlos. Weil: what the fuck.

Zum Davidstern: Der ist auf dem Boden des Drehorts:
https://twitter.com/SoulofTwhit/status/ ... 6783178752
Dürfte daher auch symbolisch was anderes sein und ist damals keinem aufgefallen beim drehen.

Gleiches auch mit den Hauselfen. Sie beschreibt eine elitären Gesellschaft aus Zauberern, die die Versklavung von Hauselfen für etwas völlig natürliches hält und auch die Elfen das als Teil der natürlichen Ordnung betrachten. Nur Hermione ist da entsetzt drüber und ihre Versuche das zu ändern, zum völligen Unverständnis der anderen übrigens, ziehen sich konsequent durch die Bücher, sind aber in den Filmen aber komplett rausgefallen.
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Tungdil1981
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Tungdil1981 »

Andre Peschke hat geschrieben: 20. Jan 2023, 09:58
Blendwerk hat geschrieben: 20. Jan 2023, 09:42 Ein Spin-Off mit drei Frauen und einer eventuellen kurzen Anmoderation deinerseits wäre sicher nicht verkehrt.
Ich habe im Vorfeld natürlich drüber nachgedacht, ob die Folge hier eine diverse Besetzung erfordert. Ich behaupte: Nein. Meine Gedanken dazu sind:

- Die Fakten über Rowling sind die Fakten über Rowling. Die tragen Frauen/Trans-Personen nicht besser zusammen, weil sie Frauen/Trans sind.
- Ich habe mit zur Vorbereitung ca. 15-20 Stunden Kommentierungen - insbesondere aus der Trans-Community - auf YT/Podcast etc angesehen um mich für Perspektiven zu sensibilisieren, die mir allein nicht in den Sinn gekommen wären. Die anderen haben sich garantiert ähnlich vorbereitet.
- Die Grundlegenden Fragestellungen sind Fragen der Ethik und der Güterabwägung. Die Urteile hier sind nicht abhängig vom Geschlecht, sondern von einer sauberen Argumentation in diesem Feld.

Man kann aus einer Repräsentationsperspektive argumentieren, dass an einer solchen Diskussion prinzipiell immer Frauen / Trans-Personen beteiligt sein müssen. Kann ich nachvollziehen, teile diese Ansicht aber nicht in diesem Maße (stimme aber zu, dass sie in den Diskurs insgesamt deutlich sichtbar involviert sein müssen).

Bei der Gelegenheit empfehle ich übrigens den Kanal CounterPoints, der IMO eine sehr gute Mischung aus Unterhaltung, Kommentar und Information liefert. Wollte ich im Podcast machen, habe das aber vergessen. Habe ihr sehr gern zugehört: https://www.youtube.com/watch?v=7gDKbT_l2us
Axel hat geschrieben: 20. Jan 2023, 09:57 In zwei, drei Sätzen. Und dann seit ihr abgebogen in die wissenschaftliche Statistik, dass Vergewaltigungen vor allem im persönlichen Kreis stattfinden, usw. Was ja auch stimmt. Das entschärft aber nicht die emotionale und tief empfundene Angst. Nicht auf der emotionalen, subjektiven Ebene. Das ist mir sehr wichtig festzuhalten.
Jetzt verschiebst du aber für mein Empfinden die Torpfosten. Du schriebst zuerst, wir hätten das als "diffuse Angst" behandelt. Das ist nicht korrekt. Nun sagst du, wir hätten dem nicht ausreichend Gewicht verliehen. Das mag sein, aber das war an dieser Stelle auch nicht notwendig, weil es am Kern der Diskussion vorbei geht. Für die Debatte sind zwei Dinge wichtig: a) Der Hörer muss verstehen, wo Rowling herkommt, wenn es um ihre Haltung zu Trans-Frauen geht. b) Wir wollen dem Hörer vermitteln, warum die Faktenlage es nicht hergbit, diese persönliche Perspektive von Rowling zu verallgemeinern. Ihre sehr reale Angst ist für die Diskussion eben gerade IRRELEVANT, weil sie eine irrationale Angst ist (zumindest in ihrem Grade) und deswegen nicht als Wegweiser für gesellschaftliche Entscheidungen taugt.

Ich habe sehr deutlich gesagt, dass die Angst von Frauen (und wie dein Beispiel zeigt: nichtmal nur Frauen) generell nicht unbegründet ist. Das muss hier IMO reichen, es ging um ein anderes Thema. Es ist nicht praktikabel bei jeder Themenüberschneidung nochmal einen Disclaimer anzufügen, damit sich die betroffene Gruppe gesehen fühlt. Es ging hier nicht um die Opfer sexueller Gewalt oder Trauma-Folgen jenseits des Einflusses auf die Person Rowling und ihrer Instrumentalisierung dieser Gefahr, um ihre Anti-Trans-Agenda zu pushen.

Dieser Fokus auf das Thema und die dafür relevante Spannweite der Diskussion ist keine Abwertung dieser anderen Interessen.

Andre
Also da muss ich wirklich mal eingrätschen. Du glaubst wirklich 15-20 Std Youtube sensibilisieren dich?
Numfuddle
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Numfuddle »

Übrigens sind die Bücher meiner Meinung nach nicht weniger „schlimm“ als die Filme. Die Filme sind halt bildlicher.

Ich möchte auch niemanden die Liebe zum Werk Harry Potter absprechen aber die Bücher sind voller Klischees, Stereotypen und teilweise halt auch negativen Zuschreibungen und man kann wenn man das will auch in den Büchern bereits die ganze Zuschreibungen der Gringotts Baker lesen. Man sieht die Hakennasen halt nicht auf einer großen Leinwand
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Andre Peschke
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Andre Peschke »

chibi hat geschrieben: 20. Jan 2023, 09:54 Ich fand den ersten Teil des Podacst sehr spannen und interessant. Leider habt ihr dann offengelegt, dass ihr euch mit dem Thema gar nicht beschäftigt habt(Skalverei, Stern auf dem Boden der Bank). Hier wurden offenbar nur ein YouTube Video geschaut oder ein paar Reddit Posts gelesen. 15h Dorfromantik spielen geht, aber mal einen 90 Minuten Film schauen ist nicht drin. Sehr schade.
Folgendes: Wir diskutieren hier bitte entsprechend der Forenregeln. Das bedeutet wohlwollend und sachlich. Einfach einen Vorwurf zu posten wird dem nicht gerecht. Du kannst gerne erklären, wieso du mit der entsprechenden Passage nicht übereinstimmst. Aber bitte im Rahmen einer gesunden Diskussion. Grobe Richtung: "Hi! An Stelle XY sagt ihr Z. Ich bin der Ansicht, das stimmt so nicht, weil A, B, C".

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Tungdil1981
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Tungdil1981 »

Felidae hat geschrieben: 20. Jan 2023, 10:01
Axel hat geschrieben: 20. Jan 2023, 09:57 In zwei, drei Sätzen. Und dann seit ihr abgebogen in die wissenschaftliche Statistik, dass Vergewaltigungen vor allem im persönlichen Kreis stattfinden, usw. Was ja auch stimmt. Das entschärft aber nicht die emotionale und tief empfundene Angst. Nicht auf der emotionalen, subjektiven Ebene. Das ist mir sehr wichtig festzuhalten.

Nicht Entschuldigung. Aber eine sehr gute Erklärung. Es geht Rowling ja, wenn ich das richtig verstanden habe, um Schutzräume. Also sowas wie Frauenhäuser wo sich Frauen hinwenden können um aus Gewaltstrukturen zu fliehen. Natürlich wird sich kein Mann als Frau verkleiden um in so einem Schutzraum einzudringen. Objektiv betrachtet ist das hanebüchener Quatsch. Das Ding mit der Angst ist aber: Angst flüstert einem so manchen hanebüchenen Quatsch ein, weil es ja theoretisch möglich wäre. Man unterschätzt da häufig auch, wie wirkmächtig Angst sein kann.
Niemand spricht Rowling - oder anderen Menschen - ihre Ängste ab. Schwierig wirds aber, wenn Ängste zu politischen Forderungen führen, die dann ernsthaft diskutiert werden. Ganz gleich, ob es um die Angst vor Männern in Frauenkleidern, um die Angst vor einer Islamisierung oder die Angst vor einer Corona-Diktatur geht. Ängste haben in der politischen Debatte nix verloren.
Also Ängste dürfen nicht zu einer politischen Forderung führen, aber persönliche Empfindungen schon?
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Tungdil1981
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Tungdil1981 »

Hier wird mMn verdammt viel in die Büche rund Filme reininterpretierte. Schon lustig, dass die Bücher gefeierte Werke waren und Auszeichnungen bekommen haben ohne Ende. Und nun sind sie quasi das Böse.
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Andre Peschke
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Andre Peschke »

Tungdil1981 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 10:11 Also da muss ich wirklich mal eingrätschen. Du glaubst wirklich 15-20 Std Youtube sensibilisieren dich?
Für Argumente zu einem eng umrissenen Themenkomplex? Ja. Ich denke, ich habe dadurch einen sehr guten Überblick, welche Argumente und Perspektiven von Betroffenen hier angeführt werden und auch, welche Perspektiven sich "clustern", also entweder besonders naheliegend oder besonders gewichtig sind.

Wird das allumfassend und erschöpfend sein? Nein. Aber es wird in so einer Diskussion sowieso immer Auslassungen geben müssen.

Kleiner Nachtrag: Was explizit noch nicht ideal gewesen sein wird, ist die sprachliche Einordnung. Ich erinnere mich, dass wir für mein Gefühl zu oft die Formulierung "fühlt sich als Frau" verwendet haben, die der Realität von Trans-Personen nicht gerecht wird. Da ging es konkret um die Unterscheidung zwischen Identität und biologischem Geschlecht und zur Illustration dieser Denkperspektiven war das in Teilen nötig. Aber ich bin sicher, dass wir da im Ausdruck mitunter nicht geschult genug sind. Ich halte das in der Gesamtbetrachtung aber für verzeihlich.
Tungdil1981 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 10:15 Hier wird mMn verdammt viel in die Büche rund Filme reininterpretierte. Schon lustig, dass die Bücher gefeierte Werke waren und Auszeichnungen bekommen haben ohne Ende. Und nun sind sie quasi das Böse.
Ich muss dich hier dringend ermahnen, nicht so destruktiv zu diskutieren. Niemand hat die Werke zu "böse" erklärt. Zudem erklärst du deine eigene Haltung nicht, sondern stellst nur fest, dieses oder jenes siehst du nicht so etc. So geht das nicht, so findet keine Debatte statt. Erläutere deine Position und setze dich mit der Position deines Gegenübers auseinander. Oder klink dich eben aus, wenn dir das alles emotional zu nahe geht.

Andre
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Felidae »

Tungdil1981 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 10:15 Hier wird mMn verdammt viel in die Büche rund Filme reininterpretierte. Schon lustig, dass die Bücher gefeierte Werke waren und Auszeichnungen bekommen haben ohne Ende. Und nun sind sie quasi das Böse.
Wäre es möglich, dass Du das etwas sehr vereinfacht wahrnimmst grade? Grade hier im Thread wird doch sehr differenziert argumentiert, siehe die ganze Diskussion zu den Kobolden.

Abgesehen davon - ob etwas gefeiert wird oder nicht, ist nun wirklich kein Maßstab dafür, wie "gut" (ganz gleich ob qualitativ oder moralisch) etwas ist. Schon gar nicht mit 20, 25 Jahren Abstand, in denen sich gesellschaftliche Ansichten nunmal weiterentwickeln.
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MBM
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von MBM »

Rince81 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 10:09
Zum Davidstern: Der ist auf dem Boden des Drehorts:
https://twitter.com/SoulofTwhit/status/ ... 6783178752
Dürfte daher auch symbolisch was anderes sein und ist damals keinem aufgefallen beim drehen.
Im Film 7.2 ist es auch ein anderer Boden. Ich weiß jetzt nicht, ob es ein anderer Drehort war, aber da ist kein Stern mehr auf dem Boden.
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Felidae »

Tungdil1981 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 10:12 Also Ängste dürfen nicht zu einer politischen Forderung führen, aber persönliche Empfindungen schon?
Was meinst Du mit "persönlichen Empfindungen" in dem Kontext?
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Rince81 »

Numfuddle hat geschrieben: 20. Jan 2023, 10:11 Übrigens sind die Bücher meiner Meinung nach nicht weniger „schlimm“ als die Filme. Die Filme sind halt bildlicher.

Ich möchte auch niemanden die Liebe zum Werk Harry Potter absprechen aber die Bücher sind voller Klischees, Stereotypen und teilweise halt auch negativen Zuschreibungen und man kann wenn man das will auch in den Büchern bereits die ganze Zuschreibungen der Gringotts Baker lesen. Man sieht die Hakennasen halt nicht auf einer großen Leinwand
Widerspruch. Zwei Dinge, die Reihe ist 25 Jahre alt und ist ein Kind ihrer Zeit. Daher mangelt es an Dingen wie Diversität und Rowling nutzt teils selbst Klischees. Das muss man aber eben in diese Zeit übertragen und da war es liberal und inklusiv. Viele andere Stereotype sind Dinge, die sie bewusst aus Sicht einer elitären Zauberergesellschaft beschreibt, wie beispielsweise Zauberer die Goblins sehen und umgekehrt. Das sind dann beispielsweise negative Zuschreibungen der Zauberer an die Goblins.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von SirGaiwan&TheGreenT »

Dom Schott hat geschrieben: 20. Jan 2023, 08:35 Und dann noch mit dem Zusatz: Na klar ist rechtskonservativ eine in meinen Augen schwierige, problematische politische Einstellung, insbesondere in unseren Zeiten heute. Muss ich aushalten, dass Leute trotzdem so denken? Jo. Muss ich das gut finden? Um Gottes Willen, nein.
Danke, Dom. :clap:
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Felidae »

Rince81 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 10:29

Widerspruch. Zwei Dinge, die Reihe ist 25 Jahre alt und ist ein Kind ihrer Zeit. Daher mangelt es an Dingen wie Diversität und Rowling nutzt teils selbst Klischees. Das muss man aber eben in diese Zeit übertragen und da war es liberal und inklusiv. Viele andere Stereotype sind Dinge, die sie bewusst aus Sicht einer elitären Zauberergesellschaft beschreibt, wie beispielsweise Zauberer die Goblins sehen und umgekehrt. Das sind dann beispielsweise negative Zuschreibungen der Zauberer an die Goblins.
Danke. Figurennamen wie "Cho Chang" oder "Parvati Patil" kann man heutzutage natürlich als Stereotyp oder Klischee kritisieren, nichtsdestotrotz war es damals eine wirkungsvolle Methode, mit einem einfachen Stilmittel unmissverständlich aufzuzeigen, dass die Zaubererwelt nicht nur aus der englischen Upperclass besteht.

Und bei den Kobolden in Band eins sehe ich wirklich keinen antisemitischen Bezug. Ich hab die Stelle vor kurzem extra nochmal nachgelesen.
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Aratirion
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Aratirion »

Sehr schöne und differenzierte Folge zu einem einerseits sehr schwierigen, andererseits dann doch wieder eigentlich eindeutigen Thema!

Zu JKR muss man wohl nicht mehr viele Worte verlieren, hier dürften die Ansichten weitgehend unstrittig sein. Mich erstaunt nur immer wieder, wie jemand, der an sich ja durchaus nicht unintelligent ist, und durchaus in den eigenen Aussagen und Werken ein gehöriges Maß an menschlicher Empathie (gerade für Schwächere, Außenseiter, etc.!) an den Tag legt, sich dann in ein bestimmtes Ding so reinbeißen und versteigern kann, dass man plötzlich wieder in ein ganz arges Ingroup-Outgroup-Denken umschwenkt. Hier die mit allerlei diffusen Ängsten überladene Empathie für die als vulnerable Gruppe ausgemachten, dort die Generalverdachtslage gegenüber potentiellen Tätern oder Tatsituationen... aber das habt ihr eh sehr super durchdiskutiert.

Bei der Darstellung der Hauselfen würd ich mich MBM anschließen. Das wird in den Büchern durchaus sehr viel differenzierter und doppelbödiger dargestellt.

Ganz generell erscheint mir an dieser Stelle aber noch ein Punkt ganz wichtig zu sein, der zB auch an der Diskussion um die Darstellung der Orks im Herrn der Ringe immer wieder seinen Niederschlag gefunden hat, bisweilen auch in Bezug auf die Zwerge (in denen man durchaus auch antisemitische Klischees erkennen könnte, wenn man wollte: Geldgierigkeit, Diaspora, etc.), die Elben/Elfen (Übermenschen, blond und blauäugig). Literarisch betrachtet sind Fantasyrassen nun mal etwas anderes als real existierende Ethnien oder "Rassen" (darum ist der Begriff in Kombination mit Fantasywerken immer noch recht gebräuchlich), da sie immer sehr stark symbolisch, mythisch bzw. archetypisch dargestellt sind. Natürlich ermöglichen gerade DnD, etc. sehr differenzierte und lebensnahe Darstellungen von bestimmten Fantasyrassen, aber gerade das verstärkt das Dilemma eher noch.

Denn bis zu einem gewissen Grad können wir fantastische Völker und Fantasyrassen nur auf Basis realweltlicher Einflüsse darstellen. Jedes Volk, jede Rasse in einer Fantasywelt ist immer zusammengesetzt aus größtenteils überzeichneten bzw. klischeehaften Bausteinen realexistierender Völker, Kulturen, Ethnien, Ängste, Hoffnungen, Sehnsüchte, die - das würden Ethnologen und Kulturwissenschafter sicherlich kritisch beäugen - immer in einer etwas klischeehaften Form übernommen werden. Grundsätzlich könnte man schon am Begriff und der Vorstellung einer einheitlichen, statischen, sich ganz spezifisch charakterisierenden oder essentialistischen Vorstellung von Kultur abarbeiten, ist die doch letztlich auch immer schon durchzogen von Machtstrukturen, Inklusion und Exklusion. Im Mythos, im Märchen oder in andersweltlicher Fantasy kann das nun aber damit abgeschwächt werden, als man bestimmte Fantasyrassen eben entweder archetypisch auflädt (d.h. dem Volk oder der Rasse eine bestimmte Funktion oder Aussage im Werk zuweist, die hauptsächlich über die Erzählung wirkt und gar nicht so sehr den Anspruch erhebt, im Sinne eines möglichst realistischen Worldbuilding eine funktionierende Gesellschaft darzustellen), oder eben versuchen, die selbst gewählten Merkmale und Klischees, die Grundlage für die Erschaffung des Volks / der Rasse waren erzählerisch zu brechen und zu konterkarieren (Gimli im Herrn der Ringe wäre etwa ein Beispiel; oder der Umgang mit den Zwergen im Hobbit, an denen sowohl Kritik geübt wird im Hinblick auf ihre Goldgier und Versteifung auf die Rückeroberung der verlorenen Heimat um jeden Preis, die gleichzeitig aber Empathie und Verständnis genau dafür erfahren).

In diesem Punkt tut sich aber Fantasy leichter, die gänzlich neue Welten erschafft (wobei es auch dort natürlich bessere und schlechtere, problematischere und unproblematischere Ansätze gibt; die Ostlinge und Haradrim im HdR sind da wohl problematischer als die Orks, da auch erstere sich wieder stärker realweltlichen Vorbildern bedienen, und zwar gewisse Elemente der Entlastung in die Erzählung eingebaut sind, aber natürlich dennoch Klischees zur Darstellung herhalten müssen). Urban Fantasy wie die Wizarding World, die ja letztlich nur eine Ausformung der unsrigen ist, hat es hier deutlich schwerer, da die andersweltlichen Wesen in einer ansonsten realistischen Welt mit realexistierenden Völkern, Ethnien, Kulturen koexistieren. Hier steht man immer ein bisschen vor dem Dilemma, dass alle Facetten und Grauzonen der realen Welt koexistieren mit einer gleichsam fast unvermeidbaren Simplifizierung von Gut/Böse/Völkern/Rassen/etc. in einer klassisch mythologisch-märchenhaften Erzählweise und Erzählwelt. Oder anders gesagt: da steht dann die Böse Hexe mit der schrumpligen Haut und der langen Nase neben der garstigen, menschlichen, alten Omi, die optisch gleich aussieht. Während man es im Falle letzterer durchaus mit "lookism" und Körpershaming zu tun haben könnte, ist es im Falle ersterer schlicht die gewachsene optische Vorstellung bestimmter Archetypen.

Aus meiner Sicht hat Fantasy hier immer mit dem Problem zu kämpfen, kaum anders zu können als einfach unsere Welt (mit allen Grauzonen) darzustellen und einfach fantastisch zu überzeichnen (Beispiel Game of Thrones) oder aber stärker den Pfad des Mythos und märchenhaften einzuschlagen, in dem man stärker mit Vereinfachung und Archetypen arbeiten kann/darf, dabei aber unweigerlich Klischees bedienen muss. Immer aber bedient man sich realweltlicher Einflüsse und formt diese dann im Zuge der Erzählung/Welt um. Das kann mal unproblematischer sein, mal nicht. Je nach Perspektive und Ansatz sind die Orks dann entweder hochproblematische Klischeefiguren, die Behinderungen, Hässlichkeit, per se negativ darstellen, gleichzeitig als Merkmal für einen miesen Charakter und Verführbarkeit hochstilisieren oder schlicht ein Konvolut an meist intuitiv eher abstoßenden und als negativ empfundenen Merkmalen einer (westlich geprägten) Mehrheit. In anderer Lesart sind die Orks dann auch schon mal näher in die Richtung von Schwarzarfrikanern gerückt oder gar als Darstellung der unteren Klassen (vs. den edlen Adligen) gelesen worden. All diese Aspekte sind sicherlich da und diskutierenswert, wobei auch hier wieder je nach Lesart mehr oder weniger Umwege genommen werden. Ich kann nicht mit jeder mit, sehe aber das Problem.

Um den Bogen zurückzuspannen: die Kobolde in der Wizarding World sind natürlich teils mit antisemitischen Klischees ausgestaltet, teils aber auch schlicht der klassischen Darstellung von Kobolden generell entsprechend, siehe Leprechauns und Gold, etc. Diese Assoziation ist nun kulturgeschichtlich weit älter als die Nazikarikaturen. Spannend wird natürlich die Frage, inwieweit ihre "Boshaftigkeit" nun im Spiel verhandelt wird. Soweit ich den Lore-Background aus der Wizarding World kenne, wurden diese quasi bedingt durch ihre Unterdrückungserfahrung zum Bösen verführt. Dies kann man nun erzählerisch wohl geschickt und mit genug Fingerspitzengefühl angehen, oder man bedient sich selbst wiederum problematischer Annahmen ("die sind halt leichter verführbar, das liegt in ihrer Natur"; analog Haradrim und Ostline im HdR und die Begründung für ihr leichteres Anheimfallen Saurons vs. die tapferen Menschen des Westens).

Schlussendlich ist es aber immer eine Frage des Ausmaßes und der Tragweite. Sind die problematischen Inhalte so zahlreich und tiefgreifend, dass das Werk nicht mehr ohne Bedenken konsumierbar ist? Strahlen die quasi derart aus? Oder kann man diese Passagen kritisch (über)lesen, den Rest aber dennoch für das schätzen, was es ist (und da ist bei Harry Potter nun ja genug wichtiges und richtiges dabei, gerade auch in Richtung Inklusion, Überwindung von Rassismus, etc.)? Muss man es rein "akademisch"/journalistisch angehen oder kann man es schlicht auch naiv genießen, etc.... Letztlich wird diese Entscheidung immer subjektiv sowie kontextabhängig sein. Aber auch den Punkt habt ihr ja gut rausgestrichen!
Zuletzt geändert von Aratirion am 20. Jan 2023, 10:40, insgesamt 2-mal geändert.
Numfuddle
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Numfuddle »

Tungdil1981 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 10:15 Hier wird mMn verdammt viel in die Büche rund Filme reininterpretierte. Schon lustig, dass die Bücher gefeierte Werke waren und Auszeichnungen bekommen haben ohne Ende. Und nun sind sie quasi das Böse.
Man muss in die Bücher gar nicht „verdammt viel“ reininterpretieren. Die Autorin äußert sich ja seit Jahren lautstark und offensiv in den sozialen Medien und kommuniziert ihre Haltung zu politischen und gesellschaftlichen Themen sehr offen und unverblümt.

Die Tatsache das etwas populär ist ist für sich genommen erst einmal kein Qualitätskriterium.

Außerdem gibt es zahlreiche Werke die bis heute in der Öffentlichkeit verwurzelt sind und die wir trotzdem kulturhistorisch und interpretatorisch bearbeiten und analysieren (z.B. das Werk von H.P. Lovecraft) und die nicht im Giftschrank verschwunden sind
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tanair
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von tanair »

Ich muss zugeben, dass ich die Folge noch nicht gehört habe, aber heute auf jeden Fall nachholen werde.

Ich denke J.K. Rowling hat sich beim schreiben der Bücher von sehr vielen üblichen Fanatasy-Charakteren bedient, die schon früher etabliert waren. In diesem Zusammenhang stellt sich dabei aber auch die Frage: müsste es da nicht auch eine Folge geben "Muss man Herr der Ringe boykottieren?".

Warum? Zumindest die ursprünglichen Filme bedienen sich auch vieler Klischees:
- Zwerge sind klein und haben eine große Nase - sie sind gierig und graben ständig nach Gold.
- Elfen sind groß, blond, blauäugig und edel. Das sind die Arier - quasi die Herrenrasse
- die Menschen die gegen das Böse kämpfen sind weiß - europäisch (Kreuzritter)
- die Menschen die für Sauron kämpfen sind persisch / afrikanisch - oder anders gesagt: Südländer (Haradrim)
Siehe Kampf Haradrims vs Rohan https://youtu.be/Jl8TiA3RwIY
chibi
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von chibi »

Andre Peschke hat geschrieben: 20. Jan 2023, 10:12
Folgendes: Wir diskutieren hier bitte entsprechend der Forenregeln. Das bedeutet wohlwollend und sachlich. Einfach einen Vorwurf zu posten wird dem nicht gerecht. Du kannst gerne erklären, wieso du mit der entsprechenden Passage nicht übereinstimmst. Aber bitte im Rahmen einer gesunden Diskussion. Grobe Richtung: "Hi! An Stelle XY sagt ihr Z. Ich bin der Ansicht, das stimmt so nicht, weil A, B, C".

Andre
Was es mit dem Stern in der Bank aufsich hat, wurde hier ja schon erklärt. Mit den Suchwörtern "Stern, Bank, Harry Potter" lässt sich das in zwei Minuten herausfinden. Chris Columbus kann sich seine Kutte also wieder ausziehen.

Dobby der Hauself möchte kein Skalve sein. Er wird im Band zwei eingeführt und im Finale auch befreit. In der Zaubererwelt werden alle magischen Geschöpfe von den Zauberergesellschaft(auch von vielen eigentlich Guten) geringgeschätzt und größtenteils beherrscht. Das gilt auch für die Kobole in der Bank. Es wird nie so dargestellt, dass das etwas positives ist, sondern es soll zeigen, dass die Zaubererwelt in vielen Punkten rückständig ist.

Ihr hättet euch meiner Meinung nach einfach auf den ersten und wichtigen Teil mit J.K. Rowling beschränken sollen
ZiggyStardust
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von ZiggyStardust »

Numfuddle hat geschrieben: 20. Jan 2023, 10:11 Übrigens sind die Bücher meiner Meinung nach nicht weniger „schlimm“ als die Filme. Die Filme sind halt bildlicher.

Ich möchte auch niemanden die Liebe zum Werk Harry Potter absprechen aber die Bücher sind voller Klischees, Stereotypen und teilweise halt auch negativen Zuschreibungen und man kann wenn man das will auch in den Büchern bereits die ganze Zuschreibungen der Gringotts Baker lesen. Man sieht die Hakennasen halt nicht auf einer großen Leinwand
Man muss schon zwischen bewusster und unbewusster Diskriminierung unterscheiden. In manchen ihrer späteren Kriminalromane ist schon recht deutlich, dass Frau Rowling Transfrauen nicht sonderlich gerne mag. Aber dass sie keine Juden mag oder den Umgang von uns Deutschen mit den Juden im letzten Jahrhundert gutheißt, lässt sich nicht aus den Büchern und Filmen ableiten. Es ist eher eine Faulheit bestimmte Fantasy-Tropes einfach zu übernehmen. Die ganze Antisemitismus-Diskussion lenkt doch nur von der Transfeindlichkeit ab. Und die ist ja auch nicht der Grund für die Boykott-Aufrufe.
Numfuddle
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Numfuddle »

Du bist ungefähr 30 Jahre zu spät dran das Werk von JRR Tolkien ist schon seit Jahrzehnten Material für eben solche Analysen
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Felidae »

ZiggyStardust hat geschrieben: 20. Jan 2023, 10:46 Die ganze Antisemitismus-Diskussion lenkt doch nur von der Transfeindlichkeit ab.
Andererseits ist diese Diskussion meines Wissens schon wesentlich älter. Und diese Diskussion sollte genauso geführt werden wie die zur Transfeindlichkeit Rowlings. Weils zwei völlig unterschiedliche Stiefel sind. Unbewusst antisemitische Darstellungen in der Kunst sind ebenfalls ein relevantes Thema.
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