Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

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simu1988
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Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von simu1988 »

Mich würde mal die Meinung der Community zum im Betreff genannten Thema interessieren. Die militante Veganerin haben einige von euch vermutlich schon mal gesehen. Sie machte auf sich und ihr Anliegen u.a. schon bei DSDS, diversen Youtubern wie Leeroy Matata und beim Battlerap Format "Big Difference" aufmerksam, betreibt eigene größere Social-Media Kanäle (insb. Youtube und Twitch), treibt sich seit einigen Monaten auch bei Onlyfans rum und sucht natürlich auch das Gespräch mit den Leuten auf der Straße.

Ihr zentrales Anliegen ist es, dass eine nicht-vegane Lebensweise untersagt sein sollte. Genauer gesagt sollten Tiere nur dann getötet oder sonst in Mitleidenschaft gezogen werden dürfen, wenn es für das eigene Überleben notwendig ist. Sie möchte damit insbesondere den Speziesismus bekämpfen, welchen Peta wie folgt erklärt:

Der Speziesismus schreibt Menschen einen höheren Status als nicht-menschlichen Tieren zu. Im Gegensatz zu Menschen werden nicht-menschliche Tiere lediglich als Forschungsobjekte, Nahrung, Bekleidungsmaterialien oder Spielzeug erachtet.

Einfach ausgedrückt, werden im Speziesismus Menschen gegenüber anderen Tieren bevorzugt – so, wie manche Menschen aufgrund gewisser Vorurteile gegenüber anderen Menschen bevorzugt werden. Speziesismus basiert auf der fehlgeleiteten Annahme, eine bestimmte Spezies sei wichtiger als eine andere.


Häufig wird hier die Parallele zum Rassismus (es sind ja nur Menschen anderer Herkunft) und Sexismus (es sind ja nur Frauen) gezogen - es sind ja nur Tiere. Ergänzend sei gesagt, dass Gegner des Speziesismus - meines Erachtens - die kognitiven Fähigkeiten und Sensibilität der verschiedenen Spezies berücksichtigen, es geht um das vom Tier empfundene Leid.

Zur Person der militanten Veganerin sollte man sagen, dass sie einerseits sehr weit in ihrer Argumentation geht (bis hin zu Vergleichen der Tierhaltung mit dem Holocaust), andererseits trotz ihres Namens friedlich protestiert.
Voigt
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Voigt »

Kenne die Person garnicht, moralisch gehe ich eigentlich mit das Tierhaltung nicht geht, bin aber selber nichtmal Vegetarier.
Habe im Bekanntenkreis einige Veganer/Vegetarier, die sind aber auch sehr gechillt.
Mauswanderer
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Mauswanderer »

Von der Person habe ich noch nie gehört, ihr Anliegen (so, wie du es hier schilderst) finde ich aber absolut nachvollziehbar.
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Terranigma
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Terranigma »

Wenn man eine ruhige und sachliche Diskussion will, erscheint's mir nicht gerade zielführend direkt im Betreff andere Personen als "militant" zu bezeichnen.

Ich lebe selbst vegetarisch, unterrichte u.a. Philosophie an der Schule und "Tierethik" ist da u.a. auch ein Thema im Unterricht, z.B. thematisiere ich auch Peter Singers Buch "Animal Liberation" in dem er den Begriff "Speziismus" erläutert. Sehe mich nun selbst allerdings nicht als "militant" und persönlich kenne ich einige Vegetarier und Veganer, aber zeitgleich kenne ich niemanden der dem im Internet kolportierten Klischee bzgl. Militanz entspricht. Die Menschen haben eine klare Haltung in der Frage - was naheliegend ist, immerhin ist Verzicht eine bewusste Entscheidung - aber that's it. Dass der Ton im Internet teils ziemlich schrill ist mag stimmen; aber im Alltag ist er's für gewöhnlich nicht.
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Heliantha
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Heliantha »

Terranigma hat geschrieben: 16. Jun 2023, 20:45 Wenn man eine ruhige und sachliche Diskussion will, erscheint's mir nicht gerade zielführend direkt im Betreff andere Personen als "militant" zu bezeichnen.
Sie nennt sich selber so - so heißen auch ihr YT und Twitch Kanal. Ich lebe vegetarisch, versuche mehr und mehr in Richtung vegan zu gehen - die militante Veganerin finde ich dennoch ziemlich unerträglich (u.a. aufgrund der Holocaust-Vergleiche, aber auch wegen Äußerungen abseits ihres Kernthemas).
Zuletzt geändert von Heliantha am 16. Jun 2023, 21:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Terranigma
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Terranigma »

Heliantha hat geschrieben: 16. Jun 2023, 20:57Sie nennt sich selber so - so heißen auch ihr YT und Twitch Kanal.
Okay, das war mir nicht klar. Ich habe den Kontext im Ausgangspost ohne Links, u.Ä. nicht so recht nachvollziehen können!
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BummsGeordy
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von BummsGeordy »

Wieso oft sich hier die Frage, worüber wir überhaupt diskutieren: über die Person? Über ihr auftreten? Über die Legitimität ihre Anliegen? Was genau sind denn die Anliegen? Wie sind sie definiert? Und welcher Sache steht man sie gegenüber?

Ja, kann man beliebig aneinander vorbei reden oder sich moralisch Herumwinden.

Menschen, die so sehr nach Aufmerksamkeit schreien, nerven mich grundsätzlich. Daher kann ich auch mit ihm auftreten von dieser Frau nichts anfangen. Das Anliegen, auf Tier wohl aufmerksam zu machen, halte ich aber für gut.
Die Diskussion geht ja häufig weniger darum, ob man hier wohl als wichtig empfindet, sondern vielmehr darum, wie man jetzt persönlich damit umgeht und ob man akzeptiert, wenn jemand anderes eine andere Umgangsweise wählt.Pder?
simu1988
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von simu1988 »

BummsGeordy hat geschrieben: 16. Jun 2023, 21:32 Wieso oft sich hier die Frage, worüber wir überhaupt diskutieren: über die Person? Über ihr auftreten? Über die Legitimität ihre Anliegen? Was genau sind denn die Anliegen? Wie sind sie definiert? Und welcher Sache steht man sie gegenüber?

Ja, kann man beliebig aneinander vorbei reden oder sich moralisch Herumwinden.

Menschen, die so sehr nach Aufmerksamkeit schreien, nerven mich grundsätzlich. Daher kann ich auch mit ihm auftreten von dieser Frau nichts anfangen. Das Anliegen, auf Tier wohl aufmerksam zu machen, halte ich aber für gut.
Die Diskussion geht ja häufig weniger darum, ob man hier wohl als wichtig empfindet, sondern vielmehr darum, wie man jetzt persönlich damit umgeht und ob man akzeptiert, wenn jemand anderes eine andere Umgangsweise wählt.Pder?
Die grundsätzliche Frage ist meines Erachtens ja, ob man Speziesismus als Umgangsweise überhaupt akzeptieren sollte. Wir gestehen anderen Menschen ja im Normalfall auch nicht zu, sich für Rassismus oder für Sexismus zu entscheiden. Ist es Rechtfertigung genug, dass die Leidtragenden hier eben nur Tiere statt Menschen sind?

PS: Deine Autokorrektur ist mit Tierwohl noch nicht vertraut :D
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BummsGeordy
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von BummsGeordy »

Wie belügen uns doch alle selbst, wenn wir behaupten, dass uns Menschen leben, irgendetwas wert wäre. Solange man es ausblenden kann und nicht selber persönlich betroffen ist, ist uns das alles noch ziemlich egal.

Schau dir doch das Flüchtlingsschiff an, dass gerade gesunken ist. Schau dir die Situation in den Krankenhäusern an. (die kenne ich aus erster Hand).
Wenn mir da irgendjemand sagt, dass ihm Menschenwürde oder der Mensch als solches wichtig wäre, dann würden wir das nicht akzeptieren.

Daher kann man sich ja schon fragen, wie man jetzt mit so etwas umgehen möchte.

Ich gebe dir in deine Argumentation natürlich recht: wo zieht man eine moralische Grenze: wieso sollte ein Menschenleben mehr wert sein, als ein Tier Leben? Da gibt es ja zahlreiche Argumente dafür und dagegen.

Das komplizierte ist aus meiner Sicht: wir leben in einer Gesellschaft, in der wir akzeptieren müssen, dass teilweise nicht vereinbare Positionen nebeneinander bestehen :/
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Alienloeffel
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Alienloeffel »

simu1988 hat geschrieben: 16. Jun 2023, 21:39
BummsGeordy hat geschrieben: 16. Jun 2023, 21:32 Wieso oft sich hier die Frage, worüber wir überhaupt diskutieren: über die Person? Über ihr auftreten? Über die Legitimität ihre Anliegen? Was genau sind denn die Anliegen? Wie sind sie definiert? Und welcher Sache steht man sie gegenüber?

Ja, kann man beliebig aneinander vorbei reden oder sich moralisch Herumwinden.

Menschen, die so sehr nach Aufmerksamkeit schreien, nerven mich grundsätzlich. Daher kann ich auch mit ihm auftreten von dieser Frau nichts anfangen. Das Anliegen, auf Tier wohl aufmerksam zu machen, halte ich aber für gut.
Die Diskussion geht ja häufig weniger darum, ob man hier wohl als wichtig empfindet, sondern vielmehr darum, wie man jetzt persönlich damit umgeht und ob man akzeptiert, wenn jemand anderes eine andere Umgangsweise wählt.Pder?
Die grundsätzliche Frage ist meines Erachtens ja, ob man Speziesismus als Umgangsweise überhaupt akzeptieren sollte. Wir gestehen anderen Menschen ja im Normalfall auch nicht zu, sich für Rassismus oder für Sexismus zu entscheiden. Ist es Rechtfertigung genug, dass die Leidtragenden hier eben nur Tiere statt Menschen sind?

PS: Deine Autokorrektur ist mit Tierwohl noch nicht vertraut :D

Ob man Speziesismus als Umgangsweise akzeptieren sollte ist ja eine grundsätzliche, ehtische Frage. Diese anhand der genannten Person zu diskutieren gibt dem ganzen ja durchaus schon gewisse Einschränkungen, weil sie ja durch ihren Umgangston und Auftreten andere gesellschaftlich aktuelle Themen, sagen wir mal, bedient.
Ich habe zu dem Thema Speziesismus mal was von Peter Singer gelesen (Praktische Ethik) und finde einiges daran sehr schlüssig. Inwieweit man diese Ansätze auch übernimmt oder Konsequenzen daraus zieht hängt m.E. sehr viel davon ab inwieweit man sich selbst eingestehen kann ethisch falsche Dinge zu tun oder getan zu haben. An dieser Eigenschaft mangelt es unserer Gesellschaft allerdings sehr, weshalb wir ja auch äußerst fragwürdige bis dumme Dinge bei den Themen Klimaschutz, Tierschutz und Naturschutz zulassen und stattdessen Stellvertreter Diskussionen führen die den Status Quo legitimieren sollen.
Speziesismus ist eigentlich nur abzulehnen wenn man den Menschen klar über anderes Leben stellt. Inwieweit das vertretbar ist, ist eine andere Frage, allerdings scheinen es sich nicht genügend Menschen, die das vertreten, zu trauen das auch so klar zu kommunizieren.
Ich persönlich finde man sollte sich dem Ansatz erstmal stellen und sich auf gesellschaftlicher Ebene fragen warum wir uns mehrheitlich nichtmal trauen solche Dinge auch nur zu hinterfragen. Ob man das dann auch gesellschaftlich umsetzen kann oder welchen grenzen man da eventuell findet, bzw. welchen preis das hätte wäre dann ja der nächste Punkt. Fände ich persönlich in jeder Hinsicht wichtig und wünschenswert, aber wenn es genug Menschen gibt die Leute wie einen Hubert Aiwanger wählen, der mit seinem Geschrei um Zwangsveganismus Erfolg hat, sehe ich da leider wenig Aussicht auf Besserung.
Mauswanderer
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Mauswanderer »

simu1988 hat geschrieben: 16. Jun 2023, 21:39
BummsGeordy hat geschrieben: 16. Jun 2023, 21:32 Wieso oft sich hier die Frage, worüber wir überhaupt diskutieren: über die Person? Über ihr auftreten? Über die Legitimität ihre Anliegen? Was genau sind denn die Anliegen? Wie sind sie definiert? Und welcher Sache steht man sie gegenüber?

Ja, kann man beliebig aneinander vorbei reden oder sich moralisch Herumwinden.

Menschen, die so sehr nach Aufmerksamkeit schreien, nerven mich grundsätzlich. Daher kann ich auch mit ihm auftreten von dieser Frau nichts anfangen. Das Anliegen, auf Tier wohl aufmerksam zu machen, halte ich aber für gut.
Die Diskussion geht ja häufig weniger darum, ob man hier wohl als wichtig empfindet, sondern vielmehr darum, wie man jetzt persönlich damit umgeht und ob man akzeptiert, wenn jemand anderes eine andere Umgangsweise wählt.Pder?
Die grundsätzliche Frage ist meines Erachtens ja, ob man Speziesismus als Umgangsweise überhaupt akzeptieren sollte. Wir gestehen anderen Menschen ja im Normalfall auch nicht zu, sich für Rassismus oder für Sexismus zu entscheiden. Ist es Rechtfertigung genug, dass die Leidtragenden hier eben nur Tiere statt Menschen sind?

PS: Deine Autokorrektur ist mit Tierwohl noch nicht vertraut :D
Das ist tatsächlich eine interessante Frage, nicht in sich, sondern aufgrund der gesellschaftlichen Umsetzung. IMO kann man die Frage ehrlicherweise nur mit "Natürlich ist Speziesismus funktional das gleiche wie Rassismus oder Sexismus" beantworten, aber gesellschaftlich wird dieser Zusammenhang immer noch relativ breit abgelehnt. Hat ein bisschen was von "Mars und Jupiter kreisen vielleicht um die Sonne, aber die Erde? Wie absurd!" Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass es vielen schwer fällt, zu akzeptieren, dass unser Gesellschaftsmodell (das der allermeisten Kulturen) nicht mehr funktionieren kann, wenn man aus diesem funktionalen Zusammenhang die gleiche Zero-Tolerance-Haltung ableitet, wie sie häufig (zumindest vordergründig) im Bezug auf Rassismus, Sexismus etc. angewendet wird.
Rigolax
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Rigolax »

"Practical Ethics" von Singer habe ich auch gelesen. Ich bin in der Sache auch bei der "Militanten Veganerin" per se, ich sah ihren Stream mal in meinen Twitch-Empfehlungen und dachte kurz, ich hätte den weiblichen Destiny entdeckt, diese Art "debate bro", etwas, nun ja, empathiebefreit im zwischenmenschlichen wirkend, (pseudo-)durchrationalisiert, ständig relativ diskursiv herausgeforderte Leute am debaten (was recht langweilig wird irgendwann), bei ihr eben nur recht monothematisch und durchaus militant, so dass es vielleicht eher backfired ("dann erst recht"), aber per se denke ich, dass auch solche eher radikale Proponenten einer Sache gut tun, weil sie im Diskurs eine bestimmte Rolle und Funktion erfüllen und sei es nur die Moderaten in Relation vernünftiger erscheinen zu lassen. So sehe ich es nicht unbedingt als zielführend an, den einzelnen nicht vegetarisch/vegan lebenden Menschen über Gebühr anzugehen, weil der Mensch eben in einem System lebt, in dem es (noch) normal ist, so zu leben, und auch wenn Nicht-Vegetarismus in Bezug auf die Industrie weitgehend auch moralisch verwerflich ist (wäre ich moralischer Realist würde ich von "falsch" sprechen), so ist das eben nicht der status quo; zukünftige Generationen mögen "uns" aber zu Recht dafür verurteilen. Für moralisch/ethisch vertretbar halte ich Nutztierhaltung im eher kleinen, etwa haben meine Eltern ein paar Hühner übernommen von einer älteren Frau, seitdem meine Mutter Corona-Wahnsinn, naiv-pseudolibertär auf dem Selbstversorgertrip ist und die Hühner werden zweifellos exzellent behandelt mit viel Freiraum und allgemein Care, die leben hier im Paradies und dann halte ich es für ethisch vertretbar. Haustierhaltung halte ich aber ähnlich wie PETA für recht verwerflich, es hängt aber vom Haustier ab, insb. Hundehaltung sehe ich kritisch angesichts des Abhängigkeitsverhältnisses und der grundsätzlichen Intelligenz von Hunden (obwohl auch Hühner verdammt schlau sind, zumindest im Hühnersein); wobei das verwerfliche auch darin liegen könnte, dass die Hunde erst menschenkompatibel gezüchtet wurden, na ja, also auch da, den einzelnen Halter möchte ich nicht verurteilen und viele Hunde haben ein exzellentes Leben so, aber grundsätzlich teile ich PETAs Antinatalismus in dem Kontext, also dass Hundehaltung am besten abgeschafft werden würde, indem Hunde gar nicht mehr neu zur Haltung geboren werden; bei anderen Haustieren sehe ich es weniger schlimm, könnte aber auch sein, dass ich einen Bias habe, weil ich Katzen grundsätzlich recht mag.

"Militant" ist übrigens ein komisches Wort. Im Französischen heißt es als Nomen einfach nur Aktivist, ohne Nebenbedeutung. Ich kann das etymologisch aber nicht aus dem Stegreif erklären.
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TrueKraut
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von TrueKraut »

Rigolax hat geschrieben: 16. Jun 2023, 22:07 "Militant" ist übrigens ein komisches Wort. Im Französischen heißt es als Nomen einfach nur Aktivist, ohne Nebenbedeutung. Ich kann das etymologisch aber nicht aus dem Stegreif erklären.
Etymologisch landet man beim lateinischen "militare" was etwa bedeutet als Soldat zu dienen. Die französische Lesart ist mir gänzlich neu. Militant zu sein hilft jedenfalls aus meiner Sicht enorm dabei seine Ziele zu erreichen. Sehr gutes Beispiel dafür sind die USA.

Ich persönlich finde Massentierhaltung furchtbar und würde sofort dafür abstimmen dass die Politik sich diesem Thema annimmt.
Dabei ist zu bedenken dass Konsum von tierischen Lebensmitteln bei vielen Menschen auf einer instinktiven Ebene als positiv wahrgenommen wird und tendenziell auch Wohlstand symbolisiert. In China beispielsweise gibt es einen Wahnsinns Fleischkonsum durch die Arbeiterklasse die sich erstmals sowas regelmäßig leisten kann.

Ich selbst konsumiere tierische Lebensmittel und fühle mich schon länger nicht mehr gut dabei, aber ich bin auch sehr bequem und oft gibts bei den Eltern halt Hausmannskost und da bin ich natürlich gerne zu Gast. Wenn ich mal was übrig lasse werde ich sofort gefragt ob das essen nicht gut war und Mutti denkt direkt sie hätte irgendwas falsch gemacht. Total archaisch irgendwie.

Wenn meine Mission wäre viele Leute von fleischloser Ernährung zu überzeugen dann würde ich sagen dass ein militanter Ansatz wesentlich besser funktioniert als Aktivismus im modernen Sinne. Ein Einmarsch des US Militärs würde mich zunächst bestimmt "überzeugen", noch besser wäre aber ein Positivbeispiel, ein role Model im klassischen Sinne. Ich sehe viele VeganerInnen die eine gute Figur haben, etwas wo ich bei mir zb optimierungsbedarf sehe. Im prinzip Attraktiv aber mich schreckt es unglaublich ab mit welchen Methoden diese Leute dann Aktivismus betreiben bzw ihre Agenda promoten. Sehr plump, unreflektiert, Holzhammermethode - bei ihr noch dieser lächerliche Spießrutenlauf in sämtliche Tv Sendungen. Klar so kriegt man Aufmerksamkeit um jeden Preis aber viele reagieren allergisch darauf zu sehen dass die Agenda offenbar wichtiger ist als ein Minimum an Anstand oder Respekt beim interagieren mit anderen Menschen.
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Mauswanderer »

TrueKraut hat geschrieben: 17. Jun 2023, 06:21
Wenn meine Mission wäre viele Leute von fleischloser Ernährung zu überzeugen dann würde ich sagen dass ein militanter Ansatz wesentlich besser funktioniert als Aktivismus im modernen Sinne.
Ich nehme angesichts deiner weiteren Ausführungen an, dass bei dieser Kernaussage ein "nicht" fehlt?

Dann würde ich nämlich sagen: Nur mit feel-good-Aktivismus geht es nicht. Die meisten Menschen sind einfach nicht in der Lage, alleine aus in Einsicht geborenen "guten Vorsätzen" eine derart radikale Verhaltenswende zu vollziehen, auch nicht auf Raten (wenn wir mal geologische Zeitlinien als für Aktivisten inakzeptabel annehmen). Das wäre bei einem Großteil nur mit emotionalem Aufruhr, gesellschaftlichem "Shaming" und - bei einigen - Zwang zu erreichen. Das heißt nicht, dass sich durch, wie du sagst, "modernen" Aktivismus nicht auch etwas verbessert und dessen Einfluss auf Institutionen und Unternehmen beim Gesamtvorhaben eine wichtige Rolle spielt, aber, und hier haben wir wieder eine Parallele zu Rassismus und Sexismus, die Masse der "-istischen" erreicht man damit nicht.

Reaktionäre Gegenreaktionen muss man übrigens immer einplanen, den Protest an sich deswegen zu beschneiden ist eine Forderung, die nicht selten in bad faith vorgetragen wird. Bei der Klimakrise wurden auch Fridays for Future hart angegangen, einschließlich perverser Fantasien, was Greta Thunberg alles so verdient hätte, in Form von Stickern auf Autos auch der Oberschicht. Und das war vor der breiten Wahrnehmung von Klebeaktionen und Co.
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LegendaryAndre
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von LegendaryAndre »

Ich denke dass es eine Frage der Zeit ist bis Menschen den Wert einer fleischlosen Ernährung begreifen und sich das irgendwann im kollektiven Bewusstsein der Menschheit verankert. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es auch dann noch Ausnahmen geben wird, selbst wenn die Mehrheit sich vom Fleischkonsum verabschiedet und einer veganen Lebensweise zugewendet hat. Man darf hoffen dass es in der Zukunft auch die Möglichkeit gibt Fleisch und andere Produkte künstlich herzustellen ohne dass ein Tier dafür leiden muss. Dann erübrigt sich die Diskussion rein um ethische Fragen ohnehin.

Für nicht sinnvoll halte ich fanatische Methoden bei denen man anderen vorschreiben will, was sie zu tun haben. Das sorgt nur für Ärger, Frustration und Trotzreaktionen. Aufklärung im positiven Sinne ist wichtig, aber Verbote bringen nichts. In meinem Bekanntenkreis habe ich anderen nie etwas vorgeschrieben oder meinen Unmut ihnen gegenüber geäußert, sondern einfach nur erklärt warum ich mich selbst für diese Lebensweise entschieden habe. Erstaunlich ist, dass nicht sofort, aber nach einigen Jahren viele ihre Ernährung angepasst haben ohne dass ich jemals wieder etwas zu dem Thema gesagt habe. Manche sind Vegetarier oder Veganer geworden, andere essen einfach weniger Fleisch.
Mauswanderer hat geschrieben: 17. Jun 2023, 09:56 Dann würde ich nämlich sagen: Nur mit feel-good-Aktivismus geht es nicht. Die meisten Menschen sind einfach nicht in der Lage, alleine aus in Einsicht geborenen "guten Vorsätzen" eine derart radikale Verhaltenswende zu vollziehen, auch nicht auf Raten (wenn wir mal geologische Zeitlinien
Das glaube ich auch! Man muss halt unterscheiden können wo das sinnvoll ist und wie weit man gehen sollte. Ich kenne mich da nicht ausreichend gut aus um das Thema weiter zu vertiefen daher halte ich das gar nicht für sinnvoll. Beobachten konnte ich dass sich aber trotzdem viel getan hat. Während man vor zwanzig Jahren auf Speisekarten kaum Gerichte für Vegetarier finden konnte, sieht das nun anders aus. Ebenso beim Einkauf im Lebensmittelgeschäft. Es gibt eine deutlich größere Auswahl, woraus ich schließe dass auch der Bedarf nach vegetarischen / veganen Produkten größer geworden ist, was mich zu der Annahme führt dass auch die Zahl von Menschen die sich fleischlos ernähren größer geworden muss. Und das ist ja immerhin etwas!
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Alienloeffel
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Alienloeffel »

LegendaryAndre hat geschrieben: 17. Jun 2023, 10:32 ...
Für nicht sinnvoll halte ich fanatische Methoden bei denen man anderen vorschreiben will, was sie zu tun haben. Das sorgt nur für Ärger, Frustration und Trotzreaktionen. Aufklärung im positiven Sinne ist wichtig, aber Verbote bringen nichts.
...
Ich finde deine weiteren Ausführungen auf jeden Fall sinnvoll, aber hier würde ich gerne fragen warum etwas zu verbieten denn fanatisch ist? Dir wird ja auch verboten ein Fahrzeug mit Kohle zu betreiben aus Umgebungs- und Umweltschutz. Verbote bringen durchaus was, weil sie die Alternativen zum verbotenen hervorheben und, unter der Annahme eines sinnvollen Verbots, zeigen können, dass das Verbotene aus gutem Grund verboten wurde.
Die Leute würden ohne Verbot mit Sicherheit noch trinkend und nicht angeschnallt fahren. Fanden viele seinerzeit auch furchtbar und heute ist es das normalste der Welt.
Ein Verbot der massentierhaltung bzw den Verkauf von Waren aus diesem wäre sicherlich sinnvoll.
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Desotho
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Desotho »

Hauptsache die Frau fängt nicht an sich auf die Straße zu kleben :)
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von LegendaryAndre »

Alienloeffel hat geschrieben: 17. Jun 2023, 18:40
LegendaryAndre hat geschrieben: 17. Jun 2023, 10:32 ...
Für nicht sinnvoll halte ich fanatische Methoden bei denen man anderen vorschreiben will, was sie zu tun haben. Das sorgt nur für Ärger, Frustration und Trotzreaktionen. Aufklärung im positiven Sinne ist wichtig, aber Verbote bringen nichts.
...
Ich finde deine weiteren Ausführungen auf jeden Fall sinnvoll, aber hier würde ich gerne fragen warum etwas zu verbieten denn fanatisch ist? Dir wird ja auch verboten ein Fahrzeug mit Kohle zu betreiben aus Umgebungs- und Umweltschutz. Verbote bringen durchaus was, weil sie die Alternativen zum verbotenen hervorheben und, unter der Annahme eines sinnvollen Verbots, zeigen können, dass das Verbotene aus gutem Grund verboten wurde.
Die Leute würden ohne Verbot mit Sicherheit noch trinkend und nicht angeschnallt fahren. Fanden viele seinerzeit auch furchtbar und heute ist es das normalste der Welt.
Ein Verbot der massentierhaltung bzw den Verkauf von Waren aus diesem wäre sicherlich sinnvoll.
Gut dass du nachgefragt hast!

Ich habe mal irgendwo in einer Doku gesehen dass in einem Land aus religiösen Gründen der Fleischkonsum verboten wurde und danach der Verkauf über den Schwarzmarkt erfolgte. Hinter verschlossenen Türen hat man dann in der Wohnung heimlich Fleisch gegessen. Ich finde die Doku leider nicht mehr, aber das war wohl das was ich im Hinterkopf hatte als ich "Verbot" geschrieben hatte. Dahingehend finde ich sollte man niemandem etwas verbieten, wohl aber bei der Art und Weise wie Fleisch hergestellt wird. Und die Massentierhaltung ist eine ganz üble Sache wenn man sich das bewusst vor Augen hält.

Vorschriften bringen nichts, Verbote können durchaus sinnvoll sein. Da bin ich ganz deiner Meinung! Ein Verbot der Massentierhaltung wäre auf jeden Fall der richtige Weg! Gerade auf politischer Ebene müsste man da viel mehr tun und eine Umstrukturierung in Gang setzen. Die Massentierhaltung gehört aus meiner Sicht zu den größten Verbrechen der Menschheit. Hier wäre ein Verbot sogar der einzige Weg um schnellere Ergebnisse zu erzielen, weil mächtige Konzerne keine andere Sprache verstehen.
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Crenshaw
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Crenshaw »

Alienloeffel hat geschrieben: 17. Jun 2023, 18:40 Ich finde deine weiteren Ausführungen auf jeden Fall sinnvoll, aber hier würde ich gerne fragen warum etwas zu verbieten denn fanatisch ist?
das Verbot müsste aber global sein, sonst holt man sich das Fleisch bloß von woanders
Alienloeffel hat geschrieben: 17. Jun 2023, 18:40 Verbote bringen durchaus was, weil sie die Alternativen zum verbotenen hervorheben und, unter der Annahme eines sinnvollen Verbots, zeigen können, dass das Verbotene aus gutem Grund verboten wurde.
wenn es Alternativen gibt, ob alle Fleischalternativen gleichwertig sind, wage ich zu bezweifeln
Alienloeffel hat geschrieben: 17. Jun 2023, 18:40 Die Leute würden ohne Verbot mit Sicherheit noch trinkend und nicht angeschnallt fahren. Fanden viele seinerzeit auch furchtbar und heute ist es das normalste der Welt.
wo lebst Du? sowohl betrunken als auch nicht angeschnallt wird auch heute noch gefahren, bloß nicht in der Masse, zumindest anschnallen tuen die meisten, Alkohol will ich nicht wissen wie die Dunkelziffer ist und wenn ich mir anschauen mit welchen Medikamenten eigentlich auch nicht Auto fahren sollte/darf und es trotzdem gemacht wird
[/quote]
Alienloeffel hat geschrieben: 17. Jun 2023, 18:40 Ein Verbot der massentierhaltung bzw den Verkauf von Waren aus diesem wäre sicherlich sinnvoll.
ist dir bewusst was alles (ausser Fleisch) aus der Massentierhaltung kommt
Maestro84
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Re: Die militante Veganerin, Veganismus und Speziesismus

Beitrag von Maestro84 »

Ich als Allesesser - halt so ein typischer, mittelalter, weißer, heterosexueller, autofahrender und rammsteinhörender Mann - versuche mittlerweile, den Militanten dieser Welt mit Ignoranz zu begegnen. Ich hab zwar jahrelang auch durchaus gerne ebenso militant den Konflikt gesucht, aber mit fast 40 merke ich, dass meine Lebenszeit auch nur endlich ist. Wer meint, er/sie/es müsse sein Leben als Glaubenskrieger im Namen seiner Götter zu verbringen, der/die/das muss es eben tun, aber sollte halt eben auch nicht erwarten, dass Menschen sich militant missionieren lassen - ein Problem, dass gerade aus der grünen Ecke zu Viele immer noch nicht gelernt haben. Zum Vergleich "Massentierhaltung = Holocaust" muss man, gerade als Deutscher, wohl nicht wirklich Etwas sagen. Mich erinnert das an die Aussage eines Grünen hier im Stadtparlament, als dieser von "Hühner-KZ" sprach. Widerliche Verharmlosung.

@TrueCraut:
Eine gute Figur hat erstmal Nichts mit dem Thema an sich zu tun. Was bringt fleischlose Ernährung, wenn am Ende der teils Ersatzschrott mit schlechten "Nährwerten" konsumiert wird? Ich halte es auch für wenig aussagekräftig, wenn gestylte und durchtrainierte Influencer jedweden Genres suggieren, dass deren Art zu leben quasi übertragbar ist. Auch bedeutet Fleisch essen nicht automatisch eine Unterstützung für Massentierhaltung.
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