Guthwulf hat geschrieben: ↑9. Jan 2024, 21:06
Egal ob ein Mensch oder eine KI ein Werk (z.B. Bild) generiert hat, die Maßstäbe, ob es das geistige Eigentum anderer verletzt, sind die gleichen. Da haben wir lang währende Diskussionen wie viel "Inspiration" noch ok ist und ab wann etwas eine Copyrightverletzung oder Plagiat wird.
Bei der rechtlichen Beurteilung, um die es im Artikel geht, geht es nicht darum, ob man in den KI-geschaffenen Bildern und Texten die Originale, bzw. Trainingsdaten wiedererkennt, sondern um Nutzungsbedienungen und letztendlich auch Verwertungsrechte. Die Konzerne, welche die KI programmieren und trainieren, bauen nicht künstliche Künstler/innen oder ein öffentliches Gemeingut, daher geht auch der Vergleich mit dem Anlernen von jungen Künstler/innen mE komplett fehl, sondern kommerzielle Werkzeuge mit denen sie Geld verdienen wollen.
Und im Gegensatz zum im Artikel erwähnten Fair Use auf den sich die Konzerne beziehen, sind solche rein kommerziellen Inanspruchnahmen von fremden Werken ohne Absprachen rechtlich nicht gestattet, gleichzeitig ist das massenhafte trainieren von kommerziellen KI ein rechtlich junges Feld, vieles ist das nicht unmittelbar geregelt. Da stellt sich halt die alte Frage gilt nur das explizit erwähnte oder auch der "Geist" des Gesetzes, bzw. die Intention der damaligen Rechtsprechung. Hier gibt es wohl kein rechtlich Offensichtliches, sonst wären dieser oder ähnlich gelagerte Fälle schon längst geklärt, sondern es wird um eine juristische Abwägung gehen.
Persönlich würde ich sagen, natürlich sollen die Konzerne diejenigen an ihrem Geldsegen beteiligen, die ihren Geldsegen mit ihren Werken erst ermöglicht haben, vor allem wenn sie selber sagen, dass es ohne diese Werke nicht geht. Und wenn Konzerne nicht Willens sind auf die Ausbeutung zu verzichten, dann sollen sie halt das Geschäftsmodell lassen. Dann bleiben KIs halt der Forschung und Wissenschaft vorbehalten, womit ich persönlich kein Problem hätte.
Es gibt nicht umsonst rechtliche Regelungen, welche die Nutzung von urheberrechtsgeschützen Werken in Wissenschaft und Lehre regeln, wodurch eben auch der Fall der Künstler/innen, welche an alten, vorangegangen Werken lernen, abgedeckt ist.
Guthwulf hat geschrieben: ↑10. Jan 2024, 03:20
Deren "Wert" oder ob es "Kunst" ist, bestimmt der "Betrachter".
Das ist aber eine sehr eingeschränkte, vor allem einseitige Betrachtungsweise für den Maßstab für Kunst. Genauso einseitig, wie die, wonach die Betrachtenden für Künstler/innen völlig irrelevant sind, da sie so oder so aus einem inneren Impuls heraus schaffen würden. Das Eine führt zur Degradierung der Kunst zu einem reinen persönlichem Konsumobjekt, das gefällt oder nicht gefällt, und dessen Maßstab für Güte und Qualität Verkaufszahlen sind. Das Andere sorgt im schlimmsten Fall für eine tote Nabelschau, die nichts zu sagen oder mitzuteilen hat.
Die Möglichkeit des Austausches, von Aushandlungsprozessen und Kommunikation zwischen (vielen) Menschen über den Umweg eines künstlerischen Werkes, das aber gerade erst über diesen Umweg einige Sachen ermöglicht, geht in beiden Fällen verloren.
Den sehe ich bei KI-Kunst nicht gegeben, da sehe ich bisher eher das schlechteste aus beiden Welten. KI-Kunst reproduziert und rearrangiert zumindest bisher nach Maßstäben der reinen Gefälligkeit das Bekannte, ohne auf die Welt und die Menschen einzugehen. Zumal Künstler/innen (im besten Fall zugegeben) eben nicht nur das ihnen Bekannte reproduzieren, sondern als Ausgangspunkt nehmen, um ihre Erfahrungen, Gedanken, Ideen und Gefühle usw. die im Austausch mit und Reaktion auf die Welt, Menschen und Gegebenheiten entstehen, zu etwas Neuem umzuformen in einer Weise, das diese Dinge auch anderen Menschen zugänglich werden.
Die Frage was Künstler/innen sagen möchten, mag vielleicht nicht so wichtig sein, bzw. ihr Erfolg bei diesem Unterfangen liegt halt nicht gänzlich in ihren Händen, da es auch vom Rezipienten abhängt, was ankommt. Aber sie mögen doch zumindest etwas sagen wollen, bzw. zu sagen haben im Sinne eines, kommunizieren Wollens. Und ob es jemand macht oder nicht, das merkt man ihren Werken idR auch sehr genau an.
Das mag alles sehr idealistisch und möglicherweise hier und da vielleicht sogar elitär und nach Elfenbeinturm klingen, das soll, bzw. muss es aber gar nicht sein, da sich so ein Kommunikationsangebot eines Werkes an jeden richtet, bzw. richten kann.
Klar, daraus lassen sich keine ästhetische Normen ableiten, aber ich bin selber noch nicht gewillt, die Kunst völlig den kapitalistischen Verwertungslogiken zu überlassen. Kunst kann mehr sein, als nur hübsche, gefällige und unterhaltsame Bilder, Texte, Musik, Filme usw., sie braucht aber passende Bedingungen um dieses Potential auszuschöpfen. Und vermutlich schreibe ich auch deswegen hier mit so einem Pamphlet mit gemischten Gefühlen dagegen an, auch wenn es vermutlich nichts bringt.