Feierabendbier: Nora Beyer

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Voigt
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Voigt »

Wie ist das mit Recht haben und Recht bekommen?
Ist wahrscheinlich das kleinere Übel seine Bachelorarbeit systematisch anzupassen, statt großen Streit mit der Uniführung anzufangen und dann damit die Arbeit trotzdem noch gut durchzubekommen.
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lolaldanee
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von lolaldanee »

kami hat geschrieben: 8. Apr 2023, 15:22
lolaldanee hat geschrieben: 8. Apr 2023, 15:19 das ist faktisch schlicht FALSCH
selbstverständlich wird das vorgeschrieben
Ich betreue in der Arbeit Studenten die hier Bachelorarbeit schreiben, denen wird es faktisch vorgeschrieben. Einer meiner Jungs durfte seine halbe Bachelorarbeit umschreiben weil er an der Uni irgendeine Betreuerin erwischt hat, die nichts besseres zu tun hat als den Leute mit so einem sinnlosen Müll das Leben schwer zu machen. In dem Fall besonders tragisch, weil der Typ eh schon so dermaßen hart überperformt hat, seine Bachelorarbeit war vom Aufwand schon weit jenseits einer Masterarbeit.
Leute in Machtpositionen werden immer versuchen ihre eigene verqueren Vorstellungen von richtig und falsch durchzudrücken.
Gab es nicht vor gar nicht so langer Zeit (ein, zwei Jahre) ein Gerichtsurteil, das es Universitäten verbietet, gegenderte Sprache zu verlangen?
Ich weiß, dass da mal was war, aber hab keine Ahnung wie das ausgegangen ist.
Ich glaube in meinen Fällen hier ist es auch keine 100% offizielle Anweisung. Es wird ihnen nur "sehr sehr nahe gelegt"
Auf deutsch: Mach es, oder ich benote dich schlechter!

Es reicht vollkommen, wenn dein Betreuer das unter der Hand fordert. Weise das mal nach, dass du DESHALB eine schlechte Note bekommen hast. Und selbst wenn das wieder ginge: Welcher Stundent hat bitte Lust wegen der Note eine Bachelorarbeit die Uni zu verklagen?
Voigt hat geschrieben: 8. Apr 2023, 15:28 Wie ist das mit Recht haben und Recht bekommen?
Ist wahrscheinlich das kleinere Übel seine Bachelorarbeit systematisch anzupassen
genau das, der eine meiner Studenten der schon so weit ist, dass es ihn jetzt akut betrifft, hat genau das gemeint: Ein Haufen zustätzlicher Stress, obwohl ich eh schon kaum rechtzeitig fertig werde, aber immer noch weniger Aufwand als das streiten anzufangen
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Ironic Maiden
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Ironic Maiden »

lolaldanee hat geschrieben: 8. Apr 2023, 15:19
Ironic Maiden hat geschrieben: 8. Apr 2023, 14:55 Ich musste mich neulich auch mit meinem, ansonsten echt liberalen, Vater darüber streiten, dass ihm nichts vorgeschrieben wird und die Praxis von gendergerechter Sprache und der Berücksichtigung verschiedener Pronomen nicht so aussieht, wie ihm Dieter Nuhr das erzählt
das ist faktisch schlicht FALSCH
selbstverständlich wird das vorgeschrieben

Ich betreue in der Arbeit Studenten die hier Bachelorarbeit schreiben, denen wird es faktisch vorgeschrieben. Einer meiner Jungs durfte seine halbe Bachelorarbeit umschreiben weil er an der Uni irgendeine Betreuerin erwischt hat, die nichts besseres zu tun hat als den Leute mit so einem sinnlosen Müll das Leben schwer zu machen. In dem Fall besonders tragisch, weil der Typ eh schon so dermaßen hart überperformt hat, seine Bachelorarbeit war vom Aufwand schon weit jenseits einer Masterarbeit.
Leute in Machtpositionen werden immer versuchen ihre eigene verqueren Vorstellungen von richtig und falsch durchzudrücken.

Randberkung: Meinen Studenten war das Thema vorher egal, oder sie waren dem ganzen gegenüber aufgeschlossen eingstellt. Jetzt hassen sie das Thema Gendern von ganzen Herzen, man kann sie nicht darauf ansprechen ohne eine Schimpftirade auszulösen. Vollkommen überraschend erreicht man mit faschistischen Methoden wie dem gewalltvollen umdeuten wie richtige Sprache auszuschaun hat NICHT, dass man Leute überzeugt, sondern das genaue Gegenteil, wer hätte darauf schon kommen können.
Und es ist SCHLICHTWEG FALSCH ZU BEHAUPTEN, DASS DAS ETWAS NEUES WÄRE. (Sorry, aber dann darf ich auch schreien.)
Ich habe meine Magisterarbeit 2006 geschrieben und ich habe mein ganzes Studium über, sowohl in Anglistik als auch in Germanistik und Anglistik gelernt, dass geschlechtsneutrale Formulierungen bevorzugt werden sollten. (Gendersternchen gab es noch nicht, wir hatten ja nichts, damals.) Also z.B. durch Plural, Passiv, neutrale Synonyme usw. Und ich habe das auch in meiner Magisterarbeit völlig selbstverständlich so gemacht. Das jetzt plötzlich so getan wird, als habe es das noch nie gegeben, ist Unfug.

Kann sein, dass das damals weniger offensiv angesprochen wurde, aber das Thema wurde immer wieder mal kurz am Rande erwähnt, wenn es um guten Stil in schriftlichen Arbeiten ging, und ich habe das dann auch so gemacht. Für mich gehörte das schon immer zu einem guten akademischen Schreibstil dazu. Es wird einem schließlich auch vorgeschrieben, welche Schriftarten man verwenden darf, welcher Zeilenabstand usw.. Hab jetzt noch nie von jemandem gehört, der sich eingeschränkt gefühlt hat, weil er seine Abschlussarbeit nicht in Comic Sans mit vierfachem Zeilenabstand abgeben durfte. :roll:
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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lolaldanee
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von lolaldanee »

Ich wiederum habe in meinem Studiengang noch nie auch nur von einem meiner Kommilitonen gehört, dass ihm irgendwelche Formulierungen, Zeilenabstände oder Schriftarten vorgeschrieben worden seien. Wahrscheinlch hätte jeder von uns seinem Betreuer nen Vogel gezeigt, und sich nen anderen gesucht, wenn sie uns mit so einem Bullshit angekommen wären.
Es gab eine LateX vorlage die man benutzen konnte, wenn man sich das leben einfacher machen wollte, und das wars ungefähr

Es mag sein, dass da im Lehramtsstudium schon immer mehr komische Gestalten mit seltsamen Vorstellungen was sie vorschreiben können herumgelaufen sind. Bei technischen Studiengängen kommt das zum Glück recht selten vor, da interessiert dann der Inhalt doch mehr als die Form

Deshalb sticht dieser Fall hier wohl auch so extrem unangenehm heraus, dass wir in der ganzen Abteilung gar nicht mehr damit aufhören können, darüber die Köpfe zu schütteln
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Ironic Maiden
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Ironic Maiden »

lolaldanee hat geschrieben: 8. Apr 2023, 16:05 Ich wiederum habe in meinem Studiengang noch nie auch nur von einem meiner Kommilitonen gehört, dass ihm irgendwelche Formulierungen, Zeilenabstände oder Schriftarten vorgeschrieben worden seien. Wahrscheinlch hätte jeder von uns seinem Betreuer nen Vogel gezeigt, und sich nen anderen gesucht, wenn sie uns mit so einem Bullshit angekommen wären.
Es gab eine LateX vorlage die man benutzen konnte, wenn man sich das leben einfacher machen wollte, und das wars ungefähr

Es mag sein, dass da im Lehramtsstudium schon immer mehr komische Gestalten mit seltsamen Vorstellungen was sie vorschreiben können herumgelaufen sind. Bei technischen Studiengängen kommt das zum Glück recht selten vor, da interessiert dann der Inhalt doch mehr als die Form
Cool wie respektvoll du dich über andere Studiengänge äußerst!
Natürlich geht es bei anderen nur um Form und nie um Inhalt. Da scheint ihr die einzigen zu sein. :roll:

War bei mir noch nichtmal Lehramt sondern englische Philologie/ Anglistik und da gelten die Regeln der MLA, an die man sich halten muss.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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lolaldanee
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von lolaldanee »

Ironic Maiden hat geschrieben: 8. Apr 2023, 16:25 Cool wie respektvoll du dich über andere Studiengänge äußerst!
Natürlich geht es bei anderen nur um Form und nie um Inhalt. Da scheint ihr die einzigen zu sein. :roll:

War bei mir noch nichtmal Lehramt sondern englische Philologie/ Anglistik und da gelten die Regeln der MLA, an die man sich halten muss.

So viel Präzision muss bitte sein: Ich verachte Leute die ihre Studenten mit so etwas quälen, nicht die Studiengänge. Ich habe nur spekuliert, dass die im Lehramt häufiger vorkommen.

Ich habe übrigends auch noch Philosophie studiert, und da ist mir zumindest in den Seminararbeiten (Abschlussarbeit hab ich da keine geschrieben) sowas auch nicht untergekommen. Vlt. lag es auch an der Uni (LMU) oder ich hatte einfach durchgehend vernünftige Betreuer, weiß ich nicht.
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Felidae »

Ironic Maiden hat geschrieben: 8. Apr 2023, 15:48 Hab jetzt noch nie von jemandem gehört, der sich eingeschränkt gefühlt hat, weil er seine Abschlussarbeit nicht in Comic Sans mit vierfachem Zeilenabstand abgeben durfte. :roll:
Fühl Dich geknuddelt. Danke!

Es nervt mich so, wenn bei der Genderdebatte so getan wird, als sei es etwas absolut neues und ungehöriges, dass Betriebe, Ämter, Universitäten etc. ihren Mitarbeiter:innen und/oder Student:innen plötzlich Anweisungen geben, wie bestimmte Schriftstücke zu verfassen seien. Ja, ist klar. Bis zur Genderdebatte durften alle machen was sie wollen. Da ging auch mal ein "Du Sauhund!" als Anrede statt einem "Sehr geehrter Herrr XY", wenns dem Verfasser nunmal so lieber war. Aber jetzt kommt die Genderdiktatur, oh mein Gott!
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Leonard Zelig
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Leonard Zelig »

Ironic Maiden hat geschrieben: 8. Apr 2023, 15:48 Es wird einem schließlich auch vorgeschrieben, welche Schriftarten man verwenden darf, welcher Zeilenabstand usw.. Hab jetzt noch nie von jemandem gehört, der sich eingeschränkt gefühlt hat, weil er seine Abschlussarbeit nicht in Comic Sans mit vierfachem Zeilenabstand abgeben durfte. :roll:
Die Schriftart und den Zeilenabstand bei Word zu ändern, dauert 30 Sekunden. Aber das Gendern kann schon etwas kompliziert sei. Beispielsweise kann man nicht Beamt:innen oder Beamt*innen schreiben, sondern muss auf Konstrukte wie verbeamte Personen oder Personen im Beamtenstatus zurückgreifen. Hab vor meinem aktuellen Studium an einer deutschen Verwaltungsuni ausschließlich wissenschaftliche Arbeiten auf Englisch verfasst und hatte das Thema überhaupt nicht auf dem Schirm. Bei uns im Kurs beschweren sich vor allem die Frauen über das Gendern, aber ich vermute mal, dass das eher am Alter und nicht am Geschlecht liegt. Eine Kommilitonin hat davor Germanistik, Geschichte und noch irgendwas auf Lehramt studiert und dann ist es wahrscheinlicher schwerer sich umzustellen als wenn man frisch von der Schule kommt. Oft beschleicht mich auch das Gefühl, dass die Sprache mit dem Gendern nicht inklusiver wird, sondern dass sich die verschiedenen sozioökonomischen Schichten damit voneinander abgrenzen und das Thema emotional stark aufladen.
Zuletzt geändert von Leonard Zelig am 8. Apr 2023, 17:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Felidae »

Reden wir jetzt ernsthaft darüber, dass Studierende nicht in der Lage sind, sich auf eine veränderte Sprachform einzustellen?

Meine Güte. Was machen die erst, wenn mal was wirklich anspruchsvolles kommt - wie beispielsweise "finde eine Lösung für die Klimakrise" oder so?
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Leonard Zelig
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Leonard Zelig »

Nicht alle Studierende sind deutsche Muttersprachler und dass in den Medien jede Zeitschrift beim Gendern ihr eigenes Ding macht und es keine allgemeingültigen Standards gibt, macht es auch nicht gerade einfacher.
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kami
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von kami »

Felidae hat geschrieben: 8. Apr 2023, 17:50 Reden wir jetzt ernsthaft darüber, dass Studierende nicht in der Lage sind, sich auf eine veränderte Sprachform einzustellen?

Meine Güte. Was machen die erst, wenn mal was wirklich anspruchsvolles kommt - wie beispielsweise "finde eine Lösung für die Klimakrise" oder so?
In welchem Studiengang wird das denn gefragt?
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Felidae »

kami hat geschrieben: 8. Apr 2023, 19:35
Felidae hat geschrieben: 8. Apr 2023, 17:50 Reden wir jetzt ernsthaft darüber, dass Studierende nicht in der Lage sind, sich auf eine veränderte Sprachform einzustellen?

Meine Güte. Was machen die erst, wenn mal was wirklich anspruchsvolles kommt - wie beispielsweise "finde eine Lösung für die Klimakrise" oder so?
In welchem Studiengang wird das denn gefragt?
Eventuell im späteren Berufsleben. Aber vermutlich täusche ich mich.
GoodLord
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von GoodLord »

Felidae hat geschrieben: 8. Apr 2023, 17:50 Reden wir jetzt ernsthaft darüber, dass Studierende nicht in der Lage sind, sich auf eine veränderte Sprachform einzustellen?

Meine Güte. Was machen die erst, wenn mal was wirklich anspruchsvolles kommt - wie beispielsweise "finde eine Lösung für die Klimakrise" oder so?
Es wurde darüber gesprochen, dass das Gendern manchen Leuten eben durchaus vorgeschrieben wird. Und das man mit erzwungenen Gendern halt nicht unbedingt eine inklusivere Gesellschaft schafft.

Fairerweise muss man aber darauf hinweisen, dass Ironic Maiden ihrem (?) Vater gesagt hat, dass es *ihm* nicht vorgeschrieben wird. Was vermutlich tatsächlich der Fall sein dürfte.

Ich hab aber tatsächlich schon häufig das Argument gehört , dass das Gendern *niemandem* vorgeschrieben werden würde und doch niemand dadurch eingeschränkt werden würde.
In der Praxis gibt's halt zum einen durchaus Situationen wo es einen vorgeschrieben wird und zum anderen ist das imho ein ähnlich das halt durchaus ist das halt imho ein ähnlich schwaches Argument, wie wenn man behauptet, die Leute würden nicht zum Crunch gezwungen werden, weils ja nicht in ihrem Vertrag steht - oder sie auch einfach kündigen könnten.

Bei uns im Studium gab's für Abschlussarbeiten übrigens wirklich keine Vorschriften bezüglich Schriftgröße, Form etc. Es gab ein Template, dass man nehmen könnte, aber wenn die Studenten es anders machen wollen wäre das auch ok gewesen (Comic Sans währe vermutlich nicht akzeptiert worden). Für Paper muss man sich natürlich nach den Vorgaben des Verlags richten.
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Felidae »

GoodLord hat geschrieben: 8. Apr 2023, 20:50
Ich hab aber tatsächlich schon häufig das Argument gehört , dass das Gendern *niemandem* vorgeschrieben werden würde und doch niemand dadurch eingeschränkt werden würde.
In der Praxis gibt's halt zum einen durchaus Situationen wo es einen vorgeschrieben wird und zum anderen ist das imho ein ähnlich das halt durchaus ist das halt imho ein ähnlich schwaches Argument, wie wenn man behauptet, die Leute würden nicht zum Crunch gezwungen werden, weils ja nicht in ihrem Vertrag steht - oder sie auch einfach kündigen könnten.
Der springende Punkt ist - WENN es jemand vorgeschrieben wird, dann im Rahmen des Berufs. Und da gibt es nunmal unzählige Vorschriften, an die man sich zu halten hat - egal, ob man den Sinn darin sieht oder nicht. WENN ich auf dem Amt arbeite und im Rahmen meiner Tätigkeit gendern soll - so what? Wenn ich als Student:in gendern soll - so what? Ich soll auch die Rechtschreibregeln einhalten und keine Umgangssprache nutzen. Ist dann auch Bevormundung etc, oder?

Als Privatperson kann auch zukünftig jede:r schreiben, wie er:sie lustig ist. So, wie auch jede Privatperson die Rechtschreibung verhunzen kann wie sie will. Aber im Beruf gibt es nunmal Regeln. Die der:die Arbeitgeber:in festlegt. Und solang diese Regeln nicht gegen irgendwelche Gesetze verstoßen (und das unterscheidet sie dann nämlich auch von Crunch, zumindest in Deutschland), hat jede:r Arbeitnehmer:in tatsächlich die Wahl, sich an diese Regeln zu halten - oder halt einen anderen Job zu suchen, wenn das Nutzen einer gendergerechten Sprache tatsächlich eine unüberwindbare Qual darstellen sollte.
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von GoodLord »

Felidae hat geschrieben: 8. Apr 2023, 22:02
GoodLord hat geschrieben: 8. Apr 2023, 20:50
Ich hab aber tatsächlich schon häufig das Argument gehört , dass das Gendern *niemandem* vorgeschrieben werden würde und doch niemand dadurch eingeschränkt werden würde.
In der Praxis gibt's halt zum einen durchaus Situationen wo es einen vorgeschrieben wird und zum anderen ist das imho ein ähnlich das halt durchaus ist das halt imho ein ähnlich schwaches Argument, wie wenn man behauptet, die Leute würden nicht zum Crunch gezwungen werden, weils ja nicht in ihrem Vertrag steht - oder sie auch einfach kündigen könnten.
Der springende Punkt ist - WENN es jemand vorgeschrieben wird, dann im Rahmen des Berufs. Und da gibt es nunmal unzählige Vorschriften, an die man sich zu halten hat - egal, ob man den Sinn darin sieht oder nicht. WENN ich auf dem Amt arbeite und im Rahmen meiner Tätigkeit gendern soll - so what? Wenn ich als Student:in gendern soll - so what? Ich soll auch die Rechtschreibregeln einhalten und keine Umgangssprache nutzen. Ist dann auch Bevormundung etc, oder?

Als Privatperson kann auch zukünftig jede:r schreiben, wie er:sie lustig ist. So, wie auch jede Privatperson die Rechtschreibung verhunzen kann wie sie will. Aber im Beruf gibt es nunmal Regeln. Die der:die Arbeitgeber:in festlegt. Und solang diese Regeln nicht gegen irgendwelche Gesetze verstoßen (und das unterscheidet sie dann nämlich auch von Crunch, zumindest in Deutschland), hat jede:r Arbeitnehmer:in tatsächlich die Wahl, sich an diese Regeln zu halten - oder halt einen anderen Job zu suchen, wenn das Nutzen einer gendergerechten Sprache tatsächlich eine unüberwindbare Qual darstellen sollte.
Also weil man ja kündigen kann soll man sich nicht über Vorschriften beschweren, die man für Blödsinn hält?

Der Beruf nimmt halt einen nicht unerheblich Teil der Lebenszeit ein und wenn sich Gendern im "offiziellen" Deutsch durchsetzt, dann ist es halt nichtmehr nur etwas was die persönliche Entscheidung jedes Einzelnen ist (wogegen man ja nichts sagen kann).
Mauswanderer
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Mauswanderer »

Bei uns wird bei der Aktualisierung bzw. Fortschreibung bestehender Texte auch Wert darauf gelegt, zu gendern, auch in Abschnitten, die inhaltlich nicht verändert werden. Das finde ich erstmal ziemlich unproblematisch. Am Anfang hat mich das ein bisschen genervt, gebe ich zu. "Muss das jetzt auch noch sein? Ich will doch nur das eine Kapital anpassen, eigentlich habe ich jetzt keine Zeit, den Rest auch noch durchzugehen." Aber rückblickend war das sinnvoll, weil so relativ schnell alle relevanten Dokumente von irgendwem gegendert wurden und es letztlich weniger Arbeit war, als man meinen könnte, da es eine ziemlich klare "Anleitung" für geschlechtergerechte Sprache gab.

Was mich ein bisschen stört, ist ein gewisser Wildwuchs in dieser Hinsicht. Es hat sich bisher nämlich niemand die Mühe gemacht, diese Anleitung wiederum anzupassen; gleichzeitig wird sie aber auch nicht mehr wirklich durchgesetzt, weil sie eben schon sehr alt ist. Das Ergebnis ist, dass auf allen Ebenen teilweise unterschiedlich gegendert wird und dabei sogar explizit Bezeichnungen, die eigentlich nicht gegendert werden sollen, gegendert werden. Selbst in Dokumenten mit Außenwirkung. Sowas stört mich dann schon, das schafft einfach Handlungsunsicherheit bei denjenigen, die eigentlich alles richtig machen wollen, und eine gewisse Stringenz darf man bei sowas eigentlich schon erwarten.

Mein Problem mit geschlechtergerechter Sprache ist daher eher, dass sie noch nicht so selbstverständlich ist, dass sich da ein echter Konsens gebildet hat. Die Gesellschaft eiert da jetzt schon ziemlich lange rum und es gibt nicht die eine Variante für Geschäftsdeutsch. Dafür sehe ich die Schuld vor allem bei der Anti-Gendering-Fraktion, die das ganze Thema immer wieder auf die Grundsatzdebatte runterzieht, statt dass man sich endlich mal um die konkrete Ausgestaltung kümmert.
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Felidae »

GoodLord hat geschrieben: 9. Apr 2023, 00:03 Also weil man ja kündigen kann soll man sich nicht über Vorschriften beschweren, die man für Blödsinn hält?

Der Beruf nimmt halt einen nicht unerheblich Teil der Lebenszeit ein und wenn sich Gendern im "offiziellen" Deutsch durchsetzt, dann ist es halt nichtmehr nur etwas was die persönliche Entscheidung jedes Einzelnen ist (wogegen man ja nichts sagen kann).
Natürlich kannst Du Dich beschweren. Aber wenn der:die Chef:in nach der xten Beschwerde immer noch nicht macht, was Du willst, solltest Du halt irgendwann die Konsequenzen tragen. So oder so.

Nochmal: In Deinem Beruf gibts einen Haufen Vorschriften. Wenn die unsinnigste darin besteht, statt "Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" nunmal "Sehr geehrte Mitarbeiter:innen" zu schreiben, dann jammerst Du auf einem verdammt hohen Niveau.
ZiggyStardust
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von ZiggyStardust »

Felidae hat geschrieben: 8. Apr 2023, 22:02
GoodLord hat geschrieben: 8. Apr 2023, 20:50
Ich hab aber tatsächlich schon häufig das Argument gehört , dass das Gendern *niemandem* vorgeschrieben werden würde und doch niemand dadurch eingeschränkt werden würde.
In der Praxis gibt's halt zum einen durchaus Situationen wo es einen vorgeschrieben wird und zum anderen ist das imho ein ähnlich das halt durchaus ist das halt imho ein ähnlich schwaches Argument, wie wenn man behauptet, die Leute würden nicht zum Crunch gezwungen werden, weils ja nicht in ihrem Vertrag steht - oder sie auch einfach kündigen könnten.
Der springende Punkt ist - WENN es jemand vorgeschrieben wird, dann im Rahmen des Berufs. Und da gibt es nunmal unzählige Vorschriften, an die man sich zu halten hat - egal, ob man den Sinn darin sieht oder nicht. WENN ich auf dem Amt arbeite und im Rahmen meiner Tätigkeit gendern soll - so what? Wenn ich als Student:in gendern soll - so what? Ich soll auch die Rechtschreibregeln einhalten und keine Umgangssprache nutzen. Ist dann auch Bevormundung etc, oder?
Als Mitarbeiter ist man weisungsgebunden, aber als Student will man schon ein paar mehr Freiheiten haben. Die 68er hätten dir was gehustet, wenn du sie mit den Mitarbeitern in den Behörden verglichen hättest. :ugly:

Es ergibt auch Sinn, dass in Behörden einheitliche Regeln zum Gendern gelten und das nicht jeder macht wie er lustig ist. Aber wen juckt es ob eine Bachelor-Thesis, die nur zwei Leute auf der Welt lesen werden, korrekt gegendert worden ist? Das ist doch nur eine unnötige Gängelung der Studenten.
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Felidae »

ZiggyStardust hat geschrieben: 9. Apr 2023, 09:50 Als Mitarbeiter ist man weisungsgebunden, aber als Student will man schon ein paar mehr Freiheiten haben. Die 68er hätten dir was gehustet, wenn du sie mit den Mitarbeitern in den Behörden verglichen hättest. :ugly:

Es ergibt auch Sinn, dass in Behörden einheitliche Regeln zum Gendern gelten und das nicht jeder macht wie er lustig ist. Aber wen juckt es ob eine Bachelor-Thesis, die nur zwei Leute auf der Welt lesen werden, korrekt gegendert worden ist? Das ist doch nur eine unnötige Gängelung der Studenten.
Zum Glück hab ich sie ja nicht verglichen und auch nicht gleichgesetzt - sondern nur darauf hingewiesen, dass sowohl Behördenmitarbeiter:innen als auch Student:innen sich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben nunmal in vielerlei Hinsicht an Regeln zu halten haben, egal, ob sie jene für sinnvoll halten oder nicht.

War in meinem Studium ganz genau so, Freiheitsliebe hin oder her.

Und da ich schon nicht geglaubt habe, dass die deutsche Freiheit am Hindukusch verteidigt wird, glaub ich das bei dem Beharren auf eine nicht-inklusive Sprache noch viel weniger. :ugly:
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Blaight
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Re: Feierabendbier: Nora Beyer

Beitrag von Blaight »

lolaldanee hat geschrieben: 8. Apr 2023, 16:05 Ich wiederum habe in meinem Studiengang noch nie auch nur von einem meiner Kommilitonen gehört, dass ihm irgendwelche Formulierungen, Zeilenabstände oder Schriftarten vorgeschrieben worden seien. Wahrscheinlch hätte jeder von uns seinem Betreuer nen Vogel gezeigt, und sich nen anderen gesucht, wenn sie uns mit so einem Bullshit angekommen wären.
Es gab eine LateX vorlage die man benutzen konnte, wenn man sich das leben einfacher machen wollte, und das wars ungefähr
Waaaas? Ich hab ja MINT studiert und kann nur das referenzieren, aber es gab bei mir bei allen abzugebenden Arbeiten Formalia die einzuhalten waren. Das hatte ich ja sogar in der Facharbeit in der Schulzeit.
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