Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

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BasF
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Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

Beitrag von BasF »

Ich habe gerade mit Begeisterung diesesn Podcast angehört, denn ich habe mich da als Geschichtslehrer sofort wiedergefunden, denn witzigerweise wollte ich auch aus den gleichen Gründen Stronghold in der 8. Klasse einsetzen, allerdings nicht eine komplette Unterrichtsreihe lang, sondern eigentlich nur um meine Schülerinnen und Schüler mal selbst eine Burg gestalten zu lassen, nachdem sie die Elemente einer Burg im Unterricht erarbeitet hatten. Das konnte ich dann aber leider nicht durchführen, da wir leider auf unseren Rechnern keine Programme installieren dürfen und esso gut wie unmöglich ist, dass mir das Installieren von Spielen seitens der Stadt uns erlaubt wird. Das ist sehr schade. Mir fallen spontan ein paar Spiele ein, die man gut nutzen könnte: Patrizier II, bzgl. der Hanse, Kingdome Come mit dem Klosterabschnitt oder aber auch Crusader Kings bzgl. des Lehnswesens.

Deswegen habe ich bisher nur mit OpenTTD im Wirtschaftsunterricht arbeiten können, da das nicht über Windows installiert werden muss und auch gemeinfrei ist. Das kann ich übrigens nur empfehlen. Das Spiel lässt sich gut einrichten, die Steuerung ist relativ simpel, die Schülergruppen können gemeinsam eine Firma leiten und es ist so einsteigerfreundlich. Für das verdeutlichen von Warenkreisläufen, aber auch um zum zeigen von marktwirtschaftlichen Prozessen hat das prima funktioniert. Insgesamt hat es auch den meisten Schülern gefallen. So gut sogar, dass einzelne Schüler sogar noch nach der Schule und trotz des Alters des Spiels privat zuhause im Multiplayer weitergespielt haben.

Grundsätzlich ist es aber schön, dass wohl langsam didaktische Einsatzkonzepte für PC-Spiele entwickelt werden un dich danke auch schon einmal für den Hinweis auf den Sammelband. Ich hoffe mal, dass ich es noch erlebe, dass man PC-Spiele nicht unbdedingt nur in einer großen Unterrichtsreihe in den Unterricht mit einbringt, sondern einfach mal einen Sachverhalt anstatt an einer Karikatur, Schriftquelle, (Doku)filmsequenz auch an einem PC-Spiel zeigen kann.

Ich hätte aber auch nochmal eine Frage an Maximilian:
Wie habt ihr das eigentlich mit den Spielizenzen gemacht? Musste da jeder Schüler eine Lizenz (bei Gog?) kaufen? Ansonsten hängt man ja als Lehrer mit einem Bein im Knast. Das war dann auch der Grund, warum ich dann mein Projekt neben der Bürokratie schnell begraben musste. Denn ich ich dachte für 4-6 Schulstunden kannst du die Eltern nicht zwingen sich a) bei Gog zu registrieren und b) das Spiel zu kaufen und sowas wie Schullizenzen kennen die Plattformen ja nicht.
Voigt
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Re: Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

Beitrag von Voigt »

Ich weiß zumindest von Paradox Interactive, dass man die anfragen kann wenn man deren Spiele im Unterricht nutzen mag, und da bekommt man wohl relativ einfach kostenlos Lizenzen für.
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Terranigma
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Re: Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

Beitrag von Terranigma »

BasF hat geschrieben: 26. Jul 2023, 19:48
Grundsätzlich ist es aber schön, dass wohl langsam didaktische Einsatzkonzepte für PC-Spiele entwickelt werden un dich danke auch schon einmal für den Hinweis auf den Sammelband.
Das ist für mich leider die Krux: didaktische Konzepte müssen am Ende des Tages ja auch konkret im Unterrichtsalltag realisiert werden können, und alleine aufgrund der technischen Hürden - auch, wie alleine das Erlenen der Bedienung des jeweiligen Spiels ausreichend Zeit benötigt - erscheint es mir auf absehbare Zeit leider unrealistisch. Wie du sagst, scheitert bisher ja bereits daran, dass entweder die technische Ausstattung fehlt, man keine Software installieren darf oder man auch keine Keys, o.ä. im Klassensatz bestellen kann.

Ist wirklich schade, weil da viel Potential liegt, z.B. auch im Discovery Modus von Assassin's Creed, o.ä. Persönlich bin ich aufgrund der technischen Hürden, die Videospiele als Medium leider haben, eher recht skeptisch, ob diese sich jemals an Schulen etablieren, oder überhaupt im Regelunterricht genutzt werden können. Ein Buch etwa benötigt keinerlei Hardware und kostet nur ein paar Euro; einen Film kann man am Board abspielen; aber für Videospiele benötigt im Prinzip jeder Schüler ein eigenes Gerät und auf jedem Gerät muss wiederum das Spiel installiert sein - und laufen können.


Ich habe da bisher leider auch keinerlei gangbare Möglichkeit gefunden, dabei ist das didaktische Potential von Videospielen im Geschichtsunterricht - aber auch vielen anderen Fächern - enorm.
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Stew_TM
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Re: Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

Beitrag von Stew_TM »

Ich für meinen Teil fand diese Folge ebenfalls sehr interessant und im Pen and Peper in der Römerzeit sehe ich, wenn man das entsprechend aufzieht - Kulisse, Kostüme, vielleicht Mitspieler:innen mit gewissem Bekanntheitsgrad (wie Dom :D) - sogar prinzipiell ein Potenzial für ein erfolgreiches YouTube-Format.

Vor allem aber freue ich mich darüber, dass endlich einmal das gute alte Stronghold - soweit ich weiß eine Prämiere - bei The Pod thematisiert wird :D Gerade mit Crusader habe ich in meiner Jugend (und bis heute!) locker hunderte, wenn nicht gar 1.000+ Stunden verbracht. Über das Potenzial der Geschichtsvermittlung habe ich dabei nie bewusst nachgedacht. Abgesehen natürlich von dem generellen Schlaglicht auf die gewählte Zeitepoche, hier der dritte Kreuzzug - für mich war das der Zugang, mich mehr über Richard Löwenherz, Saladin, Kaiser Friedrich etc. zu informieren.

Bei all den beschriebenen Schwierigkeiten, Computerspiele als didaktisches Konzept zur Wissensvermittlung im Schulalltag zu etablieren, könnte man beinahe sagen: "Ihr könnt das dort nicht platzieren, Mylord".
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Textsortenlinguistik
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Re: Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Danke für den interessanten Podcast an die beiden Caster!

Grundsätzlich begegne ich dem Thema Videospiele in der (Geschichts-)didaktik mit Skepsis, da meines Eindruckes nach dabei vor allem Videospiel-Enthusiasten "ihr" Medium in einen Bildungskontext pressen wollen, auch wenn dieses Medium dafür nicht geeignet ist. Das Thema Geschichtskultur und Geschichtsbilder hat zwar auch einen Platz in Bildungsplänen, steht meiner Ansicht nach eher am Rande des Fachs und wird klassischerweise gerne am Medium Film exerziert. Hier sähe ich eher Platz für eine Betrachtung von Videospielen, die aufgrund ihrer Betonung von Mechaniken und in der Folge oft zweifelhaften Darstellung von Geschichte aus meiner persönlichen Sicht ein meist ungeeignetes/uneffizientes Medium zur Vermittlung von Fachkompetenzen sind.

Was nicht heißt, dass interaktive digitale Lernmedien und -spiele nicht großes Potential haben können - klassische "gamey"-Spiele (RTS, Shooter, 4X) mit historischem Setting sind es mMn nicht, auch wenn diese individuell sicher Ausgangspunkt für das eigene Interesse an historischen Spielen sein können.
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SirGaiwan&TheGreenT
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Re: Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

Beitrag von SirGaiwan&TheGreenT »

Terranigma hat geschrieben: 26. Jul 2023, 23:18 Ich habe da bisher leider auch keinerlei gangbare Möglichkeit gefunden, dabei ist das didaktische Potential von Videospielen im Geschichtsunterricht - aber auch vielen anderen Fächern - enorm.
Mal naiv ohne pädagogischen Hintergrund gefragt und auch wenn es vielleicht nicht das maximale aus dem Potential herausholt: Aber gäbe es nicht die Möglichkeit ggf. ein privates Gerät an den Beamer im Klassenraum anzuschließen, um verschiedene Dinge fürs Erste zeigen zu können und zu veranschaulichen. Könnten dann halt nur Einzelne, oder man selber kurze Passagen vorspielen, was natürlich weit entfernt davon ist, die Schüler/innen durch aktives Mitmachen zu binden, aber ein grundsätzliches Interesse ließe sich doch so wecken?!? :think:
BasF
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Re: Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

Beitrag von BasF »

SirGaiwan&TheGreenT hat geschrieben: 27. Jul 2023, 16:38
Terranigma hat geschrieben: 26. Jul 2023, 23:18 Ich habe da bisher leider auch keinerlei gangbare Möglichkeit gefunden, dabei ist das didaktische Potential von Videospielen im Geschichtsunterricht - aber auch vielen anderen Fächern - enorm.
Mal naiv ohne pädagogischen Hintergrund gefragt und auch wenn es vielleicht nicht das maximale aus dem Potential herausholt: Aber gäbe es nicht die Möglichkeit ggf. ein privates Gerät an den Beamer im Klassenraum anzuschließen, um verschiedene Dinge fürs Erste zeigen zu können und zu veranschaulichen. Könnten dann halt nur Einzelne, oder man selber kurze Passagen vorspielen, was natürlich weit entfernt davon ist, die Schüler/innen durch aktives Mitmachen zu binden, aber ein grundsätzliches Interesse ließe sich doch so wecken?!? :think:
Das geht natürlich, insofern die Beamer funktionieren und man durchs Abstöpseln nicht die heilige Beamer-PC Verbindung stört. Ich habe mal vor den Ferien als kleines Event ein Street Fighter Turnier über den Beamer laufen lassen und danach Rotz und Wasser geschwitzt, als der PC nach der Geschichte den Beamer nicht mehr erkannt hat. Denn erkläre das mal dem IT-Beauftragten... Und beim reinen Zeigen geht meiner Ansicht nach der Nutzen des Mediums PC gegenüber anderen Vermittlungsformen verloren.

Der große Vorteil den Spiele in den Geschichtsunterricht einbringen können ist ja gerade die Handlungsorientierung. Um mal beim Beispiel des Podcasts zu bleiben: Anstatt etwas über das Lehenswesen im Buch oder durch Quellen zu lesen, erfährt man spielerisch etwas über die Zwänge und Nöte eines Lehnsherren, kann sich viel leichter in die Lage der Lehnsherren hineinversetzen, da man als solcher in dem abgesteckten Szenario wie ein solcher aktiv handelt anstatt nur rezipiert und so im besten Fall fremdartige oder unverständliche Handlungsweisen nachvollziehen kann. Dies könnte man auch durch die im Geschichtsunterricht gerne genutzte Rollenspiele erreichen, aber das Computerspiel ist dazu im Vergleich wesentlich immersiver.
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Terranigma
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Re: Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

Beitrag von Terranigma »

SirGaiwan&TheGreenT hat geschrieben: 27. Jul 2023, 16:38 [...], aber ein grundsätzliches Interesse ließe sich doch so wecken?!? :think:
@BasF hat bereits den Knackpunkt dargelegt, nämlich dass das didaktisch Interessante am Videospiel ja die Interaktivität ist, welches es grundsätzlich von anderen Medien unterscheidet. Szenen frontal vorzuspielen wäre eine passive Präsentation nicht unähnlich eines Films, o.ä. Da könne ich ebenso Szenen aus einem Let's Play zeigen. Das habe ich bereits getan, z.B. kommentarlose Let's Plays aus dem Discovery-Modus von Assassin's Creed: Odyssey. Aber das eigentlich Relevante des Mediums - eben die Interaktivität - ist damit nicht abbildbar.

Interesse wecken lässt sich über eine so eine Präsentation sicherlich, aber da sage ich jetzt mal unbescheiden und selbstbewusst: mein Unterricht ist spannend genug, dass ich Interesse nicht über soetwas erst wecken muss. Liegt auch daran, dass man schon vorsätzlich schlechten Unterricht machen muss, damit die Kiddies solche Themen wie klassische Antike, Mittelalter, u.ä. nicht grundsätzlich spannend finden. :D


Wenn ich Zeit habe - wie jetzt - grübel ich regelmäßig darüber, wie ich Videospiele in den regulären Unterricht einbinden kann. Aber da fällt mir nichts ein. Am Ende nutze ich Videospiele als Themen - z.B. fehlende Sklaverei in Anno 1800 - oder als Gegenstände - z.B. die Darstellung der kulturellen Entwicklung der Menschheit im Techtree von Civilization 6 - oder eben Let's Plays. Ist schon was, macht den Kiddies - und mir - auch viel Spaß, aber das Wesen von Videospielen bekommt man so leider nicht zu packen.
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Ttil19
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Re: Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

Beitrag von Ttil19 »

Servus,

sehr interessante Folge - bin allerdings auch Geschichtslehrer. Kann man das Unterrichtskonzept, das in der Folge vorgestellt worden ist, irgendwie zur eigenen Nutzung und Weiterentwicklung bekommen? Gerne auch gegen Bezahlung versteht sich.
Ich plane schon seit einiger Zeit ein W-Seminar (Gymnasium Bayern) zu genau diesem Thema - Geschichtsvermittlung in Computer-/Videospielen - anzubieten. Alles was ich dazu bekommen kann, nehme ich gerne mit. Daher auch vielen Dank für den Tipp mit dem Sammelband.

Viele Grüße
meomeomeo
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Registriert: 9. Feb 2017, 16:57

Re: Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

Beitrag von meomeomeo »

Ich schließe mich an, sehr interessante Folge! Wird das P&P fürs Museum auch irgendwo publiziert, z.B. auf der Homepage des Museums zum Download (auch gegen Gebühr)? Würde gerne mal durchlesen.
SirGaiwan&TheGreenT
Beiträge: 1515
Registriert: 3. Apr 2022, 17:55

Re: Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

Beitrag von SirGaiwan&TheGreenT »

Mit etwas Verzögerung nachgeholt und bin begeistert von der Folge. Die war richtig stark. Dom in Bestform, Maximilian ein toller Gast. Beide gut vorbereitet und voll im Thema drin, angenehmer Gesprächsfluss. Hat mir richtig gut gefallen, war einfach schön zuzuhören. :clap: :dance:

Rein vom persönlichem Interesse würde ich mir wünschen, wenn Dom anstelle von Horror- noch öfter Geschichtsthemen behandeln würde.:)
LMPDNL
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Registriert: 7. Jun 2022, 09:04

Re: Wer macht denn sowas? Geschichtsvermittlung in Spielen

Beitrag von LMPDNL »

Terranigma hat geschrieben: 27. Jul 2023, 19:46
Wenn ich Zeit habe - wie jetzt - grübel ich regelmäßig darüber, wie ich Videospiele in den regulären Unterricht einbinden kann. Aber da fällt mir nichts ein.
Ich bin etwas spät dran, aber ich muss deinen skeptischen Einwänden hier einfach noch einmal zustimmen. Die Herausforderungen beim Einsatz von Videospielen kamen mir im Podcast selbst einfach viel zu kurz. Die technischen Hürden, die ich in absehbarer Zukunft für kaum überwindbar halte, wurden eh schon diskutiert. Ich würde da noch hinzufügen, dass auch der flüssige Umgang mit Keyboard, Maus, Computer bei den Schüler:innen nicht vorausgesetzt werden kann. Die Sozialisierung mit dem PC/Laptop ist außerhalb der Gymnasien sehr selten geworden, soweit ich das für österreichische Mittelschulen beurteilen kann. Ich bezweifle, dass das in deutschen Haupt- und Realschulen anders ist. Ein Spiel wie Stronghold wäre je nach Klasse für über 90% der Jugendlichen eine völlig neue Erfahrung, hochkomplex und sperrig. Und das bringt mich direkt zu meinem Hauptkritikpunkt: Aufwand vs. maximales Lernresultat.

In welchem Verhältnis steht letztendlich der Aufwand der Methode zum erwartbaren/erhofften Lernresultat? Wenn ich es schaffe die technischen und organisatorischen Hürden, die der Einsatz von so einem Spiel wie Stronghold mit sich bringt, zu überwinden, fängt meine Arbeit als Pädagoge ja erst an. Das Spiel ist komplex, das Interface für die Jugendlichen ungewohnt und sperrig. Ich muss also erstmal eine detaillierte Anleitung erstellen. Dann kommen Arbeitsanweisungen, die in diesem Fall kleinteilig durch den Auftrag führen müssen. Ich muss ein Spielszenario für den Arbeitsauftrag erstellen, denn Kampagne oder freies Spielen werden sich wohl nicht eignen. Kann gar nicht beurteilen, wie viel Zeit das frisst. Am Ende muss da ein extrem optimiertes Projekt dabei rauskommen, damit ich den Schüler:innen auf anschauliche (aber eigentlich auch sehr verzerrte, Stichwort: Geschichtsbilder, Spiel als Unterhaltungsmedium) Art und Weise, ja, aber eigentlich sehr wenig Inhalt vermitteln kann. Also der maximale Lernerfolg ist, dass die Schüler:innen lernen, wie ein mittelalterliches Dorf mit Lehensherr (ungefähr) funktioniert, mit Subsistenzwirtschaft, eventuell Größenverhältnissen, einfachem Tagesablauf, bisschen Ständeordnung, vlt. auch in Grundzügen kriegerische Auseinandersetzungen mit Belagerung etc. Um dieses Lernresultat zu erreichen, bedarf es allerdings eines didaktischen Geniestreiches, da muss so viel glatt laufen, der Aufwand für vielleicht zwei Schulstunden wäre gigantisch. Stattdessen könnte ich mit Bildern, Filmausschnitten, Originalquellen arbeiten/arbeiten lassen und das gleiche Lernergebnis viel zuverlässiger erreichen.

Fazit: Textsortenlinguistik bringt es gut auf den Punkt: "Grundsätzlich begegne ich dem Thema Videospiele in der (Geschichts-)didaktik mit Skepsis, da meines Eindruckes nach dabei vor allem Videospiel-Enthusiasten "ihr" Medium in einen Bildungskontext pressen wollen, auch wenn dieses Medium dafür nicht geeignet ist." Das Medium ist eben nicht wie im Podcast axiomatisch angenommen wird, wie gemacht für den Geschichtsunterricht. Unterricht heißt oft mit begrenzten Ressourcen arbeiten, alle mitnehmen, Inhalte strukturiert, zeiteffizient und (unmiss-)verständlich kommunizieren. Videospiele sind unter diesen Gesichtspunkten eigentlich nicht besonders geeignet.
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