Runde #412: Hogwarts Legacy

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Andre Peschke
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Andre Peschke »

kami hat geschrieben: 20. Feb 2023, 11:45 "Große Kunst" ist in dem Zusammenhang für mich auch ein schwieriger Begriff, würde aber sagen, anders als z.B. die ersten drei Indiana Jones-Filme ist Harry Potter auch kein grandioses Kunsthandwerk. Macht trotzdem enorm Spaß, das Konzept klappert nur halt an allen Ecken und Enden.
Ich finde es auch immer doof, wenn's da dann zu hochnäsig wird. Falko hatte mal den schönen Begriff der Ideenliteratur gebracht, für Werke wie Harry Potter, die einfach durch viele tolle und originelle Ideen begeistern. Die halten dann einer detaillierten Betrachtung nicht so gut stand, aber sind im Idealfall so mitreißend und haben genug Tempo, dass das beim Betrachten gar nicht auffällt.

Das Problem mit Hogwarts Legacy ist halt, dass es IMO nicht besonders mitreißend ist und man mehr als genug Zeit hat, Dinge zu hinterfragen.^^

Andre
Mauswanderer
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Mauswanderer »

kami hat geschrieben: 20. Feb 2023, 11:45 "Große Kunst" ist in dem Zusammenhang für mich auch ein schwieriger Begriff, würde aber sagen, anders als z.B. die ersten drei Indiana Jones-Filme ist Harry Potter auch kein grandioses Kunsthandwerk. Macht trotzdem enorm Spaß, das Konzept klappert nur halt an allen Ecken und Enden.
Die Indiana Jones Filme sind super, aber die Erzählung an sich hat auch arge Probleme. :D

Rein aus der Erinnerung heraus würde ich nicht sagen, dass (zumindest die ersten drei) HP-Bücher dem in der Ausführung irgendwie nachstehen, sofern man das überhaupt vergleichen kann.
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Felidae
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Felidae »

Man sollte den Begriff "trivial" schlicht nicht so negativ sehen. Genau wie "Unterhaltung" ist das ja nicht was per se negatives - im Gegenteil, grade gut zu unterhalten ist etwas, das sehr viel Können erfordert. Und es ist völlig legitim zu sagen, "Ich schau am Feierabend lieber Indiana Jones als Kinder des Olymp oder Citizen Kane" - genauso wie es legitim ist, in der Freizeit lieber Harry Potter als "Moby Dick" oder "Krieg und Frieden" zu lesen. Nur sollte einem halt dabei bewusst sein, dass es auf künstlerischer/literarischer Ebene ganz andere Level gibt.

Eins machen die Potter-Romane übrigens auch handwerklich ganz wunderbar - nämlich realistische Dialoge. Exemplarisch im siebten Band, als die Harry-Doppelgänger nach und nach eintrudeln und alle in ihrem jeweiligen Bericht irgendwo die Info einfließen lassen, dass Voldemort jetzt fliegen kann. Ich hab diese Information im Kapitel davor in der Actionscene auf Hagrids Motorrad ausgiebig bekommen - aber trotzdem wird es nachher nochmal fünf-, sechsmal rausgehauen. Einfach, weil es absolut logisch ist, dass das JEDE:R nochmal erwähnt.
Und auch Einzelszenen kann Rowling extrem gut: Beispielsweise die ganzen Scharmützel zwischen McGonagall und Umbridge im fünften Band. (Harrys Berufsberatung ist eine meiner absoluten Lieblingsszenen in all den Büchern.)

Das sind allerdings die ganzen Besonderheiten der Bücher, die es alle nicht in die Filme geschafft haben.
Rigolax
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Rigolax »

Andre Peschke hat geschrieben: 20. Feb 2023, 11:55
kami hat geschrieben: 20. Feb 2023, 11:45 "Große Kunst" ist in dem Zusammenhang für mich auch ein schwieriger Begriff, würde aber sagen, anders als z.B. die ersten drei Indiana Jones-Filme ist Harry Potter auch kein grandioses Kunsthandwerk. Macht trotzdem enorm Spaß, das Konzept klappert nur halt an allen Ecken und Enden.
Ich finde es auch immer doof, wenn's da dann zu hochnäsig wird. Falko hatte mal den schönen Begriff der Ideenliteratur gebracht, für Werke wie Harry Potter, die einfach durch viele tolle und originelle Ideen begeistern. Die halten dann einer detaillierten Betrachtung nicht so gut stand, aber sind im Idealfall so mitreißend und haben genug Tempo, dass das beim Betrachten gar nicht auffällt.

Das Problem mit Hogwarts Legacy ist halt, dass es IMO nicht besonders mitreißend ist und man mehr als genug Zeit hat, Dinge zu hinterfragen.^^
Bei "Ideenliteratur" kommt mir "novel of ideas" in den Sinn; Wikipedia leitet den Begriff auf "philosophical fiction" weiter und meint: "Philosophical fiction works would include the so-called novel of ideas, including some science fiction, utopian and dystopian fiction, and the Bildungsroman." Da fällt Harry Potter wohl eher nicht rein, dafür ist es zu "trivial" (den Begriff bzw. "Trivialliteratur" mag ich allerdings auch nicht). Das meint eher Klassiker wie von Kafka, Dostojewski, Camus. Wobei auch Sci-Fi von P.K. Dick oder Orwell dort erwähnt wird, die ja nun nicht "high-brow" sind (gerade Dicks Stories und Prosa haben eher "Working Class"-Nähe), aber auch durchaus ideenmäßig/philosophisch anregend sind. https://en.wikipedia.org/wiki/Philosophical_fiction

Es gibt noch den Begriff "Sense of Wonder", der passt aber vermutlich auch nicht so richtig: "an intellectual and emotional state frequently invoked in discussions of science and biology, higher consciousness, science fiction, and philosophy." https://en.wikipedia.org/wiki/Sense_of_wonder

Außerdem gibt es noch so etwas wie "Überwältigungskunst", aber mir fällt der Begriff dafür nicht ein. Das beste Beispiel dafür ist imho Bad Boys 2, der Film ist imho ein absolutes Kunstwerk, jedenfalls nahezu unguckbar ohne Pause, so bis zum Rand vollgestopft mit Zeugs, sowohl Action als auch die absurde Story; okay, nicht so viele originelle Ideen, man kommt aber kaum zum Nachdenken, also das geht vermutlich in eine ähnliche Richtung. Eine Art von Sensationalismus.
Zuletzt geändert von Rigolax am 20. Feb 2023, 12:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Colonel-Mortimer
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Colonel-Mortimer »

Gefährliches Pflaster, aber doch:

Ich bin immer überrascht von welchen Seiten Kunst und Kultur Diskussionen kommen. Ich denke es liegt aber, wie so oft, stark an der kapitalistischen Verwertung von solchen Dingen.

Harry Potter war und ist ein Kinder- bzw. Jugendromanreihe. Haben die Bücher diesen Job gut erledigt? Offensichtlich ja, sonst wäre es nicht so ein Bestseller geworden.
Hatten die je den Anspruch in eine Riege mit Göthe und Homer gestellt zu werden? Keine Ahnung mit welchem Vorsatz J.K. Rowling da ran gegangen ist, aber ich vermute mal stark nein.
War Harry Potter von Anfang an als epische Erzählung wie Tolkiens Reise geplant? Auch hier keine Ahnung, aber auch hier traue ich mich zu sagen - wahrscheinlich nicht. Daher gibts halt Inkonsistenzen und Kontinuitätsfehler.

Und das ist alles ok, denn die Bücher sind am Ende des Tages Kinder- bzw. Jugendromane, die unterhalten sollen. Nicht mehr und nicht weniger und das tun sie offensichtlich gut für ein sehr großes großes Publikum.

Und ich finde das keineswegs abwertend, sondern eher das Gegenteil - wenn ich meinen Kleinkindern ein Kinderbuch vorlese, dass zu 80% aus Bildern und 20% aus Text besteht vorlese, gehe ich danach auch nicht in die Diskussion ob es Welt- oder Trivialliteratur ist; wenn meine Kinder daran Spaß haben und so Geschichten für sich entdecken, hat das Buch genau das gemacht, was es machen wollte und sollte.

Die Filme, Spin-Offs, etc. haben das ganze gefühlt zu etwas gemacht, dass es nie war (zumindest die ersten Bücher nicht). Der Hobbit war auch ein Kinderbuch, das nicht von Tolkien sondern von den Filmstudios komplett aus dem rausgerissen wurde, was es sein sollte - und auch sein wollte.
Rince81
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Rince81 »

Colonel-Mortimer hat geschrieben: 20. Feb 2023, 12:25 War Harry Potter von Anfang an als epische Erzählung wie Tolkiens Reise geplant? Auch hier keine Ahnung, aber auch hier traue ich mich zu sagen - wahrscheinlich nicht. Daher gibts halt Inkonsistenzen und Kontinuitätsfehler.
Sie musste bereits Ideen gehabt haben. Von den ersten Seiten des ersten Buchs, keine Ahnung wo gedruckt, da Kindle:
'Borrowed it, Professor Dumbledore, sir,' said the giant, climbing carefully off the motorcycle as he spoke. 'Young Sirius Black lent it to me. I've got him, sir.'
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Blaight
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Blaight »

Felidae hat geschrieben: 20. Feb 2023, 12:13 Man sollte den Begriff "trivial" schlicht nicht so negativ sehen. Genau wie "Unterhaltung" ist das ja nicht was per se negatives - im Gegenteil, grade gut zu unterhalten ist etwas, das sehr viel Können erfordert.
Seitdem mich Herr Stange an das sich entwickelnde Genre der LitRPGs geführt hat, habe ich in diesem Genre dutzende Bücher gelesen. Die sind alle deutlich schlichter von der literarischen Qualität als HP. Also ja, stimme Dir vollkommen zu.
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lolaldanee
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von lolaldanee »

Dass Harry Potter Trivialliteratur ist steht ja wohl außer Frage, extrem süffige Unterhaltungsliteratur halt.
Das hindert die Bücher aber selbstverständlich nicht daran, das wichtigste literarische Werk unserer Zeit zu sein, was es ganz ohne den geringsten Zweifel ist. Sowohl aufgrund seiner Qualität, als auch seines Einflusses, steht auch das ganz und gar außer Frage.

Es gibt sowieso nur 2 Arten von Büchern: schlechte und gute. Harry Potter ist auf der Skala halt ganz weit oben zu finden :D
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Jochen Gebauer
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Jochen Gebauer »

direx1974 hat geschrieben: 19. Feb 2023, 20:24 @jochen

Der englische Sprecher vom "Headmaster" hat nichts mit Dragin Age zu tun. Der Grund, dass du den richtig gut fandest, ist einfach der, dass es sich hier um einen guten Schauspieler handelt, nämlich Simon Pegg ...
Ich hätte geschworen … die klingen absolut identisch :ugly:
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echtschlecht165
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von echtschlecht165 »

ich unterscheide lieber zwischen Kitsch und Kunst.
Sowohl Kitsch als auch Kunst kann ästhetisch, anspruchsvoll, zum Nachdenken anregend, intelligent sein.......aber auch genau das Gegenteil davon.
Ich kann auch mit klassischer E-Musik wunderbar meine Zeit verplempern und vice Versa.

Bei Kitsch und Kunst unterscheide ich relativ primitiv:
Kitsch entsteht IMMER in Profitabsicht.
Kunst in erster Linie aus einem Willen zum Schaffen heraus.

Hogwarts Legacy ist also kompetent gemachter Kitsch :D
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Terranigma
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Terranigma »

lolaldanee hat geschrieben: 20. Feb 2023, 15:22Es gibt sowieso nur 2 Arten von Büchern: schlechte und gute. Harry Potter ist auf der Skala halt ganz weit oben zu finden :D
Mit dieser Einteilung kann ich mich gut anfreunden. Lieber lese ich noch einmal alle Harry Potter-Bücher - und habe Freude daran! - als auch nur eine einzige Seite von Ulysses. Gott, was für'n prätentiöser Scheiß das war. Hohe Kunst, my ass. :D
Sitting quietly and doing nothing,
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grows by itself.
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echtschlecht165
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von echtschlecht165 »

Terranigma hat geschrieben: 20. Feb 2023, 16:16
lolaldanee hat geschrieben: 20. Feb 2023, 15:22Es gibt sowieso nur 2 Arten von Büchern: schlechte und gute. Harry Potter ist auf der Skala halt ganz weit oben zu finden :D
Mit dieser Einteilung kann ich mich gut anfreunden. Lieber lese ich noch einmal alle Harry Potter-Bücher - und habe Freude daran! - als auch nur eine einzige Seite von Ulysses. Gott, was für'n prätentiöser Scheiß das war. Hohe Kunst, my ass. :D
Gilt auch für Wein, und andere Genussmittel. Es gibt ein paar Objektive Kriterien, die man bewerten kann, die aber imo nur wenig zur Gesamtbetrachtung eines Werkes beitragen.
z.b Auflösung, FPS, Ladezeiten bei Spielen
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Blaight
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Blaight »

Time you enjoy wasting is not wasted time... ;)
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Ranor
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Ranor »

Blaight hat geschrieben: 20. Feb 2023, 16:23 Time you enjoy wasting is not wasted time... ;)
Eben! Die Diskussion erinnert mich an die Diskussion um E- und U-Musik, welche ich auch immer höchst befremdlich finde.
Got a job for you, 621.
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lolaldanee
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von lolaldanee »

echtschlecht165 hat geschrieben: 20. Feb 2023, 16:11 Hogwarts Legacy ist also kompetent gemachter Kitsch :D
Und ich würde felsenfest behaupten, es ist ist inkompetent gemachte Kunst :mrgreen:
Die Grundidee hätte echt was werden können, nur bei der Ausführung ist man auf das banalste zurückgefallen was einem einfallen hätte können
Rigolax
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Rigolax »

Terranigma hat geschrieben: 20. Feb 2023, 16:16
lolaldanee hat geschrieben: 20. Feb 2023, 15:22Es gibt sowieso nur 2 Arten von Büchern: schlechte und gute. Harry Potter ist auf der Skala halt ganz weit oben zu finden :D
Mit dieser Einteilung kann ich mich gut anfreunden. Lieber lese ich noch einmal alle Harry Potter-Bücher - und habe Freude daran! - als auch nur eine einzige Seite von Ulysses. Gott, was für'n prätentiöser Scheiß das war. Hohe Kunst, my ass. :D
Das will ich auch noch lesen, meine masochistischen Tendenzen. Wobei ich da vermutlich ein Jahr für brauche, bleh. Moby Dick hat schon ewig gedauert, aber das war stellenweise wirklich interessant, sprachlich zumindest, man versteht aber auch sicher nicht alles (vor allem auf Englisch). Aber hey, Moby Dick hat in der Regel kurze Kapitel und per se keine komplexe Handlung, daher dennoch bequem lesbar.

Ich habe lowkey ja die Theorie, dass durch KI eine Art Neubewertung von Kunst entstehen könnte, klarer wird, wir austauschbar vieles ist, was als "hohe Kunst" gilt, vor allem im Literaturbereich. Das ist insofern ein wenig unfair, weil Ulysses damals ja wohl innovativ war, wie etwa auch ein Tropic of Cancer von Henry Miller mit seinem amoralischem Laberstil (stellenweise m.E. genial), aber grundsätzlich ist es im Grunde eben recht austauschbar (imho), wie auch viele Gedichte etwa.
oilrumsick
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von oilrumsick »

Rigolax hat geschrieben: 20. Feb 2023, 17:09 Das will ich auch noch lesen, meine masochistischen Tendenzen. Wobei ich da vermutlich ein Jahr für brauche, bleh. Moby Dick hat schon ewig gedauert, aber das war stellenweise wirklich interessant, sprachlich zumindest, man versteht aber auch sicher nicht alles (vor allem auf Englisch). Aber hey, Moby Dick hat in der Regel kurze Kapitel und per se keine komplexe Handlung, daher dennoch bequem lesbar.

Ich habe lowkey ja die Theorie, dass durch KI eine Art Neubewertung von Kunst entstehen könnte, klarer wird, wir austauschbar vieles ist, was als "hohe Kunst" gilt, vor allem im Literaturbereich. Das ist insofern ein wenig unfair, weil Ulysses damals ja wohl innovativ war, wie etwa auch ein Tropic of Cancer von Henry Miller mit seinem amoralischem Laberstil (stellenweise m.E. genial), aber grundsätzlich ist es im Grunde eben recht austauschbar (imho), wie auch viele Gedichte etwa.
Für deine masochistische Ader kann ich dir noch "Der Nachsommer" von Adalbert Stifter empfehlen. Hab ich damals im Rahmen einer Wette mit meinem Deutschlehrer gelesen und hab nie einen Sieg so bereut wie diesen...
Rigolax
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Rigolax »

oilrumsick hat geschrieben: 20. Feb 2023, 18:29 Für deine masochistische Ader kann ich dir noch "Der Nachsommer" von Adalbert Stifter empfehlen. Hab ich damals im Rahmen einer Wette mit meinem Deutschlehrer gelesen und hab nie einen Sieg so bereut wie diesen...
Okay...mal gucken. Danke. :ugly:

Lese ich dann, wenn ich Thomas Manns "Zauberberg" durchhabe. Da hänge ich schon seit ein paar Monaten fest. Sicherlich hochwertig, übersteigt nur ein wenig meinen Horizont, teilweise sprachlich schon hart an meinem Verständnislimit und bei den seitenweise französischen Dialogen wird es ohne Übersetzungshilfe auch eher schwierig. -- Was kann man denn aber guten Gewissens an sog. "Hochkultur" empfehlen? Ernsthaft würde ich sagen "Madame Bovary" von Flaubert, in der Übersetzung von Arthur Schurig (zumindest kenne ich die, war auf meinem Tolino vorinstalliert, ist gemeinfrei), stilistisch gut auch heute noch goutierbar imho; faszinierende Innenschau der titelgebenden Dame; durchaus sehr tragisch, aber auch recht überzeichnet, Flaubert macht sich imho über alles und jeden implizit recht lustig; vielleicht nicht das beste Frauenbild allerdings; spannend für killerspieldiskussionsgeplagte "Gamer" vielleicht die Rolle von "schlechten" Romanen: "Nun las [Bovary] bis zum Morgen überspannte Bücher, die von Orgien und von Mord und Totschlag erzählten. Oft bekam sie davon Angstanfälle." etc. -- Sonst vielleicht noch Dostojewski, etwa "Schuld und Sühne" bzw. "Verbrechen und Strafe" in der (empfehlenswerten) Übersetzung von Swetlana Geier. Der Protagonist, Raskolnikow, ist ja schon eine interessante Figur, auch andere, mit ihrem Hang zum Wahnsinn. Allerdings recht ausladend und namenstechnisch nicht so einfach, auch wegen des russischen, muss man ein wenig mitarbeiten. -- Kafka geht dafür imho gut runter, "Der Prozess" oder erstmal kürzer "Die Verwandlung", lohnt durchaus. -- Eher nicht so high brow, aber erstaunlich gut lesbar dafür, dass es über 200 Jahre alt ist: "Frankenstein", sogar auf englisch.
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Leonard Zelig
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von Leonard Zelig »

Andre Peschke hat geschrieben: 20. Feb 2023, 11:55
kami hat geschrieben: 20. Feb 2023, 11:45 "Große Kunst" ist in dem Zusammenhang für mich auch ein schwieriger Begriff, würde aber sagen, anders als z.B. die ersten drei Indiana Jones-Filme ist Harry Potter auch kein grandioses Kunsthandwerk. Macht trotzdem enorm Spaß, das Konzept klappert nur halt an allen Ecken und Enden.
Ich finde es auch immer doof, wenn's da dann zu hochnäsig wird. Falko hatte mal den schönen Begriff der Ideenliteratur gebracht, für Werke wie Harry Potter, die einfach durch viele tolle und originelle Ideen begeistern. Die halten dann einer detaillierten Betrachtung nicht so gut stand, aber sind im Idealfall so mitreißend und haben genug Tempo, dass das beim Betrachten gar nicht auffällt.

Das Problem mit Hogwarts Legacy ist halt, dass es IMO nicht besonders mitreißend ist und man mehr als genug Zeit hat, Dinge zu hinterfragen.^^

Andre
Mir gefällt das Spiel soweit ganz gut, aber es richtet sich ganz klar an Menschen, die das Harry-Potter-Universum schon kennen. In den Büchern und Filmen hat der Hauptcharakter genauso wenig Ahnung von der Zaubereiwelt, wie der Zuschauer/Leser. Die Spielfigur in Hogwarts Legacy kennt zwar Hogwarts nicht, ist aber ansonsten gut vertraut mit der Welt und macht sich im Unterricht nicht zum Affen aufgrund von Unfähigkeit. Und es fehlt eben auch das ungläubige Staunen von Harry über bestimmte Ideen und Sonderheiten der Welt.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

www.gamersglobal.de
SirGaiwan&TheGreenT
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Re: Hogwarts Legacy - Spielthread & Diskussion Runde #412

Beitrag von SirGaiwan&TheGreenT »

Rigolax hat geschrieben: 20. Feb 2023, 17:09 Das will ich auch noch lesen, meine masochistischen Tendenzen. Wobei ich da vermutlich ein Jahr für brauche, bleh. Moby Dick hat schon ewig gedauert, aber das war stellenweise wirklich interessant, sprachlich zumindest, man versteht aber auch sicher nicht alles (vor allem auf Englisch). Aber hey, Moby Dick hat in der Regel kurze Kapitel und per se keine komplexe Handlung, daher dennoch bequem lesbar.
Wenn du dich nicht abbringen lässt, könnte deinen Masochismus das Hörbuch etwas abfedern, dass der RBB vor paar Jahren produziert hat.
https://www.amazon.de/Ulysses-James-Joy ... 637&sr=8-1
Habe es mir angehört, nach dem ich mich ursprünglich durch das englische Original gewürgt/gekämpft/gequält habe und danach den Eindruck hatte, dass mir zu viel entgangen ist. Die fantastischen Sprecher/innen holen wirklich viel raus, die Kapitel mit Axel Milberg (Beerdigung), Peter Matić (Fleischer) und Imoggen Kogge (Kneipe) sind grandios, die holen den ganzen Witz aus dem Text heraus, der drin steckt. Im Buch als auch in der Lesung unerträglich ist der psychedelische Dramateil, das längste Kapitel. Das Buch hat seine Momente, und das James Joyce mit Sprache nicht nur erzählt, sondern arbeitet, experimentiert und bis an die Grenzen des verständlichen dehnt, rechne ich im hoch an. Aber insgesamt halte ich Ullysses vor allem inhaltlich auch für überbewertet. Bin gespannt auf Finnegans Wake, liegt in der zweisprachigen Ausgabe mit der Übertragung ins Deutsche schon seit langer Zeit im Schrank, habe mich aber noch nicht herangetraut. Erwarte irgendwie das Schlimmste. :ugly:
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