Felidae hat geschrieben: ↑9. Jun 2023, 12:07
Aber Kayla berichtet ja, dass auf sie und ihre Freundin Druck ausgeübt wurde und versucht wurde, sie unter Alkohol zu setzen (gehen wir mal davon aus, dass es wirklich nur Alkohol gewesen wäre). Womit die komplett selbstbestimmte Freiwilligkeit rein praktisch nicht mehr gegeben war. (Juristisch allerdings vermutlich schon.)
Ich vermute, alles was Kayla als selbst erlebt berichtet, ist nicht strafbar. Vielleicht Nötigung oder so, aber was ich an Stimmen aus dem Recht gehört habe, klingt nicht danach, dass das strafrechtlich relevant wäre. Der Solmecke-Typ hat da hier und da was in den Raum gestellt, was ein Anwalt argumentieren könnte, aber das war schon rechtliches Greifen nach Strohhalmen.
Aber moralisch halte ich es für falsch. Siehe mein erstes Statement dazu.
Andre Peschke hat geschrieben: ↑7. Jun 2023, 13:01Selbst wenn wir annehmen, dass wirklich alle volljährig sind und wohlinformiert einwilligen: Konsens betrifft nicht nur Zustimmung, sondern auch den Ablauf und implizit eine Fürsorge für den Intimpartner. Dass das in einem System solcher Kommodifizierung gewahrt bleibt, finde ich grundlegend fraglich. Man könnte die jungen Frauen ja kaum stärker objektifizieren, hätten sie ein Fließband von der ersten Reihe direkt zu Lindemanns Pimmel gebaut. Wenn Menschen so verdinglicht werden, wie viel sind ihre Interessen, Wünsche und Empfindungen der Gegenseite noch wert? Und wenn diese Rücksichtnahme erkennbar nicht existiert, ist es dann nicht nur eine Frage der Zeit, bis etwas zutiefst amoralisches passiert? Und wir reden hier vom absoluten "best case" bei den Prämissen: Da ist noch kein Alkohol ausgeschenkt, keine Passkontrolle unterlassen worden, kein KO-Tropfen eingesetzt etc. Das haben wir alles ausgeblendet.
Das Video von Kayla ist hier für mich auch nochmal extrem illustrativ, um sich zu vergegenwärtigen, wie schnell eine Situation kippen kann und die Selbstbestimmtheit in Gefahr gerät. Das ist extrem wertvoll, denn viele Reaktionen demonstrieren eindrücklich, wie wenig es vielen gelingt, sich in die Situation der jungen Frauen hier einzufühlen. Und es legt deutlich nahe, dass unsere Best-Case-Annahme vermutlich naiver Quatsch ist: Die Frauen werden getäuscht, isoliert, einer Drucksituation ausgeliefert die sie nicht beherrschen können und zum Drogenkonsum mindestens animiert.
Aus meiner Sicht ist es egal, ob sich alle Frauen aus freien Stücken und initial wohlinformiert in dieses System begeben. Es ist ein System, das so nachlässig und rücksichtslos gestaltet ist, dass es auf jeden Fall Opfer produzieren wird, wenn es nur lang genug läuft. Auch durch u.a. das "Outsourcing" der Partnersuche. Wenn man Person XY damit beauftragt, willige Frauen ranzuschaffen, dann wird die vielleicht nachhelfen bei der Willigkeit - genau wie von Kayla beschrieben - weil sie ihre Mission erfüllen will.
Das ist, als würde ich als Autobauer auf Sicherheits-Abschlusskontrollen verzichten. Ja, 99/100 Autos fahren vermutlich ganz normal. Es wurden von mir aus auch alle informiert, dass die Autos grün sind, ein bisschen riechen und schlechte Stoßdämpfer haben. Aber irgendwann fallen bei einem die Bremsen aus.
Andre