Vinter hat geschrieben: ↑30. Apr 2023, 11:34
Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, weshalb im Podcast von André gesagt wird, dass es gut für
die Spieler wäre, wenn der Deal durchgeht.
1) Gamepass. Das ist ja die Ablenkung. Das ist der Hauptgrund, weshalb so viele auf den Deal hinfiebern. Aber was man nicht vergessen darf: Damit ein Spiel im GP erscheint, muss Microsoft die Firma nicht besitzen. Das sind eigentlich zwei unabhängige Vorgänge.
2) Es wird gesagt, dass Microsoft zu wenig Spiele rausbringt. Nur: Daran ändern die Merger, auch von Bethesda, überhaupt nichts. Starfield wäre auf Xbox gekommen. Elder Scrolls wäre auf Xbox gekommen, Doom, Quake und Wolfenstein wäre auf Xbox gekommen. Call of Duty, Diablo, Overwatch... All diese Spiele wären auf Xbox gekommen. Durch die Übernahme haben Xbox
Spieler nicht ein Spiel mehr. Playstation Spieler haben
weniger Spiele. Das ist die tatsächliche Auswirkung dieser Übernahmen.
Insofern sehe ich die Spieler davon nicht profitieren. Ich profitiere nicht, wenn alteingesessenen Third Party Marken plötzlich exklusiv genannt werden. Profitieren würde ich, wenn Microsoft die 70 Milliarden nimmt, die Activision Spiele in den Gamepass holt (und damit Sony unter Druck setzt!) und vor allem
neue Spiele exklusiv entwickelt.
In der jetzigen Form sehe ich nur Microsoft profitieren. Und wenn man mal davon ausgeht, dass Microsoft weiter denkt als zehn Jahre (was bei 70 Milliarden ziemlich wahrscheinlich ist) und das die Zukunft tatsächlich cloud-basiert sein wird (was ich tue), dann ist man gut beraten, jetzt dazwischen zu grätschen und nicht erst die Hände über den Kopf zusammen schlagen, wenn Microsoft Monopolist ist.
Und zu Jochens "Was sollte Microsoft dann noch zukaufen können?": Nichts. Schon gar keine 70 Milliarden Merger. Ich weiß nicht, weshalb das aus unserer Sicht bedauerlich sein soll, wenn nicht ein Megakonzern weiter andere Megakonzerne schlucken kann. Da hält sich mein Mitgefühl echt in Grenzen. Sollen sie halt eigene Studios gründen, kleine Indiestudios kaufen und organisch wachsen. 70 Milliarden haben sie ja mindestens über. Aber ich kann es doch nicht gut finden, wenn sie mit schierem finanziellen Gewicht die Konkurrenz abgraben.
Spannender Podcast, fast zu viele Aspekte um sie überhaupt zu besprechen in einem Forum, aber ich nehme mal dein Argument auf welches auch Jochen und Andre im Prinzip schon aufgegriffen hatten (also im Podcast):
- Sony ist aktuell im Konsolen Gaming Markt schon gewissermaßen Markführer auf weiter Flur. Wir sehen es schon in der Preisgestaltung mit den 79 EUR Titeln die dann auch auf den PC Markt abfärben (Trickle Down Effekt im negativen
- Wenn Microsoft nur halbwegs aufholen will abseits von Nischen-Bereichen wie Echtzeit-Strategie (siehe auch die hier im Podcast und Forum schmerzlich ignorierten Fortsetzungen von Age of Empires oder Company of Heroes) brauchen sie Titel und wie im Podcast schon erwähnt fallen so IP's nicht vom Himmel sondern müssen teilweise 5-7 Jahre entwickelt werden ohne Aussicht auf Erfolg
Dann noch meine eigenen Takes die natürlich einfach mein Bauchgefühl sind. Auch wenn es schwer fällt ausgerechnet den Branchenriesen Microsoft als Good Guy anzusehen gibt es einige Dinge die sie als einziger Player mit Marktmacht voran treiben:
- Plattformübergreifendes Gaming. Im Gegensatz zu Sony die ein erhebliches Interesse daran haben plattformexklusive Titel zu vertreiben kann ich viele Spiele mit Kumpels unabhängig von der Plattform online miteinander spielen. Kein Vergleich zu PS Spielern, wo ich teilweise schon Arbeitskollegen hatte die mir ne PS 4 andrehen wollten damit ich mit ihnen EIN Spiel gemeinsam zocken kann. Natürlich gibts hier auch andere Publisher und Entwickler die diesen Trend unterstützen, aber Microsoft hat z.B. mit seinem Gamepass die Macht den Trend zu formen.
- Dass Microsoft dafür sogar bereit ist seine eigene X-Box Sparte zu kannibalisieren zeigt mit welchem Ernst sie plattformübergreifendes Gaming fördern wollen. Für mich als PC Spieler ist das erst mal absolut positiv, weil ich kein Interesse habe mich entscheiden zu müssen welche Konsole ich mir anschaffe um Gaming-Freundeskreis XY oder XZ abzudecken (oder noch schlimmer all den Technik-Scheiss kaufen zu müssen
)
- Microsoft Gamepass als Cloud-Dienst. Letztes und vorletztes Jahr hatte ich dem Klimawandel sei dank relativ wenig Lust nach der Arbeit und vielen Stunden vor Workstations noch weiter an meinem PC zu schwitzen. Also habe ich viel experimentiert mit Gaming über Cloud und sowohl Geforce Now als auch den Gamepass mit X-Box Controller am Macbook getestet. Unter anderem in Kombi mit einem Beamer konnte ich mir dafür die vielgerühmte Couch-Erfahrung von Konsolen-Gamern holen ohne extra dafür Hardware anzuschaffen. Besonders der Gamepass war mit seinem Spielekatalog perfekt um mal hier und da kurzweilig Spiele durchzutesten. Kein Vergleich zu der Krücke GeforceNow, die ich ohne den Besitz von Cyberpunk direkt in die Tonne getreten hätte. Hey wer will nicht das neuste Angry Birds mit dem 3080 RTX Abo durchzocken
Der Spielekatalog dort ist ein schlechter Witz und für Konsumenten schon fast ein Scam. Ich muss die Spiele separat kaufen und trotzdem dann noch darauf hoffen dass Developer und NVDIA sich auch hoffentlich einigen diesen in den Spielekatalog von GeforceNow zu übernehmen der ansonsten aus 99 Prozent Indy Titeln besteht die auf jedem Taschenrechner laufen.
Ansonsten muss ich mich auch wundern über die Begründung der UK Behörden bezüglich des Zukunftsmarktes Cloud Gaming. Wie Jochen schon sagte, unter der Prämisse von möglichen zukünftigen Entwicklungen könnte man ja jeden Merger im Tech Bereich zukünftig untersagen. Ohne das jetzt in Abrede stellen zu wollen dass man hier absolute Mark-Monolisierung verhindern möchte, wenn man mal die Entwicklung von Facebook/Meta anschaut dass die ohne Probleme erst Whatsapp und dann Instagram kaufen durften und jetzt trotzdem mit Instagram erst von Snapchat und aktuell TikTok (China
) überholt werden glaube ich nicht dass sich die Marktregulierungsbehörden da einen Gefallen tuen.
Zwei weitere Takes in kürze, damit der Beitrag nicht zu lang wird:
- Andre meinte der Streaming-Markt wäre noch in seinem goldenen Zeitalter was Content angeht: Disney und Netflix sind weiterhin mit ihren Zahlen nicht happy, Netflix geht vermehrt auf Billig-Reality TV Formate und versucht dann so Trash wie Love Island in eigene Formate zu gießen. Also auch hier geht der Trend wie beim TV wieder zu billig und viel statt Flagship Formate. Aus der Branche weiß ich auch dass aktuell Cutter und andere Freelancer unter dem Einbruch von neuen Formaten leiden und hier das Schreckgespenst einer Rezession umgeht. Selbst Disney ist nicht happy mit Kritikerlieblingen wie Andor die einfach nicht die Zuschauer anziehen. Vom hindarbenden Kino-Markt brauchen wir mal gar nicht zu sprechen
- Ich habe oft das Gefühl dass hier Forum auch der Console War zwischen X-Box und Playstation überschwappt und daher solche Behördenentscheidungen als Entscheidung Pro Sony Contra Microsoft gesehen werden. Ich sehe mich da in keinem der Lager und würde in Zukunft einfach einen möglichst offenen, liberalen Gaming-Markt sehen bei dem ich als Spieler die Entscheidung habe welches Spiel ich mit welchem Kumpel online zocken kann und zwar ohne zusätzliche Dinge kaufen zu müssen wie ein Sony Online-Angebot oder eben auch zwangsläufig irgendwelche Cloud-Zwänge.