Schön, dass ihr auch wenigstens am Rande auf Chancen und Vorteile von KI (auch für "neue Jobs") eingegangen seit. Der Abbau von Einstiegsbarrieren und die "Demokratisierung" von Kunst ist z.B. ein schöner Nebeneeffekt.
Schön, das ihr Go und seine Bedeutung für die KI Forschung erwähnt habt. Bin damals in der Universität über das Themas KI selber auf Go gekommen. Für mich viel "besser" als Schach
Vor allem die simple Eleganz (nur 4 Regeln) mit der sich daraus ergebenden so viel größeren Komplexität.
1. Beginnend mit Schwarz legen beide Spieler immer abwechselnd einen Stein ihrer Farbe auf das Spielbrett auf die Schnittpunkte der Linien der Feldern (das Standardbrett besteht aus 19x19 Felder und hat damit 361 Schnittpunkte)
2. Wenn ein Stein so gelegt wurde, dass damit ein einzelner oder eine Gruppe von gegnerischen Steinen so umschlossen wurde, dass von diesen keine Linie mehr zu einem freien Schnittpunkte gibt (keine "Freiheiten"), dann gelten diese Steine als "gefangen" und werden vom Spielbrett entfernt.
3. Es ist verboten einen Stein so zu legen, dass eine vorherige Spielsituation auf dem Brett wiederhergestellt würde ("Ko" Regel)
4. Das Spiel endet, wenn beide Spieler hintereinander passen und es gewinnt der Spieler, der in Summe mehr freie Schnittpunkte mit seinen Steinen umschlossen ("kontrolliert") und gegnerische Steine gefangen hat.
Das wars... Musterbeispiel von "einfach zu lernen, schwer zu meistern"
Es gibt auch eine Menge interessante wissenschaftliche Arbeiten darüber, wie sich in Schach und Go wesentliche gesellschaftliche, kulturelle und philosophische Unterschiede zwischen "Westen" (Europa) und "Osten" (Asien) widerspiegeln u.a. auch was Kriegsführung angeht.
Man merkt, fand ich damals total faszinierend. Habe damals auch gerne ein wenig herablassend auf das "langweilige" und "simple" Auswendiglernspiel Schach geguckt
Die Arroganz der Jugend
Jochen Gebauer hat geschrieben: ↑14. Apr 2023, 23:45
Witzig. Ich wurde heute von einem Wissenschaftler angeschrieben, dass ich ChatGPT zu vereinfacht dargestellt habe (...) Ich zitiere ihn einfach mal: "ChatGPT und seine Leistungsfähigkeit wird von Euch etwas verzerrt dargestellt, was sich auch in anderen Publikationen (Zeit, SPON etc.) immer mal wieder findet: ChatGPT, genauer das aktuelle GPT4.0-Modell wurde nicht als eine Art Maschine erschaffen, um im Chat-Format Weltwissen wiederzugeben. Fragt man es konkret nach Informationen, wie es Jochen darstellt, greift es gerade nicht auf eine Datenbank zurück, sondern die Ausgaben sind Epiphänomene des Modelltrainings"
Doppelt witzig. Genau darauf wollte ich auch hinweisen.
Wir müssen vorsichtig sein, dass wir nicht den Eindruck erwecken, diese "KIs" seien einfach effizientere Datenbanken / Suchmaschinen. Gerade das sind sie eben nicht.
Ja, die "KI" hat auf Basis von (vielleicht per copyright geschützten) Daten trainiert, aber nach dem Training hat sie keinen Zugriff mehr auf diese Daten. Sie hat im Training nur Muster "gelernt" (was passt zu was am wahrscheinlichsten) ohne zu "verstehen" was diese bedeuten und ohne das wir noch nachvollziehen können, was genau für Muster sie "gelernt" hat. Deshalb ist es auch so schwierig die Gründe für den Output einer "KI" zu erklären oder vorherzusagen. Es gibt hier keine Bedeutung oder "richtig" und "falsch". Die KI sucht nicht nach einer korrekten Antwort zu einer Frage in einer Datenbank, sondern erzeugt nur ein (aus ihrer Sicht) "wahrscheinliches" Muster (z.B. Text oder Bild), dass zum Input (der Frage) passt. Sie hat in ihrem Training hoffentlich "gelernt", dass auf "2+2=" wahrscheinlich das Zeichen "4" folgen sollte (ohne zu "verstehen" das das eine Mathematikaufgabe ist und sie das Ergebnis berechnen könnte). Aber das erfahren wir erst, wenn wir die Frage stellen. Das erklärt auch Eskapaden wie das Twitterbeispiel oben und warum man diese "KIs" so einfach "austricksen" oder Ihnen "Worte in den Mund" legen kann. Das mag witzig sein, aber die Aufregung darüber (die KI "lügt"!) beruht auf einem falschen Verständnis, was diese "KI" ist.
Das bedeutet übrigens auch: wenn z.B. Midjourney ein Bild erzeugt, dass Ähnlichkeiten zu existierenden Bildern eines Künstlers aufweist, ist das nicht automatisch eine Copyright Verletzung und es wurde für die Erzeugung des Bildes von Midjourney auch nicht auf per Copyright geschütztes Material zugegriffen. Man müsste es ähnlich wie das Bild eines Menschen behandeln. Midjourney macht nämlich eigentlich nix anderes, als was ein menschlicher Maler machen würde, wenn man ihm die gleiche Anforderung gibt. Der ist in seiner "Kunst" genau wie Midjourney beeinflusst von seinem individuell antrainierten Wissen über (per Copyright geschützte) Kunst und hat daraus ein Verständis für "richtiges" Malen entwickelt. Der einzige Unterschied ist, dass Midjourney nicht "versteht", was es malt, sondern nur bedeutungslose Muster erzeugt. Die erwähnten "Epiphänomene des Modelltrainings"